Zalidas Giftmischerei

  • "Aber gerne doch." antwortete die Ashaironi und nahm entsprechende Gegenstände heraus.


    Dann nannte sie Riana den Preis, bevor sie die Schatulle wieder wegstellte und einige Bögen feinstes Seidenpapier herbeiholte.
    "Möchtet ihr die Schmuckstücke sofort mitnehmen? Ansonsten könnte ich euch bis morgen noch passende Schmuckkästchen besorgen. Heute kann ich euch nur mit Seidenpapier dienen, denn.. nun, Schmuckhandel ist nunmal nicht unbedingt mein Hauptgeschäft."


    Das Lächeln der Ashaironi enthüllte die feinen Giftzähne.
    Tatsächlich hatte sie immer nur eine kleine Auswahl an möglichen Schmuckstücken in ihrer Mischerei - und sie würde wohl bald wieder einen tatsächlichen Schmuckhändler aufsuchen müssen.

  • Riana konnte warten. Sie besaß viel Geduld. Ihr Beruf ging einfach nicht ohne. Aber bei sowas. Nein... Wenn sie die Möglichkeit hatte etwas gleich mitzunehmen, dann nahm sie es auch gleich mit. Sie hatte Zalida die ganze Zeit noch nicht Lächeln sehen und nun enthüllte es solche Zähne. Es hatte etwas gefährliches. Raubtierhaftes und war gleichzeitig faszinierend auf seine eigene art. Vielleicht wie ein Kunstwerk der besonderen Art? Es schüchterte Riana aber nicht ein.Zalida war Geschäftsfrau und würde nichts tun, was einem kunden schaden könnte.


    "Ich würde die Schmuckstücke gleich mitnehmen und das Gift dann in zwei Tagen abholen. Die Schatullen sind nicht wichtig." Ein seltsames Lächeln umspielte ihre Lippen.

  • Zalida nickte und schlug die gewünschten Stücke mit geschickten Händen in das zarte Papier ein.
    "Es reicht, wenn ihr mich bei Abholung eures.. Auftrages bezahlt." Sprach Zalida und reichte die Schmuckstücke an Riana weiter.


    Das war durchaus kein unübliches Vorgehen für die Ashaironi. Wenn jemand ein Gift bestellte, verlangte das höchste Geheimhaltung - und Zalida wußte, dass dafür jeder zahlen würde. So trank sie noch einen Schluck, bevor sie sich erhob um Riana zu verabschieden.


    "Es war mir eine Freude, mit euch Geschäfte zu machen und.. ich hoffe, das Gift wird euch zufrieden stellen." Wieder blitzten die Giftzähne in ihrem Lächeln auf.

  • Wie von Geisterhand öffnete sich die Eingangstür zu Zalidas Giftmischerei. Ein lautes Knarren war zu vernehmen aber das war eigentlich nicht möglich denn die Tür war in einwandfreiem Zustand. Leise, schlurfende Schritte drangen an die Ohren der beiden anwesenden Frauen. Dazu kam ein leises Platschen, wie wenn Wassertropfen zu Boden fallen. Und was war das? Auf dem Boden. Wasserflecken in Form von Fußabdrücken. Sie gingen weiter bis in die Mitte des Raumes. Dann, plötzlich, ein Tosen wie von den Wellen die an der Küste mit voller Wucht bei einem Herbststurm heranrauschen. Der Spuk war vorbei, nur ein Geruch von totem Fisch, Seegras und Meer hing im Raum. Die Tür stand offen...

  • Auch Shiai musste schmunzeln bis plötzlich die Tür knarrend aufging. Verwundert sah sie sich um. Doch dort war niemand. Und vorhin hatte die Tür auch noch nicht geknarrt, oder hatte sie das einfach nicht gehört? Spuren erschienen auf dem Boden und die Geräusche dazu, jagten ihr eine Gänsehaut über den rücken. Als dann nach einem lauten Finale, bei dem sie zusammenzuckte, alles ruhig war, glaubte sie einen Moment sich nur alles eingebildet zu haben. Doch als sie zur Tür sah, stand diese immer noch offen. Erneut breitete sich eine Gänsehaut bei ihr aus.


