Der Markt der Künste

  • Es ging hektisch zu in der Menge. Tamar war von der Kleinen mitten ins Gedränge gezogen worden. Ein heftiger Rempler von rechts hatte ausgereicht, um sie die Hand des Mädchens verlieren zu lassen. Glücklicherweise fiel der kleine Goldschopf noch gut in der Menge auf. Tamar folgte ihr hastig und rief mehrmals, konnte sich aber nicht recht zu Milena durchdrücken. Als sie sah, dass die Kleine stehen blieb, atmete sie erleichtert durch und zwängte sich zu ihr durch.


    „Da bist du ja. Ich hätte dich beinahe im Gedränge verloren!“ sagte sie erleichtert zu Milena und strich ihr übers Haar. Das Mädchen nickte und sah ein wenig schuldbewusst aus. „Gut, aber jetzt bist du ja wieder da. Komm, gib mir deine Hand, damit wir uns nicht noch einmal verlieren.“ Tamar nahm die kleine Hand wieder in die ihre. „So, und jetzt schauen wir erst noch, wo er hin ist…“


    Tamar reckte den Kopf, um sich nach Ascan umzusehen. Erst jetzt bemerkte sie die Frau, welche Milena so eindringend anstarrte. Sie bemühte sich um ein freundliches Lächeln, obwohl sie vor sich selbst kaum verbergen konnte, dass etwas im Blick der Frau lag, das ihr Unbehagen bereitete. Sie reckte das Kinn leicht vor. „Entschuldigt, kann ich Euch irgendwie helfen?“ fragte sie freundlich.

  • Violets Blick, die das kleine Mädchen noch immer recht grimmig anblickte, wurde je von ihr abgelenkt als sie eine Frauenstimme vernahm. Offensichtlich gehörte die Kleine zu ihr, vielleicht war sie sogar ihre Mutter.
    "Dieses ...", begann Violet und deutete auf das Mädchen, "...ungezogene Ding da hat mich fast über den Haufen gerannt!", sprach sie wütend und musterte anschließend die Frau, die ihr nun gegenüber stand.
    "Pass gefälligst auf wo sie herumläuft.", schimpfte sie weiter und selbst die Höflichkeitsformen waren Violet fremd.
    Doch dass war ihr schon immer total egal gewesen. Sie lebte nach ihren eigenen Regeln, denn Anpassung war etwas dass sie verbascheute.

  • Schweigend hielt sich Ascan weiterhin etwas abseits, während er aus den Worten der Cat'Shyrr entnahm, was geschehen sein musste.
    Tamar schien ihn noch nicht bemerkt zu haben... und erhielt auch keine wirkliche Gelegenheit dazu, denn kaum begann die Stimme der fremden Frau lauter zu werden, klammerte sich Milena erschrocken an sie und fing erneut an bitterlich zu Schluchzen.


    Ascans Gedanken begannen abzuschweifen, doch noch verharrte der Sylph an dieser Stelle, um herauszufinden, ob sich die Situation ... ohne nennenswerten Verletzungen... abwickeln würde.

  • Ein paar Mal musste Tamar blinzeln ob der augenscheinlichen Unverschämtheit, mit der die Fremde ihr begegnete. Ein dunkler Schatten glitt durch ihre Augen. Sie sah Violet abschätzend an.


    „Hm, etwas ramponiert in der Tat… aber ich bin mir sicher, Ihr saht vorher schon so aus. So viel Schaden kann die Kleine hier also gar nicht angerichtet haben.“ Sagte sie trocken, ohne dabei eine Miene zu verziehen. „Aber falls Euch so viel daran liegt- ich will mein Gewissen nicht damit quälen, dass Ihr heute Nacht nicht gut schlafen könnt! Milena.“ Sie wandte sich der Kleinen zu. „Milena, würdest du dich bitte bei der Dame hier entschuldigen?“


    Das goldblonde Mädchen sah sie ein wenig verdutzt an und machte zuerst nicht den Anschein, ihr gehorchen zu wollen, dann aber kam ein seltsames, unbestimmtes Leuchten in ihre Augen. Sie nickte, sah dann zu Violet und sagte artig: „Entschuldigung, dass ich Euch angeschubst habe.“


