Ilénas Ankunft

  • Brennan lachte. Spöttisch und gleichzeitig belustigt. Seine Augen blitzten auf, als er ihr den leeren Handteller hin hielt.


    "Glaubt mir, Yassalar, ich bin in diesem Haus wohl der letzte, der Angst hat, mit den falschen Personen gesehen zu werden. Eine Yassalar ist nicht unbedingt die Gesellschaft, die ich mir wünsche, aber.. um meinen Ruf habe ich keine Angst."


    Die Fingerkuppen des Vogelhändlers bewegten sich und er deutete Zarrashin an, dass er etwas wieder haben wollte.
    "Es wäre allerdings besser, wenn ihr mir mein Eigentum wiedergebt - denn auch wenn eure schönen Augen und eure Gesten einem jeden hier andeuten sollen, dass ihr mich necken wollt, ich werde nicht zögern, meine Hände um euren Hals zu legen, solltet ihr mich bestehlen."


    Ernst sah Brennan Zarrashin an. Ja, man erzählte sich viel über die schwarzhäutigen Wesen und ja, wenn man sie erstmal vor sich sitzen hatte, war man gewillt vieles davon zu vergessen. Aber der Vogelhändler hatte schon gewiss Schöneres, nein, "Erhabeneres" gesehen, als dieses Meereswesen.

  • Ein Mann, der die Gewalt nicht scheut, seufzte die innere Stimme, so wie er es sagt, klingt es nach einer Aufforderung! Zarasshin durchströmte heißes Vergnügen. So ergeht es ihm wie uns ... "Wie wahr Ihr sprecht, Gedanken anderer so nichtig, so zahlreich wie Kiesel an einem Strand, dass man sie nicht zählen möchte, so dass sie kaum zu beachten sind."
    Wenn es sie interessieren würde, welche Meinung die zahlreichen Bewohner dieser Welt von ihr hatten, so würde sie wahrscheinlich vor Scham versinken... Zarasshin verzog spöttisch die Lippen, aber da dies nicht in Frage kam ... "Eine Drohung, wie süß aus Eurem Mund, schreckt mich keineswegs."
    Wie abwesend betrachtete sie die Feder zwischen ihren zwei Fingern. Vogelhändler, Federhändler? Welch seltsamer Beruf für ein männliches Wesen mit gar diesen zuvor gesagten Worten... für Zarasshin schien es undenkbar kein Krieger zu sein. Sie verglich es mit den zahlreichen Fischen im Meer und ihr Gesicht wurde ernst. Eine innige Leidenschaft wie ihr Erschaffen von Gebäuden? Wenn dies der Wahrheit nah kam, was war dann in ihm? Was war da noch?


    "Euer Eigentum war auf der Flucht, als ich es fing", meinte sie leichthin, was sollte sie mit einer Feder, die kaum des Salzwassers zu wiederstehen vermochte? Sie bot ihm die kleine Feder auf der schwarzen Handfläche dar: Ein zartes Etwas zwischen den Krallen. "Für was ist jene bestimmt, dass ihr so um ihr Scheiden bangt?"

  • "Sie war wohl vor euch geflohen." Antwortete Brennan schroff, die Handfläche immernoch geöffnet, abwartend, dass die Yassalar ihm sein Eigentum zurückgab.


    Nicht, das diese einzelne Feder für Brennan von essentieller Wichtigkeit war. Nein, im Gegenteil. Er hatte den Beutel mit Federn mitgenommen um sie in aller Ruhe zu untersuchen. Sie nach Farbe und Größe zu unterscheiden, Federkiel und Fahne gründlich nach Bau und Beschaffenheit zu katalogisieren. Schließlich fing hier schon die Zucht an. Das schönste Federkleid, die Schnelligkeit eines Vogels, alles waren Eigenschaften, die Brennan mit den richtigen Vögeln in der Zucht hervorheben oder unterdrücken konnte.
    Aber die einzelne Feder war nicht wichtig. Sie war nur ein Indiz. Wichtig waren nur die Vögel dazu, die daheim in ihren Volieren saßen.


