[Ilassea] Die Straßen von Ilassea

  • Das Klacken hatten er nicht gehört, aber ein Rauschen und Schaben, verstehe den Jungen in Alarmbereitschaft. Erschrocken schaute er auf und als die Geräusche zunahmen wurde ihm nur allzu bewusst, das er eventuell zu nah an Zisch Versteck war. Natürlich hatte sie auch hier draußen Fallen! Warum hatte er da nicht eher drüber nachgedacht? Schnell machte er einen Satz Rückwerts von den Kisten und landete mit allen vieren auf dem Boden. Ein kurzer Schmerz zuckte durch seinen Arm und auch immer noch doch die geprellten Rippen. Dann rappelte er sich so schnell er konnte auf. Er wollte nicht noch irgendeine Stinkbombentladung oder irgendwelche Geschosse abbekommen, Für heute hatte er wahrlich genug davon. Und ihm war, als wäre er gerade rechtzeitig zurückgesprungen, als er auch schon ein sehr viel lauteres Klappern und Poltern vernahm. Als er loslief nahm er aus dem Augenwinkel einen rauschenden Schatten wahr und die Gewischte, die das Netz nach unten zogen, verfehlten ihn nur knapp.
    Mit vor Schreck hämmerte Herzen und er Brust, rannte er die Straße hinunter. Er wollte doch nur ein Zeichen hinterlassen. Nicht Zischs Fallen auslösen. Erst an der nächsten Häuserecke blieb er stehen. Und auf einen Blick zurück auf die Werft, wo der rote Schopf der Gnomin im Fenster erschienen war und gut vom Flackernden Licht der Laterne beleuchtet wurde. Er zögerte. Sollte er doch zu ihr hin gehen? Was, wenn sie seine Nachricht gar nicht sehen würde? Oder nicht verstehen? Langsam machte er wieder einen Schritt in Richtung Werft, raus aus dem Schatten. Aber wie sollte er ihr erklären, aus den Tunneln gekommen zu sein, ohne dabei Nyx zu erwähnen. Dieses, verrate nichts von mir ging ihm gehörig gegen den Strich. Nur war Nyx gerade seine einzige Hoffnung, für Rahla und das wollte er auf gar keinen Fall gefährden.
    Also drückte er sich wieder zurück in den Schatten, hoffte, dass Zisch ihn nicht hier stehen gesehen hatte und verschwand in die nächste Gasse.

  • Die Gnomin starrte in die Dunkelheit und verdrießlich auf das leere Zusammengeballte Netz das auf dem unteren Dach lag. Schnell blickte sie sich um einen Fuß hatte sie bereits aus dem Fenster gestreckt als sie eine schemenhafte Bewegung an einer Häuserecke sah. " Hey! Warte!" rief sie hinaus und schlüpfte flink aus ihrem Versteck. Wer war das gewesen und vor allem, was wollte er? Einer von Tauschers Leuten? Oder doch Tohe? Die Gnomin rutschte die abgegriffenen Sprossen hinab und sprang eilig weiter um schließlich auf dem Pflaster zu landen. Das fadenscheinige Hemd flatterte in der kühlen Nachtluft und ihre bloßen Füße huschten über die Steine als sie dem vermeintlichen Einbrecher nachstellte. Die Person verschwand und Zisch rannte auf die Stelle zu. Was wenn es tatsächlich Tohe war und jetzt geflohen war weil er Angst hatte, er könnte sich bei ihr nichtmehr zeigen? Schnell warf sie sich den Gurt ihrer Muskete um die Schulter und beschleunigte ihre Schritte. " Ich hab dich gesehn! Bleib stehen!" Rief sie erneut auch wenn sie bluffte. Wer auch immer das war, vielleicht würde er ja tatsächlich halten. Innerhalb der nächsten zwei Schritten schlitterte sie um die Ecke und die Kieselsteine schnitten unangenehm in ihre Fußsohlen. Wie lange war es schon her dass sie Barfuß auf der Straße unterwegs war.

  • Verdammt! Schoss es ihm durch den Kopf, als die Gnomin rief, dass sie ihn gesehen hatte. Zuerst griff sein Reflex einfach weiter zu laufen. Gesehen zu werden hieß nicht schon gefangen zu sein. Doch während er lief kam ihm der Gedanke, dass er sich bei Zisch nicht mehr blicken lassen konnte, wenn er vor ihr weg lief. Was mochte sie den denken, was er da gemacht hat? Vielleicht hatte sie seine Nachricht gar nicht gesehen und hielt ihn nun für jemanden, der sich zuerst bei ihr einschmeichelt um dann nachts einzusteigen. Seine Schritte waren langsamer geworden und er schaute sich nach der Gnomin um, deren nackten Füße auf das Pflaster klatschten. Nochmal schaute er die Gasse entlang und war hin und hergerissen zwischen, Weglaufen, damit er nichts von Nyx erzählen musste und bleiben, weil Zisch das nicht verdient hatte.
    Vielleicht kam er ja doch irgendwie drumherum, ihr von Nyx zu erzählen? Mit dem Gedanken war er auch schon stehen geblieben und hatte es nicht einmal bemerkt.
    Ein wenig schuldig, schaute er drein, als die Frau näher kam.
    Er hatte sich erschreckt, deshalb war er weggelaufen, legte er sich als Ausrede zurecht. Was in gewisser Weise auch stimmte. Ja es war eigentlich sogar überhaupt nicht gelogen.
    Vom Laufen war ihm warm geworden, wie er feststellte, das erste mal an diesem Tag, das er die kühlen und leicht klamme Tunika auf seiner Haut nicht als unangenehm empfand.

  • Zisch war um die Ecke gerannt und kam immer näher an die Gestalt heran, die, wie sie erkannte langsamer geworden und schließlich stehen geblieben war. Triumph wallte in ihr auf, denn ihre Taktik schien aufgegangen zu sein. Zwischen den Gassen war es so dunkel, dass sie erst recht spät erkannte um wen es sich bei dem Einbrecher gehandelt hatte.
    " Tohe?" Überraschung schwang in ihrer Stimme mit, als sie in den schuldigen Gesichtsausdruck blickte.
    " Was... warum, bei allen saufköpfigen Matrosen, läufst du denn weg? Ich hab doch..." brach die Gnomin ab um Luft zu holen. " gesagt, mach dich bemerkbar.... wenn du vorbei kommst."
    Zisch stützte sich nun leicht auf ihre Knie, der schnelle Spurt forderte seinen Tribut ihr Atem ging schwer doch erst jetzt wo sie ihn vor sich stehen hatte, und er nicht sprach sondern sie nur verschreckt ansah, flammte Jähzorn auf. Jähzorn darüber wie lange sie durch die Kanalisation gewandert war, weil sie befürchtet hatte der Windvolkmischling sei in das Brackwasser gefallen oder geworfen worden und jämmerlich ertrunken oder schlimmeres, wenn er sich in die Tunnel der Diebe gewagt hätte. " Hast du eigentlich eine Ahnung, wie lange ich nach dir gesucht habe?? " hallte nun ihre hohe Stimme durch die Nacht und schreckte im nahegelegenen Werftgebäude einige Tauben auf. " Ich dachte du krepierst da unten! Ausweichen schön und gut, aber man kommt zu seinen Leuten zurück! Bei allen rothaarigen Klabautern...." schnaufte sie nun aus und hielt sich die brennenden Rippen und sah den Straßenjungen fragend an.

