Unübertroffener Übermut

  • Momente vergingen, in denen das Wasser sich unter ihnen bewegte, an den Fels schlug und in Mallalai die Sehnsucht erweckte, sich abzuwenden, um einzutauchen, den Freund nicht zwingen zu müssen, etwas zu ergreifen, das gegen seine friedfertige Seele trümmerte. Seine zusammen gepressten Lippen wollten sagen, dass es nicht nötig war, dass er zur Stelle sein würde, doch die Wahrheit war, dass er verletzt war. Alles in ihm fühlte, wie I'seidon sich versteifte, den Widerstreit, doch er hielt ihn umfangen -- gewiss jederzeit bereit den Weg frei zu geben, sollte I'seidon danach verlangen. Fast wünschte er, der Freund würde sich ihm entziehen, den Schritt tun, der den Abstand wieder vergrößerte, den er überwunden hatte.
    Ein einsamer Tropfen fand den Weg den schlanken Hals hinunter, bevor er sich mit anderen auf der Schulter vereinte, um gestärkt weiter hinab zu rinnen, nur um durch Gänsehaut gebremst zu werden, abgelenkt ... Mallalai riss sich von dem Anblick los, wurde jedoch der flatternden Kiemen bewusst und dort, wo sein Magen saß, ballte sich das Loch zusammen und tat ihm schrecklich weh. Gerade als er die Hand weg ziehen wollte, hörte er die zögernde Antwort, neigte den Kopf in Ergebenheit, spürte den Druck, der ihm das Leder aus der Hand nahm.


    "Nenn mich, wie du willst!" lachte Mallalai bitter, die Stimme verzerrt vor den Stichen, die er sich selbst versetzte, indem er I'seidon in die zwingende Notwendigkeit drängte. War es nicht hässlich, betrügerisch und anders, als sie beide es verdienten?


    "Geh voran und lass mich sehen, wie du dich verhälst", verlangte er und entschied damit, dass es nichts Weiteres zu sagen geben würde.

  • Nachdem er die Waffe mit schnellen Handgriffen an seinem Unterarm befestigt hatte, schob sich I’seidons Blick zwischen den Ranken hindurch. Die Pflanzen zur Seite streichend, trat er in den leicht ansteigenden Tunnel. Die Sicht endete bereits nach zwanzig Schritten durch eine rechtsgerichtete Wegbiegung und auch sonst gab es wenig Aufsehen erregendes.


    Nun, da er sich entschlossen hatte, die Vorteile dieser Waffe herauszufinden, gewöhnte sich sein Arm erstaunlich rasch an das neue Gewicht. Es fühlte sich nicht so schlecht an wie er erwartet hatte… nein, überhaupt nicht schlecht.
    Frischer Abenteuergeist zeichnete sich auf das junge Gesicht des Mira’Tanar. Der Reiz des Ungewissen hatte ihn wieder. Leise einen Fuß vor den anderen setzend, bewegte er sich im Tunnel voran, ließ die Hand seiner unbewaffneten Seite die erdige Wand entlang tasten. Kurz kratzte er an einer der leuchtenden Spuren, begutachtete sie aus nächster Nähe. Seltsames Zeug. Es erinnerte ihn an die Lichtfische im schwarzen Tiefseegraben östlich von Ya’tanai. Tolles Lichtspiel, vor allem, wenn man sie erschreckte.
    Seine Augen forschten im Gang weiter, während er mit Unwohlsein bemerkte, dass der Boden unter seinen Füßen trockener und trockener wurde.


    Vor der Wegbiegung wurde er wieder nervös. Mallalais Blick prüfend auf sich gerichtet zu wissen, war nicht gerade etwas, dass er als entspannend bezeichnet hätte. Ob er schon etwas falsch gemacht hatte, ohne es zu bemerken?
    Gequält huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Bestimmt.
    Sollte er die Waffe schützend vor sich heben? Vielleicht sollte er damit rechnen, dass etwas ihm entgegen sprang. Riesig garstig mit langen Klauen und grünem Fell.


