Beiträge von Keona Saldari

    Der Junge salutierte und setzte langsam mit den bloßen Füßen auf dem Achterdeck auf und legte die großen grauen Flügel an. Schnell hielt er dem Kapitän einen Zettel entgegen und rieb sich unsicher über den Arm.

    "Käptn Narean, und er fragt ob ihr etwas Segeltuch und einige Leinen entbehren könntet, Herr. Wir flicken das was wir noch haben sogar schon mit Ulfriks alten Socken. Der Wind hat das Marssegel und die Vortop davon getragen... und langsam gehen uns die Vorräte aus, wenn wir weiterhin mit einem Knoten vor uns hin dümpeln, erreichen wir die Küste nicht rechtzeitig." Der junge Seemann schien das ganze offizielle Anfragen garnicht gewohnt und seine Augen huschten immer wieder unsicher zwischen den Anwesenden hin und her. "Und vielleicht eine Eisenmanschette für die Rah? Der Käptn meint, er würde das selbstverständlich bezahlen... Vielleicht wollt ihr euch die Schäden selbst.. ansehen? Käptn Narean lädt Euch auf sein Schiff ein."

    Keona beobachtete das Geschehen und der Wind trug einige Wörter herüber. Unsicher nahm sie erneut das andere Schiff in Augenschein. tatsächlich waren viele Segel abgetakelt und die ganze Manschaft des Handelschiffs schien an Deck mit nähen beschäftigt zu sein. Wieso nur, kam ihr das Schiff so bekannt vor?

    Langsam schob sich die flüsternde Inkie neben die Wolkentänzer und ein Windvölkler mit gezwirbelten Schnurrbart und edler Seidenweste im Stil seines Volkes, stand an der Reling während zwei Seemänner eine Planke herantrugen, die der Kapitän mit einer Handbewegung dazu anhielt zu warten. Freundlich aber hoffend, blickte er zu Boreas und hob zum Gruß die Hand.

    "Ahoi, Käptn! Dürfen wir die Planke anlegen, damit ich Euch auf diesen schäbig wirkenden Kahn einladen darf? Ich bin Zural Narean und Käptn der flüsternden Inkie.

    Ein Fahnenschwenker zu Achtern stand eifrig mit den Wimpeln wedelnd auf der flüsternden Inkie. Und wiederholte ständig seine Nachricht.

    - Seenot -

    Keona half Boreas die Segel zu setzen und langsam, gleitete die Wolkentänzer auf das andere Schiff zu. Ein Jubelschrei der Mannschaft kam zur Antwort als ihnen die Hoffnung auf Hilfe bewusst wurde.

    Als Chispa an Deck gewuselt kam, schüttelte Keona den Kopf.

    „ Geh wieder unter Deck, Chispa! Wir wissen nicht obs nicht vielleicht eine Falle ist. Verhaltet Euch ruhig.“ erklärte die Syrenia und löste ein Segel. Es wäre besser man sähe die zwei Elementargeister nicht. Ipati flog unsichtbar in der Takelage umher und löste gelegentlich auf Boreas Anweisungen hin, die Taue, doch sie wusste nicht ob Chispa sich ebenfalls unsichtbar machen konnte.

    Die Schiffe waren noch gut 400 Meter voneinander entfernt als sich ein geflügelter Schatten von der flüsternden Inkie löste und gemächlich kurs auf die Wolkentänzer nahm.

    Der Junge Syreniaer umrundete die Wolkentänzer längsseits und schloss sich kurshaltend backbords dem Luftschiff an.

    „ Selurian mit Euch! Seid ihr der Kapitän?!“ rief der Halbwüchsige und wedelte mit einem Pergamentblatt. „ Ich habe eine Nachricht für Euch von Zural Narean, Kapitän der Flüsternden Inkie. Wir sind in Seenot geraten und Hoffen dass ihr uns helfen könntet, Käpt‘n...“ er flatterte unruhig neben dem Schiff wagte es aber offensichtlich nicht zu landen.

    „ Ich bin unbewaffnet und Bitte um Erlaubnis an Bord kommen zu dürfen, Sir.“

    Keona kletterte hinter Boreas aus dem Bett und sah erschrocken zu der Tür, aus der er soeben hinausgerumpelt war. Die Anderen warnen.... doch nicht so. Keona würde sie alle in Gefahr bringen, wenn sie jemand so sah und sei es nur durch ein Fernrohr. Schnell wirkte sie den Illusionszauber, den sie schon in der Hauptstadt gewirkt hatte. Schnell folgte die Frau, die nun aussah wie ein Windvolkmischling in einem einfachen Kleid, dem Kapitän hinaus an Deck.

    Weiter entfernt erspähte sie ein Schiff am Horizont, nur jämmerliche Segelfetzen hingen in der Takelage und sogar für Keona schien es deutlich dass sie Probleme haben mussten. Kühl strich ihr die Morgenluft um den Körper und bildete eine Gänsehaut auf ihrer Alabasterhaut, denn die Ilussion des Kleides, wärmte keineswegs. Ipati kam müde aus der Kapitänskajüte getapst und sah verschlafen zu dem Kapitän. Keona wollte schon weiter unter Deck rennen, doch so ruhig wie Boreas an der Reling stand, bremste ihren Schwung.

    " Und wenn es eine Falle ist?" fragte die Syrenia besorgt und schritt neben den Windvölkler den Blick auf den Dreimaster gerichtet.

    Die Tür zum Unterdeck wurde geöffnet und Priesterin Niiv tauchte am Treppenabsatz auf. Schnell trugen sie ihre Füße zu der Geweihten den Blick nur schwerlich von dem Schiff abwendend, das beharrlich näher kam.

    " Ich fürchte... wir bekommen Gesellschaft, Priesterin. Ein Schiff kommt langsam auf und zu und es hat kaum Segel gehisst, außerdem wirkt ordentlich mitgenommen. Wenn ihr mich vor den Leuten Ansprechen wollt, bitte ich Euch den Namen Oreithyia, oder Ori zu verwenden."

    Die Rufe von dem Fremden Schiff wurden lauter und verschiedene Signale wurden von einem Fahnenschwenker übermittelt.

    Keona ging schnell um Zorak und Minea die Sache zu erklären und bat sie beide sich möglichst ruhig zu verhalten.

