Der erste Eindruck

  • Einen Kräuterhandel? Wie Shiai. Im ersten Augenblick wollte Shiya Kelana erzählen, dass die Edelelfe genau das selbe tat. Doch diese war ohnehin nicht mehr da und Kelana würde das schon früher oder später herausfinden. Die Cath'shyrr konnte nicht abschätzen, wie ihre Gegenüber auf Konkurrenz reagieren würde. Eigentlich machte sie einen netten Eindruck, doch sie war nun mal, was sie war. Und das war etwas, das Shiyas Natur entgegenstand und ihr nach wie vor Unbehagen bereitete.


    Als Kelana ihr anbot mit in ihre Wohnung zu gehen, weiteten sich Shiyas Augen vor Überraschung. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Sie musterte die Gestaltwandlerin eingehend. Machte sie dieses Angebot aus reiner Nettigkeit oder führte sie etwas im Schilde? Die Cath'shyrr war sich nicht sicher. Kelana wusste, was sie war, ebenso wie Shiya wusste, dass Kelana eine Tua'Tanai war. Wieso sollte ausgerechnet sie mich in ihre Wohnung einladen? Shiya war hin und hergerissen. Auf der einen Seite hatte Kelana durchaus recht, dass Menschen es nicht gerne sahen, wenn jemand in der freien Natur schlief. Auf der anderen Seite, fürchtete sich die Cath'Shyrr vor dem Tier, welches sich noch in Kelanas Innerem versteckte. Aber wovor hatte sie eigentlich Angst? Shiya war sehr begabt im Umgang mit ihren Dolchen. Und diese trug sie stets bei sich. Wenn Kelana also wirklich etwas plante, so konnte sie sich durchaus verteidigen. Außerdem war sie neugierig. Neugierig darauf, was Kelana vor hatte und neugierig darauf, wie Kelanas Geschäft und ihre Wohnung aussah.


    "Euer Angebot ist sehr großzügig und ich würde es gerne annehmen. Ich werde Euch keine Umstände machen. Morgen in der Früh bin ich wieder weg."

  • Als sie die Gesichtszüge des Mannes erkannte, zuckten ihre Mundwinkel leicht nach oben und sie glitt in einer anmutigen Bewegung auf den Stuhl ihm gegenüber. Chavariya griff nach dem Gold und ließ den Beutel unter dem Tisch verschwinden. Ein leises Klimpern verriet, dass sie die Münzen zählte. Dabei sah sie ihrem Geschäftspartner unverwandt in die Augen.
    "Ihr habt lange auf Euch warten lassen", meinte sie und kramte in ihrer Tasche. "Das nächste Mal bitte pünktlich."
    Sie zog ein winziges, mit Papier umwickeltes Fläschchen hervor und legte es behutsam auf dem Tisch ab. "Ihr bekommt mehr davon, wenn ihr etwas wertvolleres anzubieten habt, als Gold", bemerkte sie mit verschwörerisch gesenkter Stimme und lehnte sich zurück. Sie lächelte spöttisch, während ihr Blick an seiner Gestalt hinab wanderte.

  • Brennan lachte leise auf.
    "Dafür, dass ihr Duftwässerchen verkauft, wirkt ihr in dieser Umgebung doch sehr gewieft."


    Sein Grinsen entblößte eine Reihe strahlend weißer Zähne. Kaum hatte Chavariya das Fläschchen auf den Tisch gelegt, griff Brennan auch schon danach.
    Mit flinken Finger befreite er es von der Haut aus Papier und entkorkte es.


    Der Vogelhändler lehnte sich zurück, in den Schutz der Dunkelheit, so dass es Chavariya nicht möglich sein sollte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten, während er an dem kostbaren Inhalt roch. Erst Momente später, als Brennan sich wieder nach vorne, in den Lichtpegel beugte, sah sie, dass er durchaus zufrieden aussah. Und wie zur Bestätigung dessen, nickte er und verpackte das Fläschchen wieder sorgfältig, bevor er es in seiner Jackentasche verschwinden ließ.


