Ein Abend wie jeder Andere

  • Es wehte ein laues Lüftchen, mit Nichten ein starker Windzug und doch.. lies der laue Zug das junge Ding ahnen wie schön das Gefühl sein musste eine stürmische Böe auf der Haut zu spühren. Im seichten Takt wogen die silberweißen Haare um den filligran gewachsenen Körper der jungen Halbsylphen, schier lautlos raschelte der hellblaue Stoff des einfachen Kleides an dessem Saum der schwache Windhauch verspielt zu nesteln wußte. Die dünne Haut der Augenlider verbarg die regenbogenfarbenen Augen, der helle Schopf war seitlich leicht gegen das kühle Holz gelehnt, aus welchem die Eingangstüre des väterlichen Hauses einstmals gefertigt worden war. Zierliche Finger, samtweiche Fingerkuppen tasteten sich wie in Zeitlupe über den ebenen Grund, befühlten all jene vertrauten Kerben die der Lauf der Zeit - oder aber die Unachtsamkeit eines Stadtbewohners - dem Türrahmen beschert hatte.


    Feingezeichnete Lippen öffneten sich wenige Millimeter weit, einige vorwitzig ins schmale Antlitz gerutschte Haarlocken wehten auf im Atemhauch der mitsammt einem lautlosen Seufzen das zartrote Fleisch passierte. Monoton hob sich die schmale Brust einige male, spannte der helle Stoff sich über die wenigen Rundungen die der viel zu zarte Körper der jungen Weberin aufzuweisen hatte. Spührbar haftete der Blick des Vaters zwischen den eigenen Schulterblättern. Schon verebbte das gleichmäßige Geräusch welches zuvor die Stille durchbrochen hatte - das vertraut gewordene, dumpfe Aufeinandertreffen von Holz auf Holz, wann immer die geschickten Finger des Tuchmachers das hölzerne Schiffchen durch die, straff auf dem Webrahmen gespannten, Fäden schob.


    Nilani liebte ihren Vater, war dankbar für jeden gemeinsamen Moment und doch sehnte sich das junge Herz so oft nach.. anderem. Einmal die Stupsnase hinein in den Wind recken, die dürren Arme ausstrecken und fliegen im Atem des uralten Gevatters - fort weit fort ohne zu wissen wohin der Wind einen trug. Langsam sank das Kinn hinab auf die schmale Brust, hob sich die linke Hand und einzig fahrig wurden die hellen Locken aus dem durchaus hübschen Antlitz geschoben, sogleich hinter die kleine Ohrmuschel geklemmt. Wimpernfäden, hell und dicht, stoben empor - präsentierten einem stummen Betrachter das merkwürdige Augenpaar der jungen Halbsylphen. In allen Farben des Regenbogens schillerten die Fenster der verträumten Mädchenseele als das Haupt sich ein klein wenig auf Seite neigte, der unstete Blick über die Schulter zurück glitt den Vater suchte und doch wie stets nicht fand.


    "Ich gehe ein paar Schritte", melodisch erhob sich die stets leise Stimme Nilanis hinein in die herschende Stimme. Allerlei Klangnuancen barg jene, ähnelte gar dem leisen Singsang den einzig der Wind zu summen wußte wenn er mit seinem Atem die grüne Krone eines Baumes liebkoste. Geschwängert von Sanftmut, gekleidet in der tiefen Zuneigung die Vater und Töchterlein füreinander empfunden. Ein kurzes Lächeln berührte die zartroten Lippen.


    Zierliche Fingerchen tasteten sich behände am porösen Mauerwerk entlang welches bündig am Türrahmen endete, ein einzelner, nackter Fuß schob sich unter dem Saum des Kleides hervor. Leises Rascheln geleitete den ersten Schritt des blinden Mädchens hinaus auf den Platz. Nur zögerlich lies die tastende Hand vom kühlen Gestein ab, reckte sich sogleich im Gleichzug mit der anderen Hand ein wenig vor um ein eventuelles Hinderniss frühzeitig zu erkennen. Die Augenlider schlossen sich abermals, verbargen das unstet umher blickende Augenpaar. Ein, zwei weitere Schritte vor und das zarte Geschöpf tauchte ein in der Symphonie des Lebens, das diese Stadt bewohnte.


