So sehr Amelie ihre Augen auch anstrengte, war es ihr nicht möglich, die tiefe Schwärze des Brunnens zu durchdringen. Für einen Moment glaubte sie, ganz unten ein Stück rotes Fell verschwinden zu sehen. Einbildung? Sie wusste es nicht.
Amelie sah nichts. Absolute Leere was den Brunnen anging. Und doch hatte sie in Gedanken ganz deutlich ein Gesicht vor Augen. Astragars Gesicht. Warum um alles in der Welt spukte sein Gesicht durch ihren Kopf, wenn sie sich eigentlich auf etwas anderes konzentrieren wollte? Einen letzten Blick in den Brunnen, ein enttäuschtes Seufzen und ein Schulterzucken. Die Hände des Mannes immer noch in ihren Hüften spürend, drehte sie sich um, während sie den Blick Richtung Boden senkte. "Nichts." Ihre Stimme konnte die Enttäuschung nicht verbergen.
Doch lange blieben ihre Augen nicht auf den grauen Pflastersteinen haften, denn sogleich verspürte die Nymphe den Drang, sich wieder Astragar zu widmen. Was war an dem Mann nur so besonders? Sie wusste es nicht. Aber sie wollte ihn unbedingt näher kennenlernen. Also setzte sie sich abermals auf den Brunnenrand, überkreuzte die Beine und sah ihn an. "Und ich hatte so sehr gehofft, dass ...", sie legte eine kurze Pause ein, bevor sie weiter sprach. "Ach was soll`s. Selbst schuld, wenn man an derartige Ammenmärchen glaubt. Nichts weiter als sinnlose Hirngespinste." Die Nymphe war enttäuscht und verärgert zugleich.