Einsame Wacht

  • Elaiya lächelte und errötete leicht bei Sicils Worten, und ein leichter Duft nach Honig begleitete wiederum ihre Verlegenheit. "Mein Können ist nichts im Vergleich zu dem meines Vaters.", sagte sie leise. "Aber ich hoffe, dass ich vielleicht mal so gut sein werde. Deswegen möchte ich auchin die Halle der Künste gehen..." Der Halbelfe war nicht entgangen, dass Sicil wegen der Passantin etwas angespannter wirkte. Hoffentlich vertrieb sie den Nachtelfen nicht. Er war eine überaus angenehme und auch interessante Gesellschaft, und sie genoss das Gespräch eigentlich sehr. Wenn er jetzt verschwand - wer wusste, ob sie ihn mal wieder treffen würde.


    Shir'elei blickte weiterhin wachsam in die Richtung, aus der die Fremde kam, und mittlerweile hatte sich ihr dichtes Rückenfell aufgestellt. Elaiya warf einen Blick in dieselbe Richtung und legte beruhigend eine Hand auf Shir'eleis Nacken, ehe sie fortfuhr. "Aber ich danke Euch für Eure Worte. Es ist ermutigend, so etwas aus dem Mund eines... eher Fremden zu hören. " Elaiya verstummte erneut und blickte der Fremden entgegen. Eigentlich sah es so aus, als wollte sie einfach vorbeigehen, doch das war es in diesem Moment nicht, was Elaiya beschäftigte. Ob sie es wagen sollte, ihrem Gesprächspartner ebenso persönliche Fragen zu stellen wie er ihr? Zweifelsohne war er nicht ganz so vom Leben verwöhnt worden wie sie. Aber je länger sie sich mit ihm unterhielt, desto interessanter fand sie ihn. "Und Ihr?", fragte sie schließlich. "Woher stammt Ihr - und wie kommt es, dass Ihr in die Welt hinausgezogen seid? "

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  • Yenvar ging nun zu den beiden Nachtgestalten. "Einen schönen guten Abend Sohn der Nacht! Und auch euch einen schönen guten Abend", begrüßte sie die beiden mit sanfter, harmonischer Stimme und deutete mit einem leichten Nicken eine Verbeugung an. "Es ist interessant zu so später Stunde noch jemanden anzutreffen...." Sie lies so vieles offen...
    Ihr nachtblauer Mantel, der von Silberfäden durchwirkt war, schimmerte sanft und wehte leicht im Wind, wie auch ihre samtigen Haare. Ihre grünen Augen strahlten und umso mehr die kleinen silbernen Punkte darin....

  • Sicil stand ruckartig auf und stellte reflexartig zum Schutz zwischen Elaiya und den Neuankömmling.
    "Guten Abend, oder sollte ich Gute Nacht sagen. Ihr wisst wer ich bin und zeigt keine Furcht, heute muß mein Glückstag sein."
    Er legte einen kurzen Seitenblick auf die Statue ein,
    "Was führt euch hierher?"

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    William Shakespeare, Macbeth (IV, i, 44-45)
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  • Als die Fremde auf sie beide zukam und sie tatsächlich ansprach, anstatt einfach weiterzugehen, spürte Elaiya einen Moment heftigen Bedauerns. Was hatte sie sich in ein gespräch einzumischen - dazu in eines, welches sie faszinierte? Sie unterbrach es einfach, ehe Sicil ihre Frage beantworten konnte. Vielleicht - unddiese Möglichkeit vertiefte ihr Bedauern noch - vielleicht war es ihm ja sogar recht?


    Seine Reaktion verblüffte sie jedoch so sehr, dass sie fast vergaß, den Gruß der Ankommenden zu erwiedern. Sicil stellte sich zwischen sie und die Fremde, als wäre diese eine Gefahr, vor der sie geschützt werden müsse! Und so seltsam das auch war - es bewirkte, dass sich etwas wie eine Geborgenheit verheißende Wärme in ihr ausbreitete. Sie schüttelte kurz den Kopf und beschloss, dieses Gefühl lieber nicht weiter zu analysieren. Schließlich kannte sie Sicil erst seit vielleicht einer halben Stunde.


