Einsame Wacht

  • "Ach wo, sorgt euch nicht, ihr seid sicher in meiner Gegenwart hübsches Mädchen. Ich bin für den Marktplatz eingeteilt, zusammen mit meinen beiden Kollegen, die gerade die Hintergassen ablaufen. Also, kann ich euch irgendwo hinbringen, oder soll ich mich zu euch gesellen, kommt, ihr fühlt euch sicher allein."
    Mit diesen Worten setzte er sich auf den Sockel der Statue ein wenig von Elaiya entfernt.
    "Haltet eure Katze im Zaum, ich tue euch doch überhaupt nichts."
    Seine Hände hielten die Hellebarde fest, und seine Augen fielen immer wieder von Elaiyas Gesicht in ihr Dekolté.


    ---


    Sicil sah das sich der Grobian zu ihr setzte , was sollte er tun? er wäre schnell wieder bei der Statue, also, wenn sich die Hand des Wachmannes bewegen würde, würde er den Schleier fallen lassen.


    ---


    Zwei Gestallte bewegten sich leise durch die Hintergassen. Das war die Idiotenwache, warum mußten sie immer diesen Scheiß machen, und Beron der Drückeberger hatte sich auch noch abgesetzt, wo der wohl wieder war. sie bogen in eine Strasse ein, die zum Marktplatz führte, dort würden sie einen kleinen Halt einlegen, um dann wieder den Größeren Kreis zu ziehen. Da sahen sie eine Gestallt im Schatten eines Hauseinganges stehen, die vollständig von einem Umhang vermummt den Marktplatz beobachtete. und auf dem Marktplatz war Beron bei einer Frau mit unendlich langen hübschen Beinen. Vorsicht war angesagt...

    '...by the pricking of my thumbs, something wicked this way comes...'
    William Shakespeare, Macbeth (IV, i, 44-45)
    "Life is Honour. It Ends when Honour Ends"
    Akinwande Oluwole Soyinka, Death and the King's Horseman
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  • Obwohl der Wächter noch ein wenig Abstand hielt, rutschte Elaiya noch weiter zur Seite, und der Sandkatze gebot sie auch nicht Einhalt. Der Geruch nach Teebaum und auch der nach Tannennadeln verstärkte sich, und gleichzeitig machte sie sich auch ein wenig Sorgen um Sicil, als die beiden Wächter in den Hintergassen erwähnt wurden. Andererseits - der Dunkelelf war vermutlich in der Lage, auf sich selbst aufzupassen. Und sie konnte ihn auch nicht warnen, ohne ihn gleiczietig zu verraten. Doch, halt, einen Weg gab es vielleicht - wenn er in Hörweite geblieben war. "Dann solltet Ihr besser zu Euren Männern in den Hintergassen gehen.", sagte sie laut und nun deutlich abweisend. "Ich sagte, ich wünsche allein zu sein - ich fühle mich nicht einsam, besten Dank, und ich wünsche weder Eure Begleitung noch Eure Gesellschaft. Außerdem wäre ich Euch sehr dankbar, wenn Ihr Euren Blick aus meinen Dekolletée nehmen könntet." Bei diesen Worten zog sie ihren Umhang noch enger zusammen. "War das nun deutlich genug, dass auch Ihr es verstehen konntet?" Elaiya verstummte fast ein bisschen erschrocken. Der letzte Satz war ihr mehr so hinausgerutscht, weil sie nervös und ängstlich und wütend war. Hoffentlich forderte ihn das nicht heraus - er schien ja zu den Männern zu gehören, für die ein "Nein" ein "Ja, bitte" bedeutete. Insgeheim bereitete sie sich darauf vor, aufzuspringen und wegzulaufen.

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  • "Ist ja gut, ihr braucht nicht so zu schreien. Ich bin nicht schwer...!"
    Er sah Elayia an, zog eine Augenbraue in die Höhe, drehte sich herum und suchte den Platz mit seinen Augen ab.
    "Wen schützt ihr hier? Wo hat er sich versteckt?"
    Seine Hand schnellte vor un legte sich wie ein Schraubstock um Elayias Oberarm.
    "Sagt es, oder ihr seht die nächsten Monate kein Tageslicht mehr, dann nehme ich euch nämlich fest, auf Verdacht."
    Er zog sie aus dem Schatten der Statue und sah ihr in die Augen.


    ...


    Sicil hörte was sie sagte, sah, dass der Kerl Elayias Arm ergriff und er ließ alle Vorsicht fahren.
    Er ging zügig Richtung Marktplatz, legte seine Hände auf den Gürtel. Er wußte, würde er jetzt die Dolche ziehen, würde er immer auf der Flucht sein, doch das Risiko mußte er eingehen.
    "LASS SIE LOS!"
    Das einzige was von ihm zu sehen war, war seine Siluette und die leuchtenden goldenen Augen unter der Kapuze, die zu Schlitzen verengt waren.

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  • "Was soll das?", herrschte Elaiya den Wächter an, als er sie einfach auf die Beine und von der Statue wegzerrte. Sie war jetzt wirklich wütend, aber sie hatte langsam auch wirklich Angst, und das nicht nur um sich selbst. "Ist das dafür, dass ich Eure unverschämten Annäherungsversuche abgewiesen habe? Ich schütze niemanden! Ich möchte nur Eure Gesellschaft nicht..."


    Sie versuchte, sich loszureißen, aber das hatte keinen Sinn. Der Wächter war um Einiges größer und stärker - wie eigentlich alle Menschen. Also blieb ihr schließlich nur, trozig zurückzublicken. Es kostete sie einige Beherrschung, den Blick keinen Augenblick abzuwenden und in die Richtung schweifen zu lassen, in der sie Sicil vermutete, doch sie schaffte es.


    Shir'eleis Drohgehabe jedoch wurde noch ausgeprägter, und es hätte sicherlich nicht viel gefehlt, und sie wäre dem Wächter ins Gesicht gesprungen. Doch genau in diesem Augenblick tauchte Sicil auf, um ihr beizustehen - und gefährdete damit sich selbst. Elaiya brachte vor Schreck kein Wort heraus. Warum hatte er das getan? Sie hätte sich vielleicht noch herausreden können, so aber.... gleichzeitig wurde ihr warm bei dem Gedanken, dass Sicil sie schützen wollte. Nur wusste sie jetzt überhaupt nicht mehr weiter. Ängstlich wartete sie auf das weitere Geschehen. Hoffentlich kam es zu keinem Kampf.

