Bücher, Gespräche und Begegnungen - In der Bibliothek

  • Tári begann zu erzählen. Sie machte es recht geschickt, in dem sie mit der Stadt selbst anfing und anhand der Ereignisse immer wieder mal auf eines der Völker einging. Erstaunt hörte Tamrin, dass es auf Beleriar noch viel mehr Mischwesen gab - wie die Nixe in den tiefen Fluten des Meeres - mit Flügeln oder sogar Tierbeinen mit Hufen. Jedes Volk schien irgendwie durch einen oder dem Zusammenwirken mehrerer Göttern entstanden zu sein, überhaupt schienen die Götter selbst auf dieser Insel ausgesprochen präsent zu sein. Und bei weitem nicht nur durch ihre Priester oder Anhängerschaft in den Tempeln. Tamrin fragte sich stumm, was das für ihn bedeuten mochte. Er würde es wohl auf sich zukommen lassen müssen. Lebhaft unterhielten sie sich - trotz des Flüstertons - und Tamrin's Herz schien hier und da ein paar wärmende Extraschläge zu machen, wenn Tári fröhlich die Hand vor den Mund schlug, um ein Auflachen zu verhindern, wenn sie wieder einmal mit den beiden Sprachen durcheinander gekommen war. Voller Zuneigung erwiderte er den Blick von Tári's grauen Augen. Das hier war ein warmer und Vertrauen erweckender Kontakt - weit weg von der verstörenden Hitze und der fast schmerzhaften Intensität der Berührungen in irgendwelchen Strohhaufen.
    Und dennoch ......
    Ohne Vorwarnung erlosch das Licht fast zu Gänze und tauchte die beiden jungen Leute in dämmrige Schatten. Nur noch aus der Tiefe hinter dem Geländer und von der Treppen her, welche die einzelnen Etagenrundläufe miteinander verbanden, kam noch Licht herauf. Eine klare Frauenstimme war zu hören "Die Besucher werden gebeten zu beachten, dass die Bibliothek in einer Stunde schliessen wird und die Arbeiten beendet werden sollten. Bücher der oberen Etagen können bei den Bibliothekaren im Zentrum abgegeben werden." Tamrin verstand die Worte nur zu einem geringen Teil, aber angesicht der Lichtveränderung war der ungefähre Inhalt recht leicht zu erraten. Die Veränderung der Lichtverhältnisse rief ihm etwas in Erinnerung, was ihm ein wenig auf dem Herzen lag und als er sah, dass Tári sich gehorsam erheben wollte, versuchte er, sie mit einer Handbewegung zum Innehalten zu veranlassen. "Warte - Darf ich Dich noch etwas fragen ? Wegen dem Fest ....." flüsterte er zu ihr hinüber.

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    >> Es ist so schwer, das Glück in uns selbst zu finden, nur leider ist es ganz unmöglich, es anderswo zu finden. <<


    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • Die Belustigung in Táris Augen wich einer noch unbekannten Wärme, als Tamrins Augen den ihren begegneten. Sie hätte noch lange forschend in jene sehen können, wäre da nicht die Aufforderung der weiblichen Stimme in die Stille hinein gewesen. Es war noch immer verwirrend für sie, allein schon nicht gleich wieder weg sehen zu wollen. Nein es war nun eher das Gegenteil, stellte sie für dich fest. Gerade wollte die junge Frau sich erheben, da deutete ihr Tamrin mit einer Geste und seinen Worten an zu warten. Tári führte ihre Bewegung nicht weiter aus, sondern wand sich dem jungen Mann wieder offen zu. "Ja - sicher... Was denn?", antwortete sie ihm leise und wurde leicht unsicher. Hatte er es sich vielleicht anders überlegt...?

  • Tári verhielt tatsächlich in ihrer Position, sah ihn an und wollte die Frage hören. Tamrin nickte überdeutlich. "Du sagtest ja, dass man zwar keine Einladung benötigt, aber es ist ein offizielles Fest nicht wahr ? Brauche ich eigentlich bestimmte Kleidung ? Ist so etwas vorgeschrieben ? Gibt es Gastgeber, denen man seine Aufwartung machen muss oder so etwas ? Oder irgendein vorgeschriebenes Zeremoniell, das ich kennen sollte ?" forschend aber nicht nervös oder unsicher betrachtete er die blonde Frau. "Vielleicht könntest Du mir gegebenenfalls noch ein paar Konventionen verraten. Oder ein paar allgemeine Begrüßungsfloskeln beibringen, die bei solchen Anlässen üblich sind."

