Abidas Goldschmiede besaß keinen Namen!
Die Auslage in ihrem kleinen Schaufenster zeigte deutlich was es hier zu kaufen gab und wenn eine Empfehlung ausgesprochen wurde, hieß es ohnehin nur 'geh zu Abida'. Warum sich also einen schnörkeligen Namen einfallen lassen?
Abida liebte es eher direkt!
So klar und geradlinig ihr Verstand war, so war auch der Schmuck den sie anfertigte: von wahrer Präzision und Meisterhaftigkeit. Jeder Bogen saß an der richtigen Stelle und jeder Stein hatte den bestimmten Schliff.
Verspieltheit war ein Fremdwort in Abidas Wortschatz und dennoch hatten ihre Arbeiten eine gewisse Leichtigkeit.
Von dieser Linie ließ sich Abida auch bei Auftragsarbeiten, die sie gerne zwischendurch erledigte, nicht abbringen. Wenn ein Kunde etwas besonders verschnörkeltes und schweres wollte, schickte sie ihn kurzerhand zu einem Kollegen, anstatt sich zu überwinden und die Arbeit selbst anzufertigen.
Abida hatte ihre Prinzipien!
Darunter fiel auch das Verheimlichen ihrer Herkunft. Nicht das sie abstritt eine Djirim zu sein, aber sie unterstrich es nicht, indem sie überall sichtbar Flaschen aufstellte.
Im Gegenteil: sie vermied es in ihrem kleinen Laden auch nur irgendetwas aufzustellen was auch nur entfernt an eine Flasche erinnert hätte; auch wenn sie das zu bestimmten Zeiten wesentlich ruhiger gemacht hätte.
Aber das war nicht so schlimm; wusste sie ihre Flaschen doch jederzeit nur ein paar Meter entfernt - sei es in ihrer Werkstatt oder in dem kleinen Zimmer über ihrem Geschäft, das sie bewohnte.
In diese Bereiche ließ sie niemanden vordringen, so dass keiner auf falsche Gedanken kommen konnte.
Warum sollte sie auch jemanden in ihre Werkstatt lassen? Sie arbeitete hier und da hatte sonst niemand etwas zu suchen.
Und ihr Schlafzimmer war ihr persönlicher, ureigenster Bereich ... wer den Aufgang nicht kannte, wusste noch nicht einmal wo er war und Abida würde sich hüten, ihn irgendjemand Preis zu geben.