    Tamar nickte zufrieden und strich über den Kopf der Kleinen. Sie lächelte Violet freundlich an, als wäre ihr die Garstigkeit der eigenen Worte entgangen. „Ich hoffe, Ihr seid jetzt glücklich.“

  • Violets Augen verengten sich zu Schlitzen. So viel Unverschämtheit auf einem Haufen hatte sie ja noch nie erlebt!
    "Etwas ramponiert?", wiederholte Violet die Worte der Frau und kam ihr nun bedrohlich nahe.
    "Wenn hier einer ramponiert herumläuft, dann bist dass du und dieses Kind hier. Und eure Kleidung ... nun ja, hat wahrlich auch schon bessere Zeiten gesehen. So vor 100 Jahren etwa."
    Solche Kommentare kränkten Violet in ihrem Stolz. Sie achtete stets darauf gut gekleidet und gepflegt durch die Gegend zu gehen, aber niemals ramponiert! Ramponiert waren in ihren Augen all diejenigen die keinen Sinn für Mode oder ein schönes Äusseres hatten.


    Die Entschuldigung des Mädchens nahm sie mit hochgezogener Augenbraue auf und stieß dabei verächtlich die Luft aus.
    "Auch noch gut erzogen, dass freche kleine Ding.", meinte Violet von oben herab. Das gute Benehmen war etwas dass ihr nicht lag und ihr auch nie liegen würde. Einer dieser gesellschaftlichen Höflichkeiten, die ständig um einen guten Ton bemüht war. Violet achtete auf nichts von alledem und schlug immer die Gegenrichtung ein.

  • Zeitverschwendung, kam es ihm in den Sinn, während er den Worten der beiden Frauen teilnahmslos lauschte.


    Eine Gruppe Halbwüchsiger, die sich aus den unterschiedlichsten Völkern zusammengewürfelt hatten, tauchte rechts in Ascans Blickfeld auf. Sie wirkten gelangweilt, kabbelten sich lustlos oder versuchten sich gegenseitig ein Bein zu stellen. Ihr Weg schien ziellos gewählt, doch es deutete sich eine Richtung an, die sie bald an dieser Stelle vorbeiführen würde.


    Der Sylph nickte langsam, trat zu den Frauen und hockte sich zu Milena. „Beschreib mir das Aussehen deiner Eltern.“
    Die Kleine blinzelte ihn an, als habe er sie nach den Ausmaßen der Kuppel gefragt.


    „Volk, Haarfarbe, Kleidung…“, zählte er bezeichnend auf, als sie ihn nur weiter anstarrte.
    „Braun!“, stieß sie hervor. „Mama hat braune Haare… und Papa…“ Ihre Augen schienen im Dunkel seiner Kapuze nach einer Erinnerung zu suchen. „… auch braun“, nickte sie. „Mama hat ein Kleid an… das ist… weiß.“


    Ascan wartete noch einen Moment, doch nach diesen spärlichen Informationen schwieg das Mädchen und lächelte ihn nur liebreizend an. Der Sylph richtete sich wieder auf.
    Es würde wohl trotzdem ausreichen.

  • Tamar schmunzelte beinahe belustigt über die aufgeregten Worte der Cath’Shyrr. Es lag ihr fern, sich ernsthaft über Violet lustig zu machen, denn im Gegensatz zu manch anderen Leuten legte sie durchaus wert auf eine höfliche Umgangsform. Trotzdem konnte sie nicht ganz verhehlen, dass die zickige Reaktion auf ihren Kommentar sie amüsierte. Doch mit einem tiefen Atemzug riss sie sich zusammen.


    Sie schenkte Violet einen mitleidigen Blick. Es tat ihr leid, dass sie offensichtlich so auf sich und ihr Äußeres fixiert war, dass sie durch eine so einfache Bemerkung schon auf die Palme zu bringen war. Sie lächelte freundlich. „Dann ist ja jetzt alles in Ordnung.“ Sagte sie mit samtiger Stimme. „Wir werden Euch dann nicht weiter stören.“ Fügte sie dann hinzu, denn sie hatte bemerkt, dass sich Ascan wieder ihrer Hauptaufgabe zugewendet hatte.


