Ta’shara erwiderte den Kuss. Ihre Lippen lagen auf den seinen und öffneten sich. Doch Brennans Worte bewirkten, dass sie keine Maske trug und so auch kein Funke Leidenschaft in ihrem Kuss lag. Auch keine vorgetäuschte Leidenschaft. Zum ersten Mal in ihrem Leben zeigte sie sich einem anderen Wesen, wie sie war: unterkühlt, abweisend, hart, leidenschaftslos, gefühllos. Eine Berührung, ein Kuss, doch alles nur Mittel zum Zweck und ohne den tiefen Wunsch nach erlebter Nähe dahinter.
"Weil die Menschen, eigentlich alle Wesen, die Gefühle empfinden, es so machen und unser Kodex ihre Verhaltensmuster aufgezeichnet und an uns weitergegeben hat. Wir richten unser gesamtes Verhalten nach dem Kodex aus, damit wir dem Anschein nach das sein können, was du unter 'menschlich' oder 'gefühlvoll' verstehst. Ihr gebt einander hin. Dem Fremden ebenso wie dem Freund. Ihr gebt einander hin und liebt euch. Wo sonst kann man Liebe finden, wenn nicht dabei? Ist das nicht so?" Ta’shara hielt bei ihren eigenen Worten inne. Lag da etwa ein Hauch von Unsicherheit in ihrer Stimme?
Zum ersten Mal nach all den vielen Jahren, die sie bereits zählte und auf den Kodex vertraute, stellte sie diesen und die Worte ihrer Mutter plötzlich in Frage!
Ihre Lehren waren es, denen sie letztlich folgte und die sie zu dem Denken und den Vorstellungen geführtt haben, die sie heute hat. Konnte es sein, dass sie falsch lag? War das überhaupt möglich?
"Warum nimmst du fremde Frauen mit in dein Bett? Warum hast du keine Gefährtin oder bist verheiratet?"
Warum stellst du so viele Fragen? Warum stelle ICH so viele Fragen? Dieser Mann will mich nicht, also sollte ich gehen.