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    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • Die junge Frau betrachtete Tamrin und überlegte, was ihre Tante ihr bislang zu diesem Fest erzählt hatte. Und sie musste schmunzeln, sie sollte wirklich besser aufpassen wenn jene von solchen Anlässen sprach. Fröhlich sah Tári den jungen Mann an, denn es klang nicht so, als wollte er ihr absagen. "Also ein Gastgeber ist mir nicht bekannt, gäbe es einen, hätte ihn meine Tante bestimmt erwähnt. Nein...", korrigierte sie sich leicht amüsiert. "...eingetrichtert hätte sie ihn mir. Somit müssen wir sicherlich niemandem unsere Aufwartung machen. Soweit ich weiß soll es ein Fest für jedermann sein. Jeder der daran teilnehmen möchte ist dort herzlich willkommen." Nur ich muss dort hin, dachte sie für sich. Obwohl dieses muss schon gar nicht mehr so schlimm war. "Allgemeine Floskeln meinst du? So etwas wie 'Seid gegrüßt', 'Guten Abend' oder 'Es freut mich sehr Euch kennen zu lernen', vielleicht?"

  • Aufmerksam hörte Tamrin ihr zu. Fast hatte er den Eindruck, sie schätzte solche Festivitäten nicht sonderlich, so wie sie sprach. "Kein Gastgeber ? Und für wirklich jedermann ?" Eine Art Volksfest vielleicht, überlegte er kurz. Tamrin klopfte sich sacht auf die Hüften und deutete an sich selbst herauf und herunter. "Dann ist es in Ordnung, wenn ich dort soo erscheine ? Es wird nicht negativ auffallen ?", versicherte er sich noch einmal direkt bei Tári bevor er sich aus seinem Schneidersitz wieder erhob. "Die Stimme sagte, wir sollen gehen -- stimmts ?" Er wandte sich in die Richtung der abwärts führenden Treppen.
    "Ja - solche Sachen." nickte er zu ihren Floskel-Vorschlägen. "So Sachen wie 'Guten Abend' oder 'Dürfen wir uns zu Euch gesellen oder setzen.' " Er überlegte kurz. "Oder 'Entschuldigt mich einen Augenblick.' oder 'Darf ich Euren Namen erfahren ?' ... etwas, um ins Gespräch zu kommen und sich zu verabschieden." Er lächelte sie mit kaum wahrnehmbarern Bedauern an. Die Zeit schien in ihrer Gegenwart immer ein wenig schneller zu verrinnen als sonst. Wenn sie sie nicht gerade anhielt, zumindest........ Schnell sprach Tamrin weiter. "Wir könnten den Rückweg dafür nutzen. Die Situation stimmt sogar zum Teil."

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  • "Nein, du wirst sicher nicht negativ auffallen.", Tári lächelte freundlich. Wenn es nach ihr ginge würde sie genauso gehen wie sie jetzt gekleidet war, nur war ihr dieses Glück sicher nicht vergönnt. Sie wartete bis Tamrin sich erhoben hatte und tat es ihm in einer fließenden Bewegung gleich. "Ja sie sagte, dass die Arbeiten zu Ende gebracht werden sollen, da die Bibliothek in einer Stunde schließen würde.", bestätigte sie dem jungen Mann. Rückweg? War es wirklich schon so spät? Sie konnte es fast gar nicht glauben, aber sie wusste auch nicht genau wann die Bibliothek geschlossen wurde. Leicht beklommen blickte sie auf die Stelle wo sie gerade so einträchtig beieinander saßen und holte dann zu dem jungen Mann auf. Ohne groß darüber nach zu denken schob sie ihm ihre Hand in die seine und ging gemeinsam mit ihm die Stufen hinab. "Wenn du noch aufnahmefähig bist, können wir den Rückweg dafür nutzen.", sie lächelte ihn an. Es war wirklich schon sehr dunkel geworden. "Ich habe uns auch etwas zu Essen eingepackt, nichts besonderes. Etwas Brot, Käse und Schinken...falls du möchtest...?"