  • Tohe zuckte zusammen, als Zisch in so anschrie und wurde noch etwas kleiner und schmaler.
    „Ich…“ stammelte er und presste die Lippen aufeinander und für einen Moment ärgerte er sich, dass er nicht einfach weiter gelaufen war. Dass sie so überrascht seinen Namen genannt hatte, ließ ihn annehmen, dass sie ihn gar nicht erkannt hatte, nur irgendwen gesehen hatte. Wäre er doch weiter gelaufen.
    „Ich wollte doch nur de Zeichen da lassen, an de Fenster.“ sagte er schließlich kleinlaut, und machte eine schreibende Bewegung mit dem Finger in die Luft.
    Auf die Frage, ob er wüsste, wie lange sie nach ihm gesucht hatte, schüttelte er den Kopf. Woher sollte er das denn wissen? Das konnte er doch gar nicht! Und er zuckte ebenso zusammen, wie die Tauben, die erschrocken aufflogen.
    „Bin doch zurick gekommen!“ verteidigte er sich. Ja, es war nicht sofort gewesen und er war nicht selbst auf die Idee gekommen, aber das konnte Zisch ja unmöglich wissen. Oder hatte sie auch überall ihre Augen und Ohren?
    Das Zischs harsche Worte daraus geboren waren, dass sie sich ernsthaft Sorgen um ihn gemacht hatte, das verstand er nicht. Das war in seinem Leben noch nie vorgekommen. Doch das Zisch so aufgebracht war, das ließ ihn sich schuldig fühlen. Er verstand allerdings nicht so recht warum.
    „Hab niet mehr zurick gefunden.“ Presste er entschuldigend zwischen den Lippen hervor. Zum Teil entsprach das auch der Wahrheit, denn wo er gerade versuchte sich den Weg in Erinnerung zu rufen, den er bis zu der Nische genommen hatte, musste er feststellen, dass er keine Ahnung hatte, wie er gelaufen war. Und außerdem, selbst wenn er nicht mit Nyx Hilfe da rausgekommen wäre… hätte er wieder zurück in den Tunnel gehen sollen? Jetzt mischte sich etwas Trotz in seine Züge.

  • Obwohl er größer war als Zisch,schien er zusammenzuschrumpfen und für einen Moment bedauerte die Gnomin ihn so angefaucht zu haben, aber jahrelange Gesellschaft von rauen Werftarbeitern und vor allem Jahre in Nyxs Bande ließen kein einfaches Ich-hab-mir-Sorgen-um-dich-gemacht zu.
    " Ich war beinahe in jedem stinkigen Kanal Ilasseas, auch in den Bereichen die keiner, der sie noch alle beieinander hat, betritt. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätten die Diebe dich oder mich erwischt. Da hilft nicht mal mehr Tauscher..." begann sie nun milder und musterte den Rabenjungen. Seine kleinlauten Antworten stimmten sie nachdenklich. Wie lange war er durch die Kanäle geirrt bis er den Weg hinausgefunden hatte? Sie waren doch recht tief in den Abwassern unterwegs gewesen, eigentlich zu tief um alleine wieder hinauszufinden. Mit schuldbewusstem Blick und gerunzelter Stirn sah sie auf seine Kleidung. " Du bist ja immernoch voll Schnodder. Komm ich hab deine Münze gefunden. Gut das du noch lebst.... den plattnasigen Ochsen hätte ich sonst höchstpersönlich in den Strudel geworfen. Er hat dir doch nichts getan oder?" Während dem Sprechen hatte Zisch sich umgedreht und in recht gemütlichem Tempo den Weg zurück zur Werft angetreten ohne sich noch einmal umzudrehen und nachzusehen ob der Straßenjunge ihr folgte.

  • Zuerst war er irritiert, wen Zisch mit dem plattnäsigen Ochsen meinte. Von Nyx konnte sie doch nicht reden, auch nicht von Tauscher und dann viel ihm schlagartig wieder der Mann ein, der ihn schon gepackt gehabt hatte. Tohes Herz machte einen aussetze. Es war Nyx gewesen, der ihn von dem Mann befreit hatte, selbst hätte er den Mann nie überwältigen können. Der Rabenjunge schluckte, dann schüttelte er mit dem Kopf. „Bin entkommen.“ Sagte er und setze ein nach einer Andeutung von Ausweichen ein Grinsen auf, bei dem er hoffte, dass sie nicht weiter nachfragte, wie er dem Mann entwischt war. Die Münze hatte er vollkommen vergessen und eigentlich war er sich auch gar nichtmehr so sicher, ob er sie haben wollte. Trotzdem folgte er der Gnomin. Wenn er die Münze hatte, konnte er sie immer noch in seinem Versteck irgendwo vergraben, vielleicht war sie ja doch irgendwann mal für was gut.
    „Bist du de Rote Bänder begegnet?“ fragte er. Die Frage kam ihm tatsächlich bevor ihm wieder klar wurde, dass das ja Nyx gewesen war. Aber gedanklich war er wieder bei der Flucht vor den Roten gewesen. Aber so ihm nachhinein war die Frage garnichtmal so dumm, auch wenn er die Antwort schon kannte. Sie würde von seinem Wissen von Nyx ablenken.
    „Eigentlich wollte ich zu de Meer, aba bin zuerst hier her gekommen,“ erklärte er und deutete auf das Fenster, als sie die Kisten emporkletterten um nochmal klar zu machen, dass er ja durchaus an Zisch gedacht hatte und warum er immer noch voller Schmodder war. Vor dem Fenster blieb er stehen. So stinkend wie er war, wollte sie ihn sicherlich nicht in ihrem Versteck haben. Nachher blieb der Geruch, wenn er schon gegangen war.

