Sommerfrische und Hafenklänge

  • Brennan hatte das Tempo schnell wesentlich gedrosselt. Schon um Maidas Kleidung wegen.
    Die Straßen des Seeviertels waren so voller Dreck, Staub und Unrat, dass die Cath'Shyrr das Kleid später wohl sowieso nur noch weggeben konnte. Und das holprige Kopfsteinpflaster ließ das Vorwärtskommen mit Damenschuhen nur langsam zu.


    Doch Brennan besaß auch keinen Grund zur Eile. Gelassen schlenderte er mittlerweile neben der Schönen her.
    Das Seeviertel selbst hatten sie sehr schnell erreicht. Es war nur wenige Straßen entfernt gewesen. Nun wurden die Straßen nicht nur dreckiger und rauer, sondern die Gassen auch immer schmaler und die Häuser sahen aus wie aneinandergedrängt. Als müsste man jedes Fleckchen Erde ausnutzen.
    Kam ihnen eine Droschke entgegen, so mussten sie nach kurzer Zeit schon hinter einander hergehen.


    Der Händler nutzte die Zeit des Spazierganges für ein weiteres Gespräch.


    "Sagt, meine Teuerste, ihr erwähntet, dass ihr nur auf "Sommerfrische" in Nir'alenar weilt. Wo ist eure tatsächlich Heimat?" Brennan war neugierig. Neugierig, was noch alles hinter der Cath'Shyrr steckte.

  • "Ach, du liebe Güte, das ist ja schlimmer als befürchtet. Was für ein Gestank."


    Das Gemisch aus Fäkalien, Urin, fauligem Fleisch und Fisch übertraf den Mief des stickigen Nachtmarkts bei weitem. Zumindest innerhalb der engen Gassen, wohin sich kaum ein Lüftchen verinnerte. Am offenen Kai würde die frische Brise vom Meer das Atmen wieder erträglich werden lassen.


    "Und erst dieser Unrat. Wie kann jemand dies aushalten und hier leben?", mimte sie das verwöhnte Dämchen und rümpfte die Nase. Im Gegenteil wusste sie aus eigener leidvoller Erfahrung, wie schnell jemand in der Gosse landen konnte. Unverschuldet. Und wie schnell man sich an den Gestank gewöhnte. Maida jedoch war eine von denen, die sich mit ihrem Schicksal nicht abfinden wollten.


    "Meine Heimat? Nun, es ist schon ein Weilchen her, dass ich an der Oberfläche war, zugegebenermaßen. Canthar. Ihr habt davon gehört? Solch grässliche Orte wie diesen gibt es bei uns nicht."

  • "Manch ein Wesen ist froh, wenn es überhaupt ein Dach über den Kopf hat."
    Sprach Brennan mit gedämpfter Stimme. Shirashai hatte viele Anhänger in den ärmeren Vierteln, denn wo die Dunkelheit schon zuhause war, ließ es sich leicht auf Beutefang unter den Suchenden gehen.
    Der Händler war sich sehr bewusst, dass das Glück und die Göttin ihm den größten Teil seines Lebens hold gewesen waren und er sich glücklich schätzen konnte, ein großes Haus in einem der besseren Viertel Nir'alenars zu bewohnen.
    Dennoch schämte er sich gleichermaßen auch nicht dafür, diesen Reichtum zur Schau zu stellen. Er hatte sich ihn erarbeitet. Vielleicht nicht immer in Schwerstarbeit seiner Hände, aber was er geschaffen hatte, war sein Werk und nicht das einer begünstigten Geburt.


    "Wir sind gleich am Hafen. Davon könnt ihr schon die Masten erahnen." Sprach er weiter und ging dann auf Maidas Herkunft ein. Sie war also von der Oberfläche. Was jedoch nicht erklärte, wo sie sich nun in der Regel auf Beleriar herumtrieb.


    "Oh, dann seid ihr eine der Glücklichen, die bereits die Schönheit des wahren Sternenhimmels sehen durftet? Wie fühlt es sich an, die echte Sonne auf der Haut zu spüren und wie sehen die Schatten des Mondes über dem Meer aus?" Fragte Brennan und echte Neugierde lag in seiner Frage. "Ist der Unterschied zu hier unten groß?"


