Des einen Glück...?

  • Immer wieder sah Atashkada zu der jungen Frau hinüber und sie wirkte tatsächlich sehr müde. So überlegte die Dheoran bereits wo Djamila die Nacht verbringen sollte. Sie hatte mehr als leise Zweifel, ob ein Platz am Feuer das Richtige sein würde für dieses zarte Geschöpf. Gewohnt war sie so etwas sicherlich nicht. Und so ging Atashkada im Geiste durch, in welchem Wagen sie die junge Fremde am Besten ein- und den eigentlichen Bewohner umquartieren könnte.
    Atashkada sah, dass sich ihr Neffe der jungen Frau näherte. Sie wusste, er war sicher eine gute Gesellschaft für sie und so konnte sie ihren Überlegungen noch weiter nach gehen und sich aber auch noch weiter mit den Tanzenden bewegen. So eilte es sie nicht.


    Der Name der jungen Cygnai war lang und Lazarion war froh es bei Djamila belassen zu dürfen. Bedacht und unaufdringlich setzte er sich zu ihr. "Sehr erfreut Euch kennen zu lernen schöne Djamila." Noch immer lag das warme Lächeln auf seinen sinnlichen Lippen. Auf ihre Frage hin nickte er. Doch ihre weiteren Worte brachten ihn ein wenig in Verlegenheit. Lazarions Passion war die Musik, seit seiner frühesten Kindheit an hatte sie ihn fasziniert und sich etwas später nur noch auf sie konzentriert. Er hatte gelernt verschiedene Instrumente zu spielen, zu bauen, Melodien zu schreiben und auch zu singen. Aber er hatte nie eine richtige Schule dafür besucht, er hatte nur genutzt was und wer ihm gerade zur Verfügung stand und meist waren es die Leute seiner Familie. Auch musste es noch Platz nach oben geben, denn wie sollte er in seinen noch so jungen Jahren bereits so gut spielen wie die Meister auf den berühmten Bühnen der großen Städte? Aber wenn diese schöne Fremde wirklich schon so viel rum gekommen war...? Sie wirkte noch so jung, eigentlich ähnlich alt wie er, aber scheinbar verkehrte sie normalerweise in ganz anderen Kreisen. "Ich danke Euch sehr für das Kompliment", sagte er mit verlegenem Lächeln, aber seine ausgesprochen ansehnlichen Züge wandten sich dabei nicht ab sondern ruhten weiterhin offen auf denen der schönen jungen Frau. "Aber mein Spiel hat nur wiedergegeben was mein Herz empfand als ich Euch gesehen habe." Er sagte dies ganz ungekünstelt und weit entfernt von einer gezielten Schmeichelei. So war es meist bei dem jungen Dheoran gewesen, seine Musik entstand ganz tief in ihm drin und suchte sich seinen Weg hinaus. Und dieses Mal hatte diese bezaubernde Frau des Schwanenvolkes in ihm etwas berührt, das hinaus gemusst hatte. "Und Eurem wundervollem Tanz ist es sicherlich nicht gerecht geworden." Er sah ihr aufrichtig in ihre blauen Augen. "Wollt Ihr mit mir anstossen? Auf das Glück, dass Euch Euer Weg in unser Lager geführt hat." Er hob ihr fast ehrfürchtig seinen Becher entgegen.

  • Jede andere Frau wäre wohl rot geworden, aber Djamila lächelte ein wenig
    verlegen und sah zu Boden. Eigentlich hatte sie doch aufhören wollen.
    Aber in diesem Moment konnte sie nicht anders, als mit diesem mann zu flirten.
    Natürlich befand er sich hier in einem geschützten Rahmen, seine
    Familie würde sich eher hinter ihn stellen, als hinter sie und sie war
    nun mal allein. Doch soweit dachte sie gar nicht. Es war einfach schön,
    nicht alleine sitzen zu müssen. Und sie wollte, dass Atashka
    weitertanzte und ihren Spaß hatte. Einen kurzen Blick auf die Tanzfläche
    erlaubte sie sich und tatsächlich, sie tanzte noch. Djamila warf ihr
    ein kurzes lächeln zu, war sich aber nicht ganz sicher, ob sie es auch
    sah.


    Dann wandte sie sich den hübschen Dheoran neben sich zu. "Oh
    das Lied ist mir vollkommen gerecht geworden. Ihr spielt wunderbar, ich
    habe schon zu alten Leiern auf Marktplätzen getanzt! Es ist immer eine
    Frage was man daraus macht." Es war nicht nötig zu sagen, dass sie das nicht für Geld
    gemacht hatte, sondern eher, weil man sie höflich darum gebeten hatte.
    Und für nette Menschen tat Djamila viel. Hätte man ihr Geld angeboten,
    vielleicht hätte sie dann abgeschlagen.


    Djamila hob ihren Becher und lies ihn sanft gegen seinen stoßen, dabei sah sie ihm in die Augen. "Auf das Glück, dass uns immer begleitet.",
    sagte sie schlicht. Ihr lächeln verlor ein wenig des fröhlichen, weil
    sie wieder an Rogbert denken musste. Aber sie versuchte sich zusammen zu
    reißen. Ohne Rogbert säße sie nicht hier. Aber ohne ihn hätte sie noch
    ihre Sachen. Ein zweischneidiges Schwert.


    Sie nahm einen Schluck aus ihrem Becher und als sie merkte, dass es Bier
    war, hätte sie es am liebsten wieder ausgespuckt. Sie konnte sich
    allerdings nicht zusammenreißen und verzog das Gesicht. Entschuldigend
    sah sie ihren Nachbarn an. "Bitte,
    entschuldigt, ich... habe einige schlechte Erfahrungen gemacht. Ich
    möchte Euch nicht in verlegenheit bringen, aber habt Ihr vielleicht
    etwas anderes als Bier zu trinken?"