    Warum gerade grün? Rot wäre doch viel Angst einflößender … oder schwarz…


    Etwas verwirrt von den wie wild springenden Gedanken hob er den Arm, sodass sich die Manschette nun wehrbereit vor seinem Oberkörper befand. Ganz egal. Einen möglichen Angriff abblocken. Darauf hätte er eher kommen können.
    Er widerstand dem Drang über die Schulter zurück zu sehen, stattdessen streckte er den Kopf um die Wegbiegung … um eines Ganges gewahr zu werden, der sich nur dadurch unterschied, dass er nach einer Weile nach links abbog und die Wurzelstränge, welche von der Decke geradewegs in den Boden zu wuchsen, noch dichter geworden waren.
    Er würde einige abreißen… oder abschneiden müssen, um durchzukommen. Nun drehte sich I’seidon doch nach seinem Freund um.

  • Es war geschehen. Er würde nicht zurückschauen und sich wünschen, die Dinge wären anders, auch wenn er dem oft erlag. Diese Schwäche gestattete er sich gegenwärtig nicht, I’seidon hatte gewählt.
    Mallalai streckte den gesunden Arm, dehnte die Muskelstränge, unterdessen er seine Schulter drehte und tief Luft durch die Nase einsog. Obwohl die Luft voller Tropfen war, würde sie hinter dem Eingang zunehmend trockener werden, sagte ihm sein Gespür. Sonderbar, dass es ihn zum Zögern veranlasste, ebenso wie die Gegebenheit, dass die Manschette sich an einen anderen Arm klammerte – und ein irres Kichern lockte in seiner Kehle, das er mit der Hand, über sein Gesicht fahrend, wegwischte. In der Hoffnung, dass die Waffe, deren Gewicht bald vergessen sein dürfte, nicht zu Übermut verführte, folgte er dem Freund mit leicht aufgesetzten Schritten, Augen, die alles untersuchten, bemerkend, wie leicht I’seidon sich ablenken ließ, ein verstecktes Lächeln daraufhin. Bewundernswerte Eigenschaft mit den Wellen strömen zu können, wohin sie auch führten.
    Keineswegs wollte er sich in die Rolle des Aufpassers abschieben lassen, so dass ihm das Empfinden der Freude, das Miterleben des Abenteuers versagt bleiben würde. Mallalais Herz bestand darauf, stemmte sich dem Kapitulieren entgegen: sie waren gleich, auch wenn wohlmöglich vieles dagegen sprechen wollte, waren sie einfach zwei derer, die sich Mira’Tanar nannten. Deshalb ließ auch er seine tastenden Fingerspitzen über das Glühen streichen, um es zu erfahren, teilzuhaben, Vermutungen über Lichtfische zu ersinnen. Absichtlich die Kratzer berühren, die I’seidon hinterlassen hatte, denen nicht die Ewigkeit hier gebührt. So lernten sie wohlmöglich voneinander, ein Wechselspiel von Geben und Nehmen, auf dem wahre Freundschaft sich begründen sollte.


    Ein anderes, das er mit Zufriedenheit bemerkte war, dass die Wunde I’seidon nicht mehr zu behindern schien, die erzwungene Ruhe war gerechtfertigt. Besser wäre jedoch gewesen, wenn er den bewaffneten Arm bereithalten würde, anstatt ihn an der Seite, dem Gewicht nachgebend, hängen zu lassen ... und genau eben in jenem Moment, hob I’seidon den Arm als Schutz. Das Bedürfnis sich schneller zu bewegen, zuckte wie ein nächtlicher Blitz durch Mallalais Körper, doch er unterdrückte ihn, ersetzte es durch ein Gefühl des Vertrauens in den Freund.


    Laut knurrte sein Magen, begehrte auf, grüßend auf den Blick I’seidons, den er anscheinend geahnt hatte, schrie hinaus, dass er sich nicht erinnern konnte, wann man ihn zuletzt mit Nahrung gefüllt hatte.
    "Hier lief schon lange niemand, auch keine Geister von Khâraril'Yarai", meinte er mit einem entschuldigenden Lächeln, wissend, dass selbst ihre schlanken Körper keinen Durchlass durch das Wurzelgefüge würden erlangen können.