    "Guten Abend.", grüßte sie schließlich ein wenig verspätet und mit einem höflichen, aber nicht besonders warmen Lächeln. "Es ist interessant, wie Ihr sagt, so spät noch jemanden anzutreffen. Und Ihr selbst? Was treibt Euch in die Dunkelheit?"

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  • "Nun...guten Abend ist vollkommen in Ordnung. Schließlich hatte ich noch nicht vor bereits schlafen zu gehen", sagte Yenvar mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie hatte die schnelle Bewegung des Fremden bemerkt. "Keine Angst. Ich werde keinem von euch etwas tun. Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung. Und ich muss leider verneinen. Ich weiß nicht, wer ihr seid. Zumindest nicht richtig...." Sie legte den Kopf kurz leicht schief, als ob sie ihn dadurch besser verstehen könnte. "Mein Name ist allerdings Yenvar al Taliar. Sehr erfreut, euch kennenzulernen. Einen der wenigen, um nicht zu sagen, der erste Nachtelf, den ich hier treffe. Und ihr habt eine reizende Begleitung", sagte sie und lächelte die Fremde an. "Sie scheint euch auch nicht zu fürchten. Um auf eure Frage zu antworten", fuhr sie mit auf die Dame gerichtetem Blick fort, "die Dunkelheit!"

  • Sicil entspannte sich ein wenig, trat beiseite und setzte sich wieder auf seinen Platz neben Elaiya.
    "Ihr sprecht in Rätseln, die Dunkelheit führte euch hierher?"
    Sicil sah sie skeptisch an.
    "Ich bin Sicil i Undómê, natürlich meinte ich nicht, dass ihr mich persönlich kennt, offen gesagt, muß ich meine leichtfertige Aussage von eben Überdenken. Was ich natürlich meinte war, dass ihr meine Herkunft kennt, wer kennt die nicht, sind doch genug geschichten über unsereins im Umlauf. Und ihr kommt dennoch zu uns und gesellt euch dazu trotz dieser Geschichten, deshalb meine Verwunderung. So biete ich euch an, euch zu setzen, wenn meine tatsächlich überaus reizende Gesprächspartnerin nichts dagegen hat."
    Sicil zwinckerte Elaiya zu, schenkte ihr ein schnelles lächeln und sah neugierig zu der neu eingetroffenen Person auf.

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  • "Danke, das ist außerordentlich freundlich", sagte Yenvar und setzte sich zu den beiden. "Nun. Die Dunkelheit führt mich fast immer über den Marktplatz, wenn ich des Nachts durch die Stadt streife. Ist es so verständlicher für euch?" Sie sah ihren Armreif an auf dem ein kleiner Diamant glänzte. "Ich kenne eure Herkunft, das ist richtig, und auch die Geschichten. Aber ich kenne auch mich selbst." Sie lächelte vielsagend.

  • Bei Sicils Lächeln und auch seinem Zwinkern in ihre Richtung lief Elaiya ein wohliger Schauer über den Rücken. Er mag mich, dachte sie und fragte sich im gleichen Moment, ob sie wohl dabei war, sich zu verlieben, trotz ihrer kurzen Bekanntschaft. Das ist nur, weil er dich neugierig macht, rief sie sich selbst zur Ordnung. Sie wollte sich nicht schon wieder verlieben, nur um herauszufinden, dass er schon wieder nicht der Richtige war. Es war ihr schon zu oft geschehen. Trotzdem ärgerte sie sich ein wenig, als die Fremde sich einfach setzte und ihr Einverständnis vorraussetzte. Nicht dass sie etwas anderes sagen und trotzdem höflich hätte bleiben können... "Natürlich habe ich nichts dagegen.", erwiderte sie deshalb, ein wenig verspätet und auch ihr Lächeln wirkte nicht ganz so offen. Und sie konnte es nicht verhindern, dass ein ganz leichter Hauch von Zitronenduft von ihr ausging.


