Ein helles Lachen klang aus Shizars Mund. Ein Ton, der an eine helle Glocke erinnerte und der beinahe überschäumend wirkte, wenn man ihre gewöhnliche Emotionslosigkeit in Betracht zog. Bei einem anderen Wesen hätte man es wohl als zurückhaltend empfunden.
„Lythia Nevastol? Sie soll Euer Köder sein? Ich bitte Euch, Zandhros. Fällt Euch kein Name ein, der interessanter wäre als ausgerechnet dieses junge Ding? Sie mag einen falschen Namen benutzen und sich selbst für raffiniert halten, aber jeder weiß doch, wie sehr sie sich jedem Schattenmagier an den Hals wirft, der auch nur über einen Funken Macht verfügt. Oh, sie wäre willig, da bin ich sicher. In jeglicher Hinsicht.“
Shizars Erheiterung mündete in ein leises, amüsiertes Kichern und ihre Augen funkelten vergnügt und ließen die Anspannung schwinden. In der Tat, Zandhros mochte sich für unglaublich allwissend halten, doch Shizar war Ihrerseits keineswegs uninformiert. Lythia Nevastol war eine junge Menschenfrau. Machtgierig und versessen auf Geheimnisse, die ihre Kräfte bei Weitem überstiegen. In Nir’alenar nannte man sie nicht umsonst „die schwarze Nymphe“ – kein sehr schmeichelhafter Name, wenn man es recht bedachte. Und überaus passend. Sie war hübsch und saugte den Männern, die sich mit ihr umgaben, die Geheimnisse aus, ließ sie dann fallen, um sich dem nächsten, viel versprechenderen Kandidaten zuzuwenden.
Sie schüttelte den Kopf und wechselte mit erhobener Braue einen Blick mit Dandara, bevor sie sich wieder ihrem Gegenüber zuwandte.
„Nein, Zandhros. Wenn Ihr mich ködern wollt, dann versucht es nicht mit solch billigen Tricks. Damit beleidigt Ihr meine Intelligenz und steht selbst nicht unbedingt gut da. Ihr müsst schon mehr aufbieten, wenn Ihr mich einfangen wollt. Neid und Eifersucht sind keine lukrativen Mittel, mit denen man mich zu locken vermag. Ebenso wenig wie poetische Worte über die Macht des Schattens.“
Als sie diesmal sprach, fiel die Erheiterung von ihr ab und Shizars Miene wurde ernst und kühl. Ihre Stimme klang gar ein wenig herrisch, eine Spur ihrer Macht vibrierte darin und warnte Zandhros davor, sie zu unterschätzen oder gar noch einmal auf eine solche Weise zu beleidigen.
Ja, man konnte mir Shizar stets ins Geschäft kommen, aber sie mochte es nicht, wenn man sie mit Luft einzufangen gedachte. Sie war zu sehr Geschäftsfrau für fantasievolle Versprechungen – sie bevorzugte harte Fakten.