    Seit sechs Tagen dümpelte nun schon die " Flüsternde Inkie" mit den Wellen, ein Umstand der dem Kapitän durchaus mehr als nur Sorge bereitete, denn eigentlich sollte der stolze Dreimaster durch die Lüfte gleiten und nicht wie jetzt mit geschätzten zwei Knoten auf der Strömung vor sich hinkriechen. Kapitän Narean stand mit seinem Geschäftspartner und Kindheitsfreund Gaveen Tumul an seinem Schreibtisch und brütete über den Logbüchern und maß nun zum Dritten Mal die Strecke auf einer Karte ab, die sie noch zurücklegen mussten, ehe sie an einen Hafen oder wenigstens auf Land stießen, so denn die Ströhmung sie dorthin trieb. Eine Spanne von noch mindestens zehn, wenn nicht doppelt sovielen Tagen, wenn sie es nicht schafften einen Großteil ihrer noch verbliebenen Segel zu reparieren. Während der eine Teil der Mannschaft der festen Überzeugung war, Selurian musste ihnen grollen, meinte der andere sie sollten lieber allen Göttern danken, diesen Sturm überlebt zu haben. Einem Sturm der beinahe alle Segel zerfetzt und die größten im ganzen mit sich gerissen hatte, denn so schnell wie der Sturm aufgezogen war, hätte wohl niemand auch nur eines bergen können. Die Moral der Crew schwand mit jedem Tag und die Laune der zwei Windvolkhändler litt bei dem Gedanken daran, wie der Profit mit jeder Stunde schwand.

    " Wenn wir länger als zehn Tage brauchen - und das brauchen wir ziemlich sicher. Sollten wir die Vorräte rationieren. Vor allem das Wasser. Sonst plündert die Mannschaft deine Ladung, Gaveen." meinte der Kapitän und strich sich über den schmalen wohlgepflegten Bart.

    " Ich gebe Meriuan bescheid." Bei dem Gedanken daran wie sich die Mannschaft an seinen teuren Weinlieferungen vergriff, strich sich der Händler über das zusammengebundene gesträhnte Haar und seufzte.

    Plötzlich wurde die Schwere Eichenholztüre aufgerissen und der Schiffsjunge , ein Syreniaer- Elfen Mischling mit mausgrauen Locken, stolperte beinahe über die Eiserne Schwelle.

    "Käpt'n ! Ein Schiff..... am Horizon. Es ankert und wir treiben in seine Richtung!!" Keuchte er aufgeregt und hielt sich an der Türklinge fest.

    Plötzlich herrschte hecktisches Gewusel auf dem zuvor so ruhigen Handelsschiff, denn Eilig begannen die Vorbereitungen. Fahnen wurden zu Signalen gewunken und die zwei Männer spurteten an Deck um zum Steuermann aufzuschließen.

    Ein leises aber stetiges Pfeifen drängte an Keonas Ohren und schlagartig setzte sich die junge Syreniae auf. Boreas lag neben ihr und für einen Moment beobachtete sie seinen ruhigen Schlaf und lauschte. Die hohe Pfeife hatte ausgesetzt nur um direkt wieder einzusetzen. Ihre Atmung ging schneller und schon lag ihre Hand auf der Brust des Windvölklers um ihn zuerst zögerlich, dann aber doch energischer Wachzurütteln.

    " Boreas. Hey... Da ist jemand... Boreas..."

    Rhynn war schon im Begriff sich zur Tür umzudrehen, als sie den Befehl des Heilers vernahm. Na toll.. genau vor ihm floh sie doch gerade. Zum Teil zumindest, denn eigentlich wollte sie für einen Moment der ganzen Deprimierten Stimmung entfliehen. Der Schwadronsführer ließ sich das nicht zweimal sagen und tat so, als hätte er Rhynns genervtes Schnauben nicht mitbekommen als er zu ihr aufschloss und sie mit einem Arm auf ihrer Schulter einfing.
    Energisch fuhr sich die Katze mit der Hand durchs Gesicht. Sie hatte überhaupt keinen Hunger, vor allem nicht weil sie wusste was Owatu in wenigen Stunden bevorstand aber Karrun würde sie auch nicht in frieden lassen.
    Der Schwadronsführer der sich hier wohl besser auskannte als die Cath`Shyrr führte die Greifenreiterin, zielstrebig an der Lesungstür vorbei bis zur vorletzten Tür im Gang. Der Raum war als Versorgungsraum vorgesehen, doch gerade jetzt befanden sich hier unmengen Stühle und Tische, die eigentlich in den Räumen standen, in denen nun das provisorische Krankenzimmer und der Verhöraum eingerichtet hatte. Das erste was Karrun tat, war eines der größeren Fenster zu öffnen und Rhynn auf einen Stuhl zu bitten. Nur widerwillig setzte die Katze einen Fuß vor den anderen auf den Holzstuhl zu. Warum durfte sie nicht einfach gehen? Doch allzuviel Fundament für einen Protest blieb ihr nicht. Sie war mehr oder weniger an der Frischen Luft und raus aus dem Krankenzimmer und sie wurde das Gefühl nicht los, dass Karrun es sich zur Aufgabe gemacht hatte sie zu überwachen. Skeptisch sah sie auf den Menschen der angefangen hatte die Schränke nach etwas anderen zu durchforsten, als das zurückgelassene Obst in dem Korb.
    " Wir finden sie schon... wir machen uns auf den Weg sobald wir unsere Befehle erhalten haben... " versuchte es Karrun und zog einen Korb aus dem angrenzenden Regal späte hinein und grinste Triumphierend. Doch Rhynn verzog noch mehr das Gesicht als er ihr eine Art süßes Gebäckstück unter die Nase hielt. Ging es ihm gerade nur darum? Owatu hatte die Lesung noch vor sich und er dachte gerade nur daran was wohl danach passiert... In seinem Geschwächten Zustand konnte alles mögliche davor mit Owatu passieren. Und was wäre dann?
    " Karrun.. ich will jetzt nicht drüber reden..." schüttelte Rhynn den Kopf und sah abwesend aus dem Fenster ohne nach dem angebotenen Essen zu greifen.. Natürlich konnte Karrun nichts dafür, doch unbeschreibliche Wut geboren aus Angst Verzweiflung und Sorge schwemmte gerade alles hinfort. Sie war einfach so absolut unbrauchbar in diesem Moment... sie konnte weder Owatu die Schmerzen nehmen noch durfte sie nacher mit hinein zur Lesung um wenigstens ihn wenigstens Moralisch zu unterstützen. Und immer wieder sah sie seinen getrübten Blick vor Augen. Und den Kummer als die Tränen sich in seinen Augenwinkeln gesammelt hatten. Rhynn stütze sich mit dem Ellenbogen am Fensterbrett ab und legte ihr Kinn in die Handfläche.
    " Du solltest aber wirklich etwas essen." appelierte der Schwadronsführer und biss selbst von dem Stück ab, dass er ihr hingehalten hatte.
    " Ich werds überleben..." brummelte die Katze in ihre Hand und sah hinaus auf das Dach des gegenüberliegenden Hauses und dann hinauf in den strahlend Blauen Himmel. Welch eine Ironie... solch ein schönes Wetter an so einem Tag... Eine Zeitlang verfolgte sie einen Sichelförmigen Schatten der hoch über dem Gebäude seine Kreise zog. Gefangen zwischen Deprimierenden Befürchtungen und dem seltsam Mulmigen Gefühl, dass Owatu fand dass sie ziemlich hübsch wäre lehnte sie ihren Kopf gegen das geöffnete Fenster und schlief irgendwann ein.
    Karrun wickelte indess sorgfältig ein kleines Fresspaket für die Greifenreiterin in ein Leinentuch und stellte es neben ihr auf die Fensterbank und erst als er sich wirklich sicher war, dass sie Schlief und nicht nur so tat, damit er verwand. ging er zurück zu Seran um dem Heiler bei seinen Patienten zu helfen.