  • Seine Hand legte sich auf seinen eigenen Bauch. Ohja, er könnte jetzt vom Essen sprechen… Von den süßesten Pasteten, den zartesten Salaten… I’seidon verdrehte die Augen und seufzte schwer. Einen Moment stand er so, guckte hungrig an die Decke des Ganges, dann hob er mit neuem Elan den Arm mit dem Messer und deutete auf die Wurzeln. „Ich quetsch mich mal bis zur nächsten Wegbiegung durch, dann seh ich ja, ob’s noch schlimmer wird.“
    Er wollte diesen Gang noch nicht aufgeben. Er wollte nie mehr überhaupt irgendwas aufgeben!


    Entschlossen bewegte er die Hand, den Arm, bis das Messer plötzlich hervor geschossen war, so schnell und lautlos, dass I’seidon für einen Augenblick versteinerte.
    … wenn es so scharf war, wie es aussah, würden diese Wurzeln sich gleich wundern…


    Probeweise hackte er die erste schmalere Wurzel ab. Die Armbewegungen, die nötig waren, kamen immer erst nach kurzem Überlegen zustande, bei denen er abwog, wie er den Arm überhaupt zu drehen hatte. Bald jedoch zeigte sich bei ihm ein Gespür für den richtigen Winkel. „Kann dauern!“ rief er über die Schulter zu Mallalai, als er bereits drei mühsame Meter überwunden hatte und sich gerade daran versuchte, sich ohne Waffeneinsatz durch einige Wurzelstränge zu quetschen. Längst war die schimmernde Haut über und über mit Schmutz bedeckt, doch dem breiten Grinsen im Gesicht des Mira’Tanar tat das keinen Abbruch. Mehr erschien das Gegenteil der Fall. „Geh du doch solange noch mal ins Wasser und such was Essbares.“


    Plötzlich gefror I’seidon das Grinsen. Und wie sollte Mallalai dann ohne seine Hilfe wieder in den Gang zurückkommen?
    Ratlos blickte er auf das erste, abgetrennte Wurzelstück, dass er aus einem ihm unbekannten Grund noch immer in seiner freien Hand gepackt hielt. „Oder ich komm mit und mache das hier später weiter“, entschied er sich spontan um und drehte sich einen Moment hilflos zwischen den Wurzeln, bis er sich schließlich befreit hatte und flinken Fußes zu Mallalai zurückkam. „Wer weiß, wann wir das nächste Mal im Tunnel was finden würden“, gab er mit sorgenvoller Miene zu bedenken.

  • Mallalai beobachtete I'seidons Tun. Sah er wirklich so schwach aus, wie jener dachte? Anscheinend wollte er die ganze Arbeit allein bewältigen, er konnte ein Schmunzeln nur halbwegs unterdrücken. Vielleicht sollte er abwarten, nur um zu sehen, ob I'seidon erkennen würde, dass es zu zweit besser von der Hand ging, wollte abwarten, bis er in ihm nicht den ältlichen, verletzten Mira'Tanar sah ... er lehnte sich an die gegenüberliegende Wand und verzog einen Mundwinkel, um zu bewundern, wie I'seidon das Messer handhabte, das ihm im Herausgleiten einen ernsthaften Schrecken versetzt haben musste, wie es Mallalai schien. Was, hatte er es noch nie bei ihm gesehen ... nein, wahrscheinlich nicht. Aye, er würde Hilfe benötigen ... warum fragte er nicht danach? Was hinderte seine Gedanken daran, in diese Richtung zu sinnen?
    Mallalai nickte auf den Zuruf.
    Interessant ... natürlich hatte er nicht vor, noch einmal den Weg zurück in die Höhle zu gehen. Sie sollten sich nicht trennen, auch wenn ihre Mägen bis in die Knie rebellieren wollten ... ah, da kam Is also auch der Gedanke ... dachte er und sah dem Freund entgegen, der sich wieder aus dem Gang hervor kämpfte.


    "Ein hungriger Magen kann unterdrückt werden, zur Not tun es auch die Flechten an den Wänden", sagte Mallalai, zwei Finger klaubten eine hauslose, dunkle Schnecke aus einer Felsnaht. "Oder diese Freunde hier, ich weiß es, sie werden uns nicht schaden." Er hielt sie I'seidon vor die Nase, jedoch nicht in Erwartung, dass er sie sofort versuchen sollte. "Denk nicht an den Hunger, es ist nichts."
    Damit stieß er sich von der felsigen Wand ab, um die Wurzeln zu betrachten.


