Totentanz

  • Immer wieder trank sie kleine Schlucke ihres Rotweines, während sie weiterhin die Besucher betrachtete und hie und da auch für einige Sekunden bei den Darbietungen des Gauklers hängen blieb. Dieser konnte sie jedoch selten lange genug fesseln. Ein Rad schlagen konnte sie auch selbst. Erst als der Mann mit der Maske den Vorhang öffnete, sah sie neugierig hinüber. Der nun enthüllte Raum bot Platz für die vielen Gäste und das Buffet, welches mit allerlei Köstlichkeiten bestückt war. Langsam schlendernd ging sie hinüber, nahm sich einen Schnitz einer exotisch aussehenden Frucht und knabberte mehr daran herum, als das sie ihn wirklich ass.


    Zunehmend unruhiger huschte ihr Blick umher. Sie hatte nichts zu tun, niemanden den sie kannte und der Gastgeber liess sich auch nicht blicken. Welcher Graf kam zu spät zu seiner eigenen Veranstaltung?

  • Csaria trat ein und sah sich um. Sie war nicht die Einzige, die nicht dem Adel angehörte, wie sie an der Vielfalt der Kleidung sah. Musternd wanderte sie weiter und ging Richtung Buffet. So viele fremde Speisen hatte sie noch nie gesehen. Es war unmöglich von allen zu kosten. Dem Getuschel hatte sie entnommen, das der Gastgeber noch nicht da war. Sicherlich ein skurriler Vogel, wenn man vom Fest auf ihn schließen konnte.
    Bei den Früchten stand eine Frau, die scheinbar lustlos an einer Frucht knabberte.
    Sie stellte sich zu ihr und nahm eine andere Frucht. Dann sprach sie Yarea an, denn bisher kannte sie in Nir'alenar kaum jemanden. "Hallo. Die Frucht scheint Euch nicht zu schmecken?" fragte sie.
    Das Vogelgezwitscher hatte sie bisher nicht bewusst wahrgenommen.

  • "Köstlich!" Alleine das Häppchen, was Brennan gerade zu sich genommen hatte, war eine wahre Gaumenfreude gewesen. Der Blick auf das Buffet ließ ihm allerdings erst Recht das Wasser im Mund zusammenlaufen. Dabei gehörte er sonst eigentlich weniger zu den Personen, die der Völlerei fröhnten.
    Aber in den letzten Tagen hatte er selten die Zeit gefunden, in ein Gasthaus einzukehren oder sich irgendwie anders etwas "Anständiges" zu besorgen.


    So begab sich Brennan zu dem eben eröffneten Buffet und beschloß, dass ein Stück von dem köstlich duftendem Spanferkel jetzt besonders gut seinen Hunger stillen würde.

  • "Hallo. Die Frucht scheint Euch nicht zu schmecken?"


    Yarea blickte auf. Eine junge Frau stand vor ihr, ein wenig kleiner als sie selbst, mit dunkelblauem Haar und auffallend hellen Augen. Insgesamt wirkte sie aussergewöhnlich, die Cath konnte sie keinem Volk wirklich zuordnen. Die silbergraue Haut, das dunkle Haar... Wie interessant. Etwas verdutzt sah sie auf den Schnitz in ihrer Hand, der kaum wirklich kleiner geworden war.


    "Sie schmeckt durchaus, nur... Das Ganze hier", sie schloss mit einer weitläufigen Geste der linken Hand den gesamten Raum mit ein, "ist mir noch etwas suspekt. Und das schlägt mir leider immer auf den Magen." Sie lächelte etwas leidend und verdrehte die Augen.
    "Ich bin übrigens Yarea. Und Ihr seid?"

  • Der Saal hatte sich noch weiter gefüllt. Es waren jetzt auch bekannte Persönlichkeiten angeblich gesichtet worden, jedoch war definitiv niemand angekündigt worden der von äußerst hohen Rang gewesen wäre. Die Vögel verstummten plötzlich und flogen eilig davon. Der Vorhang im Nordteil des Raumes fiel. Zu sehen war eine Tribüne wie bei einem Theater, von welchen es einige in Nir'alenar gab. Mehrere Dutzend Männer und Frauen unterschiedlicher Völker saßen auf bequemen Stühlen und hielten diverse Musikinstrumente in ihren Händen. Vor dem Orchester stand ein Gnom auf einem erhöhten Podest. So konnte er von allen Mitgliedern des Orchesters gesehen werden. In seiner Linken hielt er einen kleinen Stock, eindeutig ein Taktstock. Man machte sich wohl bereit zu spielen als es plötzlich, mit einem Schlag, stockdunkel im Raum wurde. So dunkel, dass man nicht mal mehr die eigene Hand vor Augen sehen konnte...