    Es schienen ihr nur Sekunden vergangen, ehe Rhynn wieder an der Schulter wachgerüttelt wurde. Blinzelnd öffnete sie die Augen und das erste was sie sah war eine schmale schwarze Feder die auf dem Fenstersims neben dem Paket lag.
    "Rhynn.. Seran kann den General nichtmehr vertrösten.. sie wecken gerade Owatu auf ..." erklärte Karrun und machte ihr Platz damit sie aufstehen konnte.
    " Sie tun was?" fragte Rhynn empört und war schlagartig hell wach. Konnten sie ihn nicht einfach schlafen lassen?! Wie lange hatte sie überhaupt geschlafen?
    Die Katze stemmte sich aus dem Stuhl hoch und spurtete den Gang entlang. Der General kam ihr aus dem Krankenzimmer entgegen und schritt sie völlig ignorierend weiter. Schlitternd kam die Katze zu stehen, und drückte sich durch die Tür.
    Seran nickte missmutig. Auch wenn er das nicht guthieß, erkannte er dennoch den Stolz in den Augen des Tua´Tanais. Umsichtig schlug der Satyr die Decke zurück und bot dem Patienten eine Hand an, an der er sich hochziehen konnte.
    " Aber langsam..." stellte er die Bedingung und wartete darauf, dass Owatu nach der Hand griff.
    " Warum musstet ihr ihn Aufwecken?" raunte Rhynn wütend dem Hauptmann entgegen, als sie näher gekommen war. " Kommt es wirklich auf eine Stunde mehr oder weniger an?"
    Leander schüttelte beteuernd den Kopf.. " Es war nicht meine Idee..." resignierte er und ging ein Stück von dem Bett weg.
    " Ich will mit rein." verlangte Rhynn geradezu und fixierte den großen Mann mit den schönen Augen.
    " Du weisst das das nicht geht."
    " Warum nicht??... dann soll wenigstens Seran mit rein... ich will nicht dass dieser Spitzohrige Schlächter.. mit seinen Spinnenfingern an ihm herumdoktert. Und auf die Idee kommt ihm Eisen auf die Haut zu drücken damit er wieder wach wird..." knurrte Rhynn und senkte mit der Beleidung die Stimme etwas und trotzdem konnte sie wohl jeder im Raum hören.

    Rhynn hatte schon befürchtet, dass er vor lauter Schmerzen, nichtmehr reden konnte, doch sie wusste nicht so recht ob sie erleichtert sein sollte, als er den Kopf aus seinen Armen herausnahm. Der Bereich um seine Augen glänzte nass, es war also nicht nur eine Träne gewesen. Owatu weinte... und das nicht um Tameqa sondern wegen ihr. Sie war schuld an seinen Schmerzen. Kurz blickte sie sich nach Karrun um, ihr Flügelmann würde es nicht wollen, dass andere ihn so sahen, sie selbst war schon zuviel. Aber Karrun hatte sich neben Paranoel gesetzt und sah sie fragend an. Beinahe hätte sie vor lauter Sorge und Schuldgefühl vergessen Owatu zu antworten.
    „ Darüber wie schlimm ich dich damit verletzen könnte. Ich war... verzweifelt und hab auf deine Verletzung geschlagen und ... ich war es die dir die Rippen gebrochen hat...“ schuldbewusst legten sich ihre Ohren an. Sie war am Anfang viel zu zimperlich mit ihm gewesen und dann zu grob...
    Und wieder hatte sie etwas komplett falsches gesagt. Du blöde taktlose Kuh... du redest hier vom Mücken fangen... während er hier ans Bett gefesselt war! Was gab es schlimmeres für einen Vogel als eingesperrt zu sein?? Und was für ein Fehler, dies gewesen war erkannte sie erst jetzt wirklich, als Owatu sich verkrampfte und die Hand unter ihrer spannte sich an, als wollte er gegen die Fesseln kämpfen.
    „ Nein.. bitte Rem... neyrfrilir ralwir..Owatu.. ..“ noch während sie sprach verfiel sie ungewollt komplett in Cashrra und wiederholte ständig entschuldigungen, und Bitten, dass er sich nicht bewegen sollte. Immer machte sie alles Kaput... sie sollte einfach mal die klappe halten.
    Wollte er lieber alleine sein? Sie wusste es nicht. Rhynn wusste sich nicht zu helfen und ihr Griff um seine Hand wurde fester. Doch was wenn ihre Berührungen alles nurnoch unangenehmer für ihn machte? Offensichtlich konnte sie ihm garnicht helfen... egal was sie tat..leise atmete sie tief ein. Einmal alles anders angehen. Noch schlimmer machen konnte sie es nicht oder? Vielleicht ging sie alles falsch an... einfach mal raus mit deinen Ängsten...sag ihm was dich bedrückt! Das hatte schon einmal geklappt. Du musst dich öffnen, damit er es kann.
    „ Ich ... Owatu?“ zwang sie sich ruhig zu sprechen und vorsichtig strich sie ihm die Haare nach hinten.
    „ Hilf mir....“ flüsterte sie nun, obwohl alle anderen im Raum beschäftigt waren. „ ich hab was dummes gesagt...ich weiss... es tut mir leid... ich will nicht, dass du böse auf mich bist... ich würde dir gern helfen. Aber ich weiss nicht wie? Und vor allem ob du das überhaupt willst. Ich sehe wie dich das quält... du glaubst nicht, wieviel Angst ich in den letzten Stunden um dich hatte. Aber ich habe jetzt Angst dass ich alles noch schlimmer mache. Ich weiss ja nichtmal ob dich das stört... oder ob nur ich mich selbst damit beruhige.“ erklärte sie und der Kloß in ihrem Hals erschwerte ihr das sprechen und meinte mit dem letzten Teil und einem Blick auf seinen Unterarm auf dem ihre Hand lag. „ Und ob es nicht furchtbar nervig für dich ist ... dass ich hier bin.“

