Eine fremde Welt

  • Tamrin entschied sich für den Weg durch den Park. Keine Straßen erstmal, das freute die Halbelfe und sie nickte. "Hier entlang.", bat sie fast und schlug den Weg ein, welcher sie ihrem Ziel näher bringen sollte. Der junge Mann mit den grünen Augen, ja das hatte sie mittlerweile festgestellt, hatte gesagt er würde sich nichts aus Eichkatzen...Eichhörnchen machen...
    Man könne nun glauben Tári wäre eine Tierschützerin und würde kein Fleisch essen. Aber wieso gab sie dann den fleischigen Knochen so selbstverständlich an den Hund, welcher sie fast ständig begleitete? Die junge Halbelfe liebte ihre Natur und die Tiere, aber sie verstand sie auch. Sie verstand den Sinn von fressen und gefressen werden. Es gab Jäger und Gejagte. Selbst Jäger konnten zu Gejagten werden. Ja so war sie ihre Natur, rau, hart und teilweise auch erbarmungslos...so lernte sie sie kennen und darin zu leben. Auch sie und Ihresgleichen zählten zu den Jägern. Jagen um zu leben, um zu Essen zu haben. Das billigte sie voll und ganz. Auch tat sie es selbst, dazu zwang sie sich die Verbindung zu der Tierwelt zu unterdrücken. Sie nicht in ihre Gedanken zu lassen um die Jagd fair zu halten. So zog sie dann los mit ihrem Bogen und ihren Pfeilen...
    "Also... Ihr macht Euch nichts aus Eichkatzen? Woraus macht Ihr Euch dann etwas?", fragte sie. Und schwang da Neugier in ihrer Stimme?

  • Bereitwillig folgte Tamrin dem Weg, den seine Begleiterin vorgab. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her - anscheinend war Tári mit eigenen Gedanken beschäftigt. Der junge Mann ärgerte sich ein wenig über sich selbst, weil er irgendwie nicht so recht von den ganzen Eigenartigkeiten seiner Begleiterin loskam und immer wieder darüber nachdachte, wenn sich ein neuer Gesichtspunkt auftat. Wie gerade mit den Eichhörnchen. Sie trieb sich allein vor der Stadt im Wald herum, sie war misstrauisch, sie sah einem nicht in die Augen, sie war wohlhabend - aber sie kaufte in den engsten Gassen der Stadt, stellte Fragen über seine Einstellung zu seiner Familie, duzte ihn und brachte Eichhörnchen 'Geschenke' mit. Jede Sache für sich betrachtet war vielleicht nicht unbedingt bemerkenswert - aber in dieser Kombination hätte er sie nicht erwartet. Höchst ungewöhnlich. Er schaffte es auch dieses Mal wieder nur bis zu dem Punkt, an dem er sich vornahm, im Moment NICHT WEITER über Tári Amandil nachzudenken, denn selbstverständlich brach die junge Frau genau dort ihr Schweigen und stellte schon wieder eine dieser ungewöhnlichen Fragen. Etwas unglücklich sah er sie von der Seite her an. Irgendetwas lief doch schief in ihren Gesprächen, aber er vermochte nicht zu ergründen, woran es liegen könnte. "Jaaaaa ...." antwortete er gedehnt, aber auch etwas froh darüber, dass sie jetzt eher neugierig als verstimmt klang. "... ich esse so ziemlich alles lieber als Eichkatzen. Reh, Wildschein, Hasen." Er zuckte mit den Achseln. "Junge Ziegen schmecken ebenfalls sehr gut. Es tut mir leid wegen vorhin. Ich wollte Euch nicht zu nahe treten, wenn Ihr die Eichhörnchen so gern habt."