    "Ich hätte nicht erwartet, dass ihr hier in Nir'alenar an soetwas Kostbares kommen könnt, doch ist das Lob, dass man auf euch ausgesprochen hat, wohl nicht unbegründet."
    Erneut nickte Brennan und musterte Chavariya dann gründlich, bevor er den Kopf schüttelte.
    "Lasst es mich zunächst ausprobieren und wenn es meinen Zwecken genügt, wende ich mich erneut an auch." Der Vogelhändler lachte und strich sich über die dunkle Kleidung.


    "Ob ich allerdings mehr zu bieten habe.. das müßtet ihr wohl selbst entscheiden, wenn ich euch meine Waren zeige." Er grinste, wechselte dann aber unvermittelt das Thema.


    "Das ich euch warten ließ, nun.. es sieht so aus, als hättet ihr trotzdem Unterhaltung gefunden. Eure Freundinnen?" Fragte der Dunkeläugige und deutete mit einer sanften Geste auf den Tisch mit Shiya und Kelana.

  • Die Tür der Taverne schwang auf, und Aves trat ein. Er war in einen marineblauen Gehrock und eine weiche schwarze Lederhose gehüllt, und an seinem Waffengurt baumelte ein blankpolierter Säbel. Die stahlblauen Augen sahen sich aufmerksam im Schankraum um.
    Nun, die schwarze Katze konnte einem gefallen. Sie mochte verrucht sein und düster und stickig, aber hier traf man mit Sicherheit interessante Persönlichkeiten.
    Ein weiterer Blick durch den Raum bestätigte diese Vermutung.


    Auf seinem Kopf befand sich noch der Hut mit der ausladenden Krempe, und er legte ihn nun mit einer schwungvollen Bewegung ab und bewegte sich auf den Tisch zu, an dem sich die Damen befanden, wobei jede von ihnen mit geübtem Blick unauffällig gemustert wurde.


    Darf man sich dazugesellen oder wünschen die Damen keine männliche Gesellschaft am Tisch? fragte er leise mit einem Lächeln, welches bis in seine auffälligen Augen vordrang.

  • Sie sah zu wie Brennan nach dem Fläschchen griff und lachte still in sich hinein. Dafür dass Ihr Duftwässerchen verkauft? Offensichtlich hatte sie noch immer den Ruf einer einfachen Parfumeurin inne. Was ihr durchaus gefiel, denn wenn es anders wäre, hätte sie auf Männer wie diesen hier wahrscheinlich eine eher abschreckende Wirkung.
    Mit zufriedenem Funkeln in den Augen, sah sie wie das Parfum in seiner Tasche verschwand und hörte sie sich sein Lob an, bevor er plötzlich auf die beiden Frauen auf der anderen Seite des Raumes zu sprechen kam. Sie streifte die Beiden mit einem kurzen Blick und schenkte Brennan dann ein müdes Lächeln.
    "Natürlich nicht. Aber sie schienen mir zu der interessanteren Gesellschaft zu gehören." Sie musterte noch einmal die Gesichter in der Taverne und verweilte beim Anblick eines Mannes, der Anstalten machte sich zu den Frauen zu gesellen. "Aber dazu gehört an diesem Abend nun wirklich nicht viel", fügte sie hinzu und wandte sich mit einem vielsagenden Blick wieder ihrem Gesprächspartner zu. So wie sie ihn einschätzte, fand er Gefallen an jeglicher Art von weiblicher Gesellschaft, allein abhängig von der Ebenmäßigkeit ihrer Gesichtszüge.

  • Brennan grinste frech und deutete mit einem Winken dem Schankmädchen an, zu ihrem Tisch zu kommen.
    "Nun.." sagte er "da bin ich aber beruhigt. Nur ungerne würde ich euch von angenehmerer Gesellschaft als der meinigen forthalten. Aber jetzt wäre es mir eine Freude, euch auf ein Getränk einzuladen."


