Das Drängen der Erinnerung

  • Um zu begreifen, was die Höhe ausmacht, musst du dich erst nach oben schwingen, wo du die Tiefe nachempfinden kannst, wo Sprünge den Abgrund überbrücken. Im Strecken, Gleiten, Greifen wächst du über dich hinaus und ziehst dich über die Gefahr hinweg. Ein neuer Abend, eine neue Nacht – eine neue Zeit.
    Bruchstückhaft zogen Dinge an ihrem inneren Auge vorüber, während Zarasshin konzentriert auf einem Dach entlang lief.
    Der Abend hatte sich an seinen Aufstieg zur Nacht gemacht, in der Ferne glomm, was übrig war von einem Tag innerhalb der Kuppel. Die Weite hielt ihr Blickfeld gefangen, fühlte sie sich fast wie von Wind und den Wellen getragen, wogte sie auf ihren ganz eigenen Beweggründen beinahe vergessend einem kaum ersichtlichen Ziel entgegen. Ihr Spiel, ihr Übermut – warf sie sich im Übermut und Eifer hinein in ihr Himmelstreiben, denn man konnte nie genug üben mit einem fremden Element.
    Und doch ermüdete es sie, so dass sie langsamer werden musste. Es war viel schwieriger, die Emotionen zu benennen, die sie jetzt sich selbst im Zorn gegenüber empfand, als eine weite Häuserschlucht zu überspringen. Zu schwerfällig, würde sie es benennen, was andere mit Anmut beschreiben mussten, ja, anerkennen, dass eine Yassalar, geschlüpft in den Weiten des Meeres, selbst in der Leere mit Grazie beschenkt war.
    Ihr fischgleicher Körper war so kühn, in Lust und Jubel und Kampf, erhaben zwischen Erde und Himmel, im Fallen und Jagen und Stürzen, als sei sie ohne Gewicht. Sie stürzte sich nicht nur hinab, sondern auch hinauf, nutzten Ecken, Kanten, Risse im Gemäuer, triumphierte sie über das Gleichgewicht.
    Ein Lachen stieß sie aus, gab es ihren Göttern hin, warf einen grimmigen Blick hinauf, um nur noch schneller zu werden, in Aufforderung, dass man sie niemals fangen könnte, offenbarte sie die Freiheit ihrer Natur. Der Atem der Welt war ihr Pfad, der Arm, der sie wiegte, sie warf.


    Abrupt hielt Zarasshin Asdis inne. Sie schmeckte die Nacht, diese Spur wollte sie haben, flimmerten ihre Jagdinstinkte auf, schlug sie ihren geschmeidigen Körper hinab in eine Bauchlage. Von der Höhe erfasst, zur Tiefe gezwungen fiel sie hinab, landete sie zart und unbemerkt. Wie auch?, – angetan mit schwarzem Meeresleder, dem es kaum möglich war, ihren strammen Leib zu verhüllen, blieb sie eins mit der Finsternis. Handbreite Bänder, die sich wie Schlangen um sie wanden und jede Bewegung lebendig begleiteten. Ihr mächtiger Trieb hetzte sie weiter in eine dunkle Straße, in der ihre leichten, baren Schritte kaum erklangen und das leise Echo übertrug sich auf ihr Blut. Wer hatte behauptet, sie habe kein Ziel diesen Abend? Schnell bewegte sie sich durch das Labyrinth der Stadt dahin zurück, woher sie ursprünglich gekommen war. Und vergangen war aller Spaß, die Ernsthaftigkeit fesselte Zarasshin in die Aufgabe, die sie sich gestellt hatte.
    Es wurde still, die Stadt ging leiser.
    Mit unbewusster Eleganz trat sie zu dem einzigen Mann, den sie hier hatte sehen können. Er war ihr fremd, sie kannte ihn nicht. Aber das war irrelevant, er schien ihr kräftig genug, er stank nach Hafen und Pech, dass er vor ihr Augenmerk geraten war und zimperlich war sie noch nie gewesen.
    Ihr“, sprach sie ihn an und reckte stolz das Kinn, unnahbar waren ihre Schultern gestrafft … siehe ihre Pupillen silbern, Vorsicht, wenn sie violett sich färben, „werdet uns begleiten.“ Man sollte keine voreiligen Schlüsse ziehen, welche Absicht sich hinter einem solchen Angebot verbergen mochte.

  • Es war kein guter Tag, es war keine gute Woche. Grade einmal genug zum Leben hatte er verdient. Na eigentlich nur zum Überleben. Nicht einmal für eine Frau reichte das Geld, nur für Brot.
    Ein wenig triumphierend sah Suna ihn an. Hätte er es mal nicht so oft für Frauen ausgegeben, dann wäre heute zu dem Brot vlt auch noch eine Wurst oder ein Käse drin gewesen. Aber er war ja selbst schuld. Mit gehobener Nase aß sie Schweigend ihren Anteil am Brot. Jonos schwieg ebenso, diese Genugtuung wollte er ihr nicht geben. Aber nach dem Lächeln in ihrem Gesicht, ihren Blicken und ihrem genüsslichem Schmatzen zu Urteilen, hatte sie schon ihre Genugtuung. Denn sein Blick sprach nur eines, Sehnsucht, Sehnsucht nach Fleisch, und zwar nicht nur dem des Schweins, nicht nur dem zum Essen. Doch dies hatte er nicht und so kaute er weiterhin auf diesem trockenen Brot herum. Trocken war es, saugte jede Feuchtigkeit aus seinem Mund und schien immer mehr zu werden. Bei jedem anderen Essen hätte er sich wohl gefreut wenn es mehr wurde, doch hier, hier wurde es schon fast zu viel. Doch der Hunger war da und er war groß genug um über alles hinweg zu sehen. Er hatte heute schwer getragen, er hatte Hunger und dem war es egal was er aß, Hauptsache er aß.
    Verdammte Halsabschneider. Die im Hafen bezahlten schlecht und die auf dem Markt verlangten viel. Suna quittierte alles nur mit einem weiteren Lächeln.
    Beide hatten es sich in einer Seitengasse gemütlich gemacht und lehnten nebeneinander an einer Hauswand. Der Tag ging zur Neige, sie sollten sich noch etwas zum Schlafen suchen, hier konnten sie nicht liegen bleiben. Hier liegen, wie ein par Penner, schoss es den Halbashaironi durch den Kopf. Nein dies auf keinen Fall. Und vielleicht brauchte er ja auch gar keinen schlaf, vielleicht konnte er ja noch etwas Arbeit finden für diese Nacht, um wenigstens Morgen Frühstücken zu können.
    Nach dem beide fertig waren, waren sie sich einig, weiter zu Arbeiten, oder es wenigstens zu versuchen. Da Suna an Land nicht grade die Geschickteste war, kletterte sie behände seinen Mantel herauf um es sich im weiten Kragen gemütlich zu machen. Wohin willst du nun?
    Weiter, einfach weiter, irgendwo dort muss doch noch eine Schenke oder so sein, vielleicht bekomme ich dort ja eine Arbeit.
    Er ging, wenn auch gemütlich, bestimmt in eine Richtung, dessen Ende ihm unbekannt war. Es war in einem äußeren Teil des Händlerviertels, wo genau konnte er gar nicht sagen, denn er war hier noch nie zuvor. Der Hafen hatte ihm heute kein Glück gebracht, die Händler sollten dies richten. Suna verkroch sich immer tiefer in seinen Mantel, bis sie an seinem Rücken hing. Er war sich nicht sicher, warum sie dies tat, war sie einfach nur Müde, machte ihr die Umgebung angst, oder hatte sie einfach nur genug der Genugtuung. Es war ihm auch irgendwie egal, seine Gedanken drehten sich im Moment um andere Dinge, wenn auch nicht lang. Da ist was, hauchte es aus seinem Mantel, ehe er selbst das Was erblickte. Jonos ging kurz einen schritt zurück, wie hatte sich diese Person so näher können ohne bemerkt zu werden. Wer war sie und was wollte sie? Nun letzteres schien sich ja leicht beantworten zu lassen, sie wollte das er mitkam. Aber wohin und warum? Irgendwie kamen nur noch mehr Fragen auf und eine blieb, wer war die Unbekannte?
    Diese dunkle Haut, die bleichen Haare, dies musste wohl eine der Yassalar sein, von denen er gehört hatte. Die Welt war sich immer noch uneins, was der größere Schrecken der Meere war, Piraten oder Yassalar. Und außerdem war es eine Frau, und eine nicht grade unansehnliche, wie Jonos zugeben musste. Ein grinsen musste er sich unterdrücken. Es war eine Frau, unverkennbar, ihre grazile Gestallt, ihr straffer und auch athletischer Körper besaßen eine ungeheure Ausstrahlung, wie er sie bisher nur ein Mal erlebt hatte. Und zwar bei einer Domina. Ihre ledrige Kleidung umschlung sie eng, so eng, dass man meine könnte, sie gehörten zur Haut. Und ihre Worte ließen keinen Zweifel aufkommen, dass diese Frau dominant war. Und wenn er eines aus seiner Lehre wusste, einer Domina widersprach Mann besser nicht. Und einer so attraktiven Frau, folgte Mann sowieso gerne. Nun denn, geht voraus.
    Suna wollte wohl fragen wer diese Person war, doch sie sollte besser still sein und so griff Jonos linke leicht hinter seinen Rücken um der Fee den Mund zuzuhalten, ehe sie das erste Wort hatte zuende flüstern können. Dies war eindeutig der falsche Moment für ihre Worte. Niemand musste Wissen dass er eine Fee bei sich hatte. Sie konnte zur Not noch hilfreich werden. Doch da er nicht der Beste war, brauchte er dann auch den Überraschungsmoment, und daher hatte sie ruhig zu blieben. Sie verstand seine recht deutliche Geste auch und blieb ruhig, bewegte sich nicht weiter, hielt sich einfach nur fest. Jonos hielt seine zweite Hand ebenso hinter dem Rücken, um den Schein zu erzeugen, dass beide Hände dort aufeinander trafen und es eine normale Geste war.

  • Als er zurück trat, so tat auch Zarasshin es, verschränkte die Finger abwarten miteinander, ließ ihn seine eigenen Schlüsse ziehen, und tastete ebenso mit kaltem Enthusiasmus über seinen Körper. Schattige Ringe malten sich unter seine Augen, glaubte sie Müdigkeit und Hunger in einem Körper erkennen zu können, der Strapazen gewohnt zu sein schien.
    Kein Wort hätte eindrücklicher sein können, als der Augenschein. Geruhsam hatte sie gelernt, dem anderen Atem zu lauschen, um zu erfahren, ob das Herz schneller schlug, das zerbrechliche Leben darin zu begreifen: ein süßer Strom, einschmeichelnder Töne, um ihre empfänglichen Sinne darin zu baden, sie durch Entzücken zu ermatten, wenn sie Anstalten machten zu fliehen.
    Um ihre dunklen Lippen flackerte ein abwertendes Lächeln auf, als sie die Andeutungen eines Grinsens auf seinen Zügen zu sehen glaubte, hast du nun gesehen, was es zu sehen gibt? Gerne würde sie ihm alle Gedankengänge gönnen, die er als Vergleich ziehen mochte, was auch immer er glaubte in ihr zu sehen: die Meinung anderer interessierte Zarasshin nicht.


