Die Schwarze Katze (alt)

  • Die schwarze Katze ist der liebste Treffpunkt vieler düsterer Gesellen, die sich in Nir'alenar herumtreiben. Sie kommen in dieser alten Hafenkneipe häufig zusammen, um ihre Geschäfte bei einigen kräftigen Spirituosen zu besprechen oder neue Pläne zu schmieden.
    Man neigt dazu, in der Katze nicht zu genau hinzuschauen, wenn die eigenen Interessen nicht gefährdet sind. Jeder Besucher kann sich sicher sein, dass er sich in Ruhe seinen Geschäften widmen kann. Zahlreiche verborgene Nischen und einige Räume, die man für private Unterredungen mieten kann, tragen Sorge dafür, dass derjenige, der die harten Goldmünzen auf den Tisch legt, ungestört bleibt. Schließlich sind in der Schwarzen Katze einige bestens ausgebildete und überaus kräftige Gesellen beschäftigt, die notfalls mit Gewalt durchsetzen, was Worte nicht zu bewerkstelligen vermögen.
    Wer einen Schläger oder andere zwielichtige Gestalten sucht, um schmutzige Arbeit zu erledigen, ist hier an der richtigen Stelle. Er sollte dieses Etablissement jedoch auf keinen Fall zu gut gekleidet betreten, wenn er sich auch nach seinem Besuch noch einer guten Gesundheit erfreuen möchte.
    Die Hafenkneipe wird von der äußerst resoluten Wirtin Essandra geführt, die ein wahrer Quell der niemals endenden Information ist, und sich äußerst effektiv zur Wehr zu setzen versteht, wenn ihr ein Gast unerwünschte Avancen macht. Essandras Seele ist nicht umsonst so schwarz wie ihr langes, glattes Haar und sie kennt einige Techniken, die unerträgliche Schmerzen verursachen, ohne sie auch nur im geringsten außer Atem zu bringen.
    Normalerweise geht es in der Katze recht rau zu und der Alkohol fließt häufig in Strömen, bevor es zu einer der beliebten Schlägereien kommt, die für Abwechslung sorgen. Das Innere dieses Ortes spricht dabei für sich – die Tische und Stühle sind aus sehr hartem Holz gefertigt, das hier und da eine breite Kerbe aufweist und mit Kratzern übersät ist. Nichts in der Schwarzen Katze wirkt teuer oder edel.
    Schon von außen ist die Spelunke keineswegs einladend. Windschief, von bröckelndem Putz und gesplittertem Fensterglas geziert, macht sie deutlich, dass man sich nur hereinwagen sollte, wenn man sich zu verteidigen vermag. Dazu braucht es nicht einmal mehr das alte Holzschild, auf dem eine lauernde Katze die Gäste aus misstrauischen Augen beobachtet.

  • Sil'anya hatte ihren Hut auf und ihre Haare hatten einen rotbraunen Ton. Dazu hatte sie ein verwegenes Lächeln aufgesetzt. Das Gasthaus im Adelsviertel machte von Außen bereits einen besseren Eindruck, doch sie wollte ihre Münzen nicht alle gleich wieder ausgeben. Doch dies war vielleicht der richtige Ort für einen neuen Auftrag und auf jeden Fall für mehr Abwechslung. Langeweile war ihr zu wider.
    Sie öffnete die Tür und sah sich um bevor sie eintrat.

  • In dunkler Hose, ebenso dunklem Hemd, die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, betrat Amina die Schwarze Katze. Ein perfekter Ort, ihrem Gewerbe nach zu gehen, befand sie. Und sogleich zeigte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Die Dame, die nur wenige Schritte entfernt von ihr stand und sich im Gasthaus umsah, kam ihr bekannt vor. Doch wie war noch gleich ihr Name? Amina überlegte kurz. "Silanya", sprach sie den Namen dann schließlich für die andere gut hörbar aus.

  • Als sie ihren Namen hörte, drehte sie sich um.
    Überraschung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Wie klein Nir'alenar doch war.
    "Hallo," antwortete sie freundlich jedoch nicht überschwänglich. "Da ist ein Tisch frei," sagte sie ohne zu sagen, ob dies eine Einladung mit an den Tisch zu gehen war oder nicht.

  • "Hallo", grüßte schließlich auch Amina freundlich und lächelte die andere freundlich an. Als diese dann jedoch feststellte, dass ein Tisch frei war, zögerte Amina nicht lange und schritt auf diesen zu um Platz zu nehmen. Eigentlich traf es sich ganz gut, ein bekanntes Gesicht getroffen zu haben. Amina hatte die Erfahrung gemacht, dass man schneller auffiel, wenn man alleine ein Gasthaus besuchte. Ein Wink des Schicksals sozusagen.

