Ein Spaziergang

  • Mileana zog Deleila hinter sich her. "Komm, meine Geliebte", lachte sie ihr zu. "Wir sind gleich da!" Sie folgten dem Weg, der viele Kurven machte, die Bäume standen hoch daran und strahlten grün im warmen Licht der Sonne. Und dann kamen sie an. Sie hielt Deleila die Augen zu und führte sie zum Ufer. Ein kleiner See, dessen Oberfläche glatt da lag und glänzte. Dann nahm sie ihre Hände weg. "Ist es nicht wunderschön hier?"

  • Einige Momente blickte Deleila still auf den See, bevor sie sich zu ihrer Liebsten umdrehte und jene in die Arme nahm. Die zarte Gestalt Deleilas schmiegte sich an die Liebste, das Gesicht an deren Schulter, das helle, weiche Haar floss offen über Mileanas Haut, soweit jene unbedeckt war.


    "Es ist wunderschön." flüsterte die Valisar leise. Soviel Schönheit.. und all das hatte sie so lange, viel zu lange, nicht sehen können. Sie streichelte sacht über Mileanas Rücken. Hier wollte sie verweilen für einige Momente, an der Seite Mileanas. Die Ruhe geniessen, die Schönheit, über die sie sich nun endlich wieder freuen konnte.

  • Mileana lächelte. Sie war froh, dass es ihrer Liebsten gefiel und glaubte, ihre starken Empfindungen nachvollziehen zu können. Es musste überwältigend sein, all das zu sehen und richtig wahrzunehmen, wenn man dies vorher nicht konnte.
    Deleilas sanftes Streicheln lies sie erschauern und sie blieb ruhig in ihren Armen. Was für ein angenehmes Gefühl dies doch war...

  • "Wie stellst du dir unsere Zukunft vor?" hauchte Deleila ihrer Liebsten nun sanft ins Ohr. Sie wollte wissen, wie die andere dachte, was sie sich vorstellte, was sie mitmachen würde und was nicht.
    "Ich würde gerne die Töpferei behalten." sagte sie noch leise, während sie weiter über die Arme ihrer Geliebten streichelte und ihr Blick über den kleinen See wanderte.


    Die Geräusche, die Gerüche, Tiere, Pflanzen.. wie vieles war ihr gleichgültig gewesen, unter dem Fluch Narions..

  • "Die Zukunft?", fragte Mileana. "Darüber denke ich selten nach. Ich bin und du bist. Lass uns das genießen! Natürlich kannst du die Töpferei behalten. Ich möchte ebenso gerne meine Schneiderei weiter führen." Sie bekam eine leichte Gänsehaut als Deleila ihren Arm weiter streichelte und lächelte ihre Liebste an.
    Was genau bezweckte sie mit dieser Frage? Mileana wollte hören, was Deleila als nächstes sagen würde.

  • "Ja, das fände ich gut. Dann verdienen wir beide noch etwas. Aber wo wohnen wir - in meinem Haus, oder in deinem?" Mit einem Schmunzeln sah die Valisar ihre Liebste an, das Streicheln kurz unterbrechend und sich zu Mileana drehend, um sie zu küssen, bevor sie ihr antworten konnte. Erst danach schien sie dann auf die Antwort zu warten, welche die hübsche junge Dame an ihrer Seite ihr wohl zu geben hatte.

  • Überwältigt von dem Kuss ihrer Liebsten konnte Mileana nicht antworten. Doch schließlich endete der Kuss und sie überlegte. "Das ist eine gute Frage. Ziehen wir zusammen, so muss einer von uns stets in sein Atelier wandern. Ich fühle mich einfach so wohl in meinem Haus. Da weiß ich auch genau, dass meinen Gewändern nichts geschieht. Und du wirst sicherlich ähnlich empfinden....." Dann überlegte sie wieder lange wie es wohl das geschickteste sein könnte......

  • "So ist es wohl. Aber ich fühle mich auch sehr wohl in meinem Haus.. damals, als ich nichts fühlen konnte.. da hab ich viel Wert auf Luxus gelegt.. nunja, ich muss zugeben, man gewöhnt sich daran und ich glaube, mir würde etwas fehlen, wenn ich nicht mehr in diesem Haus wohne.. zudem man sich irgendwann doch auch ein wenig an den Geruch vom Atelier gewöhnt.. es riecht immer ein wenig nach Ton - zumindest unten im Haus."


    Sie blickte Mileana ein wenig unsicher an. Wie mochte das zu lösen sein? Vielleicht mussten sie getrennt leben, jede in ihrem eigenen Haus schlafen - doch dann war das eben so. Für Deleila kein Grund, sich von ihrer Liebsten zu trennen. Die Valisar lächelte leicht und sah wieder auf das Wasser des kleinen Sees hinaus.

  • "Ja, man gewöhnt sich eben an sein eigenes Heim. Vielleicht können wir abwechselnd bei mir und bei dir leben! Zu mindest fürs erste. Was hälst du davon?", fragte die Nymphe ihre Liebste und sah ihr sanft in die Augen.

