Das Haus & Stallung der Amandils

  • Das Zuhause der Amandils in der Stadt Nir’alenar, war ein recht großes Fachwerkhaus im Viertel der Händler. Von außen gut in Stand gehalten und mit zahlreichen bunten Blumen geschmückt.
    Über der Türe hing ein Schild: Familie Amandil – Pferdzucht und –verkauf.
    Durch eine massive Holztür ging es hinein in das schmucke Haus.
    Während der vordere Teil des Hauses den geschäftlichen Belangen diente, waren der hintere Bereich und das obere Stockwerk für das private Leben der Familie angedacht.
    Die geschäftlichen Räume umfassten einen kleinen Einlassbereich, übergehend in einen gemütlichen Salon, Arbeitszimmer und ein Esszimmer.
    Der Salon, eingerichtet mit einigen bequemen Sesseln um einen niedrigen Tisch, einem Sekretär, einem Getränkewagen, einer Wand voller Regale mit Büchern sowie schönen Bildern - von Pferderennen, Reitern hoch zu Ross, tobenden Pferdeherden - an der Wand. Dort war es, wo so manche Geschäfte abgeschlossen wurden und über neue verhandelt wurden. Aber auch Freunde fanden sich hier, für einen gemütlichen Nachmittag ein. Das nun schon bei weit mehr als 3 Jahrzehnte.
    Angrenzend an den Salon war ein geschmackvolles Arbeitszimmer, zu welchem die Türe fast immer offen stand. Hier war ein stattlicher Schreibtisch – darauf eine Zigarrenbox, Stühle, diverse Regale vorzufinden. Sowie ein paar Gemälde. Die Vorhänge waren von schlichter Eleganz und auf einander abgestimmt. Das Esszimmer hielt es eher etwas rustikaler, es erinnerte etwas mehr an die Herkunft der Familie Amandil. Ein großer, massiver dunkler Tisch, mit bequemen aber einfach wirkenden Stühlen herum. Auch hier hatte es Gemälde, welche mit der Tätigkeit der Familie stand, zu finden. Mit wenigen Handgriffen, ließ sich das Esszimmer aufwerten um gehobene Gäste zu empfangen. Stets standen edle Tischdecken und Stuhlüberwürfe griffbereit.


    Die privaten Räume konnten alles bieten, was eine Familie so benötigte. Küche mit einer Speisekammer, Badezimmer, Aufstieg in das obere Stockwerk – Schlafzimmer.



    Die Stallung der Amandils befindet sich vor den Toren der Stadt. Denn nur dort gab es auch die Möglichkeit große Pferche für die Tiere anzulegen.
    Die Gebäude waren einfach, aber auch hier wurde immer auf Sauberkeit und Ordnung geachtet. Dennoch stand das Wohl der Tiere im Vordergrund, gutes und reichlich Futter neben viel Bewegung und frischer Luft. Je nach Menge der Tiere, welche fast alle aus der Zuchtstätte von Táris Vater kamen, wurden Stallburschen beschäftigt. Der Stallmeister Jaron hingegen war fest bei ihnen angestellt, da sie diesen bereits in die Jahre gekommenen Mann sehr zu schätzen wussten.

  • Eine fremde Welt...



    Der Morgen brach für die junge Frau gefühlt viel zu schnell an. An diesem Tag war es nicht der sanfte Schein der Morgendämmerung, nein es war bereits das Licht des Morgens, welcher sie aus ihren Federn lockte. Tári streckte und reckte sich unter der Bettdecke, ehe sie aufstand. Der Schlafplatz des Hundes war bereits verlassen, was sie mit einem Schulterzucken abtat.
    Tári schlug ihr Bett nur zurück obwohl sie dabei schon etwas an sich halten musste. Bei ihrem Mütterchen war sie es gewohnt, ihre Dinge selbst zu erledigen aber hier und auch daheim hatte man Angestellte die sich bestimmter Aufgaben annahmen.
    Die junge Frau suchte zuerst das Badezimmer auf, um sich für den Tag frisch zu machen. Die Sachen des Vortages wanderten, wie man es von ihr verlangte, in einen aus Weide geflochtenen Korb mit Deckel.
    Warmes Wasser zum Waschen war schon längst von der Hausangestellten her gerichtet. Nach der Reinigung bezog sie Stellung vor dem Spiegel. 'Keine wilden Zöpfe!', hallten ihr die Worte ihrer Tante im Kopf. Mit einem missmutigen Schnauben flocht sie sich ihre Haare vom Scheitel bis in die Spitzen. So wie am Tag zuvor schon. Dieses hatte sich soweit bewährt und brauchte nicht viel Zeit. Mit einem Gähnen verließ sie nun das Bad und kehrte in ihr Zimmer zurück. Dort kleidete sie sich in ihre bequeme Alltagskleidung, blieb aber noch barfuß. Mit Tasche, Stiefel und Socken in der Hand machte Tári sich auf den Weg in die Küche.


