Brunnen der tiefsten Sehnsucht

  • "Komm her! Komm zu mir! Komm her!"
    Es scheint fast so, als würde immer ein leises Flüstern vom Brunnen der tiefsten Sehnsucht ausgehen. Ein stetes "Komm, komm, komm." läßt den Besucher des Jahrmarktes immer näher an den zunächst recht unscheinbaren Brunnen treten.


    "Bitte, bitte, tritt näher."
    Woher dieses Flüstern kommt ist schwer zu erahnen. Ist es das Wasser, das tief im Brunnen vor sich hin plätschert? So tief, dass man es mit bloßem Auge nicht einmal erahnen kann? Oder ist in diesem Brunnen etwas gefangen? Ein Geist?


    Wenn, dann ist es wohl der Geist der tiefsten Sehnsucht. Denn ein jeder, der sich an den steinigen Brunnenrand stellt und einen Blick hinab in die Tiefe wirft, wird sie sehen. Seine eigene Sehnsucht. Wünsche und Hoffnungen erscheinen vor dem Inneren Auge und erfüllen das Herz mit Freude und Glückseeligkeit. Sehnt ich euch nach Geld und Wohlstand? Legenden besagen, dass der Brunnen euch diese Sehnsüchte nicht nur zeigt, sondern auch bringen kann. Alles was ihr tuen müßt, ist eine Münze hineinwerfen und dann hineinschauen. Und wer weiß, vielleicht seit ihr dann schon ein reicher Mann oder eine liebende Frau? Vielleicht, vielleicht... vielleicht zeigt euch der Brunnen aber auch ganz andere Sehnsüchte.. oder warum sonst zeigt die alte, hölzerne Bank neben dem Brunnen noch immer einige Blutflecken und eingeritzte Botschaften, deren Sinn niemand entschlüsseln kann?

  • Amelie stand vor dem Brunnen. Schon oft hatte sie von seiner Legende gehört. Es wurden in ihrer Heimat sogar Geschichten erzählt, dass einst eine junge Nymphe eine Münze hineinwarf, deren tiefste Sehnsucht es war, endlich der großen Liebe zu begegnen. Dies ließ Amelie hoffen. Sie kramte in ihrer Tasche und holte eine Münze hervor. Sollte sie es wagen? Doch was, wenn der Brunnen ihr ganz andere Sehnsüchte zeigte? Sehnsüchte, von denen Amelie selbst nie etwas geahnt hätte?


    Während sie noch darüber nachdachte, trat sie ein paar Schritte zurück. Eigentlich hatte die Nymphe vor, auf der hölzernen Bank Platz zu nehmen, während sie noch unentschlossen war. Doch sie stutzte, als sie die Blutflecken auf der Sitzmöglichkeit entdeckte. Welch grausame Sehnsüchte wohl hier schon zu Tage befördert wurden? Amelie kamen die fürchterlichsten Gedanken. Sie zog es vor, stehen zu bleiben und lehnte minutenlang am Brunnenrand, darüber nachgrübelnd, ob sie sich ihrer Sehnsucht stellen sollte.

  • "Schau herein! Schau in mich!"
    Süßes Flüstern war aus dem Brunnen zu hören. So leise, dass man sich nicht sicher sein konnte, ob es tatsächlich aus dem Brunnen kam oder ob die eigenen Ohren einem nur einen Streich gespielt hatten.


    "Sehnst du dich nicht danach es zu wissen? Schau in mich, schau in mich."
    Wie eine leise Melodie schwangen die Töne durch die Luft und der Brunnenrand wirkte tatsächlich um einiges einladender als die Bank davor.
    Dunkelgraue Steine umfassten ihn und wirkten, als könnte diesen Brunnen nichts zerstören. Sie waren sauber, kein Moos und kein Dreck haftete an ihnen und es verwunderte, warum die Bank noch alte Flecken aufwies, während man sich um den Brunnen scheinbar so gut kümmerte.