    Dann sah sie zu Zalida. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass dieses Ereignis sie völlig kalt ließ. Riana selbst sagte nichts, sah die Ashai'roni nur mit fragendem Blick und etwas unsicheren Lächeln an. Die Gefühle in ihr...nun sie wusste sie nicht zu deuten.

  • Zalida blickt erstaunt auf die nassen Fußstapfen. Das einzige, was etwas auf ihren Gemütszustand schließen lies, waren die Falten, die sich auf ihrer Stirn gebildet hatten. Dann ging Zalida langsam, aber mit großen Schritten zu der Teekanne, griff sie sich um sie zu öffnen und an dem Gebräu zu riechen.


    "Eine ganz normale Kräutermischung" murmelte sie vor sich hin, wie als wenn Riana nicht mehr da wäre. "Halluzigene Wirkung. Was hat eine halluzigene Wirkung. Denk nach, Zalida.. denk nach.." Sie schloß die Augen, und verharrte so einen Augenblick bevor sich ihr Blick wieder auf die nassen Fußstapfen richtete.


    "Sie.. sie sind immernoch da.." Jetzt deutete Zalida auf die Stapfen und die offene Tür. "Ihr.. seht ihr sie auch?" Fragte sie Riana und erstmals war ein leise Zittern in ihrer Stimme zu hören. Dann stellte die Ashaironi den Teepott wieder hin und bückte sich nach den Stapfen. Sie strich über den feuchten Boden und hob ihre Finger dann zur Nase. "Herje, bäh.. das stinkt ja widerlich!" Spie sie aus, rannte zur Tür und schloß sie. Wieder glitt ihr Blick fragend zu Riana. "Ich bilde mir das doch gerade nicht nur ein, oder?"

  • Riana hatte selbst erst an ihrer Warhnehmung gezweifelt, sodass sie die Reaktion nicht verwunderte. "Nein, ihr bildet euch das nicht ein." Egal wie beherrscht Riana sonst wahr, sie konnte die Furcht nicht ganz aus ihrer Stimme verbannen. Der Geruch nach muffigen Fisch breitete sich immer mehr aus....Sie rümpfte angeekelt die Nase. "Vielleicht solltet ihr doch etwas Luft hier rein lassen. Das verschreckt ja jeden Kunden." Sie schüttelte sich.


    "Aber was war das? Selbst wenn wir uns einnig sind, dass das wirlich passiert ist, erklärt das noch nichts," fügte sie dann wieder ernst hinzu.

  • Zalida nickte und besah sich nochmal die Bescherung auf dem Boden.
    "Ich denke, zunächst sollte ich diese Pfützen erstmal beseitigen." Trotzdem machte die Ashaironi keine Anstalten, sondern blieb kopfschüttelnd in der Mitte des Raumes stehen.


    "Was auch immer es war - es scheint weg zu sein. Ich habe keine Erklärung, aber da der Spuk auch offensichtlich ein Ende hat.." Langsam schien die Dunkelhaarige wieder ihre Fassung zu gewinnen. Ihr Lächeln wirkte nervös, aber ansonsten war sie ruhig und besonnen.


    "Ihr werdet sehen, wenn ihr euer Gift abholt, werdet ihr von diesem merkwürdigen Zwischenfall nichts mehr sehen oder riechen. Wahrscheinlich war es eh nur der Wind.."
    Zalia merkte, das diese Lüge sie selbst nicht beruhigen wollte. Zudem fing sie an zu frösteln. Ob der Ofen ausgegangen war? Herje, es war wohl effektiv nicht ihr Tag.

  • Riana war sich der Lüge von Zalida bewusst. Niemals konnte das der Wind gewesen sein und dennoch war diese Vorstellung beruhigender als jeder anderer Gedanke, sodass sie zustimmend nickte,


    "Ja, bestimmt der Wind. Ich komme in zwei Tagen wieder. Auf wiedersehen," verabschiedete sich Riana und stand auf. Ruhig verließ sie das Geschäft, doch am liebsten wäre sie schnellen Schrittes gegangen. Als sie aus der Tür trat, atmete sie erleichtert auf. Noch einmal sah sie sich um, besah sich die nassen Fussspuren. Erleichtert von dem Geschehnis weg zu kommen entfernte sie sich.

