Mit dem Verschwinden des Tageslichtes und dem Beginn der Nacht, betrat die Weisshaarige Elfe dicht gefolgt von ihrem Begleiter und treuen Freund Dae’har die Bar, in welcher sie zur Zeit ihr Geld verdiente. Der Besitzer, ein Halbmeereself, zahlte sehr gutes Geld und was für Lykash’imra viel wichtiger war, er duldete den weissen Wolf hinter dem Tresen während sie arbeitete.
Sofort schlugen ihr die warme Luft, der Geruch nach Alkohol und der Lärm der vielen Gespräche entgegen.
Ekelhaft…
Der Schneewolf an ihrer Seite schüttelte sich und liess ein leises Grummeln verlauten. Er hielt sich nicht gerne in vollen Räumen auf, noch dazu wenn diese verraucht und laut waren. Die Elfe hatte sich in den vielen Jahren die sie schon auf diese Weise ihr Geld verdiente daran gewöhnt und liess sich ihre Gedanken kaum noch anmerken.
Wir brauchen das Geld Dae.
Lautete ihre, für andere nicht hörbare, Erwiderung. Zwar entsprach dies nicht ganz der Wahrheit, denn da sie sehr sparsam lebte hatte sie in den letzen hunderten Jahren bereits ein gutes Polster angesammelt mit dem man sehr gut arbeiten konnte. Aber sie mochte den Gedanken daran etwas zu tun, etwas dass einen Nutzen hatte für die Zeit die sie lebte.
Sie betraten den kleinen Seitanraum, der den Angestellten hier als Garderobe diente. Dort legte sie ihre normale Kleidung ab und streifte die schwarze Baumwollhose und die weisse Leinenbluse über die alle Bedienungen hier trugen. Um die Hüfte schlang sie sich eine Schürze in deren Taschen sie die Einnahmen und das Trinkgeld verstauen konnte.
Am Tresen wurde sie bereits erwartet.
„Ah Lykash’imra, gut das du da bist, heute ist wahrlich die Hölle los“, begrüsste sie der Schankwirt und Besitzer der Bar. Mit einem falschen Lächeln, welches sie allerdings so perfekt beherrschte, dass jeder es zweifelsohne für echt hielt, trat sie hinter den Tresen.
„Ich sehe es“, meinte sie schlicht und deutete Dae an unter dem Tresen sitzen zu bleiben, wo sich bereits schon eine Schüssel mit frischem Wasser befand.
Hier unten sind diese menschlichen Ausdünstungen zum Glück nicht so schlimm. Knurrte der Wolf und bettete den Kopf auf seinen Pfoten.
„Ich habe für deinen Wolf etwas aus der Küche aufgehoben“, sprach Traian weiter und deutete auf einen abgedeckten Teller. Mit einem Nicken nahm die Elfe seine Worte zur Kenntnis. Er hatte den Wolf recht schnell lieb gewonnen, da dieser sich ab und zu für ein paar Silberlinge zusätzlich als Mäusefänger betätigte, ausserdem war ein Wolf recht nützlich wenn man unliebsame Gäste loswerden wollte.
Auf dem Teller befand sich, wie erwartet, rohes Fleisch. Der Wolf witterte neugierig als die Elfe sich mit dem Teller in der Hand vor ihn niederkniete.
Lass es dir schmecken.
Sanft zauste sie ihm durch das weiche Fell und stellte dann die kleine Mahlzeit vor ihm ab. Es war schon eine Gewohnheit geworden, dass der Wolf abends frass während sie ihre Schicht ableistete. So mussten sie nicht Tagsüber ausserhalb der Stadt noch extra auf die Jagd gehen.
Mit dem Wissen das Dae gut versorgt war, trat sie wieder hinter dem Tresen hervor und mischte sich unter die Leute um ihrer Arbeit nachzugehen. Die Bestellungen erledigten sich nicht von alleine, wie Traian immer sagte.
„Hey, einen Krug Bier aber schnell!“, brüllte da auch schon der erste aus der Ecke.
Wenn er sich nicht zurück hält, beiss ich ihn früher oder später.
Erklang grummelnd die Stimme des Wolfes in ihrem Kopf. Dae’har gefiel es nicht wie einige der Gäste seine Gefährtin behandelten.
Die Weisshaarige selber unterdrückte lediglich ein Seufzen. Die Elfe verstand diese Hektik der Kurzlebigen nicht. Sie sollten doch einfach die Zeit nutzen und geniessen die ihnen vergönnt war, statt zu versuchen mehr zu schaffen indem sie alles immer schneller hinter sich brachten.