    Ellaha, die Angestellte, war gerade in der Küche als Tári diese Betrat. "Guten Morgen.", wünschte die Frau mit den schwarzen Haaren, welche ordentlich in einem Dutt zusammengenommen waren, ohne sich umzudrehen und die junge Frau stimmte mit ein. "Setz dich.", meinte sie zu Tári und diese tat was ihr gesagt wurde. Während die Haushälterin in der Küche wirbelte um Tári den Frühstückstisch zu decken, sah diese dabei etwas beklemmt zu. "War das Wasser noch warm? Du bist heuet später dran als die letzten Tage... Und hast du die Kleidung zum Waschen rausgelegt?", fragte Ellaha sehr freundlich nach. Ja heute war die junge Frau wirklich nicht so früh auf den Beinen, wie sie selbst es sonst gewohnt war. Tief und felsenfest war ihr Schlaf gewesen. "Ja und ja. Vielen Dank... Ellaha ist Celeb dir Schon über den Weg gelaufen?", fragte sie. "Ja, der ist kaum zu übersehen... Ich habe ihn mit Futter hinaus geschickt... Er wäre besser bei den Stallungen aufgehoben..." Táris Blick verdüsterte sich bei den Worten von Ellaha. Diese sah sie daraufhin warm mit ihren dunkelbraunen Augen an. "Na na, es ist ja nun nicht so als wollte ich ihn los werden, aber ich meine dort hätte er mehr Platz..." Der Tisch lud nun wahrlich zu einem ausgiebigen Frühstück ein, auch wenn es nur ein Gedeck gab. "Du isst nicht mit mir?", fragte Tári nach. Denn sie hatte die Gesellschaft von Ellaha irgendwo gern.
    Ellaha schüttelte den Kopf. "Du weißt doch, morgen kommt deine Tante zurück und ich hab noch einiges zu erledigen… Du im Übrigen auch, denk an den Zettel den sie dir da gelassen hat.", erinnerte die Angestellte Tári und entschwand der Küche.
    Tári schnitt sich ein Stück Brot ab und bestrich dieses mit Butter und etwas Honig. Soweit sie es überblicken konnte, waren diese Dinge alle aus Perrams Laden. Genüsslich biss sie in das Brot, legte es ab um sich ein Glas Milch einzugießen. Sie aß und trank gemütlich, wobei sie den gestrigen Tag in ihrem Kopf ein wenig Revue passieren ließ. Ein Schmunzeln stahl sich in ihre Züge als sie über den jungen Mann nachdachte, welcher fast immer ein fröhliches Lächeln zeigte. Auch wenn sie ihn nicht wirklich kannte…kannte sie nun jemanden in der Stadt, welcher nichts mit ihrer Tante zu tun hatte.
    Sie endete mit der Mahlzeit und als sie ihre Sachen wegräumen wollte, fiel ihr ein dass dies die Aufgabe ihrer Haushälterin war. Mit einem leisen Grollen ließ sie die Dinge stehen, aber sie kannte dieses schon von dem Zuhause bei ihren Eltern.
    Ihre Gedanken wanderten zu den Notizen, welche Táris Tante der jungen Frau hinterlassen hatte. Einen Teil davon hatte sie bereits erledigt, aber noch nicht alles. Sie warf einen Blick darauf. 'Sattler - Nachmittag' stand dort und Tári erinnerte sich mit der Tante dort gewesen zu sein. Sie hatten dort einige Zäume und Halfter zur Reparatur gelassen und nun war es soweit diese wieder abzuholen. Sie seufzte. Es war ein kleiner Laden, im engeren Bereich des Händlerviertels. Die Enge und der darin fließende Fußverkehr ließen sie allein bei dem Gedanken schon unruhig werden. 'Alles halb so wild.', beruhigte sie sich selbst.
    Sie setzte sich auf einen Stuhl und zog sich die Socken über, danach folgten die Stiefel. Gerade als ihre Ferse in jenem verschwand und sie sich den Schaft über die Hose zog, ging die angelehnte Türe auf und Celeb stand schmatzend und zufrieden vor ihr. Sie schmunzelte ihn an. "Hat Ellaha dich gut versorgt, ja?", fragte sie ihn. Er schmatzte weiter was sie als Bestätigung ihrer Frage verstand.
    Tári griff nach ihrer Tasche und brachte sie in Position. Dann steckte sie noch etwas Proviant ein, welchen ihr die gute Seele des Hauses bereits hergerichtet hatte. Wenn es nach Ellaha gegangen wäre, hätte Tári ruhig mehr auf den Rippen haben dürfen und so sorgte sie gerne dafür, dass sie etwas mit sich nahm. "Ellaha, ich mache mich auf den Weg.", rief sie durch das Haus und vernahm von irgendwoher einen leisen Laut der Zustimmung. Durch die entriegelte Türe ging es hinaus in die Frische, des nicht mehr jungen Morgens. Sorgsam verschloss Tári die Türe ehe sie sich der Straße und einem Spaziergang zuwandte. Der Hund und die junge Frau brauchten Bewegung und so marschierten die Beiden durch die Straßen und hinaus aus der Stadt durch das nordwestlichste Tor. Sie passierten das Heiligtum der Göttin Kireala, welches sie kurz musterte. Danach wand sie sich dem dahinter liegenden Wald zu…