  • 'Dein Wort in ..... wie hieß sie doch gleich ... Eriadne ? ....... Eriadne's Ohr.', dachte Tamrin stumm. Hoffentlich hatte sie recht mit dem, was sie hinsichtlich der Bekleidung sagte. Zur Übersetzung der Worte dieser Stimme nickte Tamrin nur, warf Tári aber einen längeren Blick zu als sich die kleine Hand in seine eigene schob. Unwillkürlich musste er lächeln auf dem Weg die Stufen hinunter.
    Unten in der Halle war es noch genau so hell wie bei ihrer Ankunft. Auch sonst hatte sich sichtbar nichts verändert - noch immer saßen vereinzelt Personen an ihren Tischen und noch immer standen die beiden Bibliothekare innerhalb des runden Tresens in der Mitte des Raumes - aber dennoch lag nun eine unterschwellige hektische Betriebsamkeit in der Luft - wie das so war, wenn man noch schnell etwas halbwegs konzentriert zuende bringen wollte. Eine vertraute Atmosphäre...


    "Du hast etwas zu Essen mitgenommen ?", fragte er Tári überrascht, während sie durch die große Flügeltür und vorbei an der Rezeption im Eingangsbereich dem Ausgang entgegen gingen. Die mächtige Eingangstür war geschlossen. "Was glaubst Du, wie spät es wohl sein wird ?", fragte er schmunzelnd. "Könnte fast ein Mitternachtsimbiß werden, oder ?" Tamrin blieb stehen. "Wenn wir unterwegs essen können, dann nehme ich gern etwas Käse und Brot. Aber ich möchte nicht, dass sich jemand Sorgen macht, wo Du bleibst. Wenn das nicht schon längst so ist."

    Er öffnete die schwere große Tür, um Tári hinaus zu lassen und tatsächlich war es bereits dunkle Nacht und der Himmel schien ein funkelndes leuchtendes Meer aus Sternen zu sein. Tamrin fragte sich leise, was diese Illusion wohl hervor rief. Und wer für sie verantwortlich war. Oder war es einfach der normale Anblick für jeden, der sich tief unter der Wasseroberfläche befand ..... ? Er nahm sich vor, eine Nixe danach zu fragen, wenn er denn je eine zu Gesicht bekommen sollte.
    Es sollte noch eine lange Zeit dauern, bis Tamrin erfuhr, das er in jener Nacht nur Zeuge des gelegentlichen Anblicks eines leuchtenden Quallenschwarms geworden war, der den Teil der Kuppel in kaum merklicher Strömung passiert hatte.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Tamrin ()

  • Unten saßen tatsächlich noch Personen über Bücher gebeugt und auch in der Raummitte standen welche. Jene warteten wohl auf die Bücher die abgegeben werden konnten. Und was taten sie dann...? Oben alleine mit Tamrin hatte Tári es gefallen, dennoch waren ihre Gedanken eher schon draußen als dabei die Stimmung, im unteren Bereich des Raumes, zu erfassen. Hinaus ging es irgendwie schneller als hinein. Auf Tamrins überrascht wirkende Frage nickte die junge Frau. Und auf seine nächsten Fragen wiegte sie nachdenklich den Kopf. Da konnte Tamrin Recht haben. Mit einem zustimmenden Nicken und einem fröhlichen Lächeln trat sie aus der von Tamrin aufgehaltenen Türe. Es war bereits dunkel, aber das hatten die Buntglasfenster schon Preis gegeben. Dennoch merkte man, dass es auch kühler geworden war. "Sieht aus als hättest du Recht. Es ist wirklich schon recht spät. Aber mach dir keine Gedanken. Annur weiß doch wo ich zu finden bin." Lächelnd begann die junge Frau in ihrer Tasche zu kramen und reichte Tamrin dann, je einzeln in Butterpapier eingewickelt, Brotscheiben und längliche Käsestücke. "Ich denke das lässt sich prima unterwegs essen, nicht?" Sie holte auch davon für sich hervor und so begannen sie den Rückweg, ließen die große Bibliothek und die Hallen des Wissens hinter sich. Vielleicht hätten sie ein weiteres Mal die Gelegenheit gemeinsam dort hin zu gehen, überlegte Tári kurz für sich. Es war Ort an dem Tamrin sich scheinbar sehr wohl fühlte. "Und willst du noch Floskeln üben?", fragte Tári freundlich ehe sie in das Brot biss.