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    >> Es ist so schwer, das Glück in uns selbst zu finden, nur leider ist es ganz unmöglich, es anderswo zu finden. <<


    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • Tamrin entschuldigte sich, ihr zu nahe getreten zu sein? Tári verstand nicht wie er darauf kam. Dass sie irritiert war, konnte man ihr sehr gut im Gesicht ablesen. "Es...braucht Euch nichts leid tun...Tamrin Farepoynt.", sagte sie leicht lächelnd und war sich unsicher ob ihm das als Antwort genügen würde. So setzte sie einen Moment später an: "Das ist der Lauf des Lebens. Ob ihr nun ein Reh, Wildschwein, Hase, Ziege oder eine Eichkatze esst, weil es nötig ist..." Sie zuckt mit der Schulter. "Jagen, töten um zu essen, um zu Leben. Was ich nicht dulde ist die Jagd zum Spass und Zeitvertreib. Oder Fallen die Tiere unnötig leiden lassen. Die Natur gibt es doch selbst so vor...", versuchte sie sachlich zu erklären und hoffte Tamrin würde verstehen was sie meinte. "Ich habe Eichhörnchen bis jetzt weder gejagt noch gegessen... Mmh, vielleicht auch weil es bei uns zu Hause nicht üblich ist. Aber wenn man etwas zu Essen braucht und es Eichhörnchen sein sollen...gut."
    Tári wusste auch das Tiere gezüchtet wurden um später dann geschlachtet zu werden, soweit es ihr möglich war kaufte sie lieber bei Jägern oder ging selber jagen wenn etwas gebraucht wurde. Aber es war wie bei den Pferden auch, gezüchtet für einen Zweck. So lange es den Tieren gut ging und kein Schindluder mit ihnen getrieben wurde, würde sie darüber kein Wort verlieren. "Wisst Ihr, ich kann Tiere allgemein sehr gut leiden. Eichhörnchen sind verspielt, vorwitzig und frech. Sie haben es oft eilig und sind sehr geschäftig. Wie sollte man sie da nicht leiden können?" Sie zuckte mit einem leichten Lächeln die Schulter. "Aber deswegen würde ich mich nicht einmischen, wenn ein Falke sich eines schlagen muss. Er braucht nunmal Nahrung um sich sein Überleben zu sichern... Doch den Eichhörnchen hier etwas, was sie gern haben aus dem Wald zu bringen, schadet keinem denke ich..." So hielt sie es wirklich und blendete solche Gedankenzugriffe der Tierwelt komplett aus. Sie half weder dem Gejagten noch dem Jäger. Einzig wenn sich ein Tier ihr zum Gefährten angeschlossen hatte, wachten sie für die Dauer der Zeit gegenseitig übereinander...
    "Wie schmecken sie eigentlich, die Eichkatzen, dass sie Euch nicht so lieb sind?", fragte sie reichlich unverblümt. "Und esst ihr auch Fisch?", fragte sie immer noch interessiert nach.

  • Aufmerksam hatte der junge Mann den Worten gelauscht. So viele davon auf einmal hatte sie bislang nicht heraus gebracht. Ob es am Thema lag ? Tiere ? "Ich hatte die Befürchtung, dass Ihr die Eichhörnchen als Freunde betrachtet.", erklärte er sich ihr. "Und da erschien es mir unpassend, davon zu sprechen, dass sie von den meisten Leuten eher als Nahrung denn als Freunde betrachtet werden." Vor allem von jenen, die NICHT wohlhabend sind. - aber das behielt er lieber für sich. "Wisst Ihr, meine Mutter hat ein ... äääh .... Pferd, welches ihr ....hmmmmm.... Freund ist - und sie würde höchst ungehalten reagieren, wenn jemand es essen wollte. Ich befürchtete, Ihr könntet ähnlich empfinden." fügte er als weitere Erklärung für seine Annahme an - obwohl ihm gleichzeitig bewusst wurde, dass der Vergleich zwischen Eichkatzen und Faemir ganz schön hinkte. Andererseits klangen Tári's Ausführungen zu ihren Ansichten jetzt eigentlich ganz und gar nicht mehr ungewöhnlich. Tamrin wäre nicht auf den Gedanken gekommen, Tiere aus Spaß zu jagen. Oder zu verletzen. Und er kannte auch niemanden, der das tun würde. Warum sollte man das auch tun ? "Ich habe mir noch nie groß Gedanken zu Eichkatzen gemacht.", gestand er. "Sie sind halt da. Woher wisst Ihr so viel über sie ?" Und vor allem so ungewöhnliche Dinge ? - aber auch diese Frage sprach er nicht laut aus. "Sie schmecken recht streng, viele kleine Knochen - wenig Fleisch. Ich würde sie nur jagen, wenn es sonst gar nichts anderes gäbe, was Aussicht auf Erfolg verspräche." Tamrin hob ein wenig verlegen die Schultern und kramte in seiner Erinnerung herum. "Fisch ist nicht verkehrt. Meine Mutter bereitet ihn in einem Erdloch auf heißen Steinen zu - das ist sehr lecker. Mögt Ihr Fisch auch ?"