    Vielerlei Stimmen zwängten sich an das feine Gehör, hier und da feilchte ein Kunde mit einem der Verkäufer um den Preis einer bestimmten Ware, an einer anderen Stelle plauderten einige Frauen munter vor sich her - Kinder tollten über den unebenen Pflasterstein, spielten wohl Verstecken denn ein glockenhelles Stimmchen zählte lauthals vor sich her. Federleichte Schritte nackter Füßchen, schwere weitausholende Schritte deren Klang die leisen Schritte verschluckte. Eine Vielzahl an Gerüschen ströhmte der jungen Weberin entgegen, süßliche Kuchendüfte unter welche sich der Geruch der verschiedenartigen Wesen mengte. Es roch nach Arbeit, roch nach Leben.


    Ein stummes Lächeln lag auf den Lippen Nilanis deren tapsig anmutende Schritte sie seltsam zielstrebig dem Plätschern des kleinen Brunnens entgegen trugen. Ja, sie kannte jeden einzelnen Pflasterstein, wußte sehr wohl an welchen Stellen sie tückisch ein wenig empor ragten - schmerzliche Erfahrungen hatten diese Fallen in ihr Gedächtnis gebrannt, Fallen die einen Sehenden mit Nichten einschränken würden und auch das zarte Geschöpf wußte sie nun geschickt zu umgehen. Eine bekannte Stimme rief ihren Namen, kurz sollte sich die rechte Hand zu einem wagen Winken heben, sank der Schopf zu einem höflichen Nicken gen der eigenen Brust ehe die Sinne sich wieder unter die Geräusche mengten die ebenso vertraut schienen wie jeder einzelne Pflasterstein.


    Fern warf die Seifenblasenartige Kuppel ein Echo, spiegelte die Geräusche derart leise wieder das selbst Nilani sie nicht stets hören konnte und doch erhaschte sie hier und da ein leises Geräusch. Silberne Locken umwarben die schmale Hüfte in einem Takt der jeglichem Leben inne wohnte, von Geburt an, tänzelten im munteren Reigen um den duftigen Stoff der die Zartheit des jungen Leibes einzig untermalen konnte. Erst als die vorgestreckten Finger die steinerne Umsäumung des Brunnens berührten verebbten die leisen Schritte, spreizten Fingerchen sich sacht als das geringe Gewicht darauf gestützt wurde. Sacht neigte der Kopf sich zurück in den Nacken, zeitgleich ein wenig auf Seite und schweigend, regungslos harrte das zierliche Mädchen aus, umgeben von der Geräuschskulisse ihrer Heimatstadt Nir'alenar.