  • Ein paar Namen machten mitlerweile die Runden, doch Isati'taru sagten diese nichts. Die Vögel verstummten, der Vorhang fiel und ein paar Leute mit Musikinstrumenten wurde dahinter sichtbar. Aha, also sollte nun wohl eine musikalische Darbietung folgen. Doch anstelle der Musik wurde es plötzlich stockfinster. Selbst mit seinen lichtempfindlichen Augen konnte er nichts mehr erkennen, woraufhin er sich sofort auf das Wesen der Fledermäuse in seiner Seele konzentrierte.

  • Saniya sah der Stimme entgegen, welche sie begrüßt hatte und erkannte den rothaarigen Unsyphat vom Markt. Ob seiner Worte schnaubte sie verächtlich und nahm einen Schluck ihres Weines, während sie sich in dem Saal umsah. Ein Vorhang wurde geöffnet. Dahinter war ein Orchester zu sehen. Zu was auch immer sie eingeladen worden war, es schien los zu gehen. Die weiteren Worte des Rothaarigen nahm sie zwar zur Kenntnis, schenkte ihnen jedoch kaum Beachtung. Allerdings konnte sie es sich nicht verkneifen, einen kurzen Kommentar dazu abzugeben. "Ihr habt mir mein Geschäft ruiniert. Warum sollte ich also auf die Idee kommen, Euch zu ver..." Sie verstummte, denn plötzlich wurde es stockdunkel im Saal. Saniya konnte nicht einmal mehr das Weinglas in ihrer Hand erkennen. "Was geschieht hier?", fragte sie erschreckt.

  • Brennan biss in das saftige Stück vom Spanferkel und kaute. "Köstlich." Wiederholte er in Gedanken, verschlang auch den letzten Bissen und leckte sich die Finger ab. Auch wenn er diesen Grafen Irgendwas nicht kannte, diese Einladung war für Brennan Targo jetzt bereits ein Gewinn gewesen.
    Er ließ seinen Blick weiter über das Buffett schweifen, als sich die Lautmelodie im Saal plötzlich änderte.
    Die Vögel flogen, ein Vorhang flog ebenfalls und gleich schien offensichtlich ein Orchester spielen zu wollen. Nun gut, man konnte sich auch bei Musik stärken. Er bräuchte nur noch unbedingt ein Glas Wein und dann vielleicht eine nette Dame...


    Es wurde dunkel. Ganz plötzlich und nicht irgendwie dämmrig. Nein, die totale Dunkelheit überkam den ganzen Saal und dem geschwätzigen Mampfen um ihn herum folgte zunächst tiefdurchdringende Stille und dann beunruhigtes Tuscheln.
    Brennan jedoch verzog seine Lippen ungesehen zu einem breiten Grinsen. Die Schatten, seine Liebe, jetzt wurde der Abend wirklich interessant.


    Er griff an sein Shirashai-Medaillion, welches er unter dem Hemd, nah an seinem Herzen trug und sprach ein stilles, kurzes Dankgebet an seine Göttin.

  • Er hatte noch das Heben und Senken im Ausschnitt von Saniya begutachtet und so das Heben des Vorhanges verpasst und was sich dahinter verborgen hatte. Aber dass die Musik plötzlich verstummte, war unüberhörbar weil nichts mehr zu hören war. Außerdem hatte seine Gesprächspartnerin mitten Im Satz geendet. Das Licht war weg und die Überraschungsäußerungen kamen von vielerorts. Da und dort kicherten junge Mädchen, da hatte wohl jemand die Dunkelheit ausgenützt.
    Ich fürchte mein Glaubwürdigkeit liegt unterm verlegten Teppich oder ist auf dem Marktplatz zurückgeblieben, aber ich versichere Euch, dass ich weder was damit zu tun habe noch dass ich mit Wissen geschlagen bin, was hier vorgeht.“ er hatte kurz überlegt, ob er sich entbieten sollte, dass sich bei ihm einhängen kann, aber dann davon Abstand genommen. Diese Gunst durfte nur seine Schwester in Anspruch nehmen. Ihr Schreck in der Stimme war ihm sofort aufgefallen. „Aber, wenn Ihr es mit Eurem Gewissen vereinbaren könnte, würde ich noch eine Weile an Eurer Seite ausharren, bis eine Klärung der Situation vorliegt. Nicht bewegen!

