Die Villa Onoris

  • "Oh, über die Jahre habe ich einiges angesammelt. Wobei ich zugeben muss, daß sich die Küchenwichtel ganz von alleine hier eingenistet haben. Sie lieben Musik, müsst ihr wissen und so findet man ganz besonders viele von ihnen in der Nähe der Halle der Künste - oder allgemein im Künstlerviertel.."


    Valea lächelte versonnen und schüttelte dann verneinend den Kopf.


    "Aber nein, ihr müsst euch nicht sorgen. Diese Wichtel sind sehr robust und zudem ausgesprochen flink. Ihr könnt sie nicht verletzen, also bewegt euch ruhig ganz ungezwungen.


    Ein weiterer Schluck der honigfarbenen Flüssigkeit folgte, bevor Valea sie wieder auf dem Tisch absetzte. Dann zog sie die Beine ebenfalls auf den Sessel, so als sei seoul ein alter Bekannter und kein Fremder, der bei Nacht an ihre Tür geklopft hatte.


    "Aber was eure Frage betrifft... Wichtel und gut laufende Geschäfte sind wunderbar. Aber ich habe noch einige andere Pflichten und die Wichtel werden sich sicherlich nicht in meinen Laden stellen und sich um die Kunden kümmern, wenn ich zu einer Ratssitzung muss oder in der Halle der Künste meiner Arbeit nachgehe. Bisher musste ich dann immer schließen und das ist nicht unbedingt die glücklichste Lösung, da ich zugegebenermaßen recht selten zuhause bin."

  • Seoul fiel ein, dass er noch gar nicht seinen Wein angerührt hatte. Also nahm er erst einmal einen Schluck. Köstlich, dachte er bei sich.
    "Nun, für den Laden solltet ihr euch jemand anderen suchen. Niemand ist begeistert einen Nachelfen zu sehen. Naja zumindest nicht viele." Verbesserte er sich.
    "Dann habe ich Glück gehabt euch heute anzutreffen. Eine solch angenehme Gesellschaft findet man nicht leicht." Er lächelte ihr zu.
    "Entschuldigt meine Worte, aber ihr seid wirklich eine reizende Dame und das ihr all dies überhaupt schafft, ist bewundernswert. Da können selbst die Männer noch etwas von Ihnen lernen."

  • "Nun... aber würde es nicht durchaus Vorurteile abbauen können, wenn man einen Nachtelfen in diesem Laden antreffen könnte? Zudem habe ich wenig zu verlieren... der Laden ist im Grunde mein persönliches, kleines Juwel. Ich benötige die Einnahmen daraus nicht unbedingt, sondern liebe es eher, meine Kunden zu erstaunen und zu überraschen."


    Sie legte eine kurze Pause ein und schien zu überlegen, redete dann jedoch auf ihre typisch ungezwungene, fröhliche Art weiter.


    "Und es gibt sicherlich nichts zu entschuldigen - welche Frau würde ein Kompliment jemals übel nehmen?"


    Sie zwinkerte dem Nachtelfen zu und ließ noch ein weiteres Mal ihr perlendes Lachen vernehmen, bevor sie wieder ernst wurde.


    "Und ich befürchte, daß ich in Wirklichkeit nicht sehr bewundernswert bin. Ich weile nur schon recht lange auf dieser Welt und habe einiges lernen dürfen, was einem kurzlebigeren Wesen wohl versagt bleiben muss."

  • Seoul sah Valea für einen Moment in die Augen und fragte sich, was sie wohl alles gesehen und erlebt hatte.
    "Ich werde euch nicht nach eurem Alter fragen, das gehört sich nicht. Aber ich habe auch schon ein paar Jahre hinter mir, gehöre ich ebenso wenig zu den kurzlebigen Völkern wie ihr. Aber es wird einen Unterschied machen, da wir ja zurückgezogener leben."
    Dann griff Seoul wieder das andere Thema auf.
    "Nun...ich weiß nicht. es wäre doch trotzdem schade, wenn kaum jemand noch zu euch kommen würde." er dachte genauer darüber nach. Wahrscheinlich würde es gar nicht so viele abschrecken, denn wo sonst als hier, konnten sie Dinge von oberhalb der Wasseroberfläche kaufen. Aber irgendwie wollte es ihm trotzdem nicht gelingen sich als Verkäufer vorzustellen. Er trank einen weiteren Schluck Wein und ohne es zu merken, wandertn seine gedanken fort. Nie hätte er in diese Situation kommen müssen. Töricht war er gewesen und dumm.