    Der Vogelhändler schenkte seinem Gegenüber ein Lächeln, bei dem seine Augen amüsiert funkelten. Als das Schankmädchen an den Tisch trat, bat er um einen Rotwein.
    "Und einen Krug Wasser bitte." Mit einem verlegenen Schulterzucken sah er Chavariya an. "Ich habe morgen einen sehr wichtigen Kunden. Da würde ich nur ungerne einen schweren Kopf vom heutigen Abend behalten. Und was möchtet ihr?"


    Fragte er die hübsche Frau und nutzte den Augenblick, in dem sie ihre Bestellung aufnahm, um sie von oben bis unten zu mustern. Zumindest soweit, wie es das schummrige Licht in der schwarzen Katze zuließ.

  • Ob Chavariya seine Gesellschaft wirklich angenehm fand, war nicht sicher, aber immerhin war das Gespräch unterhaltsam. Von der Art, wie sie es gewöhnt war in der Katze. Nicht so steif und gezwungen, wie sie zuvor mit den Frauen gesprochen hatte.
    Was zum Teil wohl auch daran lag, dass ihr der Wein langsam zu Kopf stieg und sie gemessen an ihrem Naturell in recht heiterer Stimmung war. So heiter, dass sie sein Lächeln nicht in der Art wie sich ihre Mundwinkel sonst so spöttisch verzogen, sondern beinahe freundlich erwidert hätte.
    Ihre Brauen zogen sich deswegen ärgerlich zusammen und über der Nase bildete sich eine steile Falte.


    Sie vernahm nur ein paar Brocken von Brennan`s Bestellung, die folgte und wandte sich dem Mädchen zu.
    "Bourbon Whisky, bitte." Ihre betont dunkle Stimme hatte die Kellnerin wohl erschreckt, denn sie warf der Parfumeurin schüchternen Blick zu und eilte davon. Chavariya blickte ihr belustigt nach.
    Dann neigte sie den Kopf zur Seite um die Blüten aus ihrem Haar zu lösen, sodass es ihr sanft ins Gesicht viel und nur noch wenig von dessen Ausdruck zu erkennen war, als sie Brennan wieder Augen blickte.


    "Ihr spracht vorhin von Eurer Ware. Womöglich verstehen ich unter diesem Begriff etwas anderes als Ihr."
    Sie hoffte, dass er den Zusammenhang verstehen würde und fügte in gespielt beiläufigem Ton hinzu: "Nun, was ist das für ein so wichtiger Kunde, den Ihr morgen trefft?"

  • Fasziniert sah Brennan Chavariya zu, wie sie die Blüten aus ihrem Haar löste. Bei ihrer Bestellung war ihm ein bewunderndes Lächeln über die Lippen gehuscht, welches zudem Fortbestand hatte, als er dem Schankmädchen einen Blick hinterher warf.


    Auf Chavariyas Frage hin, strich sich der Vogelhändler über die kurzen Bartstoppeln.
    "Ach.. irgendso ein Adeliger, der seiner Braut ein besonderes Geschenk machen möchte. So besonders, dass.." Der Dunkelhaarige schüttelte den Kopf. Er neigte normalerweise nicht dazu, Geheimnisse auszuplappern und dabei wollte er es auch belassen.


    "So besonders, dass ich ihm wohl kaum mit einer Fahne entgegentreten sollte." Er lachte und sah auch schon das Schankmädchen mit ihren Bestellungen entgegenkommen.
    Mit einer geschickten Bewegung löste er einige Münzen aus seinem Geldbeutel und steckte sie der jungen Frau mit ein paar leisen Worten des Dankes zu. Dann richtete sich seine Aufmerksamkeit wieder voll und ganz auf Chavariya.