    Eine unerwartete Verwunderung nahm jedoch in einem dunklen Schatten von ihrem Gesicht Besitz, als sie den Kopf nach seiner Antwort neigte – aber dennoch blieb es unverändert, wie es immer war: stumm und ohne ersichtliche Empfindung wie zuvor.
    So fügsam, so zahm? Keine Wiederworte, keine Fragen nach dem Weshalb? Kein Streit … nur geht voraus?, mit höflich verschränkten Fingern auf dem Rücken … sie hielt sich davon ab, zu ergründen, ob er dort eine Waffe versteckt hielt. Es würde ihm schlecht bekommen. Er wusste was dort vor ihm stand, es war ihm in die Augen geflossen, auch wenn er anscheinend nur die Weibliche sah; und auch, wenn sie an keine von ihm ausgehende Bedrohung glaubte, denn gegen eine Yassalar anzugehen, da fanden nur wenige Mut, so wusste sie doch um die Flügel der Angst. Daneben fand sie weder Argwohn, noch Unwille; allein, sie würde wachsam sein. Das war ihr Urteil heute Nacht.
    Was für ein ärgerliches, kleines Gefühl. Zarasshin zog sich auf würdevolle Art zurück, wie er es nicht mit anderem hätte erreichen können. Sie stimmte mit einem Nicken zu, hielt ihre tödliche Kraft im Zaum, weil die Yassalar ohnehin einfach nie einen Grund brauchte, um zornig zu sein; so dann später eben, nach getaner Arbeit. Später dann. Vielleicht würde sich etwas finden lassen ihn zu reizen ...


    Die Nacht war hell, wie immer in der Stadt. Das seichte Laternenlicht fiel in großen Tropfen durch die Zweige, fiel es über die Kanten der Häuser, durch das löchrige Dach dieser Ansammlungen, es malte rötlichbleiche Flecken vor ihre Schritte und glitt über ihre Arme, überzog farbig die Manschetten, als Zarasshin sich darin bewegte. Es wogte über sie, ein Gitterwerk von Licht und Schatten, mit dem es die Stadt in seinem Netz einfing.
    Die Dunkle genoss es die Straße hinab zu gehen, jeden einzelnen Schritt zu setzen, vom Ballen abzurollen bis hin zu den Zehen, die Arme schwach hängend lassen an den Seiten, die Kiemen weit zu öffnen und zu schließen, um dabei nach dem Mann in ihrem Rücken zu lauschen, den das tränende Schwert in zwei Hälften teilte. Einen Blick über die Schulter gönnte sie sich dann doch, als könnte man dem Gehör eines Meerwesens nicht trauen – maß ihn flüchtig, ob er immer noch so gefügig folgte und war zufrieden mit dem, was sie sah.
    Es war nicht weit. Aber es war ein für sie schwer zu gehender Weg, dem sie bereits jetzt schon folgte. Und auf gewisse Weise war es tröstlich ihn nicht allein gehen zu müssen. Nimm dem Ding die Seele nicht … versuche nicht zu verstehen, sagte sie sich, du zuckst doch nicht zurück, du schreitest weit aus, weil dein Mut noch größer ist.
    Und besser auf andere zeigen, wenn in einem selbst Ungewisses zu finden war – „Wo habt Ihr Eurer Misstrauen zurück gelassen, so dass Ihr einer Yassalar ohne zu zögern folgen könnt?“, fragte sie nach vorne gerichtet und, wenn ihm ihre Stimme so zu leise war, dann würde er aufschließen müssen, um ihr zu erklären, ob er nicht um sein Leben fürchtete.

  • Jonos war sich nicht sicher was er hier tat, nun eigentlich doch. Welche Wahl hatte er schon, zu flüchten oder zu kämpfen. Doch kämpfen kam nicht in den Sinn. Suna zitterte zwischen seinen Händen und hielt sich weiter bedeckt. Hoffentlich kamen sie bald an ein Gewässer, dann könnte sie darin Schutz suchen. Doch Schutz vor einer Yassalar im Wasser zu suchen war wohl auch nicht ideal. Also Flüchten ging nicht und Kämpfen ebenso wenig. Es blieb nur ihr zu Folgen und zu erfahrne, was sie wusste.
    Außerdem fragte er sich ob irgendwo noch mehr seien. So lange sie liefen blickte er immer Wieder in die Gegend, versuchte die Dunkelheit zu durchbrechen, zu erkennen, ob da mehr waren. Er sollte schließlich „uns“ folgen, oder war dies nur, dieses höfische Geschwätz der Pluralität. Er sah Nichts, nur irgendwie beruhigte ihn dies nicht, sie hatte er schließlich auch nicht mitbekommen. Er musste doch zugeben, dass er ein gewisses Unwohlsein verspürte, vielleicht war dies auch nur dem Zittern hinter seinem Rücken geschuldet. Doch er fand auch immer wieder etwas, um sich zu beruhigen und sich die eigene Nervosität hoffentlich doch nicht anmerken zulassen, ihren Hintern. Sein Blick glitt immer wieder auf diesen, wohl geformt wie er doch war. Sie war wirklich gut Trainiert. Und doch erinnerte ihn der schwarze Glanz in den Schwingungen der Schritte daran, was sie noch war, tödlich trainiert. Sie war eine Yassalar, einem Piraten zu mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar gefährlicher und doch, war sie eine Frau. Er sollte wirklich lernen seine Augen besser zu kontrollieren. einem Piraten starrte er schließlich auch nicht auf den Arsch. Sein Blick wanderte höher, sie hatte zurück zu ihm geblickt. Nun denn, sie vertraute ihm nicht. Warum auch? Sie hatte keinen Grund dazu. Es war erstaunlich genug, dass sie ihm überhaupt den Rücken zeigte. Ein schöner Rücken. Eben so gut hätte sie hinter ihm die Wache schieben können, ihn besser kontrollieren, besser in den Rücken fallen. So viel Vertrauen hatte sie also schon einmal. Die Frage war nur noch, ob in seine Absichten, oder ihre eigenen Fähigkeiten, ihn selbst dann noch einfangen zu können? Kurz zuckte sein Bein, sollte er es vielleicht einmal versuchen, nur so zum Spaß. Wie schnell hatte sie ihn wohl wieder eingefangen? Er war hungrig und erschöpft, fangen würde sie ihn also sicherlich. Trotzdem, wie viele Meter kam er wohl, bis sie sich auf ihn schmiss. Der Gedanke belustigte ihn sichtlich. Welchen Mann würde es schließlich keinen Spaß machen, wenn eine Frau sich auf ihn warf. Doch es war Sunas, ja fast schon zorniges, Zischen, was ihn wohl daran erinnern sollte, dass dies hier kein Mondscheinspaziergang mit anschließender Knutscherei werden sollte. Doch noch ehe er sein Grinsen weg gewischt hatte, hörte er ihre eindringliche Stimme. Weiter grinsend. Oh, ich folge keiner Yassalar, ich folge einer Frau. Erneut lies er seinen Blick offensichtlich auf ihren Körper schweifen, sollte sie doch wissen, was ihn hier beruhigte. Immer noch besser als eine Sorge in seinen Augen zu sehen, die sie als Angst hätte interpretieren können. Einer Frau die wohl meine Hilfe braucht und gut aussieht, also wieso sollte ich dies da abschlagen? Sein rechtes Auge zuckte kurz. Suna hatte wohl nicht ganz verstanden was er vorhatte und stichelte in seinen Rücken. Jonos spannte die Arme an, als würde er sie Strecken und schauspielerte ein schlechtes Gähnen, während er mit den Händen sie nur um so fester hielt. Am liebsten hätte er sie wohl angeschrien, doch war dies wohl kaum der richtige Moment dafür. Und, was führt eine hübsche Frau so spät hinaus in die Nacht? fragte er als wäre dies ein einfacher belangloser Spaziergang. Suna hingegen quittierte sein Drücken mit einer feuchter werdenden Hose. Das Wasser ronn ihm sein Hosenbein hinunter. Jonos schloss kurz seine Augen, ein genervter Gesichtsausdruck machte sich breit, welcher ihm seine Mundwinkel schräg anheben lies, bzw. den anderen absenkte. Seine Augen rollten hinauf und legten seine Stirn in Falten. Dieses kleine… Feending, dachte er sich während er versuchte das kalt nasse Missgeschick zu ignorieren.

  • Kein Vertrauen war es, das sie voran gehen ließ: sondern Arroganz. Was gäbe es ihr zu trotzen? Besser war es immer einen Schritt voran zu machen, als sich umzusehen, damit man sah, was sich heranschleicht.
    Nun, außerdem, sollte er davon rennen, wahrscheinlich würde sie nicht einmal die Kraft verschwenden ihm zu folgen … oder? Eine gute Jagd verlockte stets. Ihr Arm ruckte seicht, als sie einen der metallenen Stifte in die Abschussvorrichtung einrasten ließ – wer sagte etwas von … körperlichem Einsatz? Diese Nacht war sie schon genug gelaufen, während doch Schwimmen ihre bevorzugte Fortbewegungsart war.
    Sie spürte seine Augen, als seien es tastende Hände. Sie spürte es wohl, dann drehte sich auch ihre Schläfe, um mit einem Auge nach hinten sehen zu können und ja, sie wusste, mit was er seine Furcht überzeugte, ablenkte von den beunruhigenden Gedanken, die ansonsten seinen Verstand überflossen hätten. Nur Blicke … zwei Worte, die das Verlangen der Schwester kaum zu zügeln wussten, die Augäpfel drehend zwischen den Fingern fühlen zu wollen. Weshalb so gereizt diese Nacht? Zarasshin wusste durchaus, wie ansehnlich ihr Leib geformt war: welchen Anblick die sich, unter der Haut wie Aale, windenden Muskelstränge boten.

    Hilfe? Zarasshin lachte hörbar, durchaus ein angenehmer Laut. „Ihr irrt“, antwortete sie noch ruhig, noch mit der Erheiterung in der Stimme. Es gab nur Dinge, die sie für sich als zu unwürdig zu tun empfand, „schmeichelt uns nicht, die Worte sind verschwendet.Spart den Atem. Als sie dann plötzlich auch schon herumfuhr, ihm mit einem weit ausgreifenden Schritt nahe war und ihm, würde er nicht schnell genug ausweichen, mit einer Hand vor die Brust stieß, während es ansonsten nur ein unwirscher Wink durch die Nachtluft blieb.
    Ihre Augenfarbe wechselte von silbern zu einem warnenden Violett. „Begeht nicht den Fehler mich mit einem Eurer Weibchen zu verwechseln.“ Die Wirkung ihrer Gegenwart, die ihr Gewohnheit geworden war, und wohl auch das Bewusstsein darum, sonderte sie von diesen Trockenen ab. Die Berührung ihrer Hände wäre so, als würden Abertausende von Messern von der Hand eines Sturms herumgeschleudert, also besser: man reizte sie nicht noch mehr.