  • Das Dach des Brunnens hatte sich Flidais ausgesucht um dort oben ihre Vorstellung zu beginnen, natürlich war das Dach eigentlich dafür konstruier, das Wasserholende bei Regen nicht nass wurden. Behände hatte sie sich vom obersten Sims auf das stabile Schrägdach gezogen und stand nun breitbeinig über dem Giebel. Ihre Schuhe hatte sie unten stehen gelassen und mit einem Schild, das sie sich schreiben lassen hatte, zur Geldschale umfunktioniert.
    Jeder Fuß hatte sicheren Stand gefunden auf den Holzbrettern gefunden. Zufrieden betrachtete sie ihre neu auserkorene Bühne, dann warf sie einen Blick in die Runde. Ihre Kletterei hatte schon den ein oder anderen Blick auf sie gezogen, aber auch Blicke des Unverständnis waren darunter – wie konnte man nur! Nun ja, sie suchte sich nun mal am liebsten die höchsten Punkte. Erstens sah man sie dann besser, zweitens, wie auch dieses Mal, brauchte man nicht mehr viel zu tun um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und drittens fühlte sie sich hoch oben einfach am wohlsten.
    Kurz wühlte sie in einem Ihrer Beutel an ihrem Gürtel und förderte vier Bälle aus weichem Leder hervor. Einen der vier Bälle legte sie oben auf den Dachfirst, der dort mit ein wenig andrücken auch liegen blieb, schließlich war er mit Sand gefüllt.
    Die anderen drei Bälle nahm sie in die Hand, einen links und zwei rechts, dann begann sie laut zu rufen: „Höret, höret, sehet und staunet!“
    Dann begann sie ihre Jonglage, die Bälle schienen kreuz und quer zu fliegen, doch man konnte ein Muster erkennen. Erst vorwärts, immer außen herum um die anderen Bälle, dann rückwärts sich in der Mitte auf einen Punkt vereinend.
    Ein paar Würfe hielt sie die Figur aufrecht, so das man das Muster erkennen konnte, dann wechselte sie zu nächsten. Ließ die Bälle im kreis tanzen, unter den Armen herfliegen und sogar hinter dem Rücken die Bälle über die Schulter und wieder nach vorne fliegen. Dabei hatte jedes Muster seinen ganz eigenen Rhythmus, den Flidais schon so verinnerlicht hatte, dass sie begann leise eine Melodie dazu zu summen.
    Ihr Blick streifte dabei über das Publikum, was die Bälle und ihre Hände machten musste sie schon lange nicht mehr scharf sehen, es reichte aus, ihre Schemen zu erkennen. Und was sie sah erfreute sie. Ein paar Leute hatten sich von ihr aus ihrem Alttag reißen lassen, waren stehen geblieben und schauten zu.

  • Sithora war ein wenig genervt. Eigentlich hätte sie im Auftrag ihres Vaters - nein, des Mannes, der das Waisenhaus führte, in dem sie aufgewachsen war - einige ausgebesserte Hemden beim Schneider abholen sollen. Wieder einmal wurde ihr durch die barschen Worte des alten verschrobenen Schneiders klar gemacht, dass man sie nicht sehr gerne sah. Sithora verstand das nicht, aber da der alte Schneider eigentlich zu allen unfreundlich und verschroben war, nahm sie es ihm zwar übel, machte sich aber nicht mehr Gedanken darüber. Nach dem Besuch beim Schneider war sie angerempelt worden und hatte die Hemden ausversehen in den Dreck fallen lassen. Es würde mahnende Worte geben, darauf würde Sithora wetten können. Aber sie konnte nichts für die Unvorsicht der anderen.


    Als sie den Platz mit dem Brunnen kreuzte, sah sie aus den Augenwinkeln jemanden auf dem Brunnendach rumturnen. Sithora hielt kurz inne und blickte hinüber zum Brunnen und musste sogleich lächeln. Die bunten Bälle flogen nur so durch die Luft, dass es eine wahre Freude war. Das zierliche Mädchen, das die Bälle mit flinken Händen in der Luft hielt sah ziemlich farbenfroh gekleidet aus - wahrscheinlich, so schätze Sithora ein Mitglied des fahrenden Volkes.


    Früher hatte die Waise auch oft vom fahrenden Leben geträumt, doch war es nie dazu gekommen. Das Waisenhaus war ihre ganze Kindheit und Jugend ihr fester Bezugspunkt gewesen und nun hatte sie in diesem Gebäude ein eigenes Zimmer und die Vernunft verbot es ihr, das alles aufzugeben. Es war bei weitem nicht viel, aber genug für Sithora um glücklich zu sein.


    Sithora blieb noch eine Weile stehen und sah dem Mädchen zu.

  • Knarrend gaben die gehobelten Bretter nach aus welchen das Brunnendach einstmals von Meisterhand gefertigt worden war.