    Der weitere Tag...

  • Vor dem Haus ihrer Tante angekommen zückte Tári den Schlüssel und trat in das dunkle und ruhige Haus ein. Celeb lief sofort hinauf in das Zimmer der jungen Frau und legte sich auf seine Schlafstelle. Tári hingegen ging zuerst ins Bad, denn weder ihre Tante noch Ellaha wären erfreut darüber den Sand, welcher sicherlich noch auf ihr zu finden war, überall im Haus verteilt zu finden. Die blonde Frau öffnete ihr Haar. Ihre Kleidung fand wie vom Vortag in den dafür vorgesehenen Korb. Aus einem großen Wasserkessel, unter dem das Feuer noch nicht lange erloschen sein konnte, ließ Tári sich ein heißes Bad einlaufen. In einer festen Reihenfolge wusch sie sich von Kopf bis Fuß sorgfältig, jedoch ohne große Leidenschaft. Ihr würde auch ein See, ein Bach oder eine Quelle genügen. Nachdem sie geendet hatte wickelte sie sich in Handtücher ein, nahm zwei saubere Tücher - eines davon nass - und ihre restlichen Sachen. So trat den Weg in ihr Zimmer an. Dort angekommen versorgte sie die Wunde des großen Grauen. Sie säuberte, trocknete und brachte eine heilende Salbe auf. "Nicht dran rum schlecken.", mahnte sie ihn. Celeb stand auf und schüttelte sich, ehe er sich zusammenrollte und der Halbelfe noch aus müden Augen zusah. Rasch kämmte sie sich noch die Haare und zog ein weites Hemd an. Müde gähnte sie aus vollem Herzen und kuschelte sich dann in ihr Bett. "Gute Nacht.", murmelte die junge Frau und war sogleich eingeschlafen.