    "Traut ihr euch nicht?" Diesmal war die Stimme erheblich tiefer, als das was Amelie vorher gemeint hatte zu hören. Etwas großes warmes legte sich auf die Schulter der Nymphe. Halos Hand.

  • Amelie sah sich um. Hatte sie nicht gerade ein Flüstern vernommen? Doch als scheinbar niemand da war außer sie selbst, zuckte sie gleichgültig mit den Schultern und warf dann wieder einen Blick in den Brunnen. Tu es Amelie. Du weißt doch, was Deine tiefste Sehnsucht ist. Was kann schon so schlimm daran sein, sich nach Liebe zu sehnen? So versuchte sich die Nymphe in Gedanken, Mut zu machen, während sie sich über den Brunnenrand beugte und tief hinab sah, die Münze noch in der Hand.


    Doch dann - Amelie hörte die dunkle Stimme, spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Vor Schreck riss sie die Augen weit auf und wirbelte herum. Doch der Schreck wich sogleich leichtem Ärger, als sie den Mann entdeckte. Was fiel ihm ein, sie so zu erschrecken? Ob sie sich nicht traute? Als würde Amelie das ausgerechnet ihm auf die Nase binden. Mit festem Blick sah sie ihn an und erwiderte: "Ich? Mich nicht trauen? Wie kommt Ihr darauf?" In ihrer zarten Hand hielt sie immer noch die Münze.

  • "Ich habe euch beobachtet." Halo sprach ruhig und besonnen. Seine Stimme klang freundlich und friedfertig und bewirkte, dass nichts an seinen Worten beunruhigend wirkte.
    "Ich sah das Zögern in euren Augen." Sanft lächelte er und legte seine Hand nun auf den Brunnenrand.


    "Sehnsüchte können etwas Wunderschönes sein. Ich blicke fast jeden Tag in den Brunnen hinab." Sein Blick verließ Amelie und richtete sich auf den Brunnen. Ein seeliges Lächeln stand auf seinem Gesicht und ließ keinen Zweifel daran, dass seine Worte wahr waren. Dabei hatte er sich bisher nicht einmal vorgestellt, geschweige denn verraten, warum er jeden Tag in den Brunnen sah.
    "Aber ich weiß auch, dass die meisten, die hier zögern, die Personen sind, die ihre Sehnsüchte eigentlich schon kennen." Er sah wieder zu Amelie. "Und sich fürchten, dass sie wahr sind. Aber Furcht ist nichts Schlimmes.." Wissend trat er wieder vom Brunnenrand weg und nickte Amelie zu.


    "Vielleicht möchtet ihr euch euren Sehnsüchten ja lieber alleine stellen." Geschmeidig bewegte Halo sich einige Schritte fort, so dass er nicht mehr in der greifbaren Nähe Amelies war.

  • Mit verschränkten Armen stand sie da, während sie jedes seiner Worte in sich aufnahm. Wer war er überhaupt, dass er sie so einfach heimlich beobachtete?
    Er muss ja viele Sehnsüchte haben, wenn er jeden Tag in den Brunnen schaut, überlegte sich die Nymphe.


    Sich fürchten? Warum sollte sie sich vor dieser Sehnsucht fürchten? Abermals glitt ihr Blick über den Brunnenrand bis hinunter in die tiefe Schwärze. Ob der Brunnen ihr wohl auch den Mann zeigen würde, der ihre tiefste Sehnsucht zu erfüllen vermochte? Als sie sich wieder umdrehte, wandte er sich schon wieder zum Gehen.


    "Ich habe keine Angst". Erklärte sie ihm mit fester, lauter Stimme. Kaum waren diese Worte gesprochen, war auch schon das Klimpern einer Münze zu hören, die immer tiefer und tiefer in den Brunnen fiel, ab und an auf dessen Steinen aufschlagend. Die Nymphe sah ihr hinterher, bis das leichte Schimmern gänzlich von der Schwärze verschluckt worden war. Es wurde still um sie und Amelie hoffte insgeheim, dass sie der Legende Glauben schenken konnte.

