Der Hafen (alt)

  • Der Hafen von Nir'alenar war in früheren Zeiten wohl der lebhafteste Ort der Stadt, jetzt ist er eher eine traurige Erinnerung an diese Zeiten, die schon lange vergangen sind.
    Noch immer liegen die Schiffe im Hafen vor Anker, die damals mit der Stadt untergegangen sind und bieten einen traurigen Anblick mit ihren hängenden , zerfetzten Segeln, durch die kein Wind mehr fährt.
    Eleria hatte damals entschieden, die Schiffe am Hafen liegen zu lassen und sie nicht zu entfernen, um stets eine Mahnung für die Bewohner der Stadt zu sein, die niemals mehr über die Meere Niel'Anors segeln werden. Heute gibt es einige Gerüchte über diesen unheimlichen Ort - man spricht von Geistern, die in den Schiffen ihr Unwesen treiben, weiß jedoch auch, dass der einstmals prachtvolle Hafen der liebste Ort für einige zwielichtige Gesellen ist, die hier ihre dunklen Geschäfte erledigen.
    Alles in allem ist der Hafen wohl der traurigste Ort der Stadt und bietet genügend Raum für Erinnerungen an das, was Nir'alenar über den Wellen einst gewesen ist.
    Allerdings sind die Hafenspelunken noch immer sehr lebendig und werden von all jenen besucht, die ein größeres Interesse an rauerer Unterhaltung haben oder einfach auf ein ungestörtes Gespräch aus sind.
    Am Hafen interessiert sich niemand für die anderen - oder er lässt zumindest kein deutlicheres Interesse an ihnen erkennen. Wer sich hier in den dunklen, engen Gassen herumtreibt, sollte sich auf jeden Fall immer der Gefahr bewusst sein, in der er schwebt. Wer allerdings ein paar harte Männer für schmutzige Arbeiten sucht, der könnte sich an keinem besseren Ort danach umsehen. Denn eines ist der Hafen von Nir'alenar auch heute noch - der beste Platz für Handel aller Art und der beste Ort für diejenigen, die keine Fragen beantworten möchten.

  • Irgendwie hatte der Hafen immer etwas trostloses an sich. Die Schiffe, deren zerstörten Segel von den Masten hingen, die nicht mehr benutzten Stege..
    Und trotzdem mochte Brennan diesen Ort aus irgendeinem Grund. Zum einen gab es hier den besten Fisch. Nicht, dass es in Nir'alenar nicht überall guten Fisch gab - aber der alte Jorin hatte an der Tradition festgehalten, seinen Fisch hier zu verkaufen. Und Jorins Fisch war immer frisch.


    Brennan hatte eine Papiertüte voll Fisch im Arm. Einer sollte ihm heute selbst zum Abendessen dienen, die anderen, kleineren Fische waren für seine Vögel bestimmt.


    Der Dunkeläugige lächelte. Dies wahr wohl kaum der perfekte Ort für ein romantisches Treffen. Er hatte Fisch im Arm und im Hafenviertel konnte man die Augen nie genug aufhalten um zwielichtigen Gestalten aus dem Weg zu gehen. Aber das machte Brennan nichts. Die Melancholie der vergangenen Tage hatte für ihn durchaus etwas Anziehendes, machte die Gedanken frei.


    Abwartend setzte sich der Vogelhändler auf einen der Stege. Ob Deleila kommen würde? Er war sich nicht sicher. Aber er spürte, dass irgendeine interessante Bekanntschaft an diesem Tag auf ihn warten würde.

  • Ein schwarzer Hosenanzug, hauteng anliegend, aus Samt und mit Silberfäden durchwoben. An diesem Tage trug Deleila keine Maske, doch ihr Körper war so anziehend wie am Vorabend in dem Kleid der Sternenprinzessin. Offen flutete ihr gelocktes Haar über ihre Schultern bis zur Hüfte herab. Ihr Blick wirkte ausdruckslos, kalt. Sie wusste, das allein der Anblick einer Valisar und ihres ausdruckslosen Gesichtes viele davon abhielt, ihr zu nahe zu kommen. Dennoch war sie erleichtert, als sie letztlich Brennan entdeckte, an einem der Stege. Sie hatte Dolche bei sich, doch mit einem Dolch gegen irgendwelche Halsabschneider, das ging nicht immer gut.