  • Valeas Brauen zogen sich für einen kurzen Augenblick zusammen, als sie sich fragte, was wohl in dem Nachtelfen vorgehen mochte. Dann sie entspannte sich recht schnell wieder und lehnte sich auf ihrem Sessel zurück.


    "Lasst mich raten... Verkäufer ist nicht ganz das, womit ihr euch anfreuden könnt, nicht wahr?"


    Valea schmunzelte leicht und nickte dann verstehend.


    "Aber es lassen sich sicherlich noch andere Aufgaben finden, die euren Wünschen eher angepasst sein könnten, davon bin ich überzeugt. Was hattet ihr euch vorgestellt? Ich denke, daß ihr eine Idee gehabt haben müsst, bevor ihr losgezogen seid, habe ich recht?"

  • Aus den Gedanken gerissen schaute er sie einen Moment verwirrt an bis schließlich die Bedeutung der Worte ihn erreichte.
    "Ohh, entschuldigt bitte. Wie unhöflich von mir. Ich war in Gedanken. Nun, ich denke nicht dass ich in der Position bin wählerisch zu sein. Solange es eine vernünftige Arbeit ist, würde ich fast alles machen, wie ich bereits sagte und Verkäufer klingt in meinen Ohren doch recht normal. Seid versichert, dass ich dazu nicht nein sagen würde. Denn mein Erspartes geht allmählich zu neige." Normalerweise sprach er nicht gern über Geld. Weder ob er viel oder wenig hatte. Aber Valea machte einen sehr symphatischen und verständnisvollen Eindruck und er hatte oft tagelang gar keine Gesprächspartner.
    Er leerte langsam und genüsslich seinen Kelch Wein und stellte ihn auf den Tisch.

  • Valea überging die Unaufmerksamkeit ihres Gastes und nahm offenbar keinen sonderlich großen anstoß daran. Elfen neigten dazu, öfter in Gedanken zu versinken und sie nahm an, daß Nachtelfen sich darin nicht sehr von ihren lichten Geschwistern unterschieden.


    "Ja, das Leben in der Stadt ist nicht billig... die Seesterne gehen nur allzu schnell zur Neige, selbst wenn man damit haushaltet."


    Sie blickte auf seinen leeren Weinkelch und sandte ihm dann einen fragenden Blick.


    "Darf ich euch noch etwas anbieten? Also kann ich damit rechnen, daß ihr an der Arbeit in meinem Laden interessiert seid? Die Bezahlung ist angemessen - alles was ihr tun müsstet wäre wohl, die Dinge aus meinem Angebot kennenzulernen, damit ihr in der Lage seid, die Kundschaft zu bedienen."


    Sie zwinkerte dem Nachtelfen zu und wartete schließlich geduldig auf seine Antwort.

  • Seoul hob abwehrend die Hände.
    "Nein, danke. Der Wein war köstlich, aber ich möchte eure Gastfreundschaft nicht überstrapazieren."
    Seoul wurde auf einmal bewusst, dass es schon spät sein musste.
    "Ja, ich bin interessiert," antwortete er lächelnd.
    "Der Tag neigt sich langsam dem Ende. Ist es euch auch nicht zu spät um die Unterhaltung fortzusetzen? Ich möchte nicht schuld sein, dass ihr euren Schlaf nicht bekommt...."
    Er wartete, denn er wollte nicht, dass Valea nur wegen ihm nicht an ihren Schlaf kam. Er traute ihr sogar zu, dass sie zu höflich war einen Gast hinauszuwerfen, wenn es ihr zu spät war.

  • "Oh, sorgt euch nicht, ich gehe selten früh zu Bett. Aber vielleicht habt ihr einen langen Weg nach Hause?"


    Diese Frage war eher aus Neugier über die Wohnsituation des Nachtelfen gestellt, als aus wirklicher Sorge. Schließlich waren die meisten Nachtelfen auf die Nacht fixiert - was bei Shirashais Fluch auch kein großes Wunder war.


    "Und sicherlich strapaziert ihr meine Gastfreundschaft nicht wegen einem Glas Wein - aber ihr habt recht, es ist immer angebracht, einen klaren Kopf zu behalten."


    Besonders, wenn man jenen Wesen angehörte, denen wenig Gutes zugebilligt wurde. Es gab durchaus Gerüchte über allerlei Gewalttaten gegenüber Nachtelfen, die sich in Städte verirrten und Valea lief ein unangenehmer Schauer über den Rücken, wenn sie darüber nachdachte.

