Der Markt der Künste

  • Er betrachtete Tamar, als sie dem Mädchen einen skeptischen Blick zuwarf. Er war darauf vorbereitet, alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, was das weitere Vorgehen betraf; worauf er nicht vorbereitet war, war ihre Bewegung, die sie in seine unmittelbare Nähe brachte.
    Ein feiner Duft, der von ihr ausging… eine Erinnerung… mehr war es nicht, das ihn für den überraschenden Moment davon ablenkte, einen Schritt zurück zu weichen.
    Ihre Worte folgten.

    Ascan hielt Tamars Blickkontakt. Ungewohnt…
    Es gab nur bestimmte Gelegenheiten, bei denen ihn dieses Wort überkam. Es war lange her, dass er jemandem mit ungeteilter Aufmerksamkeit in die Augen geblickt hatte... Vergeblich suchte der Sylph nach einer Substanz der Natur, mit der ihre Augenfarbe identisch gewesen wäre.


    Seine Sicht auf Milena wurde vom Stoff der Kapuze versperrt und eine Kopfbewegung wäre verräterisch gewesen. Mitspielen?
    Als der Augenblick andauerte, das Schweigen zu einem Bann heran wuchs, begann ihm warm zu werden.

  • Violet beobachtete das kleine Mädchen weiterhin. Sie wusste nicht warum, aber irgendetwas erschien ihr nicht richtig an dem Mädchen. Wenn die Kleine wirklich nach ihren Eltern suchte, wieso tat sie dann plötzlich so unbeschwert und sorglos wie sie da so auf dem Brunnenrand saß und mit den Beinen schaukelte.
    Auch der Blick den sie zwischen dem Sylphe und der Frau hin- und herwarf erschien für Violet eher erfreut als ängstlich.
    Ein Kind dass seine Eltern verloren hatte würde gänzlich anders reagieren, eingeschüchterter, ängstlicher und auch schreckhafter gegenüber allem.


    Mit abschätzendem Blick beobachtete Violet weiterhin und war angestrengt am nachdenken.

  • Einen Herzschlag länger verharrte er noch, dann wich er zurück, wobei sein Stiefelhacken hart an den Brunnenrand stieß. Sein Puls beschleunigte sich blitzartig. Sofort rief sich der Sylph zur Vernunft.
    Trotzdem verblieb ein Rest Unruhe.

    Seine Impulsivität rang ihm ein karges Lächeln ab. In Momenten wie diesen schalt er sich einen Narren… dabei war es eben jener Instinkt, ohne den er diesen Tag nicht einmal erleben würde.


    Milena hatte sich derweil dem Wasser zugewandt und planschte nun mit den Händen darin herum. Einige ihrer Haarsträhnen fielen dabei ins Nass, woran das Mädchen sich nicht zu stören schien. Viel mehr strahlte sie, als sie versuchte, einen Fetzen Papier zu erhaschen, der eben vorüber trieb.


    Falls Tamar etwas Seltsames an der Kleinen aufgefallen war, war nun nichts mehr davon geblieben. Kaum lächelte Milena herüber und präsentiere dabei ihren Fund stolz in erhobener Hand, blickte Ascan fort. Eine Bewegung, die die Fremde von eben wieder in sein Sichtfeld rückte. Sie schien mit Überlegungen beschäftigt, während ihr Blick auf Milena gerichtet war.

    Sollte sie… etwas bemerkt haben?

  • Violet bemerkte den Blick des Sylphe und schaute ihn einen Moment lang durchdringend an ehe sie ihren Blick wieder zu dem kleinen Mädchen schweifen ließ.
    Ganz langsam schüttelte Violet ihren Kopf und sah erneut zu dem Sylphe herüber.
    Irgendetwas ist nicht richtig. dachte sie dabei und wollte dem Sylphe allein mit dem Ausdruck ihrer Augen zu verstehen geben was sie gerade dachte.
    Violet lag es für gewöhnlich fern sich in die Angelegenheiten anderer einzumischen doch in diesem Fall spürte sie deutlich dass etwas falsch war.