    "Ich kann ihm euch gerne weiter empfehlen, wenn ihr an Kundschaft mit einem sehr dekadentem Geschmack interessiert seid." Grinste Brennan und seine Augen funkelten belustigt, als er den Weinkelch zum Anstoß erhob.
    "Dann würde ich sagen - auf die Kundschaft und immer blühende Geschäfte." Sprach er seinen Toast.

  • Als Brennan sich unterbrach, verengten sich ihre Augen leicht und bei dem was folgte, kam sie zu dem Schluss, er hätte ihre Andeutung wohl doch nicht verstanden. Sicher hätte sie gern mehr über "irgendsoeinen Adligen" erfahren. Sogar so gern, dass die Münze die sie jetzt der Bedienung zuschob auch in seine Hand hätte wandern können. Aber sie beließ es dabei und griff nach dem Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Mit einem Nicken bestägtigte Chavariya seinen Toast und stürzte den Whisky mit einem Zug herunter. Für jemanden wie Brennan mochte es vielleicht unhöflich wirken, aber die meisten anderen Männer mit denen sie sich in der Katze traf, sahen diese Art zu Trinken sehr gerne bei Frauen.


    "Das bin ich, denn Kunden mit dekanten Geschmäckern verlangen auch Ware mit entsprechendem Preis", antwortete sie nach kurzer Verzögerung und lächelte schief. "Und in meiner Parfumerie ein besonderes Geschenk für eine junge Frau zu finden, dürfte nicht schwer sein." In ihre Augen trat ein spöttisches Funkeln, während sie daran dachte, welche Art von Parfum oder Trank die meisten Männer für die Hochzeitsnacht von ihr verlangten.
    "Ihr habt nicht vor mir zu verraten, was Ihr damit machen wollt, oder?" Chavariya deutete mit hochgezogener Augenbraue auf seine Jackentasche, in der sich das Parfum befand, welches sie ihm soeben verkauft hatte.

  • Brennan lachte und klopfte sich sacht auf die Stelle, wo er das Fläschchen verstaut hatte.
    "Das, meine Liebe, wäre eigentlich ein Geschäftsgeheimnis, aber.." Er zwinkerte Chavariya verschwörerisch zu. ".. ich denke, ich habe nichts zu befürchten, wenn ich es euch verrate."


    Er nippte an seinem Wein und schloß für einen Augenblick die Augen um den hervorragenden Geschmack des Getränkes so gut wie möglich genießen zu können. Als er sie wieder öffnete, lächelte er und beugte sich zu Chavariya vor.
    "Wißt ihr, ich habe einen wunderbaren Vogel, den ich gedenke, jenem Adeligen morgen zu verkaufen. Ich habe nur ein Problem. Der Vogel stinkt erbärmlich. Fragt mich nicht, wie er das macht, aber so gut, wie seine Fähigkeiten sind - so schlecht ist sein Geruch."


    Brennan sah nach diesem "Bekenntnis" auf seine Finger und strich sich mit der rechten über die Fingerknöchel der linken Hand.
    "Wahrscheinlich steht mehr auf dem Spiel, wenn er diesen Vogel nicht nimmt, als ihr euch denken könnt.. Und aus diesem Grund muß ich nunmal zu einem kleinen Trick greifen."
    Brennans Blick richtet sich wieder auf und er lächelte Chavariya keck an. "Doch wollen wir wirklich über das Geschäft sprechen? Ich könnte mir durchaus interessantere Themen mit solch einer schönen Frau vorstellen.."

  • Die junge Frau war für Geheimnistuerei wie diese durchaus zu haben. Der verschörerische Ton in seiner Stimme bewirkte, dass sie ebenfalls ein Stück auf ihrem Stuhl nach vorne rückte. Doch sie hatte gehofft etwas mehr über dessen Käufer zu erfahren, als über den Vogel und so entfuhr ihr bei Brennan`s Erklärung ein leiser Seufzer.
    "Da hättet Ihr vielleicht etwas weniger....intensives benutzen sollen", murmelte Chavariya und sah den überrumpelten Gesichtsausdruck seines Kunden schon vor sich, sobald ihm der Duft in die Nase stieg. Wohl eher ein großer als ein kleiner Trick.