    "Für meine Aufzeichnungen sind sie bestimmt, Yassalar. Ich bin Händler und dokumentiere gerne womit ich handel. Also gebt sie mir schon. Ein Federkrönchen würde euer Haupt kaum schmücken können."
    Brennans Blick wurde von Sekunde zu Sekunde kälter. Immer wieder rief er sich ins Gedächtnis, was für Untiere die Yassalar waren und das dieses Exemplar hier vor ihm mit sicherheit mit samtiger Stimme sprechen konnte, doch die Krallen schärfer waren als die einer jeden Cath'Shyrr.

  • Zarasshin lachte leise und amüsiert. "Ihr beliebt zu scherzen." Diesen Satz hatte sie vor langer Zeit von einem fröhlich ausstaffierten Adligen gehört und fand ihn so albern, dass sie ihn nun anbringen musste: nichtssagend und affektiert. Ein Satz, der wohl kaum unpassender für sie hätte sein können. Ein Zeichen dafür, dass sie seine Ablehnung wahrnahm.
    Durch ihren Atem segelte der zarte Flaum auf den Tisch, sie verschränkte ihre Arme und lehnte sich schwer darauf, bevor sie ihr Kinn in die linke Handfläche stützte. Viel Geduld zeigte sie diesen Abend. "Ein Federkrönchen könnte wahrlich kaum mit mir mithalten."


    Aber sie konnte nicht sagen, wie lange sie die innere Stimme noch im Zaum halten konnte, wenn sie denn beginnen sollte sich zu regen. Die abschätzenden, kühlen Blicke, die er ihr entgegenwarf, bedrängten ihren Zorn.
    Zarasshin sah den Federliebhaber an und beschloss, dass sie an diesem Abend keine Unfreundlichkeiten und keinen Kampf ertragen konnte. Unterschied sie sich deshalb von ihrer Rasse? Nein, sie war Yassalar, aber müde und das Meer rief mit seiner kalten Stimme nach ihr. Die silbernen Augen schlossen sich kurz, sie fühlte hinaus, im Geist schlugen bereits die Wellen über ihrem Kopf zusammen.

  • Brennan griff nach der Feder und seine Schultermuskulatur entspannte sich sichtlich.
    Wenigstens war diese Yassalar nicht auf einen Kampf aus - oder zumindest schien es so.


    Die Feder fand ihren Weg zu den anderen in den kleinen Beutel, der gleich darauf von dem Vogelhändler verstaut wurde.


    "Also, Yassalar, was führt euch an meinen Tisch?" Die Ellenbogen des Dunkeläugigen stützen sich auf den Tisch und Brennan beugte sich Zarasshin tatsächlich ein wenig entgegen.
    Das schwere Leder seiner Weste knarrte, als es gegen den Tisch gedrückt wurde.


    "Ihr wirkt nicht, als wolltet ihr über Vögel sprechen. Auch habt ihr noch keinen Schluck getrunken. Wäre es tatsächlich möglich, dass Yassalar Langeweile haben? Oder treibt euch die Neugierde in dieses Wirtshaus, Yassalar? Sucht ihr gar das Spiel? Oh, eine Schönheit wie ihr findet sicherlich schnell jemanden, der nicht an die grausamen Legenden, die man sich über euer Volk erzählt glaubt - oder glauben will."

  • Nachdem er seine Feder wieder verstaut hatte, wandelte sich seltsamerweise seine Haltung, wie Zarasshin verwundert feststellte. Gerade eben hatte sie ein Abschiedswort auf den Lippen gefühlt, schluckte es aber als er seine Fragen stellte. Das Meer konnte warten. Menschen waren seltsame Wesen, wenn er denn einer jener Rasse war, war es ihm wirklich nur um den Erhalt seiner Feder gegangen, keine weiteren Anschuldigungen?
    Er beugte sich ihr sogar entgegen, Zarasshin roch das Leder seiner Weste.
    Doch dann, da war es: der Vorbehalt, die bekannten Geschichten, laut ausgesprochen, grausame Legenden, Worte stülpten sich über sie, fesselten und Zarasshin spürte, wie sich ihre Kehle verengte, doch sie war hochmütig genug, sich darüber zu erhaben zu fühlen. Doch was konnte sie der Wahrheit entgegen werfen? Es blieb nichts. So war Ehrlichkeit ihre größte Waffe.