  • Stiefel tapsten über den Steinboden, wie Zisch grinsend bemerkte. Frei nach dem Motto, Gib ihnen Platz und sie werden dir folgen, schien der Rabenjunge nach ihrem beinahe unbekümmertem Verhalten, ihrer Aufforderung zu folgen. Zisch hatte schon oft die Erfahrung gemacht, je weniger man Straßenkinder bedrängte um so schneller verloren sie ihr Misstrauen. Doch warum War Tohe derart misstrauisch, dass er sich nicht ankündigen wollte, sondern versucht hatte ihr eine Nachricht zu hinterlassen? Ein wenig nachdenklich kletterte sie auf das Fass. Es gab doch enorm viele Ungereimtheiten die sich einfach nicht logisch zusammenfügen wollten, bei jedem anderen hätte Zisch kein Blatt vor den Mund genommen, doch sie wollte Tohe nicht gleich wieder verschrecken in dem sie ihn zur Rede stellte und direkte Fragen stellte.
    Tohes Frage riss sie aus ihren Gedanken und lenkte sie auf eine bereits beiseitegeschobene Vermutung. " Hm, Nein. Ich war fast die ganze Zeit da unten unterwegs, doch ich habe keinen der Roten gesehen, nur Tauschers Leute und ein paar Schmuggler. Ich glaube auch nicht recht.... das diese Schläger..." die Gnomin zog sich die Regenrinne hoch während sie sprach und erklomm dabei die Sprossen um schließlich durch ihr fenster zu schlüpfen. Das Licht flutete nach draußen und Zisch sah in durch das leere Fenster in Erwartung, dass jeden Moment Tohes Kopf zum Vorschein käme. Als er nicht auftauchte steckte sie ihren roten wuschelkopf hinaus und sah verwirrt zu dem Straßenkind.
    " Was ist? Willst du Wurzeln schlagen? Komm rein ich hab bestimmt noch ein Stück Seife da. Glaub mir, der Geruch ist nichts dagegen, wenn sie hier einen alten Fischerkahn anschleppen." Versuchte sie ihn zu beruhigen, als sie seine missliche Lage erkannte.
    " Wenn du dich besser fühlst, lass die Klamotten draußen." mit diesen Worten zog sie sich wieder zurück und zog ein paar Decken aus ihrem wirren Stapel, der das Bett bildete und warf sie in Richtung Eingang.

  • Die Hälfte der Antwort konnte Tohe nicht mehr verstehen, weil Zisch durch das Fenster gestiegen war und ihre Worte nur noch zu einem Gemurmel wurden. Doch es machte ihm Angst, dass sie nicht so recht glaubte, dass es die Roten waren. Ahnte sie, dass es Nyx war?
    Da tauchte ihr Kopf wieder vor dem Fenster auf und gleich darauf flogen ein paar Decken durch den Raum in Richtung Fenster. Zuerst wollte er dazu ansetzen, dass er doch nicht lange bleiben wollte, dass sie ihm einfach die Münze geben könnte und dann würde er seine Sachen waschen gehen. Aber jetzt, wo die Wärme des Laufens wieder von ihm abfiel lockten die Decken schon sehr. Ja er sehnte sich geradezu danach.
    Kurz blickte er sich um, vergewisserte sich, dass niemand da war und versuchte dann sich der beiden Hemden zu entledigen. Nicht nur die Federn bäumten sich gegen den Stoff, auch die Letzen Holzsplitter, die beim Warten auf Nyx, noch nicht hatte aus dem Hemd zupfen können bohrten sich noch ein wenig weiter in seinen Arm, oder rissen heraus. Das schlimme daran, war aber eher der Umstand, dass er nicht wusste, wie er das Zisch erklären sollte. Aber vielleicht bemerkte sie es ja auch gar nicht. Kurz tupfte er mit dem Hemd die frischen Bluttropfen auf. Dann schüttelte er seine Arme, damit die Federn sich wieder etwas sortieren konnten. Er sah wirklich aus, wie ein gerupftes Huhn. Die kleinen Härchen der Federn standen kreuz und quer, waren zum Teil geknickt und am Handgelenk fehlten ihm nicht nur die Federn, die er abgeschnitten hatte. Die kalte Nachtluft ließ ihn frösteln.
    Schnell stieg er durch das Fenster und griff sich eine der Decken um sie um sich zu wickeln. Das Hemd war eindeutig zu eng gewesen, das merkte er jetzt erst recht, wo die Federn endlich mal nicht von Stoff total eingeengt wurden.
    Als er gänzlich in Zischs Versteck warließ er sich auf den Boden nieder, so dass die Decke auch über seine Beine reichte. Auch wenn er nicht lange bleiben wollte, so genoss er für einen Moment die Wärme.
    „Ich hab dir geweckt.“ Stellte er fest und bedauern lag in seiner Stimme, als ihm bewusst wurde, das Zisch ihr Nachthemd trug.

  • Die Gnomin ordnete wieder grob ihren Deckenhaufen, den sie durcheinander gebracht hatte und strich einmal beinahe zärtlich über die Decke mit den Segelschiffen. Irgendwie spukte ihr der Gedanke durch den Kopf, das Nyx etwa mit der Sache zu tun hatte, doch das schien absurd, oder? Die Stinkbombe die in Tauschers Versteck gelandet war, hatte sie selbst entwickelt. Boran und Aslan konnten es unmöglich geweseb sein und Mergo, hatte sich stets von dem Untergrund ferngehalten. Nyx war der dritte im Bunde der wusste wie man diese Konstruktion baute. Hatte er jemandem anderen verraten wie man soetwas baute? Ihre Erfindung als Ware benutzt? Nur weil sie damals verschwunden war?Beinahe wütend über sich selbst, schon wieder Gedanken an den Schattenschleicher zu verschwenden und darüber wie dieser Halbdjirin es wagen konnte, warf sie energisch ein paar dünne Holzbretter in das alte verrußte Fass, das einen Ofen bildete und schüttete ein wenig Öl mit der Spitzkanne über das Altholz, ehe sie ihren Anzünder in die Öffnung hielt.
    Schlagartig fing das Holz Feuer und die Lichter tanzten auf den Wänden ihres Verstecks. Für gewöhnlich machte sie nie Feuer, doch das Schlechte Gewissen der Gnomin trieb sie dazu und sie stellte noch eine alte verbeulte Kupferkanne mit Wasser auf das Gitter über der Öffnung. Es war ihre Schuld, das er voller Fischabfällen war, und wegen ihr, hatte er durch die Kanalisation irren müssen.
    Auf seine Aussage hin, winkte die Erfinderin ab.
    " Ich konnte eh nicht schlafen. Ich war noch wach." nuschelte sie vor sich hin und ihr Blick lag auf dem Deckenhaufen, aus dem der weisse Haarschopf und die großen Augen hervorlugten.
    Rote Kratzer zeichneten seine Wange. Noch etwas woran sie Schuld war, hatte sie ihm zuviel zugemutet? Nyx hatte auch nie Rücksicht auf sie genommen. Seine Schule war unbarmherzig. Friss oder Stirb, hätte sein Grundsatz sein können und als sie damals sich nicht alles von ihm hatte sagen lassen wollen, hätten sie sich beinahe darum, wer Recht hatte , geprügelt.
    " Ich... soll ich mir deine Verletzung ansehen?" Sie deutete auf ihre eigene Wange und ließ kurz den Blick neugierig über den Rabenjungen schweifen. Die Neugierde brannte beinahe in ihr, was genau versteckte er ? Ja es hatte etwas mit Federn zu tun, doch, Flügel hatte er definitiv nicht, ao wie die Syreniae. Außerdem hatte er enorme Fingernägel, wie sie gerade feststellte als sie auf die Krampfhaften Finger achtete die die Decke umklammerten. Keine Rasse die sie kannte, wies solche Merkmale auf. Langsam flutete die Wärme in den Verschlag und Die Gnomin zog eine kleine Kiste aus der Ecke. Eine große durchsichtige Flasche klaren Alkohols und einige saubere Bandagen lagen darin. " Es wäre besser wenn sich jemand darum kümmert. Du..." die Gnomin brach ab. Sollte sie ihm diesen Vorschlag unterbreiten? Sie war damals froh gewesen eine Nacht in einem warmen und sicheren Versteck verbringen zu können, also entschied sie sich dafür und schoss alle Vorsicht in den Wind. Irgendwie glaubte sie nicht, das Tohe ihr irgendetwas böses wollte.
    " Du kannst heut nacht hier schlafen, und bleiben bis deine Wäsche sauber und wieder trocken ist, wenn du willst."
    schlug sie vorsichtig vor und zog die Kupfermünze aus ihrer Hose und legte sie auf einen kleinen Ambos und angelte nach einem Werkzeug und dem Hammer um ein kleines Loch in das Metall zu stanzen. Danach friemelte sie eine lange feste Schusterschnur durch das Loch und verknotete die Enden zu einer Kette um sie dem Rabenjungen hinzuhalten. " Hier. Es ist besser du trägst sie nicht offen, nicht das die anderen Banden auf blöde Ideen kommen. Aber werf sie auch nicht weg. Das wäre dumm."