    „ Ja finde ich auch.“ nickte die Katze und wollte eigentlich nur irgendetwas sagen, damit Karrun nicht auf einer Antwort beharrte. Doch der Schwadronsführer tat ihr den Gefallen nicht. Ein Treffen? Der Gedanke an ein offizielles Treffen mit einem Mann ließ ihr die Hitze zu Kopf steigen, kurz lag ihr Blick auf Owatu. Nein sie konnte das nicht machen... Kerio hatte ja ganz nett gewirkt, allerdings kam es ihr grad vor wie Betrug an ihrem Flügelmann. Noch dazu konnte sie doch in der Jetzigen Situation nicht über eine Verabredung nachdenken.
    „ Ehm.. Wozu?“ stellte sie sich dumm und rutschte von ihrem Bett. Vielleicht hörte er ja auf? Rhynn stellte sich an das Fußende von Owatus Bett und Seran schüttelte nur kurz den Kopf, offensichtlich war er es leid, sie alle wieder in ihre Betten zu schicken. Am liebsten hätte die Katze mit angefasst, als Owatu vor Schmerz aufschrie. Die Hände verharrten halb in der Luft und fast verzweifelt fragte sie den Heiler.
    „ Kann ich helfen?!“ sorgfältig bedeckte sie Owatus Füße wieder mit der Decke, als Seran nur schnaubte und sie zur Seite drängte, damit er seine Arbeit machen konnte.
    „ Ich glaube, es täte dir gut, mal mit jemandem außerhalb der Garde Zeit zu verbringen. Ich weiss genau, dass du auch in deiner Freizeit die Kaserne kaum verlässt.“ setzte der Mann weiter nach, der Rhynn genau ansah, dass sie einfach zu höflich für ein direktes ‚Nein‘ war.
    „ Karrun ich denke nicht...“ schüttelte sie den Kopf und strich sich überfordert mit den Fingern über die Stirn, als sie neben Owatu in die Hocke ging. Sie saß eigentlich direkt vor ihrem Flügelmann, doch sie blickte nur zu dem braunhaarigen Menschen der sich am Bettpfosten abstützte und überlegen grinste.
    „ Ach komm schon, Kylan. Kerios ist wirklich in Ordnung.. du wirst ihn mögen, wenn du ihm ne Chance gibst...“
    Mit beiden Händen hielt sie sich an der Matratze von Owatus Bett ein und schüttelte erneut den Kopf.
    „ Wie stellst du dir das vor? Ich kann mich nicht mit ihm treffen... ich hab-„ sowas noch nie gemacht? Wollte sie ihren Satz fortführen doch war das nicht peinlich? Zugeben noch nie eine Verabredung gehabt zu haben? Das Bild war doch absurd, wie sie sich herrichtete und von einem Mann an ihrer Stubentür abgeholt werden würde
    „ seit dem ich vier war kein Kleid mehr getragen...? Das ist doch bescheuert... ich hab keine Zeit für sowas.“ führte sie ihren satz fort und winkte ab. Sie zwang sich den Schwadronsführer zu ignorieren und konzentrierte sich jetzt auf Owatu. Der absolut nicht gut aussah. Rhynn erschrak und hektisch wanderten ihre Augen über den Tua‘Tanai. Er schien Schmerzen zu haben. Und sogar eine Träne hing an seiner Nase. Sie plauderten hier über solche albernheiten, wie eine Verabredung während er hier litt! Was war denn sie für ein Flügelmann?
    „ Ich.. sollen wir es anders ausprobieren?“ Fragte sie hektisch und legte eine Hand auf seinen festgebundenen Unterarm.
    „ Hey.. brauchst du mehr von dem Schmerzmittel?“ fragte sie mitfühlend und nahm ihren Ärmelsaum zwischen die Finger um möglichst unauffällig seine Träne aufzufangen, während sie so tat, als würde sie die Riemen auf ihren Sitz überprüfte.
    „ Oder hast du Hunger? Ich... weiss nicht wie ich dir helfen kann...“ raunte sie leise und schien verzweifelt.
    „ Du brauchst doch kein Kleid um dich mit ihm zum Essen zu treffen... du bist auch so bezaubernd. Gib ihm ne Chance“
    Rhynn seufzte laut und verdrehte die Augen.
    „ Ja! Ist ja gut! Mach doch was du willst...“ erklärte sie genervt und schüttelte den Kopf. Hauptsache er hielt endlich die Klappe.
    „ Du wirst es nicht bereuen. Versprochen.“ er schnippte mit beiden Fingern und grinste. Doch Rhynn sah nurnoch zu ihrem leidenden Flügelmann. Und wie er litt, und sie konnte nichts tun.. rein garnichts die Fesseln waren notwendig und er hatte Schmerzen wegen ihr. Sie hatte ihm die Rippen gebrochen.
    „ Es tut mir leid... es ist meine Schuld dass du so Schmerzen hast. Es war eine kurzschlussreaktion... ich hab nicht nachgedacht.“ erklärte sie bedauernd und legte zaghaft eine Hand auf seine und versuchte es mit einem aufbauenden Lächeln. „ Gibt es Irgendwas das ich tun kann? Ich jag dir auch ein paar Mücken?“

