Quest "Geschäfte"

  • Der Blick aus Kerrys blauen augen glich zwei Eispfeilen, er verfluchte sich innerlich, dass er die Zeit falsch eingeschätzt hatte und machte sich Gedanken, wie er aus dieser Situation herauskommen würde.


    "Feigling, wie hättest du einen Zahn anders bekommen wollen, als auf diese Weise?"


    Er Zog an den Haaren, das Wasser machte es ihm leichter, weil es einen großen Teil des Gewichtes der Ashaironi übernahm. Kerry sah sich schnell in alle Richtungen um und als er sich sicher war, dass das Mädchen und die Wachen noch einen Moment bräuchten, drehte er den Kopf auf die Seite und schlug der Ashaironi an der Zuberkannte einen der Giftzähne aus.


    "Hier, nimm ihn und versteck ihn. Warte hier, bis die Wachen wieder da sind, laufen bringt nichts. Du wirst sagen, dass sie sich den Kopf an der Kante des Zubers aufgeschlagen hat, als sie beim einsteigen ausgerutscht ist, ist das klar!"


    In Kerrys Augen stand entschlossenhait und ganz tief drinnen glühte leicht noch etwas anderes, dunkleres auf, das Julian bemerken musste.


    "Gib dich angemessen schockiert, aber nimm die Angst aus deinem Gesicht!"


    Kerry stieg aus dem Zuber und schüttete sich einen Eimer Wasser über den Körper um das dünne Blut von sich abzuwaschen, dann zog er die Frau aus dem Wasser und legte sie daneben auf den Boden, er legte sein Handtuch unter ihren Kopf ihr Handtuch auf die Leiche, atmete tief durch und wartete auf die Wachen. Seine Story hatte er parat, sie war eingestiegen, sie hatten sich unterhalten, und als sie erneut aufgestanden war, war sie ausgeglitten und mit dem Kopf ungebremst auf die Kante des Zubers geknallt. Als der Kopf unter Wasser war hatte es sich direkt rot gefärbt und Kerry hatte sich aufgesetzt um ihr zu helfen, doch es war zu spät.


    "Stimm mir zu und überlass das reden mir, verstanden?" zischte er nochmal zu Julian.

    Häßlichkeit schändet nicht die Seele,
    aber eine schöne Seele adelt den Leib.


    Es ist nicht der Tod, den wir fürchten sollten,
    das wirklich Tragische wäre ein Leben, das nicht gelebt würde.


    Willst du das Licht sehen, ertrage den Schatten,
    denn beides gehört zu Dir.

  • Der Angriff des Geiers auf Lavenia überrschte Yassalaria dann doch. Irgendwie hatte sie ihn nicht kommen sehen. Als die kleine Nymphe schrie, packte sie sich einen Ast und schlug damit nach dem Geier.

  • Part X


    Lavenia wurde vom Geier ein Stück in die Höhe gehoben. Schmerzend fühlte sie, wie die scharfen Krallen des Tieres sich in ihre Schulter bohrten und die ersten Blutstropfen durch ihr dünnes Gewand drangen.
    Doch die kleine Sylphe zappelte und Yassalars beherzter Einsatz mit einem der umherliegenden Stöcke bewirkten tatsächlich, dass der Geier Lavenia los ließ.


    Mit einem Dumpfen Knall fiel das Mädchen auf den Boden. Sati flog zu ihr. "Seht ihr, ihr riskiert alle euer Leben für nichts.." zischte sie der Gruppe entgegen.
    Der Geier hingegen flog mit lautem Geschrei weiter über die Gruppe und schien sich sein nächstes Opfer zu suchen. Er wollte sein Junges beschützen und schien nicht weiter mit einem einfachen Ast fortzuhalten zu sein.



    ~o~


    Im Badehaus sah Julian Kerry immer noch fragend an. Sein Gesicht war bleich geworden und voll Kummer sah er auf die junge Frau, die Kerry aus dem Wasser trug.
    "Esanne.." flüsterte der Blonde leise. "So wollte ich dich wirklich nicht retten.. nicht so..."
    Fast schien es, als würden Tränen in den Augen des Mannes aufblitzen, als schon das Rosenmädchen mit zwei Wachen herbei trat.


    "Dieser war es!" Schrie das Mädchen schrill auf und zeigte auf Kerry, der gleich von einem der fülligen Männer flankiert wurde. "Er hat sie umgebracht."