    In der Hoffnung, dass die beiden anderen dies nicht merkten, lehnte sie sich etwas zurück, hob Shir'elei vom Boden hoch und nahm sie auf den Schoß, um sie ausgiebig zu streicheln. Die Sandkatze schnurrte vor Behagen, während Elaiya Yenvars Worten lauschte - die hauptsächlich Sicil galten. Und dann tat sie auch noch so geheimnisvoll. Elaiya erschrak ein wenig über ihre Reaktion auf Yenvar. Sie war doch nicht eifersüchtig? Nein, ganz gewiss nicht...


    Sie zwang sich zu einem warmen Lächeln, um sich und die anderen vom Gegenteil zu überzeugen. "Sich selbst zu kennen ist eine wertvolle Gabe.", sagte sie und lachte leise. "Die wenigsten können das wirklich von sich behaupte. Ich werde zum Beispiel immer wieder von meinen eigenen... Gefühlen überrascht."

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  • "Nun zu eurer Frage. Mich treibt nichts in die Dunkelheit!"
    Er sah Elaiya lächelnd an, zwinkerte ihr zu und zeigte dann auf sich, Sicil, den Nachtelfen.
    "Es treibt mich ins Licht. Ich möchte die wärmenden Strahlen Liarils auf meiner haut spüren ohne von ihr versengt zu werden. Doch das kann ich nicht und genau das trieb mich von zuhause weg. Ich konnte nicht länger unter meinen Leuten Leben, die sich vordergründig in ihr Schicksal ergeben haben und hintergründig jedesmal tausend Tode sterben, wenn sie vor dem ersehnten Licht zurückweichen müssen. So machte ich meine Weg, nachdem ich meine Ausbildung abgeschlossen hatte und schließlich gelangte ich in diese Stadt, in der das gedämpfte Licht der Sonne erträglicher ist als an der Oberfläche und doch immer noch brennt, wenn es mich trifft. Ich mußte feststellen, dass auch in dieser Stadt die Menschen und anderen Rassen sehr engstirnig sind und eine Person nach ihrem Äußeren bewerten, deshalb habe ich in Arion Falkenauge einen Begleiter, wenn ich es so nennen Darf, gefunden, der mich nicht nach meinem Äusseren bewertet und im großenund ganzen eigentlich eher ein ruhiger Vertreter ist."
    Sicil sah wieder zu der Statue hoch und grinste ein wenig.

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  • Er lächelte sie wieder an. Elaiya lächelte unbewusst zurück, und ihre Bernsteinaugen leuchteten und ihre Wangen röteten sich leicht. Und wieder dieses leichte Schmetterlingsgefühl... Elaiya erschrak fast ein wenig darüber. Das ging einfach nicht. Sie dachte an den Fluch der Nymphen und versuchte, sich einzureden, dass sie Sicil nur interessant fand. Der ganz leichte Rosenduft, der sie jetzt umgab, verriet etwas Anderes, und sie fand das ziemlich verstörend. Hoffentlich bemerkte es nur keiner. Es würde vorrübergehen, ohne das etwas Ernsthaftes daraus wuchs - wie schon so oft zuvor.


    Sie seufzte leise, fasste Shir'elei etwas fester und versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was Sicil sagte. Plötzlich empfand sie Mitleid. Wenn sie sich vorstellte, niemals in die Sonne gehen zu können - schrecklich. "Gibt es denn wirklich gar keine Lösung?", fragte sie vorsichtig. "Ich stelle es mir schrecklich vor, so zu leben... immer von einer Sehnsucht getrieben, die sich nie erfüllen wird. Ich kann Euch vielleicht besser verstehen, als Ihr denkt..." Die Halbelfe brach ab und biss sich auf die Lippen. Von ihrer eigenen bisher unerfüllten Sehnsucht wollte sie hier, jetzt und in dieser Gesellschaft wirklich nichts erzählen. Rasch wandte sie sich ab und gab vor, irgendetwas in Shir'eleis Fell entdeckt zu haben.