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  • "Aha, hat mich mein Instinkt doch nicht getäuscht. Hab ich euer Täubchen erwischt, was? Was habt ihr zu verbergen, dass ihr euch in der Dunkelheit aufhaltet. kommt heraus und stellt euch dem Licht des Gesetzes."
    Er ließ Elayia los, und wies ihr grob wieder den Platz zu von dem er sie hochgerissen hatte.
    "Bis jetzt ist noch nichts geschehen, und wenn euer Freund Vernünftig ist, wird es auch nicht. Verhaltet euch nur ruhig und macht keine Zicken!" zischte der Wächter Elayia zu und funkelte sie böse an.
    "Kommt heraus!"


    ---


    Sicil hatte sich in eine gefährliche Situation manövriert. Da stand ein Wächter, ein Diener des Rechts, was sollte er tun. Rückblickend betrachtet war sein Handeln wirklich suspekt gewesen, doch wie hätte der Wächter reagiert wenn er einfach nur sitzen geblieben wäre? Hätte er im festen Glauben Elayia zu retten direkt angegriffen? Was sollte er jetzt tun? Und was hatte Elayia gesagt, Hintergassen irgendwas? Verdammt, der Wachmann schubste sie herum, er mußte etwas unternehmen, jetzt!
    "Halt, tut ihr nichts! Ich komme heraus!"
    Sicil nahm die Kapuze ab, entlößte sein Gesicht und trat langsam und vorsichtig und mit den Händen in der Nähe seiner Waffen ins Licht der Fackeln und des Mondes. Innerlich holte er den Kämpfer hervor und verbannte alle seine Emotionen wieder in die imaginäre Flamme in seinem Geist...


    -----


    Die beiden Wachmänner hinter Sicil waren ganz vorsichtig und leise hinter ihm hergeschlichen und hatten die Situation erst betrachten wollen. Beron würde Ärger bekommen, Pavel würde ihn melden, immerhin war er der Frau auf dem Marktplatz aufdringlich geworden. Was für ein Licht warf das auf die Wache von Nir'alenar? Doch die Situation hatte sich geändert, sollte Beron recht behalten und dieser Mann aus der Dunkelheit wirklich etwas 'böses' im Schilde führen? Pavel gab Alrik ein Zeichen, die Armbrust klar zu machen, so leise wie möglich. Wenn es eskalierte, so sollte es so schnell und unblutig wie möglich eskalieren.

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  • Elaiya taumelte nach hinten und fiel mehr auf den Sockel der Figur, als dass sie sich hinsetzte. Immer noch ziemlich erschrocken sah sie den Wachmann an, sprang aber sogleich wieder auf die Beine. "Ihr habt kein Recht, uns so zu behandeln!" Elaiya versuchte, mutig zu klingen, aber sie merkte selbst, dass ihre Stimme nun zitterte. Sie konnte es nicht verhindern. Dennoch fügte sie hinzu: "Mir wäre nicht bekannt, dass es verboten ist, sich nachts auf dem Marktplatz aufzuhalten." Danach verließ der Mut die junge Frau endgültig. Die Situation war allerdings wirklich ein bisschen suspekt. Andererseits - sie wurde das Gefühl nicht los, dass der Wachmann sich nur ein wenig rächen wollte. Und es war hier nichts Verbotenes geschehen. Dennoch warf sie Sicil einen verängstigten Blick zu, als er ins Licht trat und seine Kapuze abstreifte. Ihretwegen begab er sich in eine ziemlich brenzlige Situation - auch wenn sie nicht glaubte, dass es schon eine Straftat war, nur Nachtelf zu sein. "Oh, heilige Kireala, bitte keinen Kampf!", flüsterte sie unhörbar.

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  • "Ein Nachtelf, bei Eriadne, ein echter Nachtelf. Verdammt!" murmelte der Wachman.
    Beron griff nach seiner Hellebarde und stellte sich in die lange eingeübte Kampfposition.


    ---


    Sicils Augen verengten sich, als er sah, dass der Wachmann Elayia wie ein Stück Balast weggeschubst hatte.
    'Bleib ruhig, wenn du nun eine falsche bewegung machst, ist es vorbei, und du mußt fliehen. Du hast hier Freunde gefunden, denk an sie, nicht an dich!'
    Sicil nahm die Hände langsam nach oben und sagte
    "Bleibt ruhig, ich möchte keinem ein Leid antun. Die Dame, auch wenn ihr sie behandelt wie ein Stück Dreck, für was ich euch zur Rechenschaft ziehen werde, hat ncihts unrechtes getan, also lasst sie gehen!"
    Sicil wagte sich einen Schritt weiter, die Hände mit den Handflächen nach aussen, so dass er sie sehen konnte.


    ---


    "ES IST EIN NACHTELF!"
    Schrie Beron in die Nacht hinaus und bereitete sich darauf vor, sein Leben teuer zu verkaufen.


    ---


    Pavel und Alrik waren im Rücken des Nachtelfen, hörten wie er etwas sagte, waren aber zu weit weg um Einzelheiten zu verstehen und Pavel war die ganze Sache sowieso ein wenig komisch. Dieser Mann Stand dort und hob die Hände zum Zeichen der Kapitulation und Beron stand immer noch lauernd an der Statue.
    Als die Worte Berons zu ihnen herüberschallten, glitt Pavel alles aus der Hand. Alrik, der Neuling wurde postwendend nervös, richtete die Armbrust grob auf die Gestalt die mit dem Rücken zu ihnen stand, und bevor Pavel die Armbrust hätte wegschieben können löste sich der Bolzen. Alles begann wie in Zeitlupe abzulaufen, der Nachtelf, der sich hatte ergeben wollen, knickte in der Seite getroffen ein, Beron nutzte die Gelegenheit und stürmte auf ihn zu. Wenn Pavel jetzt nicht schnell war, würden eine oder zwei Personen tot zu Füßen des Arion Falkenauge liegen.