    Langsam näherte sie sich, die wadenhohe Wildlederstiefel zu dem Anzug trug, dem Steg. Ihr helles Haar und ihre helle Haut bildeten einen deutlichen Kontakt zu dem dunklen Hosenanzug.
    Wenige Schritt hinter ihm blieb sie stehen, vielleicht hatte er das kaum merkliche Erbeben der Holzplanken gefühlt. Sie legte den Kopf leicht schräg, einige lockige Strähnen fielen ihr ins Gesicht.
    "Seid mir gegrüßt, Brennan." Leise sprach sie dies.

  • Mit einer hektischen Bewegung stand Brennan wieder auf beiden Beinen.
    "Deleila", sprach er mit seiner dunkelwarmen Stimme "wie schön, dass ihr tatsächlich kommen konntet."


    Er ging auf die schöne Valisar zu, packte sie sanft bei den Schultern und hauchte ihr einen leichten Kuss auf die rechte Wange. Der Fisch, den er neben sich auf den Steg gelegen hatte, war vergessen.


    "Eigentlich muß ich mich wohl entschuldigen, euch an einen solch ungastlichen Ort zu bestellen, aber.." ein spitzbübisches Lächeln stahl sich auf die Lippen des Vogelhändlers. "in dem Fall müßtet ihr euch wohl ebenfalls entschuldigen, mich gestern abend so schändlich belogen zu haben." Er trat einen Schritt von Deleila fort und musterte sie von oben bis unten. "Ihr tragt keine Ballrobe und doch müßt ihr die Sternenprinzessin sein, so schön wie euer Antlitzt und soanmutig wie eure Bewegunge sind."
    Natürlich sollten die Worte Deleila schmeicheln, aber sie wirkten aus dem Mund des Dunkelhaarigen keineswegs falsch oder aufgesetzt. Nein, er schien sich ehrlich zu freuen, die Valisar wiederzusehen.

  • "Wäre ich die Sternenprinzessin, so könntet ihr mich nicht mehr lange geniessen, werter Brennan. Wäre es nicht eine Schande, ihr würdet mich eines Tages im Tode erstarrt in meiner Ballrobe finden?"
    Die eisblauen Augen musterten das interessante Gesicht des dunkeläugigen Vogelhändlers, dann glitt ein Lächeln über die bis dahin so reglos wirkenden Züge. Hatte Deleila in ihrer verfluchten Zeit ihre Mimik, was Lächeln und freundlich aussehen, bis in die Perfektion imitiert, so konnte man nun mit Fug und Recht behaupten, das sie nun, da sie befreit war, genau das Gegenteil beherrschte - die kühle Fassade einer Valisar, obwohl sie ihre Gefühle wiederhatte.


    Mit einer anmutigen Geste strich sie sich ihre Locken aus dem Gesicht und sah vom Steg aufs Wasser hinaus, wobei ihr natürlich der Fisch auffiel, der dort lag. Ein wenig fragend legte ihr Blick sich auf jenen, doch dann sah sie wieder zu Brennan.
    "Und was habt ihr nun vor, Brennan?"

  • "Eine Schande, ganz gewiss, dass wäre es." Lächelte der Vogelhändler und reichte Deleila den Arm, damit sie ihn an seiner Seite begleitete.


    "Was ich vor habe.. nun, zunächst hatte ich vor, meine Einkäufe zu tätigen. Zum größten Teil ist das auch geschehen." Brennan schmunzelte und deutete auf den Fisch, der noch immer auf dem Steg lag und an dem sich langsam eine Katze heranschleichte.


    "Ich fürchte nur, wenn ich jetzt nicht schnell genug bin, werde ich noch einmal einkaufen müssen." Redete er weiter, machte jedoch keine Anstalten, von Deleilas Seite zu weichen.


    Die Katze wurde mutiger - auf schwarzen Pfoten eilte sie über den Steg und hob nach dem Fisch. Mehr Glück als Geschick mußte sie haben, als sie tatsächlich auf Anhieb einen der kleineren Fische am Schwanz erwischte und erfolgreich aus seiner Verpackung angeln konnte.
    Brennan lachte, was die Katze dazu veranlasste, mit ihrem Fang schnellstens den Steg zu verlassen.