  • Sil'anya ging ebenfalls zum Tisch und entdeckte dabei eine andere Frau ihres Volkes. Obwohl sie gern Neuigkeiten aus der Heimat gehört hätte. Und wahrscheinlich war sie mit einem Schiff hier und wenn es nur als Teil der Crew war. Sil'anya fehlte es die Lüfte zu durchqueren. Sie hatte keine Lust am Boden gefesselt zu sein.
    Sie sagte jedoch nichts, sondern setzte sich, bestellte Wein und starrte die Windfrau an, während sie Amina fragte, ob diese etwas von neuen Aufträgen gehört hatte. Dabei war heraus zu hören, dass die Windfrau nicht in bester Stimmung war. Denn es war bei dem Anblick der Anderen nicht nur die Sehnsucht zurückgekehrt.

  • Aminas Blick folgte dem Sil'anyas und unwillkürlich begann sie sich zu fragen, was an der anderen Frau so besonders sein sollte? Kannten sie sich von irgendwoher?


    Doch nebenbei schien sich Sil'anya dafür zu interessieren, ob es eventuell neue Aufträge gäbe. Dies jedoch musste Amina verneinen. "Leider nicht. Aber ich hoffe doch sehr, zu erfahren, wenn es wieder etwas neues zu enträtseln gilt", lächelte sie ihr Gegenüber an.

  • Sil'anya hing ihren eigenen Gedanken nach ud brauchte einen Moment, um den Sinn der Worte zu erfassen.
    "Schade,"kommentierte sie die Antwort. Ihr Blick ruhte noch immer auf der Windfrau. Als eine Kellnerin kam, wies sie diese an der Windfrau ein Getränk ihrer Wahl zu bringen. Diese ging darauf hin an deren Tisch und übermittelte die Botschaft und wartete auf die Bestellung.
    Sil'anya wandte sich zwischenzeitlich Amina zu. "Womit verdient ihr euer Geld normalerweise? Ich bin noch nicht lange genug in der Stadt, um zu wissen, wo man sich hier verdingen kann."

  • Aminas Blick verfolgte die Kellnerin, welche von Sil'anya soeben beauftragt wurde, der fremden Frau am anderen Tisch ein Getränk ihrer Wahl zu servieren. Dann jedoch wandte sie sich wieder ihrem Gegenüber zu. "Ja ... wirklich schade", bestätigte sie die Äußerung Sil'anyas. Womit sie sonst ihr Geld verdiente? Nun. Das würde Amina der Windfrau ganz sicher nicht auf die Nase binden. "Nunja ... Ich verdiene mein Geld eben mit derlei Aufträgen", erklärte sie daraufhin.

  • Sil'anyas Hand fuhr unsanft auf den Tisch und für einen Moment zeigte sich ihr mürrisch er Gesichtsausdruck. Sie beherrschte sich wieder. "Ich dachte in dieser Stadt gibt es genug Arbeit..." Sie verstummte.
    "Hörst du das?"
    Zwischen den Gemurmel in der Katze, waren Geräusche von draußen zu hören.

  • Ohne noch weiter auf Amina zu achten, warf Sil'anya eine Münze auf den Tisch und verließ die Kneipe um den Geräuschen auf den Grund zu gehen. Mit einem zufriedenen Lächeln mischte sie sich in die Streitereien ein. Nach einem Handgemenge und Kampf kehrte sie durch die dunklen Gassen zu ihrem Schlafplatz zurück.

  • Zum ersten Mal hatte sich Zeciass dazu herabgelassen, die schäbigeren Viertel der Stadt aufzusuchen. Die sauberen Alleen und reich verzierten Häuser entsprachen zwar deutlich eher seinem Geschmack - auch wenn hier nichts mit der Schönheit Zarasshins mithalten konnte - doch das Wissen, das er in Zukunft brauchen würde, fand sich leider nur hier: Ganz tief im Dreck.


    Und nun befand er sich am dreckigsten Ort, der ihm ins Auge gestochen war. 'Die Schwarze Katze' war in etwa so einladend wie das falsche Blasloch eines Pottwals, doch Zeciass war bereit, für eine Nacht darüber hinweg zu sehen.


