Noch funkelte das helle Licht der Kuppel über der Hauptstadt, doch hie und da mochte man schon die ersten Schatten erspähen, die sich in den verwinkelten Ecken unter den Erkern versteckten und auf ihren Auftritt warteten. Die Dämmerung - oder was man wohl als ihr Äquivalent auf der Insel weit unter den Fluten des Sternenmeers bezeichnen konnte - war gewiss nicht mehr fern. Es war ein lauer Abend, viel Fussvolk genoss die angenehmen Temperaturen in der ganzen Stadt. Vor den meisten Tavernen und besseren Spelunken der Stadt standen noch einige Tische auf der Strasse, an ihnen sassen die eingesessenen Stammkunden und verzechten ihren wohl kargen Lohn, wenn man ihrem Aussehen glauben schenken wollte.
Doch nicht überall in der Stadt herrschte die dafür so typische Unruhe und Unordentlichkeit. Das Adelsviertel von Niralenar glänzte nahezu, so penibel wurde es von den Dienern der hier Residierenden sauber gehalten. Von den restlichen Bezirken durch kleine Kanäle getrennt, konnten sich die Oberen hier nicht nur sicher fühlen, sondern sich beinahe in ihrer eigenen kleinen Stadt wähnen. Am Rande, nicht unweit davon einer der besagten Kanäle, stand eine kleine, aber umso schönere Residenz. Auf den ersten Blick war klar, dass hier niemand hauste, der dem Hochadel angehörte. Das eiserne Tor wies kunstvolle Muster auf, der weg aus hellem Kies dahinter war sauber und ordentlich. Im kleinen Park, nicht viel mehr als ein grosser Garten, standen adrett in Form geschnittene Büsche. Fackeln erhellten den Weg, gegen das Haus zu wurden sie jedoch immer mehr durch das weiche Licht der Muschellampen ersetzt.
Die ersten Gäste waren bereits eingetroffen. Das Haus Arisdar hatte zu geselligem Beisammensein aufgerufen. Eingeladen waren bekannte Namen aus der aufstrebenden Händlerschicht Niralenars und ehrgeizige Adlige, deren derzeitige Position ihrem Machthunger nicht gerecht wurde. Ein Abend, um Kontakte zu knüpfen, Pläne zu schmieden und Allianzen zu schliessen.
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Yarea strich ihr Kleid glatt. Der schwarze Stoff schmiegte sich schmeichelnd an ihren schlanken Körpern, die roten Akzente in Mieder und Rock passten zu den roten, tropfenförmigen Ohrringen und den vielen kleinen Steinchen in ihrem Haarreif, der mehr schlecht als recht ihre Lockenpracht bändigte. Das lange weisse Haar schimmerte seidig im Licht der Kuppel. Die Cath setzte ein verführerisches Lächeln auf und betrat den Garten, wohl wissend, das ein Becken voller wütender Yassalar nicht wesentlich gefährlicher war als die versammelte Gesellschaft.