  • Viel getanzt und gelacht hatte Atashkada und sich doch immer wieder Djamilas versichert. Doch nun war es wohl langsam an der Zeit sich um einen Schlafplatz für sie zu kümmern, ehe sich mehr und mehr Familienmitglieder in ihre Wagen zurückziehen würden. Morgen wollten sie weiter ziehen und das pflegten die Dheoran früh am Morgen zu tun. Die Dunkelhäutige verließ die Tanzfläche und fand sich beim Feuer ein, um den Schlafplatz ihres Gastes zu organisieren.


    Der junge Mann gab sich geschlagen. Natürlich freute es ihn sehr, dass dieser bezaubernden Tänzerin seine Musik so gut gefiel. Wo sie wohl neben Marktplätzen und dem Lager von fahrendem Volk zu tanzen pflegte? Sie stießen an und er sah die Veränderung ihres Lächelns. Es hatte sie scheinbar etwas eingeholt und es war kein schönes Erlebnis gewesen. Am Liebsten hätte er ihr diese bösen Erinnerungen genommen, er würde sie so viel lieber wieder unbeschwert lachen sehen.
    Aber so schnell wie ihr Gesichtsausdruck sich wandelte, konnte Lazarion gar nicht reagieren, denn schon tat es ihr Missfallen über das gewählte Getränk ebenso kund, wie auch ihre Worte es taten. "Bier?", fragte er mit mildem, ungläubigem Erstaunen. "Ihr habt schlechte Erfahrungen mit Malzbier gemacht?" Davon hatte Lazarion wirklich noch nie gehört. Malzbier war ein recht übliches Getränk, ein guter Durstlöscher, auch recht lange haltbar und sogar die Kinder konnten es bedenkenlos trinken. Und wenn es bei den Dheoran doch einmal ausartete, dann eher, weil dem Selbstgebrannten zu sorglos zugesprochen wurde. Aber vielleicht vertrug das Schwanenvolk auch nicht alles, was andere Völker problemlos vertrugen? Oder hatte die schöne junge Frau etwas ganz anderes gemeint als einen verdorbenen Magen, als sie von schlechten Erfahrungen sprach? Aber - wenn sie Malzbier nicht von Bier unterscheiden konnte ..... konnte sie dann wirklich in den allerhöchsten Kreisen verkehrt sein? Die sanften braunen Augen musterten die im Missfallen verzogenen Gesichtszüge der jungen Cygnai. Selbst jetzt noch war sie die bezaubernste Frau, die Lazarion jemals erblickt hatte. Spielte es denn eine Rolle, ob sie aus Vermutung oder tatsächlicher Erfahrung gesprochen hatte? Nein, entschied er für sich und war viel zu feinfühlig, um auch nur einen einzigen seiner Gedanken laut auszusprechen. Er wollte sie nicht in Verlegenheit bringen.
    "Djamila." er sprach ihren Namen aus wie eine zärtliche Liebkosung. "Bitte verzeiht mir, dass ich nicht wusste, dass Malzbier nicht zu Euren bevorzugten Getränken gehört.", bat er sie um Nachsicht. "Darf ich es wieder gut machen und Euch etwas anderes bringen? Wäre Wasser Euch recht? Vielleicht mit etwas Holundersirup? Oder ein frisch aufgebrühter Tee ?", fragte er mit sanfter Stimme nach.

  • Djamila war niemand, der leicht zum weinen neigte. Aber im Moment
    standen ihr Tränen fast in den Augen und sie sah kurz zu Boden. Dieser
    Tag war einfach zu lang gewesen. Zu lang und zu aufregend. Sie war
    niemand, der nicht viel vertrug. Sie mochte laute Stimmungen, wenn
    Menschen lachten und fröhlich waren, das war ihre Welt! Aber im Moment
    wollte sie nichts mehr von der fröhlichkeit der Dheoranfamilie sehen.
    Sie wollte nur noch alleine sein und am liebsten sich in ihrem eigenen
    Unglück wälzen. Nein, innerlich schüttelte sie den Kopf. Sie sollte das
    nicht tun. Es hätte immer überall passieren können. Aber nun war es
    einmal passiert und sie sollte sich nicht davon runterziehen lassen.
    Nein, das stimmte. Sie wollte doch weitermachen! Sie musste! Wenn sie
    jetzt aufgab... Sie wollte nicht daran denken.


    Lazarion war wirklich nett, freundlich. Sie warf ihm einen verzweifelten
    Blick zu und wollte gerne etwas sagen, aber sie konnte nicht.
    Vielleicht hätte sie es eher noch Atashka gesagt als ihm.


    "Bitte verzeiht mir. Ich..." Weiter
    kam sie nicht, als sie plötzlich doch die Traurigkeit übermannte und sie
    krampfhaft zu Boden sah. Weinend sollte er sie nicht sehen, aber sie
    wusste, dafür war es zu spät. Sie stand auf, aber da sie eh nicht
    wusste, wohin sie sollte schluchzte sie und schlang die Arme um sich.
    SIe war in der perfekten Stimmung, in der man alles aussichtslos sah.
    Ihr leben war doch praktisch vorbei. Sie besaß nichts. Ihr
    Selbstvertrauen war im Eimer. Sie hatte kein Geld. Vielleicht würde sie
    sich etwas mit dem tanzen verdienen können, aber in ihrer Stimmung sah
    sie das nicht.


    Wo sollte sie nur hin? Was sollte sie nur machen? Eigentlich würde sie
    so weitermachen, wie vorher auch, aber dafür besaß sie nicht mehr das
    Selbstvertrauen. Es war einfach weg und das war eine ungewohnte
    Situation für Djamila. Und noch dazu keine schöne.

