Auf ein Bierchen oder zwei oder drei oder ...

  • Die Mittagsstunde war zwar erst vorüber, aber Ulishi war dennoch zuversichtlich, dass Elirana den Zauberbrunnen bereits eröffnet hatte. Zu so früher Stunde, wo die Sonne gerade ihren höchsten Punkt streifte, waren die meisten anderen Tavernen noch geschlossen. Doch Ulishi kannte die Elfin als sehr geschäftige Person, also würde sie sicherlich schon in ihrem Haus anwesend sein. Dennoch kräuselte die kleine Feenelfe ihre Nase, als sie näher kam. Keine Lichter, keine lauten Stimmen, wohlmöglich war das Gasthaus doch unbesucht. Kurz schlugen ihre Flügel hektisch aufeinander und sie machte einen kleinen Satz. Nein sie würde nicht fliegen nur um schneller zu sein. Nun gut sie konnte nicht mehr so schnell laufen und sie spürte immer öfter ein gewisses Maß an Erschöpfung, aber das war noch lange kein Grund sich jetzt von ihrem üblichen Handeln abzuwenden. Obwohl sie stets geschmeidig durch die Lüfte geglitten war, hatte sie vor einigen Jahren vom Fliegen abstand genommen. Es geziemte sich einfach nicht mehr, sich kindlich verspielt durch die Lüfte zu bewegen, stattdessen lief sie immer mehr.


    Einige der Novizen hatten ihr sogar einen verzierten kleinen Spazierstock geschnitzt. Und mit diesem stieß sie in diesem Augenblick die Tür zur Taverne auf. Wie zu erwarten war, der Gastraum war recht übersichtlich befüllt. Dort saß eine einzelne Edelelfe, hier ein kleines Grüppchen aus Menschen. Wahrlich keine Stimmung welche ihrer Herrin zur Ehre gereicht hätte, aber Ulishi würde heute mal darüber hinweg sehen. Als Shirra die kleine Feenelfin erblickte, wie sie mit ihrem Stock ein klapperndes Geräusch auf dem Fußboden erzeugte, kam die Elfin auf sie zu und begrüßte sie freundlichst. Ulishi kam schließlich nicht zum ersten Mal hierher und es war den beiden Kellnerinnen durchaus bekannt, dass das kleine Persönchen schon so manchen unter den Tisch getrunken hatte. Es war ja nicht Ulishi’s Schuld, dass die Menschen so wenig vertrugen. Breit lächelnd ließ sich Ulishi von Shirea an einen der Tische, nahe einem der Bäume bringen und setzte sich auf einen der Stühle, auch wenn sich dies ohne den Einsatz ihrer Flügel als etwas kompliziert herausstellte. Neben ihren Feenelfisch typischen Seidenröcken, die sie übereinander trug, hatte sie eine typische Schärpe umgelegt, welche sie als Priesterin der Neala Frohblatt kennzeichnete. Eigentlich hatte Ulishi in der Eile eher vergessen sie abzulegen, darunter trug sie einen weißen, ziemlich durchschimmerten Stoff. Auch wenn sie jetzt älter war, sie würde doch nicht anfangen sich der menschlichen Mode anzupassen, außerdem konnte man ihrem Äußeren wohl nur das passende Alter zuordnen, wenn man zu ihrer Rasse gehörte. Neugierig umblickend, nahm Ulishi einen tiefen Zug au ihrem Bierkrug, den ihr Shirea ohne zu Fragen hingestellt hatte. Gespannt sehnte sie den Augenblick herbei, an dem die Besucher hereinströmen und den Gastraum mit lauten Stimmen und ausgelassener Stimmung erfüllen würden.

  • Es war vielleicht eine halbe Stunde später, noch mitten am Tag, aber durchaus zu einer Zeit, in der manch einer eine wohlverdiente Mittagspause einlegte, als Jungunternehmerin Tamar Yalin das Gasthaus betrat. Ab und zu hatte man sie hier schon gesehen, meist zur selben Zeit, wenn sie sich eine kleine Auszeit von der Arbeit in Form eines schönen Getränks gönnte. Manchmal erwies sie sich dabei als sehr unterhaltsame Gesprächspartnerin, aber es kam auch schon vor, dass sie einfach nur still ihr Getränk leerte und ging. An diesem Tag aber schien sie eher gesprächig zu sein, zierte doch ein Schmunzeln ihre Lippen. Ihre Kleidung war- wie so oft- schlicht, ohne dabei minderwertig zu wirken. Auffallen war wohl nicht das Ziel, das sie mit ihrem Auftreten verfolgte.
    Mit einem Nicken grüßte sie die Anwesenden und ging dann schnurstracks zum Tresen. Sie wartete ruhig ab, bis die Wirtin zu ihr kam, um auch diese erst freundlich zu grüßen, bevor sie sich etwas zu Trinken bestellte. Dann sah sich Tamar im Raum um, ob vielleicht ein bekanntes oder wenigstens ein interessantes Gesicht dabei war. Gegen einen kleinen Plausch in der Mittagspause hatte sie offenbar nichts einzuwenden, im Gegenteil, wie langweilig erschien ihr an diesem Tag die Vorstellung, einfach nur still am Tresen etwas in sich hineinzuschütten. Ihr Blick streifte auch die Feenelfe. Sie lächelte ein wenig, doch schien sie erst auf ihr Getränk warten zu wollen, bevor sie sich einen Gesprächspartner suchte.

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