    "Wir haben keine andere Wahl, es scheint der einzige Weg", murmelte er. Es gab kein Zurück, das gab es niemals. Diesmal sauste sein Messer hervor und glitt zärtlich durch die Stränge, öffnete Pflanzenadern, biss sich durch die Wurzeln, deren Saft bitter auf seine Lippen spritzte. All seine Wut konnte er hier hinein legen, seine Unvorsicht, seinen Übermut, seine Verzweiflung, sein Bangen um einen Ausweg.

  • I’seidon glotzte die Schnecke vor seiner Nase an. „Ah… ja…verstehe“, sagte er langsam, doch nicht wirklich begeistert. Er nahm das glitschige Ding zwischen die Finger und sah Mallalai nach. Dessen Klingenhiebe zerfetzten nun die Ranken geradezu. Das Geschick und die Schnelligkeit seines Freundes trafen ihn empfindlich unerwartet. Der junge Mira'Tanar konnte nicht verhindern, dass ihm die Kinnlade nach unten
    klappte.

    Die Schnecke wand sich allmählich aus seinen Fingern und tropfte zu Boden.


    Er wagte es nicht, Mallalai jetzt zu helfen oder anzusprechen, denn der schien sich wirklich an den Wurzeln
    auszulassen. So sank er in die Hocke und lehnte den Rücken an die halbfeuchte Höhlenwand, während die Nacktschnecke sich damit begnügte, sehr geduldig auf seinen Fuß zu zu kriechen.


    Nachdenklich drehte I’seidon die Messerklinge und verlor seinen Blick in den Spiegelungen des glatten Metalls, während er sich vorstellte, in wie vielen Kämpfen sie schon zum Einsatz gekommen sein mochte. Sicherlich hatte sie Mallalai schon oft das Leben gerettet…

  • Schwer atmend, plötzlich verwundert über das rasche, abrupte Ausbleiben von Ranken, hielt Mallalai inne. Fast hätte ihn sein Schwung weiter nach vorne getragen, als sein Arm Leere schnitt. Zuerst konnte er nicht deuten, was er sah, bevor die Linien erkennbarer wurden, das Bild, das sich ihm bot, sich klarlegte.
    Eine weitere Höhle hatte sich aufgetan, größer diesmal, beachtlich größer, meinte Mallalai behaupten zu können, als er in die gigantische Höhe, wie die bemerkenswerte Tiefe betrachtete, die vor seinem Plateau hinab fiel, um in Wasser einzugehen. Es war so klar, dass man den gerölligen Grund sehen konnte. Und der gerade Blick wurde geradezu … verschluckt.
    „Is …“, flüsterte er zitternd. „Is.“ Krächzend, doch kaum lauter als das Wispern zuvor, während seine Stimme eine ungeahnte Höhe erreichte.
    Zwei Schritte zurück, um den Gefährten zu holen, blieben dennoch wie verwurzelt verhalten.


    Vor ihm, entfernt über eine spiegelnde Wasserfläche, erhob sich malerisch eine Felswand, zerkluftet, wie bemalt durch vielfarbene Gesteinsschichten. Ungeheuerlich war jedoch das Gebilde, das sich daraus hervortat: schreiendes Maul, reliefartig aus dem Fels bäumend. War es ein getreues Abbild des Korallenmaules, durch dessen Lippen sie den Weg hinunter genommen hatten, gefertigt, geschlagen, geformt aus der Erde selbst. Dieses hier hatte Augen, zornig gewölbt, einen Hals, der sich an die Wand selbst saugte.
    Es nahm den ganzen Raum ein, beherrschte die Höhle, beanspruchte sie für sich allein, so dass Mallalai sich wie ein Wurm fühlte, der auf die Knie gezwungen wurde.
    „IS!“ schrie er in Beklemmung, dass die quellenden Augen sich nun auf ihn richten würden.

  • I'seidon fuhr erschrocken zusammen. Was... was war los?
    Hastig rannte er dem Schrei nach - flog geradezu durch das letzte Stück des frei gelegten Tunnels, um beim Anblick des gewaltigen Höhlenmauls ebenso erschrocken zurück zu prallen. "Bei allen Göttern!" Er sprang in den Tunnel zurück und atmete tief durch, bevor er seinen Kopf wieder neugierig hervor streckte, sich umsah und zu Mallalai trat, um einen Blick in die Tiefe zu riskieren. "Wow..."
    Sein Kopf drehte sich in alle Richtungen, während er versuchte, die Ausmaße des Gesehenen richtig einzuschätzen. "Was... ist das hier? Wer hat das gemacht? Ist ja der Wahnsinn!"