  • Gerade hatte Lazarion der jungen Frau etwas anderes zu trinken angeboten und nun war ihre Stimmung vollkommen unglücklich. In tiefer Bestürzung sah er sie an, was hatte er nur falsch gemacht? Auf diese Frage fand der junge Mann keine Antwort. Gleich nach Djamila rappelte er sich auf, wenn auch etwas unbeholfen. "Ich wollte nicht... Bitte Djamila... Verzeiht...", stotterte er bestürzt. Ganz vorsichtig streckte der Dunkelhäutige die Hand nach dem Unterarm der jungen Frau aus. "Bitte verzeiht mir. Es war keine Absicht Euch zu verletzten." Er meinte es ehrlich, auch wenn er sich ihre Reaktion nicht erklären konnte. "Kann ich etwas für Euch tun? Soll ich Euch zum Feuer bringen?", bat er sie leise.


    Zu Atashkadas Zufriedenheit hatte sich ein Schlafplatz für die junge Cygnai gefunden und so trugen ihre Füße sie zufrieden in Richtung Djamila und Lazarion. Schon aus etwas Entfernung sah sie das etwas nicht stimmte. Die junge Frau wirkte wie völlig am Boden zerstört, nicht mehr nur erschöpft. Was war da nur geschehen? In großer Verwirrung sah sie zwischen den beiden jungen Leuten hin und her. Sie konnte sich absolut nicht vorstellen, dass ihr Neffe dies hervor gerufen haben könnte. Sie kannte ihn in und auswendig - er war ein sanftmütiger, einfühlsamer Charakter. Es wurde wohl dringend Zeit, dass die junge Frau zur Ruhe kam.
    "Bitte verzeiht, ich hoffe ich störe nicht.", begann Atashkada in freundlich-mitfühlendem Ton, als sie die beiden erreichte. "Es gibt einen Schlafplatz für Euch Djamila und ich wollte ihn Euch gern zeigen." Atashkadas Blick wanderte zu einem der Wagen und Lazarion folgte ihrem Blick. Immer noch fühlte er sich schuld an dem Zusammenbruch der zarten Fremden und wollte gern etwas für sie tun.
    "Sie kann doch meinen Wagen nehmen ?", fragend sah er seine Tante an. "Nehmt meinen Wagen, Djamila.", bat er sie mit zärtlicher Stimme. "Dort könnt Ihr ganz für Euch sein und ich nächtige am Feuer."

  • Wäre nicht die Tatsache gewesen, dass beide Fremde sie bei ihrem
    Zusammenbruch sahen, Zuschauer waren, ja, dann hätte Djamila sich sicher
    besser gefühlt. Natürlich fühlte sie sich geschmeichelt und sie hätte
    Lazarion sicher gesagt, dass er absolut keine Schuld trug, aber sie
    konnte sich nicht so schnell überwinden und dann stand Atashka schon vor
    ihnen. Djamila wischte sich, nicht ohne Scham, ihre Tränen von den
    Wangen und sagte dann: "Bitte verzeiht..." Diese Menschen waren so nett und nun dachten sie sicher das schlimmste von ihr.


    Aber als sie aufsah, blickte sie nur in besorgte Gesichter. Sie
    versuchte sich an einem lächeln, was sicher eine Spur zu traurig
    ausfiel. Sie war einfach nur fertig mit sich und der Welt. Gerne hätte
    sie ihm gesagt, dass er ihr nicht seinen Wagen anbieten musste, aber als
    er sagte, dass sie dort ganz allein wäre hatte das natürlich seinen
    Reiz. Die Augen, die sie sonst auf ihren Körper liebte, waren ihr
    langsam zu viel.


    Sie atmete durch, bevor sie sagte: "Das wäre sehr freundlich von Euch."
    Morgen, wenn es ihr besser ging, würde sie es den beiden erzählen, das
    nahm sie sich ganz fest vor. Denn sie waren so lieb zu ihr, sie fand es
    nur angemessen.

  • "Es gibt nichts zu verzeihen", kam es wie aus einem Mund von den beiden Dheoran und sie sahen sich schmunzelnd an deswegen. Atashkada hatte nichts gegen das Angebot ihres Neffen einzuwenden. Er war alt genug, um solche Entscheidungen treffen zu können und das war nun die seine. So nickte sie zustimmend und Djamila nahm sein Angebot an. "Dann ist das ja geklärt. Nun kommt." Atashkada lächelte die junge Frau aufmunternd an. Der Weg war nicht weit und zu dritt hatten sie ihn schnell hinter sich gebracht. Vor dem Wagen noch - er war eckig und aus langen Holzlatten, die Farbe des natürlichen Holztons war hier und da mit Schriftzeichen bemalt, eine kleine Treppe führte hinauf zu der Türe, die mittig der Längsseite lag - erhob die Dunkelhaarige ihre Stimme. "Djamila, seht ihr den Wagen mit den Holzschindeln dort?", fragte sie und deutete auf ihren eigenen Wagen. Es war schon recht dunkel und daher war nicht sonderlich viel von dem Wagen zu erkennen, von dort wo sie standen wirkte er wie ein kleines Haus auf Rädern. "Das ist mein Wagen. Sollte irgendetwas sein - egal wann - scheut Euch bitte nicht. Ihr seid jederzeit willkommen." versicherte sie der jungen Frau.


    Lazarion war bereits vor den Frauen in den Wagen getreten und erhellte ihn mit einer Leuchtmuschel. Innen war der Wagen rustikal, aber dennoch gemütlich und ordentlich. Die eine Hälfte war sein Arbeitsbereich, mit Werkbank, Werkzeug, Schreibutensilien, Instrumenten und noch vielem mehr. Die andere Hälfte war der Schlafbereich mit Bett, einem kleinen Schrank und einem Stuhl. Selbst einen kleinen Ofen hatte er, denn wer wollte schon in den kälteren Gegenden frieren.
    Er nahm die Bettdecke von seiner Schlafstatt herunter. Es gab sonst nichts was er hätte verräumen müssen, so glaubte er. "Fühlt Euch wie zuhause, Djamila.", bat er sie, auch wenn er wusste, es würde sicherlich kein Vergleich sein, denn es war immerhin nur ein Wagen. "Ich werde Euch noch etwas zum Zudecken und einen Überzug für das Kissen holen." Er verneigte sich leicht und kletterte wieder hinaus.