  • Tief war Táris Schlaf gewesen und auch wenn sie meinte er wäre traumlos gewesen, hatte sie kurz vor dem Erwachen das Bild des Mondes in ihren Gedanken, welches ihr der junge Mann mit den grünen Augen gezeigt hatte. Sie sprang nicht gleich aus dem Bett, sondern reckte sich ausgiebig ohne die Augen zu öffnen um noch etwas länger von dem Bild zu haben. Dem Gefühl danach... Celeb gähnte dann irgendwann und so beschloss die junge Frau nun doch die Decke zurück zu schlagen und sich aus dem Bett zu erheben. Tári machte sich mit den üblichen Handgriffen für den Tag zurecht, Haare, saubere Kleidung und mit Tasche, Stiefeln und Socken in der Hand ging es hinunter in die Küche. Ellaha war bereits auf und saß am Frühstückstisch. "Guten Morgen, Tári.", begrüßte die Hausangestellte die junge Frau freundlich und tätschelte Celeb den Kopf. Sie stand auf und stellte das Futter für den Hund wieder hinaus und er folgte ihr willig. "Auch dir einen guten Morgen.", sagte Tári und rieb sich die Augen. "Setz dich und iss.", wollte Ellaha von der jungen Frau. Tári setzte sich und begann sich ein Brot zu schmieren und sich ein Glas Milch einzugießen. Tári fragte nebenbei die Hausangestellte nach den geeigneten Geschäften für die Besorgungen, welche sie mit Tamrin heute erledigen wollte. Ellaha bestätigte, dass der Marktplatz sehr geeignet war und sonst nannte sie noch weitere Läden sollten sie dort nicht fündig werden. Auch fragte sie nach einem Handkarren oder so etwas Ähnlichem und Ellaha verwies Tári auf den Schuppen hinter dem Haus. Leicht hatte die Hausangestellte die Augenbrauen in die Höhe gezogen, doch Tári hatte es nicht bemerkt. So aß die Halbelfe einigermaßen zufrieden ihr Brot und Trank die Milch während die gute Seele des Hauses schon dabei war ihr eigenes Geschirr zu säubern und zu verräumen. Wie immer wollte Tári für einen Moment helfen, verkniff es sich aber dann. Sie zog sich die Socken und Stiefel an. Die Halbelfe verabschiedete sich freundlich von der älteren Frau und wollte gerade zur Hintertüre hinaus, als Ellaha sie noch an den morgigen Tag und das Tanzfest erinnerte. Tári durchlief ein eisiger Schauer. Mit einem steifen Nicken entschwand sie dem Haus ihrer Tante...


    [size=9]Der weitere Tag...

  • Als der Morgen graute, herrschte noch Ruhe in dem Haus der Amandils. Tári stahl sich mit Celeb auf einen ausgiebigen Morgenspaziergang davon. Die Straßen waren noch leer und so konnte sie den Tag wie für sich gewohnt beginnen. Etwas Kopfzerbrechen bereitete ihr die Abwesenheit ihrer Tante. Nicht das es unüblich war, dass jene auch mal einen Tag später ankam. Aber nun war es, so wie es aussah, an ihr mit dem Personal die Besorgungen und anstehenden Aufgaben für mindestens den heutigen Tag zu besprechen. "Das hat sie mit Absicht getan.", moserte die junge Frau leise vor sich hin, als sie bereits auf dem Rückweg war. Sie trat durch die Hintertüre ein und stand schon mitten im Geschehen. Ellaha war bereits dabei für die Angestellten zu Mittag zu kochen und jene hatten sich auch schon dort eingefunden. Gesammelt wiesen sie die junge Frau darauf hin, dass es an der Zeit sei über den heutigen Tag und den morgigen zu sprechen. "Können wir das beim Essen besprechen?", fragte sie leise und alles um sie herum wurde stumm. Es gehörte sich immerhin nicht... "Ich will nicht alleine essen.", erklärte sie ebenso leise. Als Annur unwillig nickte, verabschiedete sich Tári um sich frisch zu machen, wobei ein guter Rat von Ellaha folgte - sie solle sich umziehen. Das sollte etwas Zeit schinden, damit sie überlegen konnte was es zu besprechen gab. Am Liebsten wäre sie sofort zur Haustüre gleich wieder entschwunden. Aber das kam wohl leider nicht in Frage. So holte sie sich frische Kleidung und ging ins Bad. Mit zu einem Zopf geflochtenen Haaren, einer schlichten doch edlen, dezent hellgrünen Tunika - gerafft mit einem Gürtel, und einer engen, schlichten, schwarzen Hose und ihren Stiefeln kehrte sie in die Küche zurück. Für sie war die Stirnseite des Tisches gedeckt, an der sie mit großem Unbehagen Platz nahm. Beim Essen herrschte eisiges Schweigen, so hatte Tári das sich nun nicht gedacht. Als sie geendet hatten wagte sie einen vorsichtigen Vorstoß. Als das Eis damit gebrochen war, herrschte ein reger Austausch darüber was zu erledigen war und wer welche Aufgaben übernehmen würde und bis wann es erledigt sein sollte...