    Aus dem Augenwinkel merkte er, wie blass Mallalai war. "Du siehst aus... als hättest du einen Geist gesehen...", murmelte er skeptisch und zog die Stirn in Falten. "Alles in Ordnung?"

  • Wahnsinn, ja. Mochte so ein Gigant entstehen, weil es keinen Ausweg mehr gab, der aus diesen Irrwegen hinausführte? Kurz entzündete sich in ihm der Trotz.
    "Ist es denn nicht der Geist des Erschaffers, den wir entdeckten?" Welcher Eingebung musste jener gefolgt sein? "Ist es seiner Anbetung oder seiner Furcht entsprungen?"


    Sie würden es wohl kaum je erfahren. Sie könnten stehen bleiben, das gigantische Bildnis bewundern, wie es hervor wuchs aus der Wand selbst, sinnen, warum es erweckt war oder auch einfach in das Wasser springen, um es zurück zu lassen … nie mehr gesehen in diesen Tiefen, vergessen von der Welt. Es war ihre Wahl. Oder auch nicht. So wie Mallalai in diesen Momenten empfand, stand es nicht in seiner Entscheidung sich zu rühren. Doch es war in Ordnung, die erste überwältigende Überraschung vorbei geschwemmt.
    Dagegen zwang er seine Augen ab. Sie könnten springen, seine Sinne sagten ihm, dass es ausreichend tief, für schnell reagierende Körper, war. Wesentlich angenehmer der Gedanke, als Felsklettern, zumal mit einer Verletzung an der Hüfte und nur mit einem Arm. Sein anderer Arm streckte sich, als er etwas gewahr wurde.


    „Mein Sammlerherz tanzt, I’seidon“, lächelte Mallalai. Ein Glitzern zwischen den Krallen der steinernen Bestie … Perlen, Steine?

  • Und schon sprang er auch. Tief war der Fall, befreiend in seiner Einmaligkeit, denn das Nass war nah. Und wie es ihm entgegen kam, er eintauchte, sprudelnd die einzelnen Blasen in ihrer Fröhlichkeit sich an ihm zu streifen. Warm umschloss es Mallalai, einladend zu verweilen. Und der Sog, streng und unnachgiebig, eine Falle, eine Falle! Die Erbauer hatten ihre Schätze gut geschützt … warum war Mallalai nicht misstrauisch gewesen, warum nicht nachgedacht?
    Er ließ sich hinein sinken, löste das verkrampfte, schmerzende Abwehren auf und floh aus der Bewegung. Rasendes Tempo, in dem er sich verlor, so rissen seine Augen auf und er versuchte nicht aus Effekt heraus zu strampeln, sondern ruhig zu bleiben, obwohl sich ein trockener Schrei in der Kehle bildete. Eine warme Ruhe breitete sich in ihm aus. Die nasse Finsternis rauschte an ihm vorbei, er umklammerte mit einem Arm seinen Oberkörper. Er sah Strähnen seines schwarzen Haares vor den Augen flattern, dachte an I'seidon und hoffte darauf, dass es ihm leichter gelang, hier zu bestehen. Jeder Bereich hatte seine eigenen Gesetze. Hatte er eben jetzt Macht über sein Schicksal? Möglich. Doch mit fehlender Richtung, nichtigen Möglichkeiten, war sie oberflächlich und verloren, so dass sein Atem heraus gepresst wurde.
    Schnell bemerkte der Mira'Tanar, dass diese Wasserschächte verschiedene Richtungen wählen konnten … willkürlich, rasant in ihrer Entscheidung … die Gefährten wären getrennt, unabdingbar wäre es nicht zweimal der Weg, den ein jemand nahm.
    Sein Weg spuckte ihn zur Wasseroberfläche, hinaus ans Licht … hat prallte sein Körper an einen Fels. Wo war der Freund? Mallalai zog sich erschöpft hinauf. Er war frei und allein.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!