    Zarasshin sah an ihm hinab. Er hatte sich benässt? Gewiss führt uns nichts hinaus, um das einmal erleben zu können. Sie fühlte ernüchtert, silbern nahm sich der Groll wieder aus ihren Augen zurück. Sie sah wieder auf und, obwohl es ja für sie selbst wenig beschämend sein musste, fehlten ihr gerade die Worte.
    Ihr Kiefer zitterte, weil sie ihre Zähne zu fest aufeinander presste, ob aus Belustigung oder Unmut ließ sich schwer feststellen. Keine Erklärung, noch Ausflüchte wollte sie hören. Sie verstand ihre Wirkung, die sie auf andere hatte, auch wenn sie die Furcht selbst nicht kannte.
    Mit einem Ruck drehte sie sich ab, um wieder in eine noch strammere Gangart zu verfallen.

  • Na immer hin, dachte sich die Halbschlange, Lachen kann sie schon mal. Das ist doch ein Anfang. Doch schon wirbelte alles wieder. Reflexartig tat er das, was er bei den Piraten gelernt hatte, er festigte seinen Stand, er wich nicht aus, und erduldete die Schmerzen als Zeichen, dass er noch am Leben war. Er ertrug den Schmerz und blieb standhaft, wich keinen Zentimeter, so wie es ihm auf dem Schiff gelehrt wurde und er lächelte, so wie es ihm im Bordell gelehrt wurde. Es tat weh, er spürte ihre Hand mehr als nur deutlich. Seine Haut war unter dem Hemd gerötet, dort wo sie angegriffen hatte. Doch er war stehen geblieben und hatte kein Zeichen des Schmerzes nach Außen dringen lassen.
    Sie hatte wohl recht, er sollte sie vielleicht mehr als die Gefahr sehen, denn als Frau. Sie behandeln, wie er Piraten behandelte. Kräftig genug war sie ja und auch aggressiv genug. Hintern und Busen weg gedacht, gab sie einen formidablen Piraten ab. Und doch kam er nicht um hin, selbst in diesem „ergriffenen“ Moment ihre Weiblichkeit ebenso zu sehen. Er war halt ein Mann. Trotzdem schaffte er es dieses Mal ihre Augen im Blick zu behalten.
    Keines seiner Weibchen, erstaunlich wie sie doch redete. Sie war eine Frau, ob sie nun wollte oder nicht. Aber vielleicht hatte sie damit recht, dass er hier anders reagieren sollte.
    Doch Suna war ihm bei alle dem keine große Hilfe. Eher das Gegenteil war der fall. Seine nasse Hose quittierte sie herablassend. Er spührte wie sein blut heißer wurde, wie es ihm im Kopf dröhnte. Dieser Blick, ihr Blick, so was konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Die Wut stieg in ihm auf und wärmte ihn. Die Kälte der Nacht war weg, da war nur noch der gebrochene Stolz und Wut. Wut über Sunas Aktion, Wut über der Yassalars Blick. So wollte er nicht vor einer Frau stehen und schon gar nicht vor einer Domina. Es wurde wohl Zeit zu zeigen, dass auch er Mum in den Knochen haben konnte.
    Sie lief erneut voraus. Doch Jonos beschleunigte und holte sie ein. Er ging ein zwei Schritte voraus und blieb dann vor ihr stehen, ihr zugewandt. Sein Blick haftete auf ihren Augen, welche nun wieder silbrig waren, doch für wie lange wohl.
    Und ich bin keines eurer OPFER. Ich folge euch freiwillig. Und solltet ihr mich töten, bringt UNS das definitiv nicht weiter. Ihr verliert Zeit und braucht einen Neuen, oder ihr müsst es selbst tun, oder sogar ganz sein lassen. Also gebt euch damit zufrieden, mir zu drohen bringt UNS nicht weiter. Er sprach deutlich, er sprach aggressive. Ein Fehler, wie er wohl nun selbst etwas zugeben musste, und doch hatte er sich wenigstens beruhigt. Er atmete schwerer und doch wurde es nun langsam leichter. Die Wallungen seines Blutes beruhigten sich. Ihre arroganten Blicke konnte sie nun stecken lassen. Er war vielleicht keine Lichtgestallt, oder Schattengestallt wie sie, doch so abschätzig lies er sich nun er nicht behandeln. Ehe sie etwas sagen konnte, macht er den Weg wieder frei und stellte sich neben sie. Es kann weiter gehen.

  • Gelächelt hatte er, gelächelt und war nicht ihrem leichten Stoß ausgewichen, den so mancher schon als hart empfunden hätte. Sie wusste nicht um den Schmerz, den sie bereits verursacht hatte und selbst wenn, hätte sie es nicht als solches anerkannt. Wahrscheinlich kam es auf das Wesen eines jeden Yassalar an, auf seine Einstellungen und die Hemmschwelle seiner Aggressivität, doch es blieb einfach so, dass es ein Trieb war, der sich kaum kontrollieren, noch lenken ließ, brach er einmal durch den bewussten Willen, da er so ursprünglich und überlebenswichtig war, wie wenig Zarasshin auch sonst begrenzt fühlte: sich an den Ufern zu reiben, da man gesetzt bekam, nach dem letzten Flossenschlag immer noch einen mehr zu wollen, zu provozieren und diese Trockenen zu verachten. Barst nicht die Quelle unter dem Druck, wenn man stets versucht hat, sie verschlossen zu halten, um dann zuletzt die Hand wegzuziehen? Also lieber dosiert verwenden, dann war es auch die innere Schwester zufrieden. Meistens brodelte es nur, begann in den Gliedern zu schmerzen und ihr unbewusst die Augen suchend zu lenken, auch wenn Zarasshin diese Nacht noch lange nicht bereit war, ihren Körper außer Hand zu geben.
    Deshalb grinste sie, für sich, ungesehen – dergleichen konnte sie anerkennen: die Standhaftigkeit und die Kühnheit. Aber wenn er glaubte, dass dies ein Angriff gewesen sei, so sollte er sich gefasst machen, wenn sie erst Anlauf dafür nehmen würde … in den der Fremde nun verfiel. Sie bemerkte seine schnelleren Schritte, sah, wie er sich an ihr vorbei schob und wahrlich … er stellte sich ihr in den Weg, wie Zarasshin amüsiert bemerkte. Eine silberne Braue wölbte sich fragend.


    Sie erwiderte seinen eindringlichen Blick. Und Zarasshins Gesicht zeigte auch die Abneigung offen, obwohl sie ihr Kinn im Gegensatz ergeben neigte und ihm seine hitzigen Worte gewährte. Teilnahmslos und träge nahm sie die bekrallten Finger unter eine jede Achsel, so dass sie sich nicht an ihn werfen würde, während sie zuhörte. Kurz hoben sich die schwarzen Lippen in der Herausforderung seines schneidenden Tons, kurz nur war es der Schattenhai, der aufruckte, in dessen Anwandlung sie sich flüchtig zeigte.
    Teile seines Gehirns, die noch rational arbeiten konnten, die nicht beherrscht wurden von einer archaischen Panik, müssten es erkennen, du bist nicht in Gefahr. Nun. Freiwillig also. Er wendete sich ihre Aufforderung zu seinem eigenen Antrieb? War es dann leichter zu ertragen? Bitte, es zählte nicht, wie er es sich annehmbar machte.
    Ihr seht das ganz richtig“, ganz sanft jetzt, weich rollend die Zunge, fühlte sie sich weder davon angegriffen, noch beleidigt. So war es wohl mehr ein Erfolg, als dass man es als Fehler würde bewerten können – denn, zu seinem Glück, bezog sie die Betonung des Plurals nicht auf sich. Und als er den Weg wieder freigab, „gehen wir.“ Glück eben.


    Langsamer setzte sie jetzt ihren Schritt, so beruhigt wie ihr fremder Begleiter nun, in dem die Wut gezügelt war, die Gischt sich zu sanften Wellen abgeklungen hatte … wollen wir es beinahe friedlich nennen, wie sie nebeneinander gingen, solange sie die Stimmen nicht erhoben?
    Trat man dann unter die wenigen Bäume, die allmählich das Licht zurück zwangen und Dunkelheit unter sich warfen, fand man dazwischen einen, spärlich mit alten Pflastersteinen gezeichneten, Weg zwischen zerbrochenen Säulen, die gen Blätterdach standen, mit weißem oder bereits bemoostem Ton noch stumpf in der spärlichen Helligkeit glitzerten. Zarasshin liebte nicht die luftige und einsame Frischung des Ortes, sondern die Anwesenheit der Einsamkeit, die hier zusammengepresst erschien, als könne sie diese mit einer Faust umschließen. Wer einst am Ende der Straße sein Heim gefunden hatte, wohnte hier nicht mehr und nur die Raben krächzten ihre Stimme in den Wind.

  • Geschwiegen wurde, Schritt für Schritt. Stumm liefen sie neben einander her. Sie hatte ihm nicht den Kopf abgerissen, immerhin, ein Anfang. Er war sogar fast der Meinung, dass sie etwas amüsiert war.
    Jonos konnte kaum sagen, wie lang sie nun schon unterwegs waren. Er konnte nur sagen, dass er hier noch nie war. Die Gegend war neu, unbekannt für ihn. Und nach dem immer stärker verwitterten Wegen und Säulen zu urteilen, war dieser Weg wohl auch vielen anderen unbekannt.
    Doch es war nicht nur die Umgebung, welche ihm ins Auge fiel, immer wieder suchte sein Blick auch seine Begleitung. Sie war gefährlich, gar keine frage, doch sie war und blieb eben auch eine Frau und so steuerten seine Augen immer wieder ihre Form an.
    Die Hände auf seinem Rücken ruhend, hatte es sich auf diesen Suna gemütlich gemacht. Sie liefen schon eine ganze weile, ruhig war es geworden. Ein wenig hatte sie immer noch Angst, was wollte diese unbekannte? Doch zugleich und vielleicht so gar noch stärker, war ihr langweilig. Es passierte so gar nichts hier, zwischen Mantel und Rücken. Sie sah nicht mal was. Wo hatte diese Fremde sie hingeführt? Und war sie wirklich so gefährlich, bisher war doch nichts geschehen. Und so kam es, dass die kleine Fee ihren Kopf raus streckte aus dem Mantel. Sie stützte sich etwas auf seinen Armen ab und sah am Mantel vorbei. Weit kam sie nicht heraus, sie ließ den Mantel nur leicht sich anheben, als wäre es der Wind, welcher ihn in Schwung bringt. Ihr Blick wich nach Außen. Was war dies für ein Ort? Suna kam noch etwas weiter raus, so weit, dass ihre Nase fast den Mantel verließ. Zum Glück war die Yassalar auf der anderen Seite. Majestätisch erhoben sich die alten Säulen und zeugten von vergangenem Rum und Herrlichkeit. Lange waren hier schon keine Menschen mehr gewesen. Die Natur fing schon wieder an, diesen Boden für sich zu beanspruchen und schickte ihr Moos gen Weg und Säulen.
    Jonos hingegen wunderte sich, was er hier sollte. Dies war nun nicht wirklich ein Ort, an dem er sich oft aufhielt. Das Gegenteil war wohl ehr der Fall und zwar nicht nur für ihn, sondern für alle Rassen. Hier war rein gar nichts, abgesehen von Zerfall und vielleicht leise widerhallender Geschichte. Die Geschichte war so leise, dass selbst seine „Entführerin“ eine lautere Körpersprache hatte. Und so kam es, dass er sich zwischen dem hin und her von Säule, Frau, Moos, Busen, Säule… sich letztendlich doch für die Domina als interessantestes Objekt an diesem Ort entschied. Wer bist du eigentlich? Fragte er ohne auch nur ihr in die Augen zu blicken, seine Augen blieben doch etwas tiefer hängen.