  • Djamila musste kurz lächeln, als sie beide dasselbe zur gleichen Zeit
    sagten und einmal mehr beschloss sie, sie nicht im ungewissen zu lassen.
    Allerdings nicht heute. "Vielen Dank",
    sagte sie und legte beiden eine Hand auf den Arm, als Zeichen ihres
    aufrichtigen Dankes. Wie ein Sprichwort sagte: Die beiden waren Gold
    wert.


    Den Weg zu Atashkas Wagen würde sie sich merken können, deswegen nickte
    sie, als sie den kurzen Weg zum Wagen Lazarions hinter sich gebracht
    hatten. Weit war es nicht, aber wie sollte es auch? Sie würden sicher
    bald alles wieder abbauen und das musste schnell gehen, man konnte es
    sich nicht leisten zu viel mitzunehmen. Kurz dachte Djamila an ihr
    eigenes Hab und Gut, aber sie wusste, sie konnte es sich nicht erlauben,
    noch einmal zusammen zu brechen, deswegen wollte sie stark sein. Für
    ihre beiden neuen Freunde. Sie waren es wert, das wusste sie. Djamila
    hatte so ein Gespür dafür und auch wenn es eine kleine Stimme in ihrem
    inneren gab, die ihr immer wieder sagte, dass sie sich dabei beim
    letzten Mal sehr getäuscht hatte, versuchte sie diese zum Schweigen zu
    bringen.


    "Ich danke Euch beiden von ganzem Herzen." In der Sprache des Schwanenvolkes setzte sie eine Segnung der beiden hinterher und berührte ihre beiden Ringe. "Mögen Lilliande und Yariel immer mit Euch sein." Sie
    konnte den beiden nicht genug danken, denn sie war wirklich am Ende
    ihrer Kräfte. Sie betrat den Wagen und er gefiel ihr. Er hatte die
    richtige Mischung zwischen funktional und gemütlich, befand sie und
    setzte sich auf das Bett. Lazarion hätte sich nicht mal die Mühe machen
    müssen, ihr fielen so schon die Augen zu.

  • Für das Volk der Dheoran gab es nur einen Gott, der für sie zählte. E'lor. Und auch diese Familie war in seinem Sinne unterwegs. Es handelte sich dabei nicht um Lehren, sondern ihre Aufgabe bestand darin wahre Geschichten für ihn zu sammeln und nieder zu schreiben. Unter der Kuppel wurden diese Schriften in der Stadt der Dheoran gesammelt - in Dheoris. Immer wieder fanden sich die Sippen des Volks dort ein und lieferten ihre Schriftrollen, Pergamente und Bücher ab.
    Auch wenn sie nicht alles verstanden hatten, waren doch zwei Namen gefallen 'Lilliande und Yanariel' die sie kannte. Ob das die Gottheiten des Schwanenvolks waren? Nun, es gab sicher bedenklichere Gottheiten als die Göttinnen der Schönheit und der Liebe und so lächelte Atashkade dankend. Es war die Geste, die zählte. Djamila hatte nichts dabei, verspürte aber offenbar das Bedürfnis, etwas zurück zu geben und die Dheoran nahm dies sehr wohlwollend zur Kenntnis


    Atashkada sah zu wie die junge Frau auf das Bett sank, es war wirklich höchste Zeit gewesen und sie hoffte sie würde sich bis morgen etwas erholt haben. Morgen würde es schon sehr früh weiter gehen. "Ich hoffe sehr Ihr könnt Euch hier gut erholen." Bedacht bewegte sich die Dunkelhäutige und verdunkelte mit ein paar schlichten Vorhängen die Fenster des Wagens. Dann musterte sie Djamila ein paar Momente lang. "Ich wünsche Euch eine gute Nacht. Wenn Ihr etwas braucht, wisst ihr ja wo Ihr mich finden könnt.", erinnerte sie die junge Frau noch einmal freundlich, verneigte sich und verließ den Wagen.


    Die beiden Dheoran trafen sich auf ihren Wegen und Atashkada lächelte als sie ihren Neffen sah. Sie würde am Feuer auf ihn warten, meinte sie zu ihm und er nickte nur.


    Kurz nachdem Atashkada den Wagen verlassen hatte betrat ihn Lazarion über die Treppe erneut. Auf den Armen, in den Händen den Kissenbezug, zwei mollig warme Decken und auch eine Blechkaraffe samt Becher. Decke und Überzug legte er neben der jungen Frau auf dem Bett ab und stellte ihr den Stuhl mit Karaffe und Becher darauf in Reichweite. "Es ist Wasser." Lazarion lächelte. "Eine gute Nacht und gute Träume wünsche ich Euch, schöne Djamila." Der junge Mann verbeugte sich, bereit zu gehen.

  • Djamila konnte die beiden nur schwach anlächeln. Sie war so erschöpft,
    leider nicht, weil sie den Tag genossen hatte. Sie würde sich viel
    besser fühlen, wenn sie den ganzen Tag durchgetanzt hätte und sich jetzt
    so fühlen würde. Ja, dann wäre sie glücklich. Während. Lazarion
    weggewesen war, hatte sie ihren Kopf auf das Bett gelegt. Sie lag nicht
    wirklich bequem, aber im Moment wollte und konnte sie nicht wirklich
    daran etwas ändern. Sie schloss die Augen. Hoffentlich würde sie nicht
    träumen, das wäre jetzt das schlimmste, wenn sie jetzt einen zu
    realistischen Traum von der Szene aus der Schankstube hätte. Sie
    seufzte, da kam Lazarion zurück und Djamila setzte sich wohl oder übel
    wieder ordentlich hin.


