Meyleens Korallenhaus

  • Nahe der Küste zu Beleriar wohnte Meyleen in einem Riff aus Stein- und zum Teil auch Sternkorallen. Doch nicht nur sie, sondern auch die verschiedensten Fischschwärme unterschiedlicher Farben fühlten sich dort wohl. Ständig war das Riff umgeben von vielen kleinen Lichtpunkten, die wie Sterne durch das Wasser trieben. Ein herrlicher Anblick, über den Meyleen sich jeden Tag aufs Neue erfreuen konnte.


    Genau wie an diesem Tag, an dem sie auf Belerair ein paar Erledigungen machen musste und sich darauf freute, endlich wieder nachhause zu kommen. Auch wenn das Riff nahe der Küste lag, so befand es sich dennoch abseits der üblichen Wege und – abgesehen von den Fischschwärmen – war kaum ein anderes Meereswesen in dieser Gegend zu erblicken. So schwamm Meyleen geradewegs auf das Riff zu und freute sich darauf, ihren Tag in Ruhe zu Ende
    bringen zu können.

    Wenn Du das Glück suchst
    wirst Du es nicht finden.
    Doch es wird zu Dir kommen
    wenn Du es brauchst

    2 Mal editiert, zuletzt von Shiai ()

  • Eine blaue Koralle hier abgezupft, eine orangrote da, eine gelbe dort. Keas Augen huschten zwischen den Korallen hin und her, immer wieder zupfte sie eine ab und machte einen kleinen Korallenstrauß daraus. Auch in ihrem Haar steckte ein Stück einer dunkelroten Koralle. Dann entdeckte sie einen besonders hübschen Fisch, dessen regenbogenfarbene Schuppen ihre Aufmerksamkeit erregten. Lachend schwamm sie neben jenem her, sich freuend, als gar ein ganzer Schwarm dieser Regenbogenfische um sie herum erschien.
    In ihrem kindlichen Eifer bemerkte sie den Schatten über sich erst spät und wandte den Blick nach oben, in der Furcht ein Yassalar wäre dort. Doch was sie erblickte, war etwas ganz anderes, ein Wesen, von dem sie bisher tatsächlich nur in Geschichten gehört hatte. Mit großen Augen sah sie der Tritonfrau nach.

  • Meyleen näherte sich mehr und mehr ihrem Zuhause. Doch für einen Moment hielt sie inne. Irgendetwas war anders. Jemand war dort. Viele kleine funkelnde Lichtpunkte, erzeugt von der Sternenkoralle, trieben durchs Wasser mehr als sonst. Es konnten nicht die Fischschwärme sein, denn diese bewegten sich ständig in dieser Gegend. Suchend blickte die Tritone sich um. Wer war da?


    Doch dann, als sie den Blick senkte, erkannte sie des Rätsels Lösung:
    Ein Mira`Tanar Mädchen huschte dort umher, ganz offensichtlich hin und hergerissen von den vielen wunderschönen verschiedenen Farben der Korallen. Sie hielt bereits einen bunten Strauß davon in der Hand.


    Ein wohlwollendes Lächeln zeigte sich auf Meyleens Lippen, konnte sie sich nur allzu gut daran erinnern, dass sie einst zusammen mit ihrer Schwester oft und gerne der selben Tätigkeit nachging. Ein kleines Stück schwamm sie näher an das Mädchen heran, hielt aber sofort wieder inne, als sie erkannte, dass das Kind sie erblickt hatte.


    Immer noch lächelnd ließ sich die Tritone ein Stück tiefer sinken, um sich die Kleine näher zu betrachten. Ein bisschen wunderte sie sich über diesen überraschenden Besuch, kam es doch eher selten vor, dass sich ein Meereswesen hierher verirrte. "Hallo", begrüßte sie das Mädchen mit freundlicher Stimme. Mehr sagte sie nicht.

  • Fluchend und rufend suchte Moro nach Kea. Er hasste es wenn sie so weit weg schwamm. Der letzte Angriff auf sie war noch nicht so lange her und seit dem ließen ihm seine Sorgen keine ruhige Minute mehr. "Keaaaa. Wo steckst du denn?" rief er und tauchte hinter einer Ecke des Riffes auf. Als er sie erkannte und wie sie gemütlich dort ihrem Spaß nachging, wurde er sauer. Dann sah er die andere Person und schwamm zu ihnen. "Hallo," er musterte die Tritonin kurz, warf dann aber Kea einen wütenden Blick zu.