  • Und für wen hier nichts war, der wisse, dass es ein Ort mit Erinnerung für die Yassalar bedeutete. Unter einem letzten steinernen Torbogen blieb sie stehen und sah in die Höhe, die sich als Turm langsam aus der Dunkelheit schälte, in der der Wind spielte und die Raben ihre Nester bauten. Schwarze Federn verbargen die Fußspuren, die sie hier einst hinterlassen hatte – wie lange war es nun schon her?
    Wie so tief versunken ihre Gedanken, so erschreckend plötzlich herausgeholt fand Zarasshin sich, als die Stimme ihres Begleiters sie erreichte. Wahrheitsgemäß? … könnte sie alles sein, doch wenig Gutes entstand gewohnheitsmäßig aus einem Treffen mit einem Yassalar. Alles Erlauschte und Angenommene streifte doch nur kraftlos an einem vorüber, nur aus eigenem Erleben vermag ein jeder das Wesentliche wirklich erlernen.
    Und als sie sich umwandte, strahlte seine Haut so bleich wie der Mond, während er nur ihr grinsendes Gebiss sehen konnte, in dessen Mundwinkel die spitzen Zähne blinkten, und die silbernen Strähnen ihres Zopfes, die sich auf die Schultern legten. Sie war die Dunkelheit der Meere, die lichtlosen Tiefen, in denen seine Welt eines Tages versinken würde … daran glaubte Zarasshin.
    Eigentlich?“, das klang nach Trotz und Aufbegehren, eine Frage nach ihrer Anmaßung. Eindringlich besah sie ihn, was ging da vor hinter der blanken Stirn? Immer waren die Instinkte wissender als die wachen Gedanken, war schon alles vorausgewusst … Zarasshin wunderte sich: nicht bei ihm? Ihr Kopf neigte sich in der Betrachtung … in der Überlegung …


    Ihr findet diesen Körper anziehend …“, es war keine Frage, sondern eine festgestellte Beurteilung, wenn sie dem Weg seiner Augen folgte. Eine Feststellung, die ein Hauch Unglauben durchlief. Sein Unterbewusstsein legte ihr einen Todestrieb nahe wäre Zarasshin schlechterer Laune: ein Männchen, dass in die Sterne greifen mochte.
    Auf von ihm Unberechenbares war sie jederzeit gefasst – nur auf dies eine nicht, dass dieses Nichts eines Trockenen, anfing eine Yassalar zu begehren. Nicht einen Augenblick, und auch nur im flüchtigsten, war es ihr in den Sinn gekommen, sich innerlich vorzustellen, dass unter dieser atmenden, trockenen Form ein Körper sanft fühlte, wartete, der Körper eines sinnlichen Mannes, der wie alle begehrte und begehrt sein wollte, dass er es auch nur wagte sie zu ersehnen.
    Bestimmt hatte nie der Gedanke auch nur schattenhaft Zarasshin durch den Sinn gestreift, dass in seinem harten Körper die gleichen Organe sich spannten und in seinem Bauch die gleiche Lust sich drängen könnte … sie schnaufte herablassend. „Dann betrachtet, was unerreichbar ist“, sagte sie mit leidenschaftlich vibrierender Stimme, „denn es geht nicht um das Wer, sondern um das Was. Ein Name wird für Euch ohne Bedeutung sein.“ So wie es ihr bei ihm noch nicht einmal um das Was ging, trocken, mundatmend, schwach. Mensch oder Elf – sei es ohne Bedeutung. Sollten seine Freunde seinen Namen behalten.

  • Er hatte wohl die falschen Worte gewählt, so wie sie das „eigentlich“ auf die Wagschale warf. Nun denn, er musste sich hier wohl… gezielter ausdrücken. Erstaunlich, egal ob im Meer oder an Land, bei allen Frauen wurden die Worte der Männer auf die Goldwaage gelegt. Doof nur dass jede Frau andere Worte darauf legt. Aber nun gut, sie schien es ihm wohl nicht allzu übel zu nehmen. Außerdem, viel interessanter war doch ihre folgende Aussage. Bingo schallte es da in Jonos’ Kopf. Aber dies war ja nun auch nicht wirklich schwer zu erraten gewesen. Es schien nur seine linke Gesichtshälfte darauf zu reagieren. Augenbraue wie auch Mundwinkel zogen sich in die Höhe und gaben ein grinsendes fratzenhaftes Lächeln frei, welches wohl offenbarte, dass er sich keinesfalls ertappt fühlte. Nein, er war wohl eher froh über die Aus und Ansprache dieses Themas. Sein Blick wanderte daher Ausnahmsweise Mal höher, wenn auch langsam. Es dauerte einen Moment, ehe er von ihrem Busen über Schultern und Hals, bei ihren Lippen und letztendlich bei ihren Augen angelangt war. Dabei genoss er es sichtlich, sich Zeit zu lassen und ihren Körper zu genießen. Schließlich sah Man(n) nicht jeden Tag eine Yassalar. Kurz die Lippen gespitzt wich diese Reaktion schnell wieder dem Grinsen und den Worten. Och, ich hätte da schon ein paar schöne Ideen, wie dieser Körper Spaß haben könnte. erklang es, als würde er sich belanglos über Wetter und ähnliche Langweiligkeiten unterhalten. Kaum waren die Worte geendet, zwinkerte er auch schon durch das erheben der linken Braue.
    Es war ihm wohl bewusst, dass diese kläglichen Versuche zum Scheitern verurteilt waren, aber es machte Spaß und er müsste es doch wenigstens probieren. Wäre doch auch Schade wenn nicht.
    Doch sie redete weiter und zeigte wohl deutlich ihm eine kalte Schulter. Nun denn, sie war wirklich eine Frau. Egal ob Yassalar oder Mensch, alle Frauen sagen erstmal Nein. Erstaunlich, wie sich diese weiblichen Geflogenheiten wohl bei allen Spezies durchgesetzt hatten. Doch er lies sich dadurch nicht seinen Spaß nehmen, schließlich, sagten sie ja erstmal Nein und nicht endgültig.
    Oh, keine Bange, dass werde ich tun, und ich werden euren Anblick genießen… eine kurze Pause trat ein, ehe er weiter sprach. Und, das Wer ist wichtig. Spach er mit offensichtlich gespielter Ernstigkeit. Sein Oberkörper lehnte sich nach vorne und kam ihr näher. Ich muss doch schließlich wissen, welchen Namen ich stöhnen soll. Dass gibt sonst immer so peinliche Momente, wenn es der falsche Name ist.
    Jonos hatte hier sichtlich seinen Spaß, und wohl auch schon wieder die Gefahr vergessen, sah er doch nur noch die Frau in ihr, eine Frau, die er nur zu gern gekostet hätte. Vergessen war die Kraft die sie besaß, oder auch ihre Tödlichkeit. Er amüsierte sich hier einfach einwenig mit ihr.
    Suna hingegen wunderte sich mehr und mehr über diesen Ort. Ihr Blick war nach hinten hinaus auf den Torbogen gerichtet, auch nach dem sie daran vorbei waren, weshalb sie den Mantel etwas weiter zur Seite schob und nun auch erstmals den Kopf hinaus streckte. Erst das Beugen von Jonos gen der Entführerin rüttelte sie aus ihren Gedanken und machte die kleine Fee darauf aufmerksam, das sie sich etwas zeigte. Schnell verbarg sie sich wieder, denn ihr war die Gefahr wohl bewusst. Mit Yassalarn spielte man nicht. Und schon gar nicht mit welchen die einen entführten. Und Jonos’ Verhalten sagte ihr deshalb nicht im geringsten zu. Wäre sie eine Flammende Fee, sie hätte wohl sich selbst und seinen Umhang vor lauter Wut in Brand gesteckt, doch so, wurde sie nur nass und nässer, ehe es fast schon einfach nur noch an hier herab auf Mantel und Boden plätscherte.

  • Ja gewiss, Waagschalen waren ein interessantes Gerät …
    … für das Schicksal, das sie mit einem Fingertippen neigen konnte, die Schale mancher Vergehen war schnell zum Überwiegen gebracht, so mancher Yassalar lernte den Wert des letzten Tropfens erkennen, das Gewicht des selten gesprochenen Wortes wog schwer …
    … wie sich einem nun erschließt. Und deshalb sollte er seinen Blicken mehr eine Leichtigkeit zugestehen, besser wäre es diese zügiger über sie wandern zu lassen, als die Augäpfel im Leichtsinn zu verlieren.
    Haltung zu wahren war oft eine Herausforderung für die Dunkle. Schwerer als gedacht, als Zarasshin seinen Blick erwiderte, wollte sie dem kühlen Gewährenlassen ihrer Natur entsprechen und ihn sprechen lassen. Hier sollte sich dennoch die Welle brechen, dachte Zarasshin, lauschte sie, wie er sie nach und nach verstimmte, dieser bedenkenlose Narr – und ich bin wirklich nicht kleinlich, zischte die Schwester.


    Ihre Hand vollführte eine schnittige Geste vor der Brust, die meinte, dass es langsam genug der beschämenden Worte sei. Sie sollte den Mann nutzen, wie es ihr zustand, wegen er hier war, gerade da ihr Verstand wusste, dass ein Trockener nicht aus Eigenschaften bestand, sondern aus Kräften und Strebungen, die miteinander im Widerstreit lagen und zum Ende hin immer die kurzsichtige Zerstörung obsiegte.
    Dieser Männliche war das beste Beispiel. Obwohl sie erfahren genug war, um zu wissen, dass man niemanden einen Einzelzug seines Wesens zum Vorwurf machen durfte, vielmehr ein jedes Wesen in seiner Gesamtheit fassen musste, so konnte die Yassalar es doch nicht verhindern, seine absichtlich zur Schau gestellte Dummheit nicht zu verstehen, die sie mit unmutigem Widerwille erfüllte. Alle Gewöhnung konnte es nicht hindern, dass ein grimmiges Flackern ihr durch die geschuppten Gewebe lief, als er in gänzlicher Unbefangenheit diese Sätze sprach. Zarasshin forschte umsonst in seinem beschatteten Gesicht, dass er wusste, was er herausforderte. Umso befremdeter wurde ihr, als sie ja an Unterwerfung gewöhnt war.


