Eine Einladung

  • Der Abend der Verabredung mit Arvanor Shet A'kil war gekommen und Valea hatte sich aufgemacht, um etwas früher im Korallenriff einzutreffen. Es war nicht sehr selten, daß sich hier andere Mitglieder des Rates aufhielten und Valea wollte nur ungerne so unhöflich sein, Arvanor deswegen lange warten zu lassen.
    Stattdessen hatte sie schon vor einer Weile das weiße Seidenkleid angezogen, das im klassischen Stil geschnitten war, der nun wieder so gerne getragen wurde. Ihr goldenes Haar war hochgesteckt und fiel in sanften Wellen auf ihre Schultern hinab - auf Schmuck hatte die Edelelfe beinahe komplett verzichtet.


    An diesem Abend war es noch recht leer in dem Gasthaus. nur wenige Wesen hatten sich hier eingefunden und Valea hatte freie Sicht auf Fenir Alertin, dem sie grüßend zunickte.
    Wie sie schon angenommen hatte, befand sich auch Albertus Adranar im Korallenriff und Valea seufzte innerlich, während sie zu ihm hinübertrat, um einige Worte mit ihm zu wechseln - oder eher, um ihm bei seinen Ausführungen zuzuhören.

  • Arvanor hatte sich beeilt. Der letzte Verhandlungspartner war weg. Er hatte noch genug Zeit gefunden, sich zu waschen, saubere und elegantere Kleidung an zu ziehen. Er folgte nicht den allgemeinen Modetrends der Stadt. Schließlich wollte er nicht wie ein eitler Geck daher kommen. Und Perücken und Ähnlichem konnte er nun wirklich nichts abgewinnen. Entweder die eigenen Haare oder keine. So verließ er das Anwesen in einem nachtblauen Mantel, weißem Hemd, dessen oberen zwei Knöpfe offen waren, einer ebenfalls nachtblauen Hose und leichten Schuhen. In der linken Hand hielt er den für ihn typischen Stock, dessen Inneres die magische Klinge eines Degens verbarg. Er ging nie ohne Waffe aus. Eine Tatsache, die ihm schon mehrmals das Leben gerettet hatte. So, ein Treffen mit der berühmten Valea stand an. Das Korallenriff war ein nettes Lokal und er freute sich auf den Abend. Er betrat das Lokal und schaute sich um. Ah da war sie. Valea, der Traum unzähliger Männer mit dezent großer Wahrscheinlichkeit.

  • Mittlerweile erging sich Albertus Adranar in einem endlos langen Monolog über seine neuste Erfindung - eine Art Kochtopf, der über einen komplizierten Mechanismus ein Frühstücksei in genau der richtigen Länge zu kochen vermochte - und Valea wartete recht ungeduldig auf Arvanor Shet A'kil, um den Ausführungen des Gnomes entgehen zu können. Ein gequältes Lächeln hatte sich auf ihrem Gesicht ausgebreitet und sie nickte ab und an, so als höre sie jedes Detail ganz genau an. Ein erstaunter Laut von Zeit zu Zeit komplettierte die Maskerade, doch sie war sich sicher, daß der Gnom sie sogar in eine Ohnmacht hineinreden könnte, wenn nicht langsam Rettung in Sicht kam.


    Doch Eriadne sei Dank - gerade betrat der Mensch das Korallenriff und sah sich im Gastraum um. Schon hatte sein Blick die Edelelfe entdeckt und ein Lächeln erhellte ihre Züge beinahe sofort, als sie ihn ebenfalls sah. Schnell unterbrach Valea den Gnom, der darüber ganz und gar nicht erfreut zu sein schien und schritt dann schnell auf Arvanor zu, um ihm endgültig zu entrinnen...

  • Arvanor erwiderte das Lächeln freundlich. Er ergriff die Hand der Elfe und begrüßte sie mit einem Handkuss. "Wie ich sehe, habt ihr ein wahrscheinlich äußerst wichtiges Gespräch unterbrochen mit Meister Adranar. Was wollte er denn dieses Mal? Eine neue Flugmaschine? Oder den zweiten Versuch eine Dampfkanone zu erläutern?"


    Der Mann grinste charmant und ein wenig frech, als er dies sagte.


