Das Haus & Stallung der Amandils

  • "Es bereitet mir keine Umstände.", versicherte sie Tamrin, welcher Papier und Stift entgegen nahm und bereits zu überlegen schien was er denn aufschreiben wollte. Die junge Frau freute sich, mit ihm noch etwas Zeit zu verbringen auch wenn es nur der Weg zu den Müsigs sein sollte... "Graf von Müsig.", beantwortete Tári die Frage. Danach erklärte er nun wie er vorgehen wollte und Tári nickte im Einverständnis. "Gut, nimm dir die Zeit die du brauchst.", sagte sie freundlich und setzte sich nun ebenfalls. "Du machst das sicher gut.", sagte sie leise denn davon war sie eigentlich überzeugt.

  • " ... von Müsig ?", fragte Tamrin beiläufig nach und verbesserte seine ersten Worte auf dem Blatt augenblicklich. Immer wieder überlegte er und biß sich dabei leicht auf die Unterlippe, während nach und nach ein paar Sätze das Blatt füllten. Noch einmal las er es durch und reichte Tári dann hinüber. "Wenn Du das für mich übersetzen würdest ?", bat er. "Dann will ich mir schon mal aufschreiben, was Du mir unbedingt sagen musst. Und dann ............. üben wir es am Besten einfach.", nickte er fest. "Du spielst einen Diener und den Grafen. Du musst mir nur sagen, ob Du mich auch verstehst. Und was Du antwortest." Er wuschelte sich verlegen grinsend mit der Hand durch die Haare. "Ganz schöner Aufwand für eine einfache Botschaft."

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    >> Es ist so schwer, das Glück in uns selbst zu finden, nur leider ist es ganz unmöglich, es anderswo zu finden. <<


    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • "Richtig.", bestätigte Tári leise und betrachtete Tamrin dabei wie er grübelnd Wort für Wort und Satz für Satz auf das Papier brachte. Nachdem er zufrieden war reichte der junge Mann Tári das Blatt und sie begann den Text zu überfliegen. "Mache ich.", antwortete sie freundlich und stimmte dann in sein Nicken mit ein. Klang nach einer guten Vorgehensweise, fand sie bis die nächsten Worte in ihr Bewusstsein drangen. Überrumpelt starrte Tári Tamrin einen Moment lang an und richtete dann den Blick auf das Blatt in ihren Händen. Sie solle einen Diener und den Grafen spielen? Sie wusste nicht sicher ob sie das konnte. Am Besten war sie darin sie selbst zu sein. Gerade heute musste ihr Annur immer wieder unter die Arme greifen. Er könnte ja... Aber es sollte keiner davon erfahren... Sie war einfach nicht gut darin sich in andere Personen hinein zu versetzen... Aber was konnte es schaden es zu versuchen...? Unsicher lächelnd hob sie den Blick und sah Tamrin an. "Ich will es gern versuchen..., sagte sie aufrichtig. "...ich weiß nur nicht ob ich darin wirklich gut bin. Dennoch will ich mich bemühen..."

  • Tamrin war schon längst mit seinem nächsten Blatt beschäftigt und schrieb Worte und Sätze darauf nieder. Tári's unsichere Miene entging ihm dadurch und so antwortete er ohne groß darüber nachzudenken. "Sicher, es ist ganz einfach. Du musst nur nachdenken, was die Bediensteten oder adelige Herren in solchen Situationen zu sagen pflegen. Oder hat Deine Tante noch nie einen Boten empfangen ?", fragte er mit etwas abwesendem Lächeln. Schrieb noch ein paar Worte. Sah dann auf. "Ich könnte Dir sagen, was Euer Dienstbote zu Besuchern zu sagen pflegt.", grinste er freimütig und ahmte ein wenig übertrieben die Stimme des älteren Mannes nach. "Wartet einen Moment!". oder "Lady Amandil läßt bitten.!", erklangen die Worte aus seinem Mund. "Ich müßte nur wissen, was es auf Bereliarnai heißt, damit ich es dann auch erkennen kann.", erklärte er ihr. "Es wird sicherlich nicht wortwörtlich überein stimmen - aber wenn ich die wichtigen Wörter erkenne, dann sollte es genügen."