    Sie erfror, innerlich, wie äußerlich überzog sie die Eisschicht, deren Kälte in ihr klirrte. Spiel und Ernst, Sein und Schein. Zarasshin spielte niemals. Sie war kein Schein. Und eben stand der Mann auf der Klippe zum Fall, wir hören, oh ja, ich höre dir zu. Seine Gedankengänge blieben … abwegig und für sie nicht nachvollziehbar.
    Ihre Hand wanderte um sein Kinn, und wenn er nicht zurückzucken würde, hielt sie so dann leicht den zerbrechlichen Kiefer zwischen der Spannung ihrer mit Schwimmhaut bewebten Finger. Eine der schwarzen Krallen tippte ihm auf den Wangenknochen, während alle das Blut unter sich vertrieben, in weißen Punkten ruhten. Wich er aus, bliebe dennoch der drohende Fingerzeig, der in einer schwarzen Kralle endete. „Bei Zi’llail“, zischte Zarasshin, während das Violett vor ihre Sicht floss, „beherrscht Eure Zunge, Mann. Dafür haben wir keine Verwendung.“ Schnell wäre sie heraus geschnitten. Aus ihrer linken Armmanschette stieß der blauschimmernde Dolch und, wenn es einen guten Zeitpunkt zum Schweigen gäbe, dann wäre es vielleicht dieser.
    Und da sie ihm nun so nahe war, roch das Meereskind das Wasser an ihm, das sich um seinen Stand herum in einer Pfütze sammelte. Irritiert löste sie Arm und Blick und sah nach unten, während sie einen Schritt zurück tat. Mit der Spitze ihrer Waffe zielte sie dort hin. „Erklärt uns dies.

  • Zu spät bemerkte er, was Suna hinter seinem Rücken trieb. Konnte sie sich nicht mal zurück halten. Noch während seine Begleiterin seinen Kiefer packte, gab er der kleinen einen Stich mit dem Finger. Nun wurde wohl auch ihr klar, dass dies der falsche Moment war um wütend und vor allem flüssig zu werden. Trotzdem, er hatte es wohl mindestens genauso falsch gemacht und hätte er sich richtig verhalten hätte sie ja auch gar keinen Grund dazu gehabt. Hin und her gerissen, zwischen der Angst entdeckt zu werden von einer Yassalar und dem Wütendsein über ihren Schüler, entschied sich Suna letztendlich für das Schmollen. Sollte er doch zusehen, wie er da wieder raus käme. Sie würde schon vor der Yassalar fliehen können, Pech für ihn. Denn mit seinen „Verführungskünsten“ räumte sie ihm keine Chancen gegen eine ausgewachsene Yassalar ein.
    Ein wenig tat es weh, trotzdem lächelte Jonos nach besten Kräften. Er hatte einen Fehler gemacht, er hatte vergessen. Und dies leider gleich zwei Mal. Er hatte vergessen, welche Gefahr vor ihm stand und welche Sorge hinter ihm war.
    Doch nun war es ihm wieder bewusst. Sie drückte Kräftig am Kiefer, ließ sein Blut entweichen. Seine Augen gaben nun erstmals das Schlangenhafte von ihm Preis, sie verengten sich zu senkrechten Schlitzen und Blickten ihr entgegen. Er bereute seinen Fehler, den Verlust des Ernstes. Doch außer in seinen Augen war dies kaum auszumachen, hatte er doch weiterhin sein Lächeln aufgesetzt. Er wollte seinem Gegenüber nicht zeigen, dass es ein Fehler war. Er hatte sich für das entschieden, was er getan hatte und er würde dazu stehen ohne wenn und aber. Trotzdem war es wohl das beste für’s erste etwas ruhiger zu sein. Schließlich wollte er seine Zunge noch behalten. Auch wenn sie gespalten war.
    Er spürte wie Kralle an seiner Wange entlang glitt. Sie war scharf. Das Messer in ihrer Armschiene blitzte auf. Sie war gefährlich.
    Suna indes hatte sich wieder gefangen und ihr Wasser wieder abgestellt. Trotz alle dem, es war zu spät, sein Rücken war nass und es hatte sich eine Pfütze zu seinen Füßen gebildet. Und zu allem überdruss war diese ihr sogar noch aufgefallen. Die Yassalar tat einen Schritt weg von ihm und Jonos sah sie fragend an. Er ahnte worum es geht, doch hielt er es für das Geschickteste den unwissenden zu spielen. Hmm, was? Sein Blick folgte ihrem Zeig zu seinen Füßen und er erblickte die Pfütze. Nun ich stehe wohl in einer Pfütze. Er trat zur Seite, aus der Pfütze hinaus und schüttelte dabei lässig die Füße um die Nässe los zu werden, als wäre es an dieser stelle etwas ganz normales. Ich bin wohl in eine Pfütze getreten. Was soll ich da noch erklären? Bin eben tollpatschig. Sprach er schultern zuckend.
    Suna zitterte. Sie ahnte, dass die Yassalar das Lügenspiel ihres Schülers schnell durchschauen würde. Auch wenn dieser es lässig erklärte. Was würde sie dann wohl tun, mit ihnen bieden und was würde Suna dann vielleicht tun müssen? Jonos war noch kein so guter Magier, als dass er viele wirksame Zauber von ihr gelernt hätte, zumindestens nicht so wirksam gegen einen Yassalar.

  • Da Zarasshin nicht damit rechnete, etwas anderes als einen niederen und schwachen Menschen zu sehen, hatte sie seinen Pupillen wenig Beachtung geschenkt, die ihr ein wenig Aufschluss darüber gegeben hätten, dass ein Schein trügen konnte. Nicht sehr oft zeigte die Yassalar ein anderes als das sichtbare Bild von sich und gab sich, im Gegensatz zu vielen anderen ihrer Rasse, nicht dem Versuch der Täuschung hin. Unverfälscht zeigte sie, was und wer sie war und ist und sein würde … konnte Zarasshin von anderen weniger erwarten? Immer hatte sie die Wahrheit sich zum Spiegelbild gemacht. Zweifellos musste ein jeder wissen, wer dort vor ihm stand und stets damit rechnen, dass ihre unverfälschten Drohungen keine leeren Gebärden waren. Furcht hätte sie durchaus erfreut. Magie in ihm zu finden nicht.
    Jetzt befand sie es nur als äußerst unklug zu lächeln und keine Einsicht zu zeigen – riechen wir Übermut, neben dem Nass? Gut für ihn, dass Zarasshin um ihre Überlegenheit wusste, ein Übermaß an Selbstbewusstsein besaß, so keinen Bedarf an übereilten Demonstrationen hatte. Einzig sah sie an ihm um jede Erfahrung bare Unvernunft: sie nahm an, dass er noch nie eine Begegnung mit einem ihrer Rasse durchstanden hatte.


    Zarasshin erwiderte sein Lächeln, obwohl sie seine Worte als töricht befand. Sie lächelte, als habe ein Kind, dem sie wohlgesinnt war, einen Einwand vorgebracht. Es gab leider keinen Hauch großherziger Wärme in ihr. Wo nur das Dunkel ist, herrscht nicht einmal der Schatten, ganz lichtlos im Gegensatz zu ihm war sie und seine Worte waren anschaulich, das Beben seiner Schultern interessant genug, so dass es sie ein wenig ermunterte es ihn zu lehren, damit die frustrierenden Gedanken sie nicht letztendlich derart zornig machten, um ihren Gesten eine tödliche Note zu verleihen. Da sie etwas von ihm verlangte und er ihr gerade lebend mehr wert war … sie fand also einen Tropfen Toleranz in sich – nichts ist unmöglich, sprach bereits das Kind, später dann die Frau, immer in dem Versuch über sich hinaus zu wachsen.
    Trockenen fehlte einfach der natürliche Instinkt des Begreifens. Ihre Augen schweiften über das Blätterdach, sie fanden aufzuckende Irrlichter, umrissscharfe Glühwürmchen. Die Yassalar mussten ihrem Ruf gerecht werden, weil sie dazu geboren waren und kein Wesen unterlassen konnte, wozu es seiner Natur nach geschaffen war … dann lenkte sie ihren ausdruckslosen Blick zurück zu ihm.


    Eine Hand stützte sich an ihre Rippenbögen – so zuerst ein wenig mit der Beute spielen, ihn in dem Glauben lassen, dass sie lieber denn sein Herz aus der Brust nehmen wollte, somit auf seine Arme Kraft verzichten … und ihn durch seine Kehle entleeren.
    Ihr glaubt also, ich sei dumm“, meinte sie zunächst dazu und schwieg. Obwohl Zarasshin gänzlich ohne die Wärme eines echten Gefühls und aus einer Absicht gesprochen hatte, brauchte er keine Furcht um sein Leben haben. Der Zeitpunkt war längst wieder vergangen und dieser Ort stimmte sie zugegeben … freundlich, „nicht nur, dass Ihr an meinem Verstand zweifelt, sondern Ihr sprecht mir noch dazu die Gabe ab, abgestandene Brühe von frischem Wasser zu unterscheiden.“ Es seiner Geste nachahmend zuckte sie die Schultern.
    Die Spitze ihres Dolches setzte sich sanft an das weich fleischige Dreieck unterhalb seines Kinns. „Ich denke, Ihr solltet niederknien, um Euch selbst zu überzeugen, indem Ihr davon kostet, mh.“ Abgestanden oder frisch?
    Sie bemerkte verärgert, wie in sicherem Abstand zu ihr die Erde zu brodeln begann … ihre Lippen spitzten sich unwillig. Wie immer – der passende Moment.