  • Meyleen hörte schon von weitem die Rufe. Sicher war es das Mädchen, das Kea hieß. Sie erkannte die Besorgnis in der rufenden Stimme. "Du solltest Dich nicht zu weit von Deinem Zuhause entfernen", riet sie der Kleinen. Nur allzu gut hatte sie noch die Erinnerungen von damals im Kopf. Sogleich tauchte ein Meereself hinter dem Riff hervor und näherte sich den beiden. Seine musternden Blicke fielen Meyleen natürlich sofort auf, allerdings störte sie sich nicht weiter daran. Stattdessen begrüßte sie auch ihn mit einem freundlichen "Hallo".

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  • Als sie den wütenden Blick ihres Vaters sah, machte Kea sich ganz klein. Langsam schwamm sie zu ihm hin und blieb dann neben ihm, ohne noch auf das freundliche Hallo der Tritone zu antworten, obwohl sie eine solche nie vorher gesehen hatte. Den Blick zu Boden gewendet, schwieg das Mädchen nun und ihre Hände zitterten, als ob sie den Korallenstrauß, der so bunt in ihren Händen ruhte, gleich fallen lassen würde.

  • Als er sah wie niedergedrückt Kea war, wurde dem Meereselfen das Herz schwer. Nur noch einen kurzen Moment zeigte sich die Wut, dann wich sie einem Ausdruck der Reue. "Es tut mir leid. Ich wollte nicht so streng sein." Erst danach ging ihm auf, dass er eigentlich gar nichts gesagt hatte. "Ich habe mir doch nur Sorgen um dich gemacht."
    Moro ertrug es einfach nicht seine Kleine zu sehen und er fragte sich, was er machen sollte, wenn sie jemals wirklich etwas anstellen würde. Ob er dann Schimpfen konnte.
    Nun jedoch zog er sie erst einmal in seine Arme und langsam beruhigte sich auch wieder sein Herzschlag. Er konnte sich einfach nicht Vorstellen seine kleine Perle wieder zu verlieren. "Bitte entschuldigt auch ihr diese Szene," sagte er über Kea hinweg zu der Tritonin und ließ dann seine Tochter wieder los. "Ihr wisst ja, es ist nicht immer ungefährlich im Wasser," fügte er mit einem verlegenen Lächeln hinzu.

  • Aus einigem Abstand heraus beobachtete Meyleen die Szene, erinnerte sich daran, wie ihre Eltern immer geschimpft haben, wenn sie mit ihrer Schwester wieder mal viel zu weit hinaus geschwommen war. Damals konnte sie das noch nicht verstehen. Doch heute wusste Meyleen es besser. Die Sorge dieses Vaters konnte sie nur allzugut nachvollziehen. Wenn sie an diesem einen Tag nur auf ihre Mutter gehört hätten ...


    "Die Ruhe des Meeres trügt nur allzuoft", antwortete sie, während ihre Blicke nachdenklich über das Korallenriff schweiften. "Nicht alle Wesen meinen es gut mit einem ... "

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  • "Ich wollte dir doch nur einen Strauß machen..." In einer hilflosen Geste hielt Kea ihrem Vater den bunten Korallenstrauß entgegen, den sie noch festhielt. Sie war traurig das ihr Vater nun wütend auf sie geworden war, auch wenn er letztlich sich wieder beruhigt hatte. Immer wieder schaffte sie es, das er böse auf sie wurde, weil sie einfach zu oft allein loszog..


    Das, was sich zugetragen hatte, hatte sie nicht vergessen. Aber sie hatte verdrängt, was zwischen den Yassalar und ihr und Misha passiert war. Wollte nicht daran denken, zu grausam war die Erfahrung gewesen, auch wenn diese letztlich den Mörder ihrer Mutter das Leben gekostet hatte.


    So wartete sie still ab, ob ihr Vater den Strauß nehmen würde, während sie schweigend dem Gespräch lauschte.

  • Natürlich nahm Moro den Strauß entgegen. Er streichelte seiner Tochter noch einmal über die Haare. "Ist schon gut," versuchte er sie noch einmal zu beruhigen. Er konnte es nicht sehen, wenn Kea nicht lachte. Es schmerzte ihn und leider gab es von diesen Momenten viel zu viele.
    Er wandte sich wieder an die Tritonin. "Ihr habt nur all zu recht. Leider. Was führt euch an einen so entlegenden Ort? Hier in der Nähe ist keine Ansiedlung irgendwelcher Meeresbewohner."