  • <---- aus der Pfandstube Acai


    Eifrig waren Tamrin's Augen auf Tilla's Zeichnung geheftet, um im Geist den Weg zu laufen, der zum Anwesen des Adeligen Herrn Müsig führte. Es dauerte eine ganze Weile, bis er innehielt und sich ein wenig verdutzt umsah, wohin ihn seine realen Füsse getragen hatten. Die eigentliche Schwierigkeit seiner Zusage wurde ihm schlagartig bewusst und offenbar hatte sein Unterbewußtsein sich schon ohne sein Zutun mit dieser Problematik befasst, denn er war nur noch wenige Schritte von Tári's Zuhause entfernt. Tamrin wandt sich innerlich ein wenig. Tári beteuerte zwar immerzu, dass es ihr Freude machte, ihn in der Sprache zu unterrichten - aber er hatte doch immer ein leichtes Unwohlsein dabei, so selbstverständlich über ihre freie Zeit zu verfügen. Und was würde ihre Familie wohl dazu sagen ? Nur dummerweise gab es sonst niemanden, den er kannte und in dieser Sache um Hilfe bitten konnte. Tamrin überlegte nicht allzu lange. Es gab ja auch nichts zwischen der Bitte an seine blonde Freundin oder der Absage an die Pfandleiherin. Mit etwas klopfendem Herzen setzte er den angefangen Weg fort. Die wenigsten Gedanken verschwendete der junge Mann an Tári's Vertrauenswürdigkeit. Selbst wenn er sich bitterlichst in der jungen Frau täuschen sollte - es war wohl kein Geheimnis größeren Ausmasses, dass eine Geschäftsfrau einem Kunden eine simple Nachricht mit einer Frage zustellen ließ. Im nachhinein war Tamrin jedoch ganz froh, dass Tilla ihm am Ende bewußt eine betont harmlose Vorgabe für die Nachricht gemacht hatte. Noch einmal atmete Tamrin tief durch bevor er die wenigen Stufen empor stieg und den Klingelzug betätigte.

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    >> Es ist so schwer, das Glück in uns selbst zu finden, nur leider ist es ganz unmöglich, es anderswo zu finden. <<


    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • Leise Erheiterung begann in Tári aufzusteigen, als sie bemerkte, dass nicht sie die Aufgaben verteilte sondern ihr eigentlich nur mitgeteilt wurde was anstand und wer es erledigen würde. Wenn es so funktionieren sollte, hatte sie wahrlich nichts dagegen. Aber sie hatte so eine Vorahnung, bei ihrer Tante war es sicher noch nie so gelaufen. Hätte sie nur mal besser aufgepasst. In einem Notizheft, welches ihr gereicht wurde, hatte sie soeben begonnen einen Teil des Besprochenen fest zu halten, als es an der Türe klingelte. Sie war gerade dabei sich zu erheben, doch als sie dem rügenden Blick des Butlers begegnete, setzte sie sich sogleich wieder. Annur erhob sich und ging, wie es seine Aufgabe von ihm verlangte, an die Türe und öffnete jene. Es war wieder der junge Mann, welcher gestern Abend schon geklingelt hatte und mit der jungen Lady aufgebrochen war. Die Augen des Butlers lagen wie am gestrigen Tag, übertrieben musternd auf Tamrin, doch verneigte er sich leicht. "Guten Tag Tamrin Farepoynt. Was ist Euer heutiges Anliegen?", fragte er ihn wie es seiner Aufgabe oblag. Im Hintergrund waren die dumpfen Stimmen der Anwesenden zu hören.

  • Der Hausdiener von Tári's Tante war vielleicht nicht mehr der Jüngste, aber in jedem Fall schien er sich allzeit nahe der Haustür aufzuhalten, denn auch heute Mittag war der Klingelton kaum verstummt als sich die Tür auch schon öffnete. Abermals sezierten die kühlen Augen Tamrin von oben bis unten. Abermals verneigte der junge Mann sich höflich und ehrerbietig. "Ich grüße Euch!", begann er freundlich. "Wenn die junge Lady Amadil zuhause ist, bitte ich darum, dass sie mir einen Augenblick ihrer kostbaren Zeit gewähren möge.", bat Tamrin ausgesucht höflich. Wenn schon sein Äußeres so offensichtlich in den Augen dieses Butlers zu wünschen übrig ließ, mussten die Umgangsformen das wohl irgendwie ausgleichen. Wenn er schon wenigstens in diesem Haushalt ohne Mühen und Sprachbarriere damit glänzen konnte.