    ---


    Sicil hörte das sirren des Bolzens und wurde im gleichen Moment in die rechte Schulter getroffen. Er knickte ein, zog im gleichen Moment seine Dolche und wartete auf das was kommen möge, dann sah er den Grobian auf sich zueilen und hörte, seine Sinne bis aufs äuserste geschärft hinter sich noch einen Gegner. Es würde schwer sie nicht zu verletzen, noch dazu, da er eingeschränkt war, er würde sehen.



    *P.S.*: keine Ohrfeige für Elayia, das hätte alles tatsächlich eskalieren lassen. ;) *

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  • "NEIN!" Elaiya schrie entsetzt auf, als von irgendwoher ein Armbrustbolzen angeflogen kam und Sicil traf. Was ging hier vor? Sicil hatte dem Wächter nichts getan, ihn nicht einmal bedroht. Und wenn nicht noch ein Wunder geschah, würde es hier bald Tote geben. Ohne darüber nachzudenken, wie leichtsinnig das war, setzte die Halbelfe sich gleichzeitig mit dem Wächter in Bewegung und stellte sich vor den Nachtelfen - halb in der Hoffnung, dass der Wächter nicht sofort eine so offensichtlich unbewaffnete Frau angreifen würde. "Er hatte seine Hände nicht einmal in der Nähe der Waffen!", schrie sie Beron an. "Er hat Euch nicht bedroht und nichts Böses im Sinn! Ist das die Gerechtigkeit der glänzenden Stadt Nir'alenar? Jemanden anzugreifen, der Euch nichts getan hat?" Sie hatte schnell gesprochen, denn Beron kam schnell näher... hoffentlich hielt er inne. Elaiya war bleich geworden und der Geruch nach Tannannadeln, der ihre Furcht anzeigte, war nun für jeden deutlich wahrnehmbar, doch sie blieb, wo sie war. Hoffentlich brauchte der Schütze im Hintergrund noch lange, um seine Armbrust nachzuladen.


    Shir'elei jedoch hatte Anderes im Sinn. Für die Sandkatze stellte die Situation eine Bedrohung Elaiyas dar, und das Tier war schon seit dem Auftauchen des Wächters zunehmend nervös geworden. Der Wächter, der nun vermeindlich auf die Halbelfe zustürmte, brachte das Fass zum Überlaufen. Ohne weitere Warnung setzte die Katze zum Sprung an, und unglaublich schnell und mit einem einzigen, tödlich eleganten Satz flog sie dem Bredon entgegen. Die scharfen Krallen der ausgewachsenen, nicht besonders kleinen Raubkatze erwischten ihn im Gesicht (knapp die Augen verfehlend), dann landete das Tier wieder und baute sich bedrohlich fauchend vor Elaiya auf.


    Die Halbelfe hatte bei Shir'eleis unvermuteten Angriff aufgeschrien und schlang nun im Versuch, das aufgebrachte Tier zu beruhigen, ihre Arme um dessen Nacken. Sie kniete nun halb auf dem Boden und sah Beron ängstlich entgegen, doch noch immer war sie zwischen ihm und Sicil.

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  • Die Frau rannte an Beron vorbei, stellte sich schützend vor den Nachtelfen, doch das hielt ihn nicht auf, wenn sie nicht aus dem Weg ging, würde er eben durch sie hindurch. Beron konnte nicht zulassen, dass etwas so niederträchtiges und unmoralisches wie ein Nachtelf in seinem Bezirk umherging. Er verlangsamte seinen Schritt um keine nouance, fasste sogar die Hellebarde fester, um wenn nötig die Spitze durch das Hinderniss hindurchzurammen, da kam ein getiegerter Blitz angesprungen, und zerkratzte sein Gesicht. Blut lief in Seine Augen und steigerten seinen Zorn noch. Die Katze würde er auch mitnehmen. zu einem klaren Gedanken war er kaum noch fähig und er nahm wieder die nun knieende Frau und die katze und den Nachtelfen aufs Korn.


    ---


    Pavel rannte. Er mußte die Situation erreichen, er hatte gesehen was passiert war und der leicht reizbare Beron würde jetzt nicht auf zuruf halt machen. Er spornte seine alten Knochen zu einer Höchstleistung an, und war kurz vor der Stelle, als er sah, dass der verletzte Nachtelf in halsbrecherischer Geschwindigkeit an der Frau vorbeirannte und in direkten Kontakt mit Beron ging, indem er mit Leichtigkeit alle Angriffsversuche unterlief, konterte oder ablenkte.Was dann passierte konnte er nicht sehen, weil er die Frau erreicht hatte und ihr beruhigend die Hand auf die Schulter legte, nachdem er ihr gesagt hatte er sei ein Freund.


    ---


    'Dieser Berserker wird sie töten, er wird sie umbringen wie er mich umbringen will, man kann es in seinen Augen sehen. Ich muß etwas tun, Jetzt!'
    Sicil stand auf, warf den Umhang ab, und nahm die Distanz zwischen sich und Beron mit drei großen Sätzen nachdem er einfach an Elayia vorbeigelaufen war. Man merkte ihm kaum an, dass immer noch ein Bolzen in seinem Schulterbatt steckte. Er nahm den Wachmann von vorne, unterlief den plump ausgefürten Schwinger der Hellebarde mit Leichtigkeit, drückte den Führungsarm mit seinem oberkörper weg und schnitt mit einem Dolch, den er in einer fließenden Bewegung aus der scheide gezogen hatte über den Handrücken der unterstützenden Hand, damit die Hellebarde zu Boden fiel. Er setzte die Bewegung seines Oberkörpers weiter nach rechts fort, und stieß Beron mit der linken Schulter und mit seinem Schwung um. Als Beron nach hinten stürzte, verwandelte Sicil den Fall über den Wachmann in eine Rolle.
    Er kam wieder auf die Beine, lief tief geduckt zurück zu Beron, der sich auf alle viere aufgesetzt hatte um aufzustehen und den Angreifer erneut zu attakieren. Sicil nahm einen der Arme Berons, nahm ihm somit den Halt, drehte den Arm auf den Rücken, legte den anderen um seinen Hals, während er dem Wachman selbst auf dem Rücken saß und flüsterte ihm ins Ohr
    "Ich könnte dir mit Leichtigkeit das Genick brechen Mensch. Sei vorsichtig was du tust und versuch nicht Dummheiten zu machen, ich registriere die kleinste Muskelbewegeung deinerseits."
    Sicil schute auf und sah einen zweiten Wachmann nahe bei Elayia.
    "LASST SIE SOFORT IN RUHE, ODER EUER KAMERAD HAT NICHT MEHR VIEL VON SEINER GROßEN KLAPPE! ICH HABE NICHTS GETAN, DOCH WERDE ICH ANGESCHOSSEN. ICH WOLLTE DIE WAFFEN STRECKEN, DOCH WIRD MEIN LEBEN BEDROHT WIEVIEL IGNORANZ MUSS ICH NOCH ERTRAGEN?"
    und noch etwas lauter,
    "!ANTWORTET MIR!"