  • Meyleen sah Moro an. "Genau das ist der Grund, weshalb ich ausgerechnet hier wohne. Zwar kommen hier kaum Meereswesen vorbei aber so brauche ich mir wenigstens keine Sorgen zu machen wegen der ...", sie hielt inne, bevor sie das letzte Wort aussprach. "Yassalar". Und dies stimmte tatsächlich. Seit sie an diesem Riff wohnte, war sie noch keinem dieser Wesen begegnet.


    Dann fiel ihr Blick auf Kea. Nach kurzem Überlegen schwamm sie hinter das Korallenriff und kehrte nach einigen Augenblicken wieder zurück, um dem Mädchen ein kleines Geschenk zu reichen. Vielleicht konnte sich Kea daran genau so erfreuen, wie Meyleen selbst. Lächelnd drückte sie ihr eine kleine Sternkoralle in die Hand, die in diesem Moment viele kleine sternenartige Lichtreflexe ausstieß. Sie hoffte, damit das Kind wieder aufheitern zu können, war doch der Anblick dieser besonderen Koralle immer wieder faszinierend.

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  • Bei dem Wort Yassalar verließ das Lächeln entgültig Moro's Gesicht. Er verstand durch aus, warum Meyleen hier wohnte. Aber gleichzeitig.....
    "Aber wenn doch, gibt es doch niemanden der....." Er sprach nicht weiter, weil er Kea nicht noch mehr beunruhigen wollte. "Ist es nicht ganz schön einsam hier? Oder schwimmt ihr viel zu anderen Orten?" Dann unterbrach er sich erneut. Etwas anderes war ihm eingefallen.
    "Entschuldigt bitte. Ich habe mich noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Moro Tori und das ist meine Tochter Kea." Sein Lächeln kam zurück einerseits leicht verlegen andererseits aber mit viel Freundlichkeit gepaart.
    Er sah zu der Sternkoralle und nickte dann dankbar in die Richtung von Meyleen.

  • Dass sie die Yassalar erwähnt hatte, schien Moro nicht zu begeistern, denn seine Gesichtszüge wurden in diesem Moment sehr ernst. Kurz sah sie wieder zu Kea, nur um sich gleich wieder ihm zuzuwenden. Ob auch sie schlechte Erfahrungen mit diesen Wesen gemacht hatten?


    Als sich Moro unterbrach, konnte sich Meyleen bereits denken, was er sagen wollte. Ihr Blick richtete sich in Richtung der Wasseroberfläche, als sie sprach. "Ich bin oft auf der Insel", entgegnete sie lediglich. Dann zeigte sich ein Lächeln auf ihren Lippen und sie erklärte dem Meereselfen: "Und es ist mir keineswegs einsam hier. Ich liebe die Abgeschiedenheit ... ".


    Sie erkannte Moros Verlegenheit, als er sich vorstellte. Doch darüber sah Meyleen hinweg, hatte Moro doch sicher gerade noch andere Sorgen gehabt, als einer Fremden seinen Namen zu nennen. "Ihr könnt mich Meyleen nennen", stellte sie sich selbst auch vor.

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  • Mit einem strahlenden Lächeln nahm Kea die Sternkoralle entgegen und schaute sie an. "Guck mal Papa, wie schön die ist!"


    Und schon hielt sie ihrem Vater die leuchtende Koralle unter die Nase, bevor sie auch schon herumwirbelte, um wieder einige Korallen zu pflücken. Als sie ein hübsches Sträußchen beisammen hatte, hielt sie es Meyleen entgegen. "Hier, für dich."


    Ihre Augen huschten zwischen ihrem Vater und der Tritonenfrau herum, bevor sie dann etwas schüchtern meinte: "Ich hab nur in Geschichten von Tritonen gehört. Du bist die Erste, die ich sehe."

  • Bei Keas Worten musste Moro an den letzten Triton denken, den er gesehen hatte und ihm es unmöglich gemacht hatte, die Meereselfin näher kennen zu lernen. Wie er sich geärgert hatte. Seit dem hatte er sich auch nicht mehr gesehen.
    "Du wirst schon noch öfter welche sehen. In Elue Adar leben ein paar." Es war immer wieder erstaunlich wie schnell sich Kea an etwas erfreuen konnte und wie neugierig sie war. Das konnte sie eigentlich nur von ihrer Mutter haben. Doch woher sollte er das wissen, hatte er sie doch kaum gekannt. Aber auch nie vergessen.


