Die Villa Shet A´kil

  • "Nein, es ging nicht um eine Frau, sondern um sein unfaires Verhalten einem Fechtschüler gegenüber. Er hat ihn vor versammeltem Publikum verbal niedergemacht. Es war einfach unfair und niederträchtig. Und da sonst niemand etwas tat, schritt ich ein."


    Arvanor schaute der geheimnisvollen Maskierten in die Augen. Am Liebsten hätte er sie jetzt in den Arm genommen und geküsst aber das wäre nicht passend gewesen. Obwohl, warum eigentlich nicht?


    "Meine Dame, ich muss mich sehr zusammenreissen und euch gehen lassen. Der Teufel in mir, würde euch lieber hier festhalten und die schlimmsten süßen Dinge mit euch tun aber ich bin nicht so wie ein Herr Eisenklinge."

  • "Nein, das seid ihr nicht..."


    Ashayas Stimme stockte. Denn wäre er wie Graf Eisenklinge gewesen, würde es ihr wesentlich leichter fallen, einfach aus der Tür zu treten und in der Nacht zu verschwinden. Niemals mehr zurückzukehren, denn die schwarze Rose kehrte nie zweimal an den gleichen Ort zurück.
    Der Atem der Nymphe ging schwerer, während sie sich der Nähe des gutaussehenden Menschen nur allzu deutlich bewusst war. Seine erstaunliche Ehrlichkeit machte es ihr noch schwerer, sich loszureissen und so verharrte sie reglos und sah zu ihm empor. Unsicher, was nun zu tun sei.

  • Arvanor schaute der maskierten Frau, die sich die Schwarze Rose nannte, tief in die ausgesprochen schönen Augen. Es wäre wohl nicht angebracht, sie einfach zu küssen. Nein, er würde das nicht tun. Vielleicht beim nächsten Treffen. Er ergriff ihre rechte Hand und hauchte einen Handkuss darüber. "Dann bleibt mir jetzt nichts anderes übrig, meine Liebste, euch eine gute Nacht zu wünschen. Und ich freue mich auf ein Wiedersehen."

  • Wenn Ashaya über diese Reaktion erstaunt war, so verbarg sie es äußerst geschickt, auch wenn sie innerlich recht verwirrt darüber war. Es geschah selten, daß ein Mann eine Nymphe gehen ließ, die ihm körperlich so nahe gekommen war. Andererseits war sie jedoch recht froh darüber, denn es war schwierig, eine Maske zu tragen, wenn es darum ging, körperliche Freuden auszutauschen - zumindest war es das für eine Nymphe.
    Und Ashaya war weit davon entfernt, diesem galanten Menschen ohne Wenn und Aber ihr Vertrauen zu schenken. So kämpfte sie gegen den Drang an, ihn doch noch zu verführen und nickte stattdessen nur leicht.


    "Gute Nacht, Arvanor Shet A'kil. Vielleicht werden sich unsere Wege wieder kreuzen, so Lilliande und Yanariel es möchten."


    Ashaya nannte die Liebesgöttinnen, ohne darüber nachzudenken, denn für sie waren es einfach die Gottheiten, die ihrem Naturell nahe waren und zu denen sie aufblickte, wenn sie Hilfe benötigte. Dann drehte sie sich um und verschwand in der Nacht, auch wenn sie dazu nicht das Tor passierte, sondern einfach flugs über die Mauer kletterte. Schon kurz darauf war nichts mehr von der Nymphe zu sehen und nur der leichte Blumenduft erinnerte daran, daß sie überhaupt hier gewesen war.

  • Die schwarze Rose war an diesem Abend tief in das Adelsviertel geraten, wo sie der Villa Marasar - einem etwas niederen aber deswegen nicht weniger dekadenten - Adelsgeschlecht einen Besuch abgestattet hatte. Sie war durchaus erfolgreich gewesen und ein kleines Säckchen hing schwer über ihrer zarten Schulter. Es war voll von jenen Juwelen, die Saridia Marasar nur zu gerne an ihrem geschmacklos tiefen Dekolleté zur Schau trug, das zuviel entblößte was besser hätte verborgen bleiben sollen.
    Ashaya konnte sich das Lächeln nur schwer verbeißen, als sie daran dachte wie entsetzt Saridia gequiekt hatte, als die schwarze Rose in ihr Schlafgemacht eingedrungen war. Ihr neuster Liebhaber hatte ihrer Klinge nicht viel entgegen zu setzen gehabt und so war es ein leichtes für die flinke Nymphe gewesen, das Schmuckkästchen der Adeligen um seinen wertvollen Inhalt zu erleichtern.
    Nun lief sie zurück zu ihrem Versteck und hielt sich dabei im Schatten, um nicht gesehen zu werden, als die Villa Shet A'kil in ihrem Blickfeld auftauchte. Für einen Augenblick hielt die Nymphe inne und erinnerte sich an die seltsame Begegnung mit dem Herren des Hauses. Es war schwer, diesen Abend abzuschütteln und aus ihrem Gedächtnis zu verdrängen...
    Erst das Gewicht auf ihrer Schulter erinnerte Ashaya daran, daß es unklug war, zu lange zu verweilen und so schalt sie sich selbst, während sie ihren Weg in die Nacht hinein schließlich fortsetzte.

  • Ruhe und Frieden. Ein seltenes Glück für einen Mann, der die Geschäfte der Familie lenken muss, auch wenn er dies eigentlich gar nicht will. Aber Arvanor würde seinen alten Herrn niemals enttäuschen. Außerdem machte ihm der Handel mit allerlei Gütern im Grunde sogar Spaß. Er übte sich zwar lieber im Umgang mit dem Schwert aber die Klingentänzer würden nicht von heut auf Morgen wieder da sein. Er hatte Zeit und Muße und nutzte die Stille der Nacht um im Garten zu sitzen und nachzudenken. Der nächste Tag würde voller neuer Erfahrungen sein. Die Eröffnung der Fechtschule stand bevor und der neue Meister der Klingentänzer hoffte, dass er geeignete Schüler für den Klingentanz finden würde.

  • Arvanor schritt mit dem zwergischenBaumeister Gerthdral über sein Grundstück und danach auf das Nachbargrundstück zur rechten Seite, welches er vor einer Woche erworben hatte. Der Vorbesitzer hatte das Anwesen zum Verkauf angeboten und Arvanor hatte schon eine Verwendung dafür. Er würde auf dem Grundstück alles abreissen und ein neues Gebäude darauf errichten lassen. Schließlich wollte er die Ausbildungsstätte für die zukünftigen Klingentänzer in seiner Nähe haben. Nach mehreren Stunden verabschiedeten sich die zwei Männer. Gerthdral verliess das Grundstück, einen lukrativen Auftrag in der Tasche und Arvanor war ebenfalls sichtlich zufrieden. Es würden einige Veränderungen kommen.

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