Totentanz - Teil 2

  • Etwas angewidert hatte Saniya beobachtet, wie Csaria die Leiche herum drehte und hüpfte rechtzeitig zur Seite, als der Adlige sich seines Mageninhaltes entledigte. Eigentlich wollte sie überhaupt nicht mehr wissen, welcher arme Tropf da so zugerichtet wurde. Er war tot. Und er würde ihnen gewiss keine Auskünfte mehr geben können. Außerdem durchsuchte Csaria bereits seine Taschen. Vielleicht würde sie etwas aufschlussreiches finden. Vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall befand Saniya die Suche nach einem Zugang sehr viel interessanter und widmete ihre Aufmerksamkeit Asharai, die diesbezüglich ja schon tätig wurde.

  • Zwar bemerkte sie am Rande, was hinter ihrem Rücken vor sich ging, doch Asharai war für den Augenblick viel zu sehr damit beschäftigt, nach verborgenen Zugängen zu suchen, um ihnen allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Schließlich fanden ihre Augen etwas … war es eine Tür? Tatsächlich.


    „Ich glaube, ich habe etwas gefunden. Hier ist eine Tür verborgen. Womöglich ist er durch diese in den Raum gelangt.“


    Vorsichtig sah sie sich nach einer möglichen verborgenen Falle um. Noch betätigte sie den Mechanismus nicht, obgleich sie recht gut durchschaute, wie er funktionieren würde.

  • Das Durchsuchen des Leichnams fördert einen silbernen Ring, versehen mit allerlei Runensymbolen zutage, außerdem einen kleinen Schlüssel, welcher keinerlei Spuren von Alterung aufweist. Sonst ist Nichts von Wert zu finden.


    Da Ihr die Höllenhunde noch nicht gesehen habt, könnt Ihr natürlich nicht sagen, ob die Biss- und Kratzspuren entsprechend aussehen, sprich der Mann von den Höllenhunden getötet wurde.


    Die Geheimtür ist mit keinerlei Fallenmechanismen gesichert. Es ist nichts als eine Geheimtür, die in einen Gang mündet, bei welchem man aber noch herausfinden muss, wohin der Gang führt. Der kühle Luftzug, welcher die Anwesenden sanft umspielt, könnte vielleicht von Draußen kommen. Aber Genaueres läßt sich nur herausfinden, wenn die Tür geöffnet wird.

  • "Eine verborgene Tür?" Dianora war hellwach ... und froh einen Grund zu haben von der Leiche wegzukommen. Ein bisschen enttäuscht war sie dann allerdings doch als sich die Tür als vergleichsweise simpel herausstellte. Sie ließ es sich jedoch nicht nehmen auch selbst nochmal nach möglichen Mechanismen zu suchen. Schließlich konnte die Gnomin noch nicht einschätzen wie fähig Asharai in solchen Dingen war.

  • Csaria schaffte es tatsächlich die Leiche zu filzen. So eine stabile Rossnatur musste man auch erst finden. Als sie um ein Tuch bat, stopfte Herr von Muesig das aus einer oberen Öffnung ragende Schönheitstuch so schnell es ging in die Tasche, damit es ja keiner sähe und es Csaria gäbe. Das wäre ja noch schöner, sein teures Tuch für einen Gestorbenen
    griff er wie selbstverständlich nach den Dingen, die sie aus den Taschen beförderte
    Tuch, was für ein Tuch? Hab kein Tuch. Der Schlüssel interessiert mich“ steuerte er verlogen und eine wenig zu unbekümmert bei.


    Asharai hatte unterdessen eine Tür entdeckt und somit gab es ein Geheimnis weniger. Es war jetzt auch für den letzten Deppen klar, wie und auf welche Weise der Tote hereingelangt sein musste. Es blieb aber doch noch eine Frage offen. War er noch auf eigenen Beinen hier herein gewankt oder hatte ihn jemand erst später hier abgelegt?
    Asharai war schlau, wie er sich bewundernd eingestehen musste. Sie öffnete nicht im jugendlichen Übermut die Tür, sondern ließ Ihnen Zeit, damit umzugehen.