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    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • "Oh, es gab und gibt Tiere welche ich Freund nenne oder nannte. Celeb, der Hund ist mein Freund, mein Gefährte. Wollte ihm jemand zu Leibe rücken, würde ich sehr ungehalten werden. Aber das ist etwas anderes...als mit den Eichhörnchen hier." Seine Mutter nannte also ein Pferd ihren Freund? Das gefiel der Halbelfe, also kannte er solches Verhalten? Auf seine nächste Frage schwieg Tári einen Moment lang, wenn sie antworten würde, wäre es sicherlich die Wahrheit. Aber würde sie mit dem fremdem jungen Mann darüber sprechen wollen? Aber seine Mutter hatte ein Pferd, welches sie Freund nannte, sagte sie sich erneut. "Sie sind sehr geschwätzig...nicht alle aber einige. Und auch beobachte ich gerne die Tiere...", antwortete sie. Die Beschreibung von Eichhörnchen als Lebensmittel, lies sie schmunzeln. Sie war froh, dass sie es noch nicht probiert hatte. Es klang einfach nicht danach als ob sie das wollte. "Mhm, frisch gefangen und gleich zubereitet... Wie funktioniert das mit diesem Erdloch und den heißen Steinen?" Sie konnte sich nicht erinnern, so etwas jemals gesehen zu haben...

  • Die Augen des jungen Mannes waren bei Tári's Worten zu dem großen silbergrauen Hund hinüber gewandert. Er wollte die schmale junge Frau nicht beleidigen - und möglicherweise täuschte ihr Anblick auch und sie hatte trotz ihrer Zierlichkeit gestählte Muskeln und Sehnen und war ein ernstzunehmender Gegner in einer Auseinandersetzung - aber seiner Meinung nach würde dieser kräftige Hund sich etwaigen Angriffen auf sein Leben auch sehr gut allein erwehren können. Er schmunzelte ein wenig bei der Vorstellung, dass Tári den Hund beschützte - umgekehrt erschien es dem Betrachter doch sehr viel naheliegender. "Habt Ihr ein Bündnis mit ihm ?", fragte er das, was ihm bei Tári's Worten zuerst in den Sinn kam, auch wenn er noch nie gehört hatte, dass man so etwas auch mit gewöhnlichen Tieren eingehen konnte. Das alles mutete schon sehr merkwürdig an. Wollte sie ihm sagen, dass sie mit diesen Tieren sprach ? Oder wollte sie ihn veräppeln ? Man konnte aus Beobachtungen viel erfahren, dass war für Tamrin nichts Neues. Das war nicht nur bei Tieren so sondern galt für humanoide Geschöpfe ganz genau so. Aber Geschwätzigkeit konnte man bei Tieren jawohl schlecht 'beobachten'. "GLAUBT Ihr, dass die Eichkatzen geschwätzig sind oder WISST Ihr es ?", tastete er sich behutsam an den Kern seiner Gedankengänge heran. Und wie sprach man wohl mit Fischen ? Diese gedankliche Frage erheiterte ihn wiederum und er widmete sich ihrer Frage nach der Zubereitung von Fisch. "Wenn Ihr wollt, zeige ich es Euch - sofern Ihr mir einen Platz zeigt, an dem man Fische fangen kann.", entgegnete er lächelnd. Der Fluss, der die Stadt durchquerte, kam dann wohl eher nicht in Frage, wenn man schon sein Wasser besser nicht trank.