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    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • "Gewiss. Einen Moment, bitte.", sagte Annur und schloss die Türe. Tári hatte angespannt gelauscht und versucht etwas zu verstehen was an der Türe vor sich ging, aber leider hatte man ihre Aufmerksamkeit doch immer wieder gefordert, dass sie nicht mitbekam wer denn nun an der Türe geklingelt hatte. Der Butler Annur trat in die Küche und musterte die junge Halbelfe kurz. Es war nicht an ihm sich ein Urteil zu bilden, dennoch war es höchst ungewöhnlich für die junge Lady des Hauses überhaupt Besuch zu bekommen und dann auch noch von einem jungen Mann. Annur verkündete worum der junge Herr Farepoynt gebeten hatte. Táris Gesicht hellte sich schlagartig auf und sie wollte schon aufspringen, als sie einen weiteren rügenden Blick erhielt. "Ich glaube, Ihr seid hier noch nicht ganz fertig, richtig?", fragte Annur Tári und jene nickte bestätigend. "Wenn Ihr erlaubt werde ich den jungen Mann in den Salon bitten, so würde es Eure Tante tun. Ihr stoßt dazu sobald Ihr hier fertig seid. Einverstanden?" Tári sah Annur mit großen Augen an und nickte dann, wie sollte sie da nicht einverstanden sein. "Wie Ihr wünscht." Annur verließ die Küche und öffnete erneut die Türe. "Die junge Lady lässt bitten. Wenn Ihr eintretet und im Salon warten wollt. Sie wird kommen sobald ihre Zeit es erübrigt. ", verkündete der Butler in angemessenem Ton.

  • Der Butler bestätigte und schloss die Tür wieder. Und Tamrin überlegte, ob dies nun ein gutes oder schlechtes Zeichen sei - aber der Bedienstete war offenbar tatsächlich einer der perfekten Sorte, denn es war ihm schlicht nicht anzumerken gewesen, ob Tári überhaupt im Hause weilte oder nicht. Lange Warten mußte er allerdings nicht, denn schon bald öffnete sich die Tür erneut und der Butler bat ihn herein. Tamrin's Herz tat einen kleinen Hüpfer der Erleichterung - zumindest war die junge Frau zuhause. "Das ist sehr freundlich.", bestätigte er höflich und folgte dem älteren Herrn gehorsam in ein edel eingerichtetes Zimmer. Der richtige Ort, um Besucher representativ zu empfangen. Der Bedienstete maß Tamrin noch einmal mit erhobenem Kinn und strengen Augen, was jeden Gedanken in Tamrin, in diesem Zimmer etwas auch nur zu berühren, augenblicklich ersterben ließ - wenn er denn einen solchen überhaupt gehabt hätte - und ließ ihn allein zurück. Aber ansehen war erlaubt und so schweifte sein Blick neugierig über den flauschigen Teppich, über die vornehmen aber trotzdem bequem aussehenden Polstermöbel der Sitzecke bis hin zu den Wandgemälden zahlreicher Pferde in verschiedenen Situationen - hauptsächlich beim Durchqueren eines Zieleinlaufs in höchstem Tempo oder bereits mit Siegerkranz dekoriert - und wartete.

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  • Annur verlies den Salon und betrat erneut die Küche und sah verwundert das sich ihm bietende Bild. Tári notierte und besprach sich rasch mit den Anwesenden, denn es konnte ihr nun gar nicht mehr schnell genug gehen. Annur räusperte sich und die junge Frau versuchte im Tempo etwas an sich zu halten, mit mäßigem Erfolg. Sie wollte gleich erfahren warum Tamrin hier her gekommen war, denn sie waren nicht verabredet - wenn sie sich recht erinnerte. Aber sie freute sich ihn so unverhofft zu begegnen. Zum Ende hin erhob sie sich und bedankte sich aufrichtig, auch bei Annur und lächelte ihn freundlich an. Sie hatte genau bemerkt, wie er versucht hatte ihr den richtigen Weg zu weisen, aber ohne offen auszusprechen, dass ihr Verhalten wohl teilweise unangebracht war. Tári verlies die Küche eiligen Fußes und trat über den Eingangsbereich in den Salon ein. "Guten Tag Tamrin.",sagte sie mit erfreutem Lächeln. "Ich freue mich dich zu sehen. Was führt dich her?"

