Die Schuld des Blutes

  • Wie viele Tausende niederer Wesen hatte er in den öffentlichen Kerkern beobachtet? Wie viele Dutzende hatten zu Beginn ihrer Gefangenschaft verkündet, dass Loyalität, Überzeugung oder Stolz ihren Willen unangreifbar machen würden? Und hatte er auch nur einen Einzigen gesehen, der früher oder später nicht wimmernd zu den Gitterstäben gekrochen kam oder zerbrochen seinen letzten Atem aushauchte?
    Schmerz... war die einzige zuverlässige Formel, die früher oder später jeden besiegte. Alle anderen Gefühle verblassten dagegen wie Schatten vor zu grellem Licht. Erinnerungen, Persönlichkeit, Glaube... alles wurde austauschbar, wenn die Qualen unermesslich wurden.


    Es war das Gesetz aller Dinge. Die einzige Wahrheit, die einen Wert besaß.


    Eine Wahrheit, die auch das Schmutzblut endlich zu erkennen schien, denn nun begannen ihre Finger die Verschlüsse ihrer Kleidung zu lösen. Der Zorn, der seinen Verstand verdunkelt hatte, zerrann beim Anblick ihrer leidvollen Bewegungen. Die Muskeln in seinem Nacken verloren allmählich ihre kampfbereite Spannung. Ihr Kommentar war ein lausiger Versuch, der Situation etwas an Schärfe zu nehmen.
    So sehr er sich dagegen verschloss, konnte er doch nicht verhindern, dass ihre tollkühne Art an Faszination gewann. Was wollte sie beweisen? Ihm, dass sie noch einen klaren Gedanken fassen konnte? Sich selbst, dass ihr Wille noch zu einem patzigen Spruch taugte?


    Unter dem feuchten Stoff, den sie sich über den Kopf streifte, kam ein einzelner Schuppenstreifen zum Vorschein. Wie schon an ihren Unterarmen verlor sich die dunkle Schuppenhaut, wo sie an die kränkliche Blässe anschloss. Zeciass ließ seinen Blick langsam über ihren entblößten Rücken streifen.
    Es fiel nicht schwer, sich für einen Moment ihren restlichen Körper, bedeckt von reinschwarzen Schuppen, vorzustellen. Schlank und trainiert, kein Widerstand in noch so reißender Strömung. Fast schon bedauernd nahm Zeciass die Kürze ihrer Haare zum ersten Mal bewusst wahr. So stachen ihm unverborgen die feinen Narben zwischen ihren Schulterblättern ins Auge. Seine Kiefermuskeln spannten sich, pressten seine Zähne so fest aufeinander, dass sein Groll zu erkennen sein musste.


    Die Wahl der Stelle sprach Bände.

  • Als sie in seine von Erbitterung erfüllten Augen sah, zog sie unwillkürlich den Kopf ein wenig ein und ihre Schultern zuckten, als müsste sie sich unter der Erinnerung eines Hiebes wegducken. Doch es kam keiner und er sprach kein Wort, bewegte sich keinen Deut, zeigte nur diesen grollenden Blick und das Spiel angespannter Kiefermuskeln. Gegen wen oder was war dieser Groll gerichtet? Gegen sie?


    Restlos. Stück für Stück. Das waren seine Worte gewesen und als sie den nächsten Kälteschauer überstanden hatte, so löste sie schließlich die klamme Verschränkung ihrer Arme auf. Mit fest aufeinander gepressten Zahnreihen widmete sie sich ihrem Schuhwerk, zog die triefenden Stiefel aus, die ihre Füße nur unfreiwillig freigaben. Sie landeten mit einem schweren, nassen Geräusch auf dem Holzboden, unweit des Restes ihrer Bekleidung zu dem sich Momente später klatschnasse Socken, Unter- und Beinkleider gesellten.


    Nacktheit … nichts, was Uera jemals übermäßig genossen hätte, doch es war auch kein Schamgefühl in ihr, als sie die Arme neben ihren Körper sinken ließ und sich erst halb und schließlich ganz zu ihm umdrehte. Abgesehen von ein paar vereinzelten, wie verirrt wirkenden schwarzen Schüppchen hier und dort, war der Rest ihres Körpers hell wie die Innenseite einer Austernschale. Tatsächlich konnte sie bereits spüren, wie die Feuchtigkeit von ihrer Haut verdampfte, doch sie fror nach wie vor, konnte ein leichtes Zittern nicht unterdrücken.
    Unter den mühsamen Atemzügen zeichneten sich ihre Rippen leicht ab, was ihre ohnehin schon schlanke Gestalt fast schon mager wirken ließ. Ihr Körper wirkte in erster Linie funktional und voller sehniger Kraft, stromlinienförmig, haarlos, glatthäutig. Er erlaubte keinen Prunk, keine verführerischen Formen, sondern wartete mit wohldefinierten Muskelgruppen, kleinen, festen Brüsten und einem flachen Bauch auf. Es kostete sie viel Kraft, aufrecht zu stehen, dem Drang sich vor Schmerz zu krümmen nicht nachzugeben.
    Mit einem Gesicht leergefegt von jeder Emotion stand sie schließlich da, deplatziert wirkend, abwartend, hilflos. Ihre Hände schlossen sich ohne einen festen Griff, öffneten sich wieder.


    Er wollte sehen, wie viel einer wahren Yassalar an ihr war, sie hatte ihm einen freien Blick gewährt. Zu gerne hätte sie gewusst, was er erwartet hatte, als er seinen Befehl ausgesprochen hatte, was er nun dachte hinter der nachtschwarzen Stirn, doch längst hatte sie das Gefühl beschlichen, dass es dem Reinen nicht um den Anblick ihrer nackten Haut ging. Nackte Haut war etwas, das er mit Sicherheit genug zu Gesicht bekommen konnte, wenn es ihm danach verlangte. Was er sehen wollte, war ihr Wille, wie er dahinschmolz … wie sie sich dem seinem unterordnete. Etwas in ihr wand sich wie eine Seeschlange angesichts dieses Gedankens und des tauben Gefühls, das ihren Kopf durchdrang. Gehorsam. Nichts, das sie ohne ein Ringen mit sich selbst leisten konnte.
    Ihr Kinn korrigierte sich einen Zentimeter nach oben und ein Hauch eines Lächelns zupfte an ihren Mundwinkeln. Sie sagte nichts, doch der leere, farblose Blick konnte alles bedeuten. Was nun?

  • Ihr furchtsames Zusammenzucken erhöhte seinen Puls. Wie sie so vor ihm stand, zitternd und jeder Regung harrend, die er ihr zuteil werden ließ, schmeckte er die berauschende Macht der Reinen. Seine rechtmäßige Macht, die er nur zu bald an sich reißen würde. Die Aussicht darauf prickelte in seinen Schläfen und während die restlichen Hüllen seiner Dienerin fielen, studierte er seinen neuen Besitz eingehend.


    Sie hätte ihm im Kampf niemals widerstanden, doch gegen einen Niederen, der ihr verborgenes Erbe nicht kannte, musste ihre Wirkung verheerend sein. Unter strenger Anleitung, dem passenden Essen und etwas Zeit ließe sie sich noch verbessern, aber für den Moment... seine Augen wanderten weiter, prägten sich Schwachstellen und die Ausprägung ihrer Muskeln ein.


    Als ihm auffiel, dass sein Blick dabei etwas zu lange auf ihren weiblichen Reize verweilte, entrang sich ihm ein schiefes Grinsen. "So ungenießbar siehst du gar nicht aus, Tsa'lin."
    Zeciass ließ ihr keine Gelegenheit zu einem unnützen Kommentar, sondern löste seine verschränkten Arme und schloss seine Linke fest um ihren rechten Ellenbogen, um sie in Richtung Raummitte zu ziehen. Dort angelangt, blickte er sie ernst an und erklärte mit befehlsgewohnter, doch ungewöhnlich sanfter Stimme: "Ich will, dass du dich nicht bewegst. Sieh einfach geradeaus. Erzähle über dich." Langsam trat er einen Schritt zurück und öffnete dabei seinen Griff um ihre kühle Haut. "Deinen Namen. Woher du kommst. Dein Alter. Was immer es zu wissen gibt, das dich hierher... zu mir... geführt hat."
    Er trat noch etwas weiter auf Abstand und begann, mit lautlosen Schritten um sie herum zu gehen.
    Noch immer trieben unbeantwortete Fragen hinter seiner Stirn und er war neugierig geworden. Sein tiefgreifendes Wissen über die Merkmale der Yassalarr hatte sich über Jahrzehnte hinweg ausgeprägt, doch diese Schmutzblütige war ihm ein Rätsel mit ihrer widersprüchlichen Art. Ihr Verstand war ganz offensichtlich entfremdet durch einen Lebensstil, den er gerade erst einzuschätzen lernte. Die kaum merkliche Andeutung eines Lächelns bewies diesen Umstand nur zu deutlich.


    Ihre Haltung, ihre Atmung, jede verräterische Geste im Blick behaltend, lauerte er darauf, dass sie das Wort ergriff.