    Kaum hatte er seine Frage beantwortet tauchten hinter der nächsten Ecke die ersten Schiffe auf.
    Dieser Teil des Hafens bot einen trostlosen Anblick. Zerfetzte Segel hingen leblos an den Masten. Die Schiffe lagen schief auf ihren Rümpfen, das Holz vermodert und von der Zeit zerfressen.
    Die Qualität der Luft hatte sich verändert aber nicht wesentlich gebessert. Es roch nach vermoderten Algen, nach schimmligen Holz und Trostlosigkeit.

  • Jaja, dachte Maida ungeduldig. Wer gerade mal ein Dach über dem Kopf hat, der hat seiner Frau nichts zu bieten. Ich hoffe sehr, du bist anders.


    Ihr Lächeln war leibreizend wie ein Sommermorgen.


    "Ah, die Masten der großen Segler. Da, ich sehe sie. Der Sternenhimmel, eine einzige glitzernde Pracht. Die heiße Sonne, der kühle Mond. Es ist überhaupt nicht zu vergleichen." Maidas Zeigefinger tippte an den Rand den Sonnenhuts. "Ein Accessoire, reine Zierde, schützt zwar die Helligkeit des Mittags, aber auf der Oberfläche, da braucht Ihr ihn unbedingt, da Euch sonst das grelle Licht der Sonne blendet. Ihre Wärme kribbelt auf der Haut. Morgens bemalt sie den Himmel in hellem Orange, des abends in feurigem Rot. Und wie angenehm kühl dagegen das Mondlicht. So schön wie Elfenbein..."


    Maida verlor sich in der Beschreibung und zuckte unter ihren eigenen Worten zusammen wie unter einem Peitschenhieb.. Bei Minaril, wie lange war es her, dass sie zuhause gewesen war. Zuhause. Die Erinnerung bohrte in ihrem Herz. Rasch wechselte sie das Thema.


    "Und Ihr? Ihr stammt aus Shay'vinayar wie Eure Vögelchen. E gibt da einen exzellenten Wein aus Eurer Heimat, ein blutroter Rotwein. Sehr zu empfehlen. Aber wem erzähle ich das." Die Cath'shyrr schmunzelte. "Seid Ihr oft zu Besuch oder verbringt Ihr Euer Leben vorwiegend in Nir'alenar?"


    Sie hatten die ersten Wracks erreicht, die aussahen, als wären sie direkt an der Kaimauer gestrandet.

  • Brennan lauschte Maidas Erklärungen, doch er konnte sich noch so anstrengen, nachempfinden konnte er sie nicht. Die wärmende Sonne auf der Haut? Brennan kannte nur die Wärme eines Kamins und auch nur dann brannte die Haut, wenn man zu nah an ihm stand. Mit einem angenehmen Kribbeln hatte das rein gar nichts zu tun.
    Für einen Augenblick aber meinte der Dunkeläugige etwas in Maidas Stimme zu hören. Heimweh? Fernweh? Sehnsucht? Sehnsucht war der beste Anknüpfungspunkt für Shirashai..


    "Oh, die besten Weine verlassen die Stadtgrenze Shay'vinayars gar nicht erst." Schmunzelte er und dachte an eines der gut besuchten Gasthäuser. "Zum güldenen Vogel" war bei reich und arm gleichermaßen beliebt, die hohen Räume mit unzähligen Vogelkäfigen bestückt und ein lieblicher, fast Gold anmutender Wein, den der Wirt selbst kelterte, wurde zu einem fairen Preis ausgeschenkt.
    "Man könnte wohl sagen, dass ich in meiner Heimat gleichermaßen lebe wie hier. Auch dort ist noch eine Vogelhandlung in meinem Besitz und so sehe ich regelmäßig nach dem Rechten."
    Antwortete er ehrlich.


    "Ich habe gehört," Brennan deutete auf die alten Schiffe. "Manch liebestoller Mann soll in ihnen schon die ein oder andere Flasche Wein im Inneren der Schiffe versteckt haben um die Schöne auf seiner Seite zu einem kleinen Abenteuer unter Deck einzuladen." Ein spitzbübisches Grinsen schlich über sein Gesicht. "Habt ihr Lust herauszufinden, ob an diesen Geschichten etwas dran ist?" Er zwinkerte Maida zu und machte eine einladende Geste auf das Schiff, welches ihnen am Nächsten lag.

  • Zwei Geschäfte also. Das klang vielversprechend. Jetzt galt es nur noch herauszufinden, welchen Typ Frau Brennan Targo bevorzugte. Die bürgerlich Hochgestellte oder die Frau von Welt. Bürgerliche Mätressen waren mit billigem Tand recht leicht abzuspeisen. Eine Frau aber, die selbst genug zu besitzen schien, war nur mit allerteuersten Mitteln zu beeindrucken. Männer, die sich mit Durchschnitt zufrieden gaben oder billig wegkommen wollten, standen recht weit unten auf Maidas Begehrlichkeitsskala.