  • Zisch machte einen ziemlich grimmigen Eindruck, man konnte fast schon die Gewitterwolke erkenne, die sich über ihr zusammenbraute. Tohe beschlich die Angst, dass ihm ihre miese Stimmung galt. Aber warum hatte sie ihn dann nicht draußen stehen gelassen? Ja ihn sogar extra mit Decken hinein gelockt? Und nun breitete sich auch noch die wohlige Wärme vom Ofen aus. Immer angespannter beobachtete er ihr Tun und zog die Decke, als wäre sie ein Schutzschild immer enger um sich.
    Doch als sie wieder zu ihm Blickte wandelte sich ihr verbissener Gesichtsausdruck und milde umspielten ihre Züge.
    Vorsichtig befreite er eine Hand aus der Decke und betastete seine Wange. Die Schrammen hatte er schon fast vergessen, was aber vor allem daran lag, dass sein Arm sich diesbezüglich mehr in den Vordergrund drängte, auch wenn man den auch ganz gut ignorieren konnte. Energisch schüttelte er mit dem Kopf, als Zisch den Alkohol hervorholte. Das Zeug bannte wie die Hölle! Und es war eine Strafe. Da tat einem sowieso schon was weh und damit machte man das dann noch schlimmer. Aber Zisch schien ihn zu verstehen, im Gegensatz zu der Oberin, die da keine Einwände geduldet hatte. Zumindest schloss er das daraus, dass die Gnomin das Thema wechselte und mit großen Augen schaute er sie an.
    „Hier?“ fragte er ungläubig und schaute sich in dem Versteck um. Wenn er dies ausschlagen würde, würde er die ganze Nacht frieren. Denn wie er seine Sachen wieder trocken bekommen sollte, wenn er sie gewaschen hatte, dazu hatte er sich noch keine Gedanken gemacht. Die Wärme lulte ihn jetzt schon dermaßen ein, dass er sich am liebsten sofort in der Decke zusammengerollt hätte um zu schlafen. Das einzige, was Zisch tun konnte, war ihn umbringen? Oder? Meldete sich doch kurz sein Misstrauen um irgendetwas einzuwerfen. Doch warum sollte sie das tun? Dann hätte sie ihn ja wohl kaum in den Tunneln gesucht. Er schloss kurz die Augen um diesen Gedanken beiseite zu schieben. Bisher hatte Zisch nur allzu deutlich gezeigt, dass von ihr keine Gefahr ausging… von ihren Bomben schon… und auch von den Leuten, mit denen sie sich umgab. Aber nicht von ihr.
    Also nickte er, wenn auch zaghaft und streckte die Hand zwischen der Decke hervor, als Zisch ihm die Münze gab. Nachdenklich hielt er sie in der Hand. Das Band war lang genug, dass er sie um den Hals tragen konnte, doch dafür musste er die Decke weiter lüften, die gerade so schön warm war. Also schlang er sich das Band ein paar Mal um das Handgelenk und beschloss das erst später zu ändern, denn da konnte es nicht bleiben. Das merkte er jetzt schon. Das grobe Band vertrug sich so ganz und gar nicht mir den Federn.
    „Wasse fir Banden kennstdu noch, ausser de Tauscher und de Rote Bänder?“ fragte er auf ihren Rat hin.

  • Das energische Kopfschütteln versetzte der Gnomin einen Stich. Er misstraute ihr, so sehr das er sich von ihr nicht behandeln lassen wollte, auf die Idee, dass es allein das desinfizieren war das er nicht mochte, kam sie garnicht. Sie stellte die Kiste auf den Tisch.