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    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • 'Ja ja, ganz einfach, sicher...', dachte sie für sich und lauschte aber aufmerksam den Worten des jungen Mannes. Immerhin wusste er was Annur scheinbar zu Besuchern sagte. Bei Tamrins Imitation musste Tári dann doch schmunzeln, erhob sich und nahm vor dem Sekretär platz. "Na gut, das bekommen wir schon irgendwie hin.", sagte sie hell und wand sich Papier und Feder zu. Sie bemühte sich um ein sehr schönes Schriftbild, sollte Tamrin die Nachricht dem Grafen doch überreichen. Auf so etwas hatte ihre Tante, aber auch ihre Mutter immer Wert gelegt. Als sie geendet und die Tinte schon reichlich getrocknet war brachte sie die beiden Blätter Tamrin. Jener hatte bereits bei dem weiteren Blatt geendet. "Das hätten wir dann schonmal... Üben hier oder unterwegs?", fragte sie da es ja doch etwas an Weg sein würde...

  • Der junge Mann reckte den Hals ein wenig, um zum Fenster hinaus sehen zu können. Die Sonne stand schon merklich tiefer. Nachmittag. "Ich glaube, Üben können wir auch unterwegs. Zu spät sollte ich dort wohl nicht mehr vorsprechen. Aber auf der Nachricht ....... könntest Du dort bitte noch einige Worte unterstreichen ?" Er nahm seine eigene Version der Nachricht zu Hilfe und überflog sie abermals. "Das erste 'sehr' ........ 'Möglicherweise' .......... 'unerklärlichen' ........... 'versteht' ............. 'sorgfältig' .. und 'aus Versehen'." Er blickte Tári an, bereit die Worte für sie abermals zu wiederholen, falls es nötig sein sollte.

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  • "Natürlich." Sie nahm sich das Blatt und einen Stift zur Hand und setzte den ersten Strich. "...'sehr'...'Möglicherweise'...unerklärlichen'...'versteht'...", wiederholte sie leise die Worte. Dann sah sie auf und begegnete schon dem Blick des jungen Mannes. "Wie waren die letzten beiden?", fragte sie freundlich lächelnd nach, da sie sich nicht mehr sicher war. Der junge Mann nannte jene erneut und sie setzte so die letzten zwei Striche unter die ausgewählten Wörter. "Wofür sind diese Unterstreichungen?, fragte sie neugierig nach.

  • Tamrin lächelte ein wenig boshaft. "Sie sind eine Chance für den adeligen Herrn, den Sachverhalt zu durchschauen - falls sich unser intensiver Sprachkurs für die mündliche Übermittlung als unzulänglich erweisen sollte."
    Er betrachtete Tári einen Augenblick lang durchdringend und fasste einen Entschluss. "Ich erzähle es Dir, wenn die Sache ausgestanden ist. Einverstanden ?" Er hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass Tári sich mangels Kontakt mit ihresgleichen noch schwer damit tat, eine unterschwellige Bedeutung hinter den tatsächlichen Worten zu finden. Und irgendwie ....... machte sie das in seinen Augen gerade unwiderstehlich anziehend. In leiser Verlegenheit wandt er den Blick ab und starrte auf den Tisch. Froh, eine Ablenkung für diese geradezu heimtückisch emporkriechenden Gefühle zu erspähen, langte er nach dem Blatt mit der Nachricht und faltete es übertrieben sorgfältig zusammen und steckte es in seinen Umhang. "Ich glaube, wir können uns auf den Weg machen." sagte er mit leisem Räuspern und ergirff das andere beschriebene Blatt.

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  • "Ja, in Ordnung.", gab sie ihr Einverständnis kund es später erzählt zu bekommen. Sie ließ sich die Sätze nochmal kurz durch den Kopf gehen... Die Chance den Sachverhalt zu durchschauen... Na gut, sie war gespannt auf die Erklärung dazu. Alles was nicht mehr benötigt wurde räumte die junge Frau zurück an seinen Platz und nickte dann. "Gut, ich hole nur noch rasch meine Sachen." Sie ging aus dem Salon und holte sich ihre Tasche, jene diagonal geschultert eilten ihre Füße fast schon wieder dem jungen Mann entgegen. Sie freute sich darauf weiter Zeit mit ihm zu verbringen, auch wenn dies mit Sprachübungen verbunden war... "Ich bin soweit.", sagte sie an der Türe zum Eingangsbereich und öffnete schon die Haustüre. Davor stand schon all Zeit bereit ihr grauer Begleiter...