    Ihr Blick wanderte zu ihm und der Kleinen. Trotz der Absurdität des Ganzen entlockte ihr der beinahe schon idyllisch zu nennende Anblick ein Lächeln. Sie verfolgte seine Bewegung mit den Augen, als er aufstand, und sah ihn dann fragend an.

  • Violets Augen verengten sich umso mehzr zu Schlitzen als ihr Gegenüber es auch noch wagte herablassen zu grinsen.
    Violet blieb wie der Fels in der Brandung der Frau gegenüber stehen und fixierte sie regelrecht mit Blicken.
    Als sie dann jedoch die Beschreibung des Mädchens über ihre Mutter hörte musste Violet beinahe loskichern.
    "Braune Augen, weißes Kleid ... eine wirklich sehr treffende Aussage.", meinte sie darauf sarkastisch und grinste nun wieder selbstgefällig.


    Über diese bunte Gruppe hier hätte sie sich mit Sicherheit noch Stunden amüsieren können.

  • „Braune Haare…“, korrigierte er die Cat’shyrr ruhig und blickte sie dabei aus dem Schatten seiner Kapuze heraus an. Ihr Erscheinungsbild war anmutig, doch die Arroganz in ihren Augen hätte selbst die größte Schönheit geschmolzen.


    Fast unmerklich war die Menschenmenge um sie zurückgewichen, um der aufgestachelten Gruppe Jugendlicher auszuweichen. Ein Umstand, der die Fremde und sie mitten in jener Schneise zurückließ, die der wild gemischte Haufen gerade entlang wollte.
    Als der Trupp unerwartet zu einem Stopp gezwungen wurde, waren die zehn Augenpaare sofort auf sie gerichtet.
    „Zur Seite!“ „Hey, schert euch weg!“ „Wir wollen durch!“ „Verdammt, weg da!“


    Die aufgebrachten Stimmen waren nicht zu überhören. Ein langgesichtige Jung-Elf, der den Trupp anzuführen schien, machte die am meisten genervte Miene, auf die sich jedoch plötzlich ein anzügliches Grinsen stahl, als sein Blick zu der Cat’shyrr wanderte. „Hey, du da!“
    Er stieß seinem nebenstehenden Freund in die Seite und deutete mit einem viel sagenden Kopfnicken auf die soeben Angesprochene.


    Mit Mal wurde die Gruppe sehr aufmerksam. Keine Spur mehr von Langeweile… dafür machte sich eine bedrohliche Ahnung von Ärger in der Luft breit.

  • Violet hatte schon angesetzt um dem Fremdling hinter der Kapuze die passenden Worte um die Ohren zu schleudern, da sah sie sich plötzlich einem Jung-Elf gegenüber. Dass es nun um sie herum still geworden war und alle Augen auf sie gerichtet störte Violet nicht im geringsten. Gerade dass war es ja was sie so liebte: Aufmerksamkeit und im Mittelpunkt stehen.


    "Was willst du, Bürschen?", fragte sie arrogant grinsend und beäugte ihn genau.
    Der ist ja noch total grün hinter den Ohren. dachte sie belustigt und stand der Gruppe selbstbewusst gegenüber. Wenn sie Ärger wollten, bitte, den konnten sie von ihr aus gerne bekommen. Das anzügliche Grinsen des Jung-Elf bedachte sie nur mit innerem Hohn, denn sein Aussehen war in ihren Augen alles andere als anziehend. Sein langes Gesicht wirkte auf sie nur abstoßend.

  • Tamar stieß ein unüberhörbares Seufzen aus. Das hatte man also davon, wenn man einfach in Ruhe auf dem Künstlermarkt ein bisschen stöbern wollte. Ärger mit einer Verkäuferin, ein verlorenes Kind, eine zickige Begegnung und nun noch eine auf Krawall gebürstete Gruppe von Halbstarken. Sie ließ sich einige Momente lang ihre Möglichkeiten durch den Kopf gehen. Am schönsten erschien ihr die Möglichkeit, jetzt einfach wieder dem nachzugehen, weswegen sie auf den Markt gekommen war, und sich diesen ganzen Unfug nicht anzutun. Was hatte es schon mit ihr zu tun? Aber dann fiel ihr Blick auf das kleine Mädchen neben Ascan. Nein, sie konnte jetzt nicht einfach abhauen, sie hatte in gewissem Maße eine Verantwortung für die Kleine übernommen, jedenfalls bis sie ihre Eltern gefunden haben würde.