    "Na, lassen wir ihr den Fang." Sprach er und betrat nun wieder den Steg, wo er sich von Deleila löste und den restlichen Fisch an sich nahm.


    "Aber nun zu uns. Nun, ich hatte gestern den Eindruck, in euch einen.. gewissen Hunger nach Gefühlen zu spüren. Was haltet ihr davon, wenn wir diesem Appetit nachgeben? Seid ihr schonmal in einem der verlassenen Schiffe gewesen?"
    Brennan deutete auf eines der trostlosen Schiffwracks, dessen zerfetzten Segel schlaff am Mast klebten und in dessen Rumpf die Zeit schon einige Löcher gefressen hatte.

  • Ihr Blick wanderte zu den alten Schiffswracks, an welchen der Zahn der Zeit so sichtbar genagt hatte und sie neigte ihren Kopf ein wenig zur Seite, weswegen ihr helles, lockiges Haar ihr einen Moment über eine Hälfte des Gesichts fiel.
    "Ich war noch nie dort." meinte die Töpferin dann. Tatsächlich schien es ungewiss, das Deleila allein ein solches Wrack besucht hätte, denn die Töpferin wirkte doch mehr wie eine edle Dame, nicht wie ein abenteuerlustiges Bündel, das in alten Schiffen herumspazierte. Nun jedoch blickte sie Brennan neugierig an. Ein altes Schiff - was wollte er mit ihr in einem alten Schiff?


    Sie reichte ihm in einer eleganten Geste ihre Hand und blickte gen der Schiffe. "Nun, ich bin gespannt, was ihr mir zeigen wollt."

  • Diese eine Geste veranlasste Brennan dazu, unsicher zu werden. Unsicher, ob die Idee, die er gehabt hatte, so gut gewesen war. Ob Deleila nicht doch eher die Frau war, mit der man durch schön angelegte Parkflächen ging, anstatt durch alte Schiffe zu spuken.


    Aber jetzt blieb ihm nichts anderes mehr übrig, als seine Idee weiterzuverfolgen.
    Der Vogelhändler griff Deleilas Hand und führte sie über einen der löchrigen Stege, die zu den verlassenen Schiffen führte. Es war ein großes Schiff, dass er ausgewählt hatte. Einst mußte es der Stolz der Meere rundherum um Nir'alenar gewesen sein - jetzt sah es eher trotzlos und eingefallen aus.


    An Bord gingen die beiden über einen schmalen Steg, der sie gleich ans Deck des Zweimasters führte. Dreckig war es hier oben - offensichtlich hatten einige runtergekommene Gestalten für einige Zeit hier gehaust, denn einige leere Flaschen und alte Decken lagen in einigen Ecken. Brennan legte den Fisch ab und deutete mit einer ausholenden Geste über das Deck. "Willkommen auf der "Sonnentau". Sie war einst ein sehr schnelles Handelsschiff und mit ihr wurden viele Reichtümer nach und von Nir'alenar gebracht."


    Brennan lächelte und packte Deleilas Hand noch ein wenig fester.
    "Lasst uns unter Deck gehen, ja? Ich glaube nicht, dass wir noch Schätze finden werden - aber der Duft er Vergangenheit sollte dem alten Holz noch immer anhaften."

  • "Zu bedauerlich, das die Zeiten ihrer wilden Jagden über das Wasser vorüber sind." meinte sie leise und sah sich auf dem - mittlerweile heruntergekommenen - Deck um. "Wohin ihr mit mir wollt, werde ich euch folgen." Ein sachtes Lächeln zierte die hübschen Züge der Valisar. Gespannt sah sie sich um, während sie sich von ihm führen ließ und malte sich in Gedanken aus, wie es gewesen sein mochte, an Bord eines solchen Schiffes zu stehen, wenn es durch die Wellen pflügte. Sie vermochte es sich wirklich nur zu denken, konnte sich nicht recht vorstellen, wie es wirklich war, denn sie wusste ja nicht, wie es war, wenn sich etwas auf dem Wasser bewegte - immerhin lebte die Valisar seit sie denken konnte unter der Kuppel dieser Stadt.