  • Nun sie kannte Wasser. Was hätte er auch anderes von einem Wesen ihrer Art erwarten sollen. Sie war sicherlich nicht dumm und wusste, was sie tat und vermutlich sogar, was hinter ihrem Rücken vor sich ging, aber nicht, was hinter seinem vorging. Er ließ es zu, dass die Klinge seine Haut berührte, spürte ihre Schärfe, die selbst ohne Druck immer noch oberflächliche Kratzer hinterließ. Und doch verstarb sein Lächeln nicht. Irgendwie kam es ihm im Moment sogar etwas merkwürdig vor, also, dass es ihr nicht merkwürdig vorgekommen war. seit ihrer Begegnung hielt er die Hände auf dem Rücken, hielt Suna da versteckt. Und es wunderte sie nicht. Nun vielleicht kannte sie ja das Verhaltne der Landbewohner genauso gut, wie er das der Meeresbewohner. Wer wusste schon was typisch für den jeweils anderen war. Doch es spielte nun keine Rolle. Was eine Rolle spielte war, wie er sich aus dieser Situation wohl wieder entwinden konnte. Kurz überlegte er sogar einen Zauber ein zu setzen. Seine Augen fixierten sie, und sein Mund öffnet sich kurz, als würde er was sagen wollen und doch tat er es nicht. Wieder schlossen sich seine Lippen um kurz darauf erneut anzusetzen und doch nicht zu sagen, ehe er sich auf die Unterlippe biss. Den einzigen Zauber den er halbwegs konnte, lies ihn unter Wasser atmen, doch da würde er ihr wohl kaum entkommen. Er hätte somit lediglich für kurze Zeit ihren Unterwasservorteil ausgeglichen. Und so bedachte er sich kurz darauf seine Magie nicht einzusetzen, schließlich würde sie ihm nichts bringen. Vielleicht hatte Suna immer recht gehabt und er hätte mehr üben sollen. Dann wüsste er vielleicht auch einen Zauber der ihm beim Entkommen helfen könnte. Doch für diese Reue war es nun zu spät.
    Er konnte es nicht mit ihr aufnehmen, aber vielleicht sie wenigstens überzeugen. Sie wollte doch seine zunge herausschneiden, dann sollte sie doch wenigstens zuvor sehen, was für eine dies war. Gespalten trat seine Zunge während der nächsten Worte hervor und ließ ihn zischen. Ich weisszz nicht woher das Waßßer kommt.
    Suna hielt diese Lüge für wohl das Dümmste des heutigen Tages. Doch sie traf irgendwie doch eine gewisse Teilschuld. Schließlich versuchte er sie nur zu schützen. Vielleicht war es nun doch ehr an ihr, ihren Schüler etwas Schutz zu gewähren.
    Nein, piepste es leise hinter seinen Rücken. Lass ihn Leben. Sprach Suna sanft, währen sie hinter ihm hervor krabbelte und sich auf seine Schulter setzte. Bitte. Suna wusste was sie tat. Ihr BLick sah flehend zur Yassalar. Sie beendete das Lügen, es würde früher oder Später sowieso nicht gut enden, von daher ließ sich so vielleicht der Schaden noch begrenzen. Suna zeigte sogar etwas ihre Flügel, was sie nur äußert ungern tat, doch hierfür war dies wohl nötig. Langsam flog sie auf Zarrashin zu und ihre Hand berührte ihren Arm. Mit leichtem Druck, wollte sie ihr zu verstehen geben den Dolch runter zu nehmen, mit Druck und Magie. Ihre Worte klangen wie das Rauschen der Wellen, ein besänftigendes Flüstern der Wellen. Suna wollte den Zorn weg haben, Zufriedenheit sollte an dessen Stelle den Yassalar beruhigen. Bitte. Ein wärmendes Gefühl, diese Zufriedenheit, wohlig stimmte es in ihrem Körper die Gedanken an. Es sollte sich auf die Yassalar übertragen, auf dass sie von ihrem Vorhaben ihn zu töten abließ. suna hatte hinter seinen Rücken sich versteckt und nichts gesehen. Dass die Gefahr von ihr selbst wohl viel zu hoch eingeschätzt wurde, wusste sie nicht.
    Was tust du da, schrie Jonos sie entsetzt an. Seine Gesichtzüge warem ihm entgleist. Kein Lächeln mehr. Er sah verzweifelt aus. Was dachte sich die Kleine. Er tat alles um sie geheim zu halten und sie offenbarte sich einfach. War denn alles umsonst was er erdulden musste. Wieso strengte er sich überhaupt für sie, wenn sie nun einfach auf die Gefahr zuflog, vor der er sie beschützen wollte. Und überhaupt, was tat sie da. Was war das für ein Rauschen? Wellen? Wellen hier an Land? Zauberte sie etwa, wie kam sie dazu ihre Magie einzusetzen? Hör auf damit.
    Sei ruhig, ich helfe dir doch nur.

  • Dieser Mann hatte sich, abgesunken in eine unbegreifbare Unbesonnenheit, zum eigenen Untergang bereit gehalten, während er nun anscheinend zum ersten Mal ernsthaft nachzudenken begann. Die Drohung diesmal gewichtig in sich aufnehmen … glaubte Zarasshin zu sehen, wie es in ihm arbeitete, seine Augen sie fixierten, seine Lippen sich öffneten und schlossen, ohne sich ihr entziehen zu wollen oder auch zu können. Weshalb musste man erst zu Stahl greifen, damit es Einsicht gab?
    Schweigend war ihr Abwarten, dass er auf die Knie sinken würde, ihre Musterung, von der ihre Gedanken jedoch schon wieder weit entfernt waren, weilten sie bei den kommenden Ereignissen, er nur verschwommene Grauwerte in einer Nacht blieb – eigentlich sah sie ihn gar nicht, bis er ihre Aufmerksamkeit zu sich zurückholte.


    Und dann ertappte sie sich dabei, wie etwas langsam begann in ihr nachzugeben: sie starrte auf seine Zunge, das Zischen, das seine Worte darauf begleitete … ein Perlen wie Wasserblasen begann in ihrer Brust, kitzelte in ihrer Kehle, bereit sich weiter oben in einem absurden Lachen zu lösen – da passten Sehen und Befinden nicht recht aufeinander, kämpften Verstand und Instinkt gegen einander an.
    Schnell und leicht könnte der Stahl durch den Kiefer gleiten, um Fleisch und Lüge zu verbinden, diesem Halbwesen das selbstgewählte Ende zu bereiten, diesem zischelnden Stück Muskel ein Ende bereiten – entschieden war es dem Handgelenk den erlösenden Ruck zu geben …


    … bevor sie allerdings reagieren konnte, musste ihr Blick zu dem kleinen Geschöpf zucken, das sich auf seine Schulter schob, um sich an sie zu wenden.
    Zarasshins Lider halbierten die hellen Pupillen, während sie überzeugt war, dass sie aus eigenem Antrieb den erstarrten Arm mit der Waffe sinken ließ. Unbestreitbar: die Fee hatte den richtigen Zeitpunkt gewählt, ihren Lehrling zu schützen.
    Die Yassalar stand in der Gischt eines ihr unbekannten Meeres, ließ sich von dem Rauschen der Wellen besänftigen, während ihre Schläfe sich zur Seite neigte. Gegen das Schimmern der zarten Flügel hier in der Dunkelheit, konnte Zarasshin sich plötzlich nicht erwehren: ein übernatürlicher Bewohner, der ihr jäh eine beruhigende Ausstrahlung auf die Sinne puderte. „Natürlich“, bedeuteten ihre Lippen unbeabsichtigt, drückten aus, was sie empfand: sie hatte ja gar nicht die Absicht gehabt ihn zu töten, nur ein wenig Ehrfurcht hatte sie dem Männchen einflößen wollen, damit wäre sie zufrieden gewesen, nur das …

    Sein Schrei rüttelte sie auf und mit einem vernehmbaren Grollen fuhr der Dolch in seine Manschette und Zarasshin Schritte zurück. „Schlangenbezungter Magier“, fletschte sie ihr Haigebiss, es klang wie ein Fluch, eine Herausforderung … ein Ärgernis.
    Oh, das solltest du als Kompliment annehmen“, meinte eine rissige Stimme von der Seite her, zu der Zarasshin gar nicht erst den Kopf wenden musste, um zu wissen, wer es sich dort im Gemäuer bequem gemacht hatte. Ihre Fee, so schwarz wie sie selbst, so dass man Tuireann kaum von dem dunkel schattierten Untergrund würde unterscheiden können, robust und grob in der Gestalt – und nichtsdestoweniger der mahnende Finger, der ihre salzigen Entscheidungen zu entschärfen wusste.
    Sozusagen: der letzte Tropfen auf der Waagschale zum Guten hin.

  • Was geschah hier. Jonos’ Blick ging von Suna zu der Yassalar. Ihr Blick, der der Yassalar, er schien sich zu verändern. Sie wirkte… abwesend. Er spürte wie der Dolch an seiner Kehler lockerer saß. Was tat Suna da mit ihr. Oder hatte die Yassalar nur einfach so viel Respekt vor seiner Wasserfee. Als Wasserwesen eben jenen Feen zu gehorchen hatte einen gewissen Sinn und doch passte es hier nicht hin. Irgendwie türmten sich in Jonos immer mehr Fragen auf, was Suna da tat, was die Frau tat? Jonos sah fragend in alle Richtungen. Was war hier passiert? Seine Gesichtzüge sprachen Bände, Bände der Fragen. Sein Lächeln war verstorben, der Mund leicht geöffnet, als würde er stumm die Fragen formulieren. Sein Blick wanderte alle immer wieder im Wechsel ab, als erhoffte er sich die Antwort in ihren Augen zu lesen. Seine Augen waren weit aufgerissen, irgendwas war ihm entgangen und nun durfte er kein Stück mehr versäumen.
    Nun gut, sie hatte ihn also als Magier erkannt. Er schnaubte kurz. Magier?! Er war doch kein Magier. Was war er schon, Freund und Schüler Sunas, aber doch kein Magier. Er lernte noch und er hatte offensichtlich viel zu lernen. Er war noch lange kein Magier. Doch ihre Stimme offenbarte auch, dass eine Gewisse Leichtigkeit, welche zuvor in ihrem Blick war, nun wieder entschwunden war. Hatte Sunas Zauber, wenn es denn einer war, seine Wirkung so schnell wieder verloren. War er schuld daran gewesen? Und woher kam plötzlich die rissige Stimme. Und was für ein Kompliment?


    Verdammter Jonos, ging es Suna durch den Kopf. Hätte er nicht ruhig bleiben können. Sie hatte ihm das Leben gerettet oder war grade dabei und dann brachte er sie aus dem Konzept. Sie konnte den besänftigenden Zauber nicht zu Ende wirken. Doch er schien genug gewirkt zuhaben, dass sie von ihm abließ. Suna war erleichtert und atmete auf. Er war außer Gefahr, vorerst. Und wenn er sich vernünftig verhielt, sollte es auch so bleiben. Die Yassalar wich etwas zurück. Sie hatte wohl nicht mit einer Wasserfee gerechnet. Irgendwie ließ es die kleine zufrieden schmunzeln. Schön wenn sie auch mal jemanden überraschen konnte. Doch nach den Worten ihres Gegenübers konnte sie sich ein Lachen doch nicht verkneifen. Jonos und Magier. Also von einem Magier hatte er noch reichlich wenig. Er war so viel ein Magier, wie sie eine Feenelfe war. Der Weg dahin war noch Weit für ihren Schüler, sehr weit. Das Kichern klang ein wenig wie das Gackern der Möwen am Strand. Suna musste sich den Bauch halten. Also wirklich, wieso war jeder, den eine Fee im Schlepptau hatte auch immer gleich ein Magier. Im ersten Moment dachte die Kleine, dass ihr dunkles Gegenüber wohl wenig Ahnung von solchem hatte, doch die rissige Stimme, änderte ihre Gedanken abrupt. Ihr Lachen hörte auf, dafür wurden ihre Augen größer. Eine Erdfee hatte da gesprochen. Nun vielleicht nicht grade die liebste Freundin einer Wasserfee, aber zumindestens auch keine Feuerfee. für die Augen ihres Schülers kaum noch sichtbar flog sie schnell dieser rissigen Stimme entgegen. Die Yassalar schien zu dieser zu gehören, so wie sie über ihre Aussage redete. Also war auch die Yassalar eine Schülerin. Und anscheinend auch noch eine Konzentriertere als ihr Schüler. Vielleicht hatte diese Erdfee ja ein paar Tipps, was sie mit ihrem anstellen konnte. Tröpfelnd schwebend flog sie neugierig, ja fast schon erregt vor der Erdfee auf und ab und sprach fast noch schneller als die Wassertropfen flogen in einem Wasserfall. Ich bin Suna, wer bist du? Ist sie deine Schülerin? Stellt sie sich manchmal auch so dumm an, wie meiner? Wie kannst du Deine motivieren? Meiner liebt die Frauen so gerne, dass er gerne mal das Lernen vergisst. Eigentlich vergisst er viel, viel zu viel. Ist eben nicht immer der Hellste. Und deine, wie stellt die Yassalar sich an? Komisch dass du dir ein Meereswesen auserkoren hast. Aber was soll’s, ich hab’s wohl auch nicht besser erwischt. Achja, falls ich es noch nicht gesagt habe. Meine Name ist Suna. Und wie heißt du?


