Das Erwachen des Drachen
Wie eine Fackel flackerte sein Bewusstsein immer wieder auf, versuchte sich an die Oberfläche der Dunkelheit zu kämpfen. Seine Augen sahen verschwommen, konnten weder Gesichter noch Umgebungen klar erkennen. Sein Körper und sein Geist kämpften ums Überleben, doch der Schmerz stieß ihn zurück in die Ohnmacht. Flutete seinen, Körper, seine Sinne, glühte und hämmerte in seiner Brust, wie ein wildes Tier.
Arelis wusste nicht, wie lange dieser Kampf andauerte. Es waren nur kurze Momente, die er erfassen konnte. Ein Gesicht mit Bart und langen braunem Haar. Beruhigende Worte, begleitet von Geräuschen, welche sein Verstand nicht zuordnen konnte. Worte wurden gesprochen, welche keinen Sinn ergaben und von weit her zu kommen schienen:
Sterben, zu schwer verwundet, kein Bruststein, Klingenfee, Halbblut, Überleben…
Arelis viel zurück in die Dunkelheit, konnte Traum von Wahrheit nicht unterscheiden. Nur diese unendliche Müdigkeit umfing ihn, wog ihn sanft und trug ihn langsam von dem kleiner werdenden Licht fort. Er starb, doch fühlte er sich seltsam ruhig und gelassen. Nur ein kleiner Teil in ihm regte sich, lehnte sich auf und rebellierte. Rot-goldene Schuppen, welche in der Dunkelheit schimmerten, begleitet von einem tiefen Grollen. Es wuchs an und wurde riesig, richtete sich auf und stemmte sich gegen die Dunkelheit. Geschlitzte Pupillen durchblickten die Dunkelheit und weiße Reißzähne schimmerten in einem riesigen Maul, welches ohrenbetäubend brüllte und ihn zurück riss.
Tief sog er die Luft ein und riss die Augen auf. Tageslicht blendete ihn und ließ ihn blinzeln. Der Gesang von Vögeln und der Geruch von Moos und Stein, lag in der Luft. Ein grünes Blätterdach erstreckte sich über ihm, durch welches die Sonne schimmerte. Der Schmerz in seinem Körper war nur noch ein leises Echo, doch lag noch immer Schwäche über ihm.
Ein lächelndes Gesicht erschien in seinem Blickfeld. Kurzer Bart, lange braune Haare und wissende Augen.
>> Willkommen unter den Lebenden <<, sprach der Mann lächelnd. >> Du solltest dich langsam bewegen, dein Körper war lange zwischen Leben und Tod gefangen. <<
Arelis kannte den Mann nicht. Der Krieger versuchte sich zu erinnern, was geschehen war, doch seine Gedanken fanden weder Bilder noch Bruchstücke. Langsam und mühevoll richtete er sich auf und erkannte das sein Lager in einer alten Ruine aufgeschlagen worden war. Alte Steine und Mauern waren mit Moos und Efeu bewachsen. Eine kleine Feuerstelle erhitzte einen kleinen Kessel, Feuerholz war gelagert und alles in allem, sah es nach einem längeren Aufenthalt aus.
>> Wie ist dein Name, Drachenmann <<, fragte der Fremde mit ruhiger Stimme, während er neben ihm kniete.
>> Ich bin… <<, stockte Arelis und erinnerte sich nicht. >> Ich… weiß es nicht! <<
Der Fremde schaute ihn nachdenklich an. Schon oft hatte er davon gehört, dass ein Wesen im Kampf gegen den Tod sein Wissen verlieren konnte. Das viele und sogar alle Erinnerungen in Vergessenheit geraten können.
>> Das ist bedauerlich. Mein Name ist Arvanor. Ich konnte beobachten, was auf den Klippen geschah und habe dich gefunden. <<
Erinnerungsfetzen huschten durch den Geist des Kriegers, welche er aber nicht greifen konnte. Nur Ein dumpfer Schmerz in seinem Herzen. Wie eine Sorge, doch konnte er keine Erinnerung finden.
>> Was ist geschehen? <<, fragte Arelis verstört.
Arvanor musterte den Drak´khier kurz und begann zu berichten.
>> Ich saß auf einem Felsen und meditierte, als ich dich auf einer Klippenfestung kämpfen sah. Drei Männer griffen dich an, der Kampf war brutal und aussichtslos. Sie verwundeten dich tödlich und stießen dich von der Klippe. Ich zog dich aus dem Meer, brachte dich hier her. Drei Wochen warst du nicht bei Bewusstsein. Ehrlich gesagt, grenzt es an ein Wunder, dass du lebst. <<
Arelis versuchte sich an das Erzählte zu erinnern, doch fand nur Leere in seinem Kopf. >>Ich kann mich an nichts erinnern, doch schulde ich euch ein Leben…<<, begann er doch Arvanor hob lächelnd die Hand.
>> Ihr schuldet mir nichts, aber wenn ihr drauf besteht, verlange ich nur eine Antwort. Nein, eher eine ehrliche Entscheidung. <<
Arelis runzelte die Stirn und blickte fragend auf. Was folgte, war eine Erzählung des Mannes, welche wage und dennoch zielgerichtet war. So als würde er vorsichtig sein und seine Worte mit Bedacht wählen. Arvanor schien einem Gefühl oder einem Zeichen gefolgt zu sein. Arelis war noch zu geschwächt, um wirklich alles zu begreifen. Arvanor hingegen schien sehr überzeugt und erklärte von Dingen in dem Kampfstil des Drak´khier, welche ihn überzeugten, etwas Seltenes gesehen zu haben. Ein Potential, welches selten ist und gefördert werden muss. Etwas von Bestimmung und Gabe, was geheim bleiben musste. Der Kampf gegen die Dunkelheit, ein geheimer Orden, all das überforderte den Drachenmann. Am Ende musste Arelis sich entscheiden, ob er zustimmte und sich darauf einließ, oder ob er aufstand und seines Weges ging. Nach kurzem Zögern entschied er sich dafür zu bleiben. Wo sollte er auch hin? Außerdem schuldete er Arvanor ein Leben und hatte kein Ziel. Vielleicht würde ihm der Mann ja helfen können, sich zu erinnern.