    "Vielen Dank, Lazarion", sie sprach
    seinen Namen wie eine Liebkosung aus, sie konnte nicht anders. Gerne
    hätte sie ihn gebeten zu bleiben und ihr Gesellschaft zu leisten, denn
    ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie nicht komplett allein sein wollte.
    Vielleicht fiel sie doch in alte Muster zurück. "Würdet ihr vielleicht noch eine Weile bleiben?" Ihre Stimme klang viel zu zittrig, so hatte sie sich nicht in Erinnerung. "Nur... nur bis ich eingeschlafen bin?"
    Sie wusste, sie war rot geworden, etwas was ihr normalerweise auch
    nicht passierte, aber das würde er sicher nicht sehen, bei der
    Dunkelheit.

  • Das Feuer in Mitten des Lagers, flackerte noch hell und warm, als Atashkada sich wieder dort einfand. Mittlerweile war man von Musik zu Geschichten und Gesprächen über gegangen. Es wurde erzählt und gelacht und sie setzte sich unbeschwert dazu.


    Die dankenden Worte der jungen Cygnai kamen einer zärtlichen Berührung gleich und Lazarion Lippen verzogen sich zu einem sinnlichen Lächeln. Gerade als er sich zum Gehen hatte wenden wollen, erreichte ihn die Bitte Djamilas. Kurz spiegelte sich leise Überraschung in seinem Gesicht wieder, mit vielem hatte er gerechnet, aber nicht mit einer solchen Bitte. Ihre zitternde Stimme traf ihn mitten ins Herz und es gab nichts was er lieber täte, als die Ängste und Sorgen der wunderschönen Frau zu vertreiben, in dem er bei ihr blieb und über sie wachte. Die Überraschung wich seinen Zügen und er sah sie mit zärtlichen Augen an. Auch in diesem Erschöpfungszustand bezauberte sie ihn.
    "Es gäbe nichts was ich lieber täte.", sagte er mit samtiger Stimme. Er dimmte die Leuchtmuschel etwas, damit es für Djamila noch behaglicher wurde und setzte sich auf den Stuhl bei seiner Werkbank. Langsam wand er seinen Blick ab, auch wenn seine Augen sich an der jungen Frau kaum satt sehen konnten und er sie am Liebsten in seine Arme geschlossen und behutsam ihre Sorgen fortgestreichelt hätte. Sie sah so hinreißend aus, als sollten Lieder über sie geschrieben werden. Dennoch wollte er nicht, dass sie sich von ihm beobachtet vorkam.

  • Djamila seufzte erleichtert. Keine Ahnung, warum sie unbedingt wollte,
    dass er blieb. Objektiv betrachtet, würde ihr wohl niemand ausgerechnet
    hier etwas tun wollen, vielleicht am ehesten noch er selbst, weil sie
    ihn noch nicht so lange kannte, doch auch das hielt sie für
    unwahrscheinlich. Nein, sie fühlte sich sicher, aber alleine wollte sie
    nicht bleiben. Es war gut, dass er blieb, und es auch noch gerne tat.
    Djamila lies sich wieder auf das Bett fallen. Erschöpft fielen ihr die
    Augen zu. Gerne hätte etwas gesagt, aber sie war einfach zu müde.


    Sie zog sich umständlich die Schuhe aus und streckte sich auf dem Bett
    aus. Das Kleid auszuziehen wäre vermutlich auch eine Option gewesen,
    aber sie war einfach zu fertig. "Danke Lazarion... Für alles...",
    murmelte sie noch, aber im nächsten Moment war sie schon eingeschlafen,
    mit der ruhigen Gewissheit, dass diese Nacht wenigstens nach ihren
    Regeln verlaufen würde. Und wenn diese auch nur sagten, sie solle
    schlafen.

  • Zweimal noch klapperte es leise, das mussten wohl die Schuhe gewesen sein, die gerade auf den Wagenboden gefallen waren. Lazarion lächelte leicht und dieses Lächeln vertiefte sich bei ihren Worten. "Ruhet wohl, Djamila. Ich werde da sein.", flüsterte er ihr noch zu, aber es waren schon leise Geräusche eines wohlverdienten Schlafes zu hören.
    Nur wenige Bewegungen der jungen Frau waren noch zu hören, während Lazarion auf ein leeres Blatt Pergament starrte. Ihm ging so viel im Kopf herum, lauter Noten und unterschiedliche Ansätze für Melodien, aber noch konnte er sie nicht ordnen damit er sie aufschreiben konnte. Sein Blick wanderte zu der Schlafenden hinüber und leise begann er ein bisschen was zu notieren, als seine Augen zurückkehrten. Es verging etwas Zeit. Erst hatte Lazarion seinen Kopf auf seinen abgewinkelten Arm gestützt und jener sackte immer weiter runter und runter. Über den Melodien, die er fühlte, die aber noch nicht völlig den Weg aus ihm heraus fanden, war er mit dem Kopf auf seinen Armen auf seiner Werkbank eingeschlafen.