    Die Wirtin setzte grob einen Glaskrug vor ihm ab, dessen Rand an einer Stelle gesprungen war. Eine undefinierbare Flüssigkeit, die sich offenbar nicht entscheiden konnte, ob sie lieber grünlich oder bräunlich schimmern wollte, schwappte dabei auf das zerkratzte Holz des Tisches. Der Yassalar gab sich keine Mühe, seinen Ekel zu verhehlen und blickte kalt zu der Wirtin auf. "Gesoffen wird, was auf den Tisch kommt!" knurrte die nur, zog die Nase hoch und warf sich gebieterisch ein feuchtes Handtuch über die Schulter. "Wenn's was dagegen hast, scher dich raus, Schwarzschuppe!"


    Zeciass sparte sich die Diskussion und legte bloß mit finsterer Miene seine Hand an den Henkel des Glaskrugs. "Wohl bekomm's", lächelte die Wirtin daraufhin breit und kehrte hinter ihren Tresen zurück. Verschwommen blickte sein Spiegelbild aus der trüben Brühe zurück, als der Yassalar den Krug anhob - und daraufhin wieder abstellte. Das war die Neugier nicht wert.


    Er lehnte sich auf der breiten Bank zurück und breitete die Arme auf der Lehne aus. Die Sicherheit einer schützenden Wand im Rücken wissend, konnte er die restlichen Anwesenden auf diese Weise am besten im Auge behalten. Manche blickten zurück, in dem Irrglauben, die Dunkelheit würde ihre Blicke vor ihm verbergen. Der Yassalar jedoch sah sie so deutlich, als würden sie im Tageslicht vor ihm sitzen, wenn auch auf ein farbloses Spektrum reduziert.

  • Das Lärmen der Gäste drängte durch die angelehnte Türe der Taverne und strömte ihr entgegen wie der Alkohol, welcher nicht minder großzügig an der Bar ausgeschenkt wurde. Doch das störte Erelthea nicht, ganz im Gegenteil: Sie war keine Dame, welche viel zeit darauf verwendete ihr Haar perfekt zu tradieren und das passende Kleid für die heutige Veranstaltung auszusuchen.
    Natürlich, sie achtete auf ihr Äußeres, denn darauf war sie Stolz. Doch bei weitem nicht so sehr wie viele Adelige es taten. Auch ihre Tätigkeiten um das Geld für die nächtlichen Aussteifungen zu verdienen entsprachen nicht denen einer Dame: Ob nun als Leibwächter oder in einem Boxkampf, am liebsten war es ihr, wenn sie sich körperlich betätigen könnte. Doch heute Abend, so nahm sie es sich vor, würde sie es ruhiger angehen. Dass dies nicht geschehen würde, war ihr spätestens klar, als sie schließlich die schwarze Katze betrat.
    Der Geruch von Schweiß, Testosteron und verschüttetem Alkohol drang an ihre Nase, zusammen mit dem Gelächter und Gegröle der Gäste. Hier gab es alles was man suchte: Unterhaltung, dunkle Geschäfte, einen Kampf. Und natürlich Alkohol. Der war nicht zu vergessen. Und das war auch der Grund, weshalb sie wieder hier her kam. Sie stieß die Türe auf und stapfte sehr umdamenhaft herein, nur um sie hinter sich wieder fest ins Schloss zu schlagen. Doch der Knall verursachte keinerlei Aufmerksamkeit, da der Lärmpegel um einiges lauter war. Schnell schritt sie zur Theke, wo sie mit lauter Stimme ein Starbier bestellte.


    Als sie den zweiten Krug geleert hatte, war sie gerade in einem sehr amüsanten Gespräch mit einigen der anderen Gäste und dieses wurde regelmäßig von lautem Gegröle begleitet. Das Erelthea mitten unter ihnen war, schien keinem aufzufallen oder zu interessieren.
    "Flammenmädchen!", rief jemand quer durch die Taverne und sie sah auf, über ihren Gesprächspartner hinüber zur Theke, wo die Wirtin mit grimmigen Blick sie zu sich winkte. Sie wirkte nicht glücklich darüber, dass sie als Brieftaube missbraucht wurde, was wohl niemanden verwundern dürfte. Also machte Erelthea sich gleich auf den Weg, wich einem torkelnden Gast aus, eher sie schließlich vor der Frau stand.
    "Da will dich jemand sprechen." Sie deutete auf einen Tisch, welcher etwas abseits von dem dichten Gedrängel war, in den Schatten. Die Dai’Vaar sah interessiert in die dunkle Ecke, doch die Schatten waren zu dicht für ihre Augen, sodass sie gerade ausmachen konnte, dass dort wohl jemand saß. Sie dankte der Wirtin, bestellte noch einen Krug Bier und machte sich mit diesen in den Händen auf den Weg. Als sie schließlich vor der Gestalt stand, glaubte sie sich wage an das Gesicht erinnern zu können.