  • Das Reden über Brot und Käse hatte seinen Magen erreicht und der machte unmißverständlich darauf aufmerksam, dass er unbedingt viel von etwas Essbarem hielt - immerhin war das Abendessen bislang ausgefallen. Etwas verlegen ob dieser unüberhörbaren Revolte zog Tamrin die mächtige Tür wieder hinter sich zu und ließ sich von Tári Brot und Käse geben. Das Papier landete irgendwo in einer Tasche seines Umhangs und während sie die letzen breiten Steinstufen hinunter gingen, biß er herzhaft in den Käse hinein.
    Tamrin fühlte, wie seine Ohren warm wurden bei Tári's Frage - das war soo klar gewesen - und er bemühte sich hastig, des großen Käsestücks im Mund irgendwie Herr zu werden. 'Gute Idee - wie wäre es mit: Nicht so gierig ?', dachte er unwillkürlich und hatte nun auch noch mit einem zusätzlichen Kicheranfall zu kämpen und verschluckte sich prompt, was die Sache nicht wirklich einfacher machte.
    Es dauerte eine Weile bis der nachfolgende Hustenanfall überwunden war und er Tári etwas kläglich ansah. Räuspernd nickte Tamrin ihr zu. "Ja bitte." Abermaliges Räuspern. "Ich mag den Käse hier echt gern." gestand er mit etwas krächzender Stimme, musste aber schon wieder grinsen. " "Lasst es Euch schmecken!" wäre dann wohl passend. Oder "Guten Appetit!" und "Zum Wohl!" " Beim Reden nahm er Brot und Käse in eine Hand und fingerte mit der anderen nach dem Wasserschlauch an seinem Gürtel. "Machst Du ihn mir bitte auf ?", streckte er Tári das Behältnis des ersehnten Inhalts entgegen.

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    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • Die Frage der jungen Frau war kaum verklungen, als Tamrin zu husten begann. Heftig zu husten begann, worauf sie inne hielten. So eilig hätte er nun auch nicht Antwort geben müssen, dass er sich gleich verschluckt, dachte sie bestürzt für sich. Sie zwang den Bissen Brot hinunter und sah den jungen Mann unsicher an. "Geht es wieder?", fragte sie als es fast so aussah er hätte sich beruhigt, nur um dann nochmal los zu husten. Gerade als sie ihm nun auf den Rücken klopfen wollte, schien es vorbei zu gehen. Mit glasigen Augen und einem roten Gesicht sah er ihr entgegen. Es tat ihr leid, die Frage so ungünstig gestellt zu haben, auch wenn sie nicht mitbekommen hatte, dass er bereits den Mund voll hatte. Seine Stimme war rau als er sie wieder gefunden hatte, aber seine Aussage ließ ein sachtes Lächeln in Táris Gesicht entstehen. Brot und Käse in eine Hand nehmend, wollte sie gerade mit der Freien in ihrer Tasche nach ihrem Trinkschlauch suchen. Vielleicht würde ihm das helfen... Doch da streckte Tamrin ihr schon den seinen entgegen. "Natürlich.", bestätigte sie und drehte am Verschluss bis er offen war. "Zum Wohl.", sagte sie übersetzt. Und wartete nun geduldig bis Tamrin soweit war. Sie verschloss die Flasche als er sie ihr entgegen hielt. "Ist der Unterschied zu dem Käse den du kennst groß?"

  • Geduldig sah Tamrin zu, wie Tári den Verschluß öffnete. Erleichtert nahm er einen vorsichtigen Schluck, dann noch einen. Und noch einen. "Zum Wohl ?", wiederholte er und murmelter leiser noch einmal "Zum Wohl!" hinterher. Abermals setzte er den Trinkschlauch an und nahm zwei kräftige Schluck bevor er Tári den Trinkschlauch zum Verschliessen wieder entgegen streckte. "Sagt man hier auch 'Wohl bekomm's' ", fragte er und bedankte sich gleichzeitig für's Zudrehen.
    Zu ihrer Frage musste er schmunzelnd die Stirn runzeln. "Ja - das ist interessant. Weißt Du, ich schmecke sofort, dass es Käse ist. Und dennoch habe ich solchen Käse zuvor noch nie gegessen. Und mit dem Brot verhält es sich fast genau so. Lustig, oder ?"