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  • Elaiya erkannte, kaum dass sie Shir'elei in die Arme genommen hatte,. dass Beron keinen Augenblick zögern würde, sie zu töten. Er musste wohl blind in seiner Raserei sein. Aber soweit kam Elaiya in ihren Gedanken gar nicht. Starr vor Schreck, unfähig sich zu rühren oder einen Laut hervorzubringen, sah sie der sich rasch nähenrden Hellebardenspitze entgegen. Shir 'elei zappelte und wand sich schließlich frei, um erneut auf Beron loszugehen.


    Dann ging alles unheimlich schnell. Sicil raste an ihr vorbei, und so schnell, dass sie die einzelnen Bewegungen gar nicht erfassen konnte, hatte er den Wächter entwaffnet und im Würgegriff. Erst jetzt nahm sie die Hand auf ihrer Schulter wahr, ebenso die Stimme des älteren Wächters, der beruhigend auf sie einredete und ihr versicherte, sie hätte von ihm nichts zu befürchten. Dies verfehlte seine Wirkung wenigstens in soweit nicht, dass die junge Halbelfe aus ihrer Starre erwachte. Als Nebeneffekt fühlte sie sich jetzt, da die unmittelbare gefahr erstmal gebannt schien, so klapprig auf den Beinen, dass sie erstmal in ihrer knienden Position blieb. und sich zusätzlich an Pavels Arm leicht festhielt. Noch immer war sie nicht wirklich zu einem klaren Gedanken fähig, aber ihr Instinkt beschloss, dem älteren Wächter zu trauen. "Bitte", flüsterte sie, "Ich verstehe nicht... warum werden wir angegriffen? Euer... Kamerad ist es doch, der zuerst unverschämt geworden ist, und mein Freund wollte mich vor dieser Zudringlichkeit beschützen. Das kann doch kein Verbrechen sein? Ebenso, wie es kein Verbrechen sein kann, ein Nachtelf zu sein... schließlich gibt es unter ihnen Gute und Böse, wie in jedem Volk..."


    Ihr Blick glitt zu Sicil hinüber. Hoffentlich fand er es nicht vermessen, dass sie ihn vor dem Wächter als ihren Freund bezeichnet hatte. Was für ein alberner Gedanke in so einem Augenblick, dachte sie als Nächstes. "Ich glaube nicht, dass dieser Wächter etwas Böses will...", rief sie etwas lauter zu dem Nachtelfen hinüber.

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  • "LASS SIE LOS UND ZEIG MIR DEINE HÄNDE! UND DEIN KUMPAN SOLL DIE ARMBRUST RUNTERNEHMEN, SONST HAT EUER KAMERAD DEN BOLZEN IM WANST STECKEN! ICH MACHE KEINE WITZE!"
    Sicils Augen waren nur noch kleine Schlitze, doch die Pupillen dahinter leuchteten wie der Vollmond in einer Sternenklaren Nacht. Kaltes Licht, kalt wie die Wut und Entschlossenheit, die hinter Sicils Selbstbeherrschung brannten. Der Wachmann, den er im Würgegriff hielt machte keinen Mucks, nur ein leises stöhnen entrang sich seiner Kehle. Langsm verließen Sicil die Kräfte, das Adrenalin flaute ab und er mußte sich anstrengen, den Druck auf sein Opfer aufrecht zu erhalten.


    ---


    Pavel nahm die Hand von Elayias schulter.
    "Ich weiß, ich weiß um die Nachtelfen, und ich glaube daher die Geschichten nicht. Lasst mich machen. Mein Leben wurde einmal von einem dieser Gesellen gerettet, vielleicht kann ich jetzt etwas zurückgeben."
    sagte er zu ihr, als er aufstand, die Hände mit den Handflächen nach aussen vorzeigte und langsam auf Sicil zuging.
    "Die Armbrust runter du dummer grüner Junge, sonst kannst du deine Karriere an den Nagel hängen. Ich melde dich wegen Mordes! Und du Beron, geh und lass deine Hand versorgen, sobald er dich loslässt. Wir sprechen uns noch..."
    Er sah Sicil an
    "Lass ihn los Nachtelf, ich habe alles unter Kontrolle. Von mir hast du kein Leid zu erwarten. Mach es nicht schlimmer, bis jetzt ist nichts geschehen.


    ---


    "NICHTS! !!NICHTS!! Das ich nicht lache. Bleib genau da stehen, Mensch, keinen Schritt näher. Elayia, komm bitte her, ich bringe dich nach hause, fort von den Personen hier."
    Sicils rechter arm begann zu zittern und Schweißtropfen bildeten sich auf der Stirn, lange dürfte das nicht mehr gehen, er hatte schon viel Blut verloren.
    'jetzt nicht wanken'

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  • Elaiya spürte, dass Sicil nur noch von der Aufregung und der Gefährlichkeit der Situation aufrecht gehalten wurde. Kein Wunder, immerhin steckte ein Armbrustbolzen in seiner Schulter. Wäre sie an seiner Stelle getroffen worden, wäre sie vermutlich schon längst umgekippt. Von daher war es wirklich etwas seltsam von dem älteren Wächter zu behaupten, es sei nichts geschehen. Sie musste den Nachtelfen irgendwie von hier fortbringen - es konnte keine Rede davon sein, dass sie sich in seinem Zustand von ihm nach Hause bringen ließe. Aber als Vorwand, um hier wegzukommen, konnte dies allemal dienen. Immer noch etwas wackelig kam die junge Halbelfe auf die Beine und trat neben Pavel. "Ich denke, es wäre das Beste, wenn Ihr uns gehen lasst. Versorgtdie Wunde Eures Kameraden - die sicherlich nicht so schwer ist wie die meines Freundes - und ich versuche, Hilfe für ihn zu bekommen. Für eine Nacht ist hier Unheil genug geschehen. Er muss große Schmerzen haben..."