  • Geduldig wartete sie darauf, dass sich der Yassalar an ihr sattgesehen hatte, widerstand dem Bedürfnis ihr Gewicht auf ein Bein zu verlagern um sich die aufrechte Haltung etwas angenehmer zu machen. Seine Worte klangen nach Hohn in ihren Ohren, das weiße Aufblitzen seines schiefen Grinsens ließ einen Knoten in ihrer Kehle entstehen, während ihre Augen einen tristen Ausdruck trugen. Die Spitze ihrer Zunge presste sich fest an die Innenseite ihrer Zähne, welche diese und die hämische Entgegnung, die auf ihr lag nicht freigeben wollten.
    Nichts auf dieser Welt würde ihrer Haut jemals die richtige Farbe geben können, würde das Weiß tilgen und mit ihm das falsche Blut in ihren Adern. Nichts würde ihr jemals den Anblick der eigenen Unvollkommenheit ersparen. Sie war und würde für immer das Produkt einer Verbindung bleiben, die es nicht hätte geben dürfen, die schmutziges Blut in Ahnenlinien gebracht hatte, die verschwendete Mühe und Zeit war.


    Bevor sie dem Drang nachgeben konnte, den Worten freien Lauf zu lassen, hatte er bereits ihren Ellenbogen ergriffen und sie folgte ohne Gegenwehr, sodass er sie kaum ziehen musste. Die plötzliche Berührung ließ ihr Herz einen Schlag aussetzen und holte auch den Schmerz zurück, der in ihrer Körpermitte wohnte. Seine um ihren Arm geschlossene Hand fühlte sich glühend heiß auf ihrer ausgekühlten Haut an und so nah wie er ihr plötzlich war, spürte sie die Wärme, die sein schwarzer Körper abstrahlte. Er sprach gebieterisch, doch auf eine sanfte Weise, was Uera etwas verwirrte und auch die Bedeutung seiner Worte überraschten sie, zeugten sie doch von einem plötzlichen Interesse. Womöglich war die Neugierde zumindest für den Moment stärker geworden als die Lust darauf, sie zu Tode zu foltern. Ein Funken Hoffnung.


    Es machte sie nervös, wie er so um sie herumschlich und es fiel ihr schwer, seinen Bewegungen nicht zumindest mit den Augen zu folgen. Ihre Gedanken rasten, versuchten Fakten zu sammeln, die ihn interessieren würden. Schließlich schloss sie die Lider für einen Moment, atmete ruhig, schlug sie dann wieder auf und fixierte daraufhin einen imaginären Punkt weit hinter den Wänden des Raumes.


    "Uera.", krächzte sie, musste sich räuspern um ihrer rauen Kehle verständlichere Worte abringen zu können. "Im Meer geboren, als Säugling vor 33 Jahren unter die Kuppel gebracht. Sie hielten mich für das Opfer eines Schiffunglücks …", ein verächtliches Schnauben "... hielten mich für eine ertrinkende Trockene und … retteten … mich. Von einem Auffanglager an der Küste Yarsais brachte man mich in Waisenhäuser nach Kyora, nach Essyr, Dhara und über viele Umwege in den Süden Alizars, nach Fals'dain, wo ich das Schmiedehandwerk erlernte."
    Unter den vielen Erinnerungen, die ihr in den Sinn kamen, waren nur wenige, an die sie sich erinnern wollte, an ihre Zeit in Fals'dain jedoch erinnerte sie sich gerne. Es war eine gute Zeit gewesen, hart und lehrreich. Einige blasse Narben auf ihren Armen zeugten von Verbrennungen, die sie sich in der ersten Zeit reichlich zugezogen hatte, doch auf ihrer hellen Haut waren diese nahezu unsichtbar. Die vielen Stunden an der Esse und die weitaus zahlreicheren Stunden des Kohleschaufelns und Bedienen des Blasebalgs hatten ihren Willen und ihren Körper gestählt. Auf eine eigenartige Weise vermisste sie die Arbeit mit Metallen, Legierungen und Edelsteinen sogar, schon lange hatte sie das glockenreine Klingen eines Hammers auf einem Amboss nicht mehr vernommen.
    Es musste dem Yassalar schwerfallen, sich Ueras sehnige Gestalt mit einem Schmiedehammer in den Händen vorzustellen, doch sollte er Zweifel daran hegen, dass sie die Kraft dazu besaß, war sie gerne bereit ihn vom Gegenteil zu überzeugen.
    Sie hielt einen Moment inne, lauschte nach den Schritten seiner nackten Füße auf dem Holzboden, bevor sie weitersprechen wollte.

  • Uera.


    Seine Hände ballten sich zu Fäusten, bevor ihm klar wurde, dass es nicht ihr Starrsinn war, der dieses Wort gewählt hatte. Es war ihr Name... ein Name, der kein Name war. Kannte sie seine Bedeutung, obwohl sie kein Z'sharr sprach? Kam er deswegen so kratzig aus ihrem Hals, dass sie sich räuspern musste?
    Zeciass lauschte und bewegte sich weiter, beobachtete ihre dünne Gestalt im wandelnden Wechsel seiner Perspektive.
    Was er erfuhr, erklärte vieles und warf mindestens genauso viele Fragen auf. 33 Jahre. Ein harter Zug erschien um seinen Mund. Sie war kaum mehr als ein Kind, nicht älter als Raki und er gewesen waren. Vor so endlos langer Zeit.


    Dass sie als Säugling allein im Ozean getrieben war, konnte zahlreiche Gründe haben, doch wahrscheinlich war, dass man sie verstoßen hatte. Weiße Yassalar waren nicht mehr als Aussätzige in Zesshin Doraz. Selbst dort, wo die Unreinen unter sich lebten, wurden sie mit Vorliebe gehänselt und gequält. Vielleicht glaubte man, ihr durch den Tod einen Gefallen zu tun, doch wie armselig war es, sie auszusetzen, anstatt sie selbst zu erlösen. Kein Erbe, auf das sie mit Stolz zurückblicken konnte.


    Waisenhäuser waren Zeciass unbekannt, sodass er deren Bedeutung aus dem Zusammenhang erschloss und mit etwas gleichsetzte, das er kannte. Arbeitslager für Mittellose und Sklaven. Erneut wanderte sein Blick zwischen ihre Schulterblätter. Daher mochten die Narben auf ihrem Rücken stammen.
    Die Namen der Städte sagten ihm nichts, doch er hatte bei Tsa'Orl eine Karte auswendig lernen müssen, auf der die Ländergrenzen Beleriars markiert gewesen waren. Ein nervtötender Handel. Wissen, das ihm missfiel, gegen Wissen, das er verlangte. Er hatte es auf sich genommen, weil der blasse Kauz sonst niemals seine magischen Lehren mit ihm geteilt hätte. Nun gelangte die qualvolle Mühe zu einem unerwarteten Nutzen.


    Alizar... wenn ihn seine Erinnerung nicht täuschte, lag es im Zentrums der Insel... und bestand nahezu gänzlich aus Gebirge. So weit vom Sternenmeer entfernt, dass allein die Reise hin und zurück ganze Tage in Anspruch nehmen musste. Als wäre das nicht Entbehrung genug, hatten die Trockenen sie offenbar zur Arbeit in einer Schmiede gezwungen. Eine mentale und körperliche Zumutung, die ein Kind prägen konnte. Brechen, vielleicht.


    "Warum hast du das mit dir machen lassen? Wieso bist du nicht geflohen?" Er war seitlich von ihr zum Stehen gekommen und fixierte ihre schwer zu deutende Mimik. Seine Stimme wurde einen Ton dunkler. "Und wer hat dir diesen Namen gegeben?"


    Ein einsamer, letzter Blitz brachte die Wolken über der Stadt zum Aufleuchten und ließ die Schatten im Raum dunkler zurück. Eine Windböe rüttelte gierig an den Fensterläden und trieb den Regen prasselnd an die Scheibe. Noch immer waren sie von schützendem Halbdunkel umgeben und nur die einsame Lichtmuschel neben der Tür gab seit ihrem Eintreten ein mattes Glimmen ab. Kein Laut erklang im Gasthaus, keine Kutsche ratterte mehr auf der Straße - es gab nur den Regen, ihren Atem und ihre Stimmen.

  • Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, als der Blitz den Nachthimmel erhellte und ihr Kopf ein wenig sank, ihre Augen den Blick in die Ferne verloren und stattdessen qualvoll aufleuchteten. Auf ihrer Stirn erschienen Falten der Anstrengung und ihre Lippen schienen blutleer.

    Warum? Eine grausame und schwer zu beantwortende Frage, die nur jemand stellen konnte, der es nicht besser wusste. Sie mutmaßte, dass er, da er ein reinblütiger Yassalar war, vermutlich nicht die leiseste Ahnung davon hatte, wie es sein mochte, eine Ausgestoßene unter Ausgestoßenen zu sein. Er wühlte mit seinen Fragen eine empfindlich junge Vergangenheit auf, die sie lieber ruhen lassen wollte.


    "Warum bin ich nicht geflohen...", wiederholte sie seine Frage mit einem bitteren Unterton. "Erst war ich zu jung um mich zu wehren, zu fliehen … und wohin hätte ich fliehen sollen? Wozu?"
    Niemals zuvor in ihrem Leben hatte sie Freiheit erfahren und wie konnte man sich nach einem Geschmack sehnen, den man nie zuvor geschmeckt hatte? Verloren wie sie war, war ihr damals nichts anderes geblieben, als sich anzupassen, zu adaptieren, wegzustecken was niemand sonst wegstecken konnte. Zu ertragen, was nicht ertragbar war.
    Das Kratzen in ihrer Kehle wurde so aufdringlich, dass sie ihre regungslose Haltung auflösen musste und in ihre Armbeuge hustete. Erst als sie wieder zu Atem kam, bemerkte sie, dass es totenstill geworden war. Alleine der Regen brandete in Wellen geräuschvoll gegen die Scheiben, unerbittlich und kalt, perlte am Fensterglas ab wie all der Hass und die Feindseligkeit irgendwann an ihrem verhärteten Selbst abgeperlt waren.
    "Später … später war es mir egal und ich blieb um mehr zu lernen und dann zu verschwinden, sobald sich eine günstige Gelegenheit bot."
    Als der alte Schmied unvermittelt gestorben war, hatte sie genau das getan. Das Schmieden hatte ihr etwas wichtiges gegeben - das Gefühl etwas zu beherrschen und wenn es nur die Macht über die Form eines Stückes Metall war. Unter den zornerfüllten Hammerschlägen, in die alles floss, was sie sonst ungerührt ertrug, hatte sich irgendwann jedes Metall ihrem Willen gebeugt.