    Ein Mann, wohl etwa in ihrer Große, mit zu eleganten Zügen für diese Gegend funkelte sie wütend unter seiner gold-braunen Haaren an. Sie begann sein ihr Gehirn zu Zermattern woher sie ihn kannte, doch es kam ihr einfach nicht in den Sinn.
    "Dass ist also der widerwärtige Ort, an welchen ihr euch nun herum treibt, nachdem ihr meine Dienste verlassen habt?", zischte er ihr entgegen und sie blieb überrascht stehen. Überrascht und beleidigt. Wiederwertig? Dieser Ort? Er war gewiss nicht mit dem Adelsviertel zu vergleichen, doch wiederwertig?
    "Noch immer besser, als in euren Gemäuern zu verweilen, mein Lieber Elliot." Sie erinnerte sich nun wieder, woher sie ihn kannte: Sie hatte für kurze Zeit als Mätresse für ihn gearbeitet. Bis es ihr zu dumm geworden war das Vorzeigepüppchen in teueren Gewändern zu spielen. Diese Rolle hatte sie so und so nicht gut ausgefüllt, sie war viel zu wenig unterwürfig gewesen.
    Doch damals war es ihr wie eine einfache Möglichkeit vorgekommen an Geld zu kommen. Sie hatte wortwörtlich das Handtuch geworfen – und zwar ihm ins Gesicht – und ihm verkündet, dass sie kein Interesse mehr an dieser Arbeit hätte. Natürlich hatte ihn das fürchterlich empört, es hatte es als persönliche Beleidigung aufgefasst und ihr angedroht, dass sie es büßen würde, wenn sie nun verschwände. Sie hatte nur über ihn gelacht. Aber nun war er hier. Angst hatte sie nicht, ihre Augen funkelten amüsiert.
    "Ihr seid ein abscheuliches Weib!", warf er ihr entgegen und sprang dabei auf. Sie grinste, spuckte vor ihn auf den Tisch und wandte sich ab.
    "Mag sein. Doch ich hatte nie vor ein vorzeigbares Weib zu werden. Vor allem nicht eures." Sie nahm einen großen Schluck aus ihrem Krug, während sie sich wieder auf den Weg zurück zu fröhlicher Gesellschaft machte. Doch weit kam sie nicht, als sie einen kurzen, stechenden Schmerz an der Schulter spürte und Glas brechen hörte. Elliot dachte wohl, dass er sie damit aufhalten könnte sein Glas ihr den einen Schritt nach zu werfen, doch damit hatte er sich geirrt.


    Sie wirbelte herum, nur um vor sich das viel zu hübsche Gesicht eines eingebildeten Mannes zu sehen. Einen Tritt mit dem Fuß später, landete er auch schon am Boden, rappelte sich aber sofort wieder auf und verpasste ihr einen Schlag in die Bauchgegend. Unter seinem schmerzvollem Gejaule – das Stahlkorsett, welches sie unter dem ledernen trug, hatte dazu geführt dass er nun einen stechenden Schmerz in seiner Hand spürte – ging Erelthea aufkeuchen unter. Er hatte es geschafft, nun war sie wirklich wütend auf ihn und ihr nächster Schlag zielte direkt in sein Gesicht.
    Indessen hatte sich schon eine kleine Truppe um die beiden gebildet. Eine Schlägerei blieb hier nicht lange unbemerkt und sie konnte schon die ersten Wetteinsätze hören.

  • Schließlich hatte Zeciass doch einen Schluck von der Plörre genommen. Sie schmeckte so scheußlich wie sie ausgesehen hatte und nachdem sich niemand finden wollte, der seiner Beachtung länger wert gewesen wäre, dachte der Yassalar bereits darüber nach, die Spelunke wieder zu verlassen... als plötzlich doch etwas geschah.


    Der Streit eines Paares endete auf die erfreulichste Art und Weise. Er eskalierte in blanker Gewalt. Nun gab es doch etwas, das ihm die Unterhaltung bot, auf die er gehofft hatte. Leider schloss sich nur allzu rasch ein Kreis Schaulustiger um das Geschehen seines Interesses. In einer einzigen, gleitenden Bewegung erhob sich der Yassalar von der Bank und stieg auf den Tisch vor sich. Schwarz und unheilvoll wie ein Standbild aus Obsidian thronte er über dem Geschehen und der Kampf schien aus dieser Sicht nur für ihn in einem johlenden Kreis aus Leibern aufgeführt zu werden. Eine Position, an die er sich durchaus gewöhnen könnte...