  • Ihr Einverständnis erklärend, eilte Tári aus dem Salon hinaus und ließ den jungen Mann mit sich allein zurück. Er war ganz froh darum. Es gab ihm Gelegenheit, sich wieder zu sammeln und auf die Ausführung dieses Auftrags zu konzentrieren. Und da war es nur hinderlich, wenn die Gedanken um diese unheimlichen Regungen kreisten. Es war überhaupt unangenehm, darüber nachzudenken und Tamrin vermied es, so gut es eben möglich war. Vorsichtshalber nahm er auch Tilla's Zeichnung wieder an sich. Sie würden sie zwar nicht brauchen, wenn Tári den Weg kannte, aber es ging auch sonst niemanden etwas an, wohin sie gehen würden. Nur kurze Zeit später war die junge Frau wieder an der Tür zum Salon vorbei geeilt und Tamrin setzte sich in Bewegung, um ihr auf die Straße hinaus zu folgen, wo auch der große Hund schon wartete. Er folgte den beiden auf dem Weg, den sie einschlugen. "Also ...", begann er zu sprechen "Wenn ich dort bin werde ich sagen: 'Seid gegrüßt. Die ehrenwerte Geschäftsfrau Tilla Acai läßt eine Nachricht an den Herrn des Hauses ausrichten. Bitte meldet mich dem Grafen von Müsig.' .......... Was würde das heißen ?"

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  • Die Haustüre fest verschlossen ging es gemeinsam hinaus auf die Straßen. Den Weg bereits im Kopf zurecht gelegt. Tamrin begann zu sprechen und wollte sogleich die ersten Sätze genannt bekommen. Tári nickte. "Seid gegrüßt. Die ....", wiederholte sie die Sätze für ihn in der Sprache der Insel. Abwartend sah sie ihn an ob sie die Sätze stückeln mussten...

  • Tamrin wiederholte einige Male, was Tári ihm vorgesprochen hatte, bis die junge Frau zufrieden nickte. Er war jetzt aufmerksam und mit jeder Faser seines Verstandes bei der Sache. "Okay ... und ich nehme an, er wird ähnlich perfekt sein wie Euer Butler und mich zunächst ohne alles vor der Tür oder dem Tor warten lassen. Also etwas wie 'Wartet hier!' oder 'Geduldet Euch kurz' oder 'Einen Augenblick.' .....'Herr' ... oder vielleicht 'Bursche' eher... es genügt, wenn ich ein Wort erkenne. Ich muss es nicht komplett alles verstehen......" Er wartete, bis Tári ihm auch diese in Frage kommenden Antworten einige Male vorgesagt hatte. Erst langsam und deutlich, dann schneller. So ging es den Weg entlang. Hin und wieder fragte Tamrin nur nach einzelnen Worten, dann wieder nach Phrasen. Im großen und Ganzen fühlte er sich einigermassen gut präpariert als Tári irgendwann im Adelsviertel ihren Schritt verhielt und ihn ansah. Anscheinend hatte sie Müsig's Anwesen erreicht. "Welches ist es ?", fragte er und konzentrierte sich stark auf sein Innerstes. Augenblicklich fühlte er, wie er ruhiger wurde.

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    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • Tári schmunzelte ob der Aussage des jungen Mannes zu Annur. Ob er ein perfekter Butler war konnte sie nicht beurteilen. Sie musste sich an den Umgang mit ihm gewöhnen, oder besser war immer noch dabei. Aber heute, hatte er ihr so hilfreich unter die Arme gegriffen... Sie übten den gesamten Weg entlang und Tamrin lernte wie immer schnell, aber ob ihn diese unverhoffte Übungseinheit wirklich darauf vorbereiten konnte? Die junge Frau hoffte es inständig und übersetzte ihm so alles was er wissen wollte. Irgendwann blieb sie stehen und besah sich kurz der Häuser. Tamrin deutete es richtig und fragte sogleich nach dem richtigen Haus. "Dieses hier.", sagte sie und deutete sacht auf ein großes Haus mit noch größerem Anwesen. Der junge Mann schien bereits sehr konzentriert zu sein. "Ich warte hier auf dich... viel Erfolg.", sagte sie leise.

  • Tamrin nickte. Ein wirklich beeindruckendes Anwesen war es, auf das Tári deutete. Er war wirklich gespannt, ob die kurze intensive Vorbereitung ausreichen würde. Aber zur Not hatte er ja das Blatt mit der Nachricht dabei, beruhigte er sich und lächelte seine blonde Begleiterin heiter an. "Wird schon werden. Wenn sie mich hinaus prügeln, rettest Du mich, oder ?", fragte er vergnügt. "Danke für alles ! Es wird sicherlich nicht so lange dauern. Überleg schon mal, was Du als Gegenleistung wünschst.", mahnte er sie und kniff dabei gespielt streng ein Auge leicht zu.
    Dann holte er noch einmal tief Luft und machte sich auf den Weg.