    "Wein? Auf diesen vermoderten Schiffen? Ich traue Euch zu, Ihr vermutet dort sogar noch den einen oder anderen versteckten Schatz. Wer weiß, hinter doppelten Planken in der Kapitänskajüte vielleicht, oder tief im Bauch des Laderaums... Ich weiß, ich lese zu viele Abenteuerromane." Maida brach in ein amüsiertes Lachen aus.


    "Euer Glück, dass diese Schiffe ruhig um Hafen liegen. Auf See würdet Ihr selbst den teuersten Wein auf Eurer Hose wiederfinden", umschrieb sie ihre Neigung zur Seekrankheit. "Aber in diesem Fall mache ich eine Ausnahme. Sofern Ihr Euch anständig benehmt", zwinkerte sie.


    Jede Annäherung würde sie zurückweisen. Dafür war es viel zu früh. Noch hatte der Fisch längst nicht angebissen, auch wenn ihn der Köder sehr zu interessieren schien.

  • "Nun denn, lasst uns das Abenteuer wagen." Lachte Brennan und sprang auf eine der an dem Schiff angebrachten Planken.
    Er schmunzelte, als er Maida in ihrem feinen Sommerkleidchen mit dem Sonnenhut dort unten stehen sah. Sie hatte angebissen. Es war bei vornehmen Damen doch immer das Selbe. Lockte man sie mit der Aussicht auf ein Abenteuer, fraßen sie einem schnell aus der Hand. Vielleicht würde sie nachher noch ein wenig kokettieren oder es darauf anlegen stürmisch erobert zu werden, aber hatten sie dann erst das wirklicheLeben gekostet, war Shirashai da und bereit sie mit offenen Armen zu begrüßen.


    Tatsächlich war Maida bei weitem nicht die erste Frau, mit der Brennan dieses Schiff betrat. Es war eine wohlkalkulierte Masche, die in vielen Fällen Erfolg versprach. Mal für seinen Glauben, mal für seine körperlichen Bedürfnisse und ab und an für Beides.


    "Lasst euch überraschen, was die Jahrhunderte, die Romantiker, die Spieler und die Abenteuerlustigen alles in diesen Schiffen hinterlassen haben. Sie mögen alt und verrottet von außen aussehen, doch in ihrem Inneren erzählen die Kähne Tausende von Geschichten."
    Er streckte Maida die Hand entgegen um ihr auf und über die dünne Planke zu helfen.

  • Brennans übemütiges Lachen alarmierte Maida. Es erinnerte sie an einen heißen Tag, der Glückseligkeit versprach und über das drohende Unwetter hinwegtäuschte, das abends jedem heißen Tag folgte. Zumindest in Canthar. Keinesfalls durfte sie Brennan Targo unterschätzen. Sie waren einander fremd und er benahm sich, als wären sie Vertraute. War sie etwa sein auserkorenes Opfer wie umgekehrt er das ihre?


    Um ein Haar hätte sie lauthals aufgelacht. Nun, sie saß auf dem längeren Ast. Denn sie hatte ihn durchschaut und würde ihm nicht geben, was er begehrte. Männer! Sie waren so schlicht gestrickt. Getrieben von der Lust. Das Spiel fing an richtig spaßig zu werden. Sie vermutete, dass sie die Erste sein würde, an der sich Brennan die regelmäßig gereihten, blendend weißen Zähne ausbeißen würde. Weil sein begehrtes Opfer unter der glänzenden Oberfläche so falsch war wie Katzengold. Sechs Lebenszyklen hatte Maida durchlebt. Inzwischen war sie abgebrüht und fiel nur noch selten auf Versprechungen hinein.


    Der Vogelhändler sah in ihre eine gelangweilte, verwöhnte Lady, dann sollte er eine bekommen. Er sah wirklich blendend aus dort oben auf der Planke. Oh ja, ein Blender bist du. Mal sehen, wer von uns der geviftere Schwindler ist.


    Maida ergriff Brennans Hand und ließ sich über die Planke führen.


    "Hach, ich liebe Geschichten. Mein Vater war ein hervorragender Erzähler. Fesselnd, jede Geste wurde zu einem Bild, als wäre man selbst dabei gewesen. Die Geschichten selbst, doch das merkte man meist erst hinterher, waren im Grunde farblos. Doch seine Worte feuerten ein Sternenmeer durch die Luft."


