„Auf die verdammt schönsten Anblicke oberhalb der Fülle!“ rief Mallalai aus, während er gleichzeitig seine Flasche hob, um der untergehenden Sonne einen Gruß zu erbieten. Die Meeresoberfläche breitete sich kaum bewegt und rötlich glitzernd über ihm aus, die Sonne im Begriff von der Dämmerung verwischt zu werden, glitt brennend in den Horizont. Jedesmal wartete Mallalai darauf, dass sich das Rot kreischend bis zu ihm ausbreiten würde, doch die Wasser blieben unberührt kalt, während er darauf starrend die Furcht spürte.
Manchmal dachte er, wie nah Schwimmen doch am Fliegen war, besonders, wenn er seine Sinne mit Weingeistern zerstreute. Dann könnte er es jetzt wagen sich treiben zu lassen, versuchen in sie hinein zu tauchen, doch keine Zuversicht – sie je zu erreichen – war in ihm, lediglich die Sehnsucht die Sterne eines Tages zu berühren. Wahrscheinlich war mehr, dass er bis zur Erschöpfung schwimmen würde und alles hatte ein Ende. Mallalai lachte erheitert, auch wenn er sich nicht ganz danach fühlte, denn wie der Tag befand auch er sich an einer schwimmenden Grenze zwischen Trübsal und Heiterkeit.
Waren es nicht einmal seine Worte an ein Nachtgesicht gewesen, die davon gesprochen hatten, dass man Sinne allein dem Rausch des Meeres übergeben sollte? Gedanken sollten so klar wie der Nachthimmel sein, nicht wahr? Wenn es die Augen nicht sind, sollten es dann nicht deine Sinne sein?
Gefährlich nah an genau dem Strudel saßen zwei Mira’Tanar, baumelnde Beine wie Gedanken, der sich kurz darauf in einen gefährlichen Unterwasserstrom verwandelte, doch Mallalais’ waren heute weniger angefüllt mit Bitternis oder gar Ängsten, mehr mit Übermut und Heldentum, denn in I’seidons Nähe wurden seine trüben Hirngespinste gedämpft, geradezu von dem Freund hinweg geschwemmt.
Kräftig nahm Mallalai einen vollen Schluck, den er dann sogleich spuckend weiter an das schnell unter ihnen wirbelnde Korallenmaul, wie sie den Strudel liebevoll nannten, gab. „Und mein Opfer für diesen öden Tag.“ Blinzelnd starrte er der Flüssigkeit nach. Seine Fähigkeiten zu sehen waren bereits beeinträchtigt. Seine Lider öffneten sich, schlossen sich versuchsweise, doch wollen wir ehrlich sein: es würde nichts helfen. In diesem Moment wäre es ein Leichtes gewesen, weitere Flüssigkeit folgen zu lassen, sein Magen erbebte bereits in Erwartung ... Mallalai atmete tief ein, pumpte jedoch zusätzlich Luft durch die Kiemen, so dass ein lautes Blubbern entstand. Es war nur ein Moment ... wer rettet mich vor mir selbst? Sein Gesicht wurde weicher und es stahl sich ein fremdes Lächeln auf seine Züge, welches Mira'Tanar keiner fremden Rasse schenken.
„I’seidon“, stammelte er betroffen zu dem nah sitzenden Freund, sich unvorsichtig weiter vorbeugend, „ich werde blind.“ Leicht unbeholfen richtete er sich wieder auf und sah zu I’seidon, um höchst wahrscheinlich in ein schalkhaft grinsendes Gesicht zu sehen.