    ----> Schloß Imarkar

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    Einmal editiert, zuletzt von Tamrin ()

  • Nun war es an Tári zu nicken, auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte weshalb man Tamrin hinausprügeln sollte. Er war stets höflich und freundlich. Das Lächeln der Halbelfe erstarb und ihr Gesichtsausdruck verdunkelte sich. Missmutig sah sie dem jungen Mann hinter her. Hatte sie doch gestern erst einen Gefallen eingelöst und nun sollte sie sich erneut eine Gegenleistung einfallen lassen? Tamrin entschwand ihrem Sichtfeld und so besah sich Tári den breiten Weg des Adelsviertels. Er glich fast eher einer Parkanlage und hatte wenig gemein mit den Straßen im Händlerviertel und noch viel weniger mit den Gassen des Seeviertels. Unweit des Anwesens erspähte sie eine Bank und steuerte diese an. Mit Gedanken an eine mögliche Gegenleistung ließ sie sich auf jener nieder und hob den Blick gen der Kuppel. Seit sie auf den jungen Mann, mit den warmen grünen Augen und dem häufigen Lächeln im Gesicht getroffen war, hatte sich so einiges verändert. Seit dieser Zeit war es nun weniger das Versprechen an ihr Mütterchen, als der junge Mann gewesen, welcher das starke Klingen des Rufes der Natur zum verstummen brachte. Oder zumindest leiser werden ließ. Unverhofft hatte Tamrin heute das Haus ihrer Tante aufgesucht und sie hatte sich sehr darüber gefreut. Bei den Gedanken an einen weiteren Gefallen kamen ihr ihr so einige Einfälle, welche sie aber gleich wieder verwarf. Nach langem Grübeln kam sie auf den Entschluss, er müsse warten bis ihr etwas einfiele. Vielleicht ergab es sich, ähnlich dem letzten Mal? So nun konnte sie ihm keinen benennen. Celeb hatte sich mittlerweile zu ihren Füßen nieder gelassen und so warteten die Beiden auf den 'Fremden der viel lacht'. Bei den Gedanken an die letzten Tage seit sie ihm begegnet war schlich sich unwillkürlich ein lächeln in ihre Züge...

  • <--------- Schloß Imarkar


    Schnell und mit fröhlichem Lächeln im Gesicht hatte Tamrin Tári und Celeb erreicht. Am liebsten hätte er sie einmal durch die Luft gewirbelt ... aber, na ja, das schickte sich wohl nicht so wohlerzogen wie sie da saß. Also strahlte er sie nur an. "Ich glaube, es ist alles gut gegangen. Das habe ich Dir zu verdanken." lobte er sie deshalb überschwänglich und voller Freude. "War ich sehr lange drin ? Es ist Euch nicht zu lang geworden hier draußen, oder ?"

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    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • Noch immer war die junge Frau in ihren Gedanken versunken und so hatte Tamrin bereits zu ihnen gefunden, als sie den Blick hob. Ein verträumtes Lächeln auf den Lippen sah sie den jungen Mann an, wie er über das ganze Gesicht strahlte. Sie erhob sich und stutzte einen Moment, sie konnte die Zeit gar nicht so genau abschätzen. "Nein, mach dir keine Gedanken. Aber ich bin froh, dass du nun wieder da bist." Sie lächelte noch immer. "Also ist alles gut gegangen. Das freut mich wirklich sehr. Dann konntest du die Angelegenheit klären?"

  • "Klären ?", fragte Tamrin reichlich verständnislos. "Nein - natürlich nicht. Ich sollte ja nur eine Nachricht überbringen." Dennoch regte Tári's Frage ihn erneut dazu an, sich Gedanken um die schöne Diebin zu machen und er atmete tief aus. "Ach, ich weiß auch nicht. Ich habe den Grafen gar nicht selbst gesprochen. Sondern eine schwarzhaarige Dame. Sie war..." er rollte mit den Augen "... ziemlich verwirrend. Erst redete sie nur über einen Diener mit mir, dann hat sie mich angesehen als ob sie mich ermorden wollte und dann war sie plötzlich wieder fast freundlich." Nachdenklich kramte er in seinem Umhang nach dem feinen kleinen Beutel, den er zum Schluß erhalten hatte. Neugierig sah er hinein und seine Augen wurden groß. "Sieh mal !" zeigte er ihr seinen Fund und sein Erstaunen war nicht zu überhören angesichts der zehn Goldmünzen im Säckchen. Aber so richtig verstand er das noch immer nicht. "Ich verstehe es nicht so recht.", gestand er unschlüssig und seufzte. "Ich glaube, am Allerliebsten hätte ich mit der Dame aus der Pfandleihe selbst gesprochen. Sie war so elegant und schön - ich wünschte fast, sie hätte ihre Dummheit rückgängig machen können ohne dass jemand davon erfährt.", bekannte er freimütig mit etwas leidvoller Miene.