  • "Da ich noch innerhalb der Stadtmauern wohne, ist der Weg nicht zu weit. Ein Gast sollte sich zu benehmen wissen egal wie gastfreundlich eine Dame ist." Am liebsten wäre er beim Thema geblieben. Die Bezahlung war ihm egal. Solange er ein bisschen Geld verdiente und davon halbwegs leben konnte, reichte sie ihm. Viel wichtiger war, wann wollte sie ihm mit dem Lager vertraut machen und wann konnte er anfangen. Er überlegte wie er höflich auuf das Thema ansprechen konnte.
    "Ich schätze euer Lager ist groß und voll. Was meint ihr wie lange ich brauchen werde, um mich um die Kunden kümmern zu können?" Auch wenn er es nicht wollte, stand ihm die eigentliche Frage ins Gesicht geschrieben. Wann kann ich anfangen?

  • Valea zog leicht amüsiert eine feine Augenbraue in die Höhe. Die Ungeduld des Nachtelfen war förmlich in der Luft spürbar und sie nahm an, daß er wohl dringend auf eine neue arbeit angewiesen war. So nickte sie nur kurz, also er darauf hinwies, daß sein Heimweg nicht zu weit sei und wandte sich dann der noch unausgesprochenen Frage zu. Offenbar war es ihm unangenehm direkt zu fragen - also entschloß Valea sich dazu, ihm auf Umwegen zu antworten.


    "Oh, mein Lager ist nicht riesig. Ich denke, daß ihr nicht allzu lange brauchen werdet, um meine Waren kennenzulernen."


    Sie schien für einen Augenblick nachzusinnen und sah dann zu Boden, so als sei es ihr unangenehm, die folgenden Worte auszusprechen.


    "Nun seht ihr, ich will euch nicht drängen - aber es wäre mir schon sehr lieb, wenn ihr so bald wie möglich anfangen könntet. Der Rat beschäftigt mich momentan so sehr, daß ich kaum mehr weiß, wie ich den Laden halten kann - dazu noch die Akademie... und ich erwarte eine große Lieferung von Gewürzweinen aus Norvandor und eine Teelieferung aus Basharban... beides muss sortiert werden und sicher werden einige Kunden danach fragen, die schon lange darauf warten."


    Sie seufzte leise und machte dann eine beinahe entschuldigende Geste.


    "Was meint ihr also, wann ihr die Arbeit bei mir beginnen könntet?"

  • Seoul wusste einen Moment nicht, was er sagen sollte. Eigentlich hatte er erwartet den ganzen Abend mit dem Abklappern von Geschäften zu verbringen um nach Arbeit zu fragen. Er war sogar von ausgegangen trotzdem ohne Aussicht auf Beschäftigung nach Hause gehen zu müssen.
    Und jetzt? Nicht nur, dass er die Aussicht auf Arbeit hatte, er sollte sogar frühstmöglichst anfangen.
    Ein breites Lächeln erhellte sein Gesicht. Wahrscheinlich hätte er sogar leise gelacht, aber dies schien gerade unpassend.
    "Ich könnte sofort und jederzeit anfangen, meine Dame. Es würde mich freuen für sie zu arbeiten und ihnen zur Hand zu gehen." Eine Unbeschwertheit machte sich in Seoul breit. Ein Gefühl dass er seit vielen Jahre nicht mehr gehabt hatte.

  • Nachdem dieses Problem endlich gelöst schien, zeichnete sich ein Lächeln auf Valeas feinen Zügen ab und sie nickte schließlich.


    "Nun, heute ist es womöglich ein wenig spät, um noch das Lager durchzugehen, aber wenn ihr in den Morgenstunden erscheint, so kann ich euch durchaus einlassen, damit ihr euch einen Überblick verschaffen könnt. Ich selbst werde morgen recht früh in der Akademie erwartet."


    Dies entsprach tatsächlich der Wahrheit, ebenso wie die Tatsache, daß Valea in letzter Zeit immer seltener einen Augenblick der Ruhe für sich selbst finden konnte. So war sie also froh über die Hilfe des Nachtelfen. Einen Punkt gab es allerdings, der noch zu klären bleib.


    "Kommen wir nun allerdings noch auf die Bezahlung zu sprechen..:"

  • "Heute, ist es dafür wirklich etwas spät. Ich werde morgen in den frühen Stunden erscheinen. Soll ich dann wieder an der Ladentür klopfen?" Fragend sah er sie an. Und auch wenn er in dem letzten Teil des Gespräches nicht mehr daran gedacht hatte, wurde jetzt wo fast alles geklärt schien, die Attraktivität Valeas wieder mehr aufzufallen. Sein Blick glitt einmal über ihren ganzen Körper und blieben bei den Beinen hängen für einen kurzen Moment.
    was tat er da eigentlich? Valea war so gut wie seine Chefin. Außerdem hatte sie bestimmt mindestens einen Geliebten. So riss er sich los und sah Valea wieder ins Gesicht. Als sie auf die Bezahlung ansprach, winkte Seoul ab.
    "Ich brauch nicht so viel. Nur damit man Essen und Trinken kaufen kann. Nur Geld für die Grundbedürfnisse." Er meinte die Worte ernst und lächelte Valea dabei zu. Immerhin war das ja gut für die DAme.