  • "Wir können es versuchen.. ob es klappt weiss ich nicht." meinte Deleila leise, fast ein wenig zurückhaltend. Ja, sie hatte sich ein wenig an ihren Luxus gewöhnt, dazu musste sie nun wohl stehen. Zu viele Jahre hatte sie in ihrer Sehnsucht nach Gefühlen zugebracht, die Schönheit und der Luxus waren ihr einziger Trost gewesen. Nun hatte sie ihre Geliebte, ihre Mileana, aber nun kamen wieder neue Probleme auf sie zu.

  • "Warum sollte es nicht klappen?", fragte sie und hauchte ihrer Liebsten einen Kuss auf die Lippen. "Wir lieben uns doch..... Also mach dir keine Sorgen." Dann nahm sie Deleila an den Händen und sagte: "Und jetzt komm, dass Wasser ist angenehm warm." Mit diesen Worten zog sie sie zu sich ins Wasser.

  • DIe Worte ihrer Liebsten beruhigten Deleila auf unbestimmte Art und
    Weise. Ein feines Lächeln zog über ihre Lippen, als sie Mileana zum
    Wasser folgte. Vielleicht hatte sie recht. Vielleicht würde alles
    funktionieren ohne Probleme. Dennoch blieb da dieser winzige Funken der
    Ungewissheit. Was, wenn das nicht klappen würde? Was, wenn der boshafte
    Gott etwas gegen ihre neu gefundene Liebe und die Wiedererlangung ihrer
    Gefühle hatte und ihr etwas tun würde? Oder gar schlimmer noch - was,
    wenn dieser rachsüchtige Gott Mileana etwas tun würde? Die Angst, ihre
    Liebste vielleicht nicht schützen zu können, setzte sich ruckartig wie
    ein dicker Kloss in ihren Hals und Angst flammte in den eisblauen Augen
    auf.
    Um sich abzulenken, legte sie ihre Kleidung ab und ließ sich ins Wasser
    ziehen.. zog dann ihre Liebste dann weiter in den See.

  • Mileana freute sich, dass Deleila ihr in den See folgte. Doch sie sah das irgendetwas nicht mit ihr stimmte. Sie konnte es in ihren Augen lesen. Sie forschte tief in ihnen nach. "Was ist mit dir?", fragte sie mit sanfter Stimme. "Ich merke doch das irgendetwas nicht in Ordnung ist. Was belastet dich?" Sie strich ihr die Haare aus dem Gesicht und wartete geduldig auf eine Antwort.

  • "Was... was soll ich denn nur tun, wenn dieser rachsüchtige Gott auf
    die Idee kommt, dir etwas anzutun?" flüsterte sie leise, dabei ihr
    Gesicht an Mileanas Hals schmiegend, es so verbergend und doch den
    tröstlichen Geruch der Liebsten ganz nahe habend. Ihr Herz schlug
    rasch, vor Angst, aber auch wegen der Gefühle, die sie für diese Frau
    empfand. Mileana hatte sie gerettet. Deleila wollte auf keinen Fall,
    das ihrer Geliebten auch nur ein Haar gekrümmt würde - und wenn sie
    sich diesem boshaften Gott persönlich würde stellen müssen, um Mileana
    zu schützen oder zu retten.

  • Mileana nahm ihre Geliebte in den Arm und drückte sie fest an sich. "Er wird mir nichts antun. Und auch dir nicht mehr. Wie könnte er den Schutz der Liebe durchbrechen. Hälst du das für möglich?", fragte sie sanft wie das Wasser, dass um ihren Bauch spielte.

  • "Narion ist alles zuzutrauen, Geliebte. Er hat es schon einmal geschafft. Ich habe vor, neben meiner Töpferei meinen Dienst an Lilliande und Yanariel wieder aufzunehmen. Sie waren es, denen ich einst diente und denen ich nun wieder dienen kann, wenn sie mich wieder haben wollen. Auch wenn ich nicht mehr so aussehe wie einst."


    Die Valisar legte den Kopf etwas zurück und blickte zur Kuppel der Stadt hinauf. So vieles geschah und war geschehen, das sie es gar nicht fertigbrachte, genau darüber nachzudenken. Ihr Fluch war gebrochen. Wie würde es weitergehen? Mit ihr, mit Mileana.. mit der Töpferei? Würden die Göttinnen ihr neue Aufgaben geben?

  • Mileana dachte nach. "Das mag sein. Aber es ist sicherlich eine gute Idee, wenn du Liliande und Yanariel wieder dienen möchtest", antwortete sie dann. Das Wasser spielte mit ihrem Kleid und ihren Haaren. "Ich denke nicht, dass sie etwas dagegen haben. Schließlich kannst du nichts für deine Veränderung." Sie merkte, dass ihre Geliebte schweren Herzens war und so zog sie sie soweit ins Wasser, dass sie schwimmen musste und begann eine Melodie zu summen, die die Traurigkeit aus den Herzen zu vertreiben vermochte. Jedenfalls, hatte sie dies bisher vermocht.

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