    "Wenn ich es mir erlauben meine Dame, ihr seht hinreissend aus. Ich denke mir, jeder Mann hier auf der Insel wird mich beneiden. Ich bin wahrlich entzückt!"

  • "Arvanor Shet A'kil, ich freue mich, euch zu sehen. Nun, ich glaube es ging um ein Gerät, mit dem man das perfekte Frühstücksei kochen kann... wenn ihr euch für derlei Dinge interessiert, kann ich euch gerne zu ihm bringen. Ich bin mir sicher daß der gute Albertus euch liebend gerne mehr erzählen wird."


    Valea konnte bei diesen Ausführungen ein Lächeln nicht unterdrücken und an dem Glitzern in ihren Augen war erkennbar, daß sie es nicht ganz ernst meinte. Wer gab sich Albertus Adranars Ergüssen schon gerne freiwillig hin, wenn keine Not bestand? Also fuhr sie kurz darauf fort.


    "Aber ihr verzeiht mir dann sicher, wenn ich den Abend lieber zuhause verbringe."


    Sie zwinkerte dem Menschen zu und blickte sich schließlich nach einem passenden Tisch um - zumindest, falls Arvanor nicht tatsächlich Interesse an gnomischen Erfindungen hatte...

  • "Eriadne bewahre. Da würde ich mich eher mit Narion persönlich eine Stunde duelleiren als mir gewisse Ausführungen anzuhören. Ich hatte schon ein- oder zweimal das Vergnügen. Er kennt zufällig meinen Vater, müßt ihr wissen. Aber setzen wir uns besser schnell an einen Tisch. Schließlich bin ich hierher gekommen um mit euch zu plaudern!"

  • Valea nickte nur mit einem wissenden Lächeln. Ja, Albertus Adranar konnte eine wahrhaftige Prüfung sein. Es war nicht so, daß sie den Gnom nicht mochte - es war ihr nur lieber, wenn er schwieg.


    "Oh, er würde darüber sicher schwer getroffen sein - schließlich ist er so stolz auf seinen 'Frühstückseierkochtopf', daß er stundenlang über dessen Eigenschaften erzählen kann. Aber ihr habt recht, wie wäre es mit dem Tisch dort drüben?"


    Valea wies auf einen leeren Tisch in einer Ecke des Korallenriffs, der einen recht gemütlichen Eindruck machte und von dem aus man das Gasthaus bestens überblicken konnte.

  • "Also bei seiner Erfindung der Dampfkanone hätte ich ja ohne Probleme zustimmen können aber eine Apparatur zum Kochen von Eiern? Hmm manchmal frage ich mich, ob unser geschätzter Meister seltsame Substanzen zu sich nimmt die den Geist benebeln. Darf ich?"


    Arvanor schob einen Stuhl für Valea zurecht und wartete bis sie sich setzte.

  • "Oh, er hielt es wohl für sehr wichtig, ein solches Gerät zu erfinden, beklagte er sich doch nicht selten darüber, sein sein Frühstücksei, das er Zeit seines Lebens zu sich nimmt, von seiner Haushälterin nur in den seltensten Fällen passend zubereitet wird..."


    Valea konnte bei diesen Worten ein amüsiertes Schmunzeln nicht unterdrücken, ließ sich jedoch schließlich auf dem Stuhl nieder, den Arvanor ihr zurechtgerückt hatte.


    "Ich glaube allerdings nicht, daß ihr unbedingt die Erfindungen von Albertus mit mir besprechen möchtet, auch wenn sie sicherlich ein recht amüsantes Thema sind, habe ich recht?"

  • "Na wenn er meint, ich bin kein großer Eierliebhaber. Aber lassen wir das. Ich bin hocherfreut mit euch diesen Abend hier gemütlich verbringen zu können. Der heutige Tag war etwas mühsam. Eine endlos scheinende Verhandlung liegt hinter mir und ich habe eine neue Quelle für Güter von der Oberwelt in der Tasche. Das wird vielleicht die Preise ein wenig senken können auf unserer Insel."

  • "Güter von der Oberwelt?"


    Valea lehnte sich interessiert nach vorne, da dies ein Thema war, das sie selbstverständlich interessierte. Schließlich führte sie selbst einen exklusiven Laden mit allerlei Dingen die man nur auf der Oberwelt bekommen konnte und die auf Beleriar sehr selten geworden waren.