    Nach diesen leisen Worten ging sie weiter, mit Shir'elei dicht an ihrer Seite, auf Sicil zu, bis sie schließlich vor ihm und Beron stand. Aus dieser Distanz konnte sie deutlich sehen, dass ihn nur noch eine eiserne Selbstbeherrschung, die sie insgeheim bewunderte, durchhalten ließ. "Hier bin ich. Ich glaube, dem älteren Wachmann kannst Du vertrauen. Lass diesen... Telor los, und dann lass uns gehen..." Elaiya sah Sicil gradewegs in die Augen mit einem Blick, in dem Angst und Sorge um die Vorherrschaft kämpften. Gleichzeitig trat sie einen Schritt von Beron weg, damit er nicht sofort an sie herankäme, wenn er wieder frei wäre - sie traute ihm kein Stück.

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  • "Geht, ich kümmere mich um ihn. Kümmert ihr euch um euren Freund!"
    Pavel nickte Elayia zu und übernahm den Wachmann aus Sicils Händen, damit nicht noch mehr passierte.
    "Ihr seid sehr tapfer, Nachtelf. Ich meinte eben wir sollten aufhören, damit nichts schlimmeres passiert."
    Er führte Beron weg von Elayia und Sicil, gabelte Alrik noch auf und verschwand wieder in der Seitengasse.


    ---


    Sicil sah Elayia an, sein Gesicht vor Anstrengung verhärtet, sein Blick kalt und emotionslos. Er wankte nicht, hatte das Zittern der Hand unter Kontrolle und war alles in allem kurz vor dem totalen Kollaps aber er stand und er würde nicht weichen. Dann kam der Wachmann mit dem Verständnissvollen Gesichtsausdruck.
    'Vielleicht hat Elayia ja recht, vielleicht kann man ihm wirklich trauen.' dachte Sicil, und ließ sich Beron abnehmen. Er nickte kurz aufgrund des Kompliments des Wachmannes, fasste Elayia an der Hand, härter als er beabsichtigt hatte und flüsterte:
    "In welche Richtung liegt euer Heim? Können wir dorthin oder würde das euch probleme machen und ist es weit? Ich weiß nicht wie lange ich noch balancieren kann!"
    Mit diesen Worten drehte er sich in die gewiesene Richtung, Elayia mit seinem Körper abschirmend und marschierte taumelnd los.

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  • Sicils Händedruck tat ein bisschen weh, doch Elaiya ließ sich nichts anmerken. Stattdessen versuchte sie irgendwie, ihn zu stützen, obwohl er doch ein gutes Stück größer und schwerer war. "Es ist nicht allzuweit.", erwiderte sie mit zusammengebissenen Zähnen, "leider habe ich bis jetzt nur ein Zimmer im Zauberbrunnen. Der Wirt ist ein Edelelf, also denke ich nicht, dass es Probleme gibt." Unsinnigerweise war sie ein wenig enttäuscht, dass er vom "du" wieder zum "Ihr" übergegangen war, gleichzeitig bereitete ihr ebenso widersinnigerweise der Gedanke, dass er mit zu ihr kam, Herzklopfen. Sie schob diese Gedanken energisch beiseite, während sie sich auf den Weg machten und Elaiya immer noch unauffällig versuchte, Sicil zu stützen. Jetzt zählte erstmal nur, dass diese Wunde möglichst schnell versorgt wurde. Shir'elei rannte vorraus und warf nur hin und wieder einen hochnäsigen Blick zurück.


    Zum Glück war es wirklich nicht so weit, und zum Glück erinnerte Elaiya sich auch sofort wieder an den Weg - wozu Aufregung doch gut sein konnte. Zu dieser späten Stunde war im Zauberbrunnen nicht mehr viel los, und so konnte sie Sicil über eine kaum benutzte Hintertreppe ungesehen in ihr Zimmer lotsen. Es war klein, aber sauber. Elaiya raffte schnell ein Kleid, das sie liegengelassen hatte, vom Bett, und half dem Nachtelfen, sich darauf niederzulassen. Im Krug neben der Waschschüssel war frisches Wasser, das sie ihm reichte, und über saubere Leinenbinden verfügte sie als Frau natürlich auch. Allerdings wusste sie nun nicht so recht, ob er es zulassen würde, dass sie beim Versorgen der Wunde half. Leicht verlegen sah sie ihn an. "Wie kann ich sonst noch helfen? Braucht Ihr noch etwas - Wein, etwas zu Essen... aber zunächst mal muss die Wunde versorgt werden. Darf ich sie mir ansehen? So ganz ohne Erfahrung bin ich nicht; meine Mutter hat mich einiges gelehrt."

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  • Sicil war die letzten Meter hinter ihr hergetaumelt, sein Blick hatte sich eingeengt, aber es war noch nicht so schlimm wie er Befürchtete, der Bolzen hielt doch viel Blut zurück, dadurch, dass er noch steckte.
    "Ich setze mich nur, sonst mache ich eure Einrichtung noch schmutzig."
    Er versuchte sich aufrecht zu halten, doch konnte nicht verhindern, das sein rechter Arm wie herunterhing und er erschöpft wankte.
    "Es tut mir Leid, Ich bin Schuld! Wenn ich nicht da gewesen wäre, wäre das alles nicht passiert.", Sicil mußte die Augen schließen um Kraft zu sammeln,"Jetzt hast du mich am Wickel bis ich mich wieder bewegen kann und deine Freundin ist auch nicht erfreut darüber."
    Wieder eine Pause um Luft zu schöpfen, Sicils Kopf drohte kurzzeitig auf seine Brust zu sinken. Alles was ihn von einer Ohnmacht abhielt, war lange antrainierte Willenskraft.
    "Hilfst du mir, Ich komme an den Bolzen nicht ran.", Er versuchte sein Hemd auszuziehen, was er schnell mit einem Schmerzenslaut quitierte, dann nahm er kurzerhand einen seiner Dolche, und zerschnitt es.
    "Du mußt den Bolzen entfernen, und die Wunde versorgen, bitte."