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  • Bei der Frage von dem jungen Mann runzelte Tári die Stirn. Ein Bündnis? Die Halbelfe begann zu grübeln, konnte man es wirklich so nennen? Was war es denn eigentlich genau? Lange war es her, dass sie es erklärt hatte. Es gab Tiere, welche sich ihr für eine gewisse Zeit einfach so angeschlossen hatten. Sie waren dann einfach einige Zeit lang ihre Gefährten und so begleiteten sie sich eine Zeit lang durchs Leben. Manch eine Verbindung ging so tief, dass Tári auf die Kraft des Tieres zugreifen konnte. Die Seelen berührten irgendwie einander... Bei Celeb konnte sie auf seinen Geruchssinn zugreifen und Gerüche wittern die sie sonst nicht wahrnehmen würde. "Ja ich denke so kann man es nennen.", bestätigte sie nach reichlicher Überlegung etwas Besseres viel ihr nicht ein. "Ich weiß es.", antwortete sie zögerlich. Etwas Unbehagen breitete sich in ihr aus. Wie oft musste sie ihrer Familie erklären was sie hörte oder spürte. Und wie oft waren sie ratlos und fassungslos. Sie sprach mit anderen eigentlich nicht darüber. Eigentlich! Irgendetwas war anders und sie konnte nicht erfassen, warum sie dem ihr Fremden so viel Preis gab. Es war einfach so passiert und nun wollte sie auch nicht aufhören es zu erklären. Sie berührte Tamrin kurz am Arm um in in seiner Bewegung abzubremsen. Sie atmete kaum hörbar durch und sah ihm direkt in die Augen. "Ihr könnt mir glauben oder auch nicht, es bleibt Euch überlassen... Ich habe eine tiefe Verbindung mit der Natur und ihren Wesen. Die Tiere sind in meinen Gedanken, ich höre sie und sie sprechen - mit mir und untereinander in ihren Arten. Ich kann es Euch nicht wirklich beschreiben. Diese Verbindung ist einfach da...", sagte sie ruhig und keines Falls unfreundlich. 'Und warum sage ich ihm das?', fragte sie sich ein weiteres Mal verwirrt. Sie hatte nun schon einiges zu sich erzählt und wie es aussah entging ihm nicht viel. Wie seltsam musste sie wohl auf ihn wirken, zumindest war es das was ihr ihre Tante oder Mutter immer zu verstehen gaben. Nun wusste Tamrin was es zu wissen gab und konnte sie für verrückt halten oder wie auch immer. Sie wandte den Blick ab und wollte den Weg weiter fortsetzen... Das Unbehagen war noch nicht verflogen, seine Reaktion interessierte sie...hoffte sie etwa er könnte sie verstehen? Sie war sich sicher - er war nicht von hier. Vielleicht deswegen? "Ich war zwar noch nicht fischen hier, aber das sollte kein Problem darstellen, einen geeigneten Platz zu finden. Wenn Ihr es mir zeigen wollt, werde ich es mir sehr gerne zeigen lassen.", sagte sie freundlich. Es interessierte sie wirklich und da es seine Worte ließen vermuten, dass man dieses Erdloch vielleicht auch unterwegs nutzen konnte, statt einem offenem Feuer vielleicht?