    Atashkada bemerkte gar nicht, wie schnell die Zeit doch verging, denn sie fand von einem anregenden Gespräch ins Nächste und so mancher aus der Familie hatte den Glanz in Lazarions Augen gesehen, wenn sie auf dem Schwanenmädchen hingen. Doch leerte sich die Feuerstelle immer mehr und mehr. Auch sie selbst konnte das Gähnen kaum mehr unterdrücken. Ihre Augen waren ein paar mal in Richtung des Wagens gewandert, Lazarions Wagen. Noch immer glimmte schwaches Licht aus ihm hervor. Ob sich die beiden noch unterhielten? Doch war die junge Frau so erschöpft gewesen, dass sie kaum ihre Augen noch hatte offen halten können.
    Lazarion kam einfach nicht und da es überaus unüblich für ihn war, beschloss sie nach ihm zu sehen. Sie erhob sich, als die Stimmen verklungen waren und brachte die wenigen Schritte gemütlich hinter sich. Soweit waren keine großartigen Geräusche zu vernehmen. Keine Stimmen, kein Gelächter aber auch kein Klagen oder zittrige Worte. Nein es war ganz und gar ruhig in dem Wagen. Vorsichtig steckte sie ihren Kopf in den Wagen und fand Djamila schlafend im Bett und ihren Neffen schlafend vor seiner Werkbank vor.
    Sie schlich sich auf leisen Sohlen zur Schlafstatt, griff behutsam nach einer der Decken und trat leise zu ihrem Neffen, um sie über ihm auszubreiten. Wenn er schon die ganze Nacht in dieser Position verbringen wollte, sollte er zumindest nicht frieren müssen. Rasch breitete sie die zweite Decke sacht über der zarten jungen Frau im Bett aus, verlöschte das Licht und huschte dann so lautlos hinaus, wie sie eingetreten war, um sich in ihrem eigenen wagen zur Ruhe zu begeben.
    Rasch war es nun still in dem Lager geworden und alle fanden den Schlaf den sie brauchten.

  • Als Djamila am nächsten Morgen die Augen aufschlug, war sie noch müde, aber es war die Art Müdigkeit, die irgendwann einfach vergeht und nicht den ganzen Tag blieb. Der Wagen war hell, was bedeuten musste, das es Tag war. Sie setzte sich auf und fuhr sich durch die Haare, die sie leider gestern nicht aufgemacht hatte, deswegen sahen ihre weißen Haare, zusammen mit den Federn sicher scheußlich aus. Eigentlich wäre es ihr im Moment egal gewesen, aber Lazarion war am Tisch eingeschlafen und lag dort immer noch. Entweder er, oder die vielen Menschen draußen, die fleißig ihr Lager abbauten würden sie so sehen. Sie seufzte leise. Dann sagte sie sich, dass sie die Nacht hatte schlafen dürfen, deswegen schickte sie ein kurzes Gebet an Lilliande und Yariel.
    Sie war noch ganz schlaftrunken. Ihre Träume waren so verwirrend gewesen. Sie hatten zusammen alle am Lagerfeuer gesessen. Nicht nur Lazarion und Atashka, nein, Rogbert und alle ihre früheren Freunde waren auch dabei gewesen. Alle zusammen hatten sie gesessen und sich unterhalten. Und es war sehr komisch gewesen, aber vielleicht lag das auch daran, dass es ein Traum gewesen war.
    Djamila schwang die Beine über das Bett. Vielleicht würde sie den Wagen, wo sie sich gestern fertig gemacht hatte noch finden, sicher war sie sich aber nicht. Und wo würde sie wohl Atashka finden? Vielleicht konnten sie sie bis zur nächsten Stadt mitnehmen? Lazarion wollte sie nicht wecken, er schlief so niedlich. Leise zog sie sich die Schuhe an und schlich zur Tür, um sie leise zu öffnen und hinauszuschlüpfen. Immer noch verschlafen drehte sie sich um und sah sich nach Atashka um.

  • Das Leben des Lagers begann schon sehr früh an diesem Morgen. Das Ziel, welches die Dheoranfamilie erreichen wollte, war nicht mehr allzufern und dort würden sie ihre gesamte Sippe treffen. Die Freude darüber all ihre Brüder, Schwestern, Nichten, Neffen und die vielleicht neu hinzu gekommenen Familienmitglieder - groß wie klein - zu sehen beflügelte auch Atashkada jeden Morgen aufs neue. Der Tag war noch leicht eingehüllt in den dunklen Mantel der Nacht, doch zwitscherten schon die ersten Vögel und auch die Tiere des Lagers waren zu hören.
    Es gab immer einiges zu tun, angefangen hatte Atashkada mit ihrem Wagen. Sie ließ die kühle Luft des Morgens herein und verräumte ihre Sachen so, dass sie guten Gewissens auch mal eine holprige Strecke zurück legen konnte ohne, dass danach Unordnung in ihrem fahrenden Heim herrschte. Es war ihr schon lange in Fleisch und Blut über gegangen, nach dem Wagen kümmerte sie sich um sich selbst. Mit frischer Kleidung ging es an den nahe gelegenen Bach. Dort wusch sie sich und kleidete sich ein. Weiße Bluse, hellgrüner weiter Rock. Das Tuch in ihrem Haar hatte heute seine dunkle Farbe.
    Mittlerweile waren immer mehr und mehr erwacht. Alle halfen zusammen und nach dem Frühstück würden sie wohl aufbrechen. Tee und ein Getreidebrei hingen bereits über dem Feuer, etwas an Obst bereits geschnitten stand daneben mit reichlich Schüsseln.
    Atashkada spielte gerade mit einer ihrer Nichten. Lief hinter ihr her um sie zu fangen und die kleine Dheoran, in ihrem niedlichen Sonnengelben Kleid, lachte und quietschte vergnügt auch wenn ihre Tante sie gefangen hatte und hoch in die Luft warf um sie wieder zu fangen.
    Gerade als sie die Kleine abgesetzt hatte, damit sie wieder davonlaufen konnte sah Atashkada aus dem Augenwinkel wie Djamila aus dem Wagen trat. Sie winkte ihr freundlich zu und deutete auf den Waschwagen, sicherlich wollte sie jenen als erstes aufsuchen.


    Das leise Geräusch der sich schließenden Türe ließ Lazarion die Augen öffnen. Er war über seiner Werkbank eingeschlafen und man hatte ihn zugedeckt. Er streckte sich ausgiebig und gähnte herzhaft. War es gestern so spät geworden? Und war die fremde Schönheit vielleicht nur ein Traum gewesen? Verstohlen blickte er zu seiner Bettstatt hinüber und sie war leer. Die Vorhänge verhüllten noch das Treiben draußen vor den Wänden des Wagens, aber leise hörte er schon wie schätzungsweise all seine Leute auf den Beinen waren. Mit seiner Hand rieb er sich den Nacken und sein Blick fiel auf das Blatt Pergament auf dem er noch ein paar wenige Noten notiert hatte... Es war kein Traum gewesen... Djamila... sie war scheinbar schon auf...?