    Jonos stand einfach nur perplex neben der Szenerie und war sichtlich für den Moment überfordert. Irgendwie wirkte alles etwas surreal und ging verdammt schnell vom Tod zur Freundschaft über.


    Sunas Hände suchten derweil den Kontakt zur Erdfee und wollten ihre Hände kräftig zur Begrüßung schütteln.

  • Ah, so sah also endlich sein Gesicht aus, wenn es nicht durch ein Grinsen verzogen war. Aber Genugtuung darüber fühlte Zarasshin gerade nicht … mehr sich beträumt, mehr als versuchte sie Sandkörner auf der Handfläche zu halten, die eine Strömung mit sich nahm. Denn wisse, es gab keine Geschöpfe, weder im Meer, noch zu Land, denen eine Yassalar sich ehrfürchtig zeigen würde, Respekt bezeugen nur durch den eigenen Willen herbeigeführt, weil ein Vorteil darin gesehen wird – zweifel daran nicht, dass es ein Zauber war, wenn nicht ein Priester ihres Volkes ihr gegenüber stand, der sie zu Einsicht und Unterwürfigkeit zwang.
    Und das Schmunzeln der Wasserfee war ebenso nicht dazu gemacht, sie wieder zu befrieden, ihr möwenhaftes Kichern nicht gefällig die Einmischung zu verzeihen; auch wenn Zarasshin ahnen mochte, dass es nicht ihr galt – sondern ihm, der mit gespaltener Zunge sprach. Harmlos auszusehen, um dann einem Reptil zu ähneln, das nicht zu zähmen war. Ihre silbernen Brauen senkten sich aufgebracht. Sie hätte besser beobachten sollen, zürnte sie sich selbst, ihn musternd – war es zu erkennen, was er war? Ein schwacher Mann, was sonst?, meinte die Schwester nur, ja, was sonst?


    Die Yassalar drehte sich zur Seite, nicht ganz, nur eine halbe Schulter, aber immerhin folgte sie dem schnellen Flug der Kleinen. Ihre Geste zeigte mehr Interesse, als ihre offensichtliche Gleichgültigkeit gegenüber Tuireanns Anwesenheit. Hatte sie ihre Erdfee jemals mit solch einem zuvorkommenden Lächeln sehen dürfen, wie sie es nun Suna zeigte, die ihre Arme von den Schultern rütteln wollte?
    Zarasshins Kiemen begannen zu flattern, als sie das Kinn neigte … wage es nicht, über uns zu lästern, als sei ich nicht hier, sie fing den dunklen Blick Tuireanns, der sie über die Schulter der anderen Fee traf.
    Ich bin Tuireann, schön dich kennenzulernen, Suna“, mit einem selbstgefälligen Anheben der Mundwinkel sagte sie es, jetzt grinsend; die Beine überschlagen, hob sie sich mit gestreckten Armen an und baumelte über ihrem Sitz hin und her, während ihre Fersen an den Stein klopften. „Dumm ist sie nicht … ihre Schlüsse sind ebenso geschwind wie ihre Vorhaben.“ Hier nun Zwecke, Gründe und Antriebe ihrer anmaßenden Handlungen aus ihrem Vergangensein ins gegenwärtige Licht zu zwingen, das befand die Fee übertrieben: Zarasshin war Yassalar, was gäbe es da zu erklären? Zu schnell war unter ihresgleichen eine Wahrheit dadurch gefälscht, dass sie auf Kosten aller Wahrheiten eine Stelle erhält, die ihr nicht zukommt. Zarasshin nickte. Mit dieser Antwort war sie es zufrieden.
    Ich mag Herausforderungen und gäbe es eine größere, als die Yassalar? Was wäre robuster, als eine Erdfee dies zu meistern?


    Man darf seine Handlungen nicht von plötzlichen Regungen bestimmen lassen, sagte Zarasshin sich und konnte dennoch kaum an sich halten. „Nicht der Hellste also, solange du Muskeln hast …“, sie schnalzte abwertend mit der Zunge, als sie sich selbst dazu zwang Abstand in ihrer Aufmerksamkeit zu nehmen, nahm den Mann sich in die Augenwinkel. Seine Fee war also noch schlechter erzogen, als ihre. „Lass uns weitergehen … dieses … Gerede macht mich … ungeduldig.
    Sie sah ein, dass Feen sich nicht beeinflussen ließen, wusste, dass sie Tuireann nicht einmal erschlagen konnte, um sie zum Schweigen zu bringen. Was für ihn nicht galt und für eine gut gemeinte Drohung war es schließlich nie zu spät: „Wage es nie wieder meine Handlungen durch Magie zu beeinflussen – oder lasst mich danach nie wieder klar denken.

  • Langsam aber sicher fing sich Jonos wieder und das was er mitbekam, gefiel ihm gar nicht. Die beiden Feen schienen sich ja blendend zu verstehen. Und waren richtige Plaudertaschen. Vergisst viel, nicht der Hellste, stellt sich dumm an. Sunas Worte waren alles andere als schmeichelhaft. Das dachte sie also über ihn. Nun ja, dass allein war zwar interessant, doch nicht beschämend. Aber sie verriet es gleich einer anderen Fee. Eine Erdfee wie Jonos glaube. Und vermutlich gehörte diese zu der Yassalar. Also beherrschte sie selbst auch Magie und nach den Worten ihrer Fee, vermutlich mehr als er selbst. Er musste doch eingestehen dass dieses, naja wenig vorteilhafte Gespräch der beiden Feen, auf einer gewissen Wahrheit beruhte. Er war halt faul. Doch immerhin ernährte er auch beide durch seine Jobs. Stünde es ihm da nicht auch mal zu… zu entspannen. Sein Blick ging auf Suna. Er hatte wenig Liebevolles in den Augen, aber er wusste auch, dass er selbst dran Schuld hatte, dass sie so über ihn redete. Ihre Fee hingegen, sprach in einem ganz anderen Ton. Dies machte es nicht unbedingt besser für Jonos, ehr das Gegenteil war der Fall. Gut Jonos war wohl kein Musterschüler, damit hatte er sich abzufinden. Er könnte ja in Zukunft einfach etwas mehr Zeit für die Magie aufwenden.
    Die Yassalar zog wieder seine Aufmerksamkeit auf sich. Sie sprach und sie sprach gut, sie sprach die Worte aus, die ihm wohl auf der Seele brannten, zumindestens im zweiten Teil, als es um das Gerede ging. Ohne die Miene großartig zu verziehen ging er auf sie zu. Ja, dieses Gerede… ist nervig. Sein Blick ging nach Vorne, weg von Suna. Seine Stimme klang enttäuscht. Aber nicht von ihr, ehr von sich selbst. So klar, was die Kleine da aussprach, war es ihm irgendwie noch nie gewesen. Er ging mit der Yassalar voraus. Suna würde schon nachkommen, hoffte er.
    Welch ein Lohn war der Feendank, kleine Magie und Schalk. Und mit diesen nun ausgesprochenen Worten würde er bei seiner Begleiterin wohl wahrlich nicht mehr viel ihrer Weiblichkeit genießen können. So einen Mann wollte doch niemand. Doch der Kleinen den Mund zu stopfen, egal wie sehr es aus auch wollte, hatte keinen Sinn. Am Ende würde es nur mehr Stress machen. Und es reichte doch, wenn er mit einer Frau bereits Stress hatte, da musste die Zweite nicht noch hinzukommen. Seine Augen wanderten erneut für einen Augenblick über den Körper der Schwarzen. Doch ließen sie schnell wieder davon ab. Ein Seufzen entwich seiner Kehle und der Blick ging kurz sehnsüchtig gen Himmel, ehe er sich wieder fing. Bei der hatte er wohl nun wirklich keine Chancen mehr.
    Erneut riss sie ihn aber aus seinen Gedanken. Oh, das war die Kleine. Ich habe es nicht gewagt. Sie tat es von sich aus. Ich wusste ja nicht mal dass sie so was kann. Er atmete einmal tief durch. Ich sollte wohl wirklich mehr üben. Seine Arme gestikulierten die Unkenntnis die er hatte und untermauerten den selbst überraschten Magier/Schüler mit zur Seite gestreckten Armen und hoch gezogenen Schultern.


    Suna hingegen hatten ihren Spaß. Endlich mal eine ebenbürtige Gesprächspartnerin. Dies machte die Yassalar auch irgendwie gleich sympathischer. Nun da Suna wusste, dass sie eine Schülerin einer Erdfee war. Da konnte sie doch nicht so schlimm sein. Und vor allem dass sie ehrgeizig lernte, nicht so wie ihr Schützling. Ein wenig wurde sie doch neidisch. Hatte die Erdfee wohl die bessere Wahl getroffen. Andererseits, ihre Wahl war wohl doch etwas netter. Eine Herausforderung ist meiner auch, aber ich war wohl einfach zu nett. Und zu neugierig. Sprach die kleine Lächelnd. Sie merkte dass es die beiden Schüler weiter zog. Ohne ihren Blick von der Erdfee abzuwenden flog sie rückwärts gen Jonos um sich auf seiner Schulter nieder zu lassen. Die Flügel verschwanden wieder und die Flosse wippte und schlug sanft gegen seine Schulter. Mit jedem Mal, dass sie dort aufkam, hinterließ sie eine nässer werdende Stelle.
    Das Gespräch der Yassalar und des Halb-Ashaironies hatte sie nicht mitbekommen, interessierte sie auch nicht. Wäre ich nicht gewesen wäre mein Schüler ja eh schon hinüber. Er tat mir halt leid. Mit der Hand klopfte sie auf dessen Hals, als wäre er ein Zuchttier oder ähnliches.
    Jonos ahnte welche Geschichte sie ausgraben wollte. Und er wollte es nicht wieder hören. Er stand in ihrer Schuld, reichte das nicht. Suna ich glaube nicht, dass du hier allen unsere Lebengeschichte erzählen musst, erklang es genervt eindringlich gefolgt von einem Augenrollen.
    Suna quittierte dies nur mit einem kurzen Blick über die Schulter gen Jonos bei dem sie ihr unteres linkes Augenlied mit dem Zeigefinger runter zog und ihm die Zunge raus streckte und untermalte das mit einem kräftigen Bäääh

