Zalidas Giftmischerei

  • Es hat lange gedauert, bis die Ashaironi ein passendes Gebäude für ihren Handel gefunden hatte, aber nunmehr haust sie schon seit einem Jahrzehnt in den prunkvollen Gemäuern in der Nähe des Marktplatzes.


    Zalida ist sich dessen bewußt, dass die Kunden, die sie WIRKLICH aufsuchen wollen auch finden werden und so sind an der Fassade des auf alt getrimmten Hauses keinerlei Schilder oder Hinweise auf die Giftmischerei zu finden.
    Auch ein Verkaufsraum existiert nur bedingt. Vielmehr werden Kunden in einem kleinen, gemütlichen Raum empfangen, der mehrere dunkelrote und orangene Sitzkissen auf dem Boden beherbergt und von einer großen Tür, die in den hinteren Bereich des Geschäftes führt dominiert wird.


    Dort hinter befindet sich Zalidas "Lagerstätte". Jegliche Art von giftigen und ungiftigen Inkredenzien finden sich dort in Flaschen, Gläsern und Dosen, feinsäuberlich aufgereiht und beschriftet. Ein großer Tisch mit einigen merkwürdig anmutenden Apparaturen wird von einem Kunden genausowenig jemals begutachtet werden können, wie eine der Kisten, die - gefüllt mir allerlei Alltagsgegenständen - überall umherstehen.
    In Zalidas Geschäft besieht man sich die Waren nicht, man bestellt sie. Toxide, die man in Wein und Speisen auflösen kann, vergiftete Kämme und Dolche, Ringe mit kleinen Giftkapseln im Inneren eines Hohlraumes - Zalida bietet für jeden das Richtige und auch wenn sie vordergründig immer behauptet, mit Tinkturen gegen Haarausfall und Leberflecke zu handeln, kauft der Großteil ihrer Kundschaft doch lieber Mittelchen um das Leben zu verkürzen, anstatt es zu verlängern.


    Zalidas Wohnstätte befindet sich im oberen Stockwerk des Gebäudes. Schon die Treppe - die ebenfalls direkt aus dem "Verkaufsraum" nach oben führt - läßt erahnen, dass es sich bei der Besitzerin dieses Ladens nur um eine Ashaironi handeln kann.
    Pompös vergoldet und mit rotem Samt belegt führt sie in eine große und sehr offene Wohnung.
    Hier oben fällt neben Zalidas Hang zu Prunk und Kitsch sofort der große Ofen aus Lehmziegeln auf, der das ganze Gebäude mit einer Hitze versorgt, die ihres Gleichen sucht.


    Dementsprechend sollte man sich nicht zu dick verpacken, wenn man einen längeren Aufenthalt bei der dunkelhaarigen Ashaironi plant. Und Zalida selbst hält es genauso. Wenn sie nicht gerade auf den Weg irgendwohin oder irgendwoher ist, trifft man sie grundsätzlich barfuß und leicht bekleidet an. Ihr Lieblingsplatz ist gleich vor dem Lehmofen, wo sich auch einige kleinere Regale mit Büchern und allerlei Schnickschnack befinden und nicht selten verzichtet die Ashaironi auf den Weg in ihr Schlafzimmer und legt sich gleich vor dem Ofen zu Ruh.

  • Zandhros hatte lange nach einer neuen Quelle für Ingredenzien für seine Experimente gesucht. Einer seiner Freunde hatte ihm die Adresse eines neuen Ladens gegeben. Nun war er hier. Hinter diesen Mauern sollte ein Laden für Gifte und Substanzen aller Art verborgen sein? Er hoffte für seinen Freund, dass dies der Wahrheit entsprach, sonst würde sein Freund eines Morgens an einem anderen Ort aufwachen als im üblichen Bett. Zandhros war nicht zimperlich in der Wahl seiner Mittel. Er schüttelte kurz den Kopf, dann klopfte er an die Tür und wartete. Einige Passanten beobachteten den schwarzhaarigen Mann mit den silbernen Augen beiläufig. Wann öffnete denn endlich jemand?

  • Zalida wußte nicht, wieso sie diesen 6ten Sinn hatte - aber der schwarzhaarigen Frau war es schon mehr als einmal passiert, dass ihre Intuition sie in den Laden gelockt hatte und wenige Sekunden später ein Kunde vor ihr stand.


    An diesem Nachmittag war es jedoch anders. Zalida war an einem äußerst hübschen "Mitbringsel" am arbeiten - einem Haarkamm, der an den Spitzen vergiftet war und seine Trägerin erst nach einigen Stunden in einen ewig währenden Schlaf fallen lassen sollte - und somit tief in ihren Gedanken versunken.
    Erst als es an der Tür zum zweiten Mal klopfte registrierte die Ashaishoni das Geräusch, legte ihr Werkzeug nieder und eilte barfuß zur Tür.