    Tief sog sie den Atem ein, als sie mit Brennan in den unteren Bereich des Schiffes kam. Es roch nach altem Holz, ein klein wenig modrig vielleicht hier und da, doch im Großen und Ganzen war es kaum so schlimm, wie sie es sich ausgemalt hatte. "Man mag fast meinen, man tauche ab in die Vergangenheit, als dieses Schiff noch kein Wrack war..." meinte sie leise.

  • "Wartet ab, der Eindruck wird noch verstärkt, wenn ihr in die alten Mannschaftsräume geht." Versprach Brennan Deleila.


    "Es ist, als könntet ihr die Stimmen der Matrosen und des Kaptains hören, wenn ihr dort unten steht und der Wind durch das löchrige Holz fährt. Ihr hört wie sie jammern und flehen, wie sie betteln und schimpfen." Brennan ging weiter und das alte Holz knarrte unter seinen Schritten.


    "Deleila.." Brennans Stimme war samtig weich. "Ihr habt gesagt, ihr seit hungrig nach Gefühlen.. neuen Gefühlen.." Aus seinen dunklen, warmen Augen blickte der Vogelhändler die Valisar an. "Seit ihr bereit für ein weiteres Gefühl?"

  • Die eisblauen Augen der Valisar schienen sich für einen Moment in Brennans dunklen Augen zu verlieren. "Ich will jedes Gefühl neu kosten..." hauchte sie leise. Sie wusste nicht, was Brennan mit ihr vorhatte, doch seine Stimme, sein Blick, sein ganzes Gebahren zog sie in seinen Bann und sie würde wohl vieles tun, was sie sonst nicht machen würde, wenn dieser Mann dafür an ihrer Seite war.
    Ein sachter Schauder rann durch ihren Leib, während ihr Blick sich wieder von Brennan löste und den alten Flur des Schiffes entlang streifte. Das Knarzen der alten Holzplanken ließ einen fast meinen, man höre wirklich Stimmen... sie war mehr als gespannt, was Brennan ihr heute zeigen würde.. welche Gefühle, welche Welt. Einen Teil seiner Welt wohl.

  • "Jedes Gefühl?" Brennans Hand packte Deleilas Handgelenk und der Vogelhändler stellte sich hinter die Valisar. Den Mund nah an ihr Ohr geführt sprach er mit samtiger Stimme:
    "Aber es gibt auch einige Gefühle, die anders sind als die anderen."


    Seine Hand löste sich von ihrem Gelenk und fuhr langsam ihren Unterarm hoch, nur um den Weg am Oberarm fortzusetzen, bis sie auf ihrer Schulter zum liegen kam.
    "Es gibt Gefühle, die die meisten von uns am Liebsten unterdrücken würden." Der warme Atem des Dunkeläugigen strich über Deleilas Hals.
    "Gefühle, die uns geradezu in den Wahnsinn treiben können." Irgendetwas hatte sich in Brennans Stimme verändert. Plötzlich klang sie kälter. Als stünde er weit weg von Deleila obwohl sie ihn gleich hinter sich spühren konnte.


    "Deleila, seit ihr wirklich bereit, so Gefühle zu erleben? Angst? Furcht? Schmerz?"
    Der Wind pfiff weiterhin durch das Wrack und irgendwo klapperte etwas. Zerissene Vorhänge wehten ins Innere des Schiffes und als Brennan das Gewicht auf den anderen Fuß verlagerte, knarrten das alte Holz unter ihm.

  • Fuhr im ersten Moment seiner Berührung noch ein eher wohliger Schauer, durch ihren Leib, wandelte sich das Gefühl in Angst, als Brennans Stimme mit einem Mal wesentlich kühler klang. Gerade im letzten Moment unterdrückte sie den Impuls, von Brennan weg zu wirbeln und zu fliehen ohne zurück zu sehen. Sie fragte sich, was das nun wurde.. was die Veränderung bewirkt hatte, welche Brennan nun durchgemacht zu haben schien. Still stand sie da und kämpfte mit ihrer Beherrschung, während Brennans Hand auf ihrer Schulter lag.
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Wer wollte schon Schmerz und dergleichen erleben?
    Warum fragte er sie das?