    "Habt ihr etwas zu eurer Verteidigung zu sagen oder soll ich euch gleich mit auf die Wache nehmen?" Wurde Kerry angebrummelt, als sich unter dem Tuch, dass der Zahndieb seinem Opfer übergelegt hatte, plötzlich v on einem schmerzvolles Stöhnen begleitet etwas bewegte.


    "Oh, bei Eriadne, sie lebt noch!" Rief Julian aus und beugte sich zu der schwerverletzten Ashaironi hinunter. "Sie lebt noch! Wir brauchen einen Arzt!"
    Während die Wächter sich fragend ansahen, erntete Kerry von Julian einen Blick der nicht zu beschreiben war. Voll von Vorwürfen und doch durchsetzt mit unbändiger Hoffnung.


    ~o~


    "Er kommt nicht mehr. Erwarte nicht zuviel." Supus strich um Esanne herum, die gefesselt in einer Ecke stand.
    "Erbärmlich, nicht wahr? So sehr habt ihr euch geliebt. So sehr, dass du deine Freiheit für ihn aufgegeben hast. Und dann kommt er einfach zu spät." Er lachte sein dreckiges, verstohlenes Lachen und strich der schönen Elfe über das Haar. Sein Blick wurde anzüglich.


    "Traurig ist nur, dass mein Verlust noch größer sein wird, als seiner. Die kleine Sylphe und dich zu verlieren ist schon ein herber Verlust. Wer weiß, vielleicht sollte ich dich lieber als meine persönliche Sklavin halte?"


    Esanne reckte den Kopf empor. "Er wird mich retten. Und wenn nicht.. wird mein Herz deine Klinge mit Freude aufnehmen. Lieber will ich sterben, als dir zu Gefallen sein."

  • Schmerzlich verzieht die kleine Sylphe das Gesicht als sie einen Druck auf ihren Schultern spürt. Vorsichtig wendet sie den Kopf beiseite und die kleinen Augen weiten sich als sie die Blutstropfen sieht. Es ist als würde ein stöhnen die sonst schweigsam aufeinander gepressten Lippen verlassne. Langsaam läuft die rote Flüssigkeit ihre Schultern hinunter und tropft, kleine Muster bildent auf ihr weißes Kleidchen hinunter. Mit dem zappeln hatte sie mitlerweile aufgehört um es nicht noch schlimmer zu machen.Das wars dann wohl für sie.


    Doch sie hat nicht mit dem beherzten Einfreifen der Dunkelhäutigen Fremden gerechnet. Zweifelnd presst sie die Lippen zusammen. Ob es klappen wird? Wird der Vogel sich einfach so schlagen und sie loslassen? Doch es klappt. Er öffnet die Krallen und Lavenia blumst mit dem Po zuerst auf den Boden. Stöhnend reibt sie sich die Schmerzende Kehrseite. Wie sollen sie blos an diesem blöden Vogel vorbeikommen um die Kralle zu holen? Soe langsam wird die Zeit knapp und sie will doch der Elfe umbedingt helfen, die sich fast wie eine Mutter um sie gekümmert hat als sie bei dem Händler lebte.
    Aber zuerst bringt sie sich selbst in Sicherheit indem sie sich hinter den anderen versteckt. Jetzt, wo sie sich halbwegs in Sicherheit wiegen kann kann sie wenigstens ordentlich Nachdenken und findet vielleicht eine Lösung.


    Doch schnell wird der kleine Kopf wieder geschüttelt. Dazu bleibt ihr nicht die Zeit. Der Geier achtet mitlerweile nicht mehr auf sie, ist sie doch viel zu klein für ihn. Er scheint mehr Gefallen an den größeren Begleitern gefunden zu haben. im Schatten der Felsen robt sie nach vorne und sieht den Hang hinunter. Wenn sie im Schatten bleibt und hinunter kletter. Schafft sie es vielleicht das Geierküken zu packen und hinauf zu fliegen. Der Spalt in dem die Gruppe steht ist zuklein als das der Geier folgen kann, wird er doch nur am Rand viel breiter. Schnell schlüpft sie aus dem weißen Kleidchen unter dem sie ein dunkles Hemdchen trägt und beginnt mit dem Abstieg, den Geier nicht aus dem Blick lassend. In kleinen Spalten und Höhlen verschnauft sie kurz und sieht hinunter zu dem Geierkücken ob es sie entdeckt hat.
    Wie sie ihm die Gralle wegnehmen soll weiss sie noch nicht.
    Aber das Küken mitnehmen wäre die einzige Idee. Wenn sie die Kralle haben können sie es ja seiner Mama zurück geben.

