Valeas exotische Importe

  • Im unteren Teil der Villa Onoris gibt es noch einen Seiteneingang, der zu einem kleinen Laden führt.


    Wenn man den Laden betritt, meint man in eine andere Welt zu geraten, denn er ist voll von den merkwürdigsten Dingen. Es gibt bunt gemusterte Teppiche und viele Vorhänge, die in die anderen Teile des Ladens führen.


    Auf den ersten Blick scheint es in diesem Laden nur gewöhnliche, wenn auch fremdartige Dinge, wie Kleidung, Teppiche, besondere Spezialitäten und Ziergegenstände aus fremden Ländern zu geben, was aber nicht jedem bekannt ist, ist die Tatsache, daß Valea zu einem recht hohen Preis auch magische Gegenstände besorgen kann, seien es nun fliegende Teppiche, die Weinkelche, die zur Weinflasche laufen und von dieser gefüllt werden oder auch die Schuhe, die sich selbst schnüren. Der Verkauf dieser Sachen findet meist in einem Hinterzimmer statt, in dem die Kunden auf weichen Kissen sitzen können.

  • Zum 10. Schlag der Tempelglocken betrat Arvanor Shet A´kil den bekannten Laden der berühmten Edelelbe Valea. Er wußte nicht, was ihn hierhin getrieben hatte, denn er benötigte nicht wirklich etwas. Wenn er ehrlich zu sich selber war, wollte er nur einen genaueren Blick auf ihre Schönheit werfen. Im Inneren des Ladens war niemand außer ihm selbst. Arvanor schaute sich in aller Seelenruhe um, dabei spielte seine linke Hand mit dem silbernen Knauf seines Spazierstocks.

  • Valea hatte den Laden für einen Augenblick verlassen, um sich im Lager nach einer Gewürzlieferung aus Bayaram um zu sehen. Gewürze aus diesem exotischen Land auf der Oberfläche Niel'Anors waren in letzter Zeit äußerst beliebt auf den Speiseplänen des Adels und so waren die kleinen Säckchen, die sie in farbenprächtig verzierten Dosen aufbewahrte, stets sehr schnell vergriffen. Sie sorgte sich nicht darum, daß der Laden in diesen Momentan verlassen war - schließlich hatte sie mehr als genug magische Warnsysteme anbringen lassen, die jedem, der den Laden verlassen wollen, ohne bezahlt zu haben, eine gehörige Überraschung mit auf den Weg geben würde.


    So kehrte sie also bald schon frohen Mutes in das Innere des Ladens zurück, beladen mit allerlei kleinen Gewürzsäckchen, die sie entweder auf den Armen trug oder hinter sich her schweben ließ.
    Mit einem munteren Lächeln nahm sie den Besucher wahr, der sich ihre Waren ansah und ihr dabei den Rücken zukehrte.


    "Willkommen, mein Herr. Kann ich euch bei der Suche behilflich sein oder möchtet ihr euch lieber in Ruhe umsehen?"


    Während sie sprach, lud sie die Gewürze von ihren Armen und öffnete die entsprechenden Dosen, um diese an ihren angestammten Ort zu verteilen. Manches Säckchen schwebte dabei von alleine an sienen Bestimmungsort, andere sortierte sie per Hand ein.

  • Arvanor vernahm, wie jemand leichten Fußes den Laden betrat. Als die angenehme weibliche Stimme an sein Ohr drang, war er für einen Augenblick verzückt. Diese Stimme. Wunderschön. Er drehte sich um, lächelte charmant und verneigte sich höflich wie es die Etiquette verlangte. Arvanor ergriff Valeas rechte Hand und hauchte einen perfekten Handkuss darüber. "Es ist mir eine Ehre die berühmte und unvergessbare Valea einmal persönlich kennen zu lernen." Stolz richtete er sich wieder auf und sein Blick wanderte musternd über sein Gegenüber. Diese Frau war ein Anblick, den kein normaler Mann jemals vergessen konnte. Überirdisch und sphärenhaft und doch so real.

  • Erstaunt über diese Reaktion, ließ Valea den Fremden gewähren und wischte sich danach den Gewürzstaub von den Händen, der sich durch die Arbeit in ihrem Lager noch immer an diesen befand. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, nachdem sie sich einigermaßen gefangen hatte und ihre Hände wieder sauber waren.


    "Nun, wenn euch der Sinn danach stand, von meinen Gewürzen zu kosten, dann habt ihr dieses Ziel erreicht. Nun verratet mir aber, wen ich vor mir habe. Euer Gesicht kommt mir vage bekannt vor und doch kann ich es nicht zuordnen."