  • Mit Bündnis konnte Tamrin etwas anfangen, auch wenn Tári für die zustimmende Antwort etwas länger gebraucht hatte, und ihm lag schon die Frage auf der Zunge, ob es sich bei Celeb dann auch nur äusserlich um einen Hund handelte und er nicht in Wahrheit ein magisches Wesen sei, dessen Artgenossen hier auf dieser Insel beheimatet waren. Die Antwort der jungen Frau zu den Eichhörnchen ließ ihn jedoch verständnislos die Stirn in Falten gelegen. Und er musste sich energisch dazu zwingen, nicht zusammen zu zucken, als sie stehen blieb und ihn am Arm berührte, um ihn ebenfalls zum Stehenbleiben zu veranlassen. Es war nicht so sehr die Tatsache, DASS sie ihn berührte sondern dass SIE ihn berührte. Sie war so betont auf Abstand, Misstrauen und Zurückhaltung bedacht gewesen, dass diese unerwartete Geste allein schon genügt hätte, ihm einen leichten Schreck zu versetzen. Aber noch unerwarteter war der starre Blick dieser grauen Augen, die ihn bislang so beharrlich gemieden hatten, und der sich jetzt tief in die seinen bohrte. Mit gespitzten Ohren und jede Faser seines Körpers angespannt, hörte Tamrin sie an. Sie sprach ganz ruhig, verharrte eine Weile und setzte den Weg dann fort. Mechanisch setzten sich Tamrin's Füße voreinander und folgten ihr. Sie redete zwar etwas, aber seine Ohren leiteten es gerade nicht in seinen Geist weiter. Zu perplex war er noch von diesem eigenartigen Vorfall. Sie empfand sich als Teil der Natur und der Tiere. Und diese Tiere verstand sie alle und hörte sie in ihren ......... Gedanken dann wohl. Und um ihm das mitzuteilen, verhielt sie sich, als habe sie ihm gerade offenbaren müssen, dass sie den schwarzen Künste frönte, schon mehrere hundert Leute auf dem Gewissen hatte und erwartete, dass er nun sein Schwert zücken und sie exekutieren würde. Was dann zweifellos seine Berechtigung gehabt hätte. Wo war er hier nur gelandet ? Oder lauerten hinter dieser - in seinen Augen zwar höchst ungewöhnlichen, aber für sich betrachtet doch eher harmlosen - Sonderlichkeit irgendwelche Abgründe, die er nicht kannte, weil er nicht von dieser Insel stammte ? Ratlos glitten seine Augen über die Umgebung. Ein süßer verlockender Duft stieg aus den gepflegten Blumenmeeren in seine Nase und zahllose Bienen, aber auch Hummeln wurden von ihm angezogen und das Summen der vielen kleinen Flügelpaare schwang mit der lauen Brise des Windes an sein Ohr. Ein unermüdliches Summen und Brummen - fast wie auf einem Marktplatz, auf dem sich unzählige Personen drängten, deren vielfache Gespräche in der Ferne ebenfalls zu einem einzigen Stimmengewirr verschmolzen und nur noch als immerwährendes leises Murmeln zu vernehmen waren. Hoch oben in den Wipfeln zwitscherten die Vögel fröhlich eine vielstimmige Melodie zu dieser Untermalung. Auf einem von der Sonne erhitzten Stein rekelte sich eine Eidechse träge in der wohltuenden Wärme und immer noch huschten die trippelnden Füßchen der Eichhörnchen über die Äste der Bäume. Und all diese Stimmen ....... ???? "Sagt.....", fragte er verdutzt. ".... ist das nicht unerträglich laut, all diese Stimmen ständig im Kopf zu haben ?"

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    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • Eisernes Schweigen herrschte eine Weile vor und Tári versuchte sich nur auf die Umgebung zu konzentrieren. Sie hätte den Mund halten sollen, so wie sie es doch sonst immer tat. Ach was tat es schon zur Sache? Und doch drehten sich die Gedanken der jungen Frau um die Situation. Tamrins Stimme erklang und holte sie etwas daraus zurück. "Nicht mehr... Als ich sehr klein war und einige Zeit danach, war es schlimm. Aber nun...es ist eher ein spezielles Zugreifen aufeinander... So wie wenn wir uns unterhalten. Man wird angesprochen oder will aktiv hinhören...verstehst du?", fragte sie unsicher.

  • Tamrin's Augen huschten zu Tári hinüber. Sie tat es schon wieder. Allerdings dachte er nicht länger daran, dass sie mit dem "Du" eine vertrauliche Athmosphäre zwischen ihnen als gegeben ansah - vielleicht verhielt es sich einfach so, dass sie in Wahrheit das unter Personen konventionelle Siezen schlicht vergaß, wenn sie im Geist mehr mit den Tieren beschäftigt war. "Nein - so wirklich verstehe ich es nicht.", gestand er lächelnd ein. "Aber ich wünschte ich könnte es auch. Es wäre so manches Mal eine Erleichterung, wenn man alle störenden Gespräche um einen herum einfach ausblenden könnte." Wieder fiel sein Blick auf den in der Sonne funkelnden Panzer der Eidechse. "Tiere reden sich untereinander mit Du an, stimmts ?", fragte er nachdenklich.

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  • Tári legte ihre Stirn in Falten. „Zu Beginn war es eben zu viel. Die Leute um mich die redeten und dann die Tiere…“ Die junge Frau überlegte ob sie es Tamrin vielleicht anderweitig beschreiben konnte. Doch mitten in ihren Überlegungen stellte er eine weitere Frage. „Tiere haben keine Höflichkeitsform in ihrer Ansprache… Warum fragt ihr?“ Sie musterte ihn mit aufmerksamen Augen.

  • "Es war nur so eine Idee.", lächelte er fröhlich zurück. "Seid Ihr eine Zauberin, dass Ihr mit Tieren sprechen könnt, Tári ?", fragte er stattdessen neugierig.