    Zalida hatte bis zu diesem Zeitpunkt ihr Haus noch nicht verlassen und trug ihr Haar dementsprechend lose über die Schultern fallend. Am Körper trug sie ein luftig geschnittenes Kleid aus dunkelroter Seide, mit dem es geradezu ein Verbrechen gewesen wäre, die Straße zu betreten.


    Ohne eine Gesichtsregung öffnete Zalida die Tür und bat den schwarzhaarigen Mann herein. Sofort wurde er mit einer unglaublichen Hitze konfrontiert und ein seltsam säuerlicher Geruch stieg ihm in die Nase.
    Abschätzend sah Zalida den Mann an.


    "Ihr wünscht?"

  • "Guten Tag, werte Zalida. Ihr wurdet mir von einem guten Bekannten empfohlen, der mit euch schon einige Geschäfte getätigt hat. Aber ich denke, über Geschäfte sollten wir wohl nicht an der offenen Tür reden. Denkt ihr nicht auch?"


    Zandhros lächelte entwaffnend neutral. Er war schließlich kein Bettler und Hausierer, sondern ein gutsituierter zahlender Kunde, wenn die Ware stimmte. Und laut seinen Informationen hatte die Dame vor ihm die richtigen Waren für ihn.

  • "Da habt ihr vermutlich recht.."


    Zalida ließ den Fremden eintreten und schloß hinter ihm die schwere Tür.
    Emotionslos zeigte sie auf die Sitzkissen.


    "Empfohlen wurde ich euch? Nun, so nehmt Platz. Darf ich euch einen Tee oder etwas anderes bringen?"

  • "Ja ihr wurdet mir von einem sehr guten Bekannten empfohlen, der wie ich, gewisse Substanzen für allerlei Experimente benötigt. Er meinte, ihr hättet definitiv die Dinge, die ich benötigen würde für ein bestimmtes Ritual. Es handelt sich dabei um Pulver und Tränke, die nicht an jeder Ecke erhältlich sind!"


    Zandhros Stimme klang kühl, berechnend und sehr sicher. Und hatte sich da etwas auf seiner Schulter bewegt? Nein war wohl nur eine Lichtspiegelung.


    "Oh ja, ein Tee wäre mit Sicherheit nicht verkehrt. Habt vielen Dank!"

  • Zalida nickte dem Fremden zu und verschwand für einen kurzen Moment im Hinterzimmer. Doch Sekunden später stand die Ashaironi mit zwei Tassen aus denen es dampfte vor Zandhros.


    Wortlos drückte sie dem Mann eine Tasse in die Hand und setzte sich dann ebenfalls.


    "Pulver und Tränke sagtet ihr? Nun, da seid ihr bei mir wohl tatsächlich richtig. Bei mir dürftet ihr die gängigsten Zutaten für Rituale und ähnlichem finden. Und wenn nicht, so vermag ich sie euch jedoch zu verschaffen."


    Die Frau mit dem schwarzen Haar und der goldbraunen Haut nippte an ihrem Tee. In ihrem Gesicht war weiterhin keine Gemütsregung zu erkennen - wobei auch das durchaus ein Zugeständnis an die Kundenfreundlichkeit durch die Ashaironi war. Die wenigsten Kunden erwarteten eine Verkäuferin, die ihnen mit einem Lächeln eine giftige Substanz überreichte. Das passte einfach nicht zum Geschäft.
    Zudem war ihr gegenüber ein Mann.. und einen potentiellen Sklaven nicht mit Verachtung zu strafen war für eine Ashaironi nicht immer selbstverständlich.


    "An was für Zutaten dachtet ihr denn?"

  • Da, wieder dieses Huschen in Höhe der linken Schulter des Kunden. Er drehte seinen Kopf kurz zur linken Seite und seine Augen glühten kaum merklich auf. Unheilvoll und bedrohlich wirkte die Szenerie für einen kurzen Moment. Er schien mit höchster Wahrscheinlichkeit der zaubernden Zunft anzugehören.


    "Verzeiht die kurze Unterbrechung aber meine Begleitung hat mich auf etwas hingewiesen."


    Begleitung? Natürlich, Magier hatten immer einen Vertrauten dabei. Eine Fee, ob männlich oder weiblich spielte da keine Rolle.


    "Ich benötige mehrere Dinge, die hier nur schwer zu bekommen sind. Also ich brauche Aradithpulver, Geosinthkristall, dass Gift der Regenbogenviper und gemahlene Schuppenhaut einer Antharechse."