    Das verleitete Herrn von Muesig zu einer seiner beliebtesten Tätigkeiten, andere mit seiner Selbstgefälligkeit zutiefst zu verletzen: „Saniya, werteste, außer dass Ihr dekorativ herumsteht, kommt von Euch aber auch schon gar nichts. Ich weiß ja, dass nicht jeder mit meinen kognitiven Fähigkeiten ausgestattet ist, aber ein wenig Initiative ist trotzdem nicht zu viel verlangt. Ihr könntet schon mal vorsichtig nachschauen, was sich hinter der Tür verbirgt zum Beispiel. Habt Ihr schon vergessen: mitgefangen – mitgehangen!

  • Die geheime Tür war auf jeden Fall weitaus angenehmer als der Tot, befand Saniya, näherte sich Asharai und Tür und ließ ihre Blicke schweifen. Das verschobene Waffenregal zog seine Aufmerksamkeit auf sich und Saniya begutachtete den Öffnungsmechanismus. "Ich habe keine Lust, weiter mit dem da", sie deutete kurz auf Leiche "hier drin zu bleiben", erklärte sie in die Runde. Abgesehen davon würde es sie nicht weiter bringen, diese Tür nur anzustarren. Die einzige Möglichkeit würde es sein, sie zu öffnen, befand Saniya und genau dies tat sie auch. Nachdem sie sich noch rasch mit einem der Schwerter ausgestattet hatte, betätigte sie den Mechanismus. Dass ihr hierbei kalte Schauer über den Rücken liefen konnte von dem Luftzug herrühren oder auch von der Tatsache, dass ihr selbst nicht sehr wohl bei dieser Angelegenheit war. Den unsinnigen Kommentar des Rothaarigen überging sie hierbei bewusst. Als sie ihre Tat vollendet hatte, wandte sie sich dennoch zu Herrn von Muesig um. "Ich gehe davon aus, dass Euch hierzu jeglicher Mut gefehlt hätte".

  • Csaria schloss die Hand um beide Gegenstände bevor der Herr danach greifen konnte und stand auf. Die Tür einfach zu öffnen hielt sie für unklug. Eilig sah sie sich um. Sie nahm einen Bogen, Pfeile und Köcher. Kurz zögerte sie vor einem Degen und nahm sich auch diesen auch wenn sie damit nicht richtig umgehen konnte. Schließlich entschied sie sich noch für einen Waffenrock und zog diesen an. Dabei fragte sie, ob sich jemand mit Runen auskenne.

  • Mit halbem Ohr verfolgte Asharai die Vorgänge, die sich in ihrem Rücken abspielten. Die Hellhaarige und der Rotschopf waren einander eindeutig nicht wohlgesonnen und ließen offenbar keine Möglichkeit aus, ihre Differenzen zu pflegen. Solange sich diese nicht auf sie selbst ausweiteten, kümmerte sie es jedoch wenig. Auf die Frage der Dunkelhaarigen schüttelte sie den Kopf. Sie kannte sich so gut wie gar nicht mit Runen aus.
    Die Gnomin untersuchte derweil selbst die Geheimtür, doch da gab es wenig zu entdecken. Gerade wollte sie den Mechanismus betätigen, als die Hellhaarige einen Vorstoß wagte und sie in Gang setzt. Asharai trat zurück und spähte in den Gang.


    „Nun gut. Dann wollen wir sehen, was sich dahinter verbirgt.“


    Ihre Augen suchten unterdessen nach einer Fackel. Sie würden Licht brauchen, wenn sie diesen Weg untersuchen wollten. Und Waffen würden keineswegs schaden. Also suchte sie sich ein Rapier, hielt Ausschau nach weiteren nützlichen Dingen. Rüstungen ignorierte sie jedoch.