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  • Mit einem Stirnrunzeln verfolgte Tári die Erzählung des schwarzhaarigen Mannes. Weder kannte sie die Leute persönlich, noch konnte sie etwas mit dem genannten Gebaren anfangen. Reichten ihr schon die Gepflogenheiten an die sie sich halten sollte. Die Leute schienen typische Adelige zu sein. Auf die erstaunte Aufforderung, sah sie in einen kleinen Beutel der einige Goldstücke enthielt. "Sieht aus als hätte es sich für dich gelohnt...? Sehr schön.", sie lächelte freundlich. Die Dukaten könnte Tamrin sicher nur allzu gut gebrauchen, wenn sie so an die letzten Gespräche und Ausgaben dachte. "Ich kann es dir leider auch nicht erklären.", sagte sie ruhig. Aufmerksam musterte sie Tamrin bei den folgenden Worten und gefährlich blitzte es nun in Ihren Augen. "Wenn sie dir so gut gefällt, kannst du dich bei Frau Acai ja nach ihr erkundigen.", sagte sie eisig angehaucht mit einem leichten Knurren und ballte ihre Hände. Irritiert über sich selbst wand sie sich von dem jungen Mann ab und wäre am Liebsten davon gelaufen. Was war das nur für ein Gefühl das sie veranlasste so etwas zu sagen? Sie war gern alleine... Sie brauchte niemanden... Sie wollte niemanden... Nein all das stimmte nicht... Nicht mehr!

  • Immer noch verständnislos wühlte Tamrin in dem Beutelchen herum. "Ist es denn hier üblich, dass Boten vom Nachrichtenempfänger bezahlt werden ?", fragte er stirnrunzelnd vor sich hin. Zehn Goldmünzen ! Ein kleines Vermögen. Mit halbem Ohr lauschte er auf Tári's Vorschlag zu der schönen Unbekannten. "Gute Idee!", sagte er ohne Aufzusehen. "Aber ich glaube nicht, dass es etwas bringt - wenn Lady Acai gewußt hätte, wo sie wohnt, hätte sie mich ja auch gleich do........."
    Sein Kopf flog nach oben als er das leise aber gefährliche Knurren vernahm. Fassungslos starrte er seine blonde Begleiterin an. Die Hände zu Fäusten verkrampft und auf die Beine gepresst, saß sie da auf der Bank. Ihr Ausdruck in ihrem verzerrten und abweisend abgewandten Gesicht sprach Bände - sie hasste ihn gerade. So sehr, dass es sie sogar hatte knurren lassen. Was hatte er bloß gesagt ? In fieberhafte Eile rekapitulierte er seine Worte und ..... legte ungläubig den Kopf ein wenig zur Seite. Wegen der Diebin ???


    Tamrin sank vor der Bank auf die Knie hinab und griff nach Tári's verkrampften Händen. Erneut knurrte sie leise aber er zog sie unerbittlich zu sich her und legte seine eigenen warmen Hände darum. Wie kalt sich diese kleinen schmalen Hände anfühlen konnten. Mehr denn je ähnelte die junge Frau einem Raubtier mit gefletschten Zähnen und er war sich nicht mehr so sicher, ob er nicht zu weit ging. "Sieh mich an!", bat er sie und blickte sie von unten nach oben an. "Bitte, Tári! Sie hat gestohlen. Ich kann mir nicht einmal denken, warum. Sie ist so eine wunderschöne und elegante Frau - und der Graf hatte ihr schon etwas sehr Kostspieliges gekauft." Er lächelte sie entwaffnend an. "Ich finde es falsch, was sie da getan hat - aber wie sie es getan hat - so raffiniert und mutig und nervenstark....... " Tamrin hob verlegen die Schultern "... ich wünschte ihr, sie könnte es ungeschehen machen. Hast Du mal einen Fuchs gesehen, der ein Huhn gestohlen hat ? Man möchte ihm am Liebsten mit der Schleuder eins auf den Pelz brennen zur Strafe - aber dann bewundert man ihn doch für seinen Schneid und seine Raffinesse und seinen dichten roten Pelz. Und läßt ihn laufen." erklärte er ihr offenherzig und sah ihr unverwand und aufrichtig in die sturmgepeitschten grauen Augen hinein. "Aber deswegen liebt man ihn noch lange nicht, Tári." flüsterte er ihr leise zu.

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    Einmal editiert, zuletzt von Tamrin ()

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