  • Zalida warf nur einen kurzen, unbeeindruckten Blick auf die Schulter des Mannes. Sie hatte nicht viel für Magier und Zauberer übrig, zumindest nicht mehr als für andere Wesen auch - aber da einige von ihnen gerne ihre Zutaten hier kauften, fühlte sie sich ihnen gegenüber auch nicht unwohl.


    "Das Viperngift und die Schuppenhaut könnt ihr sofort mitnehmen. Was das Aradithpulver angeht, so kommt es auf die von euch benötigte Menge an. Mein Vorrat an Aradith ist derzeit nicht sehr groß."


    Die Schwarzhaarige pustete den Dampf über ihren Becher weg und nahm einen Schluck.


    "Geosinthkristalle..." Zalida schüttelte den Kopf.
    "Bis wann braucht ihr die Kristalle?"

  • "Nun, es muss nicht viel von dem Aradithpulver sein. Es genügt ein kleines Beutelchen mit 20 Gramm des Pulvers. Und was die Gesinthkristalle angeht, wenn ihr die besorgen könntet, sagen wir fünf Stück, wäre ich höchst erfreut. Sie sind recht schwer zu ergattern auf der Insel und meine Stammquelle ist vorige Woche durch einen bedauerlichen Unfall dahingerafft worden. Leider. Sehr schade aber ich mag es nicht, wenn man mich betrügt!"

  • Zalida sah einen Augenblick lang zur Decke und schien über irgendetwas nachzudenken.
    "20 Gramm.. mehr werde ich auch nicht mehr haben. Aradithpulver erfreut sich derzeit großer Beliebtheit."
    Die Ashaironi rollte die dunklen Echsenaugen als wolle sie sagen Warum auch immer.. und stand dann mit geschmeidiger Bewegung auf, um sich ihr Auftragsbuch zu holen. Zielsicher schlug sie eine Seite auf und begann zu kalkulieren.


    "5 Kristalle.. Wenn ihr in 3 Tagen wiederkommt, könnt ihr eure Kristalle haben."


    Die Dunkehaarige nickte und klappte mit einem lauten Knall das Buch wieder zu.
    "Möchtet ihr die anderen Sachen bereits jetzt mitnehmen oder erst, wenn ihr die Kristalle holt?"

  • "Ja ich weiß. In Zaubererkreisen ist zur Zeit eine Art Wettbewerb für die Zusammenstellung eines magischen Rituals, für das man Aradithpulver benötigt. Da mich ein wenig der Ehrgeiz gepackt hat, dachte ich mir, ich nehme an dem Wettbewerb teil. In drei Tagen reicht vollkommen aus."


    Zandhros machte eine kleine Pause und schaute sich ein wenig um.


    "Aber sagt, wie kommt eine Frau wie ihr, nach hier unten?"

  • "Wettbewerb?" Zalida hob eine Augenbraue und sah den Fremden an. Gut, das erklärte zumindest, warum man an einige Zutaten in den letzten Tagen schlecht dran kam.


    Sie trug Zandhros Bestellung in ihr Auftragsbuch ein und schlug es abermals zu.
    Als der Magier sie nach ihren Beweggründen für den Aufenthalt unter dem Meer ansprach, funkelten Zalidas Augen einen Augenblick lang gefährlich, dann sprach sie jedoch mit deutlicher Kälte in der Stimme.


    "Das Pech der Geburt."

  • Zandhros lächelte verstehend. Ja die Gnade der Geburt. In seinem Fall war dies auch nicht eine positive Erfahrung. Sein Vater war ein Adliger, der seine Mutter bei einem Techtelmechtel geschwängert hatte und dann eiligst verschwand. Seine Mutter war in Schimpf und Schande aus dem Haus der reichen Eltern geworfen worden. Zandhros wuchs auf den Straßen auf. Seine Mutter starb, als er sieben war. Ja und der Rest? Nein er dachte nicht weiter.


    "Ja ich denke, ich weiß was ihr meint. Aber glaubt mir, ich hätte mir so manche Dinge auch anders gewünscht in meinem Leben!"

  • Zaghaft nippte die Ashaironi an ihrem Tee und hörte Zandhros zu. Sie nickte leicht und versuchte sich ein Lächeln abzuringen, was jedoch gleich nicht ganz ehrlich wirkte.


    "Ja, wir haben wohl alle unser Laster zu tragen. Auch wenn ich nichts dagegen hätte, diese Insel endlich einmal zu verlassen..."


    Zalida hielt inne und sah Zandhros prüfend an.
    "Ihr seid Magier?"