    Nein es ging nicht, das konnte sie doch sehen. Und dennoch hielt sie in ihrer Bewegung inne, sie war sich nicht sicher ob ihre Beine sie tragen würden, so zittrig waren sie noch immer. Rhynn drehte den Kopf als Karrun an ihr Bett getreten war und erleichtert sah sie, dass er sogar vergleichsweise fit schien. Einhalten hätte sie sich auch müssen.
    " Ich glaube er war wütend, weil er mich nicht Baden sehen konnte...." warf sie scherzend ein, und musste an die Worte Rarlinurs denken, der ziemlich erschöpft gewirkt hatte. Ein wenig unschlüssig blickte sie Karrun entgegen, der mit einem verschwörerischem Blick näher kam. Was hatte er denn jetzt vor? Die Katze hielt einfach still obwohl Karrun ihr so nahe kam, vielleicht war ihm ja irgendein Plan eingefallen. Doch natürlich war es Seran, der den Schwadronsführer davon Abhielt ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Kurz strichen seine Haare über ihre Wange und gänzlich verhindern konnte sie es nicht, dass ihr eine Gänsehaut über die Schultern kroch. Ob das nun noch von dem Schrecken kam, wie nah ihr jemand nach diesem Traum gekommen war...oder einfach weil es etwas verschwörerisches hatte, konnte sie nicht sagen. Mit entschuldigendem Blick sah der Mensch zu der Katze als er sich wieder aufrichtete. Was hatte er ihr sagen wollen?
    Natoll jetzt hatte sie es geschafft, jetzt waren alle wach in dem Zimmer und jeder hatte das Theater mitbekommen.
    " Dann wär ich nicht ich." winkte Karrun ab und setzte sich an das Fußende von Rhynns Bett und nahm den Becher von dem Heiler entgegen. " Dann mach dich wenigstens nützlich und pass auf das sie das trinkt und SITZEN BLEIBT!" keifte er denn kaum hatte er ihr den Rücken zugedreht, hatte Rhynn versucht sich auf die Füße zu stellen. Durfte sie denn nicht wenigstens kurz nach Owatu sehen? sprach ihr vorwurfsvoller Blick bände, als Karrun sie am Kragen zurück aufs Bett zog.
    " Der Meister hat gesagt.. du sollst sitzen bleiben." sprach er langsam und beugte sich mit jedem Wort ein Stück weiter vor. Die Cath`Shyrr brachte tatsächlich ein kurzes Lächeln zu stande, als der Schwadronsführer tatsächlich zu einem erneuten Versuch ansetzte ihr etwas ins Ohr zu flüstern und eine Hand lag in ihrem Rücken, als er leise Sprach
    " Ich denke nicht, dass er es weiss.. Der General hätte sofort was gesagt.. und Rarlinur wollte das einfach nur durchziehen und bei mir bestand wohl die größere Gefahr, dass ich eine Rebellion anzetteln könnte."
    Erschrocken lehnte sie sich zurück und sacht begann sie den Kopf zu schütteln, während sie ungläubig ihrem Vorgesetzten in die Augen blickte. " Du meinst..." und Karrun bestätigte Lächelnd, dass sie wohl bei ihnen bleiben durfte. " Jetzt trink deinen Tee.." hielt ihr der Mann den Becher unter die Nase und Rhynn fiel ein riesen Stein vom Herzen. Karrun glaubte, dass sie bleiben konnte... Es würde jetzt nicht ans Licht kommen. Das Lächeln verbreiterte sich und ihre Augen wurden glasig vor erleichterung. Sacht klopfte der Mann über ihre Schulter. Rhynn griff den Becher mit beiden Händen und nahm den ersten schluck des warmen Getränks.

    Erleichtert kostete sie die Möglichkeit frei zu atmen aus, nun da sie die Decken nichtmehr so einschnürten. Sie wüsste auch garnicht wo sie jetzt hin sollte. Wobei der Gedanke an frische Luft und einen kleinen Spaziergang gerade etwas unglaubliches Verlockendes hatte. Was wollte sie denn noch hier? Wo sie keinem mehr in die Augen sehen konnte...? Doch halt... hatte Karrun nicht gestern den Anschein erweckt, dass es in seinen Augen garnicht so schlimm war? Dass er sie sogar rausboxen wollte, wenn er konnte? Aber Owatu wusste es noch nicht... hoffentlich würde er das auch nie erfahren....
    „ Ich hab was?“ fragte sie beschämt und überrascht zugleich. Sie hatte nach Owatu gerufen? Natoll, wenn sie jetzt schon im Traum redete, sollte sie darüber nachdenken sich einen Vorrat an Zirilium anzulegen. Dieses Mittel war teuer, bescherte aber einen traumlosen Schlaf. Lieber gab sie ihr ganzes Gehalt aus, als dass sie im Schlaf plötzlich Dinge ausplauderte. Doch erzürnte das Minaril nicht noch mehr? Vielleicht brauchte sie eine Geistführung von Onkel Caror... dieses Chaos in ihrem Kopf zu entwirren. Seran wuselte geschäftig im Raum herum, doch Rhynn starrte nur auf ihre Finger. Sie konnte dem Satyrn nicht erzählen, was sie geträumt hatte... auf keinen Fall. Träume und deren Inhalte verrieten soviel über die Person und wenn sie alles erneut durchging, was es doch klar was sie bekümmerte... sie hatte Angst vor Owatus Abweisung, wenn auch nicht in dem Sinne, dass sie hoffte dass er ihre Gefühle erwiedern würde... oder doch? Nein! Sie wollte doch nur das das aufhörte. Sie hatte Angst die falschen Entscheidungen zu treffen und ihre Männer zu verraten. Doch wieso war gerade der Mauersegler in ihrem Traum vorgekommen?
    Erst Owatus flüsternde Nachfrage riss sie aus ihren düsteren Überlegungen.
    „ Ehm ... entschuldige, dass ich dich aufgeweckt hab.... ich weiss auch nicht... Das war wohl alles zuviel. Aber eigentlich, war die Lesung diesmal garnicht so schlimm...“ erklärte sie und rieb sich über den Nacken. Lieber gibst du deine Schwäche zu, als ihm zu sagen dass du von ihm geträumt hast? Ist doch nichts dabei.. sogar Rangolf war darin vorgekommen? Aber bei den Tua‘Tanai hatten die Träume beinahe ebensoviel Gewicht wie bei den Cath’Shyrr. Vielleicht würde er etwas falsch interpretieren, wenn sie zuviel davon erzählte.
    „ Ich hab dich nicht gefunden... kann sein dass ich auch nach dir gerufen hab...“ erklärte sie knapp und nachdem sie sich erneut selbst scholte, dass dies nur ein traum gewesen war, hob sie zahhaft den Kopf. Zwang sich regelrecht ihm in die Augen zu sehen. Doch außer ein leicht verkrampftes Gesicht, sah sie zumindest kein Hämisches Grinsen. „ Wie geht es dir? Brauchst du noch ein Schmerzmittel?“ fragte sie besorgt und schwang die Beine aus dem Bett.