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  • Sicil merkte, welche Reaktion er bei Elaiya hervorrief, die verschiedenen Düfte waren nicht zu ignorieren, noch wo er direkt neben ihr saß. Er wßte nicht was er tun sollte. fand sie ihn nett? Er fand sie auch nett, doch als Gesprächspartnerin.
    'Was ist hier los', dachte er,'Wie kann das sein, sie kennt mich doch garnicht. vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm wie ich mir einbilde, hoffentlich...'
    Schuld drohte die Mauer zu durchbrechen, Schuldgefühle ihr gegenüber.
    "Nun Yenvar, ihr scheint nicht überrascht und hier zu treffen, wie kommt das? Habt ihr mich vorher schon gesehen, dann muß ich euch meine Hochachtung aussprechen, denn ich habe euch nicht bemerkt, und ich habe nichts anderes zu tun als zu beobachten und meinen Gedanken nachzuhängen."
    Er sah Yenvar direkt an, riskierte einen kleinen Seitenblick auf Elaiya, hofft er würde das was er vermutete durch diesen Blick nicht bestätigen und konzentrierte sich darauf vollständig ruhig im inneren zu werden und seine Mitte zu finden. Die Konsequenz war, das er auch nach aussen wieder die Kälte ausstrahlte, die er am Anfang innehatte.

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  • Elaiya bemerkte sehr wohl die Kälte, die plötzlich von Sicil auszustrahlen schien und auch den kurzen Seitenblick, den er ihr kurz zuvor zugeworfen hatte. Er musste etwas gemerkt haben, und es störte ihn. Wahrscheinlich ging er auch genau deswegen nicht mehr auf sie ein, sondern sprach nur zu Yenvar. Ob das wohl ihre persönliche Variante des Nymphenfluchs war? Sich jedesmal so schnell zu verlieben, dass sie jeden damit abschreckte? Andererseits - so deutlich hatte sie es nun auch wieder nicht gezeigt. Man hätte schon einige Erfahrung haben müssen, um ihre Düfte wahrzunehmen und zu deuten, die ja schwächer waren als bei richtigen Nymphen. Wie alt Sicil wohl war? Jedenfalls sollte sie ganz schnell versuchen, sich wieder in die Gewalt zu bekommen. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Melodie, die in ihrem Innern sang und die ihr Vater zu finden sie einst gelehrt hatte. Es half, wieder zur Ruhe zu finden und die unwillkommenen Gefühle zu beherrschen. Langsam versiegten sowohl der Rosenduft als auch der leichte Zitronenhauch, bis sie sicher war, keines ihrer Gefühle mehr dadurch zu verraten. Sie überlegte kurz, ob es nicht besser war, überhaupt die beiden zu verlassen, doch damit hätte sie wahrscheinlich nur zugegeben, was Sicil wohl schon vermutete. Also fasste sie Shir'elei noch ein wenig fester und lehnte sich soweit zurück, dass die Schatten ihr Gesicht verbargen.

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  • Sicil entsann sich auf die Frage die Elaiya gestellt hatte. Sollte er sie wirklich so links liegen lassen, dass hatte sie nicht verdient. Er sah sie wieder an und sagte:
    "Meine Sehnsucht kann nicht erfüllt werden und wird mich wohl irgendwann verzehren, wie das Feuer das Holz verzehrt. Ich bin zwar auf der Suche nach einer Lösung für mich und mein Volk, doch habe ich die Befürchtung, auch trotz der fast tausend Jahre die mir noch bleiben würden, werde ich keine Linderung für meine Seele finden, egal was ich versuche."
    Er lächelte ein trauriges Lächeln und die mehr als zweihundert Jahre, die ihn eigentlich noch nicht zu einem alten Nachtelfen machen, wurden in seinen Augen und seinem Gesichtsausdruck sichtbar, in dem sich Sehnsucht und Leid, Schuld und Trauer wiederspiegelte, die immer vorhanden war und nie weniger würde sondern nur steigen könnte. Er senkte die Augen und sah zwischen den beiden Frauen in die Dunkelheit.
    "Lasst euch von meiner Stimmung nicht herunterziehen, es hat nichts mit euch zu tun. Ich kann diese ganzen Gedanken und das Einzelgängertum nur nicht einfach abschütteln wie einen Mantel, den man auszieht."