    Wetten wurden gebrüllt, doch in den Augen des Yassalars stand die Rothaarige längst als Siegerin fest. Sie war zwar nicht wütender, aber ungleich rücksichtsloser als ihr männlicher Widersacher. Gier glomm in den schwarzen Augen auf, die jede ihrer Bewegungen verfolgten.

  • Ihr Gegenüber war nun deutlich im Nachteil, nachdem er seine Hand, mit welcher er sie zuvor noch geschlagen hatte, nicht mehr verwendete. Entweder sie war gebrochen oder im besten Fall verstaucht. Das Stahlkorsett war eine gute Idee gewesen, wie sie immer wieder feststellte. Vor allem da es nicht erwartet wurde.
    Ein kehliges Lachen stieg in Ereltheas Kehle auf, als sie einem Faustschlag auswich und kurz hob sie den Kopf. "Ich wette auf mich!", rief sie, was vereinzelndes Gelächter erzeugte.


    Diesen einen Moment der Unaufmerksamkeit nutze Elliot und verpasste ihr einen Kinnhacken, welcher aber nicht viel auswirkte, da er mit seiner schwächeren Hand zugeschlagen hatte. Sie fing und sammelte sich.


    Den nächsten Schlag, welchen sie austeilte zielte auf die Nase, was mit einem befriedigenden Knacksen belohnt wurde. Und einem Aufschrei. Doch sie kümmerte das nicht weiter, sie hatte nun einen deutlichen Vorteil, welchen die nutzen würde. Das Feuer brannte nun. Lichterloh und würde erst erloschen wenn ihr Feind nicht mehr alleine nach Hause kommen würde.
    Die Schimpfwörter, welche er ihr an den Kopf warf, waren alles andere als freundlich, doch in dieser Gegend war das nichts ungewöhnliches, geschweige denn etwas wofür man ein Kommentar übrig hatte. Doch Erelthea hatte eine andere Antwort. Ein Faustschlag gegen den Hals, welcher zwar versucht wurde abzuwehren, aber gegen die Wucht nicht ankam.
    Mit einem Krächzen ging der Mann zu Boden und Erelthea sprang auf, die Arme in die Luft gestreckt.
    Triumphierend stimmte sie in das Gebrüll der herumstehenden ein, manche aus Enttäuschung manche aus Freude. Es interessierte sie nicht, wer weshalb brüllte, genau so wenig wie den kleine Rinnsal Blut welches ihr aus den Mundwinkel rann. Sie gab der Wirtin ein deutliches Zeichen, dass sie noch ein Bier mochte, während ihr irgendjemand auf die Schulter klopfte und "Gut gemacht, Flammenmädchen" sagte.

  • Der Kampf tobte noch für einige Augenblicke mit erfreulicher Härte, bis ein Schlag auf den Kehlkopf den Kiemenlosen in die Knie zwang. Der rothaarige Wildfang hatte seine Wette gewonnen und so leidenschaftlich, dass er ihren Triumph bis in seine eigenen Muskeln spürte, feierte sie ihren Sieg aus vollem Halse.


    Rasch sank die Lautstärke in der Schenke. Mehrere Kiemenlose reihten sich um die Siegreiche, klopften ihr auf die Schulter und gratulierten ihr anerkennend. Jemand nannte sie Flammenmädchen und während die Wirtin ihr ein Bier auf der Theke zuschob, nahm Zeciass wieder auf der Bank Platz. Nachdenklich strich seine Hand an seinem Kinn entlang, während seine Augen ihre weiteren Gesten und die der Umstehenden abschätzend verfolgten. Der giftige Beigeschmack, den er in seinem eigenen Getränk bemerkt hatte, schien in seiner Wirkung dem schwarzen Nektar nicht unähnlich zu sein, der in seiner Heimat zu besonderen Gelegenheiten gereicht wurde. Die ölige Substanz konnte erheiternd und anregend wirken, doch sie lähmte den Verstand und die Sinne, sodass jeder kluge Yassalar sich hütete, ihrem Genuss zu verfallen.