  • Ji hatte den Boden vergeblich abgesucht, hatte vieles gefunden, doch nichts, das aussah wie eine Kralle. Sie versuchte die Enttäuschung zu vertreiben, indem sie daran dachte, dass noch immer das Küken in dem Nest saß und eine Möglichkeit darstellte doch noch an die Kralle zu kommen. Und so machte Ji sich auf den Weg zurück zu ihren Gefährten als sie plötzlich die Flügelschläge und das Stöhnen Lavenias wahrnahm. Kurze Zeit später sah sie gerade noch wie die kleine Sylphe zu Boden fiel und kurz darauf mit dem Abstieg begann. Ihre Gedanken überschlugen sich und es schien eine Ewigkeit zu dauern bis Ji die Gruppe endlich erreicht hatte, musste sie dabei doch vorsichtig sein, um dem Geier nicht aufzufallen. Fieberhaft überlegte sie, was sie nun noch tun könnten. Sie musste etwas tun. Irgendetwas.


    Als Naylia aufgeregt zu ihr geflogen kam, flüsterte sie ihr etwas ins Ohr. Die Windfee nickte und Ji spürte, wie die Magie sie durchströmte, angenehm und vertraut. Zu diesen Gefühlen gesellte sich die neue Zuversicht, dass die Lage womöglich nicht allzu aussichtslos war. Den Zauber, den sie nun wob, hatten ihre Lehrer "Wesen des Windes" genannt. Und in ein solches wollte sie nun Yassalaria verwandeln. Der Zauber würde bei ihren Kenntnissen nicht sehr lange wirken, aber es würde Yassalaria hoffentlich genug Zeit geben, um Lavenia zu folgen und die Kralle zu holen - Lavenia allein würde es sicherlich nicht schaffen, konnte zur Not aber fliegen, davon war Ji überzeugt. In der Zwischenzeit würde sie selbst den Geier ablenken und hoffte, dass sie sich in der Luft geschickter bewegte als der Vogel.


    Doch viel Zeit um nachzudenken hatte Ji nicht. Yassalarias dunkle Haut begann zu schimmern, wurde erst durchscheinend und dann völlig unsichtbar. Die Yassalar war verschwunden, würde sich nur noch durch zu laute Geräusche verraten können. Ji'Sai hoffte, dass sie verstand, wandte sich dem Geier zu und flog in einigem Abstand um ihn herum. Dabei schrie sie: "Hey, hier bin ich! Hier!" und tatsächlich schenkte der Geier ihr seine gesamte Aufmerksamkeit.


    Dabei dachte Ji immer und immer wieder: Hoffentlich schafft es die Yassalar die Kralle zu besorgen. Dann würden sie schnell zum Marktplatz zurückkehren können und alles wäre überstanden.

  • Kerry war im ersten Moment wie vor den Kopf gestossen. Sie lebte noch, wie konnte das sein, ihr Hinterkopf war zertrümmert...? Sei es drum, jetzt ging es darum, sich schnell aus der Affäre zu ziehen.


    "Du!"


    herrschte er das Rosenmädchen an,


    "Was stehst du hier rum und verbreitest solche unglaublichen Lügen über unbescholtene Bürger? Sieh zu, dass du einen Bottich kaltes Wasser bekommst, damit wir die Schwellung auf ihrem Hinterkopf kühlen Können, und bring Handtücher mit bevor ich mit deinem Herren über deine unverfrorenheit rede. LOS!"


    Kerry wand sich zu den beiden Wachleuten um.


    "So helft ihr, verehrte Wachmänner, ich habe nichts getan, ausser sie vor dem ertrinken bewahrt. Schnell, bevor sie tatsächlich stirbt, ihr seid doch sicher für solche Fälle ausgebildet. Ich weiß genau, wo in der Nähe hier ein sehr guter Arzt praktiziert, ich eile schnell nach aussen und hole ihn zur Hilfe, wenn es euch nichts ausmacht?"


    Kerry warf Julian einen vernichtenden Blick zu, der keinen Zweifel daran ließ, dass wenn er einen falschen Schritt tun würde, ihn das teuer zu stehen kommt. Dann nahm er das Handtuch vom Gesicht der Ashaironi, schob die Wachleute sanft zu der auf dem Boden liegenden Frau, die nach und nach wieder zu sich kam trotz der sich ausbreitenden Blutlache unter ihrem Hinterkopf und verschwand, ohne auf etwaige Proteste der Anwesenden zu warten im Umkleideraum, warf sich sein Wams über, zog die Hose an und verlies das Badehaus barfuss um aussen in der Menge zu verschwinden.