    Dasselbe hatte sie der Rothaarigen vom Windvolk beim Festival am Mondenteich erzählt. Und tausend anderen. Ihr Vater hatte ihr nie Geschichten erzählt. Dazu war er zu beschäftigt gewesen. Leider.


    "Vielleicht kennt Ihr ja auch eine? Von einem dreisten Piraten?" Ihre grünen Augen trafen sich mit den dunklen des Händlers. Die orangefarbenen Sprenkel in der Iris glitzerten.

  • Brennan zog Maida zu sich hoch. Als ihr Duft an ihm vorbei wehte, kitzelte es wieder in seiner Nase. Schnell kniff er die Augen zu um ein erneutes Niesen zu vermeiden. Nur war ihm das Funkeln der schönen Katzenaugen dadurch entgangen..


    "Meine Schöne, ich fürchte, ich bin ein miserabler Geschichtenerzähler." Antwortete er, noch immer sichtlich von dem Kribbeln in seiner Nase abgelenkt, ehrlich.
    "Ich könnte euch von der Schönheit der Nacht und der grenzenlosen Güte Shirashais predigen, aber eine unterhaltsame Geschichte findet ihr wohl eher in einem eurer Abenteuerromane." Er versuchte sich an einem leichten Lächeln und deutete auf eine schmale Treppe, die auf das Obere Außendeck des Schiffes führte.
    "Nach euch, meine Liebe. Soweit ich gehört habe, soll dieses Schiff einst einem Händler aus Ashairon gehört haben, der mit teuren Seiden gehandelt habe. Der Untergang der Insel zerstörte sein Schiff, seinen Handel und sein Leben. Angeblick soll er sich vom Bug aus in den Tod gestürzt haben." Brennan zuckte mit den Schultern. Das alles war schon hunderte von Jahren her und er gehörte nicht zu denjenigen, die überall Geister sahen.


    "Aber wenn euer Vater ein Meister des Erzählens war, vielleicht wäred ihr so freundlich und lasst mich erfahren, wieviel er davon an seine Tochter weitervererbt hat."

  • "Ach, Ihr seid ein Prediger?", scherzte Maida und meinte nicht ernst als sie Brennan einen Priester nannte. Als wenn man jemanden abergläubisch spottete, der an nichts glaubte als an sich selbst. "Nun, von Shirashais weiß ich nur wenig. Da mag eine ihrer Geschichte durchaus spannend erscheinen."


    Die Cath'shyrr folgte dem Vogelhändler zu einer Treppe und stieg vor ihm hinauf. Die Reling des Oberdecks war teilweise zerstört, die Planken löchrig und rauh. Kein sehr einladendes Plätzchen.


    "Vom Bug aus?" Maida blickte zum Hafenbecken hinunter. "Ist er auf der Kaimauer zerschellt? Denn so wie das Schiff liegt..." In Gedanken malte sie einen aufgeplatzten Leib auf das Pflaster. "Macht viel mehr Mühe als ein Sturz ins Becken. Grässliche Sauerei. Blut lässt sich nur schwer vom Stein waschen", erklärte sie trocken und suchte sich eine Sitzgelegenheit.


    "Die dunklen Flecken sieht man unter Umständen jahrelang. Sofern es nicht ständig regnet. So erging es Irina, einer der Konkubinen Nadir Al-Mahirs. Sie bemerkte eines Tages eine dunkle Gestalt im Harem, die sich vor Blicken zu verstecken suchte. Es war früher Morgen und Irina fragte sich, was ein Fremder zu dieser Stunde in den Frauengemächern zu suchen hatte. Er befand sich nahe des Gemachs der Sonnenelfe Sabareh, der Lieblingsfrau Nadirs, und Irina befürchtete erst, Sabareh könne Gefahr drohen. Also verbarg sie sich, um rechtzeitig einzuschreiten. Doch der Fremde in dem langen Umhang verschwand aus dem Harem, anstatt in diesen einzudringen. Was bedeutete, dass er die Nacht hier verbracht hatte.
    Die Nacht darauf legte sich Irina auf die Lauer. Sie wollte wissen, was vor sich ging. Der Fremde kam wieder und verschwand in Sabarehs Gemach. Irina schlich näher und lauschte, und als sie durchs Schlüsselloch spähte wurden ihre Wangen rot vor Scham. Was hier geschah brachte Schmach über Nadir Al-Mahir und er durfte es nie erfahren. So sehr liebte Irina ihren Herrn, auch wenn sie Sabareh verachtete. Daher verkaufte sie ihren Schmuck, um einen Mörder zu bezahlen, der den Eindringling töten sollte. Doch der Mann war unvorsichtig und vergoss das Blut des Liebhabers vor dem Eingang des Harems, das selbst nach tausend Waschungen noch auf den Steinen zu sehen war. Sabareh vermisste ihren heimlichen Verehrer, bis sie eines Tages nach einem Spaziergang in den Gärten die Flecken auf dem Boden bemerkte. Der Schreck fuhr ihr in die Glieder, als sie die Wahrheit erahnte, auch wenn sie die Tat niemandem zuschreiben konnte. Sabareh versank in Betrübnis, und Irina wurde Jahr um Jahr an ihr Verbrechen erinnert, das sie niemandem anvertrauen konnte."