    „Ich erwarte den Tagesanbruch", begann sie vorsichtig, sträubte sich zuviel preis zu geben. „Es liegt mir nicht meine Zeit und Luft zu vergeuden oder gar zu verspielen, wie ihr Menschen es zu tun pflegt, dennoch bin ich zu früh an Land gegangen und nun muss ich … warten", eine Überlegung, eine Atempause. „Euer unverschämter Blick führte mich, mich, die keiner Aufforderung aus dem Weg geht. Langeweile wird mit Beobachtung und Neugier gefüllt, so lerne ich, denn Wissen bedeutet Macht."


    Dies war kein Geheimnis, konnte laut gesprochen werden und zwischen ihnen schweben wie die kleine Feder. Würde auch er sich der Wahrheit verschreiben, dann konnte sie ihm Achtung entgegenbringen, nicht Hohn. "Zu wem gehört Ihr? Zu jenen, die glauben oder gar jemand, der glauben will?"

  • Brennan lachte und lehnte sich zurück, die Yassalar nicht aus den Augen lassend.
    "Glauben? Wenn ihr den Geschmack des göttlichen auf euren Lippen hattet, dann glaubt ihr nicht mehr, dann wisst ihr."
    Sprach er selbstbewußt und wußte das wohl niemand erahnen konnte, wie wörtlich seine Worte gemeint waren. Wie jung er damals gewesen war, als er den Kuss der Shirashai gespürt hatte. Und doch hatte es sein Leben verändert, sein Blick für die Welt, seine Empfindungen den Mitmenschen gegenüber.


    "Und wenn ich euch so ansehe, dann weiß ich was ich sehe, Yassalar. Jederzeit zum Kämpfen bereit und für alle anderen Wesen nichts weiter als Verachtung übrig." Wieder beugte sich der Vogelhändler vor. Er wußte, das es mehr als dumm war, was er jetzt tat. Er sollte keine Yassalar reitzen - das war töricht. Und doch fesselte ihr Erscheinungsbild ihn. Schön war sie und ihre Worte klangen weich und überlegt. Nein, er wollte nicht, das sie ging und doch wollte er auch nicht, das sie blieb.


    "In euren Augen bin ich nur ein niederes Lebewesen, nicht wahr? Nutzlos, wertlos, unwissend.."

  • Ah, jemand, der den Glauben eingetauscht hat, dachte Zarasshin, soviel Wahrheit hatte sie gar nicht erwartet. Es klang bitter, und dennoch schal in ihren Ohren, so als ob er wusste, dass es der Wahrheit entsprach, er sich nie hatte fügen wollen, es im Endeffekt dennoch getan hatte. Die Frage war nur, ob es ihn stärker machte oder ihm Stärke nahm? Als er sich vor lehnte, kam sie ihm sogar ein wenig entgegen.
    "Ist es ein solches Wissen, nach dem es Euch nicht verlangt hat?" Erstaunen.
    Konnte es das wirklich geben? Unvorstellbar war kein Wort ihres Wortschatzes. "Hoffen, glauben... Worte, die einen jeden streben lassen. Es ist ein Zaudern, welches ich hinter Euren Worten vermute... " Zarasshin drehte einen ihrer Ringe. Wie kam man so voran? Sie sah ihn prüfend an, ob auch sie etwas an ihm erkennen konnte, was auf sein Wesen schließen ließ, wenn er bei ihrem Anblick soviel sah. Ihre Augen füllten sich blutrot als die innere Schwester hellhörig wurde.