  • Jetzt wo die Geheimtür nun offen stand vor den Blicken der Gruppe, drang der kühle Luftzug ungehindert durch die Waffenkammer. Die Luft war deutlich kälter als die in der Kammer. Bei einem Blick in den Gang konnte man ein äußerst schwaches, bläulich schimmerndes Leuchten an den Wänden ausmachen, welche etwas modrig wirkten. Bei genauerem Hinsehen war zu erkennen, dass dieses Leuchten von einem moosartigen Gewächs an den Wänden ausging. Es war nicht stark genug um ungehindert ohne brennende Fackel im Gang zu spazieren. Ein Fiepen drang an die Ohren, es kam aus dem Gang. Eindeutig von einer Ratte und ja mit einem Male huschte ein Vertreter dieser Nager aus dem Gang in die Waffenkammer, schaute sich neugierig um und hielt dabei sicheren Abstand von der Gruppe, welches von den kleinen Knopfaugen wachsam gemustert wurden. Dann mit einem Schlag machte die Ratte kehrt und rannte wie der Blitz in den Gang zurück.
    Asharais Suche nach Licht war ebenso erfolgreich, mehrere Dutzend Fackeln befanden sich in Holzkästen, ebenso Feuerstein und Zunder, so dass es kein Problem darstellen sollte, die Fackeln anzuzünden. Was war dort in dem Gang? Wohin führte er?

  • Csaria kam der Stab des alten wieder in den Sinn. Sie sah sich noch einmal um auf der Suche danach und hielt gleichzeitig Ausschau nach etwas, mit dem sie das Blut von den Händen wischen konnte. Wenn Höllenhunde so gut riechen konnten wie normale, würden sie sonst das Blut riechen und sie wahrscheinlich ohne Probleme finden.
    Sie sah kurz zur flüchtenden Ratte und dann in die entgegengesetzte Richtung und lauschte...

  • Yarea hatte sich bisher im Hintergrund gehalten, waren ihre Talente doch reichlich fehl am Platz, wenn es um das Vergiften von Höllenhunden oder Untersuchen von Leichen ging. Sie kannte sich um einiges besser mit den lebenden Personen aus. Daher hielt sie ihren Mund und beobachtete erst einmal nur, was alles um sie herum geschah und was ihre unfreiwilligen Gefährten so anstellten. Sie nahm sich einen silbernen Dolch von einem Regal, das in ihrer Nähe stand und liess ihn in ihrem Ärmel verschwinden. Das kühle Metall auf ihrem Unterarm fühlte sich gut an. Sehr beruhigend.


    Neugierig sah auch die Cath in den langen Gang hinab. Es war dunkel und modrig, doch kühle Luft zog wie lange Finger unter ihr dünnes Kleid. Schaudernd stellten sich die feinen Härchen auf ihren Ohren auf. Feine Gänsehaut bedeckte Arme und Dekolleté. Angestrengt versuchte sie durch ihre bessere Nachtsicht irgendetwas in den Weiten des Ganges zu entdecken. Die Ratte ignorierte sie dabei.

  • Nichts zu finden. Schade. Als sich Dianora gerade wieder zurückzog trat die Cath'shyrr vor und öffnete einfach die Tür. Einen Augenblick starrte die Gnomin sie ungläubig an um dann von der Ratte abgelenkt zu werden. Ratten waren wirklich nicht ihr Fall. In einer Werstatt konnten sie so einiges Unheil anrichten wenn sie an Versuchaufbauten herumnagten und Dianora sorgte immer dafür genügend Fallen aufzustellen. Hier allerdings, ging ihr nach einem Moment durch den Kopf, konnte eine Ratte durchaus ein gutes Zeichen sein. Vielleicht war der Gang sicher vor plötzlich auftauchenden Monstern, die auch einer Ratte den Garaus machen würden. Kurzentschlossen schnappte sie sich eine Fackel und machte sich daran diese zu entzünden.

  • Herrn von Muesig schauderte es. Ob das an dem kalten Luftzug lag – jetzt wo die Tür geöffnet worden war, an seinem nervösen Magen oder das er sich extrem unwohl fühlte in dieser Umgebung oder etwas ganz anderem?