    "Wollt ihr mir Angst machen...?" Sie konnte nicht verhindern, das ihre Stimme bei der Frage ein wenig zitterte.

  • "Vielleicht will ich das.." Antwortete Brennan mit flüsternder Stimme.
    "Weiß man die guten Gefühle nicht erst zu schätzen, wenn man die schlimmen kennt?"
    Seine freie Hand legte sich auf Deleilas Hüfte, die andere Hand hatte weiterhin die Schulter fest im Griff. Brennan stand weiterhin hinter Deleila, sein Atem glitt über ihre Haut, seine Körperwärme war fühlbar und sie hörte jeden einzelnen seiner Atemzüge.


    "Wolltet ihr nicht jedes Gefühl kennen lernen?" Irgendwo in diesem alten Kahn fiel etwas um. Dumpf hörte man den Schlag, den der Gegenstand auf dem alten Boden tat und selbst das Wegrollen des Gegenstandes wurde von Knarren und Knacken begleitet.


    Über seine Absichten ließ der Vogelhändler Deleila völlig im Unklaren, aber sein Griff um ihre Schulter wurde fester, fast schmerzhaft.
    "Dieser Kahn eignet sich sehr dafür, auch Angst und Grauen, Schrecken und Schmerz kennenzulernen. Seit ihr euch immernoch sicher, dass ihr das alles wollt?" Brennan ging einen Schritt vorwärts und schubste Deleila gleichzeitig einen Schritt in die selbe Richtung. Wieder fiel irgendwo etwas um und aufgescheuchtes Flattern war zu hören. Der Raum, auf den Brennan zugehen wollte war dunkel und schlecht einzusehen.

  • Seine Worte jagten ihr einen Schauder der Angst über den Rücken und der fester werdende Griff verursachte ihr leichte Schmerzen in der Schulter. Als er sie vorwärts stieß, taumelte die zarte Valisar ein, zwei Schritte vorwärts und entriss sich dann mit einem Seitwärtsschritt dem harten Griff, obwohl dies noch eine Schmerzwelle durch ihre Schulter jagte.


    "Ihr wisst nicht, wie es ist, eine Valisar zu sein! Man weiss die guten Gefühle auch zu schätzen ohne die Schlechten zu kennen, wenn man verflucht war und ohne die Gefühle leben musste!" Ihre Stimme zitterte, ohne Frage und ihr Blick zeigte wohl eine Mischung aus Wut und Angst. Deleila ruckte herum, als neuerlich etwas umfiel in dem dunklen Raum und konnte nicht verhindern, das sie vor Angst zitterte. Die ganze Szenerie schien auf einmal etwas Unwirkliches an sich zu haben, wirkte surreal und wie ein böser Traum. Die Anziehungskraft, die Brennan zuvor auf sie gehabt hatte, hatte sich gewandelt und der Mann wirkte nun auf sie bedrohlich und kalt. Deleila wich einen Schritt zurück - unglücklicherweise genau in die Richtung des Raumes, in dem Brennan sie haben wollte...

  • Brennan ging weiter auf Deleila zu. Seine dunklen Augen fixierten sie und seine Lippen bildeten eine harte Linie.


    "Du meinst also, nur weil du Ewigkeiten ohne Gefühle gelebt hast, wüßtest du die guten Gefühle zu schätzen?"
    Noch ein Schritt vorwärts.
    "Wenn dir deine Gefühllosigkeit die Möglichkeit gibt, Freude und Liebe zu schätzen, solltest du dann nicht auch Angst und Hass schätzen zu wissen?"
    Ein weiterer Schritt.
    "Oder sind sie genauso schlimm wie das Leben ohne Gefühle?" Brennan sah durch das wenige Licht, dass auf sein Gesicht fiel nun schon fast bösartig aus. Deleila mußte immer weiter zurückweichen, wenn sie nicht wollte, dass er sie wieder packte und sie kam immer nächer an den Raum, in dem die Dunkelheit herrschte.


