Ein Date

  • "Wahrscheinlich weiß ich das Leben gar nicht mehr richtig zu schätzen. Obwohl... heute war es irgendwie anders. Das habe ich Euch zu verdanken." Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie Seoul einen Kuss auf die Wange gab. Dann lächelte sie wieder und lief ein Stück voraus. Ihre Wangen waren leicht gerötet und der Fliederduft war nicht mehr zu verleugnen, auch wenn niemand außer der Nymphe selbst wusste, was er bedeutete.
    Sie griff sich die Blume aus dem Haar und löste die Frisur, damit sich ihr langes braunes Haar ungebändigt entfalten konnte. Dann steckte sie sich die Blüte hinters Ohr und sah zu dem Nachtelfen zurück. "Wo bleibt Ihr denn?", fragte sie lächelnd. "Tanzen müsste man... umgeben von Fackeln und dem Klang der Musik...", erklärte sie, bevor sie begann leise eine Melodie zu singen und dazu zu tanzen. Dabei winkte sie den Nachtelfen zu sich. Nächte waren perfekt, um zu Tanzen, ganz gleich ob Musik da war oder nicht.

    Nutze die Talente, die du hast,
    die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen. :stern:


    Henry van Dyke

  • Seoul sah zu wie sich ihre Haare lösten und mit offenen Haaren war sie noch hübscher, musste er zugeben.
    Er folgte ihr doch tanzen? Er war kein Tänzer, noch nie gewesen. Es war nicht nur so, dass er es nicht konnte, sondern er war auch nicht besonders begeistert davon bis jetzt. Die einzigen Tänze, die er bis jetzt mitgemacht hatte, waren zeremonielle in seinem Dorf.
    Doch was sollte er Kaera sagen. Sie schien so gerne tanzen zu wollen. Und er spürte noch deutlich den Kuss auf seiner Wange, der seinen ganzen Körper mit Wärme erfüllt hatte.
    Er trat dichter zu ihr.
    "Ich hoffe ihr seid nicht all zu enttäuscht, aber ich bin kein großer Tänzer."
    Er beobachtete ihre geschmeidigen Bewegungen. Wie sollte er sich denn bewegen beim Tanzen? Hilflos stand er da.

  • Kaera musste lachen. "Oh, kein guter Tänzer, soso. Na das wollen wir doch erstmal sehen."
    Kaera legte Seouls Arme um sich und dann ihre um ihn. Sie waren sich sehr nah und die Nymphe hatte fast das Gefühl zu schweben. Ganz langsam bewegte sie sich und ihn mit sich. Leise summte sie eine Melodie dabei. Als sie einen Schritt zurück tat, war Seoul gezwungen ihr zu folgen. So begann sie ihn zu führen und langsam aber sicher bewegte sie sich schneller. "Und jetzt eine Drehung..." Sie löste sich aus Seouls Armen und drehte sich, während sie eine seiner Hände festhielt. "Ist doch gar nicht so schwer", meinte sie leise, als sie wieder ihre Arme um ihn legte. Sie sang leise weiter und lächelte den Nachtelfen verschmitzt an. Sie hatte noch jeden zu einem Tanz bekommen und Seoul war der bislang talentierteste. "Warum behauptet Ihr, Ihr könntet nicht tanzen?", fragte sie nach einer Weile. Denn, ob es Seoul aufgefallen war oder nicht, er bewegte sich wirklich passend zu dem Lied der Nymphe und stellte sich wahrlich nicht dumm an.

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    Henry van Dyke

  • Irgendwie war das Gefühl komisch so zu tanzen. Aber allein die Nähe zu der Nymphe ließ ihn nicht damit aufzuhören. Er merkte genau, dass es eigentlich nichts für ihn war, aber für Kaera würde er es wieder tun.
    So genoss er diese Tanzstunde und sah zu wie sie sich drehte. Und ihre Stimme......
    Redete er sich all das nur ein oder war sie wirklich so wunderbar. Eigentlich konnte es jemanden wie sie doch gar nicht geben, dachte er bei sich und muste über sich selbst lächeln.
    Er sah ihr mit einem Lächeln in die Augen und bemühte sich, sich ihren Bewegungen anzupassen.
    "Vielleicht liegt es nur an der guten Lehrerin..." reagierte er schließlich auf Kaeras Worte.
    Auf einmal hörte er ein Geräusch und seine Konzentration galt der Umgebung. Würde er jetzt Stimmen hören, würde er sofort ein Versteck mit Kaera aufsuchen. Und sei es nur ein Baum.