    Die Stirn Nilanis' wölbte sich unter hauchfeinen Falten die Nichts denn die pure Verwunderung preis gaben, die sich klammheimlich hinein in den schmächtigen Körper verirrte. Der Kopf fiel ruckartig ein wenig mehr in den Nacken, rosige Lippen sprangen Millimeter weit auf - angestrengt lauschte die blinde Weberin hinein in die Geräuschskulisse, folgte dem Knarren, dem Ächtzen des Holzes dessen Laute vibrierten unter.. Schritten?


    Was passierte dort oben nur?.. Fahrig wurden einige der silberweißen Haarsträhnen aus dem hübschen Antlitz gestrichen, Locken die stets einem Luftzug zu folgen gedachten, im munteren Reigen um die Silhouette des jungen Wesens tänzelten, auch dann wenn keinerlei Lüftchen sich anschickte die Lebewesen zu necken. Hinein in den hellen Stoff des Kleides gruben sich feinfühlige Fingerspitzen.. eine seltsame Panik ermahnte das sanftmütige Herz dazu unstet zu pochen, als Nilani gewahr wurde das sich weitere Schritte unter das Knarzen des Holzes mengten.


    Stadtbewohner die stehen blieben, sich um den Brunnen scharrten.. vielerlei Eindrücke die hernieder prasselten auf die Wahrnehmung die doch viel zu schnell überfordert schien. Wimpernfäden stoben empor, das fahle - falsche Licht reflektierte sich im regenbogenfarbenen Augenpaar, dessen Blick gehetzt anmutend hin und her ruckte.. Geräuschen folgte die viel zu schnell abgelößt wurden von neuen Lauten. ' Höret, höret, sehet und staunet ' - ein Wortlaut, nur wage schlängelte sich jener hinein in das feine Gehör.. sollte der Blick auch dieser Aufforderung kurz hinterher eilen.. ehe ein erster, tapsiger Schritt zurück getan wurde.


    Die schmalen Schultern zogen sich ein wenig hinauf, der Kopf ward im Gleichklang zu dieser Regung ein Stück weit zwischen besagte Schultern gezogen. Nilani konnte nicht sehen was die Ruferin hoch oben auf dem Dach trieb, gewiss hätte es sonst auch ihr Herz mit Freude erfüllt den Tanz der Bälle zu bewundern - doch sollte in diesen Momenten einzig die, noch aus der eigenen Kindheit, bekannte Angst vor Menschenansammlungen den schummrigen Geist dominieren.


    Lippenpolster drängten sich unwirsch aufeinander zu einer süßen, verdrießlichen Schnute. Johlend sollte so manch ein Zuschauer seinen Beifall kund tuen, erklangen die glockenklaren Stimmchen der zuvor noch spielenden Kinder, posaunten ihr Erstaunen über die Künste der dunkelhaarigen Schönheit unverblühmt hervor. Schritt für Schritt floh jedoch Nilani selber, beständig zurück um etwas Abstand zwischen sich und die staunende Ansammlung zu bringen.


    Nackte Füße stolperten über das hier und da poröse Pflaster in eine unbestimmte Richtung denn längst schon hatte die junge Weberin gänzlich die Orientierung verloren. Wer sollte es ihr übel nehmen? Es tat wohl wie stets Niemand, doch schallt sie sich im stummen selber einen Hasenfuß. Ebenmäßige Schneidezähne vergruben sich im weichen Fleisch der Unterlippe, zupften in marternder Manier daran.. während die überstrapazierten Sinne ihr einen Schabernack nach dem Anderen zu spielen gedachten. Hier rempelte sie mit dem Ellenbogen gegen einen weichen Menschenkörper - dort stolperte sie über einen achtlos angewinkelten Fuß.