  • Bis zum Bild einer grasenden grazilen schwarzbraunen Stute, deren hellbraunes Fohlen den Betrachter mit vorwitzig gespitzten Ohren ansah, war Tamrin gekommen als sich in seinem Rücken die Tür zum Salon wieder öffnete und Tári herein trat. Lächelnd wandte er sich um und hörte ihre Begrüßung an. "Ich bin auch sehr froh, Dich zu sehen.", gestand er. "Wenn Du Zeit für mich hättest - ich könnte Deine Hilfe für besonderen Unterricht gebrauchen." Kurz sortierte er seine Gedanken. "Ich war in der Pfandleihe, um die Dame zu fragen, ob sie einige Sachen für mich aufbewahren würde. Weil es dort sicherer ist und die Pfandleihe praktisch immer auf meinem Weg liegt. Sie ist vielleicht damit einverstanden, wenn ich im Gegenzug statt Geld hin und wieder ein paar Botengänge oder Besorgungen für sie mache. Nun hat sie mir sozusagen zur Bewährung einen Botengang aufgegeben - nur fürchte ich, ich bräuchte dafür ein paar bestimmte Wörter und Redewendungen. Sonst wird es nicht funktionieren. Würdest Du mir dabeihelfen ?"

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  • Das Lächeln von Tári vertiefte sich, nach den ersten Worten von Tamrin. Dann folgte sie aufmerksam der Erzählung des jungen Mannes. Das mit der Pfandleihe schien wirklich keine schlechte Lösung zu sein, nicht das Tári dies beurteilen konnte, aber es klang in ihren Ohren so. Hilfe für besonderen Unterricht? Bestimmte Wörter und Redewendungen... "Verstehe... Gerne helfe ich dir dabei. Wie hast du es dir vorgestellt? Willst du dich setzen? Brauchen wir etwas zum Schreiben?", neugierig sah sie ihn an.

  • "Dann hast Du Zeit!" sein erfreutes Gesicht wich leichtem Entsetzen bei den sich anschließenden Worten. "Hier ?" fragte er leicht erschrocken. "Bist Du sicher, dass das eine gute Idee ist ?" und zögerte. Tamrin wollte lieber gar nicht wissen, was der Butler mit den strengen Augen denken würde. Vermutlich würde die Stirn nicht genügen, so hoch, wie er die Augenbrauen ziehen würde, um sein Mißfallen kund zu tun. "Was wird Deine Familie dazu sagen ?" Auch, wenn es eigentlich keine schlechte Idee war. Eine ziemlich gute sogar, wenn er es genauer bedachte. Zumindest ohne lästige Zuhörer. Bis auf das Personal vielleicht. "Es wäre mir lieb, wenn niemand außer Dir davon erfahren würde.", sagte er - schon erheblich weniger zweifelnd als zuvor.

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  • Der Vorschlag von Tári schien Tamrin zuerst nicht sonderlich zu gefallen. Als er ein weiteres Mal danach fragte was ihre Familie dazu denken möge, hob sie unsicher die Schulter. Ihre Familie war immerhin auch nicht da… „Außer mir, Ellaha, Annur und Celeb sollte gerade niemand mehr im Haus sein.“, sie sah ihn nachdenklich an. „Wenn es unter uns bleiben soll, denke ich sind wir hier gut aufgehoben.“, sagte sie und lächelte freundlich. „Also… setz dich und sag mir was wir alles brauchen.“

  • Das freundliche Lächeln, dass Tári aufgesetzt hatte, half nicht über den leicht ungeduldigen, befehlenden Ton hinweg und Tamrin starrte die zierliche blonde Frau mit großen Augen an, setzte sich aber vorsichtshalber tatsächlich hin. "Etwas zu Schreiben nur.", antwortete er noch immer mit leicher Verwunderung und fragte sich insgeheim, ob dieser Gemütszustand wohl eine Vorstufe des Fauchen und Knurrens war, welches er schon von ihr erlebt hatte. "Obwohl .... warte mal." Tamrin legte die beiden Blätter, die er immer noch in den Händen gehalten hatte, auf den Tisch und deutete mit dem Zeigefinger auf Tilla's Skizze des Stadplans. Genauer, auf das Domizil der Müsigs. "Sieh bitte mal - Kennst Du die Leute, denen das Anwesen hier gehört ?"