    Ein Kunde, von dem sich das Gespräch immer weiter entfernte, denn ihr Gegenüber verstand es gut vom Thema abzulenken. "Ach wirklich", meinte sie diesmal um einiges lauter als zuvor. Ihr Ton klang ruppiger als gewollt, denn sein Lächeln hatte sie an jemand anderen erinnert. "Was wäre denn um so vieles interessanter?" Über ihrer Nase bildete sich eine steile Falte und sie zog eine Augenbraue hoch.

  • Noch bevor Kelana etwas erwidern konnte, kam ein junger, gutaussehender Mann an den Tisch der beiden Frauen. Sofort hatte er Shiyas volle Aufmerksamkeit. Eingehend betrachtete sie ihn. Ja, die dunklen Haare, die hellblauen Augen, die ganze Erscheinung gefiel der Cath'shyrr. Sie musterte ihn noch etwas, bevor sie antwortete: "Also ich habe nichts gegen männliche Gesellschaft - überhaupt nicht. Mein Name ist Shiya." Als sie ihren Name aussprach klang ein leichtes Schnurren mit. Sie streckte dem Mann geschmeidig ihre Hand entgegen und mit etwas übertriebenem Bedauern fügte sie hinzu: "Allerdings hatten Kelana und ich gerade beschlossen die Katze zu verlassen. Doch vielleicht könnten wir doch noch etwas hier bleiben?" In den letzten Satz legte Shiya einen leicht hoffnungsvollen Ton und drehte sich zu Kelana. Eigentlich wollte sie nun lieber in der Katze und in Gesellschaft des gutaussehenden Mannes bleiben, doch sie hatte Kelana bereits zugesagt und so musste sie der Entscheidung der Tua'Tanai nachgeben. Bevor diese antworten konnte, deutete Shiya auf einen der freien Stühle und forderte so den Mann auf sich zu setzen.

  • Als sie ihm ihre Hand entgegenstreckte, wurde diese mit einem angedeuteten Kuss bedacht, wobei Shiya ein Blitzen aus den stahlblauen Augen begegnete. Das Schnurren in der Stimme war ihm durchaus nicht entgangen, hatte er registriert. Auch der abschätzende Blick war ihm aufgefallen.
    Er konnte es ihr nicht verübeln, schließlich hatte er sie eben genauso unauffällig gemustert.


    Es freut mich Shiya. Mein Name ist Aves. entgegnete er mit angenehm tiefer Stimme


    Ein leichtes verhaltenes Lächeln kam von ihm, als er sich galant auf dem angebotenen Stuhl niederließ.
    Seine Augen, die sicherlich auch sehr kühl wirken konnten, es jetzt aber nicht taten, zeigten einen aufmerksamen und wachen Ausdruck.


    Wenn ihr gerade aufbrechen wollt, möchte ich Euch natürlich nicht aufhalten. Dem Ton seiner Stimme war anzuhören, dass er das jetzt wohl sehr bedauerlich finden würde.

  • Abermals lachte Brennan. "Ach gibt es nicht so vieles, das interessant genug wäre, um einen Abend zu füllen? Die Liebe, die Politik, die Götter, die Schatten?"
    Brennan schmunzelte und goss sich etwas aus seinem Wasserkrug ein. Sein Gegenüber war direkt. Eine Art die er zu schätzen wußte - insbesondere bei Geschäftspartnern.


    "Doch ich würde lügen, wenn ich nicht gestehen täte, dass einen Mann ganz andere Sachen an einer so schönen Frau wie ihr es seid, interessieren. Der Duft ihres Haares, der Geschmack ihrer Lippen, ihre Anmut beim Tanz..." Der Vogelhändler gab Chavariya einen Moment Ruhe, in dem er an seinem Kelch nippte und den Blick auf den Nachbartisch lenkte.
    Ein Mann hatte sich zu den Damen gesellt. Gutaussehend, durchaus. Und er schien auch gleich Anklang bei den Anwesenden zu finden. Der Glückspilz, dachte Brennan und schmunzelte still in sich hinein. Dann richtete er den Blick jedoch wieder auf Chavariya und es blitzte in seinen Augen auf.