    Da seine erste Frage ihrer Meinung nach ausreichend beantwortet war, widmete sie sich der Frage nach ihrem Namen, denn sie schien ihm wichtig zu sein und die Dunkelheit in seiner Stimme ließ sie aufhorchen. Wenn sie mit ihrer Vermutung richtig lag, musste sie es erfahren. Er sprach die Sprache der Yassalar, er würde ihr sagen können, ob die Worte, die sie in ihren Träumen hörte eine Bedeutung hatten. Wenn er ihre Frage überhaupt hören würde und sich dazu herabließ, sie zu beantworten.
    "Niemand hat mir jemals einen Namen gegeben. Er stammt aus einem Traum.", sprach sie trocken doch dann sprang ihr Blick unvermittelt auf sein Gesicht, hoffnungsvoll, tastete nach den dunklen Augen. "Es ist Z'sharr, nicht wahr? Was bedeutet er?"



  • Zufrieden, einen ersten wunden Punkt getroffen zu haben, verfolgte Zeciass ihr Ringen um eine Antwort. Was er hörte, waren erbärmliche Ausreden. Zu schwach, zu unsicher, zu feige... in dieser Hinsicht unterschied sie sich nicht von den Unreinen, die in Zesshin Doraz zwischen den Rädern des Systems zerrieben wurden. Mit dem Unterschied, dass sie sich niederem Abschaum unterworfen hatte. Eine Yassalar, beherrscht von Sklaven.


    War sie das also? Ein jämmerliches Kind, das sich anpasste, um kein Missfallen bei dummen Staubkriechern zu erwecken? Allein der Gedanke widerte ihn an. Seine Hand tastete wie fremdgesteuert nach der Klinge an seinem Oberschenkel. Es war eine Schande! Ein Sakrileg an der Reinheit seines Volkes, das danach schrie, mit dem Vergießen ihres blassen Blutes rein gewaschen zu werden.
    Ihr hartes Husten störte den Bann der Mordlust, die in seinen Gedanken aufgekeimt war. Seine Finger bemerkten die eisige Klinge zwischen seinen Fingern und ein unsichtbarer Widerstand, kaum mehr als der kühle Hall seiner Vergangenheit, hielt ihn zurück.


    Eine Schande... zweifellos... aber woher hätte sie das Wissen darum nehmen sollen? Sie hatte die Gesetze nicht gekannt. Und er? War er nicht auch mit gesenktem Blick gegangen, hatte seine Fähigkeiten verborgen, um sie zur richtigen Zeit ausspielen zu können? Nicht jeder Reine war würdig, Befehle zu erteilen. Er hatte ihnen dennoch gehorchen müssen. Weil es notwendig gewesen war. Zwingend geradezu, um sein höheres Ziel zu erreichen. Manchmal musste man die Schande akzeptieren, um sie schlussendlich überwinden zu können.
    Unbesudelt kehrte Zeciass' Waffe an ihren Platz zurück.


    Vielleicht hatte sie die Todesstrafe verdient. Doch nicht heute - und nicht durch ihn. Er würde es Zi'llail überlassen.


    Was sie von ihrem Namen erzählte, bestärkte seine Meinung. Sie war ihrem Volk verloren gegangen, bevor sie verstehen konnte, welchen unermesslichen Wert sie in sich trug. Überlegenheit war ihr rechtmäßiges Erbe, Stolz ihre Pflicht. Nichts davon schien ihr klar zu sein.
    Ihre plötzliche Kopfbewegung stieß mit stumpfer Klinge in seinen eben erst besänftigten Zorn. Die Hoffnung in ihren Augen, die sich dreist Erkenntnis von ihm erhofften, spülte seine Beherrschung gänzlich fort.
    "Haben sie dir damals einen Schürhaken in die Ohren gesteckt - du sollst dich nicht bewegen!" rief er erbost und trat vor. Seine flache Hand erwischte sie mit einem schallenden Klaps am Hinterkopf, wo er ihren Schädel an die Mauer des Gartens geschleudert hatte.

  • Zu ausgekühlt waren Ueras Glieder, um unter der Hand wegzutauchen, zu verzögert ihr Reaktionsvermögen, um ihren Kopf auch nur halb wegzudrehen. Geblendet von einem Blitz aus purem Schmerz und mit einem halb erstickten Aufschrei riss sie die Arme hoch, viel zu spät, presste ihre Hände auf ihren Hinterkopf, als könnte sie so dem berstenden Gefühl in ihrem Kopf entgegenwirken. Die Laute, die sie dabei hervorbrachte ähnelten nun mehr denen eines Tieres, welches halb leidend, halb wütend ein kehliges Grollen von sich gab. Er hatte es geschafft, ihr die Tränen in die verschlossenen Augen zu treiben, vor denen tausende Funken aufflogen.


    Dann war es mit einem Mal, als fiele ein schwerer Vorhang über sie, der jegliches Licht raubte und alles in Schwärze tauchte. Als ihre Umgebung nur Momente später flimmernd wieder vor ihr auftauchte, hämmerte ihre Schädel und ihr blieb das beunruhigende Gefühl, dass ihr ein paar Sekunden der Vergangenheit fehlten. Sie brauchte einen langen Moment, bis sie ihr Körpergefühl zurückgewann und sie sich dazu bringen konnte, die Augen zu öffnen, in denen selbst das schwache Licht der Lichtmuschel stach wie glühende Nadeln.
    Sie wusste nicht, wie sie es zustande gebracht hatte, aber sie war nicht gestürzt, sondern lediglich einen Schritt nach vorne gestolpert, hatte sich mit zwischen den Armen verborgenem Gesicht eingekrümmt bis ihre Ellenbogen die gebeugten Knie berührten. Schwankend stütze sie sich mit einer Hand auf, während die andere noch immer auf den Quell ihrer Pein gepresst war, als könne sie so verhindern, dass weiterhin der Schmerz daraus hervorquoll.


    Ueras Zunge klebte an ihrem Gaumen, gelähmt und unfähig Worte zu formen. Langsam sickerte die Erinnerung an seine Worte zurück in ihren Kopf. Nicht bewegen, hatte er gesagt. In Ordnung … aber was war mit dem Schürhaken? Für einen Moment bildete sie sich ein, das schneidende Brennen spüren zu können, das ein Hieb mit dem Feuerhaken hinterlassen konnte, sie erinnerte sich an die vielen Farben die ein Bluterguss haben konnte … doch sie war geistesgegenwärtig genug um zu wissen, dass es nur eine aufgescheuchte Erinnerung war, die sich ihr aufdrängte.
    Sie traute ihren Beinen kaum ihr eigenes Gewicht zu, so gering es auch sein mochte, und ihr war bereits schwindlig, ohne dass sie sich bewegte. Sie versuchte erst gar nicht, sofort wieder aufzustehen. Mit hängendem Kopf konnte sie ihn hinter den silbrigen Haarsträhnen nicht sehen, war auf diese Art erst gar nicht versucht, seinen ohne Frage zornigen Blick zu suchen. War sein Wesen selbst von so zorniger Natur, oder war es tatsächlich ihr Fehlverhalten, dass ihn aus der Haut fahren lies? Sie verachtete sich für die eigene Dummheit … noch einen Fehler durfte sie sich nicht erlauben, sonst war sein Interesse womöglich so schnell verraucht, wie es zuvor aufgetaucht war. Alles an der Situation brachte Uera weit in die Vergangenheit, zurück in ihre Kindheit, in der es sich als die beste Taktik erwiesen hatte, entweder still zu schweigen oder noch besser: sich unterwürfig zu geben. Es war kein Stolz mehr geblieben, wehrlos kauerte sie halb am Boden, halb auf den Beinen, machtlos, kraftlos und ohne ein Gegenwort, das ihr noch eingefallen wäre.
    Ihre flachen Atemzüge boten kaum genug Luft für Worte und ihre Stimme klang so rau, dass er es schwer haben musste, die Worte zu verstehen, die sie mühsam hervorbrachte.


    "Ich ... entschuldige mich … Zay'rass ... für meinen Un ... meine Unbeherrschtheit."

  • Die Schmerzwelle traf sie mit ungebremster Wucht. Gnadenlos hörte Zeciass die gepeinigten Laute und verfolgte die reflexartigen Bewegungen der Yassalar, während ihre Mimik in die Ohnmacht glitt. Sie fing sich tatsächlich noch einmal und kehrte ins Bewusstsein zurück, bevor sie ihr Gleichgewicht verlieren konnte. Eine interessante Form der Selbsterhaltung, das musste er zugeben.
    Zeciass Augen ruhten unergründlich auf ihrer gekrümmten Gestalt. Er hatte nicht vor, sie in eine erlösende Ohnmacht gleiten zu lassen. Diese Nacht würde er ihr geben, um zu lernen, was es hieß, eine Unreine in Zesshin Doraz zu sein.
    Seine Reißzähne blitzten in einem Anflug von Belustigung. Im Grunde genommen nicht die schlechteste Art, um sich in dieser tristen Stadt für einige Stunden zu amüsieren.