    "Meyleen ist ein ungewöhnlicher Name. Aber auch ein guter." Moro wollte das Gespräch nicht schon versiegen lassen, doch wusste er auch nicht worüber er sich mit der Fremden unterhalten sollte.

  • Lachend nahm Meyleen den Korallenstrauß von Kea entgegen. Gerade wollte sie auf ihre Bemerkung reagieren, dass sie die erste Tritonin war, die Kea gesehen hatte, da kam auch schon Moro mit seiner Erklärung und Meyleen horchte auf, war ihr doch bisher nicht bewusst, dass es in der Nähe noch andere ihrer Art gab. Allerdings hatte sie sich darüber auch keine weiteren Gedanken gemacht, hatte sich Meyleen doch selbst von ihrem Volk abgewandt. „Es gibt noch mehr Tritonen hier?“, fragte sie den Meereselfen erstaunt.


    Ihr Name? Vom Tritonischen übersetzt bedeutete er soviel wie „Glanz des Meeres“, jedoch hatte Meyleen jeglichen Glanz verloren seit jener Tat, die sie begangen hatte. Sie sann zurück zu jenem Tag, an dem das Unglück geschah. „Nun. Ob es ein guter Name ist oder nicht, das sei dahin gestellt,“ entgegnete sie, in Gedanken um Jahre zurück versetzt

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  • Moro verstand nicht, warum sie auf einmal wieder betrübter wirkte. Hatte er etwas falsches gesagt? Oder hatte der Name in ihrer Sprache eine schlechte Bedeutung? Er wusste es nicht. Jedoch war er verwundert, dass sie nicht wusste das es weitere Tritonen in Elue Adar gab. Schwamm sie dort nie hin?
    "Ich weiß nicht wieviele es gibt. Jedoch arbeitet zum Beispiel in der Bäckerei einer. Und ich habe einen weiteren dort schwimmen sehen."
    Bald würden sie in Elue wohnen, dann würde er ja sehen, wieviele von welchem Volk dort wohnten. Auf jeden Fall war die Bevölkerung relativ gemischt. Nixen, Tritone, Meereselfen wohnten dort neben einander. Das Haus war fast fertig. Nur am Garten fehlten noch ein paar Kleinigkeiten.

  • Es mochte Moro verwundern, dass Meyleen nicht wusste, dass ganz in der Nähe noch andere Tritonen wohnten. Auch war sie noch nie in Elue Adar. Was sollte sie dort? Es hatte bisher vollkommen ausgereicht, dass sie davon gehört hatte. Aber vielleicht, so kam es ihr in den Sinn, sollte sie sich doch mehr für das interessieren, was um sie herum geschah. So vieles könnte ihr entgangen sein in den letzten Monaten.


    Die Tritonin lächelte. "Vielleicht sollte ich Elue Adar einen kleinen Besuch abstatten". Dies sagte sie mehr zu sich selbst als zu den beiden Meereselfen. Doch gleich darauf richtete sie ihre Worte an Moro und Kea. "Möchtet ihr mir Elue Adar zeigen?"

  • "Natürlich, können wir euch Elue Adar zeigen. Wollt ihr gleich mitkommen?" fragte er.
    "Doch zuvor. Habt ihr hier in der Nähe eine große bereits verstorbene Muschel gesehen?" fragte er. Schon die ganze Zeit beschäftigte ihn diese Frage. Es würde ihn viel Sucherei ersparen. Jedoch versuchte er sich nicht all zu große Hoffnungen zu machen.

  • Meyleen beantwortete Moros Frage mit einem erfreuten Nicken und umkreiste die beiden Meereselfen als Zeichen, dass sie bereit zum Aufbruch war. Doch vorerst stand noch Moros Frage im Raum.


    Eine große bereits verstorbene Muschel? Meyleen überlegte kurz. Nein. Da konnte sie dem Meereselfen tatsächlich nicht helfen. Die Tritonin schüttelte bedauernd den Kopf. „Leider nicht. Aber ich werde die Augen offenhalten“, versprach sie Moro.

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