    Mit Unbehagen bemerkte sie die Sorglosigkeit, mit der Violet den Jugendlichen entgegentrat. So viele Leute begangen den Fehler, ihren Gegenüber zu unterschätzen, aber Violet schien dies zur Kunst perfektioniert zu haben. Aber Tamar war nicht bestrebt, sie davon abzuhalten- ihre Worte würden wohl an Violet abprallen und ungehört vergehen. Stattdessen trat sie einen Schritt zurück und nahm in der Bewegung die kleine Milena mit nach hinten. Sie drückte die Kleine mit einem Arm hinter sich und beobachtete dann den weiteren Verlauf der Situation.

  • Er griff die Fremde beim Ellenbogen und zog sie zurück, sodass er sich ungehindert der Gruppe zuwenden konnte. …diese Frau würde es noch schaffen, ihn wirklich wütend zu machen.


    „Ihr kommt wie gerufen“, sprach er den Trupp lächelnd an und fand in der entstehenden Spanne der Irritation genug Zeit, um seine Hand auffordernd Milena entgegen zu strecken, die halb hinter Tamar versteckt stand. „Komm.“


    Das Mädchen zögerte sichtlich, blickte unsicher zu Tamar hoch und löste sich dann doch von ihr, um mit vorsichtigen Schritten zu ihm zu kommen. Schon griff sie seine Hand und wollte sich rasch hinter seinem Rücken verstecken, doch er fing ihre Bewegung ab und führte sie stattdessen vor sich.
    Ganz scheu und verängstigt wich ihr Gesicht den fragenden Blicken der Gruppe aus.


    „Milena, keine Angst. Diese netten jungen Herren möchten dir helfen, deine Eltern wieder zu finden.“
    „Häh?“ klang es verständnislos vom Langgesichtigen. „Was!?“


    Ascan zog seine andere Hand wieder aus der Innentasche seines Mantels hervor und hob sie soweit, dass die Gruppenmitglieder die vier Goldseesterne blitzen sehen konnten.
    „Ihre Eltern befinden sich im näheren Umkreis dieses Platzes und sie suchen verzweifelt nach ihrer Tochter. Wer sie von euch zuerst finden und herbringen kann, kann dafür diesen gut gemeinten Finderlohn einstreichen…“


    „Hey!“ schnaubte der Gruppenanführer verächtlich. „Wir haben echt Besseres zu tun als kleinen Mädchen zu helfen!“
    Kurz herrschte Schweigen.
    „Also ich nicht“, klang es plötzlich von seiner Linken, wo ein junger Syreniae die Arme hinter seinem Kopf verschränkte.
    „Vielleicht hat Ellekh Schiss, dass er sie nicht zuerst findet“, höhnte daraufhin ein anderer hinter dem Syreniae und schaute die Goldseesterne doch sehr gierig an.
    „Hab ich nicht!“ schnauzte der Anführer ihn an, doch es war neue Bewegung in der Gruppe aufgekommen.
    Die Aussicht auf Abwechslung und eine Belohnung taten ihre Wirkung.


    „Wie sehen die Eltern denn aus?“ drang es da schon aus den hinteren Reihen.
    Der Syreniae entfaltete ein Stückweit seine Schwingen.
    Milena hatte derweil eine neue Versteckmöglichkeit entdeckt und den Stoff seines Mantels vor sich gezogen. Ihre kleine Hand drückte seine eigene jetzt sogar noch stärker als zu dem Zeitpunkt, als er sie vorgeführt hatte.
    Verwundert blickte Ascan kurz zu ihr hinab.