    Ihr atemloses Stammeln war mehr zu erraten als zu verstehen. Ohne Eile schritt der Yassa'Dhar um sie herum und zwang dabei mit einer Hand ihre Schulter hinab, sodass ihre Knie zum zweiten Mal in dieser Nacht auf den Holzboden trafen. Die Erschütterung war kaum nennenswert, doch er wusste, das ihre Kopfverletzung auf jeden noch so geringen Ruck mit einem schillernden Schwall puren Schmerzes reagieren würde.
    Langsam ging er vor ihr in die Hocke und betrachtete den Schleier silbernen Haars, der ihr Gesicht schützend verbarg.
    "Hör mir jetzt sehr aufmerksam zu, Tsa'lin", erklangen seine Worte hart, während seine rechte Hand den Vorhang vor ihren Augen sanft zur Seite schob. "Das hier werde ich dir nur einmal erklären." Er suchte den direkten Blick in ihre grauen, kühlen Augen. "Ich bin keiner dieser Reinen, die ihre Diener wie Tiere halten. Ich werde dir nicht verbieten, frei zu sprechen und ich werde dich nicht aus einer Laune heraus foltern." Was nicht hieß, dass er sie nicht foltern würde, wenn sie es verdiente. "Sicher wird mir nicht alles gefallen, was du sagst oder tust, aber das soll dich nicht beherrschen. Du kannst tun und lassen, was du für richtig hältst. Kleide dich in diese sperrigen Stoffe und Häute und schmier dir Schmutz auf deine Haut, wenn es dir gefällt. Aber..." Er neigte sich weiter vor und stützte dazu seine andere Hand auf ihre am Boden liegende. Auf eine unbestimmte Weise genoss er die angespannte Stille nach seinen Worten, die Nähe zu ihrem hilflosen Gesicht, sodass er sie noch etwas warten ließ, den Moment ganz auskostete, ehe er seinen Einwand mit zwingender Eindringlichkeit fortsetzte. "Aber sobald du einen Befehl von mir erhältst, darf es kein Zögern geben! Was ich dir sage, wird zum Gesetz - und Gesetze sind nicht verhandelbar!"
    Seine Augen verengten sich. "Handle gegen meinen Befehl und ich verspreche dir, dass du dich wieder in die Hände der Niederen zurückwünschen wirst, die dir deine Narben verpasst haben!"
    Wenn sie es jetzt nicht endlich verstand, würde er sie heut Nacht doch noch ersäufen.


    Zeciass schloss seine Augen und atmete einige Male lautlos ein und aus. Sein Gesicht entspannte sich, verlor die drohende Härte eines zupackenden Hais und auch etwas von der Schwärze in seinen Augen schien zurückgewichen zu sein, als er Tsa'lin erneut ansah. "Wann immer du dich gut anstellst, werde ich dich Z'sharr lehren. Du wirst mit der Zeit lernen, es zu sprechen und zu verstehen." Seine Hand löste sich aus ihren feinen Haarsträhnen und Zeciass richtete sich auf. "Beweise mir, dass ich mir nicht nur ein nutzloses Gewicht ans Bein gebunden habe, und ich verrate dir früher oder später, was dein Name bedeutet." Er klemmte den Daumen hinter seinen Gürtel und legte den Kopf schräg. "Kannst du damit leben oder soll ich es beenden?"

  • Mit beiden Händen versuchte sie vergeblich den Aufprall ihrer Knie abzufangen, als er sie mühelos zu Boden brachte. Das hässliche Knirschen zusammengebissener Zähne wurde von einem dumpfen Schmerzenslaut untermalt, als das Pochen in ihrem Schädel für einen Moment an Intensität zunahm und sich ein erneuter Funkenregen vor ihren blinden Augen ergoss.
    Er spielte mit ihr, wusste, dass jede plötzliche Kopfbewegung, jede Erschütterung Schmerz bedeutete. Zorn wallte in ihr auf, gegen ihn, doch vor allem gegenüber sich selbst und ihrer eigenen Erbärmlichkeit. In ihrer Brust entstand das Gefühl, in die Tiefe gezogen zu werden und sie wusste, wenn er sie noch ein einziges Mal treffen würde, würde sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Kampf gegen die Ohnmacht verlieren.


    Die Hände am Boden zu Klauen verkrampft und mit benommenen Sinnen, spürte Uera, wie ihr Haar zur Seite geschoben wurde. Ihre unfokussierten Augen hatten Schwierigkeiten damit, seinen direkten Blick zu entgegnen und sprangen stattdessen zwischen seinen Augen hin und her, fanden keine Ruhe. Gedämpft drangen seine Worte an ihr Ohr, doch sie lauschte angestrengt, stumm, ließ sich keines der vielen Worte entgehen, die er an sie wandte. Er würde sich nicht wiederholen.
    Was war es für eine eigenartige Form von Freiheit, die er ihr gewähren wollte? Mit jedem seiner Worte wurde die Falte zwischen ihren zusammengezogenen Augenbrauen tiefer. Sie würde tun und lassen dürfen, was sie wollte, würde sagen dürfen, was sie wollte … aber? Aber was?
    Als er schließlich näher kam, so nahe, dass sie sein Gesicht in seiner Vollkommenheit scharf sehen konnte und sich seine warme Hand auf ihre legte, diese flach auf den Boden drückte, hielt sie verkrampft den Atem an. Was er sagte, brannte sich tief in ihren Verstand ein. Sie würde Befehlen bedingungslos Folge leisten müssen. Kein Zögern. Es war eine klare Bedingung, es waren klare Regeln. Sie würde nicht zögern. Fast wollte sie nicken, doch ihre Kopfverletzung ließ es nicht zu, so glomm wortlos das Verstehen in im abgestanden Grau ihrer Augen.


    Etwas änderte sich in der Luft. Ein wenig der Spannung wich aus ihr, als wäre sie in die Worte, die Schläge, die Schmerzen geflossen und darin abgeleitet worden, wie ein Gewitter die Abendluft entlud und sie kühl, still und bereinigt zurückließ. Auch etwas an seinem Blick veränderte sich, er sprach zu Ende, die willkommene Wärme, die sein Körper abstrahlte entfernte sich und Ueras Gesicht verschwand wieder hinter dem Vorhang ihrer Haare. Als ihr schließlich die Bedeutung seiner Worte klar wurde, konnte sie es nicht fassen.
    Wenn sie alles richtig machen würde, keinen Fehler begehen würde … dann würde er ihr die Sprache ihres Volkes beibringen? Er wollte sie ... belohnen? War das sein Ernst? Sie wagte kaum seinen Worten Glauben zu schenken … doch warum sollte er sie noch anlügen? Ihre Gedanken überschlugen sich, wirbelten durcheinander und stoben dann auf ein einziges Ziel zu. Dies war ihre Chance.


    Uera verlangte ihrem gepeinigten Körper ein langsames Heben des Kopfes ab, spürte, wie sie die letzte Kraft verließ, doch für diese Worte musste sie noch reichen. Zwischen den Haarsträhnen, die auf ihrem Gesicht lagen, leuchtete das Silbergrau zweier plötzlich wacher Augen auf.
    "Ich kann ... will damit leben … ", sagte sie entschlossen, holte Luft und fast wäre ein Lächeln auf ihren weißen Lippen erschienen. "... ich werde dich nicht enttäuschen."

  • Er hatte sie.


    Das Lachen, das diese Erkenntnis mit sich brachte, versickerte jedoch rasch in einer seltsamen Taubheit, bevor es auch nur ansatzweise eine äußerliche Regung hervorrufen konnte. Die Begeisterung in ihren Augen, die zuvor noch stumpf und erschöpft geblickt hatten, strahlte eine eigenartige Kraft aus, die seine Lust, sie tiefer in Verzweiflung zu stürzen, in die Leere seiner Brust sinken ließ. Schließlich schloss er die Augen, wandte sich einfach ab und trat an Tsa'lin vorbei zu dem Tisch am Fußende des Bettes, auf dem unberührt seit vorhin der Beutel mit den Würfeln lag. Seine Hand griff jedoch nach der Karaffe mit klarem Wasser und während er einige erfrischende Schlucke nahm, ordneten sich die Eindrücke der letzten Stunden hinter seiner Stirn.


    Er hatte eine Unreine gefunden... und zu seiner Dienerin gemacht.


    Bedächtig stellte er den Krug ab. Sich bewusst, dass sie es nicht würde sehen können, fletschte Zeciass die Zähne zu einem Lächeln wie es nur Yassalar zu deuten vermochten. Gedanken kreisten durch sein Bewusstsein, während er seine Hände flach auf der Tischplatte ruhten ließ und dabei das gläserne Schimmern der Karaffe betrachtete, in welcher der Wasserspiegel gleichmäßig schaukelte. Langsam reihten sich präzise Überlegungen wie auf einer Perlenschnur aneinander wie er dieses Geschenk Zi'llails in Zukunft nutzen wollte. Dass Tsa'lin ihn niemals nach Zesshin Doraz begleiten würde, stand dabei außer Frage.