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    Einmal editiert, zuletzt von Tamrin ()

  • "Ja ich denke schon.", antwortete die junge Frau nachdenklich. Es klang immerhin so als hätte sie es schon das ein oder andere Mal gehört. "Wohl bekomm's.", wiederholte sie in ihrer Muttersprache und nickte dann zustimmend mit einem leichten Lächeln. Interessiert hörte sie was Tamrin zu Käse und Brot sagte. "Woher das wohl kommt?", fragte sie grübelnd. Ob es sich mit den Grundzutaten ebenso verhielt? "Könnte es die Zubereitung sein? Oder vielleicht ist unser Getreide etwas anders in der Beschaffenheit und schlägt sich darauf nieder...?" Aufmerksam sah Tári den jungen Mann an. "Ich bin schon neugierig was noch so anders und doch irgendwie gleich ist...", lächelte sie fröhlich. Die jungen Leute setzten ihren Weg langsam weiter fort und bald schon hatte der große Graue zu ihnen aufgeschlossen. "Wie hatte die Krabbe eigentlich geschmeckt? Kennst du das auch von zu Hause?"

  • 'Wohl bekomm's' murmelte Tamrin vor sich hin, um es abzuspeichern bevor er sich den Überlegungen zu Brot und Käse widmete. "Keine Ahnung.", gestand er. "Vielleicht liegt es auch an dieser Kuppel und den besonderen Bedingungen, die sie geschaffen hat. Und die Pflanzen und Tiere haben sich darauf eingestellt und deshalb schmecken die Dinge auch ein wenig anders. Dann ist vielleicht auch die Herstellung ein klein wenig anders..." er hob die Schultern. "Ich könnte mir eine Menge Gründe vorstellen." grinste er fröhlich. "Die Krabbe habe ich meinen Vermietern überlassen. Ich war noch ziemlich satt von unserer Pilzpfanne heut Mittag. Aber ich bin auch gespannt, was die Farrens dazu sagen werden. Ich erzähle es Dir dann.", versprach er während sie schon längst auf der breiten Straße den Palast passiert hatten und am Rathaus vorbei kamen. Tamrin ließ sich von Tári noch einige andere Dinge vorsprechen - auch wenn er sich eingestehen musste, dass dies kaum für ernsthafte Gespräche genügen würde. Aber zumindest würde ihn auch niemand für einen unhöflichen wortkargen Rülpel halten müssen. Einvernehmlich waren sie den Umweg über die breiteren Straßen gelaufen. Tamrin redete sich ein, dass es auch viel verantwortungsbewußter so war - und vermied hartnäckig jeden Gedanken daran, dass es sich vielleicht auch so verhalten könnte, dass der Abschied so ein klein wenig länger hinaus gezögert wurde. Doch als die beiden endlich rechts herum auf die große Marktstraße abbogen, blieb nicht mehr viel, was noch hinaus gezögert werden konnte. Und so fasste er sich ein Herz und fragte, was ihn noch bedrückte. "Wirst Du eigentlich in Begleitung Deiner Tante auf dem Fest sein ? Und wie finden und treffen wir uns eigentlich ?" Es erschien ihm ziemlich offensichtlich, dass er sie dazu wohl kaum einfach so zu Hause würde abholen können. Erst recht nicht, wenn er an die hochgezogenen Brauen des Butlers von vorhin dachte.

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    Einmal editiert, zuletzt von Tamrin ()

  • "Oh fein.", sagte Tári als Tamrin meinte er würde berichten, wie den Farrens die Krabbe schmeckte. Die Straße flog nur so unter ihren Füßen dahin, während sie aßen und sich noch mit den Floskeln spielten. Es ging immer weiter der Marktstrasse entgegen und der Abschied machte nun große Schritte auf sie zu. Ein seltsames Gefühl zog in Táris Brust auf, doch die Frage von Tamrin holte sie aus ihren Gedankenansätzen hervor. "Meine Tante hat nicht vor mich zu begleiten. Sie sagte nur ich solle dort hin gehen..." Wenn sie daran dachte, war die junge Frau eigentlich auch ganz froh darum, dass ihre Tante sie dieses Mal nicht begleiten würde oder umgekehrt. Sie freute sich noch immer darauf, dort mit Tamrin den Abend zu verbringen und zwar ohne das extrem einnehmende Wesen ihrer Tante. "Mh, leider weiß ich gar nicht ob und was auf diesem Fest geboten wird." Tári grübelte etwas. Sicher würde sie sich nicht alleine, freiwillig in die Menschenmengen begeben. "Wie wäre es mit, am Rand der Veranstaltung? Eher so in südlicher Richtung. Von dort kommen wir wohl beide, würde ich meinen...?" Sie neigte den Kopf etwas. "Wir finden uns sicherlich.", sagte sie fest überzeugt. "Oder was meinst du?"