  • "Auf wiedersehen." Antwortete Zalida und ging hinter Riana her um sie hinaus zu begleiten. Sie sah der hübschen Frau noch einen Augenblick hinterher und schloß dann die Tür.


    Ratlos besah sie sich die Wasserflecken und erneut fröstelte es sie. Jetzt war sie alleine.. Zalida versuchte sich nicht davon beeindrucken zu lassen und betrat die Treppe zu ihren Wohnräumen. Es würde Zeit, dass sie den Ofen wieder anheizte und dann mußten die Spuren dieses seltsamen Zwischenfalles beseitigt werden.

  • Ein Artemius Saskolar hielt seine Versprechen - zumindest dann, wenn es sich nicht um diverse Eheversprechen handelte, die er aber ohnehin mied wie eine ansteckende Krankheit. Manchmal, ja manchmal wurde er gewiss von der Flut seiner Emotionen so dahin gerissen, daß er sich zu ähnlichen Dingen verleiten ließ - doch im Allgemeinen neigte er im Anschluss zu einer partiellen Amnesie.
    Diese Amnesie umfasste jedoch keineswegs Begegnungen mit ausgesprochen interessanten und attraktiven Frauen. Und die Ashaironi, der er während der Zaubersänger Prüfungen begegnet war, hatte sich hartnäckigen in seinen Gedanken festgesetzt und das eindeutige Potential dazu, eine großartige Muse zu werden. Schon in den ersten Augenblicken hatte er gespürt, wie seine Blockade eine wundersame Lösung erfahren hatte und so war es kein Wunder, daß er instinktiv die halbe Stadt nach ihr abgesucht hatte. Dankenswerterweise waren Ashaironi so überaus selten, daß dies leichter gewesen war, als er befürchtet hatte.


    Und so stand Artemius nun in seiner besten und wertvollsten roten Tunika vor Zalidas Tür. Selbstverständlich war auch diese - seinem gewöhnlichen Charme entsprechend - ein wenig abgewetzt an den Ärmelaufschlägen, doch das tat seinem eindrucksvollen Äußeren keinen Abbruch. Sein Bart war frisch gezwirbelt, das dunkle Haar fein gebändigt und seine Hufe blitzten vor Sauberkeit. Derart gestärkt von seiner Erscheinung trat er also mit gerader, stolzer Haltung an die Tür des Ladens und klopfte energisch, aber keineswegs aufdringlich an die Tür. Schließlich wollte er gehört werden...


    Ja, meine Liebste - ich habe euch gesagt, daß wir uns wiedersehen werden...

  • Goldblätter pressen war durchaus eine anstrengende Arbeit. Das zartgelbe Blatt wollte in den Morgenstunden gepflückt werden, bevor die Tageswärme den Tau verdunsten ließ. Danach wurden die Blätter für einige Stunden gekocht, der Sud aufgefangen und die Blätter in feste Leinentücher gewickelt. Diese Leinentücher wurden so stark mit Hilfe eines Schraubstockes verdreht, dass auch der letzte Tropfen Saft aus dem Blatt herausquoll und sich mit dem Leinentuch verband.


    Und gerade bei dieser Arbeit war die Ashaironi gerade. Sie drehte und zerrte an dem Schraubstock so gut es ging und ein dünner Schweißfilm machte sich auf ihren Oberarmen bemerkbar. Dafür waren ihre Muskeln jedoch so wunderbar warm, dass Zalida sich fühlte, als könne sie Bäume ausreißen.


    Als sie das Klopfen an der Tür hörte, griff sie behände zu einigen unbenutzten Leinentüchern und putzte sich die Finger ab. Dann glitten ihre Füße in zwei Schläppchen, die sie um besseren Halt auf ihrem Werkstattboden zu bekommen zuvor ausgezogen hatte und mit raschem Schritt war die Ashaironi an der Tür.


    An diesem Tag trug sie ein elfenbeinrfarbenes, langes Kleid, dass die Schultern zwar bedeckte, die Arme jedoch frei ließ. Der breite, goldbestickte Gürtel unterstrich das exotische Aussehen der Ashaironi und da Zalida wußte, wie wirr ihre Hochsteckfrisur nach all der Arbeit wohl aussehen mußte, entschloss sie sich kurzerhand die goldene Spange zu lösen und mit offenem Haar die Kundschaft zu empfangen.