  • Kaera schüttlete lächelnd den Kopf. Dieser Nachtelf schien doch ein wahrer Schmeichler zu sein.
    Sie spürte wie der Nachtelf sich plötzlich verspannte und hielt im Tanz inne. Ihn fragend ansehend bewegte sie sich kein Stück. "Was ist?", flüsterte sie. Hatte er etwas gehört?
    Vorsichtig sah sie sich um. Sie war nicht sicher, was sie erwarten sollte. Die Stadtwache, die Seoul als Verbrecher ansehen würde? Sie wusste es nicht. Vielleicht war es ja auch nur eine kleine Katze...
    Die Nymphe schloss die Augen. Sie wollte die Nähe des Nachtelfen noch kurz genießen, bevor sie wohl gestört wurden.

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    Henry van Dyke

  • Er hörte Stimmen. Mindestens zwei Männer redeten mit einander. Vielleicht waren es aber auch mehr. Noch konnte er sie nicht sehen.
    Er legte einen Zeigefinger auf seine Lippen, damit Kaera leise war, löste sich aus ihrer Umarmung und ergriff dann eine Hand um sie hinter einen Baum zu ziehen, in dessen Nähe auch einige Büsche standen.
    Er presste sich selbst an diesen Baum und zog Kaera dicht an sich. Auch für sie war es nicht sicher, denn egal wer es war, die Männer klangen als hätten sie etwas getrunken und des nachts war keine Frau alleine im Park sicher.
    Seoul wagte einen kurzen Blick hinter den Baum hervor und erkannte zwei Männer in einfacher Kleidung.
    Immer wieder war erdankbar, wenigstens gut gucken zu können im Dunkeln, wenn er schon nicht bei Tageslicht leben durfte.
    Er zog seinen Kopf wieder zurück und zog Kaera noch ein Stück enger an sich und zeigte Kaera zwei Finger und hoffte sie verstand. Sein Herz klopfte gleichmäßig und ruhig, denn Angst hatte er nicht. Aber vorsichtig war er.

  • Kaera nickte und musste schmunzeln, als sie sich hinter einem Baum versteckten. Scheinbar waren dort zwei Männer, auch sie hörte die beiden reden. Schmunzeln musste sie wegen der Tatsache, dass sie sich versteckten wie ein Pärchen, dass sich wegen einer Familienfehde heimlich traf.
    Dann verschwand das Schmunzeln. Es war gut, dass ihr Begleiter vorsichtig war. Sie selbst hätte den Park wohl schnellst möglichst verlassen, wäre sie allein gewesen. So war sie Seoul noch näher als beim Tanz zuvor. Sie konnte nicht anders, als in seine blauen Augen zu blicken. Was die Männer sprachen hörte sie kaum. In was für einer Situation war sie da nur wieder geraten... Es sah ja fast aus, als...
    Schnell schob sie den Gedanken fort. Nein, so dachten nur diese Tratschweiber, die sowieso keine Ahnung hatten.
    Trotzdem erröteten ihre Wangen...
    Ob die Männer wohl weiterziehen würden? Sie konnten doch nicht die ganze Nacht so stehen bleiben?