  • Ascan legte den Kopf schief, was unter der Kapuze einen fragenden Eindruck vermitteln musste.
    Tatsächlich war es sich jetzt sehr sicher: Sie hatte etwas bemerkt.


    Der Kopf des Sylphen drehte sich in Richtung Milena, die unschuldiger nicht hätte aussehen können, wie sie dort am Brunnenrand spielte. Das Mädchen schien dabei alle Sorgen zu vergessen. Erstaunlich, wie rasch ihre Angst verebbt war… allerdings kannte er die beruhigende Wirkung, die Wasser haben konnte. Fließende Gewässer verströmten Veränderung und Beständigkeit zugleich. Unmöglich, sich davon nicht einnehmen zu lassen.


    Erneut sah er zu der Fremden und verengte seine Augen. Seine Schritte waren von Neugier getrieben, als er auf die Cat’shyrr zuging.
    Auf halbem Wege verharrte er und bewegte auffordernd seine rechte Hand auf seinen Oberkörper zu, auf dass sie näher käme, wenn es ihr denn Recht war. Sie mit einer Frage zu bedrängen, hatte er nicht vor, doch wenn sie ihm etwas über Milena mitteilen wollte, bot er ihr die Gelegenheit.

  • Violet ließ sich nicht zweimal auffordern und kam dem Sylphe entgegen. Ihre Augen schauten nun nicht mehr überheblich sondern eher ernst drein. Ihr war die ganze Situation um dieses Mädchen viel zu merkwürdig als dass es ihr hätte egal sein können. Vielleicht dachte er ja dass selbe und traute sich nur nicht in der Nähe des Mädchens offen mit der anderen Frau darüber zu reden.


    Bei dem Sylphen angekommen schlägt sie trotzdem die leiseren Töne an und beugt sich ihm ein wenig entgegen.
    "Ich weiß nun nicht ob du es mittlerweile bemerkt haben solltest, aber dieses Mädchen ist mir zu unbedarf in seinem Verhalten.", begann die Cath' shyrr, schaute ganz kurz zu dem Mädchen und dann wieder zu dem Sylphe.
    "Wenn sie wirklich ihre Eltern sucht wieso ist sie dann so fröhlich? Jedes andere Kind wäre traurig, verängstigt und schreckhafter. Sie jedoch ist so unbedarf, als würde sie sich nicht weiter daran stören. Verstehst du?"


    Violet sieht den Sylphe durchdringend an. Sie hoffte dass er verstand und sich nicht blenden ließ von diesem kleinen, unschuldigen Wesen.

  • Unmöglich, die Ähnlichkeit zwischen ihrer und Tamars Einschätzung nicht zu bemerken… ganz zu schweigen von seinem eigenen Zwiespalt.


    Ascan sah die Fremde unbewegt an, wobei der Schatten der Kapuze verbarg, dass sich das eigentliche Ziel seines Blickes in nachdenklicher Ferne verlor. Etwas war seltsam an dem Mädchen. Bloß würden dunkle Mutmaßungen sie nicht weiterbringen… sie wären wohl keine geeignete Rechtfertigung, ein verlassenes Kind davon zu jagen.


    Auf ihre Frage nickte er, „Wir wissen zu wenig über sie…“ und wandte den Blick zum Brunnen, wo Milena plötzlich sehr still saß. Die Hände in ihrem Schoß gefaltet, blickte sie aus funkelnden Augen zu ihnen herüber. Es hätte beunruhigend wirken können, wäre da nicht ihr kindliches Gesicht gewesen.


    „Nimmt man einmal an, dass sie ihren Eltern nicht verloren gegangen ist…“, murmelte der Sylph dunkel, sprach seine weiteren Überlegungen jedoch nicht mehr aus. Stattdessen nickte er der Fremden freundlich zu.
    „Danke. Ich werde sehen, ob ich mehr aus ihr herausbekomme… womöglich sitzen wir hier einem simplen Streich auf.“ Noch während er sich abwandte, kam ihm eine andere Idee und er schaute über die Schulter. „Falls es dich beschäftigt… stell ihr doch selbst ein paar Fragen.“


    Er deutete einladend zu der Stelle, an der Milena sich inzwischen kaum gerührt hatte.