    Gerüsche mengten sich hinein in die Sinne, der herbe Duft nach Arbeit - das süßliche Duftwasser so mancher Frau. Ein leises Fluchen sammelte sich an auf der eigenen Zunge, ward hinab gewürgt ehe es weiche Lippen passieren konnte. Eine aussichtslose Situation, wäre sie nur stehen geblieben am Brunnen.. doch, auch wenn Händchen sich vorstreckten so sollte das kühle Gestein der steinernen Umsäumung nicht mehr in ihre Reichweite gelangen. Ohne es zu merken hatte sie sich wohl einige Meter vom Schauplatz entfernt, dümpelten die Geräusche dahin im Geist.. schwirrten wie summende, dicke Libellen um sie herum.. wie ein Strudel aus dem es kein Entkommen zu geben schien.


    Unsanft prallte der eigene Körper gegen einen Anderen - quälte sich ein ersticktes, heiseres Quietschen aus der Kehle hervor. Filligrane Finger stoben empor, suchend nach einem Halt - sollte dieser schnell gefunden sein in Form von weichem Stoff, in welchen sich die Finger krallten. Ein Reißen, jenes ratschende Geräusch wenn die Fäden aus dem Gewebe gerissen wurden mengte sich unter die Geräusche der Stadt. Erschrocken weiteten sich regenbogenfarbene Augensterne, sollte die rechte Hand erst nach einigen Augenblicken einen anderen Halt finden, tastend darüber rutschen. " Bitte verzeiht..", erklang die Stimme, angereichert mit der seltsamen Angst und doch wohlklingend, wie der leise Singsang des Frühlingswindes. " Das wollte ich nicht..", ward noch einige Nuancen leiser hinzu gefügt - auch wenn offen bleiben sollte was genau Nilani nicht gewollt hatte, vorerst.

  • Empört starrte Sithora die Gestalt an, deren Schuld es wohl nun war, dass die Hemden nicht nur dreckig, sondern auch zerrissen waren. Sie seufzte und musste sich erstmal sammeln, denn alles, was sie in diesem Moment hervor gebracht hätte, wären die wüstesten Flüche gewesen. Sie schnappte noch ein paar mal nach Luft, fand es unverschämt, dass diese Person sie dann noch nicht mal ansah, als sie sich entschuldigte.


    "Eine Unverschämtheit! Könnt Ihr denn nicht aufpassen, wohin Ihr lauft und euer Unheil verteilt?" fing Sithora an, ehe sie sich wieder ihrer Manieren besann und erstmal inne hielt. Sie strich die Hemden wieder glatt und besah sich die Person in ihrer Front genauer.

  • Von der Not des Jungen Mädchens bekam Flidais nicht viel mit, zudem sie gerade selber zu kämpfen hatte. Ein falscher Wurf und der Rhythmus war dahin, die Bälle flogen nichtmehr Rund, brachen aus und dann war es passiert. Den grünen Ball bekam sie nichtmehr zu fassen. Sie griff ins leere und der Ball viel auf die Pflastersteine zu, wo er klatschend liegenblieb. Nun ja, das war nunmal der Lauf des Jonglierens. Irgendwann passierte es und dann galt es gute Mine zu zeigen und sich die eigene Verärgerung nicht anmerken zu lassen, es sogar so wirken zu lassen, als ob das alles gewollt wäre. Schnell ließ die Gauklerin die anderen Bälle dem Grünen folgen, so dass sie alle beisammen auf dem Boden lagen. Dann sammelte sie sich kurz um auf dem Brunnendach einen Handstand zu vollführen. Die Hände berührten das raue Holz, fanden halt und die Füße drückten sich langsam vom First ab. Fast wie in Zeitlupe brachte sie die Füße in die Luft und spante jeden einzelnen Muskel, bis sie schließlich Kopfüber stand. Die Zuschauer applaudierten ihr. – Ein gutes Zeichen dafür, dass niemandem aufgefallen war, dass sie die Bälle nicht ganz beabsichtigt aus der Hand gegeben hatte.
    Für einen kurzen Moment überlegte sie, ob sie einen Abgang vom Dach nicht einfach mit einem Sprung aus dieser Position machen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Erstens war sie dafür nicht warm genug und zweitens hatte sie sich zuvor den Boden für eine solche Aktion nicht genau genug angeschaut. Das Risiko, dass dabei etwas schief gehen konnte war einfach zu groß.
    Also grätschte sie die Beine und führte sie wieder nach unten, an ihren Armen und Ihrem Körper vorbei, hielt mit schwebenden Beinen und nur auf ihre Hände gestützt kurz inne und sprang aus dieser Position. Es war immer noch hoch genug gewesen. Sie hatte gut daran getan nicht aus dem Handstand zu springen, denn auch so merkte sie den ruck des Aufkommens durch ihren Körper schießen. Auf allen vieren hatte sie sich abgefangen. Schnell richtete sie sich wieder auf und verbeugte sich vor ihrem Publikum. Die Leute klatschten, der ein oder andere warf noch ein Geldstück in ihre improvisierte Schale, dann zerstreuten sie sich wieder.