    Natürlich zog diese Wachteltante Csaria die Hand mit den Sachen zurück, die er aus ihm selbst unbekannten Gründen gerne gehabt und an sich genommen hätte. Er kommentierte dies mit einem zynischen „Schieb es Dir doch dortwohin.


    Da sich alle bewaffneten steckte er auch einen Degen in seinen Gürtel und ein paar verstärkte Handschuhe nahm er auch noch mit. Eine Bissblessur würden sie wohl abhalten können.


    Ein Ton, nein mehrere, ein Fiepen, wie es wohl nur Ratten erzeugen konnten oder stimmkundige Imitatoren, doch mit letzteren war hier wohl weniger zu rechnen. Aber wer weiß, was ihrem Gastgeber alles eingefallen war.
    Die Antwort war einfach - eine einzige Ratte, die den Raum eiligst betrat, die sich kurz umsah, Herr von Muesig fühlte sich kurz von ihr gemustert, bis sie wieder den Rückzug antreten wollte. Aber nein, nicht mit Herrn von Muesig. Blitzschnell griff er nach seinem Schuhwerk, war mit affenartiger Geschwindigkeit daraus befreit und schwang bereits seinen eleganten Kurzstiefel. Ohne lang zu zielen warf er den Stiefel auf die schon flüchtende Ratte, die sich bereits wieder im Gangeingang befand. Die war entsetzt, erschrak fürchterlich als sie völlig unerwartet der Stiefel voll traf. Es war kein harter Stiefel und wohl auch nicht mit voller Wucht geschmissen, sodass das Leben des Nagers nicht in Gefahr war. Aber Sie rannte erschrocken und lautstark protestierend auf und davon.
    Der Stiefel schlug noch ein paar Mal auf und sprang so in den Gang hinein.


    Die Frage, ob das nun wirklich eine so kluge Handlung war, kam ihm gar nicht in den Sinn. Vielleicht hatte er seine Aggression auch nur ein wenig abreagieren müssen. In solchen Momenten fiel im immer wieder seine Schwester ein, die das Heft des Handelns bestimmt schon längst in der Hand hätte und alles würde nach ihrer Pfeife tanzen müssen. Deshalb bewunderte er sie auch so und verehrte sie bedingungslos. Aber er? Er hampelte einfach so mit ohne wirklich Initiative zu zeigen. Das war auch nicht sein hervorstechenster Charakterzug.


    Asharai hatte Fackeln aufgerissen und da ließ sich Herr von Muesig auch eine reichen „Bitte – danke“ Es waren genug für alle da.

  • Asharai blickte mit einer angehobenen Braue dem flüchtenden Nagetier hinterher, dann auf den unbeschuhten Fuß des Adeligen. Nun gut, es sollte nicht ihr Problem sein, wenn er ohne Schuhwerk da hinausgehen wollte. Sie selbst machte sich herzlich wenig aus Ratten und ähnlichen Kreaturen. Dort, wo sie sich normalerweise aufhielt, wurde selten mit Samt und Seide hantiert. Sie war schmutzige Gänge gewöhnt.
    So entzündete sie also die Fackel, betrachtete sich eingehend das seltsame Moos und zuckte ergeben mit den Schultern.


    „Nun gut, worauf sollten wir warten? Lasst uns nachsehen, was sich dort draußen befindet. Je eher wir es hinter uns bringen, desto besser.“


    Niemand schien sich darum zu reißen, die Vorhut zu bilden, also tat sie es und trat vorsichtig auf den Gang hinaus, musterte dabei genauestens ihre Umgebung, um etwaige Fallen entdecken zu können. Dabei achtete sie darauf, das Moos möglichst nicht zu berühren. Wer konnte schon sagen, um was es sich dabei handeln mochte?