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  • "Hör auf damit, dir Vorwürfe zu machen.", erwiderte Elaiya sanft und drückte Sicil vorsichtig auf das Bett hinunter. "Wenn du sitzt, kann ich den Bolzen nicht entfernen... nun, wenn du nicht dagewesen wärst, wär der Wächter dennoch dagewesen. Außerdem hätte ich dich nicht kennengelernt, was ein Verlust gewesen wäre." Die Halbelfe gestatte sich noch einen Blick in Sicils Augen und stellte fest, dass seine Kräfte nun schnell schwanden. Rasch suchte sie zusammen, was sie brauchen würde. Wasser am Kamin des Zimmers zu erhitzen sollte kein Problem darstellen, Nadel und guten Leinenfaden - auch das hatte sie, wenn es nötig werden sollte. Um sich selbst und auch ihn abzulenken, während sie ihre Vorbereitungen traf, redete sie einfach weiter. "Außerdem macht es mir nichts aus, dich am Wickel zu haben, wie du es nennst. Gib nichts auf Shir'elei. Sie ist immer eifersüchtig, sobald auch nur im entferntesten der Verdacht besteht, dass ich einem Mann zugeneigt sein könnte. Meistens ist sie schon eifersüchtig, bevor es überhaupt einen wirklichen Grund dafür gibt. Und nun..." Elaiya holte einmal tief Luft und besah sich die mittlerweile freigelegte Wunde genauer. Der Bolzen saß tief, und sie wusste immerhin, dass man Geschosse nicht einfach so aus Wunden herausziehen konnte. Meistens gab es irgendwelche Widerhaken. "Gib mir bitte deinen Dolch und... sieh zum Feuer. Das wird dich ablenken."


    Ihr war nämlich eine Idee gekommen, wie sie dem Nachtelfen helfen könnte, die Schmerzen der Operation, die unweigerlich kommen mussten, besser zu ertragen. Während sie den Dolch im kochenden Wasser reinigte, eine auf ebensolche Art gesäuberte Nadel mit Faden versah und Leinenbinden bereitlegte, begann sie leise zu singen. Und diesmal hielt sie den Zauber, der ihrer Stimme innewohnte, nicht zurück. 'Legende des Feuers' hieß der Gesang, den sie anstimmte und den ihr Vater sie gelehrt hatte. Die Stimme der Zaubersängerin schwebte wie ein Band aus Gold und Silber klar und zart und gleichzeitig tragend durch den Raum, und nach und nach war es, als kämen andere Stimmen begleitend hinzu. Im Feuer entstanden Bilder - ein Wald im Frühling, eine schlanke Birke, die sich im Wind neigte - eine schwarzhaarige Dryade, die einem goldhaarigen kleinen Mädchen dabei half, aus frischen Blüten einen Kranz zu winden. Ein hochgewachsener Elf mit goldschimmernder Haut stand daneben und beobachtete das Kind und die Frau mit einem zärtlichen Lächeln. Vogelgesang erklang plötzlich mit den Melodien Elaiyas, und es schien, als fülle der Duft nach Heckenrosen und Schlüsselblumen den Raum. Sich dessen unbewusst hatte Elaiya ausgerechnet Bilder ihrer eigenen Kindheit in das Feuer projiziert.


    Als sie sich sicher war, Gesang und Zauber aufrecht erhalten zu können, nahm sie den Dolch und setzte sich an Sicils Seite. Sie musste nun schnell sein und nicht daran denken, dass sie irgendetwas falsch machen könnte oder welche Schmerzen sie ihm zufügen musste... einmal hatte sie einen Pfeil aus der Flanke eines Wolfes geschnitten, und das Tier hatte überlebt. Es würde ihr wieder gelingen. Außerdem hatte sie oft genug Pfeile aus den Körpern ihrer eigenen Jagdbeute entfernt... ohne aufzuhören zu singen beugte die Halbelfe sich über den Verletzten, holte einmal tief Luft und... ein rascher Schnitt, vielleicht nicht ideal geführt, aber er erfüllte seinen Zweck, und der Bolzen war entfernt. Das Blut floss nun ungehindert, doch damit hatte sie gerechnet. Sie nahm das Handtuch, das genau zu diesem Zweck zu einer Kompresse gefaltet bereitlag, und presste es auf die Wunde, so fest sie konnte.


    Irgendwann versiegte der rote Strom, und dann blieb nur noch, die Wundränder mit zwei Stichen zusammenzuheften. Zu den wenigen Schätzen, die Elaiya noch von ihrer Mutter hatte, gehörte auch ein Absud aus Heilkräutern in Alkohol, und diesen kleinen Vorrat opferte sie nun zur Hälfte, um die Wunde zu waschen, bevor sie sie fest verband.


    Die ganze Zeit war es ihr irgendwie gelungen, gleichzeitig zu arbeiten und den Zauber aufrecht zu erhalten und auch noch jedes Gefühl komplett auszublenden. Doch als nun alles getan war, was sie tun konnte, ließen ihre Konzentration und ihre Kräfte rasch nach. Die Bilder im Feuer vergingen, und auch die Melodie verklang. Statt Blumenduft lag der Geruch nach frischem Blut dick in der Luft. Elaiya legte das Messer weg, weil ihre Hände plötzlich begannen, heftig zu zittern und eine leichte Übelkeit in ihr aufstieg. Bei den Göttern, wenn jetzt irgendetwas schief gegangen war... "Oh, gnädige Kireala!", murmelte sie benommen und tastete vorsichtig nach Sicils Hand, während sie ihn mit bleichem Gesicht musterte.