    Knarrend öffnete sie die Tür und das leise Klingen eines Glöckchens erwähnte unnötigerweise zusätzlich, dass ein Kunde da war.
    Jedoch war es kein normaler Kunde und Zalida erschien durchaus ein wenig überrascht, als sie den Satyrn vor sich sah.
    "Artemius Saskolar" sprach sie unnötigerweise und deutete ihm an, einzutreten. "Ich hätte nicht gerechnet, euch jemals in meinem Laden zu sehen." verriet sie ihm.
    "Wie kann ich euch helfen?" Ganz die Geschäftsfrau schloß Zalida die Tür wieder hinter dem Satyrn und bot ihm an, Platz zu nehmen.

  • Es war auffällig, daß sich Artemius' Pupillen beim Anblick der schönen Ashaironi weiteten und sein Blick einen beinahe verklärten Ausdruck annahm, der seine Augen dunkler wirken ließ. Dies ließ sich auf die einfache Tatsache zurückführen, daß es dem Satyrn recht schwer fiel seine Leidenschaft zu mäßigen, wenn ihm eine Frau gegenüber stand, die keineswegs förmlich gekleidet war. Die Feuchtigkeit, die sich während der Arbeit auf den Armen der Ashaironi gebildet hatten, ließ sie in seinen Augen noch weitaus verführerischer wirken und das offene Haar, das über ihre bloßen Schultern floss wie ein Meer aus Ebenholz tat sein Übriges. Es dauerte einen Augenblick, bis Artemius schließlich wieder in die Realität zurück kehrte und auf die geschäftsmäßige Frage eine passende Antwort zu finden vermochte.


    So zauberte er stattdessen eine einzige, tiefrote Sommerrose hinter seinem Rücken hervor und präsentierte sie der Ashaironi mit einem gewinnenden Lächeln und einer tiefen, eleganten Verneigung.


    "Aber meine Teure, ihr habt mir bereits geholfen, als ihr die Tür geöffnet und mir euer liebliches Antlitz vor meine dürstenden Augen geführt habt. Ihr habt nicht wirklich geglaubt, daß unsere Begegnung in den Hallen der Künste die einzige bleiben würde? Habe ich euch denn nicht ein Versprechen gegeben?"


    Bei diesen Worten waren die Brauen des Satyrn nahezu empört in die Höhe gewandert, so als habe Zalida damit seine Ehrenhaftigkeit in Frage gestellt. Natürlich war die Empörung nur gespielt und es dauerte nur einen Augenblick, bis sie sich wieder in das einnehmende Lächeln Artemius' verwandelt hatten.

  • "Habt ihr das?" Zalida hob eine Braue und blickte Artemius an. Dann nahm sie jedoch die von ihm gereichte Rose mit einem Lächeln entgegen und roch an ihr.


    "Ein hübsches Exemplar." Schloß sie und legte die Rose vorsichtig auf das niedrige Tischchen.
    Die Giftmischerin in Zalida dachte gleich daran, dass diese Blüte nur leider völlig ungiftig war und auch ihre Essenzen nicht wirklich dazu taugten um irgendetwas Produktives mit ihr anzustellen.
    Vielleicht ein kleines Rosenwässerchen, doch mochte dafür die Blüte nicht üppig genug sein und war dies doch auch nicht Zalidas Métier. Einzig und allein als zarter Gruß, auf dessen Blütenblättern Gift aufgetragen war, dass beim Einatmen eingenommen würde, würde diese Rose taugen.


    Zalida dachte ich nicht weiter darüber nach, auch realisierte sie noch nicht, dass Artemius ihr diese Rose wohl als eine amouröse Geste mitgebracht hatte. Stattdessen nahm sie an, der begnadete Schreiberling würde wohl die Hilfe eines ihrer Gifte benötigen. Nun, Satyrn waren ja auch dafür bekannt, dass sie sich gerne in Schwierigkeiten brachten - insbesondere wenn es um die Liebe ging.


    "Artemius, es freut mich, dass ihr mich aufsucht. Darf ich euch etwas zu trinken reichen? Wasser oder Tee? Vielleicht einen kühlen Traubenmost?"