    Uera... Es war ihm vorgekommen als hätte Tsa'Orl hinter ihm gestanden und ihm mit dieser unerträglich tragischen Stimme vorgejammert wie er alles, was ihm wertvoll gewesen war, in Nir'alenar zurückgelassen hatte. Sentimentaler, alter Narr. Es war nicht mehr als ein Wort, das sie in einem Traum aufgeschnappt hatte und das in seiner Form zufällig zum Namen taugte. Vermutlich hatte sie es sogar falsch verstanden. Jemand musste es mit anderer Betonung gesprochen haben, die 'Unzugehörigkeit' oder 'Verlorenheit' bedeutete. Wer in Zesshin Doraz sprach jemals von etwas anderem? Außer Tsa'Orl, aber selbst den hatte man es bald nur noch in Belerianai murmeln hören.


    Tiefer in Gedanken versinkend, verstrichen weitere Sekunden, in denen er die Präsenz der Yassalar kaum noch bemerkte.

  • Für einen Moment hatte der Blickkontakt gehalten, doch im nächsten starrte Uera schon in die Leere, wo zuvor noch der Yassalar gestanden hatte. Das Leuchten in ihren Augen brach und hinterließ ein stählernes Grau, in welches sich ein dunkles Blau einmischte, das sich wie Tinte in einem Glas Wasser verlor. Langsam kroch ihr Verstand der Tatsache hinterher, dass er nichts mehr sagte. Sie hörte genau, wie er Schluck um Schluck trank, was das schmerzhafte Kratzen in ihrer Kehle noch verstärkte.
    Es hinterließ ein beklommenes Gefühl in ihr, dass er ihr kein einziges Wort, nicht mal die kleinste Geste der Bestätigung schenkte. Sie wusste nicht einmal, ob sie es als Duldung interpretieren durfte, dass er sich abwandte, ob der Befehl, sich nicht zu bewegen, nun erloschen war. Vielleicht … aber war das alles? War er fertig mit ihr? Hatte sie gerade die Chance erhalten, um die sie zuvor gebeten hatte … oder musste sie noch mehr von dem durchmachen, was ihr heute widerfahren war?

    Die Anspannung in ihrem Körper ließ trotz der nagenden Ungewissheit nach und sie wagte es, sich von der angestrengten Haltung auf allen Vieren unendlich langsam in eine sitzende Position sinken zu lassen. Ihre Muskeln waren kalt, ermattet, sie war am Ende ihrer Kraft. Die verspannten Schultern sanken etwas herab und gaben ihrem gezeichneten Rücken eine leichte Rundung, als sie ihr Gesicht für einen Moment lautlos in die Schale ihre Hände presste, die taube Haut rieb und dann mit zwei Fingern einer zitternden Hand Druck auf ihre Nasenwurzel ausübte, versuchte, damit die pochenden Schmerzen hinter ihrer Stirn zu bändigen.


    Einige nicht gerade unwichtige Fragen kämpften sich durch die zäh wie Sirup fließenden Gedanken, doch sie wusste, wann es besser war abzuwarten und zu schweigen statt zu fragen. Sekunde um Sekunde vergingen und schleppend stellte sich eine Ordnung in ihrem Kopf ein, mit der sie arbeiten konnte.
    Wenn es wahr sein mochte, er sein Angebot ernst meinte und sie tatsächlich zu seinem Werkzeug werden konnte … so hatte ihr Leben heute eine erneute, harte Wendung genommen. Doch ungleich der vielen anderen Einschnitte, die aus ihrem Leben einen hässlichen Flickenteppich aus Schicksalsschlägen gemacht hatten, hatte dieser vielmehr einen zielführenden, ordnenden Charakter. Eine willkommene Ordnung, die Sinn in eine sinnlos erscheinende Aneinanderkettung unglücklicher Umstände bringen konnte. Das, auf was sie gewartet hatte, seit sie alt genug war, solche Gedanken zu formen. Das, was sie sich vor ihrem inneren Auge so oft ausgemalt hatte und was sie tausende Male wieder verworfen hatte.
    Eine fremd wirkende Emotion regte sich in ihrer Brust, machte sich selbstständig, riss mit plötzlicher Gewalt eine wahre Lawine an Gefühlen mit sich und es drängten sich Tränen in ihren Augen, die nicht aus Schmerz stammten, den man körperlich spüren konnte. Es konnte einen Sinn ergeben, alles ergab am Ende einen Sinn! Wie hatte sie jemals zweifeln können? Wie hatte sie so dumm sein können … so verblendet? Mitgerissen von einem Strom schwer zu beherrschender Gefühle, irgendwo zwischen Furcht und Zuversicht, zwang sie sich zur Beherrschung, gab sich die beste Mühe, diese Gefühle niederzuringen, für die es in ihrer Welt keinen Platz gab und niemals geben würde. So würde sie nicht nützlich sein.
    Sie konnte jedoch nicht verhindern, dass sich zumindest zwei, drei der salzigen Tropfen aus ihren Augen befreiten und, einmal freie Bahn erhalten, an ihrem Gesicht hinabrannen und zu Boden tropften. Sie hoffte inständig, dass ihm diese Zeichen der Schwäche entgangen waren.

  • Aus seinen Grübeleien erwachend, zog Zeciass die Hände von der Tischplatte und wandte sich um. Scharf und abwägend musterte er die bleichen Glieder der Yassalar, die ihre Haltung geringfügig verändert hatte. Ihm noch immer den Rücken kehrend, verweilte sein dunkler Blick auf ihrem Schuppenstreifen. Wie ein Fluss aus purer Schwärze rann er die Wölbungen ihrer Wirbelsäule hinab, wies wie ein abstrakter Pfeil auf ihr schlankes Becken und die weichen Rundungen, die auf das raue Holz gesunken waren.
    Seine Vorstellungen wollten sich selbstständig machen, doch er riss sie zurück. Das... würde er sich aufsparen.


    Vielmehr konnte man bei ihrem Anblick der Illusion erliegen, nur einmal entschlossen unter die Ränder ihrer dunklen Reinheit greifen zu müssen, um die kalkige Haut wie einen Kokon auseinander brechen zu können... und darunter...
    Unbarmherzig schüttelte Zeciass die ablenkenden Eindrücke ab und suchte stattdessen den Punkt ihres Nackens, auf den ihn seine Überlegungen gebracht hatten. Der wiederholte Schlag hatte offenbar eine Platzwunde an ihrem Hinterkopf aufgerissen, aus der noch immer Blut sickerte. Die dunkle Stelle glänzte feucht im matten Muschellicht. Festen Schrittes bewegte er sich auf Tsa'lin zu - ohne sich um Lautlosigkeit zu bemühen, denn er wusste, dass sie ihn eh spüren würde. Alle seine Opfer ahnten es auf gewisse Weise, wenn er ihnen nahe kam. Ihr kauernder Körper verriet ihre Erschöpfung nur zu bereitwillig.


    Hinter ihr zum Stehen kommend, sank Zeciass auf ein Knie und platzierte seine Handfläche auf Höhe ihres untersten Halswirbels. "Ruhig, Tsa'lin. Halt für einen Moment still", begleitete seine Stimme die Berührung, die ausnahmsweise nicht als Strafe gedacht war. Sie fühlte sich zu kalt an, selbst für eine Yassalar, bemerkte Zeciass ihren Zustand mit einem flüchtigen Stirnrunzeln. Doch darum ging es jetzt nicht. "Za'U zirrm", verließ die vertraute Formel seine Lippen, mit der er selbst schon mehr als einmal geprüft worden war. In ihrem Fall würde es ihm nur wenig neue Erkenntnisse liefern können. Dass sie eine Unreine war, war auch ohne Zeichnung ersichtlich. Darauf wartend, ob es violett unter seiner Hand glimmen würde, löste er den Kontakt zu ihrer Haut und zerrieb dabei das Blut, das an ihnen haften blieb, zwischen seinen Fingern. Kein leuchtendes Symbol erschien.
    Schweigend schloss Zeciass die Hand zur Faust und strich mit den Knöcheln nachdenklich über seine Wange. Hatte man sie heimlich fortgeschafft, bevor eine Priesterin von ihrer Geburt erfahren konnte? Denkbar, aber unwahrscheinlich. Unter diesen Umständen erschien eine andere Erklärung sinnvoll: Sie war die Tochter eines Yassalar und ihre niedere Mutter war sie losgeworden, kaum dass sie sie hervor gestoßen hatte. Aber woher mochten dann ihre Träume stammen?


    Was auch immer. Er sah neues Blut ihren Hals hinab rinnen. Unbestreitbar, dass er sie ernsthaft verletzt hatte. Sollte er seinen Plan durchführen wie er es im Sinn gehabt hatte, würde sie noch schwächer werden. Zu schwach, um in den nächsten Tagen uneingeschränkt zu seiner Verfügung zu stehen.


    Sich aufrichtend, wählte er seine nächsten Worte mit Bedacht. "Du kannst tun, was du willst, aber bleib in diesem Zimmer." Auf dem Weg zur Tür sah er noch einmal über die Schulter. "Ich bleibe nicht lange fort."
    Beim Drehen des Schlüssels fragte er sich unvermittelt, ob das wie ein Versprechen oder eine Drohung für sie klingen mochte.

  • Uera zuckte unter der Berührung seiner Hand zusammen, erschauderte, doch befolgte seine Anweisung und rührte sich nicht, während er Worte in dieser fremd-vertrauten Sprache von sich gab, auch wenn ihr Herz wieder zu rasen begann.