    "Sag mir, Deleila, ein Wesen, dass noch nie Angst spüren mußte - warum fühlt es in diesem Augenblick Furcht?" Brennan hob das Kinn und sah kalt auf Deleila hinab. Noch ein einziger Schritt und sie war da, wo er sie haben wollte.

  • "Weil ihr mich ängstigt." gab sie zur Antwort - und ja, auch wich sie neuerlich zurück.. und fand sich gefangen in dem Raum, in dem Brennan sie hatte haben wollen. So kalt war sein Blick nun, kalt seine Stimme, wo war die Wärme, die Anziehungskraft hin? In diesem Moment bereute die Valisar zutiefst, das sie gekommen war. Was auch immer dieser Mann mit ihr vorhatte, es war nichts Gutes. Sie hatte Angst. Ja, Angst.. ein unangenehmes Gefühl. Eines, das sie schaudern ließ. Das nichts Gutes verheissen konnte. Wie sehr wünschte sie sich in diesem Moment, gefühllos zu sein wie früher und keine Angst zu spüren. Sie hätte wohl vollkommen anders reagiert.
    Ihr Blick ruckte nach links, nach rechts, doch in der Dunkelheit vermochte sie allerhöchstens schemenartig, wenn überhaupt etwas wahrzunehmen. Die Valisar wirbelte herum und wollte sich verstecken, doch unglücklicherweise stolperte sie über die Überreste eines verrottenden Fasses und stürzte mit einem Aufschrei auf den dunklen Boden. Für einen Moment durch den Schreck benommen lag sie dort. Der Boden fühlte sich leicht feucht an und roch modrig. Was geschah nur hier?

  • "Was geht hier vor?"
    Eine Gestalt trat in den Raum und warf seine Blicke auf die beiden.
    Es war ein junger Mann in seinem besten Alter, der nun die beiden misstrauisch musterte.
    Seine Stimme zitterte leicht, aber sie klang dennoch bedrohlich.
    "Was geht hier vor?"
    Instinktiv legte Gabriel seine Hand auf das Schwert, ehe er sich dessen bewusst wurde und den Griff löste.


    Er warf einen Blick auf die Dame, die am Boden lag und verzweifelt versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
    "Wie gehts euch, my Lady?"
    Den Mann ignorierte er völlig, behielt ihn aber im Auge.
    Gabriel wusste zwar nicht, was vorgefallen war, aber eine Frau kroch nicht grundlos am Boden.

  • Brennan hatte den Fremden nicht gehört und drehte sich so halbwegs erstaunt herum und musterte den Mann. War Deleilas Schrei so laut gewesen? Oder war dieser Kerl nur ein Herumtreiber, der seine Schlafstätte auf diesem Schiff gesucht hatte? Nein, so sah er nicht aus..


    "Der Dame geht es gut." Antwortete Brennan kühl. "Ich habe ihr nur dabei geholfen, etwas herauszufinden." Der rechte Mundwinkel des Vogelhändlers zuckte und verzog sich zu einem spöttischen Grinsen.


    In dem dunklen Raum, in dem Deleila noch halb lag, fiel wieder irgendetwas um und diesmal schloß sich das Geräusch von flatternden Flügeln an. Ein lautes Krächzen und die Valisar spürte, dass irgendein Federvieh über sie hinwegsetzte.


    "Und es wäre äußerst zuvorkommend von euch, wenn ihr uns wieder alleine lassen würdet."


    "

  • Gabriel warf dem Mann einen düsteren Blick zu.
    "Woher ich herkomme, stellt man sich erst vor, bevor man Forderungen stellt."
    Er sah zu dem Mann kampflustig herrüber.


    "Ihr seid woll nicht der Geselle, der viel von Namen hält. Ich respektiere das durchaus.
    Ihr macht eure Geschäfte um zu überleben, ich mache meine, so läuft das in dieser Stadt.
    Und keiner schert sich um des anderen Seelenheil. Aber meine Schwester zu Tode erschrecken?
    Ich hätte euch mehr Geschmack zugetraut."


    Gabriel war inzwischen ruhiger geworden. Vom Fremden schien keine ernsthafte Bedrohung auszugehen.
    Gabriel war froh, nicht sein Schwert ziehen zu müssen.

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