  • Artemius war sich derweil keineswegs der geschäftlichen Gedanken bewusst, die seine Gabe in der schönen Ashaironi ausgelöst hatten. Ein wenig erstaunt ließ er seinen Blick für einen kurzen Augenblick zu den Tischchen gleiten, auf dem die Rose nun ein nicht mehr beachtetes Dasein fristen musste, schrieb dieses jedoch dieser ganz gewissen, faszinierenden Kälte zu, die Zalida so gerne auszustrahlen pflegte.
    Nun wäre Artemius Saskolar jedoch keineswegs Artemius Saskolar, hätte ihn solcherlei einfach entmutigen können. Im Gegenteil, es fachte die Leidenschaft des Satyrn nur noch um ein Vielfaches an, daß diese spezielle Dame nicht gar so leicht zu haben war. Schließlich und endlich würde es der Angelegenheit zu schnell den Reiz nehmen und Artemius verfügte über ausreichend sportlichen Ehrgeiz, um sich von kleinen Rückschlägen schnellstens wieder zu erholen.


    So verwandelte sich der verstört wirkende Ausdruck auf seinen markanten Zügen schnell wieder in ein einnehmendes Lächeln und er deutete eine dankende Verneigung an.


    "Nur zu gerne, meine Liebe - aber es ist nicht nötig, daß ihr mein Wohl über das der Rose stellt. Wäre es nicht schade, wenn sie verdorren müsste und ihr euch nicht mehr an ihrer Schönheit erfreuen könntet?"


    Das Lächeln vertiefte sich noch ein wenig und die dunklen Augen des Satyrn funkelten vergnügt, während er eine scheinbar hilflose Geste folgen ließ.


    "Schließlich hat es mich viel Mühe gekostet, um eine Rose zu finden, die eurer Schönheit angemessen erscheinen kann. Ich gebe zu, es ist ein kläglicher Versuch... doch ich hoffe sehr, daß ihr mir mein Unvermögen nicht übel nehmen werdet."

  • Ein Kommentar über die nicht zu verhindernde Vergänglichkeit einer abgeschnittenen Blüte lag Zalida auf den Lippen, als sie sich plötzlich Artemius Worten wirklich bewußt wurde. Ein Kompliment. Zalida hörte selten Komplimente.
    Den meisten Kunden, die die Giftmischerei aufsuchten, war Zalida sowieso aufgrund ihrer Tätigkeit eher unheimlich. Und obwohl die Ashaironi viel wert auf ihr äußeres legte - so wie es sich für eine Ashaironi gehörte - war ihr dieser Umstand nicht unrecht. Komplimente verkürzten nur die geschäftliche Distanz, die man in diesem Gewerbe benötigte.


    Zalida schmunzelte. Einem Satyrn mochte aber an Distanz wohl kaum gelegen sein und mit Sicherheit versuchte Artemius gerade mit seinem Charme nur den Preis für eines ihrer Wässerchen zu drücken.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung (schließlich herrschten in ihrem Laden für einen Ashaironi annehmbare Temperaturen) nahm sie die Rose wieder auf und lächelte Artemius dankend zu.


    "Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters und manchmal kann ein Wiesenröschen das Herz mehr entzücken als eine Edelrose." Sprach sie und roch erneut an der Blume. "Aber ihr habt recht, es wäre zu schade, sie welken zu lassen. Nehmt doch schonmal Platz."
    Forderte sie den Satyrn erneut auf, verließ den Verkaufsraum dann aber um einen Augenblick später wieder erneut durch die Tür zu schreiten. In der Hand trug sie nun die Rose, die sie in ein Reagenzglas gesteckt hatte.
    Selbiges stellte sie auf den schmalen Tresen, der ihr Auftragsbuch beherbergte und gab mit einer Pipette eine blassblaue Flüßigkeit zur Rose.


    "Extrakt aus dem Adonisröschen. Es verengt die Zellen der Rose und hält sie länger frisch." Erklärte sie ihr Vorgehen, legte die Pipette ab und wandte sich wieder an ihren Gast.