  • Brennan hatte sich zur Bugspitze begeben, hingesetzt und ließ nun ein Bein über den Rand des Schiffes baumeln, während er das andere Knie angezogen hatte. Nachdenklich sah er hinunter auf die Kaimauer und hörte sich Maidas Märchen an.


    Erst als sie geendet hatte, brummte er zustimmend.
    "Er wäre nicht der erste, der seinen Tod so inszeniert, dass möglichst viele sein Zerschellen sehen..
    Und .."
    Brennan deutete Maida an, sie sollte näher an die Reling heran treten und deutete dann in die Tiefe. "Offensichtlich braucht es hunderte von Jahren, bis der Stein das Blut wieder freigibt. Tatsächlich konnte man von hier oben erkennen, dass die Kaimauer an einer breiten Stelle dunkler eingefärbt war, als an anderen - ob dies tatsächlich versickertem Blut oder einfach nur der Kraft der Elemente geschuldet war, war jedoch nur zu erahnen.


    "Was eure Geschichte angeht.. hübsch. Da sieht man zu was Frauen fähig sind. Töten einen Liebenden nur um dem eigenen Geliebten Zorn zu ersparen.." Brennans Augen funkelte auf.

  • Ohne die Miene zu verziehen blickte Maida hinab auf den dunkelbraunen Fleck auf den Steinen. Sie ließ sich neben Brennan auf dem Deck nieder und schmunzelte.


    "Da seht Ihr's, was Frauen alles für Ihren Liebsten bereit sind zu tun. Gewillt, das eigene Wohlbefinden zu opfern. Was ich persönlich für völlig hirnrissig befinde. Was bringt es dem Mann, wenn sich seine Liebste das Leben wegen eines schlechten Gewissens zur Hölle macht, keine Freude mehr empfinden kann und nie mehr lächelt? Doch vielleicht war es Shirashai, welche die gute Irina zu ihrer Tat verführte? Doch, heißt es nicht, es ist stets Vorsicht geboten, wenn man sich mit der dunklen Göttin einlässt? Keine andere Gottheit ist so sehr dazu bereit wie Shirashai, heißt es, tatsächlich in Erscheinung zu treten und Wünsche zu erfüllen. Doch sie tut es niemals, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Doch das wisst Ihr bestimmt besser als ich."

  • Gedankenverloren schmunzelte Brennan.
    Er gehörte zu den Glücklichen, denen Shirashai tatsächlich bereits erschienen war. Und nicht nur das.. sie war zu DER Frau für ihn geworden, die er auf ewig begehren würde, auch wenn er ihr niemals ebenbürtig sein konnte.


    Als sein Vater verstarb, war sie wenig später in sein Leben getreten und hatte Brennan damals aus seiner tiefen Trauer befreit. Und Maida hatte Recht. Als Gegenleistung hatte er Ihr damals sein Herz, wenn nicht gar seine Seele geschenkt.


    "Ist es nicht das, was wir uns wünschen? Erhört zu werden? Eine Gottheit die uns in schweren Situationen hilft, die unsere Nöte erkennt und uns immer einen Ausweg zeigt? Mir ist eine Shirashai, die ihre Hilfe nicht verweigert, auch wenn es einen Preis hat, lieber als irgendeiner dieser Götter, die sich nur in ihren Tempeln anbeten lassen und sich an unserem Leid erfreuen. "


    Brennan blickte Maida an und unterdrückte ein neuerliches Niesen.
    "Woran glaubt ihr, Maida?" Fragte er nach einiger Zeit ernst die Cath'Shyrr und blickte ihr dabei in die hübschen Augen.

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