    "Ich vermag nichts anderes zu sein, zu dem mich Zi'llail nicht geformt hat", wenn es gefiel, die Yassalar über all die anderen Lebewesen zu stellen, so sollte es so sein. Aber dies war ein gefährliches Terrain ...
    Sie zeigte ihr typisches spöttisches, aber nicht unfreundliches Lächeln, Zi'llail hatte die Form gegeben, Zarasshin den Inhalt: sie konnte und wollte wesentlich mehr sein. Mit diesem Gedanken konnte sie sich ein wenig entpannen.
    "Ich würde Euch nicht als nutzlos, wertlos und unwissend bezeichnen, zumindest noch nicht..." So war das mit der Ehrlichkeit. "Jeder hat seinen Platz, der Eure wird sich finden lassen."

  • Der Vogelhändler schmunzelte.
    "Das muß euch schwer über die Lippen gekommen sein, Yassalar", sprach er.
    "Und doch muß ich eingestehen, dass wir uns wohl gar nicht so sehr unterscheiden, wie ich es mir wünschen würde."


    Brennan schüttelte den Kopf und trank seinen Becher leer.
    "Wer weiß, wenn die Yassalar ein wenig mehr auf ihr Herz hören würden - vielleicht wären sie sogar ein angenehmes Völkchen. Eure schwarze Haut, das silberne Haar.. ja, ihr könntet mir gefallen."


    Erneut beugte sich Brennan vor und beäugte die Yassalar. Im Grunde genommen hatte er Recht. Als Shirashai-Diener hatte man nicht unbedingt den Ruf, dem Licht und der Gerechtigkeit zugewandt zu sein. Dennoch waren die Geschichten, die Brennan bisher über die Yassalar gehört hatten so grausam gewesen, das er einfach eine tiefe Abneigung gegen diese Wesen verspürte. Doch Abneigung war noch nie ein Grund gewesen um gleichzeitig auch die Neugierde zu unterdrücken. Und Brennan war neugierig. Meist konnte er das hinter einer höflichen Fassade verstecken - aber Höflichkeiten hatten die beiden ja sowieso schon vor geraumer Zeit abgelehnt.

  • Ja fast hätte Zarasshin sich ob seiner Worte aufgerichtet, aber sie hatte sich so gut unter Kontrolle, dass gerade einmal einer ihrer Finger auf den Tisch klopfte.
    "Seid gewiss", zischte sie. "Wir unterscheiden uns so sehr wie Ihr Euch gewünscht habt." In diesem Moment wünschte sie, er würde sich an seinem Getränk verschlucken, aber sie lächelte freundlich und schenkte ihm ein Blinzeln mit ihren hellen Augen, strich sich mit der Hand wie beiläufig über das streng gebundene Haar. Es nahm ihren Worten wenig von der Schärfe.


    War dies sein wahres, schmeichelndes Gesicht?
    Die Schwester regte sich Langweilig wie jedes andere männliche Wesen! Will uns mit Worten beeindrucken! Mir wird übel ...
    Zarasshin kämpfte das Gefühl nieder, hielt sich an ihre eigenen ersten Gedanken: da ist mehr!! Es umgibt ihn...
    Gefühle sind nichts, Zarasshin!
    es klang verachtenswert.
    Zarasshin presste die Lippen zusammen, wie wahr die Worte waren. Sinnig für die Yassalar, leitend für sie selbst.
    Ich warte auf den Morgen.
    Das innere Lachen dröhnte ihr in den Ohren.


    "Worte scheinen Euch aber leicht über die Lippen zu kommen", meinte sie zu ihm. "Ich könnte Euch also gefallen?" Sie lachte."Für was, Mensch?" Es gab viele Möglichkeiten. "Als neues Vögelchen in einem Käfig?" Silberne Haare zwischen seinen Fingern, die er in seinem Beutel verstaute ...

  • "Das würde ich meinen Vögeln nicht antun wollen." entgegnete Brennan spitz. Sein charmantes Lächeln wurde eine Spur spöttischer.