    Flidais kippte die Münzen, die sich in ihren Schuhen gesammelt hatten in einen ihrer Beutel. Ein bisschen was war doch zusammen gekommen und mit dem was sie noch besaß würde sie sich endlich die Reparatur ihrer Tunika leisten können. ein paar Schlaufen für die Schnürung waren ausgerissen, was man zwar unter der Weste nicht so schnell bemerkte, es aber doch irgendwie störend war. Zwar hatte sie schon selber versucht die Schlaufen wieder anzunähen, doch das Ergebnis hatte von Zwölf bis Mittag gehalten. Nähen war eindeutig nicht ihre Stärke. Also musste sie es von jemandem machen lassen, der es konnte.
    Schnell streifte sie sich die Schuhe wieder über und ging in Richtung des Schneiders.
    Für einen kurzen Augenblick zogen zwei Streitende junge Frauen ihre Aufmerksamkeit auf sich. Und irgendetwas fesselte an dem jüngeren Mädchen ihren Blick. Doch schließlich ging sie rasch weiter.

  • Wie sie funkelten, strahlten und mit den Bällen tanzten - die Zwei Smaragdgrünen Augen des kleinen Feenelfes den man Nilas nannte. Über den Köpfen der Zuschauer schwebte er, flatterte aufgeregt mit seinen schimmernden Flügen, in denen sich das Abendliche Licht spiegelte.
    Eine Artistin die mit ihren bunten Bällen Jonglierte und auf einem Brunnen - dessen Dach stand, war es die Nilas Blicke so gebannt - fasziniert gefangen hielt. Ohh sein Kopf legte sich schief von einer Seite zur anderen, seine kleinen Hände griffen kaum merklich in das Leere, als würde er mit Imaginären Bällen mitspielen, er schwebe vor doch sogleich wieder zurück, denn er scheute Wasser mehr als alles andere, deutlich sah man ihm deswegen seinen Missmut an, seine Lippen zogen eine Schnutte, während nur sein strahlender Blick seine Begeisterung verriet. Zu gerne wäre er näher gekommen, zu gerne hätten seine Hände einer der Bälle umschlungen.


    Doch so wartete er und er machte beinahe einen Luftsprung als einer der Bälle zu Boden fiel. Kurz darauf die anderen Bälle jenem gekonnt folgten.
    Nilas tauchte ab wie ein Falke zwischen einem Wald aus Körpern, um zu den Bällen zu gelangen. Fast ehrfürchtig nahm er den ersten in seine Hände, wiegte ihn wie ein kostbares fremdes Etwas. Fast ertappt wirkte sein Blick als er wieder zu der Artistin sah die bereits vom Dach gesprungen war, sich ihre Schuhe anzog und zum gehen bereit war. ...Wollte sie ohne diesem Schatz aus Bunten Bällen gehen? ... wohl kaum und doch hatte Nilas die Gelegenheit auch all die anderen Bälle auf zu heben. Zu klein waren seine Hände, zu kugelig die Bälle, als hätten sie ihren eigenen Willen, rollten und sträubten sich geben sein greifen. Er musst in den Staub Knien, mit Körper und Händen den sträubenden Bällen nach jagen und wirkte dabei so ungeschickt wie ein Junger Vogel der zum ersten mal nach Beeren pickt. Vom Staub musste er husten, während Hände, Arme, Brust, sein ganzer Oberkörper her halten musste, um die Bälle fassen zu können. Zu einer Ballpyramide türmten sie sich auf, die bis an sein Kinn reichte.
    Nun bloß keine falsche Bewegung, kein falscher Schritt, keine zu heftigen Flügelschläge.
    Nein er wollte sie nicht für sich beanspruchen, er war kein Dieb. Rein das Werkzeug jener zauberhaften Magie - der Jonglierkunst mal anfassen, fühlen, trieb ihn an nach den Bällen zu greifen und um sie zurück zu bringen zu deren Meisterin.