    Häßlichkeit schändet nicht die Seele,
    aber eine schöne Seele adelt den Leib.


    Es ist nicht der Tod, den wir fürchten sollten,
    das wirklich Tragische wäre ein Leben, das nicht gelebt würde.


    Willst du das Licht sehen, ertrage den Schatten,
    denn beides gehört zu Dir.

  • Yassalaria machte sich bereit den Geier ein zweites Mal zu vertreiben, doch dann ließ sie den Ast beinahe fallen und starrte auf ihre Hände und Arme, die plötzlich blasser und schließlich durchsichtig wurden. Ein erschrockener Satz in einer fremden Sprache entfuhr ihr. Vermutlich war es ihre Muttersprache gewesen.
    Ein Signal von Naylia machte ihr aber das geschehene, wenn schon nicht klar, dann doch wenigstens weniger erschreckend. Sofort ließ sie ihren Rucksack auf den Boden fallen und holte ein Seil und noch etwas anderes daraus hervor. Nach einem schnellen Blick zu Ji, wie diese sich wohl gegen den Geier schlug, knotete sie das Seil an einen stabilen Baum und ließ sich vorsichtig zu dem Nest hinab.

  • Ji war selbst überrascht, dass sie tatsächlich in der Lage war den Geier abzulenken, doch er machte keine Anstalten zu Lavenia oder gar Yassalaria zurückzukehren. Wahrscheinlich fühlte er sich von der Sylphe angegriffen, provoziert oder sah in ihr als fliegendes Wesen einfach eine leichtere Beute. Ji wusste es nicht, doch es spielte in diesem Augenblick auch keine Rolle. Sie musste sich konzentrieren, um nicht von den scharfen Krallen getroffen zu werden, wich ihnen aus, beleidigte den großen Vogel, der nicht begriff was vor sich ging und hoffte dass er so lange das Interesse an ihr nicht verlieren würde, bis Yassalaria die Kralle des jungen Geiers in ihrem Besitz hatte. Immer wieder ging ein verstohlener Blick hinunter zum Nest und sie stellte jedes Mal zufrieden fest, dass sie nur Lavenia sehen konnte. Yassalaria musste also das Nest bereits erreicht haben und würde hoffentlich bald den jungen Vogel angreifen können. Denn sehr lange würde Ji es nicht mehr schaffen, dem geschickten Geier auszuweichen. Sie war vielleicht wendiger, doch er war weitaus stärker und kräftiger.


    Und Naylia war Ji keine Hilfe, denn die Windfee war zurück zu Lavenia geflogen, um ihr mitzuteilen, dass Yassalaria die Kralle holen konnte und die kleine Sylphe sich nicht in Gefahr begeben sollte. "Du fällst nur runter. Kletter lieber wieder hinauf. Oder kannst du fliegen?" Aufgeregt flatterte Naylia um Lavenias Kopf und schaute immer wieder nervös zu dem Geier und wieder hinab in die Tiefe.

  • Enttäuscht seufzt die kleine Sylphe als sie die Worte der Windfee hört. Dabei wollte sie doch so gerne helfen und nicht nur stumm dabei stehen. Aber wahrschienlich war ihre Aufgabe für dieses Unternehmen einfach nur nicht im Weg zu sein. Sie nickt leicht und beginnt den Aufstieg. Doch es ist nicht zu übersehen wie geknickt sie ist. Sie wird dann einfach Ji helfen den Vogel aufzuhalten damit er nicht zu schnell merkt das jemand zu seinem KInd will. Ji wird sicher nicht mehr so lange mit dem Feder viehfangen spielen können.


    MIt jedem Zentimeter den sie höher hinaufsteigt wird sie ein Stückchen schneller und es dauert gar nicht lange bis sie angekommen ist. Flink krabbelte sie in die Felsspalte zurück aus der sie gekommen sind und sieht hinauf zu dem Vogel und Ji.