    Rhynn warf hektisch das überschüssige Gerümpel aus ihrer Tasche, dass sie zuvor achtlos hineingestopft hatte.
    „Die ganze Zeit?“ Fragte sie überrascht und warf Owatus Bandage beiseite. Hatte Meister Horgund nicht etwas erwähnt? Sie überlegte einen Moment und sie war froh um die zweite Frage des Elfen. Zielsicher griff sie nach dem Lederbeutel mit dem körnigen Inhalt und hielt ihn Paranoel entgegen nur um dann festzustellen, wie stark ihr Vorrat an Roltarwurzeln geschrumpft war. Vier ruhten noch in dem Seitenfach, doch es gab ja noch genug andere Kräuter die schmerzstillende Wirkungen hatten. Sie griff sich die verbliebenen Wurzeln und legte sie auf den kleinen Stapel sauberer Leinenfetzen,
    „ Der General hat ihm ne Kopfnuss verpasst. Soweit ich weiss...“ antwortete die Katze und wollte gerade ansetzen Jankris atmung zu überprüfen, allerdings wurde ihr in dem Moment bewusst, dass Paranoel das sicher schon getan hatte.
    „ Ich bin von Meister Horgund gebeten worden, mir eure Verletzungen anzusehen.“ antwortete die Katze auf Markuns Frage, nickte aber dem Zwergen und Paranoel sachte zu. Wer konnte schon wissen, ob die Wände hier nicht Ohren hatten. Karrun wollte sie dort nicht mit hineinziehen indem sie ihm hier anschwärzte.
    „ Was ist mit deinem Arm?“ fragte Rhynn besorgt bei dem Blick auf den blutigen Verband und bekam nur ein Achselzucken zur Antwort.
    „ Tua‘ Käfig... Drecksloch.. ich war grad bei ihm.“ nickte sie knapp und sah zu Paranoel auf, als sie die ängstliche Frage hörte. Also war es bei ihnen das gleiche. Sie schienen nicht zu wissen, was passiert ist.
    „ Sie wurde ins Lazarett getragen... ich weiss es leider nicht. Ich hab mich um den Kharadpriester gekümmert.“ erklärte sie knapp und schüttelte die nächste Leuchtphiole um sie zu entkorken. Mit dem Licht bewaffnet hob Rhynn Hand des Elfen mitsamt Tuch an um die Wunde anzusehen. Eine großflächige Beule prangte auf seiner Stirn und aus einem groben Riss sickerte das Blut.
    „Wir sollten das nähen, bevor wir ihn aufwecken.... wie geht es dir?“ fragte die Cath’Shyrr den Elfen und zog eine Stoffrolle heraus.
    „ Besser als den anderen.“ gab er bedauernd zu und nahm ihr das Nähzeug ab.
    „ Ein paar Prellungen und Kratzer nichts weltbewegendes... aber Ausgebrannt irgendwie ... obwohl ich nichteinmal weiss wie ich hier hergekommen bin. Gerade stand ich noch vor der Bühne und im nächsten Moment werde ich hier reingeschubst. Der General hat uns Dinge vorgeworfen... aber irgendwie..“ der blonde Mann schluckte und fädelte mit zitternden Händen einen Faden durch die Öse, während Rhynn den Lappen auf die Stirn des Drachenmannes drückte.
    „ Wie geht es Owatu?“ fragte er besorgt nachdem Rhynn ihm den Alkohol entgegenhielt.
    „ Seine Rippen sind gebrochen... und er atmet schwer... Ich kann nicht viel tun hier drinn.“ fauchte sie nun beinahe und nahm Paranoel den in Alkohol getränkten Lappen ab um ihn auf Jankris Stirn zu drücken. Kurz flatterten die Augenlider des Mannes, doch er blieb weiterhin unansprechbar.
    „ An was erinnert ihr Euch? Eine Person.. ein Geruch.. Bilder ..irgendwas?“ fragte sie verzweifelt und begann die Stirn des Mannes zu nähen.

    Rhynn zitterte am ganzen Leib, wegen den Strapazen des Regentages und wegen der Aufregung, die dieses ganze Lügenkonstrukt nachsich ziehen konnte. Angenehm legte sich die wärmere und vor allem trockene Tunika auf ihre klamme Haut. Warum Paranoel davon nichts wusste? Musste er ihn desswegen so anfahren? Beim Heilen musste er ohnehin alles mehrfach prüfen, es könnten schließlich auch einige Allergien in jedem von ihnen schlummern ohne dass man selbst davon wusste. Zum Glück war die Katze hinter dem Sichtschutz verborgen und doch glaubte sie zu fühlen wie Owatu sie in Grund und Boden starrte. Es war doch nun wirklich nicht so schwer sich irgendeine Auswirkung auszudenken... verdrehte sie die Augen. Bei Wollblatt konnte man wirklich nicht viel falsch machen... und wenn er nicht vermeintlich gerade lila Pusteln und blaue Punkte bekommen sollte... war beinahe jede Reaktion möglich.
    Doch wenigstens fand er eine recht ungenaue Auswirkung... und Rhynn schlüpfte in ihre Hose und schloss beide Knöpfe.
    Konnte sie ihm jetzt wirklich noch unter die Augen treten? Sie musste...
    Rhynn griff sich das Nasse Bündel und trat mit leicht gesenktem Kopf hinter dem Sichtschutz hervor. Schwerstens damit beschäftigt, die kleidung zu drehen und zu wenden, damit sie nicht den ganzen Boden tränkte.
    „ Zieh dir deine Tunika wieder an...du kommst nach dem Mittagessen in meine Stube... Karrun und Nara‘tee haben zu tun und Rangolf ja sowieso...“ meinte der Blonde und Rhynn wusste um den Seitenhieb, den er gerade austeilte.
    “ Leute, ich verstehe, wenn ihr Karrun bewahren wollt, aber DAS ist defintiv der falsche Weg. Wer weiss es noch?“ setzte er noch seufzend nach und musterte diesmal aber Rhynn, die das ganze ja wohl in Gang gesetzt hatte.
    „ Niemand. Nur Owatu, ich und jetzt du. Entschuldige.“ murmelte sie leise und ehrlich getroffen legten sich ihre Ohren an.
    Paranoel presste die Lippen aufeinander und warf Rhynn ein trockenes Tuch entgegen.
    „ Haare abtrocknen. Du brauchst nicht glauben, dass du der Strafarbeit entkommst indem du eine Verkühlung provozierst.“
    Rhynn zog sich das weisse Leinen vom Gesicht und begann sich den Kopf zu kneten.