    Une éternité
    Cerclée de poussière
    Perce l'éphémère


    All winds and tides
    Sand and silence
    Over the distance
    Slipping through our hands

    Einmal editiert, zuletzt von Elaiya Shiya'Sandra ()

  • Sicil lies sich ohne wiederstand auf das Bett drücken, Wiederstand hätte er sowieso nicht leisten können. Er sah ins Feuer und als Elayia ihren Zauber aufbaute, überkm Sicil eine tiefe innere Ruhe. Er bekam mit, dass sie etwas mit seiner Schulter anstellte, doch die Bilder die sie ihm zeigte durch ihre Beschwörung erweckten in ihm Zuversicht, dass er sich in gute, wenn nicht gar die besten Hände gegeben hatte. Er fühlte mit Elayia, die über ihm, an ihm arbeitete.
    Dann ein brennender Schmerz, als der Alkohol die Wunde berührte, dann war die Operation überstanden, und die Beschwörung löste sich auf.
    Sicil war müde. Sehr müde, aber er wußte wie Elayia sich jetzt fühlen würde, also nur noch ein wenig durchhalten. Als sie sich herunterbeugte um zu sehen, ob sie Erfolg hatte, drehte er den Kopf in ihre Richtung, blinzelte sie an, nahm ihre Hand und hauchte erschöpft:
    "Ich lebe und werde weiterleben, dank dir. Ich stehe in deiner Schuld Freundin!"
    Ein müdes lächeln umspielte seine lippen, er drehte sich unter protest ein wenig herum und berührte sanft mit seinen Fingern ihre Wange, dann schlossen sich seine Augen in die barmherzige Umarmung der Ohnmacht.

    '...by the pricking of my thumbs, something wicked this way comes...'
    William Shakespeare, Macbeth (IV, i, 44-45)
    "Life is Honour. It Ends when Honour Ends"
    Akinwande Oluwole Soyinka, Death and the King's Horseman
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  • "Ach, Sicil....", flüsterte Elaiya, und seine Berührung und seine Worte ließen ein leicht wehmütiges Lächeln auf ihrem Gesicht erscheinen. Als er direkt darauf bewusstlos wurde, erschrak die junge Sängerin zutiefst und tastete mit zitternder Hand nach seinem Puls - doch der ging zwar nicht besonders kräftig, aber regelmäßig. Nocheinmal gelang es ihr, ihre Emotionen unter Kontrolle zu bringen. Was war zu tun? Der Mann hatte viel Blut verloren, also... sie zog ihm die Stiefel aus und bette die Beine mit einem zusätzlichen Kissen nach oben, dann deckte sie ihn zusätzlich zur Decke auch noch mit ihrem Umhang zu. Sie glaubte sich zu erinnern, dass Wärme wichtig war. Doch danach blieb nichts mehr zu tun, was ihre Gedanken lange genug beschäftigte. Elaiya gestattete es sich, sich einen Moment hinzusetzen und den immer noch bewusstlosen Nachtelfen zu betrachten. Das hätte sie besser nicht getan - die Anspannung, die sie irgendwie aufrecht gehalten hatte, fiel von ihr ab, und zurück blieben Müdigkeit, Erschöpfung und verwirrte Gefühle. Die junge Halbdryadenelfe brach regelrecht zusammen und weinte haltlos etwa eine halbe Stunde lang.


    Danach fühlte sie sich leer und gleichzeitig ein wenig erleichtert. So schrecklich der Verlauf der Nacht gewesen war, lebten sie beide noch und waren frei, und das war mehr, als ihre Angst sie während der Begegnung mit den Wächtern hatte hoffen lassen. Sie seufzte, wischte sich über die Augen, erhob sich und begann, ihr Zimmer in Ordnung zu bringen, soweit das ging. Sie reinigte Sicils Dolch vom Blut, das noch daran klebte, ebenso die Nadel, und sammelte alle blutigen Handtücher und dergleichen, die während der Operation gebraucht worden waren, in einem Bündel, um es später zum Waschen zu geben. Da würde sie dem Wirt noch einiges zu erklären haben. Dann holte sie frisches Wasser vom Brunnen im Hof. Das erste Morgengrauen zeigte sich bereits, und im dämmrigen Licht bemerkte sie erst, dass auch sie selbst und ihre Kleidung nicht ohne einige Blutspritzer davongekommen waren. Elaiya verzog ein wen ig das Gesicht. Zurück im Zimmer entkleidete sie sich daher (Sicil würde hoffentlich nicht genau jetzt aufwachen), um sich zu waschen und in ein sauberes Kleid zu schlüpfen. Danach konnte sie direkt nochmal neues Wasser holen gehen. Ein kurzer Blick in den Spiegel zeigte ihr, dass nun alles wieder in Ordnung war - bis auf die Haare. Die hüftlange, goldene Pracht wieder zu bändigen dauerte seine Zeit, aber das war der jungen Frau nur recht. Wenigstens war sie noch etwas länger beschäftigt.


    Als das Licht langsam zunahm, zog sie die Vorhänge vor, damit es dem Nachtelfen nicht schaden konnte und kontrollierte nocheinmal Puls und Atmung des Verwundeten. Soweit sie das sagen konnte, war das Ergebnis zufriedenstellend. Vielleicht konnte sie es wagen, ihn ein paar Augenblicke allein zu lassen. Es ließ sich eben nicht vermeiden, mit dem Wirt zu sprechen.... viele Worte, das charmanteste Lächeln, das sie zustande brachte und ein Versprechen auf künftige, kostenlose Auftritte im Zauberbrunnen später hatte sie sein Versprechen, sie und ihren armen, von Räubern überfallenen und leider sehr schüchternen Freund zusammen in ihrem Zimmer wohnen und außerdem möglichst in Ruhe zu lassen.


    Danach gab es leider nichts mehr zu tun als weiter an Sicils Bett zu wachen. Die Stunden krochen wie zäher Sirup dahin, und nun hatte Elaiya auch genug Zeit, um - ob sie wollte oder nicht - zu überlegen, was sie nun eigentlich für Sicil empfand. Nicht, dass sie zu einem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen wäre... es wäre albern zu leugnen, dass sie sich tatsächlich verliebt hatte - wieder einmal - aber um zu entscheiden, ob es sich diesmal von den früheren Gelegenheiten wirklich unterschied, dafür war es noch viel zu früh. Dennoch, es war etwas an Sicil, was keiner der anderen besessen hatte. Sie seufzte erneut, erhob sich vom Bettrand, rieb sich den schmerzenden Kopf und begann unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen. Weitere Stunden vergingen, ohne dass sich an seinem Zustand etwas änderte.