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    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • "Eine Gabe, die Euch bestimmt einiges an Ansehen und Ruhm einbringt, nicht wahr ?", fragte er ehrlich überzeugt. Bestimmt wären so einige Leute bereit, viel Geld dafür bezahlen, wenn jemand mit seinem wertvollsten Zuchttier reden könnte, um heraus zu finden, was ihm fehlt. Oder Jäger auf der Suche nach Wild. Oder Kriegsherren. Wie einfach wäre es, wenn jemand den nächstbesten Vogel oder Fisch oder die nächstbeste Antilope befragen könnte, wie der Feind seine Truppen verteilte und wo er wohl anzugreifen gedachte ........ flogen die Gedanken in Windeseile durch Tamrin's Kopf. "Ich muss Euch enttäuschen, Tári.", antwortete er dann lächelnd. "Ich verlasse mich auf die Gabe eines gesunden Körpers und eines klaren Verstandes. Und gelegentlich auf mein Schwert und auf meine Schleuder. Reichlich gewöhnlich, aber ich bin soweit ganz zufriedenstellend gefahren damit." Augenzwinkernd deutete er eine Verneidung in ihre Richtung an.

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    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • Tári schüttelte den Kopf, aber ohne eine negative Emotion begleitet. Ganz im Gegensatz zu ihrer Familie, machte sie sich nichts aus Ruhm und Ansehen. Auch wenn sie verstand, dass es genau das war - wenn gut eingesetzt – was ihren Wohlstand sicherte.
    Aber wie sollte sie dem jungen Mann, Dinge erklären wofür ihre Eltern, ihre Schwester sehr lange gebraucht haben zu verstehen? Und auch ihr Mütterchen… Sollte sie ihm einfach sagen, ja sie habe diese Gabe und sie könne auch auf bestimmte Fähigkeiten zugreifen. Aber wenn sie sich nicht hüte und sich nicht an das Versprechen halte, welches sie gegeben hatte, könnte sie verwildern wie ein Tier. Und dass es den alten Sagen nach, Geschöpfe wie sie gab, welche richtige Monster wurden…humanoide Wesen mit Geweih, Klauen und gelbleuchtenden Augen? Die nach Herzenslust Jäger und Besucher der Wälder angriffen? Zumindest hatte sie ähnliches gelesen. Sie war noch zu sehr damit beschäftigt dem Ruf der Wildnis immer wieder zu entsagen und ob sich das je ändern würde?
    Das wäre wohl etwas viel Offenbarung gegenüber jemandem, den man per Zufall getroffen hatte, oder nicht? „Sagte ich schon, dass es nicht so einfach ist.“, sagte sie ohne es als Frage gestellt zu haben. „Ihr enttäuscht mich nicht mit Eurer Antwort.“, gab sie ehrlich zurück. „Es sind gute Werte die Ihr Euch ausgesucht habt wie ich finde. Seid ihr gut im Umgang mit der Schleuder?“, fragte sie mit aufrichtigem Interesse. Es waren die einfacheren Waffen, welche ihr Interesse weckten…

  • Tamrin war etwas verwundert ob ihre Kopfschüttelns. Und ihr Schweigen im Anschluß daran, nährte in ihm das Gefühl, dass allein damit, dass sie mit Tieren sprechen konnte, noch lange nicht alle Bedeutungen dieses Umstandes offengelegt waren. Negative Bedeutungen - sonst wäre sie nicht so in sich gekehrt. Und auch ihre nächsten Worte passten dazu. Er beschloß, diesbezüglich nicht weiter in sie zu dringen. Es lag nicht in seiner Natur, persönlichen Angelegenheiten, die andere offenbar nicht preisgeben wollten, hartnäckig auf den Grund gehen zu müssen. Zumal er seinerseits keineswegs ihre Frage eindeutig beantwortet hatte, weil es sich hierbei auch um eine persönliche Angelegenheit handelte, die er niemandem auf die Nase zu binden beabsichtigte. Tári's Themenwechsel hin zu seiner Schleuder war dem jungen Mann daher mehr als willkommen. Er musste sich gar nicht darum bemühen, dass sein Gesicht sich aufhellte und seine Augen zu funkeln begannen, als er seine Schleuder sorgsam vom Gürtel löste und ihr reichte, damit sie sie ansehen konnte, wenn sie wollte (http://www.outfit4events.de/ru…/productFull/pef_8001.jpg). "Im Leder ist die dünnste Metallplatte eingeschlagen, die Ihr Euch vorstellen könnt.", erklärte er mit glühenen Wangen. "Ein Zwerg hat sie aus Mithrilsilber geschmiedet und extra eine Vertiefung für eine Kugel geschaffen." unverhohlener Stolz schwang in seiner Stimme mit. "Aber Ihr könnt natürlich auch einfach Steine benutzen. Was soll ich treffen ?"