    Rhynn zog genervt die Schultern höher, weil ihr der Regen ständig in den Nacken tropfte. Die Hoffnung, das Wetter würde durchstehen bis nach ihrer Schicht war vergebens. Grautrüb lag die Stadt vor ihnen und die nasse kälte ließ die Cath’Shyrr frösteln. Als Owatu abschwenkte folgte Selphet dem Gespann in einem großn Bogen.
    „ Wundervolles Mistwetter..“ murrte Rhynn und strich sich Regenwasser aus den Haaren.
    „Natürlich der arme überlegene Rangolf... und ich vorlautes schwaches Weib....“ grinste sie und strich kurz über Selphets Fell.
    Owatu stellte die frage die ihr bereits auf der Seele brannte und erwartungsvoll sah sie nun zum Zwerg. Wenn sie das schon wüsten, konnten sie einen Plan ausarbeiten... eine Taktiv oder irgendetwas das ihr helfen würde. Doch Markuns antwort war enttäuschend. Fiebrig überlegte sie was denn nun auf sie zukommen würde. Rangolf war zweifelos gut mit seiner Waffe... die frage ist, ob Paranoel, Karrun und die Priester nicht dagegen wären... wenn sie als körperlich unterlegene solch ein Risiko eingehen durfte, selbst unter Aufsicht. Der Priester kannte schließlich ihre Fähigkeiten nicht, einen Gegner auszutänzeln. Und irgendwo in ihr tobte der Wille zusammen mit dem Stolz... sie wollte nicht aufgrund irgendeines Vorteiles gegen Ranglos gewinnen... sie wollte ihn in dem Besiegen, indem er der beste war. Da wären jegliche Zweifel ausgeräumt....
    „ Ich will keinen Vorteil... der mir das leichter machen würde. Er soll seine beste Disziplin wählen, oder etwas in dem wir beide gleichermaßen schlecht sind. Und darin will ich ihn besiegen, unanfechtbar.“ nickte die Katze und schüttelte sich leicht weil wieder einige tropfen den weg unter ihre Rüstung gefunden hatten.
    „ Bist du dir sicher? Es wär so leicht ihm einen Floh ins Ohr zu setzen....“ grinste er Sxhadenfroh und klatschte die Hände auf seine Knie.
    „ Ja ich bin mir sicher.“ sagte Rhynn ernst.“ Ihn in etwas besiegen, dass ich gut kann, wär kein wirklicher Triumpf, oder?“

    Rhynn setzte sich etwas weiter auf um besser an die Obere Rückenpartie heranzureichen, als sie seine Befürchtung hörte. Kurz hielt sie inne, während ihre Hände auf seinen Schultern verweilten. Er klang besorgt und auch Rhynn überlegte kurz, die Bewegung wieder aufnehmend. Ja die Chancen standen hoch, dass Rangolf sie besiegen würde, doch letztendlich kam es ja auf den Wettbewerb an oder nicht? Vor allem aber brannte die Greifenreiterin darauf sich beweisen zu können.
    „ Na, wenn kein Risiko dabei ist, wärs ja keine Herausforderung, auf die man am Ende Stolz sein kann.“ schmunzelte sie nun, etwas das sich sofort in Verlegenheit wandelte, als er sich unter ihren Fingern wegdrehte. Hatte sie etwas falsches gesagt? Er sah sie an und für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Sie hatte sich gerade erst unter Kontrolle gehabt, doch dieses Gefühl drohte sich nun wieder anzubahnen. Plötzlich polterte die Türe auf und der Zwerg stolperte herein. Rhynns Kopf wirbelte herum und erschrocken zog sie ihre Hände, die sie zuvor unschlüssig in der Luft hatte schweben lassen, zurück. Sie hatten rein garnichts verbotenes getan, doch warum fühlte sie sich gerade so, als hätte Markun sie bei irgendetwas dergleichen erwischt? Rhynn wischte sich die überschüssige Salbe an ihrer eigenen Schulter und schließlich an der Hose ab, doch das kribbeln auf der Handfläche blieb bestehen.
    „ Steht der Eberkopf noch? Oder hat Rangolf alles in Schutt und Asche gelegt?“ versuchte Rhynn es beiläufig klingen zu lassen und erhob sich von Owatus Bett. Der Zwerg stolperte über seine eigenen Füße und schaffte es gerade noch so sich an Jankris Kiste festzuhalten.
    „ Warumm iss‘nn hia so dunkl?“ lallte der Zwerg und versuchte sich aufzurappeln, bekam aber offensichtlich seine eigenen Füße nicht sortiert, so dass Rhynn sich gezwungen sah, ihrem neuen Mitverschwörer unter die Arme zu greifen.
    „ Weil wir gerade schlafen gehen wollten.“ versuchte sie es zu erklären und hiefte den Zwerg auf seine Pritsche. Er war wirklich schwerer als er aussah, da hatte Owatu schon recht. „ Du has doch dein eigenes Bett.... oder wolltes u wieder Owatuuusss Bettdecke klaun?“ wollte der Zwerg wissen und Rhynn wand sich aus seinem Arm.
    „ Würd ich niemals machen.“ verteidigte sich Rhynn sarkastisch und stolperte zur Tür um in den Flur zu sehen.
    „ Wo hast du Jankris gelassen?“
    „ Derr wa grad noch hinder mirrr.“