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  • Der junge Mann setzte sich und Tári wollte gerade nach Papier und Stift suchen, als er sie bat zu warten und zwei Blätter seinerseits auf den Tisch legte. Die junge Frau wand sich ab, von dem Sekretär an dem sie das Gewünschte holen wollte und kam zu dem Tisch hinüber. Dort besah sie sich der Skizze, auf welche Tamrins Finger zeigte. In Gedanken eilte sie den Weg in ihrem Kopf und tatsächlich entstand ein Anwesen vor ihrem inneren Auge. Das müsste das Schloss Imarkar des Grafen von Müsig sein... "Kennen wäre zu viel. Ich habe den Grafen schon gesehen, ein älterer Herr mit rotem Haar. Aber gesprochen habe ich mit ihm bislang nicht.", sagte sie den Blick noch auf die Zeichnung gerichtet. "Und ihm sollt du eine Nachricht zukommen lassen...? Dann sag mir bitte, wie kann ich dir behilflich sein.", fragte sie ihn freundlich und sah ihn an.

  • "Das ist er!", bestätigte Tamrin sofort als Tári den Rothaarigen aus der Pfandleihe kurz beschrieb. "Es ist doch richtig, wenn ich am "Korallenriff" rechts die Hauptstrasse weiter hinauf gehe und dann etwa auf Höhe der Magie-Akademie ......." er beschrieb mit den Augen auf dem Blatt, wo er das Schloss in etwa vermutete und wie er dorthin zu gelangen meinte. "Hat es irgendein Kennzeichen, welches es von den anderen Adelshäusern unterscheidet ?" fragte er nachdenklich, die Augen noch immer auf die Zeichnung geheftet. "Äh ... ja....", fuhr er dann etwas abgelenkt fort. "Vielleicht schreibe ich ein paar Worte und Sätze auf und Du sagst sie mir in Bereliarnai." Tamrin sah auf und runzelte die Stirn. "Vielleicht sollte ich die Nachricht überhaupt schriftlich auf einem Pergament mit mir führen............ falls alle Stricke reissen." Er erwärmte sich zuhends für diesen Gedanken.

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  • "Klingt nach einer guten Idee. So wärest du sicherlich gut vorbereitet.", sagte sie und suchte nun doch Schreibzeug hervor. Tamrin hatte bestätigt, dass es sich um den Grafen von Müsig handelte und hatte angefangen den Weg zu dessen Anwesen zu beschreiben. Tári sah erneut auf das Blatt und deutete darauf. "Ja der Weg hatte soweit gut geklungen... Ein Kennzeichen für sein Haus...?", überlegte die junge Frau und schüttelte dann leicht den Kopf. Sie hätte ihm nun nicht mal sagen können wie viele Häuser er hätte abzählen müssen um vor dem richtigen zu stehen. "Nichts was mir gerade einfallen möchte. Ich kann dir sagen welches Haus es ist wenn ich davor stehe, aber so hier und jetzt.", sie lächelte entschuldigend. "Ich könnte dich hinbringen...wenn du willst.", bot sie dem Mann mit den warmen grünen Augen an.

  • "Nur wenn es Dir keine Umstände bereitet.", antwortete Tamrin artig, aber er spürte, dass sein Herz freudig ein wenig schneller zu schlagen begann und nahm Blätter und Stift von der jungen blonden Frau entgegen. Er legte sich das Blatt zurecht und sann kurz über mögliche Worte nach. "Hat der Herr Müsig einen Titel ?", fragte er dann. "Ich verfasse die Nachricht, Du übersetzt sie und ich schreibe sie einmal ab. Zur Sicherheit. Aber so in etwa werden das auch die Worte und Redewendungen sein, die ich benötigen werde." Blieb nur zu Hoffen, dass die Antworten nicht allzu kompliziert ausfallen würden. Wobei ....... Tamrin rollte mit den Augen. "Hoffentlich übersehe ich nicht all zu viel.", seufzte er etwas fatalistisch angehaucht.

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