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  • Tamrin reichte ihr seine Schleuder und sie nahm sie entgegen. Seinen Worten folgend musterte sie sie. Er klang stolz? auf diese Schleuder? Sie sah sehr wohl, dass diese sehr gut verarbeitete war und sicherlich leistete sie ihm gute Dienste. "Eine gute Schleuder...", sagte sie mit fragend angehauchtem Ton. Da sie nicht die geringste Ahnung hatte, was sie dem jungen Mann sonst dazu sagen sollte. Aber er hatte ihren Hund gelobt, vielleicht war dass eine gute Antwort? Sie reichte sie ihm rasch zurück und ließ ihren Blick durch den Park und in die Bäume gleite. "Wie klein darf das Ziel sein?" Sie entdeckte eine Tanne, ungefähr 25 Schritte zu ihnen entfernt. Tári meinte, es wäre mit der Steinschleuder machbar. Aber sie kannte ihre Reichweite nicht. Die Tanne trug einige Tannenzapfen zur Schau, welche durch ihre lichten Äste gut zu sehen waren. "Wie wäre es mit einem solchen Zapfen?", fragte die Halbelfe und deutete mit der Hand darauf.

  • Tári nahm die Schleuder zwar und betrachtete sie, aber so wirklich Ahnung schien sie davon nicht zu haben. "Es ist wirklich eine gute Schleuder.", bestätigte Tamrin daher gutmütig ihren leicht zweifelnden Kommentar und nahm die unscheinbare Waffe wieder an sich. Seine Augen leuchteten noch immer. Es war für sein Temperament eine sehr harte und langwierige Geduldsprobe gewesen, im Umgang mit ihr wirklich gut zu werden, und es fiel ihm schwer, den Stolz über seine Fähigkeiten mit dieser Waffe völlig zu unterdrücken. Eine erzieherische Meisterleistung seines alten Herrn, wie er sich mittlerweile schmunzelnd eingestehen konnte. Er hob die Schultern zu Tári's Frage. "Je kleiner desto schwieriger. Wie bei allem, wo es auf's Zielen ankommt." und folgte mit den Augen ihrer Hand zu dem Nadelbaum hinüber. Seine Augen verengten sich ein wenig und er nickte langsam. "Das sollte möglich sein. Seht Ihr den an dem mittleren Ast ? Ganz aussen ? Er hängt etwas abseits." Seine Augen suchten bereits den Boden um ihre Füsse herum nach geeigneten Steinen ab. Nicht zu unförmig und möglichst glatt sollten sie sein. Und natürlich im Gewicht passend. Schließlich hatte er zwei Steine gefunden, die ihn zufrieden stellten. Der Wurf, der sich aus dem von Tári gewählten Ziel ergab, war anspruchsvoll aber nicht zu schwierig. Wichtig war hier die Zielgenauigkeit - und da fühlte er sich sicher keinen Fehlwurf zu tun. Die wahrhaft hohe Kunst mit der Schleuder war eigentlich erst dann gefragt, wenn es um sich bewegende Ziele ging. Dann kam es auf sehr viel mehr an als die reine Treffsicherheit. Aus Gewohnheit entschied Tamrin sich dafür, zunächst einen Sicherheitswurf einfach auf den Stamm des Baumes zu machen. Sorgfältig legte er den Stein in die Vertiefung des Leders und ließ sie mit geschickter Armbewegung neben sich schwingen und ins Rotieren übergehen. Er schmunzelte. Das sah so leicht aus, wenn man dabei zusah - und doch hatte es ihn damals Wochen gekostet, überhaupt nur den Dreh heraus zu haben, ohne das der Stein dabei gleich wieder heraus fiel. Das kaum hörbare vertraute Sirren an seinem Ohr machte ihn innerlich ruhig, so dass er kühl alle seine Sinne dem anvisierten Ziel widmen konnte. Mit gleitender Bewegung ließ er den Stein davon schiessen, der fast in derselben Sekunde heftig auf dem Stamm der Tanne aufschlug und von ihm wegsprang. Tamrin nickte fast unmerklich, hatte aber längst schon den zweiten Stein eingelegt und neben seinem Ohr kreisen lassen. Mit leise geöffneten Lippen und höchster Konzentration visierte er den angebenen Tannenzapfen an, der kurz darauf vom Ast gefetzt wurde und ein ordentliches Stück weit vom Baum fortflog. Immer noch schimmerte es ein wenig in seinen Augen als er Tári mit leisem ernsten Lächeln ansah. "Lautlos, weitreichend, präzise und absolut tödlich.", sprach er das Offensichtliche aus. "Mein Vater sagte, dass es deshalb eine Prüfung sei, den Umgang mit ihr zu erlernen."