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  • Die Männer waren nun genau auf Höhe des Baumes und gingen langsam weiter. Sie redeten über ihre Frauen, diesen zänkischen Weibern und den Alkhol und natürlich über Essen.
    Seoul schloss die Augen. Er wollte alle Gefühle und Gedanken ganz genau wahrnehmen. Da war einmal Kaera, die so nah stand, das er ihre Wärme spüren konnte und das leichte Prickeln an den Stellen wo sie sich berührten. Dies führte zu einem angenehmen Wirrwarr in seinem Körper.
    Aber da waren noch ganz andere Gefühle, die diese Situation in ihm auslöste. Es erinnerte ihn an die Zeit, wo er noch jagte und kämpfte und er spürte die Lust in sich aufsteigen mal wieder das Schwert zu schwingen.
    Doch er würde nie von sich aus jemanden angreifen, das verbat nicht nur sein Ehrgefühl sondern auch all seine Werte.
    Langsam entfernten sich die Männer und Seoul schlug wieder die Augen auf um direkt in die von Kaera zu gucken. Wortlos sah er sie an.

  • Kaera fiel es schwer, wo die Männer wieder weg waren, sich zu bewegen. Wie angewurzelt stand sie da und sah Seoul an. Sie konnte die Gefühle in sich nicht ordnen, alles purzelte durcheinander, genau wie ihre Gedanken. In ihrem Bauch war ein Chaos, dass sie sich noch nicht eingestehen wollte. Und diese Augen zogen sie so tief hinab... Dann wie vom Schlag getroffen wandte sie den Blick ab und trat hinterm Baum hervor.
    Um die Situation zu lockern, meinte sie lächelnd: "Na, das waren ja zwei ganz helle Burschen." Dann sah sie den Nachtelfen wieder an. Was hatte er nur, dass sie so anzog, so faszinierte? Sie wusste es nicht. Hauptsache sie sah ihn nicht an, wie ein kleines dummes verliebtes Mädchen, denn das war sie ja nicht, also musste sie ihn auch nicht so ansehen. Sie schüttelte den Kopf.
    "Was wohl passiert wäre, wenn sie uns gesehen hätten?" Sie fragte das nicht aus Angst bei der Vorstellung, sondern eher aus Neugier. Eine Nymphe und ein Nachtelf, war das eine seltsame Konstellation oder war es eigentlich passend? Kaera seufzte leise und spielte mit der Blüte, die sie nun wieder in den Händen hielt.

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  • Nachdem Kaera sich bewegt hatte, war der Bann gebrochen und auch Seoul trat hinter den Baum vor.
    "Die zwei hatten aber wirklich zu viel Alkohol heute Abend. Was sie gemacht hätten? Vielleicht nichts. Vielleicht hätten sie aber auch Streit gesucht und hätten einen belästigt," wen von ihnen beiden sagte er nicht, denn weder das eine noch as andere war ausgeschlossen.
    "Es gibt da ein paar Möglichkeiten. Haltet mich nicht für feige, aber unnötigen Ärger gehe ich gerne aus dem Weg."
    Er sah zu ihr und hoffte wirklich, dass sie ihn nicht für feige hielt, aber dann wäre sie nicht so clever wie er dachte.

  • "Feige? Nein, warum sollte ich Euch für feige halten? Ich selbst hätte mich wohl aus dem Staub gemacht... Ich nenne das nicht Feigheit, sondern Weisheit gepaart mit Vorsicht. Außerdem bin ich mir fast sicher, dass die beiden wohl kaum ein Problem für Euch gewesen wären, oder? Wenn ich das sagen darf... Ihr seid doch ein Schwertkämpfer, nicht? Eure Hände haben mir das verraten..." Die Nymphe legte den Kopf leicht schief und blickte ihn mit großen Augen an. Wahrscheinlich war er ein sehr geschickter Schwertkämpfer, der einen richtigen Klingentanz vollführen konnte. Sie konnte sich vorstellen, wie er im Mondlicht trainiert hatte, ehrgeizig und vielleicht fast verbissen. Sie musste innerlich lachen, als sie sich vorstellte, was sie wohl zu der Zeit gemacht hatte. Es war wohl auch ein Kampf gewesen, aber etwas anders, wenn auch nicht weniger leidenschaftlich. Sie erinnerte sich noch an das Lied des Satyrn, eine wunderschöne Melodie, aber Worte, die sie hier wohl nicht in den Mund nehmen würde. Schmunzelnd drehte sie die Blume zwischen den Fingern. "Wir sind uns einerseits sehr ähnlich und doch grund verschieden... Ich muss zugeben, dass mir das gefällt", erklärte sie leise, fast schüchtern.