    Was tust du?, formten ihre Lippen stumm, doch sie sprach die Worte nicht aus. Die Frage pochte im gleichen Takt wie der dumpfe Schmerz durch ihren Kopf, wollte sich schon auf ihre Zunge legen, doch Uera hielt sie für den Moment zurück.
    Seine Hand löste sich wieder von ihrem Nacken und nichts war geschehen. Zumindest nichts, das sie wahrnehmen konnte … und wieder sagte er nichts, sondern wandte sich ab. Sie atmete hörbar aus. Er war ihr ein Rätsel, wie so viele andere Wesen auf dieser Welt, doch wenn es seiner Natur entsprach, keinen seiner Gedanken vor ihr auszusprechen, würde sie sich daran gewöhnen müssen.


    Als Uera hörte, wie er zur Tür ging, sanken ihre Hände neben ihren Körper und sie drehte langsam Rumpf und den Kopf ein wenig, bis sie über ihre Schulter blicken konnte. Wohin wollte er denn gehen, mitten in der Nacht? Und er wollte sie wirklich alleine hier zurücklassen? Er hatte sie zwar vorübergehend außer Gefecht gesetzt … aber sie blieb zumindest theoretisch eine unvertrauenswürdige Diebin, die niemand freiwillig mit seinem Eigentum zurücklassen würde. Verwirrt zogen sich ihre Brauen zusammen, aber ihr Geist war zu müde, um sich neben viel wichtigeren Fragen auch noch diesen zu widmen.
    Uera hatte ihre Fassung längst wiedergefunden, kühl und ausdruckslos waren ihre Augen in den Raum gerichtet, wanderten an seiner schwarzglänzenden Gestalt hinauf. Er würde bald wieder zurück sein. Gut.


    "Deine Befehle sind Gesetze … und nicht verhandelbar.", sagte sie und ein schmerzliches Lächeln umspielte ihre Lippen, bevor es wieder verblasste und sie ungleich nüchterner hinzufügte: "Keine Sorge. Ich laufe nicht weg."
    Was durchaus der Wahrheit entsprach, denn sie war schlichtweg nicht in der Lage, besonders weit zu laufen, geschweige denn die Treppe schadlos zu überwinden, die sie zuvor hinaufgegangen waren. Das Abschließen würde er sich sparen können, sollte er es vorhaben. Und abgesehen davon, wollte sie nicht gehen.
    Sie brauchte Zeit, Zeit und Ruhe um die Geschehnisse dieses Tages zu überdenken, doch bereits das kurze Aufleuchten ihrer Bedeutung hatte gereicht, um einen Beschluss zu fassen. Was sie auch ertragen musste, um diesem einen Sinn näher zu kommen, sie würde es ertragen. Sie hatte verstanden. Sie blieb und sie würde geduldig sein, noch geduldiger als bisher in ihrem Leben. Er hatte ihre Narben gesehen, konnte ihre Zähigkeit beurteilen, doch von der endlosen Beharrlichkeit, die sie vor allem hinter den kühlen Mauern von Caraskas Gefängniszellen erworben hatte, hatte er noch keine Kostprobe erhalten. Und, bemerkte sie schließlich: er hatte noch nicht gehört, was sie schließlich nach Nir'alenar geführt hatte.


    Er hatte den Schlüssel in der Hand, drehte ihn im Schloss, entriegelte die Tür. Das Geräusch erinnerte sie schwach an das Gefühl der Befreiung, doch Uera nahm es mit Gleichgültigkeit zur Kenntnis. Aufmerksam wartete sie, ob er von außen abschloss.

  • Die Wiederholung seiner Worte ließ ihn aufhorchen. Dass es Zustimmung war, die aus der Stimme seiner jungen Dienerin sprach, rief eine lang entbehrte Zufriedenheit in Zeciass wach, die er nur schwerlich unterdrücken konnte.
    Seine Bewegungen blieben jedoch zielsicher und kompromisslos, als er den Schlüssel abzog, auf den Flur trat und die Tür sorgfältig hinter sich absperrte. Selbst wenn er ihr geglaubt hätte...
    Ohne lange zu überlegen, schob er den Schlüssel unter seinen Armstulpen und spähte argwöhnisch den in schwachen Farben daliegenden Gang hinab.
    …war es unumgänglich. Niemand würde auf diese Weise hinaus oder hinein gelangen.


    Seine Schritte setzten sich leichter als bei seiner Ankunft im Gasthaus. Tsa'lin würde auf seinen Befehl hin im Raum ausharren, ob eingeschlossen oder nicht. Sie banden nun ungleich stärkere Fesseln, gegen die kein Dolch und kein Dietrich halfen. Die Gewissheit der Macht, das Gefühl ein Leben in Händen zu halten, hatte schon immer für ein begeistertes Brodeln in seinem Blut gesorgt. Auf seinem Weg ins Erdgeschoss spürte Zeciass, dass seine Laune sich hob, je länger er darüber nachsann.
    Ein Wort, ein Blick und die Dinge würden geschehen. Ein unnachahmlicher Vorteil, an mehreren Orten zugleich Einfluss nehmen zu können. Die Möglichkeiten... schier unerschöpflich...
    Lange genug hatte er sich mit niederen Sorgen belastet. Voller Vorfreude ballten sich seine Fäuste. Es wurde Zeit, in dieser Stadt für etwas mehr Aufsehen zu sorgen...


    Erschrocken einen Sabberfaden einziehend, schreckte der schlafende Wächter am Eingang hoch, als Zeciass mit dem Fuß gegen seinen Oberschenkel trat. „Wer da? Halt! Oh...“ Der Ärger auf seinem Gesicht verblasste und machte betretener Vorsicht Platz.
    Der Yassalar verzog keine Miene während er den nachlässigen Tockenen fixierte. „Ein Heilkundiger. Auf mein Zimmer. Sofort.“
    „Ähhh...“, fiel dem Wachmann dazu ein. Seine Intelligenz wurde nur von seiner erschütternd schnellen Auffassungsgabe übertroffen, stellte Zeciass mit wachsender Verachtung fest. Dann sprang der Trockene auf die Füße. Seine Faust schlug mehrere Male lautstark gegen die Wand, woraufhin sich eine erstaunlich gut verborgene Luke in der Wandvertäfelung auftat und sich das schlaftrunkene Gesicht eines jungen Menschen hervor schob.
    „Guck nicht so und hoch mit dir, sonst setzt es was!“ herrschte der Wachmann den Jungen an und wandte sich mit einem kurzen, entschuldigenden Schulterzucken an den Yassalar, ehe er erklärte: „Nen Priester oder Wundstecher gibt’s hier nicht, aber ne Hebamme gleich ein paar Häuser weiter.“
    Zeciass verzog abfällig den Mund. „Wenn sie Wunden versorgen und eine Blutung stillen kann, meinetwegen.“
    Sofort widmete sich der Wächter wieder dem Jungen, der schwankend und etwas umständlich aus der Klappe kroch und auf die Füße kam. „Du hast den Gast gehört! Lauf zu der grauen Ädna und hol sie her! Was stehst du hier noch rum? Ab mit dir! Sonst tret ich dir in den Hintern, dass du bis vor ihre Tür segelst!“ Die letzten Worte hatte er dem Burschen nachgebrüllt, da war dieser schon zur Pforte hinaus.
    Zeciass machte sich nicht die Mühe, ihm nachzublicken, sondern kam zu seinem nächsten Punkt. „Ich brauche etwas aus der Küche.“ Er deutete auf den Schlüsselbund, der dem bewaffneten Nachtwächter am Gürtel baumelte. Der grunzte kurz und sah unwillig drein. „Ich darf meinen Posten nicht verlassen, sonst wimmelt es hier drin bald vor zwielichtigen Gestalten, die wirklich gefährlich sein...“ Zeciass fletschte drohend die Reißzähne. Als würde dem Wächter plötzlich ein besonders schlauer Gedanke kommen, glotzte er den Yassalar noch kurz an, fummelte dann an seinem Gürtel und drückte Zeciass den ganzen Bund in die Hand. „Bitte... nur... nichts kaputt machen, ja?“
    Zeciass schnappte sich die Schlüssel und würdigte den feigen Trockenen keiner Antwort. In der Küche warf er wahlos Dinge in einen Korb, die essbar aussahen. So kamen ein halber Laib Brot, eine Wurststracke, einen Klumpen Käse, an dem er kurz roch und sich nicht sicher war, ob er den nicht lieber gleich wegwerfen sollte, einige Früchte und eine bauchige Flasche mit dunkelroter Flüssigkeit zusammen.
    Der Wächter spähte nur kurz in den Bastkorb als Zeciass damit zurückkehrte und ihm den Schlüsselbund wieder zuwarf. Fast im selben Moment sprang die Vordertür auf und der Junge erschien in Begleitung einer verbraucht aussehenden Frau, die vom schnellen Laufen nach Luft rang. Unter ihrem Arm klemmte ein Sack, der hoffentlich Nützliches enthielt. Während der Wächter noch dabei war, die Schlüssel nachzuzählen, stellte Zeciass seine Forderung nach einem weiteren Zimmer. Auf ein knappes Kopfnicken des Mannes eilte der Junge abermals fort.


    Einen sehr kritischen Blick auf die Hebamme, einige Treppenstufen und einen Gang später, sperrte Zeciass die Tür im Obergeschoss wieder auf. Eilfertig wuselte die Niedere an ihm vorbei, während er das Zimmer in aller Seelenruhe betrat, den Korb achtlos zu Boden stellte und sich neben der Tür, die nur angelehnt blieb, gegen die Zimmerwand lehnte.
    Mit verschränkten Armen richtete sich sein Blick auf das Geschehen im Zimmer.