    Irgendwann gegen Abend war sie so müde, dass sie nicht länger stehen konnte und setzte sich wieder auf den Bettrand zu Sicil. Noch immer hatte er sich nicht gerührt, aber seine Atmung war kräftiger - falls sie sich das nicht nur einbildete. Elaiya rieb sich die Augen. Es fiel ihr immer schwerer, wach zu bleiben, und irgendwann forderte ihr Körper sein Recht - schließlich hatte sie seit dem vergangegen Abend weder gegessen noch geschlafen. Irgendwann fielen ihr die Augen zu, ihr Oberkörper sank auf Sicils Bauch, und sie fiel in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung.

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    Sand and silence
    Over the distance
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    Einmal editiert, zuletzt von Elaiya Shiya'Sandra ()

  • Sicil erwachte aus dem tiefen Schlaf, in den er nach der Ohnmacht gesunken war. Er sah sich verwirrt um, wo war er?
    Es war Nacht, zumindest war es noch dunkel vor dem Fenster. Vor allem waren Vorhänge vor dem Fenster, er konnte sich nicht daran erinnern in der Bruchbude Vorhänge zu haben...
    Als er die Frau auf seinem Bauch sah, kam die Erinnerung langsam zurück.
    'Wie...wie kann ich das bloss wieder gut machen? Sie hat soviel für mich getan.'
    Er versuchte zu schlucken, doch sein Mund und Hals war so trocken dass er nur das Kratzen im Hals fühlte und husten mußte. Er konnte es gerade noch unterdrücken, doch ein Gast des Zimmers hatte es mitbekommen. Shir'elei die kleine sandkatze hob den Kopf vom Fußende seines Bettes aus um zu sehen wer da so einen Radau machte und es wagte sie aufzuwecken. Sicil lächelte die Ketze an, hob den Finger an die Lippen und machte sich daran, die schlafende Frau langsam von seinem Bauch zu heben. Mit seiner lädierten Schulter gestalltete sich dieses Unterfangen als recht schwer. Er mußte sie hochstemmen und dann so schnell wie möglich die Beine unter ihr herausziehen. Als er das geschafft hatte, ohne sie aufzuwecken, nahm er sie auf die Arme, machte ein verkniffenes Gesicht, da das mit Schmerzen verbunden war, und legte sie zärtlich auf das Bett. Sicil nahm die Decke, deckte sie zu und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Mit einem lächeln drehte er sich herum und goss sich Wasser aus der Karaffe in einen Becher. Als er ihn an den Mund setzte und die ertsen Schlucke trank, wurde ihm bewust was gerade geschah.
    'Du bist dabei Gefühle für sie zu entwickeln. Sie hat es geschafft, deine Mauer zu unterwandern. Du bist nachlässig geworden Sicil. Was tue ich jetzt? Sie wird immer in Gefahr sein, wenn du bei ihr bleibst, doch ich kann mich nicht einfach wegschleichen, ohne mich bei ihr zu bedanken, außerdem wird es Tag. Also warten'
    Sicil setzte sich neben das Kopfende des Bettes und trank noch einen Schluck aus dem Becher. Er sah Elayia beim schlafen zu. Wieder stahl sich ein lächeln auf sein Gesicht. Er strich wieder eine Strähne aus Elayias Stirn, streichelte Shir'eley und sah ihr beim Schlafen zu. Dann bemerkte er, dass seine Verteidigung erneut sank. Er lehnte sich zurück, schloss die Augen und legte die Hand darüber. Er merkte nicht, dass eine Träne der Verzweiflung seine Wange herunterlief.
    'Was mach ich nur, was mach ich nur, was mach ich nur...'

    '...by the pricking of my thumbs, something wicked this way comes...'
    William Shakespeare, Macbeth (IV, i, 44-45)
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  • Elaiya wachte auf, als ein wenig Morgenlicht durch die dichten Vorhänge sickerte. Da es ihr noch ziemlich früh erschien und sie sich noch nicht völlig ausgeruht fühlte, wollte sie sich umdrehen und noch ein bisschen weiterdösen, doch dann blieb ihr Blick an Sicil hängen. Im ersten Moment erschrak sie ein wenig, doch dann kam die Erinnerung zurück. Und da sie noch nicht ganz wach und somit nicht auf der Hut war, wurde das Lächeln, das auf ihrem Gesicht erschien, von einem leichten Hauch Rosenduft begleitet. "Es war also doch kein Traum.", murmelte sie ein wenig verschlafen und ihre Bernsteinaugen leuchteten warm, als sie Sicil ansah. Dann erinnerte sie sich auch daran, dass schon der kleinste Hinweis auf eine mögliche Zuneigung zu ihm Sicil sich hatte zurückziehen lassen, und so versuchte sie, ihre Gefühle wieder zu verstecken. Außerdem fiel ihr auch jetzt auf, dass sie in dem Bett lag, in dem er eigentlich noch etwas hätte bleiben sollen. Sie setzte sich auf und musterte ihn etwas genauer.


    "Geht es dir denn besser?", fragte sie freundlich und berührte ihn leicht am gesunden Arm, da er ziemlich niedergeschlagen aussah. Ob er wohl starke Schmerzen hatte? Oder hatte es einen anderen Grund... besorgt sah sie ihm ins Gesicht. "Du siehst nicht glücklich aus...", sagte sie vorsichtig. "Ist es deine Schulter? Soll ich es mir noch einmal ansehen? Du hättest mich nicht ins Bett legen sollen - es tut mir leid, dass ich überhaupt eingeschlafen bin." Die Halbelfe stand nun endgültig auf, um sich ebenfalls ein Glas Wasser zu holen. "Oder ist es etwas Anderes? Bin ich dir gestern ... zu nahe gekommen?", fragte sie sehr leise, ohne ihn dabei anzusehen.

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