  • Ihr Gegenüber war noch nicht zum antworten gekommen, da verstummten plötzlich die Vögel. Die Cath warf einen Blick unter die Decke, dort wo noch kurz zuvor die lustigen Gesellen ihr Lied geträllert hatten. Jetzt waren sie aber alle verschwunden.
    Der Vorhang fiel. Yarea sah zu der Bühne hin,die Vögel bereits vergessen. Dort stand ein kleiner Gnom auf einem Podest und hielt einen Taktstock in den Händen. Ein Schmunzeln verzog ihre Lippen, während sie gespannt auf den Anfang des Stückes wartete.


    Doch dieser kam nicht. Stattdessen wurde es plötzlich stockdunkel. Hätte jemand die Cath gesehen, wäre ihm wohl aufgefallen wie ihre schlitzförmigen Pupillen in sekundenschnelle kugelrund wurden und beinahe die gesamte Iris ausfüllten. Doch selbst die Nachtsicht, die ihr selbst in den dunklen Gassen der nächtlichen Stadt beinahe alles verrieten, sahen überhaupt nichts. Nicht die Hand vor Augen.


    "Seht Ihr, genau das meinte ich mit suspekt.." sagte sie leicht genervt zu ihrem Gegenüber, obwohl sie keine Ahnung hatte, ob die junge Frau überhaupt noch bei ihr stand.

  • Es bedurfte mehr als einer plötzlichen Dunkelheit, um Asharai aus der Ruhe zu bringen. Allerdings war der Zeitpunkt seltsam gewählt, hatte sich schließlich nicht gerade erst das Orchester bereit gemacht, um mit dem Spiel zu beginnen? Der einlullende Gesang hatte sich verflüchtigt und mit seinem Fehlen war auch ihre Wachsamkeit zurückgekehrt.


    Asharai bewegte sich nicht. Sie verharrte reglos an die Wand gelehnt, die sie sich zuvor auserkoren hatte und wartete. Noch war sie der Ansicht, dass es sich um eine neuerliche Extravaganz des Grafen handeln musste, die zwangsläufig seinem großen Auftritt vorausgehen würde. Allerdings wuchs ihre Neugier auf dieses Individuum beträchtlich. Ganz zu schweigen davon, dass sie es kaum erwarten konnte, zu erfahren, was der Graf sich noch hatte einfallen lassen. Und dann blieb noch die große Frage nach dem Grund für all das. Was mochte jemanden dazu treiben, ein solches Spektakel zu inszenieren?

  • Während ihr das Gezwitscher weniger aufgefallen war, bemerkte sie die darauf folgende Ruhe durch aus. Abgelenkt von ihrer Unterhaltung sah sie sich um, doch bevor sie das Orchester entdeckte wurde es auf Schlag dunkel. Eine unnatürliche Dunkelheit, denn man konnte nicht mal Umrisse erkennen.
    "Ob das gewollt ist? Doch wie schafft msn abrupt eine solche Dunkelheit?" fragte sie leise. Sie rührte sich nicht, um nicht irgendetwas um zu stoßen.

  • "Ich weiss es nicht", unwillkürlich senkte Yarea ihre Stimme zu einem Flüstern. "Obwohl ich eigentlich in der Nacht sehr gut sehen kann, ist alles schwarz. Das ist nicht ein schlichtes Fehlen von Licht. Es ist absolut dunkel."
    Auf die Frage, ob es wohl gewollt war, ging sie erst gar nicht ein. Sie wollte sich nicht vorstellen, das etwas, dass ein nicht unbeträchlicher Haufen Leute in einem abgeschlossenen, unbekannten Raum in totale Hilflosigkeit, wenn nicht in bälde in Panik versetzte, ungewollt war.
    "Ich tippe auf irgendeinen faulen Zauber..."