  • "So? Nun gut, dann überlasst die Bezahlung am besten mir und ich sorge dafür, daß sie angemessen sein wird..."


    Valea hatte den Eindruck, daß ihr Gast nicht gerne über Geld redete, deswegen ließ sie das Thema fallen und entschloß sich dazu, ihm die entsprechende Bezahlung nach eigenem Ermessen zukommen zu lassen. Schließlich hatte sie nicht vor ihn zu betrügen - das lag ohnehin nicht in ihrem Naturell.
    Nachdenklich betrachtete sie den Nachtelfen, während er sie erneut auf diese ganz spezielle Weise betrachtete, äußerte sich dazu jedoch nicht und gab vor, es nicht zu bemerken. Es schien einen wunden Punkt in seiner Vergangenheit zu geben - dies war nicht verwunderlich bei seinem Volk, aber es weckte dennoch ihr Interesse.
    Stattdessen wandte sie sich seiner Frage zu, die er zuvor gestellt hatte.


    "Ja, klopft einfach an und ich werde rechtzeitig erscheinen, um euch hinein zu lassen. Sollte ich schon das Haus verlassen haben, so können euch meine Küchenwichtel alles mitteilen, was ihr wissen solltet."

  • Seoul war erleichtert, dass sie nicht die genaue Summe diskutieren mussten. Es war kein schönes Gefühl anderen zu geben zu müssen, dass man kaum Geld hatte. Und da diese wunderbare Dame ihm einen Job gegeben hat, der ehrlich war, reichte ihm auch eine geringe Bezahlung. Vor allem.......... wer sonst würde einen Nachtelben beschäftigen?


    "Okay, ich werde dann frühs kommen. Ich bin euch sehr dankbar und hoffe ihr werdet zufrieden sein. Auch wenn ihr es gewohnt seid, spät das Bett auf zu suchen, möchte ich euch nicht länger stören. Es ist spät und eigentlich auch unhöflich eine Dame um diese Zeit allein zu besuchen." Er stand auf.

  • "Aber natürlich..."


    Valea lächelte und erhob sich ebenfalls, um Seoul an die Tür zu begleiten. Sie war ohnehin ein wenig müde an diesem Abend und der morgige Tag würde sehr anstrengend werden, dessen war sie sich sicher. Zudem sorgte sie sich ein wenig um den Nachtelfen, der ja nun den langen Weg bis ins Seeviertel zurücklegen musste, das am anderen Ende der Stadt lag.


    "Aber sorgt euch nicht - es gibt kaum einen Ruf, den ich zu verlieren haben könnte..."


    Valea zwinkerte dem Nachtelfen zu und schritt dann vor ihm die lange Treppe hinab, diesmal allerdings die Treppe, die nicht zum Laden führte, sondern an die normale Eingangstür der Villa Onoris.

  • Seoul folgte Valea. Erstaunt stellte er fest, dass dies ein anderer Weg war. Also hatte die Villa selbst auch noch einen Eingang, dachte er bei sich.
    Als Valea so über ihren Ruf scherzte und ihm zu zwinkerte, zog große Überraschung über sein Gesicht. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie etwas anderes als einen guten und reinen Ruf hatte. Also was meinte sie damit. Er fragte aber nicht.
    An der Tür angekommen, reichte er Valea die Hand und sagte: "Ich danke ihnen für ihre Gastfreundschaft. Eine gute Nacht und ruhigen Schlaf, wünsche ich Ihnen."

  • Valea bemerkte die Verwirrung, die ihr Kommentar in dem Nachtelfen ausgelöst hatte - natürlich konnte man nicht davon reden, daß ihr Ruf wirklich schlecht war. Allerdings war sie nun einmal eine Edelelfe und zudem kein Kind von Traurigkeit, was alleine schon ausreichte um das Ziel von so manchem Gerücht zu werden. Allerdings kümmerte dies Valea recht wenig - ihre lange Zeit in dieser Stadt hatte sie gelehrt, daß Gerüchte sich nur so lange hielten, bis ein anderes interessanter wurde.
    So schwieg sie dazu und schenkte dem Nachtelfen schließlich noch ein leichtes Lächeln, als sie ihm ebenfalls eine Gute nacht wünschte.


    "Möge Eriadne euch auf eurem Heimweg behüten, Seoul."

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