  • Ein Klacken des Riegels im Inneren des Türschlosses, der Schlüssel wurde abgezogen. Ihre Miene verhärtete sich noch mehr und die zusammengepressten Lippen zuckten spöttisch. Es war zu erwarten gewesen.
    Ueras farbloser Blick hing noch für einen Moment in der Luft, genau dort, wo ihr … Gebieter den Raum verlassen hatte. Nun, da sie alleine war, wirkte der Raum plötzlich so verlassen und still, dass ihr bewusst wurde, wie viel Raum seine eindrucksvolle Präsenz eingenommen hatte.
    Er hatte eine Leere hinterlassen, die sich nur zaghaft wieder zu füllen begann, als die weiße Yassalar nach Geräuschen aus den Eingeweiden des Hauses lauschte. Es musste bereits sehr spät sein, denn es lag eine träge, schläfrige Stille über dem Gebäude und Ueras eigener Puls und Atem sowie das leise Klopfen einzelner Regentropfen waren laut genug, um das leise Gemurmel und Rascheln aus anderen Räumen zu überdecken.


    Mit einem tiefen Ausatmen zog sie die Beine heran, schlang die Arme um die kalten Glieder und senkte die Stirn auf die Knie herab. Ihre weißen Schultern hoben und senkten sich gleichmäßig unter den langsamen Atemzügen in der Enge der eigenen Umarmung.
    Wie unzählbare Male zuvor, war sie alleine mit ihren Gedanken, betäubt, wie nach langem Schwimmen in eisigem Wasser, genau dann, wenn der Schmerz der schneidenden Kälte verblasste und einer langsam einer herankriechenden Wärme Raum machte.
    Längst hatte Uera vergessen, wie oft ihr das eigene Leben wie ein sinnloses Chaos aus Grausamkeiten erschienen war. Wie oft ihr nichts als die letzte, unumstößliche Hoffnung geblieben war, dass es einen verborgenen Zweck gab, den sie erfüllte oder erfüllen würde. Von dem sie eines Tages möglicherweise erfahren würde. Der alles erklären würde.
    Man hatte es ihr nie leicht gemacht und trotzdem hatte sie diese eine Überzeugung nie abgelegt. Natürlich hatte sie mehr als ein Mal daran gedacht, ihrer elenden Existenz ein Ende zu setzen, doch die Angst einen sinnlosen Tod zu sterben und unverrichteter Dinge zu verschwinden, war stets größer gewesen, als der egoistische Gedanke an eine Erlösung ihrer selbst. Stattdessen hatte sie sich vom Leben stählen lassen und gelernt, ihren Fokus auf ein Ziel zu richten, dass über ihrem eigenen Wohl stand. Und genau das galt es jetzt zu tun.


    Mühevoll löste sie ihre Haltung auf und kroch näher auf das Bett zu, an dessen Eckpfosten sie sich auf die Beine ziehen konnte. Wie ein Schatten, der sich erst nach ihr erhob, stieg die Schwärze vor ihren Augen auf und mit einer reichlich uneleganten Bewegung setzte sie sich schließlich auf die Bettkante am Kopfende des Bettes. Das unangenehm kratzige Gefühl in ihrem Hals ließ sie nach dem nahen Wasserkrug greifen und nach kurzem Zögern einen langen Schluck daraus trinken. So viel würde ihr Zay'rass wohl entbehren können. Sie seufzte erleichtert, räusperte sich und stellte die Karaffe wieder ab. Dann zog sie die dünne Bettdecke heran, wickelte sich darin ein und wartete stumpf starrend auf die Rückkehr des Yassalar, während ihre Gedanken stille Kreise zogen.


    Sie war beherrscht, hatte alles, was sie ablenkte, weit zurückgedrängt und so war nichts als Leere in ihrem Blick, als sich die Tür unerwartet früh wieder auftat. Er konnte nicht weit gekommen sein und zu ihrer Überraschung war er nicht alleine, sondern in Begleitung einer Trockenen, welche eine unerträgliche Unruhe mit sich brachte. Er hatte etwas mitgebracht und neben der Tür abgestellt, doch Uera war auf ihn und die Menschin konzentriert, die einen Sack unter dem Arm trug.
    "Guten Abend.", sagte die Yassalar spröde und noch immer war ihr Gesicht ohne jeden Ausdruck, während ihr Blick dunkel an der Hebamme vorbei zu dem ruhig wirkenden Yassalar ging.

  • Die graue Ädna, so hatte der Wachmann sie genannt, gehörte nicht zur redseligen Sorte. Sie nickte nur freundlich als das arme Ding auf dem Bett einen Gruß an sie richtete. Ihr Blick erforschte die blasse junge Frau und suchte nach dem Grund, aus dem ihr Geschick erforderlich war.
    "Die Wunde am Hinterkopf", half Zeciass der Trockenen auf die Sprünge, denn ihre Ratlosigkeit war ihm nicht entgangen. Nun setzte sie sich in Bewegung und trat näher an das Bett heran, um besagte Stelle genauer in Augenschein zu nehmen. Mit einer stummen Geste forderte sie Uera auf, sich etwas zu drehen.


    Er hatte Tsa'lins Ausdruck nur kurz gemustert. Sie wirkte apathisch. Ob sie in der Lage sein würde, die Trockene angemessen zu dirigieren, war fraglich.
    Neue Spannung floss durch seinen Körper, als er sich von der Wand abstieß und den Raum durchschritt, die Tasche mit dem Diebesgut im Fokus. Vernachlässigt lag diese noch immer so am Boden wie er sie hatte fallen lassen. Kein Vermögen, das man ungeschützt in einem Raum mit einer halbwachen Dienerin und einer Niederen zurücklassen sollte. Eine Schlussfolgerung, die ihn förmlich dazu zwang, selbst tätig zu werden. Sich in die Hocke sinken lassend, klaubte Zeciass die verstreuten Wertsachen zusammen und steckte sie in die Gürteltasche zurück.


    Da er auf diese Weise das Geschehen zwischen Tsa'lin und der Trockenen aus dem Blick verlor, lauschte er umso aufmerksamer auf die Geräusche, die sie verursachten. Normalerweise hätte ihm das Wasser ihre Bewegungen zumindest grob vermittelt, doch hier war das ausgeschlossen, sodass er sich wieder einmal um einen wichtigen Teil seiner Wahrnehmung betrogen fühlte.

  • Endlich dämmerte Uera, dass er eine Heilkundige für sie aufgetrieben hatte. Zu dieser späten Stunde? Skeptisch musterte sie die Frau, die einen recht erschöpften Eindruck auf sie machte und deren Atem noch immer beschleunigt war. Sie warf den Sack, den sie unter dem Arm getragen hatte, neben Uera auf das Bett. Das metallische und hölzerne Klappern daraus beunruhigte sie.


    Wunde am Hinterkopf. Richtig. Natürlich hatte sie bemerkt, dass sie eine Platzwunde davongetragen hatte. Sie hatte das Blut an ihrer eigenen Hand gesehen, gespürt, wie es ihren Nacken hinabrann - aber war das ein Grund zur Sorge? Platzwunden bluteten immer stark, aber solange der Knochen darunter intakt war, würde sie von alleine wieder zuheilen, wie die viele andere Verletzungen, die sie sich in ihrem Leben zugezogen hatte. Dumm nur, dass diese an einer Stelle war, die sie nicht sehen konnte, so musste sie sich gänzlich auf die Einschätzung der Menschenfrau verlassen und notfalls auch auf deren Nähkünste.
    Mit einem gewissen Maß an Unwillen, aber wortlos kam sie der Aufforderung nach und drehte der Frau den Rücken zu. Sie begann damit Ueras rot verfärbtes Haar um die Wunde herum zu scheiteln, um das Ausmaß der Verletzung abschätzen zu können. Ihre Handgriffe wirkten energisch, aber nicht grob und so ließ Uera die Prozedur ohne zu Zucken über sich ergehen.
    Die Hebamme zog einen Stoffbeutel voller Mullbinden aus ihrem Sack und eine Flasche übelriechender Wundtinktur und nahm ihre Arbeit wieder auf. Sie verwendete die gelblich-braune Tinktur großzügig, spülte die Wunde gründlich aus, verlor kein Wort. Wenn sie sich Fragen stellte und darüber rätselte, wie diese seltsame Situation zustande gekommen war, dann lies sie sich nichts davon anmerken.
    Wie zu erwarten brannte die Flüssigkeit wie Feuer und Uera biss ihre Zähne so fest zusammen, dass es knirschte, ballte die Hände unter der Decke zu Fäusten und kniff die Augen zusammen.