  • Violet befreite sich mit einer ruppigen Armbewegung aus dem Griff des bemantelten Fremden und schaute diesen verständnislos und wütend zugleich an.
    "Was sollte dass denn?", zischte sie ihn an und war maßlos empört darüber dass er sie somit aus der Affäre zog. Mit diesem Jung-Elf wäre Violet ohne Probleme fertig geworden.
    Dies war eine weitere Sache die sie maßlos hasste und zwar wenn jemand versuchte ihr zu helfen oder gar sie zu beschützen.
    Dann jedoch wurde Violet je abgelenkt als sie hörte wie leicht diese Gruppe von Halbstarken sich dem Problem des kleines Mädchens zuwandten.
    Typisch Halbstarke. Große Klappe und nichts dahinter. Erst kneifen, dann aber den Obermotz raushängen wenn es um Belohnungen geht. dachte Violet noch immer reichlich pikiert über das ganze.

  • Dieser seltsame Blick… Milenas Blick hoch zu ihr jagte Tamar einen Schauer über den Rücken. Dennoch ließ sie die Kleine gehen. Wenn die Kleine genug Vertrauen zu Ascan hatte, dann konnte sie ihm wohl auch vertrauen, obwohl sie sein Vorhaben nicht verstand. In diesem Moment schien es ihr relativ leichtsinnig, ein kleines, ohnehin verängstigtes Mädchen diesen Rabauken gegenüber zu stellen. Hinzu kam die Cath’Shyrr, die in ihrer offenbaren Selbstverliebtheit ein nicht berechenbarer Faktor war. Sie beobachtete die Situation angespannt.


    Tamar verfolgte den Wortwechsel mit Argwohn. Ascan musste einen guten Grund haben, diesen Jugendlichen zu vertrauen, vielleicht wollte er sie auch beschäftigen, damit sie nicht auf andere dumme Gedanken kamen. Ein gutes Gefühl gab es ihr trotzdem nicht. Als sie bemerkte, dass Milena sich verängstigt immer mehr an Ascan klammerte, fiel ihr auf, dass sie selbst sich untätig im Hintergrund aufhielt. Sie riss sich augenblicklich zusammen und schob Violet ein wenig unsanft hinter sich. Dann stellte sie sich neben Ascan und griff nach Milenas Hand.


    „Ihre Eltern haben braune Haare und die Mutter trägt ein weißes Kleid.“ Sagte sie mit fester Stimme und sah die Gruppe an. „Reicht das an Informationen oder braucht ihr die ausführliche Version für… kleine Kinder?“ fragte sie dann herausfordernd.

  • „Nein danke, alte Schachtel!“ zischte ein junger Gnom aus der zweiten Reihe, der sich besonders angesprochen gefühlt haben musste. Ellekh, wie sie ihren Anführer nannten, sah noch immer denkbar unzufrieden aus. „Ich mach da nicht mit!“ verkündete er. „Ich lass mich doch nicht kaufen! Was interessiert uns dieses Kind!?“


    In den Augen des Syreniae blitzte etwas auf. „Und ich geb’ ne Runde bei Wilck aus, wenn ich sie zuerst finde!“
    Ellekh zuckte wie angestochen zusammen. Sein Blick, der zu dem Syreniae sprang, war dunkel vor Mordlust, was dem Bedrohten seinerseits nur ein müdes Lächeln abzuringen vermochte.


    „Ihr findet uns dann am Brunnen!“ teilte Ascan der Gruppe teilnahmslos mit, ehe sein Blick zu der Cat’shyrr wanderte, die ihn eben noch angezischt hatte.
    Die passende Antwort lag ihm auf der Zunge, doch der Anreiz, sich zu rechtfertigen, verging ihm rasch.
    „Ihr standet im Weg“, blieb sein einziger Kommentar und er hätte seine Schritte daraufhin zum Brunnen gelenkt, wenn ihn ein gewisses Anhängsel denn losgelassen hätte…


    Milena stand zwischen ihm und Tamar – hielt sowohl ihre als auch seine Hand fest und schaute ihn aus großen, verlorenen Augen an, als habe er vor, sie an einer einsamen Klippe zurück zu lassen.


    Was… ging im Kopf dieses Mädchens bloß vor?