    "Und auch kaum dafür, mir mein Bett zu wärmen, Yassalar. Dafür seit ihr kaum mein Typ."
    Brennan lehnte sich zurück und musterte die dunkle Schönheit noch einmal. Dann atmete er tief durch und beschloss, dass es so langsam wohl besser wäre zu gehen.
    Er deutete dem Wirt an, dass er bezahlen wollte und schaute dann wieder in die Augen Zarasshins.


    "Nein, ihr würdet mir gefallen in einer schwaren Robe, den Kopf ehrfürchtig vor der einzig Wahren gesenkt, das Lächeln spirituell entrückt und den Gesetzen der Nacht folgend." Brennan war nun offen und ehrlich. In Bezug zu seinem Glauben war er das in den meisten Fällen, auch wenn es oftmals besser war, einfach zu schweigen. Aber was sollte eine Yassalar mit dem Wissen schon anfangen.


    Der Wirt kam und Brennan zählte erleichtert das Geld ab, blieb aber weiterhin sitzen.
    "Wollt ihr auch zahlen?" Fragte der Wirt die Yassalar fast schon kleinlaut.

  • Zarasshins Augen kniffen sich zusammen als seine Worte zu ihr hinüberschwappten. Oh, ja, ihr Verstand arbeitete schnell und scharf.
    Ein einfacher Abschiedsgruß wäre über sie hinweg geschwemmt wie eine sanfte Welle, sie hätte daneben gestanden und genickt, es hätte sie nicht berührt. Es war ein Orkan, der die innere Schwester nach oben in das Bewusstsein trug, sie in die Augen stülpte und Zarasshin selbst beiseite stieß, denn Heuchelei verachtete sie inbrünstig. Da war mehr!! Er war so tiefschwarz wie sie in ihrer schuppigen Haut!
    So schnell und gewandt wie kaum ein Auge folgen konnte sprang sie mitten auf den Tisch in die Hocke und saß Auge in Auge mit dem Vogelhändler, schnupperte geräuschvoll, kaum eine Handbreit trennte sie.


    „Lichtscheues Gesindel!“ wisperte sie ihm zu, so dass niemand die Worte verstehen konnte, nicht einmal der Wirt, der daneben stand, aber soweit in Vergessenheit geraten war, dass es für die Yassalar nur ihr Gegenüber gab. „Heuchelei den Yassalar unähnlich zu sein! Nach was trachtet deine Herrin? Niel’Anor unter die Herrschaft der Nacht zu bringen... ein niederer Diener bist du und wagst mich zu bezichtigen, dass ich andere verachte!“


    Eine tiefrote Welle des Zorns hatte sich ihrer bemächtigt, Zarasshin zitterte vor Erregung. Aber hier wagte sie es nicht eines ihrer Messer aus der Manschette springen zu lassen, tief holte sie die Luft durch ihre Nasenflügel in ihre Lungen und versuchte mit all ihrer Macht das andere Ich davon abzuhalten zu den Waffen zu greifen, wie es da den Menschen anstierte. In ihren Sinnen sang das tränende Schwert auf ihrem Rücken, zog und lockte…


    … tu es nicht! …beschwor sie innerlich beschwichtigend …lass ihn ziehen …geh deiner Wege …warte auf das Morgengrauen …tauche ein in die Wellen des Meeres, kühle deinen Zorn… deine Verachtung…


    [OT ich gehe jetzt einmal davon aus, dass die Yassalar Shirashais Herrschaft kennen, da die Beweggründe und Absichten denen Zi'llails ähneln... wenn nicht: mea culpa und ich werde es korrigieren, Schatten & süßes Wasser]

  • Betont ruhig huschte ein Lächeln über Brennans Lippen.
    "Ward ihr nicht diejenige, die meinte, wir wären uns genauso unähnlich, wie ich mir wünschen würde? Es sieht so aus, als hättet ihr eure Meinung geändert." Langsam verschwand der freundliche Unterton aus der Stimme des Vogelhändlers und Brennan wurde ernst. Seine Augen schienen sich noch weiter zu verdunkeln, als er die Yassalar, die nun vor ihm auf den Tisch hockte aufmerksam musterte.