    "Da der Durst der Rose nun gestillt ist - wonach dürstet euch? Ich nehme an, einfaches Wasser ist ebenfalls nicht das, wonach ihr sucht."
    Mit diesen Worten holte die Dunkelhaarige einen Krug Wasser und zwei Gläser hinter dem Tresen hervor, stellte beides vor Artemius ab und nahm neben ihm Platz.

  • Es fiel Artemius schwer, die Taten der Ashaironi zu verstehen und entsprechend einzuordnen. Es war kaum möglich, daß Schüchternheit in ihrem Naturell lag, doch sie schien recht resistent gegen den Charme eines Satyrn zu sein und dies war eine Tatsache, die ihn ein klein wenig zu verunsichern vermochte - wenn auch nur für einen kurzen Augenblick.
    Ja, es fiel ihm schwer zu denken, als er ihren Duft einatmete und sie so nah an seiner Seite fand und dies resultierte darin, daß Artemius kühner wurde, als er es vorgehabt hatte.
    Wollte sie denn noch mehr Aufmerksamkeit? Das musste es sein, mit Sicherheit wollte sie ihn dazu bringen, sich noch mehr zu bemühen, seine Leidenschaft mit der Kühle und Geschäftsmäßigkeit anfachen, die sie zur Schau trug. Nun, wenn dies so war, wenn dies eine Prüfung seiner Gefühle werden sollte, so würde er sich ihr stellen und sie nicht scheuen!


    So nutzte Artemius also die Gunst der Stunde und die Tatsache, daß sie sich unvorsichtigerweise in seine Nähe begeben hatte und griff in einer leidenschaftlichen Geste nach Zalidas Hand, führte sie an seine Lippen, um einen sanften Kuss auf ihre Oberfläche zu hauchen und dann aus seinen dunklen Augen zu der Ashaironi empor zu blicken.


    "In der Tat dürstet es mich nicht nach Wasser und kein Wasser dieser Welt vermag es, den Durst zu stillen, der mich seit unserer ersten Begegnung quält. Ihr seid das einzige Nass, nach dem es mich verlangt, schönste Zalida, und dieser Durst wird erst vergehen, wenn ihr mein Flehen erhört. Und wenn ihr mich verschmäht, so wird diese bittersüße Qual wohl niemals enden und mich bis an das Ende meiner Tage an euch erinnern. Oh, und ich werde jeden Tag meines Lebens damit verbringen, mich mit jeder Faser meines Körpers und meiner Seele nach euch zu verzehren."


    Diese überraschende Ansprache, die einem Ausbruch der Gefühle gleich kam, endete im gesenkten Blick des Satyrn, der auf seine Knie nieder geglitten war und nun dort verharrte.

  • Da Artemius Blick gen Boden gerichtet war, konnte er in Zalidas Gesicht nicht lesen, was seine Worte in der Ashaironi ausgelöst hatten.
    Sein "Geständnis" war für sie vollkommen überrascht gekommen und während sich ihre Augen zu zwei schmalen Schlitzen verengten, konnte ein gutes Gehör ein leises Zischen hören, das Zalida in der Kehle lag.


    Doch sie versuchte sich zu fassen, schluckte selbiges Zischen hinunter und zog langsam ihre Hand aus Artemius Griff. Fast schon hochmütig sah sie für einen Augenblick auf ihn hinab und versuchte die Sprachlosigkeit abzuschütteln. Doch der Satyrn hatte sie zusehr überrascht und so dauerte es einen Augenblick, bis die Ashaironi die Sprache wieder fand.


    Ein Satyrn.. Zalida konnte nicht abstreiten, dass sie Artemius schätzte. Aber mehr aufgrund seiner Werke, als seiner Person. Wie sollte sie ihn auch nach einem einmaligen Treffen kennen? Zudem waren Satyrn nunmal dafür bekannt, dass sie ihr Herz vielen Frauen schenkten.
    Andererseits hatte die Ashaironi schon lange keinen Mann mehr geliebt - weder körperlich noch geistig - und der Gefühlsausbruch schmeichelte ihr durchaus, wenn sie auch nicht gewillt war, dies zuzugeben.