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  • Seoul sah auf seine Hände und hob den Blick wieder.
    "Nun, ihr habt recht. Sie hätten nicht wirklich eine Gefahr argestellt. Doch ihre Worte bei der Stadtwache schon."
    Er schmunzelte aus irgendeinem Grund.
    Doch auf die weitern Worte Kaeras wusste er nicht wirklich etwas zu sagen Deswegen schwieg er einen kurzen Moment biser sagte: "Es wäre langweilig, wären wir uns gleich. Aber so haben wir genug gemeinsam um zu reden und sind gleichzeitig ausreichend verschieden damit es interessant bleibt..."
    Er grinste. EinWindstoß wehte ihm eine Strähne in das Gesicht und er strich sie wieder beiseite.

  • Kaera sah den Nachtelfen lächelnd an. Er war wirklich wie für die Nacht gemacht. Wenn sie Malerin gewesen wäre, hätte sie wohl gewollt, dass er sich nicht bewegte. Doch als Schriftstellerin konnte sie dieses Bild einfach vor ihrem inneren Auge wieder hervorrufen, wenn sie es wollte.


    "Würde die Stadtwache denn gegen Euch vorgehen? Ich meine... es klingt vielleicht seltsam.... aber Ihr seid doch nur ein Nachtelf, Ihr habt ja nichts unrechtes getan, Ihr seid doch nur spazieren.Und Ihr arbeitet sogar bei Valea Onoris. Ich meine, sie würde wohl kaum einen Unhold anstellen. Und Ihr meint, es gäbe dennoch Ärger?", fragte sie, denn obwohl sie unter Vorurteilen litt, konnte sie sie noch immer nicht erwarten, jedenfalls nicht von jedem. Andererseits, wer sagte schon, dass die Stadtwache besonders freundlich und vorurteilslos war?

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  • Seoul seufzte und überlegte einen Moment nach Worten.
    "Nun...das Problem ist einfach, dass wir der Nacht zu sehr ähneln. Wir sind dunkel und nur wenige von uns finden ihren Weg in die Stadt. Dadurch kennen sie uns und unser Volk nicht. Einige haben einfach Angst andere denken wir sind bösartig. Ich hab sogar schon gehört wie eine Mutter ihrem Kind sagte, wenn es nicht lieb wäre, würde es von einem Nachtelfen geholt werden...
    Durch dieses Bild neigen nicht nur die Wachen sondern auch andere eher dazu anderen zu glauben, wenn es Konflikte gab oder sie wissen es besser aber finden es ist gerechtfertigt. Ich behaupte nicht, dass alle so sind, doch habe ich oft von gehört und ist mir selbst auch begegnet."
    Er zuckte mit den Schultern.
    "Die Elfen wissen es besser, aber auf sie hört auch niemand, wenn es um ihre "dunklen" Geschwister geht."

  • Kaera nickte. "Ja, es ist schon eine seltsame Welt in der wir leben. Fremde werden zu Feinden deklariert und der Nachbar neben an, der böses tut, ist ein guter Bekannter... Wahrscheinlich sind es wirklich Unwissen und Verdrängung, die verhindern, dass sich daran etwas verändert. Dabei habt ihr es ja noch schlimmer getroffen als ich. Ich bin lediglich ein Flittchen, was von Bett zu Bett hüpft, aber ihr seid ja in den Vorurteilen ein nächtliches Ungeheuer..." Die Nymphe zuckte mit den Schultern und meinte dann lächelnd: "Aber einem Flittchen ist ein nächtliches Ungeheuer gar nicht zuwider..." Kaera sah sich ihre Umgebung an. "Was brachte Euch in die Stadt, wenn Euer Volk so selten Städte aufsucht?" fragte sie, sich dem Nachtelfen zuwendend.