  • Violet war noch immer recht aufgebracht darüber dass dieser Sylphe sie einfach so zur Seite geschoben hatte, ließ sich aber nun nicht mehr darauf herab ihm eine Antwort zu geben. Auch der Gruppe von Halbstarken schenkte sie keinerlei Beachtung mehr, auch wenn sich diese noch immer lautstark am diskutieren waren.
    Violet wollte sich schon abwenden und die drei ohne weitere Antworten oder gar Verabschiedungen ihrem Schicksal überlassen, da fing sie den Blick des Mädchens auf, dass zu dem Sylphe aufschaute und mit einem Mal schien die Cath' shyrr wie versteinert und ihr Blick war unentwegt auf das Mädchen gerichtet.
    Vor Violets innerem Auge tauchten Bilder auf. In diesen Bildern sah sie ebenfalls ein Mädchen, ungefähr so alt wie jenes dass hier zwischen der Frau und dem Sylphe stand. Das Mädchen in ihren Gedanken stand ebenfalls zwischen einer Frau und einem Mann, nur dass diese hier ihre Hände nicht festhielten sondern sie stand zwischen den Fronten der beiden. Heftige Dikussionen und gar Beschimpfungen waren am laufen, ein Wort gab das andere und keiner der beiden wollte nachgeben während das Mädchen in der Mitte mit Tränen in den Augen und verwirrtem Blick zwischen den beiden hin- und herschaute.


    Violets Blick hatte in der Zwischenzeit ebenfalls einen Ausdruck angenommen, den man bei ihr durchaus als traurig interpretieren konnte, war aber gleichzeitig grimmig und enttäuscht.

  • Wo bin ich da nur reingeraten?


    Eine Frage, die sie sich leise schon seit geraumer Zeit gestellt hatte, trat nun laut in Tamars Kopf. Sie sah das kleine Mädchen an, das zwischen ihr und Ascan stand, diesem seltsamen, vermummten Fremden, der sie vor wenigen Tagen erst einfach wortlos vor ihrem Laden hatte stehen lassen. Das Mädchen gab ihr ein ungutes Gefühl, es erinnerte sie an jemand anderen, dessen Augen dieselbe Farbe hatten. Sie kannte diesen Blick ebenso gut wie das Gefühl einer kleinen Hand, die sich an sie krallte. Es war lange her… aber jetzt stand die Erinnerung klar vor ihr. Ein Name kam ihr in den Sinn. Enson. Eine Welle von Mitgefühl brach über ihr zusammen. Sie stemmte sich ihr mit aller Kraft entgegen.


    Tamar sah Milena freundlich, aber ernst an. „Komm, lass uns hier weggehen. Wir warten am Brunnen und dann hast du bald deine Eltern wieder.“
    Die Kleine blickte unentschlossen zurück. „Wieder… Eltern?“ stammelte sie dann etwas zusammenhangslos.
    Tamar nickte. „Selbstverständlich. Ich verspreche dir, du wirst bald nicht mehr alleine sein. Jetzt komm mit mir und dem netten Mann da zum Brunnen, wir warten dort.“ Sie strich über Milenas glänzendes Haar. „Du wirst nicht ohne deine Eltern diesen Markt verlassen, versprochen.“
    Milena sah mit großen Augen zu ihr auf und schien nachzudenken. Scheinbar war sie sich nicht sicher, ob sie Tamar trauen konnte. Sie wandte sich um und sah fragend Ascan an.

  • Er nickte zu Tamars Worten - er wollte zum Brunnen.
    Das Wasser dort strahlte eine Ruhe aus, die er in diesem Gewühl vermisste.


    Milena ließ locker und er löste seine Hand aus ihrer, während sie und Tamar an ihm vorbei gingen. Hinter der Stirn des Mädchens schien es immer noch zu arbeiten. Sie wirkte plötzlich ernster – sehr viel ernster, als es ein Kind in ihrem Alter tun sollte.
    Ascans Blick streifte noch einmal die Cat’shyrr, deren Blick abwesend wirkte. Es widersprach seiner Natur, sich in fremde Angelegenheiten zu mischen, wenn es sich vermeiden ließ und so wandte er sich ab.