    Die Frage, die sich in Zalidas Gedanken formte, war wohl unmißverständlich in ihren Gesichtszügen zu lesen. Sie hatte noch nicht davon gehört, dass ein Magier den "Fluch" hatte aufheben können - aber sie weigerte sich, die Hoffnung aufzugeben.

  • "Hmm die Insel verlassen? Nun das ist nicht so leicht, wie ich gehört habe. In den Schulen der Magie wurde darüber öfter geredet aber es scheint ein recht sinnloses Unterfangen zu sein. Die Insel wurde ja durch Götterkraft versenkt. Wer mag schon gegen einen Gott antreten? Aber es soll trotz Allem Mittel und Wege geben um hier weg zu kommen. Ja sehr wahrscheinlich mit Hilffe von Magie. Und ja, ich bin ein Zauberer, habe mich aber noch nie mit dem Wegkommen von der Insel befasst."

  • Zalida zuckte nur kurz mit den Schultern. Sie hatte mit der Antwort gerechnet und irgendwo, tief in ihrem Inneren hatte sie sich wohl bereits damit abgefunden, hier geboren zu sein, hier zu leben und auf dieser Insel auch zu sterben.
    Trotzdem konnte man einen Augenblick lang in Zalidas Augen einen Schimmer sehen, wie als wenn eine weiteres Stück Hoffnung zerbrochen wäre.


    "Dann hoffe ich, dass ihr euch mit anderen nützlichen Dingen befasst, Zauberer."
    Das letzte Wort aus Zalidas Mund hatte einen bitteren Klang, dem sich die Ashaironi gar nicht bewußt war. Und selbst wenn sie es bemerkt hätte - sie redete schließlich nur mit einem Mann.


    Mit einer geschmeidigen Bewegung reckte sich die Ashaironi. Die Wärme in ihren Räumen gab ihr auch gleichzeitig Beweglichkeit und Anmut zurück.


    "3 Tage, Zauberer und ihr werdet eure Waren in der Hand halten. Sorgt nur dafür, dass ich auch meinen Lohn dafür bekomme.." Lächelte Zalida und schob sich einen Träger des roten Kleides wieder zurück auf die Schulter.

  • Diese Giftmischerin war eine recht exotische Schönheit in Zandhros Augen. Aber er hatte zur Zeit andere Gedanken in seinem Kopf. Frauen waren für ihn nicht das Wichtigste im Leben. Er hatte keine Probleme mit Ihnen aber er mied sie meistens. Magier hatten andere Vergnügungen.


    "Keine Angst, meine Liebste. Hier ist eine Anzahlung für das fehlende Material! Und das was da ist, zahl ich auch sofort! Was bekommt Ihr von mir?"

  • Zalida nannte ihm den Preis und nahm entsprechende Anzahlung entgegen. Es waren nicht gerade preisgünstige Materialien, die Zandhros da gewünscht hatte, aber dafür war ihre Beschaffung auch nicht immer einfach.


    "Ich danke euch. Wartet einen Augenblick, damit ich euch hinten alles einpacken kann."


    Die Ashaironi stellte ihre Teetasse ab und stand mit einer eleganten Bewegung auf, nur um im Hinterzimmer zu verschwinden.
    Es dauerte einige Zeit. Schuppenhaut mußte man vorsichtig behandeln, selbst im gemahlenen Zustand. Und das Vipergift wollte auch in der richtigen Menge abgefüllt worden.
    Als Zalida alles beisammen hatte, packte sie die Zutaten vorsichtig in eine neutralschwarze Kassette und verschloss diese.


    Mit einem schmalen Lächeln schritt Zalida wieder hinaus in ihren Verkaufsraum. Vorsichtig stellte sie die Kassette auf den niedrigen Tisch.
    "Bitte sehr, Zauberer. Gift, Schuppenhaut und Pulver in den gewünschten Mengen. Seht ruhig nach, ob alles nach eurer Zufriedenheit ist."

  • Es war früher Nachmittag als Shiai an die Tür klopfte.
    Sie hatte nicht große Hoffnung, dass jemand zu Hause war, weil viele selbst noch arbeiteten. Aber vielleicht hatte sie etwas Glück.
    In ihrem Körbchen, welches mit seinem Henkel von ihrer Armbeuge hinunter hing, vbefanden sich noch viele hübsche Blumen und einige seltene Kräuter. 2Blumen hatte sie schon verkauft an junge Frauen. Das war noch nicht viel, aber besser als nichts und mit etwas Glück würde sie ja noch Erfolg haben. Nun hoffte sie erst einmal das jemand daheim war.

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