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  • "Bitte sagt soetwas nicht." Elaiya sah Sicil ernst in die Augen, doch diesmal gelang es ihr, dabei weder zu erröten noch irgendwelche verräterischen Düfte zu verströmen. Ihre Gefühle - derer sie sich selbst noch keineswegs sicher sein konnte nach so kurzer Zeit - hielt sie tief in ihrem Innern; sie würde sich irgendwann Zeit nehmen müssen zu ergründen, was es damit wirklich auf sich hatte. Dazu müsste sie Sicil aber erstmal besser kennenlernen. "Ich meine, bitte gebt die Hoffnung noch nicht auf - wer weiß, vielleicht geschieht irgendwann ein Wunder - für Euch, wie für Andere. Ihr seid nicht der Einzige, der mit solch einer Sehnsucht lebt, in Wahrheit glaube ich,dass Alle irgendeine unerfüllbare Sehnsucht mit sich tragen, so lange sie leben."


    Elaiya wandte den Blick ab und richtete ihn in die Ferne. "Manche wissen vielleicht nur nicht darum... ich möchte damit aber Euer Leid keineswegs kleinreden. Glaubt mir, zumindest im Ansatz weiß ich, was Euch treibt. Nur... versteht es bitte nicht falsch... vielleicht wäre es leichter, wenn es wenigstens eine seele gäbe, der Ihr vertrauen könnt?" Dass sie ihn in diesem Moment am liebsten in den Arm genommen hätte und ihn aus seiner Isolation gerissen hätte, verschwieg sie. "Damit meine ich nicht,", fügte sie jedoch noch mit einem Blick auf Adrian Falkenauge und einem raschen, jedoch warmen Lächeln zu Sicil hinzu, "die steinerne Figur eines Helden:"

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  • "Ich denke ich weiß was ihr meint. Doch kann ich das nicht. Konnte es noch nie. Mich mit dem Gedanken anfreunden, den anderen eine Belastung zu sein, das ist zuviel verlangt!"
    Er sah zu Elaiya, dann zu Yenvar, dann streichelte er Shir'eleys Naccken, als gäbe es im Moment nichts wichtigeres.
    "Werte Dame Sandkatze, danke dass ich euch meine Zuneigung zeigen darf. vielleicht kann ich von euch lernen, wie ein Einzelgänger wie eine Katze eine Bindung eingehen kann"
    Murmelte er dicht an ihrem Ohr.
    zwischendurch sah er die beiden Frauen wieder an.

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  • "Was man noch nicht kann, kann man lernen.", antwortete Elaiya leise. "Und habt Ihr je daran gedacht, dass es für jemanden... der Euch zugeneígt ist, keine Belastung wäre? Letztendlich ist es eine Entscheidung, die Ihr selbst treffen müsst..." Elaiyas Stimme wurde noch leiser, "doch Ihr habt mein Angebot, dass ich für Euch da sein würde, wenn ihr das wolltet. Ohne... dass ich damit jetzt auf etwas... Tiefergehendes hinauswollte. Aber wenn Ihr uns die Chance gebt, uns näher kennenzulernen - vielleicht stellt Ihr eines Tages fest, dass es doch gut ist, eine... Freundin an Eurer Seite zu haben. Und wenn nicht - nun, den Versuch wäre es wert, oder?"