    "Was auch immer diese.. Dame konsumiert hat - es geht auf meine Kosten." Sprach Brennan in Richtung des verdutzten Wirtes und warf ihm eine Münze zu. Die Augen hatte er weiterhin auf Zarasshin gerichtet. Was auch immer nun passieren würde - er wollte nicht, dass der Wirt dort mit hinein gezogen würde. Es reichte, dass er das Pech hatte, dass sich dieses Schauspiel in seiner Gastwirtschaft zutrug.


    Dann redete er an Zarasshin gewandt weiter. "Und doch unterscheidet uns viel, Yassalar." Die dunkle Stimme des Vogelhändlers war nun schneidend. "Denn ich hocke hier nicht wie ein wildes Tier, dass sich in die Ecke gedrängt fühlt, auf einem Tisch. Ihr haltet euch für klüger und stärker als wir? Was ich hier vor mir sehe ist nicht mehr als ein gewissenloses Raubtier. Von seiner Göttin mehr mit Stärke denn mit Intelligenz gesegnet."
    Brennans Stimme war eindringlich, doch seine ganze Körperhaltung hatte keinerlei drohenden Charakter. Nichtmal angespannt schien er zu sein - und doch wußte er, dass er ein Problem haben würde, würde die Yassalar auf ihn zuspringen. Einen einfachen Doch hatte er in seinem Stiefelschaft versteckt. Einen weiteren - sehr viel kleineren - trug er an der Innenseite seiner Lederweste befestigt. Doch dieser Dolch eignete sich kaum für einen Kampf. Hatte Brennan doch die Angewohnheit, ihn für alles mögliche innerhalb der Vogelzucht zu verwenden. Obst schneiden, Gitter gerade bieten, Flügel stutzen.. wirklich scharf konnte die Klinge nicht mehr sein. Und ob er der durchtrainierten Yassalar körperlich das Wasser reichen konnte.. nun, es war schwer, das voraus zu sehen.

  • Wie wahr, ein gefährliches Raubtier war sie, jene die Zarasshin im Inneren zurückhielt, jene, deren geballter Zorn um den Menschen herumrauschte, wie Wasser um einen Stein, denn er bot ihr keine Angriffsfläche, alles schien herabzuperlen. Es war ein Umkreisen der Beute, wie Haie es tun, um dann zielsicher zuzustoßen, ein Vorwärts, denn es gab keine Ecke die groß genug gewesen wäre, um sie zu halten – die Schwachen werden zu Meeresschlamm!
    Nur eine falsche Bewegung, beschworen ihn ihre Gedanken geifernd: bewege dich! …bewege dich nicht …kurz stockte ihr Atem, als die Münze flog. Erzogen um zu kämpfen, alles aus dem Weg zu räumen, was ihren Unmut beschwor …


    Sie erkannte die Demut nicht, die er eben in diesem Moment zeigte, denn sein ruhiges Lächeln, täuschte sie gut, sein erhobenes, nicht gesenktes Haupt – dagegen konnte die Kriegerin seinen Schneid anerkennen, mit dem er ihr die Stirn bot. Das rettete ihn, daran hielt sich Zarasshin fest, zog sich aus ihrem Unterbewusstsein. Halte Friede!


    Wie eine Seeschlange glitt sie vom Tisch. Sollte er eher ihre Intelligenz loben, denn ihre Bestie, die Gier, flehte darum die Krallen in ihn zu schlagen, seine dunklen Augen als Trophäe zu erobern.
    „Wortspielerei!“ fauchte das Meerwesen, er plapperte wie Menschen es eben tun, um ihren dünnen Hals zu retten. Zarasshin öffnete die Kiemen, pumpte Luft durch ihre Stimme:„Wir haben nichts gemein, so ist es und bleibt es, aber die Ziele der Yassalar sind euren ähnlich.“