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  • Seouls Augen wurden stumpf und erblickte einen Moment auf den oden.
    Dann sah er wieder auf.
    "Nun als Flittchen angesehen zu werden, stell ich mir auch nicht angenehm vor. Aber macht euch keine Sorgen, ich sehe euch nicht so."
    Dann verstummte er, blickte erneut auf den Boden und versuchte innerlich ruhig zu bleiben.
    "Ich habe mich unbeliebt gemacht und war nicht länger erwünscht. Sagen wir es mal einfach so. Es war eigene Dummheit..."
    Er wusste nicht was er weiter sagen sollte und er wusste nicht wo genau er hinschauen sollte. Ganz genau spürte er och die Blicke der anderen Nachtelfen auf sich und die Ablehnung, die selbst seine Freunde ihm auf einmal entgegen brachten. Nein, dann lieber die starrenden Blicke der fremden Nir'alenarer.

  • Kaera trat zu Seoul und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Es tut mir leid, dass meine Frage Euch schlechte Erinnerungen wieder erleben lässt. Das war sicher nicht meine Absicht. Lasst uns noch ein wenig weitergehen." Sie hakte sich bei ihm unter und zog ihn leicht mit sich.


    "Der Park ähnelt ganz leicht einem Ort in meiner Geschichte. Lienna war damals noch allein unterwegs und fand mitten in einem dunklen Wald eine Oase des Lichts und des Friedens. Dort ist sie sogar einfach am Lagerfeuer eingeschlafen, obwohl sie das Gefühl hatte beobachtet zu werden. Als sie erwachte war sie umzingelt von Elfenkriegern... Sie waren sehr empört darüber, dass das Mädchen einfach ein Feuer enzündet hatte und das an einem heiligen Ort. Sie wurde in Gewahrsam genommen und vor einen Elfenfürsten geführt. Dort lernte sie den Elfen kennen, der sie seitdem begleitet. Sein Name ist Olaron. Er war einer der Wächter, die den Fürsten immer begeliteten... Nie hat er seine Pflichten vergessen. Nie, außer durch sein kämpferisches Können und durch seine Arbeit mit seinem Falken, ist er auffällig geworden. Aber, was soll ich sagen, Lienna war wütend und hielt sich keineswegs an die Etikette, die vielleicht am Hofe gern gesehen ist. Woher hatte sie auch wissen sollen, dass dort ein heiliger Ort für Elfen war? Auch wenn sie magisch begabt war, war sie doch ohne Ausbildung und allein. Olaron schwieg die ganz Zeit über, während alle anderen sich über den Ton des Mädchens aufregten. So wurde sie vorerst fortgebracht. In der Nacht besuchte Olaron sie. Natürlich war Lienna voller Verachtung, doch etwas in seinen Augen verriet ihr, dass sie ihm trauen konnte. Noch nie hatte Olaron gegen einen Befehl verstoßen und noch nie hatte er jemandem seine geheimsten Wünsche erzählt, doch Liennas Blick bewirkte genau das." Kaera schmunzelte. "Lienna ist dem Elfenfürsten nie wieder unter die Augen getreten, genau wie Olaron... Er war es auch, der ihr erklärte, was so heilig an dem Ort sein sollte. Aber Lienna kann dieses nicht nachvollziehen und findet es eher albern, niemanden dorthin zu lassen. Die beiden sind schon ein lustiges Pärchen. Sie können einander wirklich nerven, aber wenn es drauf ankommt, stehen sie hintereinander. Wobei... eigentlich ist der ganze Trupp ein einziger Haufen einsamer skuriler Charaktere... Manchmal wünschte ich, ich wäre mit genau diesem Haufen unterwegs, immer umringt von Abenteuern und viel Spaß...", erklärte sie Seoul.