  • Tamrin hätte lügen müssen, wenn er es hätte bedauern sollen, dass Tári's Tante nicht auf diesem Fest in Erscheinung treten würde. Ein gemeines Stimmchen in seinem Hinterkopf wisperte ihm zu, dass sie die Augenbrauen bei seinem Anblick gewiß noch um einiges höher ziehen würde als der Butler es getan hatte, denn er hatte das ungute Gefühl, dass diese Tante dem unübersehbaren Standesunterschied doch erheblich mehr Bedeutung beimessen würde als Tári das tat. Mit etwas gemischten Gefühlen lauschte er Tári's Vorstellung von der Vereinbarung eines Treffpunkts. Hoffentlich stellte sie sich das nicht etwas zu einfach vor. Dennoch lächelte er zuversichtlich zurück. "Natürlich finden wir uns." nickte er bestimmt. Immerhin hatte er in der Stadt bislang viel mehr dunkelhaarige Personen gesehen - vielleicht würde es gar nicht so schwierig sein, Tári's blonden Kopfschmuck auch in einer größeren Menschenmenge auszumachen. Ein bisschen verhaltener hatte Tamrin seine Schritte gesetzt, langsamer, aber es half nichts. Der Weg schwand dennoch gnadenlos unter ihnen dahin und schon kurze Zeit später standen sie unweit von Tári's Zuhause entfernt in Sichtweite. "Ich finde Dich ganz sicher.", bestätigte er noch einmal und drehte sich zu Tári hin. "Danke noch einmal für alles!" sagte er treuherzig und lächelte sie an. "Ich freue mich schon sehr darauf, Dich auf dem Fest zu sehen." Tamrin hätte sich in den Hintern beissen können, weil es so steif und albern klang. Vielleicht lag es aber auch enfach daran, dass es schlicht und ergreifend die Wahrheit war. "Gute Nacht, Tári Amandil !" Mit einer leichten Verneigung verabschiedete Tamrin sich von seiner blonden Begleiterin. "Und Gute Nacht, Celeb !", warf er noch schmunzelnd hinter dem grauen Hund her, der auf das Haus zutrabte.

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  • Ja sie glaubte daran, dass sie sich auf dem Fest finden würden und die nochmalige Bestätigung des jungen Mannes ließ das Lächeln tiefer werden. Sie nickte. Das Haus ihrer Tante war bereits in Sicht und auch wenn Körper und Geist schon müde waren zog es sie noch nicht so recht dort hin. Aber es war schon spät und wer wusste schon, was der morgige Tag bringen würde. "Gerne.", antwortete sie. Denn sie tat es gerne, verbrachte gerne Zeit mit dem jungen Mann. "Ich freue mich auch schon darauf, dich dort zu treffen." Denn es hieß sie würden sich wiedersehen und nicht nun jeder seiner Wege gehen. Sie schob die Gedanken bei Seite. Übermorgen war das Fest und die Freude schien gegenseitig zu sein. "Ich glaub er hat genug für heute.", sagte sie und lächelte. "Dir auch eine gute Nacht Tamrin und komm wohlbehalten in deine Unterkunft.", sie neigte leicht den Kopf zur Verabschiedung und zögerte in ihrer Bewegung ehe sie sich dem Haus zu wand und mit Celeb in jenes eintrat.

  • "Letzte Nacht im Korallenriff." antwortete Tamrin mit fester Stimme und sah der blonden Frau und dem großen grauen Hund nach, bis das Haus sie seinem Blick entzog.
    Ein bisschen eiliger trat er den Rest seines eigenen Rückwegs an - lediglich vor der Pfandleihe wurde er noch einmal etwas langsamer, weil ihm wieder der Gedanke im Kopf herum ging, wie sicher sie wirkte und wie günstig gelegen sie war. Er würde morgen dort sein Glück versuchen, nahm er sich vor und eilte jetzt wieder zügiger über die Brücke und dem Korallenriff entgegen, wo er durch den lebhaften Betrieb in der Gaststube hindurch im Gang zu den Zimmern verschwand, ohne groß aufzufallen. Auch oben im Zimmer hielt er sich nicht mehr lange auf sondern entledigte sich der Kleidung und ging zu Bett.

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