  • Csarias Suche war nur teilweise von Erfolg gekrönt, ein Tuch fand sich in einem Kasten aber der Stock, den der alte Lehrmeister erwähnt hatte, war nicht zu sehen.Derweil verklang das Fiepen der Ratte protestierend in den Tiefen des Gangs. Mit Sicherheit würde dieser Nager auf ewig einen Groll gegen große zweibeinige Kreaturen haben und diesen Groll an nachfolgende Generationen weitergeben. Asharai betrat als Erste den Gang. Die Luft war kühl und hatte einen muffigen Beigeschmack. Jetzt im Licht der brennenden Fackel konnte man am Boden kleine Pilze sehen, die dort vor sich hin wuchsen, auffällig waren die kleinen fluoreszierenden Punkte auf dem Pilzkörper, welche intensiver zu leuchten begannen als das Licht der Fackel auf sie traf. Eine kleine Spinne, mit knallig rotem Körper, huschte an der Wand entlang. Von Weitem hörte man wieder das Fiepen der Ratten aber es machte kein Nager auch nur annähernd Anstalten entgegen zu kommen.
    Die Wände waren auf den ersten Metern künstlichen Ursprungs aber recht schnell machten die Mauern natürlichem Felsgestein Platz. Ein Gang der tief ins Innere gehauen worden war. Mehr und mehr des Moosgeflechts und der Pilze wuchsen hier. Auch das insektoide Leben wurde stärker. Tausendfüßler wanderten aufgestört von dannen. Motten schwirrten herum und auch die Vertreter der Gattung der Arachniden in Form der eben schon gesehenen roten Spinnen, wurden häufiger.
    Weiter ging der Höhlengang und endete Schließlich vor einer hölzernen Tür, die mit dicken Eisenbeschlägen versehen war. Sie wirkte alt aber schien noch recht gut in Schuss zu sein. Eine Ratte huschte plötzlich an der Gruppe vorbei und verschwand in der Felswand, besser gesagt, in einem Loch in der Wand, welches für eine Ratte ausreichend groß war. Nun ja, die Tür, sie schien verschlossen zu sein.

  • Nachdem sich auch Saniya mit einer Fackel bewaffnet hatte und vorsichtshalber noch ein Rapier gegen das zuvor gewählte Schwert austauschte, denn mit diesen Waffen war sie kundiger als mit Schwertern, betrat auch sie den merkwürdig leuchtenden Gang und betrachtete mit Bewunderung das Gewächs an den Wänden, die Pilze und ... Die Bewunderung wich abrupt ihrem Gesicht, als sie der roten Spinne gewahr wurde. Und als ob eine davon nicht genug wäre, tummelten sich, je weiter sie ging, immer mehr von diesen ekelhaften Viechern herum. Doch die verschlossene Tür am Ende des Ganges zog schließlich ihre Aufmerksamkeit auf sich. Saniya versuchte, ob sich die Eisenverschläge öffnen ließen.

  • Ein Fest, welches Du nicht vergessen wirst, hatte in der Einladung gestanden. Von wegen. Die Musik war grauenhaft gewesen, die Vorführung mit den Totenmasken geschmacklos. Einzig die Speiseauswahl konnte sich sehen lassen. Maida hatte sich ein paar Süßigkeiten eingesteckt, für den Weg nach Hause. Doch wo war sie stattdessen? In einem abgetakelten Haus von altem (im wahrsten Sinne des Wortes) Adel, das zwar architektonisch einiges versprach, doch dessen Innenleben äußerst enttäuschend war. Ein Jungspund aus gut bürgerlichem Haus hatte sie den ganzen Abend vollgequatscht, und als die Gäste wegen der peinlichen Vorführung hysterisch wurden, hatte sie der Bursche an der Hand genommen und in dieses Haus verschleppt.


    Da sich kein Eigentümer blicken ließ, hatte sie ihren Verehrer kurzerhand stehen gelassen und sich trotz seines Protestes, so etwas würde sich nicht gehören, erst einmal in allen Räumlichkeiten umgesehen. Von Wertgegenständen keine Spur, überall nur Staub, selbst die Gemälde waren abgehängt und hatten helle Flecke an den Wänden hinterlassen. Maida hatte genug von diesem Abend und wollte nur noch nach Hause. Da hörte sie zufällig ein Gespräch mit an. Sie konnten diesen Ort nur verlassen, wenn sie ein Buch mit einem Zauberwort fanden? Was für ein morbider Spaß war das nun wieder! Sie würde es in Zukunft unterlassen Einladungen von Unbekannten anzunehmen!