    Eine Sorge, die diese Kiemenlosen nicht zu teilen schienen. Ohne Zurückhaltung kippten sie die trüben oder klaren Flüssigkeiten in sich hinein und wurden dabei zusehends alberner und dümmer. Auch die Rothaarige trank einen Humpen nach dem nächsten, was sein Jagdtrieb beifällig zur Kenntnis nahm. Als die Wirtin zufällig an seinem Platz vorbei kam, fing er sie ab und deutete auf das Flammenmädchen. "Einmal das Beste und Stärkste, was ihr zu bieten habt für die Rothaarige am Tresen. Richtet ihr meinen Respekt aus für ihren gelungenen Kampf, aber sagt ihr nicht, von wem es kommt." Er hatte langsam und deutlich gesprochen und betete zu Zi'llail, dass diese einfache Aufgabe die Trockene nicht überfordern würde.


    "Nen ganz Geheimnisvoller, wa?" grinste die Wirtin hämisch, doch ihr war anzumerken, dass sie sich über die Aussicht freute, ihr teuerstes Gesöff unter die Leute zu bringen. "Stille Post kostet aber extra, Haizahn." Sie streckte fordernd die Hand aus. "Neun Silbertaler bar auf die Kralle."


    Zeciass zog einige Münzen aus dem Geldbeutel, den er an seinen Gürtel geknotet hatte und drückte sie der Wirtin in die Hand. Sie zählte kurz, dann zuckte ihr Blick flüchtig in sein Gesicht, denn sie war auf Zehn gekommen. "Stimmt so", nickte der Yassalar mit einem Lächeln, das schon eine Priesterin der Zi'llail in seine Arme gelockt hatte. "Für die charmanteste Bardame der Stadt."


    Die Wirtin sagte einen Moment lang nichts, dann wandte sie mit einem halbherzigen Schnauben den Blick ab und knurrte: "Bildet Euch nichts ein, Yassalar!" Damit setzte sie sich wieder in Richtung Tresen in Bewegung. Zeciass lehnte sich noch immer lächelnd zurück und ließ den weiteren Dingen ihren Lauf. Ob es auch Einbildung gewesen war, dass ihr nun kein böser Spitzname für ihn mehr hatte einfallen wollen?


    Die Wirtin stach derweil ein kleines, verstaubtes Fässchen hinter der Theke an. Warm gluckernd ergoss sich dickflüssiges Zwergenbier von malzschwarzer Farbe in einen ausnahmsweise komplett sauberen Krug. Schaum so weiß wie ein flauschiger Hasenbüschel erhob sich über dem kostbaren Gebräu, das sie daraufhin wuchtig vor dem Flammenmädchen absetzte. "Hast dir nen Freund gemacht mit deiner Vorstellung", erklärte Essandra dem Flammenmädchen mit rauer Miene. Die Kleine war ihr nicht unsympathisch, selbst wenn es immer was aufzuräumen gab, wenn sie sich in der Katze blicken ließ, doch was am Ende zählte, war klingende Münze, selbst wenn sie von einem Yassalar stammte. "Gelungen. So hat er deinen Kampf genannt und dass du sein' Respekt hast. Aber wer's ist, gibt's nicht zu wissen! Wohl bekomm's, Flammenmädchen."

  • Wäre Erelthea nicht so im Freuden- und Alkoholrausch gewesen, hätte sie zuerst einmal inne gehalten, sich misstrauisch umgesehen, einmal an dem Getränk gerochen, eher sie jemand anderen hätte kosten lassen nur um danach vielleicht selbst einen Schluck zu machen.
    Wie der gerade beendete Kampf deutlich zeigte, lag es ihr im Blut Ärger anzuziehen, welcher meistens nicht unähnlich endete und dabei für die meisten Beteiligten ein großer Spaß war. Zumindest wenn man auf eine Runde Prügel stand und wusste auf wem man setzten musste.
    Denn dann konnte man auch nicht wenig Geld machen. Dass das wenig Geld, welches sie selber noch bei sich hatte heute wohl in Alkohol investiert werden würde, stand schon lange fest, doch jetzt nach dem Sieg schien es so, als würde sie dank der dankbaren Punter nun ihr das eine oder andere Getränk ausgeben.