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    Henry van Dyke

  • Seoul war froh, dass Kaera ihn fortzog und begann zu erzählen.
    Seine Kehle war wie zugeschnürrt und kein einziges Wort wäre ihm über die Lippen gekommen.
    Immer mehr Erinnerungen strömten auf ihn ein und er war erleichtert als sie begann eine Geschichte zu erzählen die ihn ablenkte.
    "Eure Geschichte klingt wirklich interesant. Leider ist das Leben selten wie in den Geschichten doch manchmal ist es genau so gut und nur anders." fügte er dann mit einem leichten Lächeln hinzu.
    "Mögt ihr so gerne Abenteuer? Warum sucht ihr euch dann nicht Leute, die auch gerne etwas erleben möchten?" fragte er sie und betrachtete sie dabei. Auf die Antwort war er gespannt.


    Das Gspräch half ihm sich mehr und mehr von seinen eigenen Gedanken abzulenken, interessierte ihn aber auch wirlich.

  • "Nun, ja... ich glaube, ich mag Abenteuer. Das werde ich wohl von meinem Vater geerbt haben. Obwohl natürlich mein Nymphenblut nicht unbedingt hilfreich wäre." Lachend meinte sie dann. "Wahrscheinlich würden so viele Männer mit mir ziehen, dass es aussähe, als würde ich ein Heer anführen..." Sie schüttelte den Kopf. "Aber wahrscheinlich würde ich auch das zu verhindern wissen. Ich habe ja früher Abenteuer erlebt und wir hatten immer unseren Spaß dabei, auch wenn mir oft genug das Herz bis zum Halse schlug und ich glaubte, ich würde sterben. Doch hier bin ich, lebendig und ruhiger. Ich glaube, es ist meine Aufgabe, die Abenteuer von Lienna aufs Papier zu bringen... Ich weiß auch schon wie es weitergeht..." Kurz blickte sie in die Ferne und erzählte dann: "Die vier sind immernoch in der Steppe unterwegs. Die Pferde sind sehr unruhig und der nahende Sturm tut sein übriges. Während Zerron, der Menschenkrieger, und Khûszad, der Zwerg, noch darüber streiten, ob sie den nächsten Dämon in einer Höhle oder in einem Dorf finden, lässt Olaron seinen Falken fliegen, um herauszufinden, was dort im Dickicht des kleinen Waldes auf sie wartet. Denn das ist der Ort, den sie aufsuchen müssen, wenn sie vor dem Sturm Schutz haben wollen. Lienna spürt einen Blick auf sich ruhen. Ihre strahlend weiße Stute Schnee beginnt unruhig zu tänzeln. Olarons Hengst dagegen steht wie ein Fels in der Steppe. So kann der Elf den Flug des Falken verfolgen und mit ihm in Kontakt bleiben. Doch auch der Falke kann nichts entdecken. Er weiß nur, dass der Wald perfekt sein wird, um vorm Sturm sicher zu sein. Seufzend sieht Lienna Olaron an. Er weiß, dass sie Angst hat. Sie haben erst vor kurzem gegen Todeswächter gekämpft, eigentlich noch recht harmlose Dämonen, doch sind sie alle noch erschöpft und verwundet von diesem Kampf. Wenn sie jetzt noch einem wilden Tier entgegen treten müssen, dass sich in seinem Revier bedroht fühlt... oder was auch immer, dort steckt. Entnervt fährt das Mädchen Khûszad und Zerron an: `Könnt Ihr nicht mal die Klappe halten! Wenn ihr so wild auf einen Kampf seid, bitte, dann reitet voraus und durchkämmt den Wald! Irgendwas werdet ihr schon finden, aber seid ruhig! Und seid sicher, dass ich euch nicht zusammenflicke!´ Die beiden ziehen trotz ihres mulmigen Gefühls, dass sie jetzt plötzlich ergreift, los. Lienna und Olaron folgen den beiden schweigend. Je näher sie dem Wald kommen, desto stärker wird das Gefühl in Lienna, dass dort etwas nicht stimmt, doch die Gefahr scheint erstmal vorüber zu sein. Khûszad kümmert sich um ein Lagerfeuer, während Zerron und Olaron noch einmal die Umgebung durchkämmen... Nichts.