    Die Kupfermünze baumelte hin und her.
    "Klar hier, es is kein Palast, aber trocken und sicher." zuckte die Gnomin mit den Schultern, als sie seine verdutzte Miene sah. Für einen Moment war ihr Blick durch den Raum gewandert. Es war wirklich alles andere als ein schönes Zuhause. Das Werkzeug und Gerümpel stapelte sich bis unter das Dach und doch war es ihr Reich und jetzt gerade sogar - dank des Feuers- beinahe gemütlich.
    Tohe nickte und seine Hand streckte sich umsichtig aus der Decke und wieder erklang das leicht schabende Geräusch, das Zischs Aufmerksamkeit erregte. Doch so vorsichtig wie er sich bewegte, erpicht darauf nicht zu viel zu zeigen, konnte sie nichts genaues erkennen.
    Tohe schien ausweichen zu wollen und stellte ihr eine Frage, die garnicht so einfach zu beantworten war.
    " Nun... ich bin schon einige Zeit von der Straße weg...." begann sie zögernd, den Blick noch immer auf die Kratzer gerichtet. Nun wenn sie nicht helfen durfte, sollte er es selbst machen. Mit diesem Entschluss schritt sie zu ihrer Waschschüssel und kippte das alte Wasser darin in einen Eimer und füllte es mit dem angewärmten aus der Kupferkanne über dem Feuer. Schnappte sich ein stück Seife und einen halbwegs sauberen Leinenstoff während sie anfing aufzuzählen.
    " Damals gab es einige Banden, die kommen und gehen wie die Schiffe in Ilassea. Neben unserer Bande, gab es Tauschers... und die mit den roten Bändern gab es damals noch nicht. Es ist wichtig zu wissen welche Bande gerade wo ihr Revier hat, damit man Ärger aus dem Weg gehen kann. Wir waren damals Hauptsächlich in den Randbezirken, doch größere Banden wie damals die Maulwürfe waren recht unabhängig von Revieren, weil sie sich ihre eigenen wege gegraben haben und die sind irgendwann ganz in die alten Ruinen gezogen. Die bestanden Hauptsächlich aus Zwergen und waren recht eigenbrödlerisch und gingen mit Jungen Straßenkindern, oft nicht anders um als die Waisenhäuser. Sicherer Unterschlupf und Essen, gegen Arbeit in den Stollen oder in irgendwelchen Eisengießerein." Zisch stellte die Waschschüssel und die Kiste vor den Windvolkmischling und nickte auffordernd. " Da... du solltest es wenigstens saubermachen. Glaub mir du willst nicht, dass es sich entzündet. Sonst hast du sowas im Gesicht. Oder dir fault die ganze Backe weg." Ihre Stimme hatte etwas leicht verbittertes angenommen als sie ihm ihre stark vernarbte Hand hinhielt. Die Stelle die sich damals nach einem missglücktem Übungskampf mit Nyx stark entzündet und sie ins Delirium getrieben hatte.
    " die Bande von Zerania, hatte sich auf die Matrosen spezialisiert die in den Hafentavernen ihre Heuer versaufen. Alles junge Frauen, die den Männern schöne Augen machen und sie dann bis aufs letzte ausnehmen." Fuhr sie unbeirrt vor und strich sich über die seltsam taube Haut die sich wulstig über die Knochen spannte. " die Bettlerbanden wechseln ständig die Anführer, aber die gibt es heute sicher noch, die tun immer so unschuldig, sind es aber meist garnicht, von selbstverstümmelung, bis falsche Holzbeine ist dort alles vertreten, einschließlich Ansteckender Krankheiten. Und trotzdem geht es denen besser als denen in den Armen Häusern." Die Gnomin schüttelte den Kopf. Und setzte sich Tohe gegenüber auf die Holzdielen und zog ihre Decke von ihrem Bett und ballte sie vor ihrem Bauch zusammen um sich darauf zu stützen. " Kontakte sind halt wichtig um auf dem neusten Stand zu bleiben. Es gibt für beinahe jede Variante eine Bande, von Banditen bishin zu Einbrechern und Trickbetrügern. Schmarotzern und Leuten die einfach selbst schauen wo sie bleiben. Manche perfektionieren das Schleimen im Tempel und huldigen jedem Gott ohne es zu meinen." zuckte sie mit den Schultern.

  • Der Ofen und die Decke zeigten endlich Wirkung und dem Jungen wurde endlich mal wieder so richtig warm. Sein Griff lockerte sich etwas, so das die Decke nicht mehr ganz so eng um ihn geschlungen war.
    „Dann sinde niet besser dran, als bei manche von de Leute, die dir aus de Waisenhaus hohlen.“ überlegte er laut und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, bei der Vorstellung immer in so dunklen Tunneln zu leben und zu schufften, wie die Kanalisation. Sein Blick folgte der geschäftigen Gnomin, wie sie Wasser von Ofen in die Schüssel gab und fragte sich, was sie wohl damit vorhatte, bis sie ihm Kiste und Schüssel vor seinen Deckenhaufen, den er bildete, stellte. Gegen das Wasser, zudem es auch noch warmes war hatte er nichts einzuwenden. Das brannte auch nicht. Trotzdem musste er Schlucken, als die Bastlerin ihm ihre vernarbte Hand zeigte und davon sprach, dass es sein könnte, das ihm die ganze Backe wegfaulte. Das hörte sich durchaus noch schlimmer an als der verhasste Alkohol. Kurz verzog er das Gesicht bei der Vorstellung und beim Anblick von Zischs Hand.
    „Wat hattu gemacht?“ fragte er und befreite nun beide Hände aus der Decke, so dass sich diese vorne leicht öffnete. Der Raum war allerdings mittlerweile warm genug, dass ihn das nichtmehr weiter störte.
    „Eine Solche von de Bettler hab ich…“ Er bracht ab, beinahe hätte er Nyx erwähnt und schlagartig wurde ihm viel zu warm. „Glaub ich… der war gemein und schneller, als er tat.“ versuchte er den Satz fortzuführen und mit seinen alten Erlebnissen mit dem alten stinkenden Bettler von der Treppe zu verknüpfen, aber es blieb konfus. Schnell beugte er sich über die Schüssel und tauchte die Hände in das warme Wasser. Die Decke war allerdings der Meinung die Bewegung nicht so mitmachen zu wollen und rutschte ihm etwas von den Schultern. Und kratze über die empfindliche aufgekratzt Stelle an seinem Arm. Schnell griff er nach der Decke, zog sie wieder hoch und hielt dann inne. Das was Zisch gerade erzählt hatte, konnte ihm ja auch mit seinem Arm passieren. Verlegen biss er sich auf die Unterlippe. Aber wie erklärte er ihr das? Vielleicht konnte er das waschen, wen sie schlief?
    Wieder tauchte er die Hände in das Wasser und führte sie an sein Gesicht. Seine Haltung war allerdings nun etwas verkrampfter, als zuvor, damit die Decke nicht wieder stiften ging. Das die Federn nun hervorlugte, kümmerte ihn hingegen weniger. Er war sich zwar immer noch nicht sicher, ob Zisch sie nun schon kannte, oder nicht, aber das Vertrauen zu der Gnomin war in der letzen Zeit enorm gestiegen.
    Das Wasser löste ein wenig das verkostete Blut und färbte den Inhalt der Schüssel hell rot. Aber es war nicht unangenehm. Ein rotes Rinnsal sammelte sich an seinem Kinn zu tropfen, als er wieder aufblickte.
    „Wat war deine Bande fir ein Art?“ fragte er, wo Zisch gerade die verschiedenen Varianten von Banden aufgezählt hatte.