    Aber so ein teures Getränk, wäre von keinem der normalen Bürger gekommen! Das konnte sie selbst im Rausch feststellen. Und doch war kein Misstrauen dahinter, sondern nur Freude. Wer war den der so großzügige Freund, welcher ihr solch eine Freude machte?
    Sie ließ ihren Blick einmal durch den Raum gleiten, nahm dabei aber kaum ein Gesicht wahr, geschweige denn einen Blick, welcher nur darauf wartete, dass die das Getränk hinunter stürzte. Doch darauf würde sie verzichten. Selbst in ihrem jetzigen Zustand, in welchem der Geruch des Schweißes, des Alkohols und der Staub verschwanden und der Lärm der Gäste nichts weiter zu sein schien, als eine sanfte Hintergrundmusik, wusste sie solch ein Getränk zu schätzen.
    Langsam nahm sie den überraschend sauberen Krug von der deutlich weniger sauberen Theke, und roch einmal kurz daran, eher ein Schluck genommen wurde. Die Zunge, welche sonst nur billiges Bier, welches kaum wegen seinem Geschmack getrunken wurde, schmeckte, frohlockte über jenen neuen Geschmack, welcher sich in ihrem Mund entfaltete.


    "Richte dem Freund meinen herzlichsten Dank aus. Und das ich mich gern bei ihm persönlich bedanken würd!" Sie lächelte der Wirtin zu, eher sie sich mit ihrem neu erbeuteten Getränk einige Schritte von der Theke zurück zog, ein wenig weg von dem dichten Gedrängel, sodass sie einen guten Blick hatte und sehen könnte, wohin die Wirtin vielleicht ging, um ihren Dank auszurichten.

  • Essandra verzog die Lippen. Offensichtlich hielt sie wenig von den neuen Sitten, die sie dazu zwangen, zum allgemeinen Sprachrohr der Katze zu werden. Sie zapfte noch schnell ein paar Biere, schnappte sich im Anschluss ein ausgemergeltes Handtuch und einen noch feuchten Bierkrug und machte sich mürrisch auf den Weg zum Tisch des Yassalars. Ihre Hand hielt verwundert beim Auswischen des Krugs inne, denn besagter Tisch war leer.
    Nur der Glaskrug mit dem Bier, dass der Meeresbewohner nicht angerührt zu haben schien, wartete stumm darauf, dass jemand sich seiner annahm. Dieser jemand war nun die Wirtin, die schulterzuckend nach dem Bier langte, es mit an den Tresen nahm und kurzerhand einem anderen Kunden vorsetzte.


    Mit lauernder Erheiterung betrachtete Zeciass die Rothaarige, deren Blick wie gebannt auf die Wirtin gerichtet war. Der Yassalar lehnte mit einer Schulter an einer der breiten, zerfurchten Holzstreben, die das Haus wie morsche Rippen durchzogen. Es sprach für sein Glück, dass das Flammenmädchen sich an eben diese Stelle zurückgezogen hatte. Nun konnte er sie betrachten, ohne dass torkelnder Abschaum und grölend empor gerissene Krüge ihm die Sicht auf sie versperrten. Wie sie genießerisch an der dunklen Flüssigkeit nippte, verriet ihm, dass die Wirtin ihre Sache - entgegen seiner Zweifel - gut gemacht hatte.


    Das Halbdunkel, das herrschte, ließ Zeciass' Gestalt schemenhaft erscheinen. Nur dort, wo seine Schuppen zufällig den Schein einer Lichtmuschel widerspiegelte, erahnte man die Anwesenheit des Yassalar. Als wären die Schatten an dieser Stelle etwas zu tief, um noch natürlich zu sein, wanderte mancher Blick fragend in seine Richtung. Allerdings nie für lange, denn selbst im Seeviertel hatte man Geschichten gehört... Geschichten, die wenig Zweifel daran ließen, dass es nicht gesund war, einem Yassalar zu lange auf die schwarzen Schuppen zu starren.


    Ganz im Gegensatz dazu übersah niemand die auffällige Gestalt seiner Auserwählten. Die Kleidung des Flammenmädchens kündete von der Kampfeslust, die sie schon in dem kurzen Schlagabtausch bewiesen hatte. Ihm war nicht entgangen, dass das Korsett aus Leder einen weiteren Schutz unter sich zu verbergen schien und auch die Waffen, die sich bei sich trug, waren offensichtlich kein bloßes Zierwerk. Abgesehen davon... seine Augen glitten über ihre stolzen Gesichtszüge, die vollen Lippen und die Kurven, die sie trotz ihrer Bewaffnung hervorzuheben wusste... gefiel ihm, was er sah. Ganz besonders jedoch der berauschte Glanz in ihren Augen und die Bewegung, mit der sie den Krug immer wieder an ihre Lippen führte - und die dabei stets etwas fahriger zu werden schien.