    "Entschuldigt meine Worte. Ihr seid Händler, ich Käufer - ich sollte solche Worte nicht an euch richten, nur um den Preis zu drücken." Sprach er leise und mit dunkler Stimme. "Auch wenn ein jedes die Wahrheit ist."

  • Ob es nun wegen des Alkohols war oder aus Trotz oder auch einfach, weil ihr seine offene Art gefiel, jedenfalls glätteten sich die Falten auf ihrer Stirn und die Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. "Liebe und Schatten sind Themen, mit denen ich nicht nur einen Abend zu füllen wüsste", meinte sie und verschränkte ihre Arme auf dem Tisch.


    "Aber über die anderen Sachen können wir nicht reden.....das müsstet Ihr schon selbst herausfinden." Hätte sie diesen Abend nicht wieder zu tief ins Glas geschaut, wäre ihr sicher bewusst gewesen, dass Brennan diese Schmeichelein wahrscheinlich jeder Frau sagte. Vielleicht wusste sie das auch jetzt noch, aber es schien sie nicht zu stören, denn ihre Körperhaltung war mit einem Mal weit weniger abweisend als zuvor.


    Flüchtig kam ihr der Gedanke, dass sie womöglich gerade jemanden zu provozieren versuchte, der unmöglich in der Nähe sein konnte, nicht einmal in der Stadt. Und den sie seit fast einem Jahr nicht gesehen hatte. Sie wischte das Bild seiner Züge weg und wandte sich wieder Brennan zu. Ihre Augen, die einen Moment abwesend durch ihn hindurch gesehen hatte, funkelten ihm jetzt wie Malachiten entgegen.

  • "Nun, wer weiß.." entgegnete Brennan. "Vielleicht werde ich es eines Tages sogar herausfinden."


    Der Vogelhändler schmunzelte und nippte erneut an seinem Kelch.
    Als er ihn absetzte, gab er dem Schankmädchen zu verstehen, dass sie abermals an ihren Tisch treten sollte. Er selbst hatte noch genügend zu trinken, aber er wollte nicht, dass Chavariya auf dem Trockenen saß.


    "Ihr sagtet, ihr könntet einen ganzen Abend mit der Liebe und den Schatten füllen?" Fragte Brennan und sprach sofort weiter.
    "Wäret ihr so gütig, mir ein wenig was über die Schatten zu erzähen? Die Liebe ist ein so schmerzliches Thema, wenn man gerade nicht ihrer besizt. Doch die Schatten umfangen einen auch in dieser Zeit wie ein wärmender Mantel."

  • Chavariya reichte dem Schankmädchen ihr Glas und bedeutete ihr mit einer knappen Geste es wieder zu füllen.
    Dann sah sie wieder zu Brennan und ihre Augen verengten sich leicht. Sie hatte zwar gesagt, sie könne viel über dieses Thema erzählen, aber wollte sie es auch wirklich? Sie hätte wohl besser nachdenken sollen, denn seit sie hier in der Stadt lebte, vertraute sie niemandem Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit an, schon gar nicht die von der dunklen Sorte. Sie sortierte kurz ihre Gedanken und suchte nach der besten Möglichkeit, allen Erzählungen auszuweichen, die irgendetwas über sie preisgaben.


    Der jungen Frau fiel nichts Besseres ein, als auf seine Worte einzugehen und damit abzulenken. Schon bevor sie ihre Antwort aussprach, kam sie ihr lächerlich vor, was sie mit einem Lächeln zu überspielen versuchte.
    "Nun ich würde nicht sagen, dass man die Liebe nach einer Weile verliert, wenn man sie einmal besessen hat. Da Ihr aber nicht darüber sprechen wollt, muss ich Euch enttäuschen. Ich kann nicht über Schatten erzählen ohne auf die Liebe zurückzukommen, denn sie deckt erst die Schattenseiten in uns auf."
    Auch dachte sie nicht, dass dies ein Mann war, dem man noch viel darüber erzählen konnte, was er nicht längst wusste. Diesen Eindruck machte er zumindest nicht.