  • Die Dunkelheit im Raum war regelrecht fühlbar. Sie schien geradezu ein Eigenleben zu entwickeln. Die Stimmen der Gäste wurden unruhiger, aus mehreren Richtungen konnte man leise Schreie der Furcht hören. Dann, so als ob es nur eine Illusion gewesen sei, verschwand die Dunkelheit im Festsaal. Sie verschwand bis auf die Dunkelheit auf der Empore, dort wo das Orchester mit dem gnomischen Dirigenten sich befinden mußte. Wie eine wabernde Masse oder eher wie ein Nebel wirkte diese Dunkelheit. Kein Geräusch war heraus zu hören. Die Gäste schauten wie gebannt auf die dunkle Wolke aus der jetzt genau in diesem Moment ein Geräusch ertönte, nein kein Geräusch, eine Melodie. Eine kleine sanfte Melodie welche verspielt und naiv das Ohr der Menschenmenge erreichte, mit den Sinnen spielte. Süß und unschuldig, dabei begann die Wolke lichter zu werden, gab immer mehr den Blick auf das Orchester frei und auf einen großen, athletisch wirkenden Hünen, gekleidet wie ein Harlequin, komplett in Schwarz mit goldenen Sternen, figurbetont, dazu eine goldene Totenmaske und einem Stab in der rechten Hand mit welcher er zum Takt der Melodie jonglierte. Der Mann mass sicherlich zwei Meter, dukles gelocktes Haar zum Zopf gebunden wurde bei seinem kleinen akrobatischen Spiel sichtbar.
    Plötzlich gab er ein Zeichen, die Musik verstummte, der Harlequin verneigte sich vor dem Orchester, drehte sich um und verbeugte sich ebenfalls vor dem Publikum, dann nahm er die Maske ab und warf sie hinter sich. Beim Anblick des Gesichtes ging ein Raunen durch die Menge, eine junge Frau in der ersten Reihe gar fiel in Ohnmacht.


    Unter der Maske war ebenfalls ein Totenkopf, nur war dieser echt...


    @Alle
    Bitte einen Wurf auf Willenskraft!

  • Saniya hörte dem Rothaarigen kaum zu. Es interessierte sie herzlich wenig, was er von sich gab. Doch schon gleich hatte sich die Situation geändert, denn es wurde plötzlich dunkel. Und auch, wenn diese Tatsache Saniya doch ein wenig nervös machte, hätte sie ihm am liebsten erzählt, dass sie gut und gerne auf seine Gesellschaft verzichten konnte doch dazu kam es nicht. Denn die Dunkelheit verzog sich wieder und hüllte nur noch das Orchester ein, auf das Saniya wie gebannt blickte und sich von der darauf folgenden Melodie fast einlullen ließ und dafür Sorge trug, dass sie weiterhin auf das Orchester blickte und somit auch dem Harlekin gewahr wurde, welcher scheinbar den Takt angab. Eine Weile gab sich Saniya der lieblichen Melodie hin, bis der Harlekin dem Orchester ein Zeichen gab und die Musik verstummte. Der Hüne wirkte recht furchteinflössend mit seiner schwarzen Kleidung und der Totenkopfmaske, welche sein Gesicht verdeckte. Doch Gesich? Alle sollten sogleich eines besseren belehrt werden, als der Harlekin die Maske ab nahm und darunter sein "Gesicht" zum Vorschein kam. Ein echter Totenkopf! Saniya begann zu zittern. Der Anblick dieser Gestalt löste Angst in ihr aus. Sogar entfuhr ihr ein kurzer Schrei und sie schlug die Hand vor den Mund. Mit der anderen griff sie nach Herrn von Muesig. Trotz aller Unannehmlichkeiten, die er ihr bereitet hatte, war sie nun doch froh, ihn an ihrer Seite zu wissen. Der Mann konnte spüren, wie Saniyas Hand zitterte, welche nach ihm griff.

  • Csaria überlegte, was sie mit einer solchen Vorführung bezweckecken wollten. Angst hatte sie auf jeden Fall nicht. Erst einmal hatte sie dieses Gefühl erlebt und es war das intensivste Gefühl, das sie bisher hatte. Sie wusste immer noch nicht, warum wie nicht fühlte wie andere.
    ”Welch seltsame Vorführung," sagte sie zu Yarea. "Wollen sie uns ängstigen oder faszinieren?" Und schon nahm der Große seine Maske ab und ein Gefühl ergriff sie, dass sie in einer solchen Intensität noch nicht erlebt hatte. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht und während sie mit dem Verstand noch versuchte zu begreifen, was sie da sah, verlor sie den Boden unter den Füßen. Besinnungslos sank sie zu Boden. Die Knie knickten ein und dann fiel sie nach hinten und bewegte sich nicht mehr.