    Elaiya hatte versucht, ihre Worte so zu wählen, dass sie Sicil nicht bedrängten und beobachtete nun, wie er Shir'elei streichelte und die Sandkatze sich schnurrend an seinem Bein rieb. Seine leisen Worte fing ihr feines Ohr grade so auf, doch wusste sie nicht recht, was sie darauf sagen sollte. Shir'eleis Vertrauen hatte sie mit der richtigen Musik errungen. Auch für das Herz eines Nachtelfen (in dem Fall) gab es die richtige Melodie - aber es wäre vermessen, sie ohne seine Zustimmung zu singen. Vielleicht, wenn sie einfach die Melodie ohne ihre Zauberkraft einzusetzen sang? Wenn Shir'elei beunruhigt oder verängstigt war, half es. Ganz leise begann Elaiya zu singen, und auch ohne Magie lag ein Zauber in ihrer Stimme, der gleichzeitig fröhlich und sehnsuchtsvoll zu den Sternen sang, und es schien, als würde die Nacht selbst ihr lauschen.


    Weep you no more sad fountains;
    What need you flow so fast?
    Look how the snowy mountains
    Heaven's sun doth gently waste.
    But my sun's heavenly eyes
    View not your weeping,
    That now lies sleeping
    Softly, softly, now softly
    Softly lies sleeping.


    Sleep is a reconciling,
    A rest that peace begets.
    Doth not the sun rise smiling
    When fair at ev'n he sets?
    Rest you then, rest, sad eyes,
    Melt not in weeping,
    While she lies sleeping
    Softly, softly, now softly
    Softly lies sleeping.


    Dann fügte sie fast flüsternd hinzu. "Shir 'elei denkt nicht darüber nach, ob sie eine belastung für mich sein könnte... sie mag mich so wie ich bin, und umgekehrt ist es genauso...auch wenn sie als Einzelgängerin ihre Freunde sorgfältig auswählt. Aber nichteinmal Katze sind ihr Leben lang allein."

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  • Sicil vergrub das Gesicht bis zur Nase im Fell der Katze, die es sich gefallen ließ, dann senkte er die augen auf den Boden und sagte
    "Schon mehrere haben das Versucht, kurzweilig hilft es auch, doch auf lange Sicht lindert es nichts, sondern macht es nur schlimmer."


    Er stand auf, was mit einem Laut der missgunst von Shir'eley quittiert wurde, stellte sich an den Rand des Podestes und schaute auf den nun nur noch spärlich erleuchteten Marktplatz. Seine Augen durchdrangen die Dunkelheit und er konnte alles sehen was da vor sich ging in den Ecken der Seitengassen. Plötzlich versteifte er sich ruckartig, hatte von einer Minute auf die andere die Hand am Gürel auf den Griffen der Dolche, verengte die Augen zu Schlitzen und zog die Kapuze wieder über den Kopf.
    "Verhaltet euch ganz normal, lasst euch nichts anmerken und bei Minaril verratet mich nicht. Ich komme zurück!"
    Mit diesen Worten verschwand er in der Dunkelheit in der entgegengesetzten Richtung in die er geschaut hatte. Von seiner Flucht war kein Laut zu vernehmen. Als Sicil nicht mehr in der Nähe war, wurde der Grund seiner Flucht offensichtlich, ein Wachmann näherte sich aus der Richtung in die er geschaut hatte der Szene.

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  • "Hm...ihr scheint meine Frage nicht richtig verstanden zu haben. Aber nun ja. Ich wollte nich wissen, ob es euch in die Dunkelheit treibt", sagte Yenvar. Im weiteren Verlauf der Unterhaltung verdüsterte sich ihr Blick. "Verzeiht, wenn ich euch beide gestört habe. Dies war nicht meine Absicht. Ich hatte Stimmen gehört. Also, warum sollte ich überrascht sein, jemanden zu finden, der dazu gehört?" Sie schüttelte den Kopf. "Verzeiht nochmals", lies sie hören, verbeugte sich leicht und drehte sich zum Gehen noch bevor die Frau ihr Lied begann. Dann machte sie sich auf den Weg. Sie ging geradeaus weiter, als hätte sie ihren Weg nur für einen kurzen Moment unterbrochen, und verschwand im Dunkel der Nacht mit dem sie nach wenigen Schritten verschmolz.