    Zalida stand auf, brachte räumliche Distanz zwischen sich und Artemius.
    "Es ehrt mich, dass ihr Sympathien für mich hegt, werter Artemius." Antwortete Zalida mit kühler Stimme. "Doch glaube ich, dass ihr ein wenig vorschnell eure Gefühle verschenkt. Geht heim... und wenn ihr in drei Tagen noch immer meint, dass euer Herz nur mir gehört, würde ich mich freuen, wenn ihr mich ausführen würdet um mir zu zeigen, wer der Artemius hinter den wundervollen Theaterstücken ist. Aber euer "Erhören" kann ich euer "Flehen" nicht.."
    Kurzzeitig war Zalida versucht ein "Noch nicht" anzuhängen, doch sie biß sich auf die Zunge. Nur weil jemand ihr schmeichelte mußte sie noch lange nicht irgendwelche Hoffnungen wecken. Warum auch.. war er ja doch nur ein Mann. Und seine Vorstellung so eben zeigte, wie erbärmlich dieses Geschlecht manchmal sein konnte.

  • Artemius Schultern verkrampften sich für einen Moment, während er am Boden kniete und er erstarrte ebenso lange, wie er an Zeit benötigte, um diese kalt vorgetragene Antwort zu verarbeiten. Zalida vermochte es nicht, seinen Blick zu erkennen, in dem sich Unglauben und Schrecken abwechselten und als er sich schließlich vor ihr aufrichtete, waren diese Emotionen beiseite gewischt und hatten einem entschlossenen Blick Platz gemacht, der wenig den verliebten Augen eines leidenschaftlichen Liebhabers glich.


    "Ihr möchtet meine Liebe also auf die Probe stellen und verschenkt euer Herz nicht leichtfertig. Nun, wenn dies so sein soll und wenn es euer Wunsch ist, so werde ich euch beweisen, daß ich eures Herzens würdig bin."


    Der Satyr war nun ein wahrhaft eindrucksvoller Anblick, wie er sich stolz vor der Ashaironi erhob und jeder Muskel seines Körpers vor Entschlossenheit angespannt war. Artemius Saskolar mochte viele Charakterschwächen haben und zuweilen konnte man ihn sicherlich wankelmütig nennen. Doch gemeinhin wich er nicht von einer Sache ab, die seine Leidenschaft erweckt hatte. Sei es nun die Schreiberei oder das frisch entfachte Feuer der Liebe, das - wohl des Öfteren, aber dennoch nicht weniger heiß - in seinen Adern brannte.


    Und so verneigte er sich nun tief und schwungvoll, in einer dramatischen Geste, die seinem Wesen angemessen war und straffte sich dann, während er seinen gefiederten Hut gekonnt auf seinen Hörnern platzierte.


    "Drei Tage also. Seid gewiss, daß euch meine Liebe bis an euer Lebensende verfolgen wird. Drei Tage machen keinen Unterschied für mich und werden mich nicht davon abhalten, euer Herz zu erobern. Das schwöre ich euch. Und ich breche keinen meiner Schwüre."


    Mit diesen Worten wandte er sich zur Tür und öffnete diese, ohne noch einen weiteren Blick auf die Ashaironi zu verwenden. So schwer ihm dies auch in diesen Augenblicken fallen mochte. Eines hatte Artemius Saskolar neben seiner Leidenschaft im Übermaß - und dies war eindeutig sein Stolz.

  • Zalida sah Artemius hinterher. Nein, sie glaubte nicht, dass sie etwas falsch gemacht hatte. Auch wenn Artemius Reaktion ihr etwas - nun.. seltsam vorkam.


    Aber es würde sich zeigen, wie weit es mit seinen Liebesschwüren tatsächlich war. Wenn er tatsächlich wieder zu ihr kommen würde, würde sie ihm zumindest eine Verabredung gar nicht ausschlagen können. Und das wollte sie auch gar nicht.


    Doch war Zalida einfach nicht der Typ für heiße Liebesschwüre. Dazu war es hier zu kalt.
    Die Ashaironi schloß die Tür hinter dem Satyrn ab und schritt langsam ihre Treppe hinauf. Nein, arbeiten würde sie heute nicht mehr können. Irgendwo hatten sie Artemius Worte trotz allem berührt und sie würde den restlichen Tag wohl grübelnd und vielleicht auch ein klein wenig schwärmend an ihrem Ofen verbringen..

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