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  • Die junge Frau nickte verständig zu seiner Aussage sowie zu seinen Fragen, mit welchen er ihr sein Ziel benannte. Sie trat ein wenig zurück um dem jungen Mann Raum zu lassen und um ihn in Ruhe beobachten zu können. Suchend glitten seine Augen über die Steine, welche ihnen zu Füßen lagen. Genau sah sie hin, welche Steine er ausgewählt hatte. Auch musterte sie ihn in seiner Vorbereitung, seiner Position uns seiner Bewegung, den kreisenden Arm. Etwas änderte sich in seiner Bewegung und der Stein schoss durch die Luft davon und schlug gegen den Baumstamm...ein Probewurf? Schon war der nächste Stein in der Schleuder und der Arm des jungen Mannes ließ die Schleuder kreisen. Ein weiteres Mal schoss ein Stein aus der Schleuder hinaus und traf den Zapfen, welchen Tamrin Tári benannt hatte. In Gedanken ging sie das gerade gesehene durch und nickte Schlussendlich zu seiner Aussage. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass dieses schnell zu lernen sei. Es gab sicherlich so einiges zu berücksichtigen um sein Ziel zu treffen... "Dann hattet Ihr die Prüfung zu Eurer und seiner Zufriedenheit bestanden...war es schwer dies zu erlernen um sie so gezielt einzusetzen wie Ihr das tut?", fragte sie und blickte nochmal kurz an die Stelle zurück an der, der Zapfen hing. "Und den Umgang mit der Schleuder hat Euch Euer Vater gelehrt?"

  • Immer noch stand das ernste Lächeln in Tamrin' s Gesicht aber seine Augen sahen für einige Momente durch Tári hindurch. Offensichtlich hatte sie seine Worte völlig missverstanden. Und er fragte sich unwillkürlich, woran das liegen konnte. Aber hatte sie nicht schon gesagt, dass sie Töten als etwas ganz Normales ansah ? Vielleicht konnte sie es deshalb nicht verstehen. Oder sie war in den Gedanken noch zu sehr bei der Jagd - und dachte gerade überhaupt nicht daran, dass man bei weitem nicht nur Tiere töten könnte. Er sah sie wieder bewusst an. "Die Prüfung ist niemals zuende." sagte er dann mit warmen Lächeln. "Er wollte sagen, dass die Fähigkeit zum perfekten Töten mit Disziplin, Selbstbeherrschung und Anstrengung einhergehen sollte. So, wie Euch dies den perfekten Umgang mit der Schleuder lehrt, lehrt es Euch auch die Verantwortung für den Umgang mit ihr. Für das, was Ihr damit anrichten könnt." Er stockte kurz, um einmal tief durchzuatmen. Ein weiter Weg von der harmlosen Angeberei vor einer jungen Frau zu diesem ernsten Thema. Aber sein Lächeln und sein warmer Blick blieben. "Mein Vater hat mich gar nicht darin unterrichtet. Er gab sie mir und zeigte mir, wie das Ergebnis aussehen sollte. Und dann habe ich es mir selber beigebracht. Und ja - es ist mir sehr schwer gefallen, all dies zu erlernen........ und wenn meine Mutter mich nicht ab und zu getröstet oder ihren Stolz über meine Fortschritte gezeigt hätte, hätte ich es auch niemals so erlernen können" jetzt blitzten seine Augen, ob des freimütigen Geständnisses. Er band die Schleuder wieder an seinem Gürtel fest. "Wollen wir weiter gehen ? Es kann nicht mehr weit sein bis zum Ausgang des Parks, nicht wahr ?"

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