    Wieso werde ich so begrüßt...es liegt sicher an der Frau. Wäre sie nicht dagewesen, hätten wir uns in Ruhe über unsere vorfahren unterhalten können....aber so. Nein. Ich habe sie offensichtlich gestört. Diese Blicke waren zu eindeutig. Ihre ...und seine....

  • "guten abend meine Dame, Ihr sitzt hier alleine?" Ich dachte ich hätte mehrere Stimmen gehört! Hm, ihr wisst aber dass es hier gefährlich ist zu dieser Zeit, kann ich euch irgendwei helfen?"
    sagte der Wachman zu Elaiya. Dann lehnte er sich auf seine Hellebarde und musterte Elaiya und Shir'eley mit unmissverständlichen Blicken von oben nach unten und zurück, dann erschien ein dreckiges Grinsen auf seinem Gesicht.


    ---


    Sicil hatte sich in eine Nebenstrasse geflüchtet, sich herumgedreht und beobachtete die Entwicklungen auf dem Marktplatz mit Argusaugen. Er fand es traurig, dass Yenvar so früh gegangen war, doch was sollte er machen...
    Er sah den Blick des Wachmannes und Wut über die Situation und sich selbst stieg in ihm hoch, er würde Elaiya nicht diesem Grobian überlassen, wenn es denn so weit kam.

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  • Elaiya sah Yenvar etwas erstaunt an, als sie sich so kurz angebunden verabschiedete und wollte gerade zu einer höflichen Einladung, doch zu bleiben, ansetzen, als auch Sicil plötzlich aufstand und mit einer kurzen Warnung recht schnell in der Nacht verschwand. Dabei bewegte er sich so leise wie ein Schatten und war schon bald von der Dunkelheit verschluckt. Elaiya bemühte sich, ihm nicht hinterherzuschauen, sondern blickte dem Neuankömmling entgegen, zugegebenermaßen ein wenig nervös. Doch sie atmete auf, als er sich als Nachtwächter entpuppte. Kein Dieb oder Schlimmeres also. So kam es, dass sie ihn sogar leicht anlächelte, als er sie begrüßte. Sie wollte auch zu einer netten, belanglosen Antwort ansetzen, als er sie mit einem Blick musterte, bei dem sie es plötzlich bedauerte, wie üblich recht figurbetonte Kleidung zu tragen, und sein Grinsen veranlasste sie, den Umhang, den sie gegen die Kühle der Nacht dabeihatte, etwas enger um ihre Schultern zusammenzuziehen. Elaiya konnte nicht verhindern, dass ein recht heftiger Duft nach dem Öl des Teebaums von ihr ausging, in den sich ein leichter Tannennadelduft mischte. Abscheu und auch ein bisschen Angst... Die Halbelfe wich soweit zurück, wie es ging, doch irgendwann hatte sie den Sockel der Statue im Rücken. Wenigstens waren die Schatten hier tiefer und verbargen ihr Gesicht. "Ich bedarf Eurer Hilfe nicht.", erwiderte sie kalt und hoffte, dass ihre Stimme nicht zitterte. "Ich habe diesen Ort aufgesucht, um ein bisschen allein zu sein. Ihr braucht Euch um mich nicht zu sorgen. Ganz sicher werdet Ihr anderswo dringender gebraucht..."


    Sie hoffte, dass dies deutlich genug gewesen war, doch wenn nicht, so war Shir'eleis Reaktion wohl gar nicht misszuverstehen. Die Katze stand vor Elaiya, hatte den Schwanz steil aufgerichtet und der Pelz stand nach allen Seiten ab; die Ohren waren angelegt und das Maul zu einem lauten Fauchen weit aufgerissen, so dass die kleinen, scharfen Reißzähne sichtbar wurden.

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