  • Nichts passierte.


    Amelie sah der Münze weiterhin hinterher, doch es geschah nichts. Es blieb ruhig.


    Erst als sie wieder aufsah, nahm sie eine Veränderung war. Halo war verschwunden. Dort wo er gestanden hatte, stand nun ein Schaukelstuhl, in dem eine alte Frau saß. Ihre Kleidung war genauso grau wie ihr Haar und während sie apathisch ins Nichts starrte, schnurrte ihr eine rote Katze um die Beine.


    Die Kufen des Schaukelstuhls knarrten und man konnte die Katze schnurren hören - doch das waren die einzigen Geräusche, die Amelie vernahm. Kein Pfeiffen des Windes, kein Vogelzwitschern, nichtmal einen der anderen Gäste des Jahrmarktes konnte Amelie irgendwo in ihrer Nähe hören. Nur das monotone Knarren des Stuhls.


    Plötzlich verstummte auch dieses Geräusch. Die Alte nahm ihren Blick hoch und sah Amelie an.
    "Eine Frage." Sprach sie und hob sich ihr Kätzchen auf den Schoß. Rebellierend maunzte die Rote, ließ sich dann jedoch widerwillig auf den Knieen der Alten nieder.

  • "Seht Ihr?", so wollte sie den Fremden darauf aufmerksam machen, dass sie es tatsächlich gewagt hatte. Sie drehte sich um und ... wo war er?
    Ungläubig starrte die Nymphe die Alte in ihrem Schaukelstuhl an. Was war passiert? Amelie wurde unruhig. Er konnte sich doch nicht so einfach in Luft auflösen. Amelie schritt umher und sah sich suchend um, während sie versuchte, sich auf Geräusche zu konzentrieren - etwa die schweren Schritte eines Mannes zu hören, der sich weiter und weiter von ihr entfernte. Doch so sehr sie ihre Ohren auch anstrengte: Nichts! Sie hörte absolut gar nichts. Wo war die Musik? Wo waren die anderen Besucher?


    Amelie musste feststellen, dass sie ganz alleine war. Alleine? Nun - nicht ganz. Die Alte saß schließlich immer noch da, schaukelte hin und her. Die beiden sahen sich an. Dann sprach die Frau. Es waren zwei Worte, mit denen Amelie nichts rechtes anzufangen wusste. "Eine Frage?", wiederholte sie die deren Worte. Amelie hatte so viele Fragen: "Was ist passiert? Wo ist dieser Mann hin verschwunden? Warum hat die Musik aufgehört zu spielen? Was um alles in der Welt geht hier vor?" In einem einzigen Atemzug sprudelte die ganze Verwunderung aus Amelie heraus. Doch war es tatsächlich nur Verwunderung? Die Nymphe empfand diese ganze absurde Situation mehr unheimlich als verwunderlich. Mit großen Augen sah sie der Frau in ihrem Schaukelstuhl ins Gesicht. Würde sie ihre Fragen beantworten können?

  • "Antworten." Sprach die Alte. Mehr sagte sie nicht. Keine von Amelies Fragen wurde beantwortet, keinen einzigen Hinweis gab die Frau auf das, was hier gerade vor sich ging. Sie fing wieder an zu schaukeln. Die Katze sprang mit einem Maunzen auf. Sonst regte sich nichts.


    Auf Samtpfoten schlich das Kätzchen erst wieder um die Alte herum, die wieder genauso apathisch vor sich hin sah, wie noch zuvor. Doch dann änderte sie ihre Richtung und schritt auf Amelie zu. Langsam strich sie um die Beine der Nymphe herum und maunzte herzzerreißen.
    "Antworten.." Diesmal war es nicht die Frau, die diese Worte sprach. Auch nicht die rote Katze. Es war - der Brunnen. Wieder. Doch als Amelie sich nach ihm umdrehte, sprang das Kätzchen von ihr fort und lief der Stimme entgegen. Mit einem großen Satz war sie zunächst auf dem Brunnenabsatz - und sprang dann in den Brunnen hinein.