  • Die Gnomin unterdrückte ein Grinsen, als ihr Beispiel ihn offensichtlich nachdenklich stimmte. Doch die Decke die langsam das Geheimnis um seine Arme lüftete, ließ sie beinahe seine Frage überhören nach der Herkunft der Narbe und auch seine Erzählung über den Bettler bekam sie kaum mit. Zisch obwohl sie sehr neugierig war, senkte sie schnell den Blick und knetete ein wenig den ausgeblichenen Stoff zwischeb ihren Fingern. Dass er nach der Ursache fragte, wunderte sie ein bisschen, die ganze Zeit war er eher wortkarg gewesen und nachdenklich fiel ihr Blick erneut auf ihre Hand ehe sie anfing zu erzählen.
    " Ich... Nyx wollte mir zeigen wie man jemanden entwaffnet. Dabei hab in sein Messer gelangt und mir die ganze Hand aufgeschnitten." Ihr Finger strich dabei die Linie entlang die noch grob erahnen ließ wie der Schnitt verlaufen war.
    "Obwohl wir es gut mit Wasser ausgewaschen hatten, hat es sich stark entzündet. Ich lag beinahe 10 Tage ohne Bewusstsein bei MaJinny, als das Fieber immer höher stieg, wir hätten wohl den Alkohol nehmen sollen, bevor sich alles entzündet hat." fügte sie etwas kleinlaut an und zwang sich nicht gleich ihren Blick zu heben um Tohes Reaktion darauf zu sehen. " Lieber brennt es gleich und kurz, muss dass dafür nichtmehr durchmachen."
    Zisch griff nach dem Handtuch um es ihm hinzuhalten, als sie nun endlich einen Blick auf das erhaschen konnte, was er verbarg. Federn reihten sich von seinem Handgelenk den Unterarm hinab und schienen soetwas wie einen Flügel zu bilden, während die restliche Haut federlos war. Sie wirkten jedoch sehr zerknickt und streckenweise fehlte die Hälfte einzelner Kiele und auch der ganze Arm schien zerkratzt und war stellenweise blutig. Diesmal ging seine Frage nach der Art ihrer Bande gänzlich unter, als sie keine Kontrolle mehr über tun hatte.
    " Die sehen ganz schön mitgenommen aus..." entkam es ihr Sorgenvoll und eine Falte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen. " Liegt das daran... dass du das Hemd trägst? Oder ist das von Heute ? Du bist doch garnicht so nah am Fass gestanden..." ihre Stimme wurde immer dünner und abgehackter während sie Redete, weil sie dachte die Holzsplitter in seiner Haut kamen von dem explodierenden Fass auf dem Marktplatz ubd wären demnach ihre Schuld. " Es.. ich ... ich hab ne kleine Zange.." schnell sprang sie auf und die Decke rutschte dabei auf die Holzdielen. Schnell kruschten ihre Finger durch eine Schublade und fand die Zange die eigentlich Uhrmacher benutzten. " Soll .. ne hier mach du." wollte sie ihm zuerst den Vorschlsg unterbreiten die Splitter zu entfernen, entsann sich aber nach seiner letzten Reaktion anders und schob sie ihm zu.

  • Tohes Augen blieben wie gebannt auf Zischs Hand gerichtet. Als Zisch nicht nur erzählte, wie das passiert war, sondern auch, dass sie den Fehler begangen hatten es nicht mit Alkohol zu reinigen. Aber seine Schramme war doch gar nicht so schlimm, wie das da gewesen sein musste, schoss es ihm durch den Kopf. So wie die Narbe aussah musste der Schnitt richtig tief gewesen sein.
    Und eigentlich wollte er fragen, warum sie denn nicht mit Stöcken geübt hatten, aber das blieb ihm im Halse stecken und er ließ die Hand, die gerade nach dem Handtuch greifen wollte wieder sinken, und zuckte leicht zusammen, als die Gnomin ihn auf die Federn ansprach. Eigentlich wollte er das gar nicht. Aber das Misstrauen, wenn es um die Federn ging, war ihm so in Fleisch und Blut über gegangen, dass er gar nicht anders konnte. Die Seite, die Zisch vertrauen wollte, musste eine ganze Zeit lang gegen dieses Mistrauen ankämpfen und schließlich zwang er sich dazu zu nicken und ihre Frage zu beantworten. „Dat Hemd isse zu eng, aba et war auch de Ochsengesicht und de Wachen.“ Erklärte er kurz, warum Federn fehlten und konnte ihre Aussage über das Fass erst gar nicht so richtig einordnen. Was meinte sie mit, gar nicht so nah dran? Und was hatte das mit den Federn zu tun?
    Erschrocken sprang er auf und die Decke rauschte zu Boden. Als sie etwas von Zange sagte, das Wort Klein überhörte er dabei vollkommen, weil es nicht das erste Mal war, dass jemand versuchte ihm die Federn auszureißen. Panisch suchte sein Blick nach dem Fenster. Doch als sich Zisch mit einer winzig kleinen Zange wieder umdrehte und sie ihm hin hielt, beruhigte er sich wieder etwas. Damit konnte man nicht gut Federn ausreißen. Aber was meinte sie dann damit? Fragend und irritiert schaute er die Gnomin an, nahm aber die Zange entgegen.

  • Sam und Nyx folgten dem Diener zu ihrem Tisch, ohne auf die Floskel zu antworten. Sams Blick war strikt nach vorne gerichtet und mimte perfekt einen Hochnäsigen Adligen, den das Drumherum nur zu langweilen schien und der nur Aufgrund von geforderter HÖflichkeit überhaupt, die Anwesenden mit seiner Gegenwart beehrte. Nyx hingegen, spielte wie meist, den jungen und etwas unerfahrenen Adelsspross, der Neugierig seinen Blick durch den Raum wandern ließ. Es war wichtig das er dies tat, schließlich erwartete Sam in spätestens einer Stunde eine Zusammenfassung der lohnenswerten Gegenstände, mindestens ein zwei neue Gerüchte die er aufgeschnappt hätte und weitere Informationen über Lady Grey und jetzt wohl auch über ihre Adoptivtochter, welche sie so unter Verschluss hielt. Erst als sie beim Tisch angelangt waren, kehrte Nyxs Blick zu diesem zurück und innerlich fluchte er, als er dem Blick der Gräfin gewahr wurde, welche soeben von dem Diener vorgestellt wurde. Er würde nicht darum herum kommen zumindest einen Tanz mit ihr einzugehen, das stand jetzt schon fest, dass wiederum würde seine Arbeit hier verlangsamen, insofern er nicht sehr viel Glück hatte und sie zufällig etwas wusste, von dem er noch nichts gehört hatte... Etwas das er doch bezweifelte, da er ihren Namen zwar schon gehört, aber in keinerlei direkten zusammenhang mit Lady Grey bringen konnte. Wie selbstverständlich ließ er sich also doch mit einem freudigen Gesichtsausdruck neben der Gräfin nieder und lächelte sie fast schüchtern an. Wie sehr er diese Ausflüge hasste..., aber zumindest gab es hier wirklich etwas sinnvolles das er tun konnte. Insofern er in Erfahrung brachte, was Lady Grey mit der Freundin Tohes vorhatte, dann könnte er vielleicht auch einige andere Straßenkinder vor einem grausamen Schicksal bewahren und zugleich dem Adel auf eine WEise Schaden wie es ihm sonst nicht möglich wäre. "Es freut mich eure Bekanntschaft zu machen." erklang die gelangweilte aber höfliche Stimme von Sam, der sich ebenfalls neben Nyx niedergelassen hatte und die beiden Damen halbherzig begrüßte. "Da wären wir also wieder einmal auf einer von Lady Greys veranstaltungen." Sam schüttelte bei diesen Worten betont langsam den Kopf um zu verdeutlichen, wieviel Aufwand ihm das hier zu bereiten schien. "Wäre mein Sohn nicht, so interessiert an all diesem Getue hier, ich weiß nicht, ob ich mich noch dazu aufraffen würde, an diesen Festlichkeiten teilzunehmen.... Aber nun mein Sohn Samanthiel, tanzt einfach für sein Leben gerne... Muss er von seiner Mutter haben..." sagte er nochmal Kopfschüttelnd und als der Diener Wein eingoss, ergriff er noch währenddessen den Kelch und der Diener hatte mühe nicht daneben zu schütten. "Nundenn Sohn, auf das du endlich eine gute Partie findest und ich mir diese Feste nicht mehr antun muss." Nyx merkte dem alten Säufer an, wie schwer es ihm fiel nicht sofort zu trinken, doch er brache sogar die Beherrschung auf, darauf zu warten, das auch nyx seinen Kelch ergriff und leicht mit ihm anstieß. Wobei Nyx leicht zu Boden sah, als würde er sich für seinen Vater schämen, vor der Gräfin, was ja nun nichteinmal großer Schauspielerischer Leistung bedurfte...

