Sie wäre ihr wohl in der Masse von Menschen nicht weiter aufgefallen, welche das bunte Treiben zu dieser Zeit im Seeviertel darstellte. Sie selbst ging in diesem Getümmel in ihrer einfachen Kleidung unter, auch wenn ihre Haare herausstachen. Man fand hier allerlei Gestalten, manche ließen sich nicht einer Rasse zuordnen, manche nicht einmal einem Geschlecht. Doch sie, diese Elfe des Nordens, stach ihr dann doch ins Auge.
Es mag wohl der Wolf an ihrer Seite gewesen sein, der so fehl am Platz wirkte, wie ein Adeliger es in diesem Viertel getan hätte. Das helle Fell des Tieres hatte schnell die Aufmerksamkeit des Flammenmädchens gefunden und so folgte sie den beiden einige Schritte lang unauffällig, worum sie sich jedoch nicht bemühen musste. Zu viele Leute liefen denselben Weg, als dass sie aufgefallen wäre.
Sie wusste, der Gedanke war dumm. Sie wusste, er könnte ihr mehr als nur einige wütende Worte einbringen. Doch er war auch so verlockend. Sie liebte es auf Risiko zu spielen, sich selbst Herausforderungen zu stellen, um zu schauen, ob sie diese erfüllen könnte. Und diese Elfe, mit dem Wolf als Begleiter, stellte eine Herausforderung da, welche ihre Finger zucken ließ. Konnte sie dem widerstehen? Wohl kaum!
Sie beschleunigte ein wenig ihre Schritte um zu der Elfe aufzuholen, bis sie knapp hinter ihr war. Ein unauffälliges Verhalten war nun von Nöten, das wusste sie und das konnte sie auch. Das Leben auf der Straße war der beste Lehrmeister im Theaterspielen, wenn es um das Überleben ging, konnte man am besten das verzweifelte, kleine Mädchen spielen. Nur dass sie nicht mehr das kleine, verzweifelte Mädchen war, sondern eine stattlich herangewachsene Frau, welche nicht nur wusste Männer um den Finger zu wickeln, sondern sich auch gerne einmal an dem Geld fremder Personen bediente.
Schnell wie eine Schlang stieß ihre Hand mit dem kleinen Messer hervor und schnitt den Beutel, welcher für sie interessant aussah, ab, bevor das Messer wieder im Ärmel verschwand und sie scheinbar stolperte. Nur eine Ablenkung, um unauffällig ihre Beute einzusammeln und dann hoffentlich unbehelligt ihre Wegen gehen zu können.