    Schließlich entschied Zeciass, dass es Zeit wurde, wenn er sich den Spaß der Herausforderung noch etwas bewahren wollte. Unverfänglich trat er näher, bis er knapp einen Schritt neben ihr zum Stehen kam. "Ihr solltet nicht nach ihm Ausschau halten", sprach er die Wartende dunkel an. Bezeichnend deutete er auf den Krug in ihren Händen und ein feines Lächeln stahl sich in seinen Mundwinkel, als er ihren Blick suchte.
    "Er mag spendabel erscheinen, aber glaubt mir: Er ist einer der übelsten Sorte und Ihr seid besser dran, ihm niemals zu begegnen."

  • Ereltheas enttäuschter Blick, als die Wirtin zu einem leeren Tisch ging, war schnell wieder verschwunden. So schnell wollte sie nicht aufgeben und ihr Blick flatterte noch weiter durch den Raum, nach der Suche nach ihrem "Freund". Nicht nur, dass sie sich bedanken wollte, sie wollte vor allem wissen, warum solch ein großzügiger Strolch hier war. Vielleicht konnte sie ja noch ein wenig Gewinn daraus machen, wenn er solch eine große Börse besaß.
    Doch ihre Suche war nicht von Glück gesegnet, niemand der Leute, welche sich im Schankraum tummelten, schien auch nur ansatzweiße das Geld zu haben, sie kurzerhand auf solche ein kostspieliges Getränk einzuladen. Manch einer hier wurde schon laut, oder noch lauter, wenn sein Bier schon verschüttet wurde.


    Aber sie gab die Suche nicht auf, auch wenn sich ihr köstliches Getränk schon allzu bald dem Ende zuneigte, wie sie bedauernd feststellte. Sie hatte sich gezwungen, langsam zu trinken, langsam und genüsslich. Solch ein berauschendes Getränk bekam man nicht alle Tage zu schmecken! Doch das änderte nichts daran, dass jeder Schluck doch etwas von der Flüssigkeit verzerrte. Ein leises, bedauerndes Seufzen kam mit diesem Gedanken.
    Und sie merkte, wie sich Langeweile einstellte. Ihr Gönner hatte sich ganz offenbar schon aus dem Staub gemacht und nur abseits des Geschehen zu stehen war definitiv nicht ihre Art, besonders gerade jetzt wo auch die anderen besonders großzügig waren: Ob nun durch den Sieg oder durch den Rausch. Aber das hätte sie gerne ausgekostet. Wenn sie nicht angesprochen worden wäre.


    Langsam drehte sie den Kopf und ihre Augen verengten sich ein wenig. Nicht aufgrund der Rasse ihres Gegenüber, auch wenn sie sich sicherlich unterhaltsamere Gesellschaft wünschen könnte, sondern auf Grunde dessen, was er sprach.
    "Überraschend beschützende Worte kommen da aus eurem Mund, Schwarzschuppe", sagte sie ätzend. Sie mochte es nicht bevormundet zu werden, sie mochte es nicht von einem Mann bevormundet zu werden, welcher glaubte es besser zu wissen!
    "Ich denke, die Gefahr gehe ich ein, einem der üblen Sorte zu begegnen. Wäre nicht das erste Mal." Ein ironisches Lächeln umspielte ihre Lippen, mit welchem sie Zeciass bedachte. Ihr Blick war fest und unnachgiebig.
    Nun, wenigstens hatte sie nun Gesellschaft. Das war auch nicht schlecht.

  • "Zeciass Raphis ist der Name", stellte er klar und das Lächeln auf seinen Lippen erlosch. Regungslos begegnete er ihrem Blick, der so entschlossen und fest wirkte, dass er an der Wirkung des Getränks zweifelte. Eine gerissene Masche machte jedoch noch kein nutzloses Netz. "Ganz wie Ihr wollt", wandte er den Blick ab. "Ich will Eurem Unglück nicht im Weg stehen."


    Zwei Schritt weit entfernt kippte ein Trockener nach einem gewaltigen Rülpser aus den Latschen. Sein hölzerner Krug polterte mit ihm zu Boden, löste sich aus den Fingern des Bewusstlosen und rollte über den Boden heran. Am Fuß des Yassalars kam er zum Liegen. Zeciass setzte seine Fußsohle darauf ab und bewegte den Krug scheinbar gelangweilt vorwärts und zurück.


    In Wahrheit wartete er schon darauf, dass sie ihm endlich die entscheidende Frage stellte, die ihr gewiss gleich in den Sinn kommen musste.

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