    Rhynns Herz schlug ihr bis zum Hals. Das Fass war zwar nicht hoch, aber wäre sie gestürzt, wäre sie entweder auf der Tischkante, oder auf einem der Stühle gelandet. Sie löste die verkrampften Hände, mit denen sie Halt bei dem Schwadronsführer gesucht hatte und Karrun legte ihr seinen Arm um die Schulter und zog sie näher zu sich, als befürchtete er, sie könnte erneut abrutschen, wenn er sie nicht auf diese Weise festhielt. Erst jetzt bemerkte die Katze, dass die Musik aufgehört hatte und Nim reichte auf Karruns energisches Winken hin einen Krug hinauf und obwohl sie beide nun sicher standen, ließ er sie nicht los. Alle Sorgen schienen so entfernt, dass sie garnicht bemerkte, wie sich ihr Arm haltsuchend um seine Taille legte unbeschwert gegen ihn lehnte. Eine Geste die zuerst so Kameradschaftlich wirkte, wandelte sich unbemerkt. Zum einen verlangte es ihr nach Nähe und die Cath’Shyrr verdrängte langsam die beherrschte Soldatin. Es fühlte sich einfach gut an... tröstend vor allem nach dem Gespräch dass sie zuvor mit Owatu geführt hatte. Für Karrun schien es gerade nicht schlimm ihr so nah zu sein, vielleicht genoss er es sogar und ihr Blick ruhte kurz auf dem Mann der auf den Hauptmann anstieß und ihr dann seinen Krug hinhielt um die Greifenreiterin ebenfalls daraus trinken zu lassen.
    „ Nicht zu viel... Ich will dich morgen früh nicht mit einem Kübel Wasser wecken müssen, damit du pünktlich zum Appell antrittst. “ flüsterte er plötzlich nah an ihrem Ohr, als sie einen Schluck nahm und Rhynn konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er ihr den Krug wieder aus den Fingern zog. Nein, tatsächlich wollte sie garnicht mehr trinken. Aber wenn hier alle fünf Minuten auf O‘Maru angestoßen wird, wie sollte man da nicht trinken?
    „Bin ich auch nur einmal zu spät zum Dienst erschienen?.“ konterte sie und kraulte Karrun mit den Fingern über den Rücken.


    Nara‘tee ließ sich auf seinen Stuhl sinken und klopfte Owatu ausgelassen auf die Schulter und nickte grinsend in die Richtung seiner Schwester. Meoqanee saß mit verschränkten Armen und zusammengekniffenen Augen auf ihrem Stuhl, die Beine übergeschlagen starrte sie zum Fass, wo Karrun gerade Rhynn vom Fass half.
    „ Weisst du was ich mich frage, Owatu?“ begann der Tua’Tanai und strich sich seine langen Haare über die Schulter und lehnte sich mit dem Ellenbogen auf Owatus Stuhllehne.
    „ Was wäre denn so schlimm... wenns so wäre?“ er klang dabei fast verbittert und er sah zu Karrun dergerade von einer gespielt empörten Rhynn gegen den Oberarm geboxt wurde.
    „ Ich meine... den Leuten kanns doch egal sein... und wenn es das wirklich wäre... würdest du nicht auch jemanden eher aus deiner Schwadron retten, als einen anderen Greifenreiter, der nicht zu deiner Schwadron gehört?“

    Das Raunen der Männer schwoll an und Rhynn sah beinahe schockiert zu dem Tua‘Tanai. „Hey! Ich fange im Notfall Pfeile für dich ab! Du musst auf meiner Seite stehen...“ knurrte sie Owatu an. Doch es war offensichtlich, dass hier jeder froh darüber war, nicht selbst im Visier des Schwadronsführers zu sein, also würde ihr wohl keiner den Gefallen tun und sie retten. So auch Owatu. Die Cath’Shyrr wurde von den Männern Stück für Stück weitergeschoben, bis sie stolpernd vor dem Fass zu stehen kam, auf dem Karrun bereits trittsicher stand und ihr seinen Arm hinhielt.
    „ Soviel schwerer ist der auch nicht.“ murrte sie und starrte nach oben. Ihre Blicke trafen sich und in den braunen Augen laß sie so viel. Es schien ihm wirklich wichtig zu sein diese Tradition fortzuführen und diese Erkenntnis ließ ihre Züge milder werden. O‘Marus Tradition... Wie könnte sie diesem Holzkopf das ausschlagen? Nim hatte recht, sie hatten das irgendwie überstanden... und wenn Karrun es schaffte seinen Stolz zu überwinden, vor allem nach der ganzen Sache im Lazarett, um sich hier lächerlich zu machen. Dann würde sie wohl auch ihren Stolz runterschlucken können. Er war halt einfach ein Anführer den man bewundern musste, dieser Karrun. Wenigstens machten sie sich zu Zweit zum Affen.
    „ Für O‘Maru.“ nickte sie Schließlich und griff selbstbewusst nach dem Arm des Schwadronsführers.
    „ Guter, Mann.“ lobte Karrun zufrieden und zog sie schwungvoll zu sich auf das Fass. Für einen Moment glaubte sie wieder dieses Gefühlvolle aufblitzen in seinen Augen zu lesen. Doch darauf konnte sie sich jetzt nicht konzentrieren. Die Männer feuerten sie laut an
    Die Nähe machte sie plötzlich verlegen und zweiffelos kam sie sich albern vor.
    „ Wir brauchen Musik!“ rief Hzrontis und stand auf um dem Wirten entgegenzueilen.

    Bei seinem iritierten Gesichtsausdruck rutschte sie von dem Fass hinunter und diese Aussage, Karrun hätte ihn doch garnicht erwischt, ließ sie ratlos die Augenbrauen zusammen ziehen. Und ob er ihn erwischt hatte. Er hatte ihn mehrfach umgerissen und es war, jetzt wo sie darüber nachdachte, absolut klar dass das nicht nur ein paar kleine Flecken hinterlassen haben musste. Er hatte doch wirklich keine Gründe diese Verletzung zu verstecken. Noch dazu war es keine Schwäche gegen Karrun zu verlieren er war schmaler und kleiner als der Schwadronsführer und hatte sich dafür sehr gut geschlagen.
    „ Aber.... du versteckst doch nicht Nichts unter deiner Tunika und pflaumst ihn dann auch noch so an, wenn da nichts wäre.“ zuckte sie mit den Schultern und machte einen Schritt auf den Tua‘Tanai zu. Rhynn hatte ihre Hände auf Bauchhöhe erhoben und wollte den Stoffsaum seiner Paradetunika hochheben um selbst nachzusehen. Riss sich aber im letzten Moment selbst am Riemen. Nein, das wäre eindeutig eine Grenzüberschreitung. Sie versuchte sich an einem Lächeln und irgendwie wirkte das ganze so absurd.
    „ Du hörst die ganze Zeit Paranoel zu... wie er mir einbläut. Ich soll meine Verletzungen zugeben und jetzt fängst du damit an? Du sollst doch nicht meine Marotten annehmen.“ grinste sie und klapste mit dem Handrücken sacht gegen seinen Unterarm. Ja und da war es wieder, etwas was sich von ihrer Seite aus in Zorn verwandeln wollte, wurde Schlagartig von den neuen Gefühlen gedämpft. Und plötzlixh war sie ihm nichtmehr böse.