    Wachen einteilend, legen sie sich dennoch zur Ruhe. Mitten in der Nacht erwacht Lienna. Etwas ruft nach ihr... nein, nach Hilfe... Schnee, die in ihrer Nähe gedöst hat, hebt den Kopf in ihre Richtung. Lienna bedeutet ihr zu bleiben wo sie ist und tappt in den Wald hinein. Sie kann natrülich im Dunkeln genauso wenig sehen, wie die anderen, außerdem ist der Himmel verhangen von Wolken, mal ganz zu schweigen von dem dichten Geäst der Bäume. Vorsichtig setzt sie einen Fuß vor den anderen, als sie plötzlich etwas am Bein packt. Entsetzt zieht sie ihr bein, aus dem Griff und sieht dorthin, wo die gesalt sein müsste, die sie gepackt hat, doch sie kann nichts sehen. Plötzlich hört sie ein Röcheln... Wieder spürt sie den Hilferuf, der sie geweckt hat. Zögerlich kniet sie nieder. Als die Hand eine der ihren umfasst, zieht sie sie nicht zurück, sondernlässt sich zum passenden Körper führen. Da sie sowieso nichts sehen kann, schließt sie die Augen und wirft ein magisches Netz über den Körper. Dieses zeigt ihr, wer dort vor ihr liegt und vor allem, welche Wunden er trägt. Sie sieht einen Elfen, doch er hat eine Haut, so schwarz wie die Nacht. Erneut ein Röcheln. Schnell legt Lienna ihm eine Hand auf den Mund, denn er versucht zu reden, was ihm durch die Wunden unmöglich ist. Er ist furchtbar zugerichtet. Die Wunden gleichen einerseits denen, die eine Steppenbestie zufügen kann, doch da sind auch Spuren eines Schwertkampfes. `Nicht reden. Ich werde Euch helfen...´ Vorsichtig beginnt Lienna ihr Werk. Sie richtet die Knochen zuerst, auch wenn es sehr schmerzt, doch erst danach, kann sie die Sehnen darüber legen und heilen, um dann die Blutadern zusammenzufügen und letzlich auch die Haut zu schließen. Kein Ton kommt über die Lippen des Elfen. Lienna, überglücklich das heilen immer besser zu beherrschen, ist völlig erschöpft und schläft direkt neben dem stummen Elfen ein. Da dieser sich bewusst ist, dass er die Nacht ohne dieses fremde Mädchen nicht überlebt hätte, lässt er ihr ihre Ruhe, doch ist alles in ihm darauf eingestellt, sie im Notfall, dass die Bestie zurückkommt, zu beschützen..." Kaera grinste. "Ja, genau... und schon haben wir einen Nachtelfen in der Geschichte... jetzt muss ich Euer Volk nur erst noch erfinden, denn in Liennas Welt gab es bislang noch keine... Ich bin mir auch noch nicht sicher, wie die anderen und vor allem Olaron reagieren sollen. Das ist sehr heikel und schwierig... Ich langweile Euch doch hoffentlich nicht. Ich rede und rede", meint die Nymphe entschuldigend und sieht Seoul fragend an.

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    Henry van Dyke

  • Seoul lauschte gespannt. Er hatte seit Jahrzenten keinen Geschichten mehr gelauscht, zumindest keinen erfundenen und war selbst erstaunt, dass ihn das so fesseln konnte.
    Es begann sich immer mehr ein Bild vor seinem inneren Auge aufzubauen und zu bewegen.
    Er fand es schade, dass die Geschichte dort stoppte.
    "Oh sicher nicht. Eure geschichte hat mich in den Bann geschlagen. Wenn ihr wisst wie es weiter geht, müsst ihr es mir unbedingt erzählen. Es klingt sehr spannend. Vor allem...kommt die Bestie zurück und schafft er es trotz Verletzungen sie zu schützen oder kommen ihnen die anderen zur Hilfe? Aber ich denke doch, dass ihr es mir verraten werdet sobald ihr es wisst, oder?" Er hatte sie während seiner ganzen Worte von der Seite angeschaut und legte nun nur einen fragenden Blick hinzu. Außerdem verließ ihn sein kleines Lächeln nicht.

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