    So war sie ihm nun näher als zuvor, floss vor ihn, ihre krallenbewehrten Finger mit den vielen Ringen fuhren zärtlich über eben jenen Hals, unter dessen Haut sie eine Ader pulsieren sah. Ihre silbernen Augen fuhren schmerzlich langsam über sein Gesicht. „Ihr könntet mir viel Freude bereiten, kleiner Mensch, in ebenso vielerlei Hinsicht.“ Ihre Lippen teilten sich zu einem breiten Grinsen. „Aber nicht heute und auch nicht hier.“ Das Ende der seelischen Bestie, die sich stöhnend zurückzog.
    Einer zornigen Yassalar entgegenzusehen! Zarasshin lachte laut, der Mensch gefiel ihr, egal zu welchen Göttern er betete.
    So richtete sie sich auf und sah weit in die Runde, jedes Gesicht im Raum wurde erfasst. „Was?“ rief sie. Sie nahm an, dass sie es wieder einmal geschafft hatte, die Vorstellungen über die Yassalar zu bestärken und fletschte die Zähne.

  • Brennan bewegte sich keinen Zentimeter, als er die Krallen der Yassalar auf seinem Körper, seinem Hals spürte. Ja, er wagte es nichtmals zu atmen - dieses Wesen vor ihm schien wirklich unberechenbar und der Vogelhändler war sich lange Zeit nicht sicher, ob sie es nicht doch auf ein Blutbad abgesehen hatte, bei dem er der Hauptdarsteller sein sollte.


    Als sie sich dann endlich abwandte, wiederstand der Dunkeläugige dem Verlagen, tief durchzuatmen. So ruhig wie möglich stand er auf, nahm sich das Lederbeutelchen mit den Federn und schritt an der Yassalar vorbei - nicht jedoch, ohne vor ihr stehen zu bleiben.
    "Würdet ihr nicht jemanden anstarren, der sich in eurem Gebiet aufführt wie ein Wilder? Wenn ihr eurer Wut freien Lauf lassen wollt, zähmt sie an mir - aber lasst die Menschen hier aus dem Spiel."


    Edle Worte von einem Mann, dessen Beweggründe selten edel waren.
    "Ich werde mich jetzt auf jeden Fall verabschieden - und ihr solltet das auch, Yassalar."
    Sprach Brennan und kam nicht umhin, Zarasshin auf die Schulter zu klopfen. Dann ging er mit langen Schritten auf den Ausgang des Zauberbrunnens zu. Er meinte, ein jeder müsse hören, wie sein Herz bis zum Halse schlug und doch oder gerade deswegen fühlte er sich in diesem Augenblick bemerkenswert lebendig.

  • So wechselhaft wie die Gezeiten des Meeres, aus dem sie stammte, lächelte Zarasshin bei seinen Worten. Wilder ... sie nahm es als Kompliment, wesentlich besser als manch heimliche Art.


    "Ich werde Euch bei Eurem Wort nehmen, kleiner Mensch." Aber ob man sie zähmen konnte, daran zweifelte sie, aber dass er überhaupt daran dachte, dass er sich anbot, war ein genussvoller Gedanke. Er zeigte Größe, Stärke, kein Zittern, kein verängstigter Blick, Offenheit lag in seinem Gesicht und beeindruckte Zarasshin immens, was sie ein wenig aus ihrer Ruhe brachte, so ließ sie es sich auch gefallen, dass er sie berührte. Von seiner innere Unruhe, seinem Aufruhr in seinem Blut, ahnte sie nichts.


    Kurz war der Impuls da, ihm zu folgen, noch einmal das Wort an ihn zu richten, aber die Yassalar schwieg. Sie hätte ihn gern behalten ... Ihre Zähne schlossen schmerzend aufeinander. Aufrecht blieb sie zurück, mitten im Raum stehend und zog zu viel Aufmerksamkeit auf sich ... Zarasshin lachte wie noch mehr?


    Ja, der Anhänger Shirashais hatte wohl recht, sie sollte diesen Ort verlassen und sich auf den Weg machen, sie konnte auch in der Nacht im See warten. Damit verschwand auch Zarasshin, wohl zur Freude aller, aus dem Zauberbrunnen und ließ einen schalen Geschmack zurück.

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