    "Auf welche Weise importiert ihr diese Güter, wenn ich fragen darf. Natürlich weckt dies mein Interesse, wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt. Vor allem - welche Art von Gütern sind dies?"

  • "Oh ich sehe, ich habe einen Nerv getroffen mit der Erwähnung des Geschäfts. Nun, ich kann euch noch keine Details dazu geben. Aber es werden Güter aller Art geliefert. An erster Stelle Nahrung, Gewürze, Saatgut, Pflanzen, Kleidung, Stoffe, sogar die ein oder andere Waffenlieferung wird dabei sein, weil ich von unserem Fürsten darum gebeten wurde. Und der Auslösrer für diese neue Geschäftsbeziehung war ein mißglückter Einkauf. Da habe ich viel recherchiert und bin auf mehrere Anbieter gestossen. Und nun haben wir das Geschäft. Aber wir bekommen nicht nur Sachen, wir werden auch selber liefern und zwar Dinge, die es auf der Oberwelt nicht gibt. Es ist für Alle ein lohnendes Geschäft und nach zwei Wochen voller Verhandlungen bin ich froh, dass ich nun ein wenig Ruhe habe."

  • "Keine Details? Das ist aber wirklich zu schade..."


    Valea schenkte dem Menschen ein reizendes Lächeln und einen ebenso reizvollen Augenaufschlag, der jedoch keineswegs aufgesetzt wirkte. Stattdessen strahlte sie ernsthaftes Interesse an seinen Geschäften aus - obgleich es ihr unsagbar schwer fiel, ihre Neugier im Zaum zu halten. Normalerweise bekam Valea früher oder später was sie wollte. Der Weg dorthin konnte jedoch manchmal steinig sein. Und Arvanor wirkte nicht gerade so, als ob er seine Geschäftsgeheimnisse allzu leicht preisgab.
    Nun, wenn es so war, würde sie sich eben in Geduld üben und sich langsam an das herantasten, was sie wissen wollte.


    "Aber so wie das klingt, habt ihr ein recht lukratives Geschäft aufgetan. Ich würde nur zu gerne wissen, wie ihr an diese Waren gelangt. Aber ich verstehe natürlich, daß dies der Geheimhaltung unterliegt..."

  • "Ich bin Geschäftsdingen erst dann gesprächig, wenn Alles unter Dach und Fach ist. Aber ich denke mir, dass für euer Geschäft sicherlich das ein oder andere Produkt garantiert dabei sein wird. Aber ehrlich, wollen wir wirklich über Geschäfte reden? Ich meine, ich sitze hier mit einer bezaubernden Frau, die ich nur von ganz entfernt kenne. Es wäre schade, die Zeit mit Alltäglichem zu vergeuden meine Liebste."


    Arvanor machte eine kurze Pause als die Bedienung kam. Er bestellte einen leichten Wein.


    "Nun, ich bin neugierig wei eine Katze. Erzählt mir ein wenig über Euch, Valea. Was macht eine der schönsten Künstlerinnen und Geschäftsfrauen der Insel so in ihrem Leben?"

  • Wenn Valea enttäuscht war, so ließ sie es sich nicht anmerken. Doch innerlich war schon lange der Entschluß gefasst, daß Arvanor Shet A'kil ihr nicht so einfach davonkommen sollte. Eine Geschäftsbeziehung zur Oberwelt war viel zu interessant, um das Thema einfach ruhen zu lassen, das war sicher.
    Trotzdem akzeptierte sie den Wechsel und bestellte einen Khin'salar, jenen rubinroten Wein, von dem man sagte, daß die Nymphen für seinen Ursprung verantwortlich seien.


    "Oh, mein Leben dürfte kaum so interessant sein, wie die Gerüchte es immer darstellen."


    Sie lächelte leicht, bevor sie fortfuhr.


    "Ich gehe meiner Arbeit nach, kümmere mich darum, daß in der Halle der Künste alles in Ordnung ist und nehme ab und an an Ratssitzungen teil, damit das Künstlerviertel dort nicht vergessen wird. Das ist alles."