  • Die Reaktion der Frau machte Amelie wenig Mut. Entnervt verdrehte sie die Augen. In der Tat hatte sie sich ein aufschlussreicheres Gespräch erhofft. Nervös schritt die Nymphe auf und ab. Diese senile alte Frau würde ihr nicht helfen können. Jedoch war sonst niemand hier. Bis auf ... die Katze. Amelie sah an sich hinunter, als sie das weiche Fell an ihren Beinen spürte.


    Mit dem herzzereißenden Maunzen erregte das Kätzchen Amelies Aufmerksamkeit - doch gerade, als sie sich hinunterbeugen wollte, um das Tier zu streicheln, schrak sie zusammen. Eine Stimme, nicht die der alten Frau war zu hören. Fassungslos starrte sie nun auf den Brunnen. Wer hatte da wohl gerade gesprochen? So sehr sie auch suchte, Amelie konnte niemand weiteren sehen.


    Noch ehe sich Amelie versah, hatte die Katze sich ihr abgewandt und sprang geradewegs in den Brunnen. "Oh nein". Amelie lief der Katze hinterher und beugte sich so tief nur irgendmöglich über den Brunnenrand. Doch es war zu spät. Die Katze war fort. Was hatte das zu bedeuten? War dies ein Hinweis? Wollte das Tier ihr den Weg zeigen? Lagen die Antworten auf ihre Fragen in den Tiefen des Brunnens verborgen?


    Ein Teil von Amelie war versucht, sich auf den Brunnenrand zu stellen und der Katze hinterher zu springen. Der andere Teil erklärte dieses Vorhaben als verrückt. So stand sie da, hin und hergerissen, wie noch ein paar Minuten zuvor, als es darum ging, die Münze in den Brunnen zu werfen.

  • Astragar schlenderte über den Jahrmarkt. Nach einiger Zeit kam er an einen Brunnen. Der Brunnen der tiefsten Sehnsucht. Soso. Was er wohl sehen würde, wenn er hineinblickt. Wahrscheinlich nichts. Er holte eine Münze heraus und warf sie in den Brunnen. Um die Nymphe, die noch unsicher neben dem Brunnen stand kümmerte er sich nicht. Wenn dem Brunnen wirklich eine starke Magie innewohnte würde sie zwei Personen schon auseinanderesortieren können. Und wenn nicht würde er vielleicht erfahren, was eine Wesen wie eine Nymphe sich so wünschte.

  • "Komm zu mir. Spring. Komm!" Die Stimme wurde eindringlicher und hatte gleichzeitig einen solch süßen Klang in Amelies Ohren.
    "Komm! Ich biete die Erlösung. Und A-n-t-w-o-r-t-e-n." Seltsam lang zog sich das letzte Wort und die Nymphe konnte wieder das herzzereißende Maunzen der Katze hören. Diesmal IM Brunnen.
    Doch während sie vor dem Brunnen stand und überlegte, was sie nun tun solle, riß etwas anderes sie aus eben jenen Überlegungen. Das Klimpern einer einzelnen Münze. Gleichzeitig verstarb das Maunzen und die Stimmen aus dem Brunnen.


    Astragar blickte auf die Münze, die in hohem Bogen in den Brunnen flog. Es geschah allerdings - offensichtlich nichts.

  • Die Stimme aus dem Brunnen drang verführerisch an Amelies Ohr. Tatsächlich schien sie die Antwort zu bekommen, wenn sie einen Sprung wagte. Wieder beugte sie sich tief über den Brunnenrand, als abermals das Maunzen der Katze ertönte.