  • Yassalaria war froh, dass die kleine Sylphe wider nach oben kletterte. Unten angekommen nahm sie den spitzen Gegenstand, den sie aus ihrem Rucksack geholt hatte und beugte sich zu dem Geierküken herüber. Das Nest richtig zu betreten traute sie sich nicht. Mit einer schnellen Bewegung stach sie den Vogel in den Hals und die anderen sahen das Küken einmal zucken und dann gemächlich zu Boden gehen. Dann zog sie den bewegungslosen Körper zu sich herüber und schlang das Seil ein paar Mal um sich un verknotete es, sodass sie beide Hände frei hatte. Von oben sah man wie ein Bein des Kükens zu einem dickeren Ast hinüber gestreckt wurde und kurz danach erschien oberhalb einer Kralle eine rote Linie, die sich rasch vergrößerte und das unterste Zehenglied vom Rest des Fußes trennte. Die abgetrennte Kralle machte sich nun auf den Weg nach oben und langsam erschien, erst blass, doch schnell immer dunkler werdend, Yassalarias Gestalt, die an dem Seil nach oben kletterte, die Kralle in ein Tuch eingewickelt.

  • Kerry gelang die "Flucht" aus dem Badehaus und er bahnte sich seinen Weg durch die Menge, die den Marktplatz und die Straßen davor bevölkerte. Er hörte nicht, wie die Wachen hektisch versuchten, das Leben der Ashaironi zu retten. Er hörte das Blumenmädchen nicht weinen, als die Ashaironie sie ansah und ihr etwas zuflüsterte. Und er hörte nicht Julians Herz, dass für einige Sekunden aufhörte zu schlagen, als er sich bewußt wurde, dass in seiner Faust immer noch der Zahn lag, denKerry ihm in die Hand gedrückt hatte.




    ~o~


    Yassalaria schaffte das, was zuvor noch so unglaublich geklungen hatte. Sie hatte tatsächlich die Kralle des Küken bekommen und erst als die Yassalar gemeinsam mit dem abgeschnittenen Zehenglied wieder festen Boden unter den Füßen hatte, hörte auch Jis Zauber auf zu wirken.
    Ratlos sahen Yassalaria und Lavenia zu dem Kampf zwischen Geier und Sylphe hinauf, als plötzlich das Federvieh von Ji abließ. Irgendetwas hatte den Geier dazu veranlasst, wieder zum Nest zu fliegen - wahrscheinlich das Ausbleiben irgendwelcher Geräusche des Kükens - und so gelang es der jungen Frau endlich zu flüchten, bevor sie dem Kampf erlag.


    Schnell beeilten sie sich alle wieder nach Nir'alenar zu kommen, bevor der Geier sich für das, was Yassalaria ihm angetan hatte, rächen konnte.


    Epilog


    Sie hatten es geschafft. Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen. Es hatte sie alle viel Schweiß und Blut gekostet und ein mancher von Ihnen war mutiger gewesen, als er es je von sich geglaubt hatte.


    Sie alle standen vor Supus Sklavenkarren. Keiner der Sklaven wurde derzeit präsentiert, doch stand Supus Gehilfe auf dem Podest und schien auf die Gruppe zu warten.
    "Oha." Sprach er und seine Stimme war erstaunlich hoch.
    "Ich hätte nicht gedacht euch wiederzusehen. Aber mein Herr wird sich freuen, wenn ihr seine Aufgabe erfüllt habt. Er sucht schon so lange nach diesen Dingen für.. für seine Expirimente." Ein breites Grinsen enthüllte dunkle, ungepflegte Zähne und ein fauliger Geruch kam aus dem Mund des grobschlächtigen Mannes, so dass die Umstehenden alle einen Schritt zurück machten.
    Doch es schien ihn nicht weiter zu belasten - langsam trottete er zum Karren und bat seinen Herrn hinauszutreten.


    Supus tat wie ihm geheißen. Ein Grinsen schlich auf sein Gesicht, als er die Leute ansah, die unten auf ihn warteten. Yasallaria, die schöne Yassalar, Ji'Sai, die ihre Artgenossin Lavenia Luna an der Hand hielt und Kerry - unordentlich gekleidet mit Blutspritzern an den Händen aber dennoch breit grinsend. Doch auch Artain, Ayala und Tassia standen unten und warteten begierig darauf, das Supus die Ware frei ließ. Nur eine Person fehlte. Julian Schwarzberg.


    "Was ist? Traut sich Schwarzberg nicht hier her? Will er seine Geliebte gar nicht wieder oder ist ihm gar etwas geschehen?" Supus lachte hämisch und schlug sich auf die Schenke. Nur ein Augenzwinkern später stand er aber wieder ernst vor der Gruppe.