  • Djamila begegnete Atashkas Blick und lächelte ihr zu. Sie deutete auf den Waschwagen, gut, dann würde sie zuerst dahin gehen, bevor sie ihr einen Guten Morgen wünschte. Im Lager war schon sehr viel los, befand Djamila, jedenfalls für die Uhrzeit. Sie hatte also doch recht gehabt, sie wollten früh aufbrechen. Schnell hatte sie den Wagen erreicht, während sie auch dem Weg immer wieder allen zugenickt und gegrüßt hatte, konnte sie sich in die kleine Ruhe des Wagens zurückziehen.
    Sie atmete erleichter durch, als sie die Tür schloss. Ein Blick in den Spiegel sagte ihr das, was sie schon wusste. Sie sah scheußllich aus. Sie lächelte ihr Spiegelbild halbherzig an. Besser wurde es davon nicht. Sie entledigte sich ihrer Sachen und wusch sich. Ihr Kleid schüttelte sie durch, bevor sie es wieder anzog, etwas anderes blieb ihr ja nicht übrig. Sie basaß nichts mehr. Doch ihre Gedanken waren nicht ganz so negativ wie am gestrigen Abend. Dann fiel ihr ein: Sie wollte ihren beiden Helfern ja noch ihre Geschichte erzählen. Mitten im Haare kämmen hielt sie inne. Daran hatte sie kaum noch mehr gedacht. aber sie sollte es tun. Sobald sie Atashka gefunden hatte, nahm sie sich vor.
    Schnell war auch ihre Frisur wieder hergestellt und sie konnte die Wagentür hinter sich schließen. Imer noch herrschte reges treiben um sie herum und es dauerte einen Moment, bis sie Atashka fand, dann allerdings ging sie zielstrebig auf sie zu.

  • Die junge Frau hatte verstanden und Atashkada nickte zufrieden. Auch wurde sie schon von ihrer Nichte gerufen, die wieder voller Freude lachte, als die Dheoran hinter ihr her lief. Immer mehr der Kinder des Lagers kamen dazu und ehe es im Chaos endete ließ Atashkada sich ins Gras fallen, setzte sich auf und begann eine Geschichte zu erzählen. Allzu rasch wurde es ganz still um sie und die Kinder sahen sie mit großen Augen an. Die Geschichte handelte von einer Geißenfamilie. Einer Mutter und sieben kleinen Geißlein im verschiedenen Alter. Kindgerecht und sehr fantasievoll schmückte sie die Geschichte aus. Verlieh jedem der Akteure eine eigene Stimme. Die Geschichte an sich war simpel. Sie sollte den jungen Familienmitgliedern verdeutlichen wie wichtig es war, auf seine Eltern zu hören, wenn man nicht vom bösen Wolf gefressen werden wollte. Aber eine solche Geschichte hätte Atashkada nicht gewählt, wenn sie nicht ein glückliches Ende genommen hätte und die Familie wieder gesund und munter zusammengefunden hätte. Die Kinder waren froh über den Ausgang, bedankten sich brav für die Geschichte und rannten dann wieder fröhlich im Lager herum.
    Die Aufmerksamkeit der Dheoran wanderte nun zu der jungen Frau und zu deren schönen Gestalt sie auch noch eine Geschichte finden musste. "Guten Morgen Djamila, wie geht es euch heute? Habt Ihr gut schlafen können?", fragte sie freundlich. Unauffällig musterte sie die Kleidung und das Schuhwerk der jungen Frau, dies hatte auch schon bessere Zeiten gesehen. Atashkada überlegte ob sie vielleicht frische Kleidung gebrauchen konnte und ob Djamila wohl manche Sachen von ihr selbst passen könnten.


    Ein paar Momente brauchte Lazarion, um ganz zu sich finden, er erhob sich etwas steif. Eine solche Schlafposition war nicht auf Dauer zu empfehlen. Bedacht streckte er alle Glieder, ehe er die Vorhänge zurück raffte und die Fenster öffnete. Auch er präparierte seinen Wagen für die kommenden Strecken. Gutes Werkzeug war teuer und es sollte nicht wegen einer Nachlässigkeit zu schaden kommen. Es dauerte eine Weile und als Lazarion nach einer Katzenwäsche seinen Wagen verließ, das Wasser aus der Schüssel einfach aus dem Fenster geleert, rannten die Kinder im Lager fröhlich umher und eine kleine Dreijährige mit tiefbraunem Haar quietschte seinen Namen über das ganze Lager hinweg. Seine Augen die er bereits auf die blasse Schönheit gerichtet hatte mussten sich nun abwenden, denn schon stürmte die Kleine auf ihren großen Bruder zu und wollte durch die Luft gewirbelt werden. Mit ihr auf den Armen und einem Lächeln auf den Lippen - die Kleine plapperte ohne Unterlass - bewegte er sich mit unregelmäßigem Gang auf die beiden Frauen zu.

  • Djamila sah die Dheoran weiter freundlich an. "Wahrscheinlich war die Nacht zu kurz, aber vielen Dank für den Schlafplatz!"
    Gerne hätte sie sie umarmt, aber dafür kannten sie sich nicht lange
    genug. Sie sah kurz au fden Boden, nicht vor Traurigkeit, sondern weil
    sie nicht sicher war, wie ihre nächsten Worte lauten sollten.


    "Atashka... Ihr schreibt doch Geschichten
    auf, dürfte ich Euch meine Erzählen? Mir sind so viele Dinge passiert,
    und ich würde sie gerne an jemanden weitergeben, wenn Euch das recht
    ist."