    Sollte sie es tatsächlich wagen? Wie absurd, dachte die Nymphe. Der Brunnen ist viel zu tief. Doch dann hörte sie noch etwas anderes. Es waren Schritte. Sie sah auf und erblickte einen Mann. Nach dem anderen Mann von vorhin und der alten Frau zögerte sie einen Moment. Würde er sich auch als senil entpuppen oder gar einfach ohne ein Wort des Abschieds verschwinden?


    Doch die Tatsache, dass auch er eine Münze in den Brunnen warf, sagte Amelie, dass es sich wohl um einen weiteren Jahrmarktbesucher handelte. Ein paar Sekunden betrachtete sie den Fremden eindringlich. Und noch ehe sie sich versah, machte sie ein paar Schritte auf ihn zu. Amelie konnte sich nicht erklären warum - aber aus irgendeinem ihr unerklärchen Grund fühlte sie sich von ihm angezogen. Das soeben erlebte rückte in den Hintergrund.


    Es dauerte nicht lange und die Nymphe stand unmittelbar vor ihm. "Hallo". Das war alles, was über ihre Lippen kam und mit zauberhaftem Lächeln sah sie ihn an.

  • Astragar folgte dem Flug der Münze, bis sie im Brunnen verschwand und ging näher heran, um in den Brunnen zu blicken. Nein, keine Wünsche und Hoffungen stiegen in ihm auf. Er wartete noch einen Moment, bis plötzlich ein "Hallo" neben im erklang. Als er sich umwandte sah er, dass die Nymphe nun direkt vor ihm stand und ihn anlächelte.
    "Hallo." Entgegnete auch Astragar und formte ein Lächeln auf seinem Gesicht. Es sah gar nicht mal so unecht aus, dennschließlich hatte er Übung darin anderen Wesen Gefühle vorzutäuschen. Irgendwie kam sieihm bekannt vor, doch konnte er sich nicht richtig daran erinnern. Er beschloss den direkten Weg zu wählen und sein Gegenüberzu fragen. Sollte sie ihm antworten, hatte er was er wollte, wenn nicht, störte ihn das auch nicht weiter, sah sie doch nicht so aus als würde er einen möglichen Kunden seines Klingenhandels verschrecken. "Entschuldigt meine direkte Art, aber haben wir uns schonmal gesehen?"

  • Amelie zog sich am Rand des Brunnens hoch und ließ sich auf dessen kalten Steinen nieder, während die schlanken Beine sich überkreuzten. Der süße Duft von Honig umgab die Nymphe, als sie versuchte sich zu entsinnen, wo sie diesem Mann schon einmal begegnet sein könnte. Dabei wandte sie nicht eine Sekunde den Blick von ihm ab. Es konnte durchaus möglich sein, dass die beiden sich schon einmal begegnet waren. Zum Einen spürte sie immer noch diese Anziehungskraft, die von ihm ausging - zum Anderen war da seine Frage.


    Einige Momente herrschte Stille, bis Amelie endlich antwortete: "Ich weiß nicht. Durchaus ist es möglich, dass wir uns schonmal gesehen haben".
    Die Nymphe neigte den Kopf ein Stück zur Seite. In ihrem Leben war sie schon so vielen verschiedenen Wesen begegnet. Es war schwer, ihr Gegenüber in diese Reihe einzuordnen.


    Vielleicht würde es helfen, wenn sie wenigstens seinen Namen kannte, also machte sie selbst den Anfang, sich vorzustellen: "Ich heiße übrigens Amelie", sagte sie, indem sie ihm abermals ein Lächeln schenkte. "Und ich bin Tänzerin. Vielleicht habt ihr mich schon einmal bei einem meiner Auftritte gesehen?"

  • Die Nymphe setzte sich auf den Brunnen, was wohl hieß, dass sie nicht direkt wieder gehen würde. So wartete Astragar auf ihre Antwort während er sie genauer betrachtete. Hübsch war sie.