  • Die Antipathie, die Saniya zu empfinden schien, war fast mit Händen greifbar. Das war etwas, was Herrn von Muesig aber nicht so sonderlich neu oder unbekannt war. Seien Sympathiewerte waren nun mal so wie sie waren, eher flach. Kümmerte ihn aber wenig.


    Die Dunkelheit verzog sich allmählich, nur an einer Stelle verblieb sie. Gespenstische Ruhe herrschte. Bis genau aus der erwähnten Stelle eine Melodie aufstieg. Der wenig musikalische Muesig war aufgekratzt genug, dass er fast mitsummen hätte wollen. Und die Wolke lichtete sich auch. Es schälte sich ein Orchester heraus und ein Modell-Athlet, der den Taktstock schwang. Seine Kleidung in striktem schwarz nur von goldenen Sternen unterbrochen und die Figur musste jedes Frauenherz zum Schwingen bringen. Dazu würde auch sein zum Zopf gebändigtes Haar beitragen. Und obwohl der Hüne wohl 2 mal ein Meter haben musste wirkte er auf ihn irgendwie lächerlich. Ob es die goldene Totenmaske war, die Kleidung, das Gehabe mit dem Taktstock, Herr von Muesig hätte es nicht benennen können. Gerade als er die Tänzerin fragen wollte, ob der Dirigent sie in Stimmung versetzen könne (Herr von Muesig hätte es vorsichtig formuliert, was er dachte, war weit weniger gesellschaftsfähig) passierte es: auf des Dirigent Zeichen verstummte die Musik augenblicklich, er verbeugte sich artig und formvollendet vor den Musikern, drehte sich um tat dies gleichfalls vor ihnen, dem Publikum sozusagen, um sich sodann die Maske vom Gesicht zu ziehen, die er publikumswirksam hinter sich warf. Aber was kam denn da zum Vorschein? Herr von Muesig schloss kurz die Augen, öffnete sie wieder. Nein, kein Zweifel war möglich: anstatt der Totenmaske saß auf dem Haupt des Hünen ein echter Totenschädel. Wenn das ein Trick war - und vieles sprach dafür - dann war der gelungen. Ein Raunen, das wohligen Schauer, Überraschtheit und gewiss auch Schreckhaftigkeit ausdrückten, durchzog den großen Raum.
    Doch damit nicht der Überraschungen genug, tastete sich da noch eine Hand, die spürbar zittrig war, nach ihm. Ein kurzer, spitzer Schrei als Beigabe. Er ließ ihre Hand gewähren, wusste er doch, wem sie gehörte - ohne eine Blick darauf werfen zu müssen. Es war doch immer wieder eine Genugtuung, wenn die ach so selbstbewussten Damen strauchelten. Doch er schwieg und genoss. Wer ihn kannte, hätte es von seinem Gesicht und dem Lippenspiel ablesen können.


    Er würde auf diesen Taschenspielertrick auf gar keinen Fall hereinfallen. Es würde ihn nicht wundern, wenn als nächstes ein oder mehrere Kaninchen über die Bühne hoppeln würden. Und wie war das mit der Dame ohne Unterleib?


    Ich weiß zwar nicht, wie er das macht, aber seiet Euch gewiss, es ist nur ein billiger Zaubertrick. Der Totenkopf imaginiert. Er langweilt mich alsbald, wenn er uns nicht mehr zu bieten hat“ um es zu demonstrieren gähnte er laut hörbar und herzhaft. Und er hatte tatsächlich ‚uns‘ gesagt.


    Und obwohl einem Herrn von Muesig keiner auch nur im entferntesten Schuldgefühle unterstellen wollte oder konnte, bereitete ihm die Nähe dieser Frau kein Unbehagen. Sollten sich da sogar so etwas wie Beschützerinstinkt regen? Schockierend! Irritierend!

  • Asharai hatte das Geschehen ungerührt beobachtet. Es schien eine grandiose Darbietung mit einigen Tricks, die sicherlich magischer Natur sein mussten. Der Graf verstand sein Handwerk, keine Frage. Neugierig verließ sie ihren Standpunkt an der Wand und trat einige Schritte näher auf die Empore zu, um sich seine nächsten Schritte genauer ansehen zu können.
    Dann fiel ihr Blick auf die riesige Gestalt, die mit dem Stab zu jonglieren begann und dabei großes Geschick demonstrierte. Sollte dies ihr Gastgeber sein? Sie kniff die Augen zusammen und musterte ihn genauer.