  • Zarasshin erkannte Enttäuschung und Schmerz, wenn sie diese sah. Und jetzt eindeutig geschrieben in die Stimme und Züge des Mannes neben ihr, als sie geschmeidig seinen sich ausholenden Armen auswich. Er sollte nicht alles so deutlich zeigen, was ihn kränkte, es lud zu Ausnutzung ein. „Du musst ihr viel bedeuten, wenn sie es wagt dich vor einer Yassalar zu beschützen“, wenn es auch nicht Achtung war, die seine Fee für ihn empfand. Zarasshin lachte leise, warf einen erneuten Seitenblick zu ihrem Begleiter und blieb in einem Grinsen hängen.
    Sie wusste nicht zu sagen, weshalb sie sich herabließ, ihm in den Worten einen Hinweis zu geben, aber die Strenge war aus ihrem Gesicht gewichen. „Vielleicht solltest du das, denn mit Disziplin und durch tägliche Übung erreicht man seine Ziele. Wenige nur von euch werden mit natürlichem Können geboren, Talent genügt nicht immer.“ Sie sprach nach vorne, als wolle sie für sich selbst übergehen solches zu einem Fremden sagen. Sie musste hoffentlich nicht erwähnen, dass die Yassalar davon ausgenommen waren, er brauchte sich nicht grämen, wollte er sich zu ihr vergleichen, denn die Zuchtprogramme ihres Volkes ließ nichts anderes zu, als starke Nachkommen.
    Erneut fragte sie sich welches Volk sich in diesem Körper versteckte, unvorstellbar für sie, Menschen hätten sich mit einer Seeschlange gepaart. „Und Magie könnte“, sie maß ihn mit einem Blick, „körperliche Mängel ausgleichen.“ – und den mitleidigen Spott einer Fee mindern. Er musste zugeben, dass er nicht annähernd ein Übermaß an Perfektion besaß. Schwer nur wurde jemand mit diesem Anblick vertraut, legte sie die volle Aufmerksamkeit auf ihn, denn umso verständlicher schien es, dass die silbernen Augensterne die finsterste Nacht zu durchdringen wussten, und ihr Ausdruck war so eindringlich, dass man dabei das Gefühl hatte wie in der Gegenwart von Wahnsinnigen, die ein ganz anderes Dasein führten.



    Tuireann erhob sich fließend, „Was ist an ihm, das dich neugierig machte?“, rief sie jener hinterher und strich sich über das verästelte Haar. Ihr war der Boden vorbehalten, Flügel besaß die Erdfee nicht. Und so sprang sie gleich einer flinken Eidechse die Steinwand entlang, hielt sich an allen Vieren, als gäbe es da nichts zu fallen.
    Ja, Suna“, mischte die Yassalar sich ein, für Sticheleien war auch sie zu haben, „was gab es da anderes außer Armseligkeit zu sehen?“ Davon abgesehen, Zarasshin mochte Lebensgeschichten, die ihr viel über das ihr gegenübertretende Volk verraten konnten – und doch, sie glaubte nicht daran, dass die Trockenen sich würden verteidigen können, sollte die Kuppel eines Tages unter der Welle der Yassalar brechen. Dem ungeachtet, sie würde hilfreiches Wissen nicht verschmähen, sollte man dann auf Widerstand treffen. Was sie wusste, würden dann – unter gewissen Voraussetzungen – alle erfahren.
    Mittlerweile erreichten sie einen Bogen aus großen Steinquadern, in dem eine Holztür schräg in den Angeln hing, die Zarasshin mit einem kräftigen Tritt in das Innere beförderte. Geflattere rauschte durch das Innere des Turmes, Federn stoben auf und Tuireann flitzte an ihnen allen vorbei in die Finsternis, die dort herrschte. Fee sowie Yassalar konnten das Schwarz durchdringen, doch galt dies auch für ihre weniger talentierten Begleiter?

  • Jonos Pupillen wurden erneut zu reptilienartigen Schlitzen. Ganz genau fixierte er die Dunkle. Konzentriert lag sein Blick auf ihr und seine Ohren vernahmen jedes Wort. Es war verdächtig. Einer Dominanten wie ihr traute er soviel der aufbauenden Worte irgendwie nicht zu. Nun gut er kannte sie noch nicht so lange, aber dennoch… Er hatte den Verdacht, dass eine solche Reaktion ihrer Seits nur selten war. Und vielleicht grade deswegen, wirkten die Worte so eindringlich. Nun hatte seine Kleine ihn schon das zweite Mal gerettet. Er sollte wohl wirklich mehr auf sie Hören und mehr üben. Doch was nun geschah war wohl das erstaunlichste. Der Halbashaironie zog seine linke Braue hoch. Sah er es wirklich, war dies keine optische Täuschung? Ein Schmunzeln legte sich auf sein Gesicht. Ja es war wahr, sein Gegenüber lächelte. Sie konnte also auch lächeln. Diese Frau war doch viel Tiefgründiger als er selbst zuvor vermutet hatte. Und netter, wenn sie denn wollte. Es schien sogar so, als wäre eine gewisse Stränge und Härte aus ihrem Gesicht gewichen. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er wohl meinen können, eine gute Freundin begleite ihm auf einem Spaziergang durch den Wald.
    Er schnaubte kurz als das Wort Talent fiel. Talent war etwas, was man bei ihm vergebens suchte. Zumindest wenn er seinem Vater glauben durfte. Aber was Magie betraf, hatte er wirklich kein Talent dafür. Für diesen popligen Zauber um unter Wasser atmen zu können hatte er wie lange gebraucht? 5 Monate?! Nein mit Talent war er in der Hinsicht nicht gesegnet. Doch er nahm es mit Humor, denn was ihm an Talent fehlte, konnte seine Hartnäckigkeit wieder wett machen. Lediglich seine Faulheit und vielleicht auch noch sein Verlangen nach weiblicher Gesellschaft machten ihm wieder Striche durch die Rechnung.
    Doch schon bald sollte die Yassalar wieder zu ihrer alten Form gefunden haben, was kleine Sticheleien betraf. Ihr musternder Blick sagte fast mehr als ihre Worte übermitteln konnten und doch war die kurze Nachricht gut und präzise angekommen. Und doch war da etwas, was es ihn nicht ganz so ernst nehmen ließ, oder es nicht so beleidigend empfinden ließ. Denn nach den fast schon tröstenden Worten von zuvor, war diese Bemerkung ehr ein freundschaftlicher Rat für ihn. Kurz kam ihm der Gedanke erneut den Fehler zu machen und etwas in seinem Gegenüber zu sehen war nicht unbedingt da sein musste, eine nette Person, ja fast schon Freundin. Doch er konnte sich noch gut genug an die Klinge erinnern, so dass er diese Sorge vor erst noch für unbegründet hielt. Sie war gefährlich, doch sie war Fasettenreicher als anfänglich gedacht. Nun denn. So wirklich wusste er nicht was er sagen wollte und nach der Frage Tuireanns war es nun wohl an Suna mehr zu reden. Daher beschränkte Jonos sich auf das weitere zuhören. Einsprüche seiner Seits hätte Suna ja eh nicht gelten lassen.
    Die Situation gefiel ihr immer Besser. Nun da auch die Dunkelhäutige ihm erklärte, dass er zu lernen hatte. Ja diese Entführung entpuppte sich als richtiger Glücksgriff, lernte ihr sChüler so womöglich Respekt und Fleiß zu schätzen. Sein Gesicht wirkte nicht mehr bedrückt, aber nachdenklich. Er hatte wohl wirklich zum ersten Mal verstanden, was er falsch gemacht hatte. Es gab also Hoffnung, dass er eines Tages womöglich seinen Schüler- Status verlor. Irgendwie wirkte er in diesem Moment der Erkenntnis… naja… irgendwie süß, fand Suna. Sie lehnte sich an seinen Kopf und fing an etwas mit seinen Haaren zu spielen, während sie die Frage beantwortete, welche von dem anderen Päärchen gestellt wurde. Es war schön darüber zu reden, es war irgendwie unbefangen. Der ganze Stress, welcher zuvor lähmend gewirkt hatte, schien nun wie weg geblasen. Nunja, es lag nicht unbedingt direkt an ihm. Mich interessierten die Landwesen. Sie können nicht unter Wasser überleben. Nur die wenigsten von ihnen kennen die wirkliche Schönheit der Meere. Für sie bedeutet das Meer der Tod… Verträumt wickelte sie sein Haar um ihre Finger, während ihre Stimme wie ein leichtes rauschen der Gezeiten weiter die Worte formte. Und doch unternehmen sie viel um dem näher zu kommen, bringen sich selbst in Gefahr. Sie Tauchen bis ihnen die Luft ausgeht. Sie fahren hinaus aufs Meer mit ihren Schiffen um dann in einem Unwetter zu kentern. Und doch schreckt es sie nicht zurück sie machen weiter. Die Landbewohner sind eben unterlegen, aber hartnäckig, selbst, wenn es sie das Leben kostet… und das hat mich neugierig gemacht. Ihr Blick weiter auf die beiden anderen gerichtet lehnte sie sich etwas zurück um gleich auf mit seinen Augen zu sein. Ihre Hand strich über Jonos’ Gesicht. Sie musste ihn nicht einmal dabei ansehen, sie wusste was in ihm vorging, woran er sich nun erinnerte. Egal wie sehr er es auch verbarg. Sie war dabei, sie hatte das Leid gesehen, seine Verluste beobachtet.
    Und dem Tod konnte ich diesen Jüngling entreißen,… ihn hierher bringen,… wo er Luft zum Atmen hat und Land unter den Füßen, zum Laufen.


    Sie erreichten ein Gemäuer, einen Turm, der wohl zur Heimat der Krähen und Fledermäuse geworden war. Die Yassalar fackelte nicht lange und öffnete die Tür etwas unsanft. Die Dunkelheit allein schien sie dort willkommen zu heißen. War ja klar, schoss es durch Jonos’ Gedanken. Die Dunkelheit bringt mich zu Finsternis. Suna hatte wohl weniger Probleme mit der Dunkelheit, als viel mehr mit dem unbekannten Gemäuer. Jonos hingegen sah schon die Probleme auf sich zu kommen, bzw. er sah sie eben nicht. Seine Augen konnten die Finsternis nicht durchdringen. Diese Finsternis war schlimmer als die Nacht, die war wenigstens noch vom Gestirn erleuchtet, auch wenn es hier unten weniger war. Doch dort drin, dort war nichts. Jonos blieb davor schweigend stehen. Er hatte keine Angst, aber Respekt, er wusste um Gefahren die dort Lauern konnten, sie verbergen konnten. Als Pirat war er nur selten in solche Türme gegangen. Jeder Pirat wusste wie hinterhältig so was sein konnte.

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