    "Dann zeigt mir, was ihr habt." Forderte er und ging auf die ausgestreckte Hand Yasallarias zu, die ihm die Felsengeierkralle entgegenhielt. Supus nickte und nahm den kleinen Gegenstand an sich. "Tatsächlich.. die Kralle ist sehr klein geraten, aber ihr habt eine gefunden. Meine Verehrung, meine Teuerste." Sprach er Yasallaria zu und verstaute die Kralle mit einem breiten Grinsen in seiner Tasche. "Und wer hat die zweite Zutat?" Wollte er wissen und grinste Kerry an, der sich sofort zu Wort meldete.


    Kerry griff in seine Tasche - und doch fühlte er nichts an der Stelle, wo er glaubte den Zahn abgelegt zu haben. Er war weg. Hatte er ihn verloren oder... nein.. Der Dieb wurde kalkweiß, als ihm aufging, das Julian ihm den Zahn nicht zurückgegeben hatte und er spürte, wie ein seltsamer Schwindel ihn erfasste.


    Supus fand das allerdings weniger lustig. "Wollt ihr mich zum Narren halten, ihr Pack? Ihr habt eure Vereinbarung nicht gehalten! Verschwindet!!!!"
    Mit knallrotem Gesicht stapfte der Händler wieder in die Richtung seines Karrens und verschwand für einige Sekunden. Ayala funkelte Kerry böse an, Tassia schenkte ihm hingegen nur einen mitleidigen Blick und ein tröstendes "Ihr habt euer Bestes versucht."
    Doch bevor Kerry irgendetwas entgegnen konnte, kam Supus wieder hinaus. Neben ihm Esanne. Die Augen der Elfe waren nass.


    "Ich... ich werde unserer Vereinbarung nachkommen und meine Schuld bezahlen." Verkündete Supus. "Ihr brachtet mir einen Bestandteil, so werde auch ich euch einen Teil geben. Die kleine Sylphe soll frei sein. Für immer soll der Status der Sklavin von dir genommen werden. Doch da Julian nicht einmal selbst gekommen ist... wird Esanne bei mir bleiben." Er sah zur Elfe auf, die tapfer den Kopf empor reckte und nickte.
    "Sie wird nicht sterben, doch da ihr Liebster es nicht einmal für nötig hielt, hier zu erscheinen, wird sie bei mir bleiben. Und wer weiß, vielleicht werden wir auch irgendwann ein Paar." Lüsternd und geifernd packte Supus Esanne bei der Taille. Die jedoch beugte sich zu ihm hinab und bat ihn um einen Gefallen. Er nickte.


    Mit langen Schritten ging Esanne auf Lavenia zu, lächelte die kleine Sylphe an und strich ihr über die weißen Haare.
    "Meine Kleine.. pass auf dich auf, ja? Diese Leute hier können dir eine Familie bieten. Eine freie Familie. Schließe dich ihnen an und ich verspreche dich, dass wir uns eines Tages wieder sehen." Sie küßte die Sylphe auf die Stirn und sprach mit samtiger Stimme weiter.
    "Nein, nein, weine nicht. Das was ihr tatet war gut und richtig. Ich habe herausgefunden, dass Supus die Zutaten für einen großen, schrecklichen Zauber braucht. Einen Zauber, der uns alle ins Unglück stürzen würde. Ihr habt das verhindert. Ich werde so lange bei ihm bleiben, bis ich seine Zutaten vernichtet habe oder Sati sich endlich von ihm abwendet." Seufzend sah sie zu der kleinen Erdfee, die auf Supus Schulter saß und ihm von den Erlebnissen berichtete.


    "Wenn du oder einer deiner Freunde Julian seht, so sagt ihm, dass ich ihn immer lieben werde und zu ihm zurückkehre, sobald es meine Aufgabe erlaubt. Und sagt ihm, dass er Supus niemals, niemals den Zahn geben darf." Vieles von Esannes Worten war nur geflüstert gewesen, doch nicht nur Lavenia auch Ji sollten das meiste verstanden haben, dessen war sie sich sicher.


    Und so strich die schöne Elfe Lavenia noch ein mal über die Wange, lächelte den anderen Gefährten zu und verabschiedete sich mit einem dahingehauchten "Danke."


    Die Sklaven waren nicht gerettet. Aber Lavenia war es. Und vielleicht hatten sie so ganz Nir'alenar vor etwas schrecklicherem als einem einfachen Sklavenhändler gerettet...

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