  • "Nun, meine Quellen sagen, dass ihr schon ein wenig mehr tut, als was ihr gerade berichtet habt. Aber ich respektiere die Welt der weiblichen Geheimnisse. Fürs Erste. Nur fürs Erste."


    Er nippte an dem Rosé, den er bestellt hatte, während er sein Gegenüber, wie eine Katze ihre Beute, beobachtete. Aber wer war hier die Katze und wer die Beute? Schließlich war die Frau vor ihm älter als die meisten Bewohner der Insel, die Arvanor kannte. Ja Elfen waren schon so eine Sache. Eigentlich unfair.


    "Und was tut die schönste Elfe der Insel, wenn sie sich nicht um ihre Geschäfte kümmert. Verzeiht, falls dies zu direkt ist, aber ich möchte gerne so viel wie nur möglich über euch erfahren!"

  • Valea zog mit leichtem Erstaunen die Brauen in die Höhe und blickte Arvanor interessiert an. Nur zu gerne hätte die Edelelbe gewusst, was dieser Mann über sie wusste - und vor allem woher. Doch sie kommentierte seine Aussage nicht. Dazu würde später noch Zeit sein. Zudem verwunderte sie sein Blick nicht wenig - sie fühlte sich auf eine seltsame Art und Weise belauert, die sie nicht einordnen konnte.


    "Nun, ich bin mir sicher, daß auch ihr eure Geheimnisse nicht nach wenigen Augenblicken ausplaudert, wie ihr ja schon unter Beweis gestellt habt. Also belasse auch ich es dabei. Für's Erste, versteht sich."


    Gedankenverloren setzte Valea den Khin'salar an die Lippen, bevor sie schließlich weitersprach.


    "Ich genieße mein Leben so gut ich es vermag - also genau das, was eigentlich jeder tun sollte. Wollt ihr auf etwas bestimmtes heraus?"

  • "Nun lassen wir die Spielereien und widmen wir uns dem Gelingen eines schönen Abends. Ihr müßt wissen, ich bin schon länger nicht mehr in der Gesellschaft einer schönen Frau in einem Haus wie diesem gewesen."


    Er machte ine Pause und nippte kurz an dem Wein.


    "Ja ich weiß, man sagt mir allerlei Techtelmechtel mit diversen weiblichen Bekanntheiten nach aber keines dieser Gerüchte entspricht auch nur ansatzweise der Wahrheit. Nein, ich habe seit einer Frau vor circa einem Jahr keinerlei Verabredungen mehr mit irgendeiner Frau gehabt. Und woran das liegt, kann ich auch nicht so genau sagen. Also verzeiht wenn ich euch zu nahe getreten sein sollte."

  • "Tatsächlich? Dann wollt ihr mir also sagen, daß all diese Gerüchte reine Erfindungen sind? Es ist nicht so, daß ich auch nicht glauben würde, doch ihr seid immerhin recht bekannt in der Stadt... und ich würde mich durchaus nicht wundern, wenn der ein oder andere auch in anderen Teilen der Insel euren Namen im Munde führt..."


    Natürlich glaubte Valea nicht alle Gerüchte die sie hörte. Dazu gab es viel zu viele haarsträubende Gerüchte über ihre eigene Person. Aber dennoch gab es doch allzu zahlreiche Gerüchte über Arvanor Shet A'kil und die Frauen. Selbstverständlich gab es auch noch mehr Gerede. Aber dies brachte es wohl mit sich, wenn man dem Adel angehörte...

  • Arvanor lächelte mit glitzernden Augen. "Nun meine Dame, ich würde sagen, dass die Gerüchte der letzten anderthalb Jahre definitiv nur Gerüchte sind. Was davor war. Hmm, ja die sind scheinbar wahr aber das zählt für mich nicht mehr. Ich habe Verpflichtungen und eine Aufgabe, die ich geschworen habe bis zum letzten Atemzug meines Leibs zu erfüllen. Mögen andere über mich richten, solange ich das tue, was ich versprochen habe, kann es mir egal sein."


    Die Bedienung brachte zwei Karten für die Beiden.


    "Nun, was würdet ihr empfehlen, geschätzte Valea? Ich bin immer so unentschlossen und bei der Auswahl kann ich mich nicht entscheiden."

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