Oder wollt ihr Wahrheiten, Tatsachen und kühle berechnende Fakten, die den ganzen Abend zerstören würden und an denen ihr euch nebenbei vielleicht die wundervollen Finger verbrennt? Was wollte er damit nur sagen? Shiya musterte den geheimnisvollen Mann aufmerksam und überlegte, was er mit diesen Worten hatte ausdrücken wollen. Er hatte die ganze Zeit über in Rätseln gesprochen, hatte die Cath'shyrr in seinen Bann gezogen und ihre Neugierde geweckt. Doch nun begann sie dieses Spiel zu nerven. Sie hasste es, dass dieser Mann die Kontrolle über sie hatte, ja, sogar eine gewisse Macht besaß, da sie nun nicht mehr gehen würde - egal was er noch tat oder sagte, denn sie war viel zu gefesselt von ihm. Und Shiya hasste sich dafür, dass dem so war. Warum konnte er ihr nicht ein Mal, nur ein enizges Mal, eine ehrliche Antwort geben und ihr nicht immer ausweichen?
Shiya kniff die Augen zusammen und funkelte den Menschen an, als dieser sich erhob und ihr ein weiteres Mal so nah kam. Dieses Mal zuckte sie nicht zusammen, saß aber dennoch ein wenig angespannt da und starrte ins Leere. Das, was er nun sagte widersprach dem zuvor Erwähnten. Vorhin hatte er gesagt, an der Wahrheit würde sie sich womöglich verbrennen und nun sollte sie ihn blass und fade erscheinen lassen? Er wusste offensichtlich nicht, wie er sie noch länger hinhalten konnte und das wiederum gefiel Shiya. Als er sie dann noch küsste, nahm sie es hin. Und obwohl sie es nicht wollte, genoss sie auch diese Geste des Fremden. Warum nur faszinierte er die Cath'shyrr so? Sie hatte keine Erklärung dafür, konnte sich nicht vorstellen, was er verbarg, wie diese gefährliche Wahrheit aussehen könnte. Es reizte sie jedoch nun noch mehr, es herauszufinden.
Als der Mann plötzlich verschwand, sah Shiya sich um wohin, doch sie konnte ihn nicht mehr sehen. Ihr Herz schlug schneller, da sie nicht wusste, was er vor hatte. War er gegangen? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Und da erschien er bereits wieder in ihrem Blickfeld, hielt einen Teller in der Hand. Shiya drehte sich rasch um, schloss kurze Zeit die Augen und atmete tief ein und aus. Sie wollte ruhig und gelassen wirken, wenn er wieder zurückkehrte und das schaffte sie.
Als er sich gesetzt hatte, bestaunte sie die Leckereien auf dem Teller. Der Fremde wusste jedenfalls wie man Cath'shyrr verwöhnte. Shiyas Augen leuchteten, als sie über all die Früchte blickten und sich letztendlich für eine davon entschieden. Sie griff nach ihr, tauchte sie noch ein wenig in Honig und biss genüsslich hinein. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie so hungrig gewesen war, doch als sie die süße Sünde in ihrem Mund schmeckte, konnte sie nicht anders, als sich direkt die nächste zu nehmen. Als sie einige verschlungen hatte, besann sie sich wieder auf ihre guten Manieren und lächelte entschuldigend.
"Irgendwann, nein, bald, werdet Ihr es mir verraten müssen! Alles!" Ihre Worte hatten tatsächlich einen drohenden Unterton.
Und nun war es an Shiya sich zu erheben und um den Tisch herumzugehen. Ihre linke Hand legte sie sanft auf seine Schulter während sie sich vorbeugte und eine weitere Frucht vom Teller nahm, sie langsam in Honig tauchte und sie letztendlich dem Fremden vor den Mund hielt. Die süße Flüssigkeit berührte seine Lippen, doch als er zubeißen wollte, zog Shiya sie wieder zurück und aß sie selber.
"Oder wollt Ihr Euch etwa dem Willen einer Cath'shyrr widersetzen? Das würde ich Euch nicht raten." Shiya erhob sich wieder und ging unendlich langsam wieder zu ihrem Platz zurück. Dabei umspielte ein zuckersüßes Lächeln ihren Mund, als sie sich setzte und eine weitere Frucht nahm. Ihre Augen ruhten auf dem Unbekannten.