    "Das muss genäht werden.", beschloss die Heilkundige schließlich, ließ von Ueras Kopf ab und kramte schon nach ihren Sachen, als Uera sie unterbrach und von der Seite anfunkelte.
    "Muss es?", hakte sie spitz und zwischen den Zähnen hindurchgepresst nach, wandte sich der Frau zu und sah ihr fest in die Augen. "Wie groß?"
    Unsicher flackerte der Blick der Menschenfrau zu dem Yassalar hinüber, der sich aber abgewandt hatte und sich anderen Dingen zu widmen schien, dann wühlte sie weiter in ihrer Tasche herum, bis sie eine zweite Flasche und ein großes ledernes Etui gefunden hatte. Die Utensilien, die Uera dabei in dem Sack entdeckte, bestätigten ihren Verdacht und ihr Ausdruck wurde argwöhnisch. Eine Hebamme? Ernsthaft?
    "Drei Fingerbreit. Blutet stark, aber die Wundränder sind glatt. Es ist einfach zu nähen und wird schnell verheilen.", antwortete sie sachlich und Uera konnte sehen, wie der Ärger darüber, infrage gestellt zu werden, in den Menschenaugen aufloderte. Die Blicke der beiden Frauen fochten ein stummes Blickduell, doch schlussendlich nickte Uera leicht und wandte der Hebamme wieder den Rücken zu. Wenn dieses Weibsbild auch nur einen Fehler machen würde, würde das der letzte in ihrem Leben sein. Uera hatte es sich abgewöhnt, zimperlich zu sein.
    "In Ordnung. Mach weiter."


    Die Hebamme öffnete das Etui, welches mit feinen Pinzetten, einem Skalpell und Klingen, einer feinen Schere und diversen anderen Utensilien gefüllt war, dann wusch sie ihre Hände mit der klaren, beißend riechenden Flüssigkeit aus der zweiten Flasche. Sie zog ein kurzes Stück Faden auf eine gebogene, feine Nadel, tränkte ihn in der Flüssigkeit. Eine saubere Art zu arbeiten, das musste man ihr lassen.
    "Stillhalten."
    Der erste Stich schmerzte ein wenig, der zweite deutlich mehr, und es folgten noch drei weitere, die sich anfühlten als wolle die Hebamme ihren Schädel durchbohren, doch die Frau arbeitete zügig. Gut für sie.
    Als sie fertig war, die Fäden abschnitt und bereits still damit begann, ihre Utensilien wegzupacken, entspannte sich Uera ein wenig und öffnete ihre Fäuste. Ihre Fingernägel hatten tiefe Kerben in ihren Handballen hinterlassen und ihre Augen waren wässrig, doch sie war in der Lage den Schmerz als gegeben zu akzeptieren. Vorsichtig tastete sie nach der frischen Naht und fand sie am höchsten Punkt des Schädels. Die Hebamme klemmte sich derweil ihren Sack wieder unter den Arm und sprach in müdem Ton weiter: "In zehn bis zwölf Tagen müssen die Fäden gezogen werden. Bis dahin die Naht trocken halten."
    Suchend tastete Ueras Blick nach dem schwarzen Antlitz des Yassalar. Ein wenig Spott lag in ihren Augen und ihr Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln.


    "Mit Nachtzuschlag … macht das mindestens 8 Goldstücke.", verkündete die Hebamme dann, sah unschlüssig zwischen den beiden Yassalar hin und her und wirkte so, als habe sie es enorm eilig, wieder zu verschwinden.

  • Die Forderung war lächerlich. Zeciass hatte die Gürteltasche neben den Dolch gelegt, der immer noch im Fensterbrett steckte. Selbst wenn die Behandlung schnell vonstatten gegangen war, müsste er schon denkbar dämlich sein, um der Hebamme einen solch unerhört hohen Lohn zu gewähren. Wollte das Weibsbild ihn beleidigen?
    Zum Bett tretend, fasste er Ueras Kinn und drehte ihren Kopf, um die Arbeit der Trockenen selbst zu bewerten. Ihr spöttisches Lächeln musste sich auf die Aussage bezogen haben, die Naht trocken zu halten. Keine gute Wahl der Materialien, wenn schon etwas Wasser sie beeinträchtigen würde. Sein Blick, der zur grauen Ädna sprang, war dementsprechend finster und seine Hand löste sich vom Kinn der Yassalar. "Zwei Dukaten", beschloss er und zog aus dem schmalen Geldbeutel an seinem Gürtel eine Münze hervor, die die richtige Größe hatte. "Aber eine weniger, weil ich dafür darauf verzichte, dir für deine Anmaßung den Hals umzudrehen, dummes Weib."


    Er machte einen Schritt auf die Trockene zu und ließ die Münze mit unverhohlener Verachtung vor ihre Füße fallen. Klingend schlug das Goldstück am Boden auf, sprang dort noch einmal hoch und kam schließlich rasch kreiselnd zum Liegen. Sklavenarbeit auch noch zu bezahlen, war bereits mehr Großmut als diese Niedere verdiente.


    Das hasserfüllte Funkeln in den Augen der Frau hatte etwas von einer Moräne, aus deren Leib man einen Knoten gebunden hatte. Sie schaute erst die tiefschwarze Gestalt des Yassalar, dann das einsam funkelnde Goldstück am Boden an. Hinter ihrer Stirn schien es zu arbeiten, ehe sie sich bückte und dabei murmelte: "Ihr werdet nie wieder von mir hören, das versichere ich Euch. Ich hätte es mir denken sollen." Sie schnappte sich ihren Lohn, raffte den Beutel etwas enger an ihren Oberkörper und verschwand zur Tür hinaus. Auf dem Flur stieß sie fast mit dem Laufburschen zusammen, der hastig eine Entschuldigung murmelte, der grimmigen Hebamme noch kurz verstört nachsah und dann den Kopf zur Tür herein steckte. "Äh... ich habe hier... den Schlüssel. Den für das Zimmer, mein Herr." Auffordernd hielt der stammelnde Knirps eben jenen Gegenstand hoch. "Es ist nur ein paar Türen weiter."


    Der Yassalar hatte sich Tsa'lin zugewandt und verfolgte die Bewegung des Jungen nur aus dem Augenwinkel. Mit dem inzwischen gewohnt werdenden Griff zu seinem linken Armstulpen förderte er den Schlüssel für das momentane Zimmer zutage und warf ihn neben die Yassalar auf das helle Bett. "Morgen früh kurz nach Sonnenaufgang. Genau hier, Tsa'lin." Knapp und sachlich klangen seine Worte, die keine Regung in seinen Augen auslösten. Es war keine Frage. Trotzdem betrachtete er sie noch für einen Moment.

  • Ihr Mitleid für die unterbezahlte Hebamme hielt sich in Grenzen. Stattdessen hatte Uera die Szene mit einem leicht amüsierten Gesichtsausdruck verfolgt. Die herabwürdigende Art des Yassalar schien die geprellte Frau einzuschüchtern, sie setzte all dem nicht viel entgegen und ihre Worte klangen zwar hasserfüllt aber so haltlos, dass sie sich ihre Luft hätte sparen können.
    Es war eine angemessene Bezahlung. Kein halbwegs denkfähiges Wesen hätte eine solch horrende Summe für einen so einfachen Dienst verlangt und Uera zweifelte die Intelligenz der Frau an. Dennoch … Uera versuchte sich auszumalen was sie dem nächstbesten Trockenen, dem sie über den Weg laufen würde, über den Yassalar und die angeschlagene Blasse erzählen würde. Weibergeschwätz war eine nicht zu unterschätzende Kraft im Gefüge der Stadt und etwas, auf das man ein wachsames Auge haben musste und das man sorgsam zu seinem Vorteil nutzen sollte. Gerüchte verbreiteten sich hier wie ansteckende Krankheiten. Nicht umsonst hatte es ihr Gesicht auf die Anschlagwände gebracht, auch wenn sie sich die größte Mühe gegeben hatte, keine Zeugen zu hinterlassen.


    Die Hebamme rauschte hinaus. Uera neigte ihr Gesicht dem Yassalar zu, der noch eben ihren Kopf begutachtet hatte. In direkter Nähe zu ihm, meinte sie seine bedrohliche Aura als ein Prickeln auf der Haut zu spüren, er nahm den Raum gänzlich für sich ein, als dulde seine Erscheinung keine andere neben sich. Im Zwielicht wirkte seine Haut schwärzer als die dunkelste Nacht, schwärzer als der tiefste Schatten. Ihre Augen wollten sich in all dem dunklen Glanz verirren, fanden keinen Ort, an dem sie bleiben konnten.
    Der Junge mit dem Schlüssel riss sie mit seinen gestammelten Worten harsch aus ihren abgleitenden Gedanken. Uera reimte sich in ihrem strapazierten Kopf zusammen, was das bedeutete und ihr Blick glomm müde dem ausdruckslosen schwarzen Antlitz des Yassalar entgegen. Er warf seinen Schlüssel neben sie auf das Bett, doch ihre Augen blieben unverwandt an seinem Gesicht hängen.
    Die Worte in seiner sonoren Stimme waren keine Frage, aber er schien dennoch auf eine Entgegnung zu warten. Stumm nickte sie, es drängte sich eine Frage auf ihre Lippen, doch er hatte die Antwort schon vor langem vorweggenommen. Ich bin keiner dieser Reinen, die ihre Diener wie Tiere halten.


    "Das wäre nicht nötig gewesen.", brachte sie trotzdem hervor und lies es im Unklaren, ob sie damit nur die Beanspruchung seines Bettes meinte, das Herbeiholen einer Heilkundigen oder gar die Geschehnisse des ganzen Abends. Ihr Blick flackerte voller Abneigung dem Kind entgegen, dessen Gesicht immer noch regungslos in der Tür verharrte. Der stechende Blick der Yassalar sprach mehr als tausend Worte, woraufhin der Junge tatsächlich verschüchtert den Kopf zurückzog, die Tür leise schloss und draußen auf dem Flur wartete. Dann sah sie ungleich nüchterner wieder zu dem Yassalar auf.
    "Was erwartet mich morgen?"

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