    Eine Gruppe Gäste macht sich auf den Weg. Wenn von Geheimnissen die Rede war, wurde Maida stets hellhörig. Neugierig geworden schlich sie hinter den Leuten her. Entweder gab es doch ein paar Wertsachen, die mitzunehmen lohnte. Oder es gab ein Mysterium, dessen Kenntnis sich Gewinn bringend verkaufen ließ. Ein kühler Luftzug drang aus der Kammer, in der das Grüppchen verschwunden war. Maida lugte um die Ecke. Eine Waffenkammer. Auf dem Boden lag eine Leiche. Bei Minaril, wer weidete hier Tote aus? Auf Zehenspitzen trippelte die Cath'shyrr um den Toten herum, das Kleid über die Knöchel hochgezogen, um mit dem Stoff nicht das Blut vom Boden zu wischen. Anhand der umgekehrten Taschen erkannte Maida, dass die Leiche bereits gefleddert worden war. Es lohnte also nicht selbst nachzusehen.


    Der Rothaarige stand im Eingang zu einem zugigen Gang. Ohne sich bemerkbar zu machen tippte Maida dem Mann von hinten auf die Schulter.


    "Ihrrr da, Verehrtester, was geht denn da drinnen vor sich? Noch so ein Spaß von diesem Herrn Graf? Ich muss sagen, seine Schauspieler haben keine Klasse. Und dieses Such-den-Schlüssel-Spiel finde ich ausgesprochen ermüdend. Wieso öffnet man nicht einfach die Türen? Zu einem solchen Fest gehe ich ganz bestimmt nie wieder."


    Auf Tuchfühlung schob sich Maida neben den Herrn, um einen Blick in den Gang zu werfen.


    "Igitt, Insekten! Haben die hier kein Dienstpersonal? Allein für den Staub im restlichen Haus gehört dieses faule Pack auf die Straße gesetzt."

  • Eh? Was wieder diese unsensible, sieht ihr ähnlich Nein, die Haare waren von einem rot…diese Farbe würde seiner Schwester sicher auch stehen. Aber er war sicher, das würde sie niemals auftragen. Zu feminin für ihren eher maskulinen Geschmack. Komisch, dass sie ihm noch nicht aufgefallen war. Schöne Frauen übersah er selten.


    Herr von Muesig musste den Ansichten dieser Frau zustimmen. Es entsprach ganz seinen Gedankengängen. Im Wesentlichen. „Na ja, nicht alle sind gänzlich untalentiert. Der da hinten zum Beispiel“ er deute in Richtung des Toten „ spielt seine Rolle ausgezeichnet und ist noch nicht unangenehm aufgefallen“ meinte er, nicht ohne bemüht komisch zu wirken.
    Mit ihrem Vorbau – einen kleinen Blick zum Genießen durfte er wagen - schob sie sich an ihm mehr entlang als vorbei. Ganz okay, war sein Urteil, das er natürlich für sich behielt.
    Da müssen wir durch, deutete er ihr und stieg schon mal voraus. Sich vorzustellen hielt er für überflüssig.


    Der Gang war eher unspektakulär, wenn man von kleinen Pilzen absah und wo manche Stellen funkelten. Adelige haben es gerne, wenn etwas funkelt. Brillianten, Juwelen, Diamanten, Gold…


    Übrigens habt Ihr meinen zweiten Stiefel…eine Ratte hat ihn magisch angezogen und ich konnte gar nicht anders als“ wollte er die Unterhaltung als Ablenkung etwas anschieben.