    Da nahm er die Maske ab und Asharai sog vor Überraschung scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. Ein Totenkopf … eine Illusion … nichts weiter. Es war närrisch, sich davor zu erschrecken. Eine Hand legte sich auf ihre Brust, um den schnell gewordenen Herzschlag zu beruhigen. Gleich würde der Harlekin sein wahres Gesicht offenbaren.


    Plötzlich begann es, in ihrem Nacken zu kribbeln. Unwillkürlich fuhr sie mit der Hand zu ihrem Hals empor, schaute auf, um die Kreatur noch einmal zu betrachten und ein eisiges Gefühl fuhr in ihren Magen. Nein. Dies war keine Illusion. Es war … echt! Panik kroch durch den Geist der Tua’Tanai, ein Gefühl, das sich ihrer nur selten bemächtigte. Sie versuchte, ein Zittern zu unterdrücken, doch ihr Erfolg ließ zu wünschen übrig. Ohne es zu bemerken, wich sie vor dem Geschöpf auf der Empore zurück und ihre Finger krochen in Richtung ihres Gehrockes, in dem sich die winzige Pistole verbarg. Es war eine unsinnige Geste. Dieses Wesen war untot. Sie würde es nicht damit verletzen können.

  • Wenige Augenblicke vergingen, dann konnte Isati'taru die übrigens Gäste wieder wahrnehmen. Die Echos welche seine Ohren empfingen zeichneten ein klares Bild seiner Umgebung. Er schaute sich um. Manche der anderen tasteten umher, andere blieben steif an Ort und Stelle. Doch so plötzlich wie sie gekommen war verging die Dunkelheit wieder, nur auf der Bühne blieb es weiter dunkel und diese Dunkelheit war mehr als die Abwesenheit von Licht. Auch sein geschärftes Gehör konnte dort nichts erkennen. Ihr Gastgeber musste wohl ein paar Magier engagiert haben um seine Gäste mit Tricks zu unterhalten. Langsam verzog sich die Dunkelheit und ein Mann kam zum Vorschein. Schwarz-golden gekleidet, wie auch sonst. Es schien wirklich die Farbkombination des Abends zu sein. Als der Mann die Maske abnahm und darunter der Totenkopf zu sehen war überkam den Tua'tanai eine Welle der Angst. Er stolperte einen Schritt rückwärts gegen jemand hinter ihm und griff instinktiv nach seinem nicht vorhandenen Bogen.

  • Die Dunkelheit verschwand ebenso plötzlich, wie sie gekommen war. Yarea hielt sich kurz schützend die Hand vor Augen, als das Licht ihre empfindlichen Augen schmerzen liess. Doch nicht überall war es nun wieder hell. Die Bühne war noch immer von dieser wabernden Dunkelheit erfüllt. Interessiert blickte die Cath nach vorne, versuchte mit ihren Blicken die Nacht zu durchdringen, die sicherlich magischen Ursprungs sein musste. Wie sonst sollte man so etwas zustande bringen?


    Leise, erst kaum hörbar und dann langsam kräftiger werdend, schälte sich eine süsse Melodie aus der Dunkelheit. Mit ihr löste sich das Schwarz langsam auf, die Bühne wurde wieder sichtbar. Eine neue Gestalt war aufgetaucht. Ein Hühne von einem Mann, ganz in Schwarz und bedeckt von goldenen Sternen. Ein leises Grollen entsprang ihrer Kehle, dem Schnurren einer Katze nicht unähnlich, als sie denn überaus gut gebauten und gekleideten Mann betrachtete. Nur die goldene Totenmaske war nicht nach ihrem Geschmack, auch wenn sie ansonsten Geschmeide nicht unbedingt abgeneigt war. Kaum gedacht, nahm der Hühne besagte Maske auch schon ab. Darunter war er leide nicht so attraktiv wie es den Anschein hatte. Der Totenkopf sah erstaunlich lebensecht aus, wer auch immer dieses Kunststück vollbracht hatte, musste wahrlich begabt sein.


    Als ihre Bekanntschaft zu sprechen begann, wandte Yarea sich wieder ihr zu, sah aber nur noch, wie diese ins Taumeln geriet. Hastig sprang sie - so gut es in ihrem Ballkleid ging - zu der jungen Frau hin und fing diese auf, bevor sie unschön auf den Boden krachte. Die Cath schmunzelte. Etwas zartbesaitet die Gute.

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