    Nicht weit von Nilas: Worte die um Verzeihung baten, eine Antwort die etwas als Unverschämtheit empfanden und von Unheil sprach. Kurz schielte Nilas zu der Quelle aus Worten und sein Mund öffnete sich vor erstaunen als er jene sah deren Antlitz von silbernem Haar umrahmt und deren Augen die Farben des Regenbogens hatten. Doch jene Augen sahen in eine unbekannte Leere, nicht zu jener die betrübt Gesprochen hatte und ein Bündel aus schmutziger Kleidung in Händen hielt.
    Nilas hatte sich bereits erhoben, vorsichtige Flügelschläge trugen ihn in Richtung der Artistin, während sich eine zweites Faszinierendes Gefühl in ihm breit machte. Zerrissen - sich fragend, was ihn mehr Faszinierte: der Zauber jener Artistin, der die Bälle gehörten, oder zwei außergewöhnliche Frauen, die nach einer Lösung ihres Unheils suchten?


    Sein Blick huschte hin und her ... erst das eine ... dann das andere ... er hatte alle Hände voll zu tun mit den Bällen die ihm nicht gehorchen wollten und mit Gedanken die sich kaum entscheiden konnten.


    Bei der Artistin angelangt die bereits ging, klangen Nilas Worte von zu vielen Gedanken getrieben: " Eure Bälle ... hach es war ... sie sind "... schon machten sich die Bälle selbständig und kullerten aus Nilas Armen in den Schoss ihrer Meisterin ... wohl wenn, dann würde nur sie die Bälle auffangen können ... Nilas Stimme versagte, seine Augen weiteten sich, ein Flügelschlag - er wich zurück, doch nein seine Augen folgten nicht dem Fall der Bälle, sie huschten bereits wieder zu den zwei anderen Frauen und fast flehend erklangen seine nächsten Worte die der Artistin galten: " Verzeiht aber Bitte nicht gehen ich würde gerne noch ... ich möchte noch Fragen ... da ich von eurem Schauspiel begeistert ... es war Zauberhaft ... bleibt noch einen Moment ich bitte euch ... ich möchte nur kurz ... ich muss ... vielleicht kommt ihr mit? ... Und schon - ein eiliger Flügelschlag, ein drehen in der Luft, er entfernte sich von der Artistin, wartete nicht, eilte zu den zwei anderen Frauen.
    Seine Hand so sacht wie der Wind seiner Flügel, legten sich auf jene Schulter deren Hände das schmutzige Bündel Kleidung hielten, nahe an ihr Ohr kamen seine Lippen und leise waren seine Worte, während er jene Anblickte die ihnen gegenüber stand: "Nicht ... nicht traurig sein ... seht, seht sie euch genauer an ... seht ihren Blick der euch nicht sehen kann."
    So schnell wie er kam wich er etwas zurück, nahm seine Hand von ihrer Schulter, doch blieb er nahe neben ihnen, himmelte abwartend und abwechselnd beide an, dabei seine Flügel fast lautlos die Luft teilten, er etwas nervös auf und ab schwebte und so dass jene die ihn nicht sehen konnte den schmeichelnden Wind seiner Flügel fühlen musste.

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