    Ein Augenzwinkern begleitet diese Aussage, war es doch keineswegs ihre Absicht, ihren geheimnisvollen Besucher vor den Kopf zu stossen. Interessiert musterte sie die elegant wirkende, drahtige Gestalt des Fremden und den Spazierstock, der irgendwo in ihrem Hinterkopf eine Erinnerung wach rief...

  • "Oh, verzeiht!" Arvanor schlug sich scherzhaft vor die Stirn. "Ich habe irgendwo zum Teil meine Manieren vergessen. Aber das würde mir wohl niemand verübeln." Arvanors Blick sprach für Valea Bände. "Ich bin Arvanor Shet A´kil, Sohn des alten Moron Shet A´kils, den Ihr mit Sicherheit kennen dürftet." Er machte eine kleine Pause. "Ich war zufällig hier in der Gegend und da ich persönlich noch nie in Eurem Geschäft war, dachte ich mir, jetzt oder nie!"

  • Eine zarte Augenbraue wanderte erstaunt nach oben, als Valea den Namen Shet A'Kil vernahm - in der Tat kannte Valea den Vater des Mannes, der hier vor ihr stand. Und von ihm selbst hatte sie durchaus auch das ein oder andere gehört - zumeist recht haarsträubende Geschichten über Abenteuer aller Art. Ob sie diesen jedoch einen Wahrheitsgehalt zubilligen sollte, war die andere Seite. Die Zaubersängerin bildete sich lieber ihr eigenes Urteil, wenn es um solcherlei Dinge ging.


    "Arvanor Shet A'Kil also... nun, ich habe schon einiges von euch gehört, bin mir jedoch nicht sicher, wem euer Interesse nun gilt - meinem Laden oder mir selbst."


    Valea schmunzelte bei diesen Worten - daher kam ihr also der sagenumwobende Spazierstock bekannt vor - aus den Geschichten um den Mann, der nun vor ihr stand und durchaus oft in aller Munde war.

  • "Nun meine Dame, welche Antwort bevorzugt Ihr denn? Die ehrliche Variante oder die höfliche?" Ein freches Grinsen stahl sich dabei über die Lippen des attraktiven Mannes, der der bekannten Edelelbe gegenüber stand.

  • "Ich bevorzuge stets die Höflichkeit..."


    Valea ließ diesen Satz offen im Raum stehen und blickte ihr Gegenüber neugierig an, während sich hinter ihr die Gewürzsäckchen weiterhin selbstständig machten und den Weg in die passenden Gefäße antraten.

  • "Ihr müßt wissen, geschätzte Valea, man berichtet immer wieder von eurer überirdischen Schönheit, von eurer Klugheit und eurer Stimme. Ich sah mich daher wahrlich gezwungen, mir ein Bild von Euch zu machen. Und ich muss sagen, die Erzähler haben nicht einmal ansatzweise die Wahrheit gesagt. Ihr übertrefft die Erzählungen um viele Längen!"

  • "Also wolltet ihr euch davon überzeugen, daß ich wirklich den Erzählungen entspreche?"


    Valea war nicht wenig überrascht über diese sehr offenen Bekundungen des Mannes, der nun dort vor ihr stand und mit allerlei Schmeicheleien aufwartete. Ihre Brauen zogen sich leicht zusammen, als sie schließlich überlegte, ob es ihr denn gefiel, eine Art Attraktion zum Anstarren zu sein. Schließlich war sie zwar die Leiterin der Hallen der Künste, jedoch keineswegs ein Austellungsstück in ihnen.

  • "Nun ich habe gelogen. Verzeiht mir. Ich habe Euch vor einiger Zeit beim Baden gesehen." Er räusperte sich kurz. "Außerhalb der Stadt und ich war entzückt. Und nun stehe ich hier als Mann von 28 Sommern vor einer Frau, die soviele Dinge gesehen hat, dass es eigentlich geradezu vermessen von mir erscheinen mag, ob ich Euch zu einem Abendessen einladen darf. Schlagt mir diesen Wunsch nicht ab. Ich würde gerne einfach einen Abend in einer gemütlichen Taverne mit jemanden verbringen, der es zu schätzen weiss, eine gepflegte Konversation zu führen bei einem guten Essen, einem feinem Wein und guter Musik. Sagt ja, bitte."


    Arvanors Blick war offen aber in seinen Augen lag ein Funkeln, dass dem eines kleinen Jungen glich, der ein kostbares Geschenk haben wollte.

  • Valea wunderte sich nicht wenig über diesen Arvanor Shet A'kil, der doch schließlich in dem Ruf stand, jede Frau haben zu können, die er begehrte - und der nun vor ihr stand wie ein kleiner Junge, der sich ein neues Spielzeug wünschte. Kurzum, die Neugier der Meisterbardin, die den Untergang der Stadt seinerzeit miterlebt hatte, war geweckt.