    Obwohl der Sylph den Zweien festen Schrittes folgte und sich auf das weitere Vorgehen konzentrieren wollte, wichen Milenas Sorgen immer weiter hinter anderen Gedanken zurück. Was war es… was veränderte sich… irgendetwas…
    War es die Hilflosigkeit dieser jungen Wesen? Seine Verbindung zu ihnen hatte er nie verstanden – doch sie war da… wann immer er mit ihnen konfrontiert wurde... als läge in ihrem Glück auch ein Teil von dem Glück verborgen, das er selbst noch immer nicht aufhören konnte, zu suchen …


    Er schüttelte den Kopf und verbannte die Gedanken. Das würde zu nichts führen.


    Milena hopste auf den Brunnenrand und schaukelte mit den Beinen. Sie sah ihn lächelnd an, als er heran trat, doch er wich dem Blick dieser Augen aus. Stattdessen ging er weiter zu Tamar und senkte seine Stimme, sodass Milena es nicht mitbekommen würde. „Ich will zwar keine dunklen Götter herauf beschwören, aber falls das Kind ausgesetzt wurde…“


    Er sprach an dieser Stelle nicht weiter, sondern wartete geduldig ihre Reaktion auf seine Worte ab.

    (falls das jetzt zu schnell ging, nur sagen, dann editier den beitrag noch mal im nachhinein...)

  • Violet bekam gar nicht mit wie als die drei sich in Richtung Brunnen entfernten. Sie war noch immer in Gedanken versunken und erwachte erst aus ihren Gedanken als sie sich selbst besann.
    Was soll dass Violet? Wirst du nun etwa sentimental? versetzt sie sich selbst einen innerlichen Tritt in den Hintern und schüttelt dabei ihren Kopf.
    Als sie ihren Blick zu dem Brunnen schweifen lässt muss sie erneut ihren Kopf schütteln.
    Wie aufopferungsvoll ... und dass auch noch für ein Kind das sie gar nicht kennen. dachte Violet ironisch und beobachtete die drei weiterhin.

  • Eine tiefe Unruhe erfasste Tamar, als Ascan sich leise an sie wandte. Die ganze Situation erschien ihr bereits sehr surreal, aber dieser Fremde so nah bei bereitete ihr Unbehagen. Ein kalter Schauer lief über ihren Rücken. Sie hörte seine Worte ruhig an, ohne dabei den Blick von Milena zu lassen. Wo bin ich da nur reingeraten… Sie versuchte, den Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben. Wenigstens, dachte sie seufzend, bin ich nicht die Einzige, der das alles hier langsam suspekt ist.


    „Ausgesetzt?“ erwiderte sie in derselben gesenkten Tonlage. „Die ganze Sache ist… seltsam, in der Tat.“
    Ihr Blick musterte Milena. Ein hübsches kleines Mädchen war sie, vor allem ihr goldenes Haar fiel sofort auf. Welche Eltern würden nicht alles in Bewegung setzen, um so ein Kind schnellstmöglich wieder zu finden? Nun aber standen sie schon seit geraumer Zeit an exponierter Stelle auf dem Markt.
    „Sehr suspekt.“ Murmelte sie. Nun neigte sie den Kopf zu ihm und sah ihn an. „Etwas stimmt hier nicht. Ich weiß nur noch nicht was…“


    Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Sie schmunzelte dunkel. Mit einer geschmeidigen Bewegung drehte sie sich zu Ascan um und stand nur sehr dicht vor ihm. Sie sah ihn direkt an.
    „Keine Sorge, spielt einfach mit.“ Flüsterte sie beschwörend. „Schaut mich an. Sie soll denken, wir wären zu beschäftigt, um sie wahrzunehmen. Ich muss wissen, ob etwas faul an der Kleinen ist. Behaltet sie wenn möglich aus dem Augenwinkel im Blick.“
    Tamar sah ihn weiterhin einfach an, sehr eindringlich, aber keinesfalls unfreundlich. Sie hoffte ehrlich auf seine Mithilfe.


    Milena saß noch immer auf dem Rand des Brunnens und schaukelte mit den Beinen. Sie hielt ihre Hand ins Wasser und zeichnete dann kleine Muster auf den hellen Stein und summte dabei vor sich hin. Nach einer Weile jedoch schielte sie zu der Frau im roten Kleid und dem Mann unter der schwarzen Kapuze. Sie schienen angestrengt darüber nachzudenken, wie sie Milenas Eltern finden konnte. Ein triumphales Lächeln huschte über die Lippen der Kleinen…

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