    Das Treiben des Lagers um sie herum war vergessen, wichtig war Djamila
    nur noch das Gesicht ihres Gegenübers. Eigentlch war sie sich sicher,
    dass sie nicht ablehnen würde, es schien ihr merkwürdig, wenn sie es tun
    würde. Gleichzeitig hatte sie Angst, wenn sie ja sagen würde. Durch
    ihre Adern strömte die Aufregung. Jetzt hätte sie gern getanzt, nur um
    das Gefühl los zu sein, aber das sehe wohl sehr komisch aus. Deswegen
    blieb sie völlig unter Strom gesetzt vor Atashka stehen und wartete auf
    deren Antwort.

  • "Für den müsst Ihr Euch bei Lazarion bedanken.", sagte sie leise amüsiert doch dieses wich allzu rasch, da Djamila nun unsicher wirkte. Atashkada erhob sich und klopfte sich den Rock aus. Als die junge Frau des Schwanenvolks ihren Namen nannte wollte Atashkada sie fast verbessern. Aber an sich war sie es gewohnt, zumindest von den Kindern, dass er nicht richtig ausgesprochen wurde. Oft beließen es die Kleinen dann bei Atash, bis sie es spitz bekommen hatten, dass sie von den Älteren auch oft Tasha genannt wurde...
    Der jungen Cygnai lag offensichtlich etwas großes auf dem Herzen. "Wollen wir ein paar Schritte laufen?", fragte sie und deutete ihr einen Weg etwas Abseits des Lagers an und ihrem Neffen, er solle hier bleiben. Atashkada wusste nicht, um was es sich bei der Geschichte handelte und da sie zu ihr gekommen war... "Ihr dürft mir erzählen was immer Ihr wollt. Aber fühlt Euch bitte nicht dazu verpflichtet.", sie sagte es ehrlich und mitfühlend.


    Juniper redete und redete. Sie erzählte was sie gerade gehört hatte und Lazarion musste einfach Lächeln er konnte gar nicht anders. Seine Schwester was so ein Sonnenschein, auch wenn sie ihm hier und da doch auf die Nerven ging.
    Fast hatte er den Weg hinter sich gebracht und würde der jungen Schönheit einen guten Morgen wünschen können. Doch dann sah er die Geste seiner Tante, die ihm gar nicht recht gefallen mochte. Was ging dort nur vor sich? Er wollte es gleich wissen aber nach einem strengen Blick blieb er stehen. Juniper zog seine Aufmerksamkeit nun auf sich, da sie ihn an den Haaren zog, sie merkte genau, dass er ihr nicht zuhörte und das erzürnte die Kleine etwas.

  • Djamila atmete erleichter aus. Die Dheoran würde ihr zuhören. "Vielen Dank",
    sagte sie zum tausendstenmal, schien es ihr. Sonst bedankte sie sich
    auch, aber sie meinte es nie so wirklich wie jetzt. In diesem Moment
    fühlte sie die Dankbarkeit. Sie war Atashka dankbar, dass die ihr
    zuhören würde. Kurz schloss sei die Augen und atmete durch. "Um meine ganze Lebensgeschichte zu erzählen würde es wohl Stunden brauchen, aber" sie lächelte kurz "auch
    wenn sie wohl interessant ist, darum geht es mir nicht. Ich habe...
    eine falsche Entscheidung getroffen und ich möchte Euch bitten, dass
    ihr, vielleicht in einer leicht veränderten form, meine Geschichte
    weitertragt. Damit andere, die vielleicht nicht so viel Glück haben,
    sich schützen können." Sie liefen ein Stück schweigend, Djamila überlegte, wie sie anfangen sollte.


    "Ich weiß nicht mal mehr, wie ich Rogbert
    kennenlernte. Vor Monaten habe ich ihn schon auf einem Ball gesehen. Wir
    hatten beide eine andere Begleitung, dennoch interessierten wir uns
    füreinander. Wir redeten, er lud mich auf sein Wohnsitz ein. Natürich
    sagte ich ab. Ich war glücklich mit meiner Begleitung, aber... Er ging
    mir nicht aus dem Kopf. Als wir es... beendeten zog es mich zu ihm. Er
    freute sich, dass ich ihn besuchte. Wir waren freundlich zueinander,
    einige aus dem Dorf witterten die nächte Heirat. Eigentlich war der
    Punkt, an dem ich verschwunden wäre schon lange überschritten. Ich
    wusste Rogbert würde mir nie einen Antrag machen. War ok für mich war,
    ich wollte ihn nicht heiraten. Doch gehen konnte ich auch nicht. Unsere
    Beziehung wurde angespannter.


    Vor zwei Tagen wollten wir mit ein paar gemeinsamen Freunden in eine
    Taverne gehen. Anscheinend, so wurde mir erst später klar, geht er dort
    öfter mit seinen Bekanntschaften hin, um sie mit einer Droge zu benebeln
    und dann wer weiß was mit ihnen zu machen." Djamila atmete hörbar ein und aus. "Das
    Schankmädchen rettete mich. Aus irgendeinen Grund wollte sie mir
    helfen, wir schafften es ihm die Droge einzuflösen.... Ich konnte
    entkommen, aber mein ganzer Besitz ist jetzt bei ihm. Das ist der Grund,
    warum ich die halbe Nacht durch die Wildnis gelaufen bin, warum ich so
    aussehe, wie ich es tue. Warum..." Sie hätte gerne weitergeredet,
    aber ihr kamen die Tränen. Sie presste eine Hnd vor den Mund,
    vielleicht konnte sie sie zurückhalten, aber es war zu spät.


    "Bitte, würdet ihr meine Geschichte weitererzähen? Niemand soll mehr auf ihn reinfallen... diesen" Doch sie wurde wandte sich ab, bevor sie ein Schimpfwort aussprechen konnte, was ihr später leidtun würde.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!