Beiträge von Viviell

    Auch Viviell hatte sich ein leichtes Kleid übergezogen das ihre kleine Rückenflosse frei ließ und in unterschiedlichen Grüntönen gehalten war. Als sie um eine Straßenecke bog fand sie sich plötzlich einer Masse von Menschen, Elfen und anderen Wesen gegenüber. Erstaunt blickte sie sich um und wandte sich dann an die scheinbar leere Luft links von ihr. "Sag mal, weißt du was hier los ist?" Ein Mann wollte schon etwas entgegnen, bemerkte dann aber, dass sie ihn anscheinend gar nicht beachtete und hielt unentschlossen inne. "Ach, die Parade der Sternengarde. Es ist bewundernswert wie du dir solche Details immer merken kannst." Irritiert blickte der Mann sie an und ging lieber ein paar Schritte weiter. Kurz darauf stürmte ein junger, von Verwünschungen verfolgter Mann an ihr vorbei. "Hey du Rüpel, du bist durch meine Freundin gerannt," schrie sie ihm hinterher.

    Viviell schaute die Tua'Tanai skeptisch an. "Sie hat mir nie etwas von einer Aufgabe erzählt," meinte sie. "Sie war immer bei mir, solange ich mich erinnern kann." Obwohl ihr die Verständigung mit Geistern keinerlei Probleme bereitete wusste Viviell reichlich wenig über sie. In der Regel fiel es ihr gar nicht auf wenn sie vor einem Geist stand ... zumindest solange dieser nicht so verletzt aussah, dass er als Mensch hätten tot sein müssen. Ein paar mal hatten Geister sie bedrängt und nach Hilfe bei irgendwas verlangt, aber es hatte sich herausgestellt, dass Viviell ansolut kein Talent dafür hatte und das hatte sich wohl mit der Zeit herumgesprochen.

    Viviell wollte schon sagen, dass die Wache ihr nicht würde helfen können, als die Frau das mit dem Geist erwähnte.
    "Ja, genau, sie ist ein Geist." entgegnete sie schnell. Diesen ihr unwichtigen Umstand vergaß sie schonmal zu erwähnen. Mittlerweile hatte die Halbnixe sich damit abgefunden, dass die meisten Menschen sie für mehr oder minder verrückt hielten. Geister waren in der Beziehung umgänglicher. Die zweifelten nicht daran, dass sie mit Menschen sprechen konnte. Sie betrachtete die Tua'Tanai vor sich ein bisschen nachdenklicher. Mit dem Hund, so es sich denn wirklich um einen Geist handelte, hatte diese jedenfalls keine Probleme gehabt. "Deshalb bin ich ja hier, weil Ihr eine Geisterfinderin seid," fuhr sie fort. "Soll ich sie Euch beschreiben oder benötigt Ihr irgendetwas anderes um sie zu finden?" Den scherzhaften Ton in Asharais Stimme hatte Viviell komplett überhört.

    Viviell nahm die unverhoffte Änderung gerne an. "Meine beste Freundin ist verschwunden," erzählte sie Asharai hastig. "Sie war noch nie lange weg und hat mir immer bescheid gesagt, aber jetzt habe ich sie schon einen ganzen Tag nicht gesehen. Ich mache mir Sorgen und als ich Euer Schild gesehen habe dachte ich Ihr könntet vielleicht helfen," sprudelte es aus ihr hervor. "Vielleicht hat jemand sie entfürt oder ihr ist sonstwas passiert..." Hilfesuchend schaute die Halbnixe ihr gegenüber an.

    Das war unerwartet. Die Elfe ging in den anderen Raum, obwohl sie doch zuerst hierher gekommen war. Etwas verwirrt schaute sie der schwarzhaarigen hinterher bis sich die Tür hinter ihr schloss. Viviell richtete sich wieder auf und blickte Asharai fragend an. "Heißt das ich bin nun an der Reihe?"

    Gerade hatte Viviell sich hingehockt und Tahera ihre Hand entgegengestreckt da fuhr die Elfe jemanden an. Im ersten Moment dachte die Halbnixe sie wäre gemeint, was wohl doch nicht der Fall war. Überrascht schaute sie sich im Laden um wer gemeint sein könne, doch abgesehen von den drei Frauen und dem Hund - von ein paar Spinnen mal abgesehen - waren sie allein. Das war eine neue Erfahrung für sie, dass jemand mit einer Person sprach, die die Halbnixe nicht wahrnehmen konnte. Normalerweise war es andersherum.

    Erschrocken blickte Viviell die Elfe an. "Tut mir leid ... ich wollte nicht ..." stammelte sie. Wieder einmal hatte sie sich ablenken lassen. "Bitte lasst euch nicht von mir aufhalten. Ich werde mich solange um Tahera kümmern wenn ich darf," meine sie mit einem fragenden Blick in Asharais Richtung. Die weißhaarige hatte in der Vergangenheit von den Hund gesprochen, wie ihr im nachhinein bewusst wurde. Also war Tehara ein Geist und sie wusste von ihr? Das stimmte Viviell optimistisch, dass Asharai ihr würde helfen können Mira zu finden. Sie würde sich noch etwas in Geduld üben.

    Viviell begutachtete unterdessen die Einrichtung des Ladens. Ein Schlafmittel wollte die Elfe also, wenn sie das richtig mitbekommen hatte. Sie müsste nur mal dem alten Tomir zuhören, ging ihr durch den Kopf. Das wirkt besser als jeder Trank. Ihr Blick wanderte über Kerzen und Phiolen, Regalbretter und Spinnenweben bis er schließlich in einer staubigen Ecke hängenblieb. "Ihr habt aber einen braven Hund; so unaufdringlich. Wie heißt er denn?" meinte sie plötzlich zu Asharai, anscheinend vergessend, dass diese gerade mit Shiai beschäftigt war.

    Etwas angespannt lief Viviell durch die Gassen des Seeviertels. Immer wieder sagte sie sich es gäbe keinen Grund zur Sorge. Sie kann auf sich selbst aufpassen. Und sie muss sich nicht bei mir abmelden wenn sie mal alleine unterwegs ist. Sofort entgegnete eine innere Stimme jedoch Aber sie war noch nie so lange fort! So ging es hin und her bis ihr Blick auf ein Schild fiel und sie abrupt stehenblieb. Die Halbnixe hatte es schon früher gesehen, ihm aber nie Beachtung geschenkt. Doch heute war es anders. “Asharai Tallinday, Tränke, Tee und Salben. Geisterfinderin“ stand dort. Kurzentschlossen ging sie auf die Tür zu und trat ein. Der Geruch der Tinkturen und Kräutermischungen schlug ihr entgegen. Sie grüßte alle Anwesenden mit einem Nicken und schaute sich nach der Besitzerin des Ladens um. Es mochte um die herum etwas schäbig aussehen, aber solche Kleinigkeiten irritierten sie nicht weiter. Dort hinter der Ladentheke, das sollte sie sein. Bei ihr war eine schwarzhaarige Frau – schwarz und weiß; der Kontrast zwischen den beiden gefiel ihr. Sie betrachtete die Frauen, um sicherzugehen, dass diese miteinander interagierten.