    I see your monsters I see your pain
    Tell me your problems I’ll chase them away
    I’ll be your lighthouse
    I’ll make it okay
    When I see your monsters
    I’ll stand there so brave
    And chase them all away

  • Iritiert blickte sie abwechselnd von Tohe auf das Fenster und schließlich auf die Zange. Er hatte sich erhoben und war ein Stück zurückgewichen und Schreckenlag in seinem Gesicht. Was hatte sie denn nun wieder falsch gemacht? Doch der Rabenjunge schien sich wieder zu fangen und nahm ihr zögernd die winzige Zange ab.
    " Ich tu dir doch nichts.... du hast Holzsplitter in der Haut, die müssen raus und mit den Fingern bohrst du sie noch weiter rein." gab sie nun nachdrücklicher, aber nicht mit weniger Sorge zum Besten und zeigte dabei auf die Blutigen Schrammen. Es schmerzte sie ein wenig, wie Schreckhaft er war. Was musste er schon alles erlebt haben dass er so heftig reagierte? Erneut blieb ihr Blick an den ramponierten Federn hängen die nun deutlich zu sehen waren, und auch etwas längere Federn lugten hinter seinen Beinen hervor, da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
    "Du.... dachtest ich will dir damit weh tun? Warum... sollte ich das tun? Ich sammel zwar viel... aber wenn ich Federn brauche geh ich zu Gerta die hat Hühner." ihre Stimme wurde ruhiger als sie die Arme in einer abwehrenden Geste hob um erneut kurz mit der Hand in Richtung Verletzung zu wedeln. " Aber wenn die Splitter vom Fischfass sind, sollten wir das von MaJinny anschauen lassen oder es gleich gut mit Alkohol übergießen."

  • „Ist das nicht ein wundervoller Abend?“ erwiderte die Gräfin auf die Begrüßung und nickte Sam zu, dann verdüsterte sich allerdings schlagartig ihre Mine, als dieser offenbarte, dass er eigentlich keinerlei Interesse an dem ganzen geschehen hier hatte. Die Lady von Eulenburg hatte auf einen Abend in angenehmer Gesellschaft gehofft, auf einen Gentleman, der mit ihr tanzte und dabei seine Blicke möglichst nicht zu offensichtlich auf ihre Zofe warf. Aber diese Hoffnung wurde nun schlagartig zerstört. Kurz nickte sie zu dem Diener an, damit er auch ihr Wein nachschenkte und seufzte innerlich. Ninja, wenn der Herr von Aves hier eine gute Partie für seinen Sohn suchte, dann musste er wohl oder übel an ihr vorbei, wenn es um ihre Zofe ging. Denn die Eltern des Mädchens würden sehr wohl auf ihren Rat hören. Er enttäuschte sie daher besser nicht vollends und ließ nicht die Schmach zu, die über sie kommen würde, wenn sie den ganzen Abend nicht einmal von ihrem Tischnachbarn zum Tanz aufgefordert würde. Der etwas leidende und beschämte Ausdruck des Sohns entging ihr dabei nicht und ein wenig tat der Junge ihr jetzt schon Leid. Aber sie war nunmal eine Frau, die wusste was sie wollte und das in der Regel auch bekam.
    „Welcher ist euer Lieblingstanz?“ fragte sie den jungen Mann, der gerade ja noch von seinem Vater als Tanzwütig beschrieben wurde. Hauptsächlich erst einmal um überhaupt eine Konversation ans laufen zu bekommen, da der alte Herr sich offensichtlich am liebsten einfach nur an sein Getränk halten wollte.
    Der Blick der Zofe wanderte derweilen sehnsüchtig zu einem weißhaarigen Herren, der zielstrebig über die Tanzfläche schritt. Jede Bewegung von ihm folgte sie mit den Augen und zuckte leicht zusammen, als der junge elegante Herr vor einer Dame halt machte und sie mit einem leichten höflichen Knicks zum nächsten Tanz aufforderte. Zur Pavane de Honor forderte man nicht irgendeine Dame auf, das war ihr nur allzu bewusst. Und schnell wandte sie sich wieder ihrem Tisch zu, da sie sonst befürchten musste von ihrer Herrin einen Tadel zu bekommen. Schließlich konnte sie die Herren hier nicht einfach so übergehen, auch wenn sie von Teotro träumte.





    Tohes Blick wanderte auf seinen Arm. So genau hatte er sich die Verletzung noch gar nicht angeschaut. Ja er wusste, das die Splitter ihm die Haut aufgekratzt hatten und das vermutlich auch noch der ein oder andere unter der Haut steckte. Aber die größten waren ja zum Glück im Hemd hängen geblieben, oder in den Federn. Dann betrachtete er die Zange. Zisch hatte recht, damit würde er die Splitter besser herausbekommen. Er nickte und ließ sich wieder auf den Boden sinken.
    „De andere Kinder wollten immer Federn ausrißen. Und de ein Frau von de Waisenhaus, wollte alle wegmaahe.“ erklärte er sich und seine Stimme war dabei seltsam belegt, weil er immenroch mit Schrecken an die Situation zurückdachte. „Sagte, nur dann wirde sich jemand fir mir interessieren.“ Aber zum Glück hatte sie das nur ansatzweise geschafft, bis die Oberin dazwischen gegangen war und ihn aus den Fängen dieser Frau befreit hatte. Ein Kind mit blutenden offenen Armen, konnte man ebensowenig vermitteln.
    Er schluckte, als Zisch meinte, dass die Splitter von dem Fischfass waren und sackte noch ein wenig mehr in sich zusammen. Es war besser, wenn sie ihm in dem glauben ließ, weil er sich dann nichts anderes ausdenken musste und in irgendwelchen Geschichten verstricken konnte. Allerdings bedeutete das auch, dass er um den Vorschlag mit dem Alkohol nicht drumherum kam. „De brennt immer soo fies.“murmelte er und eigentlich wollte er auch nicht zu MaJinny, weil das bedeuten würde, dass er Morgen nicht in aller Frühe zu Nyx gehen konnte um zu erfahren, ob er Rahla gefunden hatte. Also musste er wohl oder übel den verhassten Alkohol ertragen. Ausserdem würde Zisch dann für etwas ärger bekommen, was sie gar nicht schuld war. Und sie im Unklaren darüber zu lassen, was wirklich passiert war, war eine Sache, aber eine ganz andere, dass sie dafür auch noch ärger bekam. Er konnte sich noch deutlich an die Worte der Frau gegenüber Nyx erinnern, was seine Unverletztheit anging. Seufzend legte den Arm auf den Schoss und versuchte mit der kleinen Zange einen Splitter nach dem anderen heraus zu ziehen, was meistens in zusammengekniffenen Augen endete, weil er oft mehr als einen Anlauf brauchte um die fiesen Mistdinger zu erwischen. Und bei jedem Versuch tat es ein bisschen mehr weh. Schließlich gab er bei den Letzen auf und ließ nun auch die andere Hand in den Schoß sinken.
    „Ich komm da niet dran.“ murmelte er und blickte dann Zisch an. Noch einen Moment zögerte er, dann hielt er ihr die Zange hin, wusste aber nicht so recht, wie er sie bitten sollte, es zu versuchen. „Kannstdu…?“ versuchte er es.