    "Beim Baden also..."


    Sie räusperte sich leise - Valea bevorzugte es, nackt zu Baden und sie wollte sich in diesem Moment lieber nicht vorstellen, was der Mann alles gesehen haben mochte. Sie war niemals scheu gewesen, doch manche Dinge...


    "Ich habe nichts gegen gutes Essen einzuwenden und noch weniger gegen einen guten Wein - doch sagt mir, an welchen Ort hattet ihr gedacht?"

  • "Das freut mich, dass Ihr meine Einladung annehmt." Sein Lächeln konnte wahrlich viele Frauen einfach dahinschmelzen lassen, obwohl sich Valea sicher war, dass da noch mehr in ihm war. Etwas an seinem Blick sagte der erfahrenen langlebigen Schönheit, dass etwas in ihm lauerte wie eine Raubkatze auf ihre Beute. Er verbarg etwas, dass wurde ihr klar. "Nun ich schlage vor, dass Ihr die Lokalität auswählt. Schließlich ist es nur fair, wo ich mich schon erdreiste, Euch zu besuchen. Oder meint Ihr nicht?" Ein freches Zwinkern begleitete seine letzten Worte.

  • "Nun... wie wäre es mit dem Korallenriff? Oder hattet ihr einen andersartigen Ort im Sinn?"


    Valea ließ es sich nicht anmerken, doch sie hatte sehr wohl bemerkt, daß etwas sehr seltsam war an diesem Mann und es beschäftigte sie, während sie so zwanglos mit ihm plauderte. Vorsicht und Neugier kämpften miteinander, doch wie so oft überwog die Neugier. Sie hatte womöglich auch wenig zu befürchten - Iriel Corashai war immer an Valeas Seite, auch wenn die Fee in diesen Momenten nicht sichtbar war, während sie die Gewürze weiterhin an ihren Bestimmungsort verfrachtete.

  • "Das Korallenriff? Ja das ist eine gute Wahl, dort bin ich zwar in letzter Zeit nicht mehr gewesen aber ich habe es in guter Erinnerung. Sagen wir heute abend zum achten Schlag der Tempelglocke komme ich Euch abholen, falls es Euch paßt, Valea." Arvanor wirkte sichtlich erfreut über Valeas Annahme seiner Einladung. "Ich bin entzückt, dass ich endlich die Gelegenhet habe, Euch kennen zu lernen und freue mich auf einen schönen Abend in angenehmer Gesellschaft."

  • "Nun gut... dann sehen wir uns heute Abend an diesem Ort..."


    Valea war sichtlich über ihre eigene Reaktion überrascht und davon, daß sie einen recht wichtigen Termin verpassen würde und diesen nun ein wenig aufschieben musste. Doch sie war neugierig auf diesen Menschen und das Geheimnis, das er so offensichtlich mit sich herumtrug - zumindest dies konnte sie sich zweifelsohne eingestehen.

  • Arvanor verbeugte sich höflich und lächelte. "So sei es verehrte Dame. Ich freue mich auf unser gemeinsames Essen. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie ich manchmal bei den Treffen und Essen mit meinen Geschäftspartnern leide." Er grinste, zwinkerte der Edelelbe noch einmal zu und verliessihren Laden.

  • Seoul kam am sehr frühen Morgen auf as Haus zu. Seine GEstalt war wie meist in einen Mantel mit Kapuze gehüllt um Ärger zu vermeiden.
    Erst klopfte er einmal ganz vorsichtig an die Tür, dann einmal kräftig.
    Er konnte kaum glauben, was am letzten Abend geschehen war und noch weniger, was er nun machen würde. Er würde exotische Dinge an die bürger der Stadt verkaufen. Er, der den die meisten mit Angst und Misstrauen beäugten.

  • Dieser Morgen war recht hektisch verlaufen. Valea hatte sich soeben erst ankleiden können und es war keine Zeit mehr, überhaupt an ein Morgenmahl zu denken. Heute standen die Zaubersängerprüfungen in der Halle der Künste an und ihre Anwesenheit war natürlich zwingend notwendig. Leise fluchend stolperte sie über einen Schuh, der unglücklich in den Weg geraten war und blickte schließlich erstaunt auf, als es an ihrer Tür klopfte. Natürlich - Seoul! Er wollte seinen ersten Arbeitstag antreten. Schnell machte sich Valea auf zur Tür ihres Ladens, den Schuh noch immer in der Hand haltend. Schließlich sollte ein Nachtelf nicht zuviel Zeit ungeschützt im Tageslicht verbringen, das für ihn tödlich sein konnte.
    Die Tür öffnete sich geräuschlos und tatsächlich war es der Nachtelf, der davon stand.


    "Seoul! Guten Morgen! Kommt doch herein..."

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