Eine kleine Geschichte aus dem Leben

  • Folgende Unterhaltung durfte ich neulich während einer Zugfahrt mithören und ich wollte euch daran teilhaben lassen ;)


    (zwei junge Männer, etwa Anfang bis Mitte Zwanzig, sitzen in einem Vierer in der Regionalbahn. Wir wollen sie schlicht A und B nennen. Zum besseren Verständnis ist der gesamte Dialog aus dem Badischen übersetzt. Das Gespräch dreht sich zunächst um die Freundin von B.)


    A: Ja, und wann wird geheiratet?
    B: (grinst verlegen)
    A: Und Kinder? (beide schweigen betreten) Naja, doch frühestens in drei Jahren, oder? In zwei Jahren ist das Studium vorbei und dann musst du erstmal ein Jahr lang Kohle scheffeln.
    B: Ja genau. In drei Jahren frühestens. (Pause) Meine Freundin ist ja total kindervernarrt.
    A: Echt?
    B: Ja… Die hätte am liebsten jetzt schon zwei.
    A: Oh.
    B: Ja. (Pause) Na, da ist sie bei mir total an den Falschen geraten! (grinst)
    A: Wieso?
    B: Na weil ich keine Kinder will! … jedenfalls nicht so früh.
    A: Hm. Hm.
    B: Aber ich hab wohl genug Vorteile! (lacht)
    A: (schaut ihn verständnislos an)
    B: Na ich hab so viele Vorteile, dass sie mich trotz des Nachteils nicht verlässt. Verstehst du? Ich habe eben so viele Vorteile! (lacht)
    A: Und das ist ein Nachteil?! (verständnisloses Gesicht)
    B: Nein! Dass ich keine Kinder will ist einer… Jedenfalls wird sie das so sehen.
    A: Achso.
    B: Genau. Aber ich tu ja sonst viel für sie.
    A: (lacht) Du sagst „Essen ist auf dem Tisch, wenn ich heimkomme“?
    B: (lacht mit) Ja! Aber das macht sie ja von alleine.
    A: Ja, meine auch.
    B: Und… bügelst du deine Hemden auch selber?
    A: Klar! Meine Freundin hasst Bügeln sowieso total.
    B: Äh… heißt das du bügelst auch ihre Sachen?
    A: Ja… (denkt nach) Sowieso tu ich viel mehr im Haushalt als sie. Ich putze immer. Und eigentlich putz ich jeden Tag irgendwas.
    B: Im Ernst?!
    A: (verlegen) Ja, ich hab so eine Art Putzfimmel. Ich hasse es, wenn nach dem Frühstück Krümel auf dem Boden liegen, da hol ich den Staubsauger. Und an den Wochenenden putze ich sowieso einmal alles.
    B: Und deine Freundin?
    A: (lacht) Die macht alles dreckig! Manchmal kann ich das so überhaupt nicht haben. Sie steht oft zu spät auf, dann fährt überall ihr Make-up rum und Klamotten, sowieso liegt überall was rum.
    B: Ja ja.
    A: (eifrig) Und dann zieht sie immer die Füße so hoch auf die Couch!! Das gibt doch Streifen!
    B: (entsetzt) Wie, mit Schuhen?!
    A: Nein, mit so… Haussocken. Aber die werden ja auch dreckig wenn man damit überall im Haus herumläuft. Und das gibt braune Streifen an der Kante. Dabei ist das Sofa so schön mangofarben!
    B: Oh, du meinst das neue?
    A: Ja genau. Aber ich sag nichts zu ihr. Sonst heißt es gleich „Ja aber ich will so sitzen, das ist bequem und basta“.
    B: Oh ja…
    A: Und dann die Kaninchen, wenn die rumhüpfen schmeißen die dauernd Stroh aus den Käfigen!
    B: Wie viele habt ihr noch mal?
    A: Zwei.
    B: Werden die dann auch mal gegessen? (grinst)
    A: (empört) Ha nein! Das geht ja nicht! Nein! Das… das sind doch Kaninchen! Da ist doch nichts dran!
    B: (etwas enttäuscht) Ach so…
    A: Ihre Mutter, die hat solche Feldhasen in der Scheune. Die sind viel größer. Die werden mal gegessen.
    B: Ah gut.
    A: Die haben grad Junge. Fünf kleine Hoppler.
    B: Und?
    A: Was und?
    B: Süß, oder?
    A: Total süß!
    (Betretenes Schweigen)
    A: Ich fürchte ja, meine Freundin will unsere auch irgendwann zusammen tun. Wir haben ja eine Häsin und einen Rammler.
    B: Wie, die sind nicht zusammen?
    A: Natürlich nicht! Getrennte Käfige! Die würden ja sonst dauernd Kinder machen! Solange es meine Wohnung ist, gibt es so was nicht! Was sollten wir dann mit den Viechern machen? Hm, weggeben wohl…
    B: Essen! Ihr könntet die Kinder essen!
    A: (lacht) Aber das gäbe Ärger!
    B: In so einer schönen Rotweinsoße… du kannst ihr ja erst danach sagen, was es war.
    (Beide lachen, erheben sich dabei und gehen Richtung Ausgang)
    A: Aber das würde nicht klappen, denn meine Freundin kocht ja immer!
    B: Stimmt ja. Bei mir auch. (denkt nach) Aber ich tu nicht so viel im Haushalt. Das hab ich aber noch von zuhause, da macht ja auch alles meine Mutter. Ich akzeptiere das ja auch und so…
    A: Hm-hm.
    B: Naja, ich tue eben andere Sachen für meine Freundin.
    A: Du gehst nicht fremd?
    B: Genau!
    (Beide lachen und gehen.)

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