    Die kreuchende und fleuchende Bevölkerung des Ganges wurde zahlreicher. Da eine Aranchoracae oder wie das Spinnengezeugs hieß, dort ein Tausendfüssler. Und da auf einmal eine Tür!
    Herr von Muesig machte sich sogleich wichtig und rüttelte ebenso heftig wie erfolglos an der Tür. Doch so er sich auch abmüht, die Tür gab nicht einen Millimeter nach – fest versperrt.


    Fast hätten sie die Ratte übersehen, die, die…in der Wand verschwand. Herr von Muesig kratzte sich am Kopf und meinte: „Habt Ihr…? Mitten durch die Wand! Das gibt’s doch gar nicht! Höchstens im Roman! Im schlechten! Oder? Ich sehe da besser mal nach“ aber er zögerte doch sehr, denn wenn so ein Nager aus der anderen Richtung gesprungen käme? Er suchte den Blick und die Nähe der Rothaarigen Und setzte an: „Wollt ihr nicht einmal, aber passt auf Eure hübsch gepuderte Nase. Oder sonst wer?“ die letzten Worte sprach er sehr laut ohne aber zu schreien.

  • Yarea hatte hinter Asharai stehend, die ihr noch immer merkwürdig bekannt vorkam, angestrengt in den Gang gestarrt. Ihre außergewöhnliche Nachtsicht liess sie erkennen, dass dieser leicht nach rechts führte und dann abknickte. Also nichts interessantes oder wichtiges. Auch sie nahm sich eine Fackel, zündete diese aber noch nicht an. Schliesslich wusste niemand, wann die zum nächsten Mal eine andere Lichtquelle finden würden. Und da sie ohnehin im Dunkeln nicht viel schlechter sah....


    Yarea war hinter der Blonden in den Gang getreten. Entgegen ihrer Vorgängerin beobachtete sie allerdings ihre Umgebung eher fasziniert. Der Bewuchs der Wände war beeindruckend und die vielen leuchtenden Pilze verliehen dem Gang ein mystisches Aussehen. Sie besah sich die Pflanzen auf ihrem Weg etwas genauer, bis sie schlussendlich auch an der Tür angelangte. Sie besah sich die Versuche der anderen und schüttelte dann den Kopf.


    "Ihr seid mir ja ein Bild von einem Mann", murmelte sie, dann krempelte sie den Ärmel ihres Kleides bis zur Schulter und tastete langsam mit der schlanken Hand in das Loch. Einem genauen Beobachter mochte aufgefallen sein, dass ihre Fingernägel dabei eher Krallen glichen.

  • Die Rothaarige, die genau genommen eine Schwarzhaarige war, beäugte ein weiteres Mal den Toten, als der ältere Herr auf dessen Talent hinweis. "Na, ich weiß nicht, Tomatensaft anstelle von echtem Blut hätte es auch getan. Bemerkt Ihr diesen durchdringenden metallischen Geruch? Flecken davon ruinieren jeden Stoff."


    Maida hielt immer noch den Saum des Kleides hochgezogen, griff mit der zweiten Hand nach einer Fackel und hielt diese in Bodennähe in den Gang. Erst als sie sicher war, dass die grässlichen Viecher davon gehuscht waren, wedelte sie die Wände entlang, drehte sich um die eigene Achse und wiederholte den Vorgang vor, hinter und neben sich, bis sie auf sicheren Zehenspitzen hinter dem rot gelockten Herren an die Tür getrippelt kam. Dass diese versperrt war, war ein schlechter, aber zu erwartender Scherz. Auf den Vorschlag des Herren reagierte die Cath'shyrr erst gar nicht, sondern deutete mit den gepuderten Nase zu seiner Schulter hin.


    "Verzeiht, Verehrester... wie war doch gleich Euer werter Name? Ihr habt da ein Tierchen mit unzähligen Beinen auf Eurem kostbaren Rock. Passt auf Euren Hals auf. Ein Abenteurer hat mir einst erzählt, der Biss eines solchen Getiers würde Lähmungserscheinungen hervor rufen. Oder handelt es sich dabei um eine andere Spezies? Er sprach natürlich vom Dschungel."

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