  • Brennan schmunzelte. "Also sind eurer Meinung nach die Schatten durchzogen von Liebe? Eine interessante Einstellung."


    Der Vogelhändler fuhr sich über das Kinn, nur um wenig später seinen Weinkelch zur Hand zu nehmen und Charvariya zuzuprosten. "Dann lasst uns auf sie trinken. Auf die Schatten der Liebe. Wie unangenehm oder wohltuend sie auch sein mögen."
    Einen tiefen Schluck nahm der Dunkeläugige und blickte sein hübsches Gegenüber dann wieder aufmerksam an. "Wenn ihr über ein anderes Thema reden wollt - mir soll es nur recht sein. Ansonsten komme ich wohl doch nur in Versuchung, von euren hübschen Lippen zu kosten."


    Das Lächeln des Vogelhändlers war gleichzeitig charmant und frech und seine Augen spiegelten funkelnd das Licht in der Taverne wieder.

  • Sie schenkte Brennan ebenfalls ein Lächeln, welches aber eher daher rührte, dass er sich so leicht vom Thema hatte abbringen lassen. Die Bedienung stellte das Glas, wieder gefüllt mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit, vor ihr ab und Chavariya steckte ihr ein paar Münzen zu, ohne den Blick von ihrem Gegenüber abzuwenden. Ihre Augen funkelten spöttisch, als dieser erneut einen Toast aussprach. Er schien wohl aus jedem Thema einen Trinkspruch machen zu können.
    Normaler Weise hätte sie auf das, was der Vogelhändler als nächstes sagte mit einer ruppigen Antwort oder einem zynischen Spruch reagiert, aber jetzt nahm sie es einfach schweigend hin und leerte ihr Glas. Sie wusste, dass sie ihr Maß in Bezug auf Alkohol für diesen Abend längst überschritten hatte, deswegen schob sie es bei Seite. Doch auch wenn sie nicht noch mehr trank, es war schon genug gewesen, damit sie nicht mehr groß über ihre Worte nachdachte. Und welches Thema läge ihr da näher als die einzige Leidenschaft, die sie besaß?
    Chavariya beugte sich noch ein Stück vor, sodass sie Brennan nahe genug war, um seinen Duft erfassen zu können und schloss kurz die Augen. Sie atmete ein und ihre Lippen umspielte ein Lächeln. "Orangenblüte.....ich dachte immer das gäbe es nur einmal", meinte die Parfumeurin, als sie die Augen wieder öffnete und sich zurücklehnte.

  • "Orangenblüte?" Brennans Stimme klang weitaus reservierter und ein skeptischer Blick überflog Chavariya.


    "In einer Umgebung wie dieser könnt ihr noch Gerüche wahrnehmen? Erstaunlich."
    Der Dunkeläugige nippte erneut an seinem Glas und sah noch einmal zu dem Tisch, an dem Aves weiterhin stand und mit den Damen redete.
    Brennan überlegte. Irgendwoher kam ihm die Gestalt bekannt vor, aber er konnte sich bei den Göttern nicht erinnern, woher - ja, er bezweifelte sogar, ihn schonmal irgendwo gesehen zu haben. Wahrscheinlich erinnerte er ihn nur an jemanden.


    "Die Damen, die euch Gesellschaft leisteten, sagt, wißt ihr, ob sie aus Nir'alenar stammen? Ich habe sie bisher noch nirgends gesehen." Wechselte Brennan abermals das Thema. Düfte waren nunmal nichts, womit er sich länger als 30 Sekunden befassen konnte oder wollte.

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