  • Violet erleichterte es zumindest ein wenig dass der Sylphe genauso dachte wie sie. Sie schnappte zwischendurch den Blick des Mädchens auf nd erneut erfasste sie dieses argwöhnische Gefühl dass etwas nicht stimmte. In ihrem Blick lag etwas dass Violet nur sehr schwer deuten konnte.
    Als der Sylphe sich abwandte folgte sie ihm zwei Schritt weit und blieb erneut stehen.
    "Seit vorsichtig. Unschuld vermag zu blenden.", sprach sie, aber nicht so laut dass es das Mädchen oder die Frau vernehmen konnten.
    Gerade bei Kindern musste man mit sowas sehr vorsichtig umgehen. Mit ihren unschuldigen Gesichtern vermochten sie schon so einige Fremde zu beeinflussen und wenn sogar ins Verderben zu stürzen.

  • Auch Ascan verharrte noch einmal im Schritt. „Ist nicht in Wahrheit nur der blind, dessen Herz selbst die Unschuld nicht mehr erreichen kann?“
    Er wartete keine Reaktion darauf ab. Seine Gedanken wanderten bereits zu Milena weiter, die ihm freudig entgegen blickte. „Kommen meine Eltern dann gleich, ja?“ fragte sie und pure Hoffnung schien aus ihren Augen zu ihm hoch zu strahlen.


    Nun, da er vor ihr stand, fiel es nicht so leicht, die richtigen Worte zu finden. Um erst einmal nicht so von oben herab sprechen zu müssen, ging Ascan vor dem Mädchen in die Hocke und stützte dabei eine Hand am Boden ab.


    „Milena… deine Eltern sind nicht auf dem Markt, nicht wahr? Sie waren es auch nie.“ Er wartete auf eine Reaktion, doch Milenas sah ihn nun fast wie versteinert an.
    „Es gibt keinen Grund, weiter so zu tun, als ob. Hör mal, wir wollen dir helfen… Es ist nicht so, dass du kein liebes Mädchen wärst… aber…“ Ascan brach ab und er kam sich einmal mehr wie der letzte Narr vor.


    Tränen schwammen jetzt sichtbar im Blick des Mädchens… und etwas an ihrer erstarrten Miene verriet, dass wohl nur ein einziges Wort ausreichen würde, um alles in einem Weinkrampf enden zu lassen.

    Ein unsicherer Blick zu Tamar und Violet. Das… war so nicht geplant gewesen...

  • Violet hatte schon angesetzt um dem Sylphen vor ihr eine entsprechende Antwort zu geben, da sah sie wer er sich vor dem kleinen Mädchen hinkniete und ganz offen und ehrlich mit ihr über ihre angeblichen Eltern sprach.
    Na also, warum nicht gleich so? Hätten sie es zu lange hinausgezögert wäre es irgendwann nur umso schlimmer geworden., dachte Violet und beobachtete genaustens die Reaktion des kleinen Mädchens.


    Als sie den verunsicherten Blick des Sylphen auffasste war sie selbst einen Moment lang ratlos.
    "Weißt du überhaupt wer deine Eltern sind?", fragte Violet dann, für ihre Verhältnisse, recht vorsichtig und schaute dem Mädchen forschend in die Augen.

  • Milena funkelte erst Violet, dann ihn an und sprang plötzlich auf. So flink wie ein Wiesel verschwand sie in der Menschenmenge und Ascan konnte ihr nur noch ein „Hey!“ hinterher brüllen.


    Auch der Sylph war sofort auf den Beinen, doch das Gedränge war dicht und schon nach den ersten Schritten wurde ihm klar, dass er sie auf diese Weise nicht einholen konnte, geschweige denn wiederfinden unter all diesen Leuten.


    „So ein seltsames Kind“, murmelte er und wartete noch einen Moment, ehe er sich umdrehte und zum Brunnen zurück sah. Violet schien bereits weitergegangen zu sein... zumindest war nichts mehr von ihr zu entdecken... und so ließ auch er den Lärm und das Gedränge hinter sich zurück, um im kühlen Schatten einer der Seitengassen zu verschwinden.

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