  • " Das klingt grausam." gab sie zu und setzte sich wieder auf den Boden. Kamûk hatte ihr früher im Waisenhaus einmal einen großen Büschel Haare rausgerissen noch heute schmerzte ihre Kopfhaut bei dem Gedanken daran, wie mochte erst Tohe sich dabei gefühlt haben? Der brennende Alkohol schien ihm wirklich Angst zu machen wie sie nur zu deutlich heraushörte. Mit verständnisvoller Stimme versuchte sie ihm die notwendigkeit dafür zu verdeutlichen.
    " Ich weiss, es brennt wie Feuer. Aber es hört auch schnell wieder auf und glaub mir wenn sich das entzündet, tut es noch mehr weh." Für eine Weile beobachtete sie den Jungen wie er versuchte sich die Holzsplitter aus der Haut zu ziehen und leidete beinahe mit ihm, jedesmal wenn sich sein Gesicht schmerzvoll verzog. Als er bei einem Splitter dreimal neu ansetzte war sie unbewusst ein Stück näher herangerutscht und zu ihrem Erstaunen bat er sie um Hilfe. Offen und direkt. Verdutzt sah sie ihm in die dunklen Augen.
    " Klar." erklang ihre Stimme unsicher, hatte sie ihm doch zuvor versichert, dass sie ihm nicht wehtun würde, doch schmerzfrei würde das nicht von statten gehen. Sie nahm die Zange von Tohe entgegen. Früher war sie dafür zuständig gewesen, kleinere Verletzungen zu behandeln und hatte die Mitglieder ihrer Bande gelegentlich auch nähen müssen. Doch Nyx hatte nur in den seltesten Fällen auch nur mit der Wimper gezuckt egal wie schmerzhaft es war und beim Weinerlichen Klev, war sie selten vorsichtig gewesen, weil er einfach viel zu empfindlich war und ohnehin gejammert hätte. Doch hier wollte sie möglichst schonend vorgehen, um sein vertrauen nicht gleich zunichte zu machen.
    " Ich versuche es vorsichtig zu machen...." mit diesen Worten rutschte sie ein wenig näher und klopfte sich auf das Knie.
    " Du kannst deine Hand da ablegen, ich brauch beide Hände." bot Zisch ihm an und tunkte ein Ende des Stoffes in die Wasserschüssel, ehe sie -völlig Zisch untypisch- behutsam die Kratzer an seinem Arm betupfte. Die Kratzer waren nicht tief, aber viele und stellenweise verdreckt. Mit dem Handrücken schob sie sich ihre Brille vor die Augen und setzte langsam die Zange an einer Holzspitze an und redete sich im Geiste so zu, als müsste sie eine winzige Spieluhr reparieren.
    " Konzentrationsfalten bildeten sich auf ihrer Stirn und systemstisch behandelte sie so den Arm und befreite die geschundene Haut von den Fremdkörpern, die schlimmsten hob sie sich bis zum Schluss auf.
    Schwer atmete sie aus und lockerte die verkrampften Muskeln.
    " Da sind zwei... " sie zeigte auf beide Stellen abwechselnd, bei den anderen hätte sie es nichteinmal für nötig befunden irgendwas dazuzu sagen, doch sie fand es richtig Grashüpfer vorzuwarnen.
    " Ich mach es schnell, aber da kann ich nicht so vorsichtig sein, weil ich so nicht rankomme...." kaum ausgesprochen schob sie die Haut zusammen und als das fiese Mistding an die Oberfläche kam und sie ihn schnell mit dem Metall packte und herauszog.
    " Das gleiche nochmal...bereit?"

  • Als Tohe die Hand auf Zisch Knie legte, verteilten sich die Federn des Arms fast über ihren ganzen Schoß und die Lücke, die er hatte Schneiden müssen, klaffte wie eine Wunde zwischen den zerzausten Federn. Er musst sie unbedingt alle wieder richten, stellte er fest, während die Gnomin mit angespanntem Blick den Arm mit Wasser abtupfte. Das Tuch fühlte sich an, wie ein grober Jutesack, wo sie über die Kratzer und die empfindliche Haut drumherum fuhr. Aber er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Auch als sie begann, die ersten Splitter herauszurupfen versuchte er so gut es ging Still zu halten. Das die Basteln mit ihrer Brille vor den Augen ein wenig komisch aussah half sogar dabei. Der Anblick lenkte ihn von der Behandlung ab, weil er sich vorstellte, wie sie so als Höhlenforscherin durch enge Tunnel kroch.
    Erst als sie sagte, das da zwei Splitter wären, schaute er wieder auf seinen Arm, verstand aber erst viel zu spät, was sie mit ihren Worten meinte. Unter dem plötzlich heftigen Schmerz zuckte er zusammen und krampfartig spannte er die Finger seiner beiden Hände an. Er lockerte sie erst wieder, als er selbst merkte, wie ihn seine eigenen Fingernägel in den Handballen stachen.
    „Tut mir leid.“ nuschelte er entschuldigend und schaute Zisch an, als er die Hand, erschrocken über sich selber, ruckartig von ihrem Knie löste. Aber er legte sie wieder zurück und nickte, als sie ihn deutlicher vorwarnte. Beim zweiten Mal bemühte er sich seine Hände nicht zusammen zu krampfen, aber gegen das zusammenfahren konnte er nichts tun.
    Dann schaute er wieder zu seinem Arm und anschließend zu Zisch. Wars das? fragte sein Blick, aber er sprach es nicht aus. Statt dessen stellte er eine andere Frage: „Warstdu oft verletz, als du in de Bande von Nyx warst?“
    Irgendwie hatte das, was sie über den Alkohol gesagt hatte so geklungen, als ob sie da mehr Erfahrung mit gesammelt hatte, als nur mit ihrer Hand. Und irgendwie interessierte ihn das in zweierlei Richtungen. Denn vielleicht hatte MaJinny aus einem ganz bestimmten Grund dem dunkelhaarigen Mann ihren Zorn angedroht.

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