    "Ich heiße Astragar. Nun, wenn Ihr Tänzerin seid, könnte es sein, dass ich Euch schonmal tanzen gesehn habe. Und, hat Euch dieser Brunnen etwas gezeigt? Ich befürchte bei mit hat es nicht funktioniert."

  • Kaum hatte er seine Frage beendet, warf Amelie abermals einen Blick hinter sich in den Brunnen, nur um gleich darauf wieder ihn anzusehen.
    "Habt Ihr zufällig auch diese Katze gesehen? Kurz bevor Ihr gekommen seid, ist sie in den Brunnen gesprungen. Und irgendjemand - irgendwas hat gesprochen und mich dazu aufgefordert, zu springen. Die Stimme hat mir Antworten versprochen."


    Amelie sah Astragar zweifelnd an. Bestimmt glaubte er ihr kein Wort. Sie selbst glaubte ja kaum, was noch vor ein paar Minuten passiert war. "Bitte - glaubt jetzt nicht, dass ich verrückt bin", fügte sie deshalb noch schnell hinzu. "Es war tatsächlich so. Und bevor Ihr gekommen seid, war ich am Überlegen, ob ich wirklich springen soll. Vielleicht will mir der Brunnen tatsächlich etwas zeigen".


    Die Nymphe schüttelte den Kopf. Warum erzählte sie ihm das alles?

  • Astragar blickte auch kurz zum Brunnen, als Amelie den Blick dahin wandte. "Nein, eine Katze habe ich hier nicht gesehen. Aber wenn etwas zu Euch gesprochen hat, dann wird der Zauber des Brunnens wohl bei Euch funktioniert haben, sofern denn ein Zauber am Werke ist." Es glaubte Amelie, sprach es doch eher gegen einen faulen Zauber, dass zu ihm keine Stimme gesprochen hatte. Die Nymphe vor ihm schien jedoch dafür um einiges gesprächiger. "Wenn Ihr wollt könnt Ihr ja noch einen Blick in den Brunnen werfen. Wenn Ihr möchtet halte ich Euch fest, damit ihr nicht fallen könnt." Astragar sagte dies ganz ohne Hintergedanken, den vielleicht jemand anders gehabt hätte.

  • Amelie war erleichtert, dass er ihr ganz offensichtlich Glauben schenkte. Während sie ihn ansah, kam ihr für einen kurzen Moment ein Gedanke. Kann es vielleicht sein, dass ... Sie wagte es jedoch nicht, diesen Gedanken zu ende zu denken. Statt dessen sprach sie zu ihm. "Wisst Ihr eigentlich um Eure tiefste Sehnsucht? Vielleicht hat es einen Grund, dass der Brunnen zu Euch noch nicht gesprochen hat. Schließlich hat er sich mir noch nicht offenbart".


    Wieder sah sie hinunter und entschied sich, Astragars Angebot anzunehmen. Antworten konnte er ihr auch später noch. "Na schön". Amelie schenkte ihm ein Lächeln, während sie sich an den Brunnenrand stellte und sich nach vorne lehnte. Doch sie konnte nichts erkennen. Nichts als schwarze Tiefe. Also wagte sie es, sich noch ein Stück weiter vorzubeugen, gespannt darauf, was sie wohl sehen würde - ob sie überhaupt etwas sehen würde.

  • "Nein, meine tiefste Sehnsucht ist mir unbekannt. Vielleicht wird sie sich mir eines Tages noch offenbaren." antwortete Astragar. Als Amelie sich umwandte, um einen weiteren Blick in den Brunnen zu wagen, hielt er sie sanft um die Hüfte fest, sodass sie nicht vornüber fallen konnte. Ich glaube ich kenne sie tatsächlich. schoss es ihm durch den Kopf. Aber wann war das? Er wollte sie noch etwas fragen, wartete aber, ob sie noch etwas im Brunnen entdecken würde.

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