Eine fremde Welt

  • Zielstrebig ging Tári durch die Gassen, auch wenn sie jene mied, welche ihr allzu eng wurden. Sie wären vielleicht schneller gewesen und Tamrin könnte ahnen dass es einen schnelleren Weg gegeben hätte… Aber da die Halbelfe nicht wieder Panik aufflammen fühlen wollte, nahm sie bewusst die breiteren, der engen Wege.
    Wort um Wort tastete sich Tamrin an eine korrekte Aussprache heran, auch wenn Käse ihm nicht leicht von den Lippen ging. Sie blieb kurz stehen, es war ruhig um sie herum und Celeb trottete hinter ihnen her. "Hört einmal genau hin.", bat sie ihn. "NoCHMal… NoCHMal… und KäSE… Kä – SE… Kä-SE", sagte sie und fixierte dann seine Lippen um der Aussprache der Worte zu folgen…
    "‘Seid gegrüßt‘ ist gängig. Also: Seid gegrüßt…seid gegrüßt… – So und nun Ihr.", forderte sie mit einem dezenten Lächeln.

  • "Nochchmal ?" versuchte er es erneut, nachdem er folgsam die Ohren gespitzt hatte. "Nochchmal …...........nochmal. Nochmal." Was für ein komischer Laut, der da zu formen war. Fast wie eine zischende Gans, dachte er heimlich und musste unwillkürlich grinsen. "Käshe." Irgendwie wollte dieses Wort nicht so recht. "Käshe …... ist es so schlimm, dass niemand versteht, was ich sagen will ?", fragte er etwas ungeduldig. Um auf den Weg, den Tári da wählte, zu achten hatte er überhaupt keine Gelegenheit. Hartnäckig versuchte er sich an der neuen Phrase. "Sait kegrüssssst."

    .................


    >> Es ist so schwer, das Glück in uns selbst zu finden, nur leider ist es ganz unmöglich, es anderswo zu finden. <<


    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • "Sehr gut.", lobt sie, als ihm das Wort 'nochmal' nun richtig über die Lippen ging. "Nein, es ist nicht schlimm, wirklich nicht. Ob Käse oder Kähse über kurz oder lang wird es Euch gelingen, da bin ich mir sicher.", sagte sie weil er die anderen Wörter doch recht schnell hin bekam.
    "Versucht es etwas weicher...? Seid gegrüßt...", sagte sie ehe sie sich einem kleinen Fachwerkhaus nähern. Dieses wirkte von außen gut gepflegt, auch wenn man ihm ansah dass es wohl schon länger dort stand. Auf der Fensterbank war ein länglicher Blumenkasten, welcher nicht wie die anderen mit Blumen bestückt war sondern mit allerlei Kräutern. "Wir sind da.", sagte sie und Celeb hatte sich schon längst nahe der Türe in den Schatten gelegt. Sie traten ein, kein Zögern ging dieses Mal von ihr aus und so standen sie direkt in einem kleinen Laden. In zahlreichen Regalen reihten sich Körbe und Schachteln. Am Boden standen Säcke, in unterschiedlicher Größe, die teilweise offen waren. Überall war Gemüse, Früchte, Trockenfleisch zu sehen und hinter dem Tresen waren verschiedene Sorten von Käse aufgereiht. Und entgegen der Wand hinter dem Tresen ein paar verschiedene Leibe Brot. Von der Decke hingen diverse Kräuter und Gewürze. Der Laden duftete Táris Meinung nach Alizar ihrer Heimat. Aber dass war auch nicht verwunderlich, so war der alte Mann, welcher in dem Laden Stand selbst, von dort und vertrieb hier Allerlei Spezialitäten von dieser Länderei, neben all dem anderen Sortiment. "Seid gegrüßt Perram", sagte sie sogleich nach dem Eintreten.
    Der Mann, in seiner gepflegten aber einfacheren Kleidung, wandte sich von seiner Tätigkeit ab und lächelte leicht erfreut. "Auch ich grüße dich Tári und deine Begleitung. Was kann ich für euch tun?"

  • "Saidd gekrüsst ?" Tamrin wiederholte es noch ein paar mal, bis er fand, dass es sich den Lauten Tári's ähnlich genug anhörte. Außerdem hatte sich der große Hund schon vor einem Laden niedergelegt und Tamrin schloss daraus, dass dieser ihr Ziel sein mußte. Dann wurde es wohl Ernst und er verspürte ein nicht unangenehmes Kribbeln im Nacken. Der Laden war ein typischer Laden, wie Tamrin auch daheim schon welche gesehen hatte – auch wenn er nicht alle Waren kannte, die hier feilgeboten wurden. Doch hinsichtlich der Lebensmittel konnte er keine gravierenden Unterschiede feststellen. Käshe sah auch hier so aus wie Käse, spielte er im Kopf amüsiert mit der neuen Sprache herum. Die Aromen verschiedener Gewürze stiegen ihm in die Nase und er schnupperte unauffällig, ob er welche identifizieren konnte. Außer ihnen war niemand im Laden, nur ein alten Mann, den Tári freundlich begrüßte und dessen Name dann wohl Perram sein müsste, wie Tamrin zu erkennen glaubte, weil ihm die Laute nicht länger fremd waren. Der Alte schien sich aufrichtig über Tári's Besuch zu freuen und erwiderte den Gruß. Jedenfalls klang ein Wort, das er benutzte, dem Tamrin bekannten 'gekrüßt' sehr ähnlich. "Seid gekrüßt, Perram!“, nickte er dem Alten ebenfalls höflich zu. Die Worte des Inhabers schienen in eine Frage zu münden und Tamrin blickte Tári seinerseits fragend an.

    .................


    >> Es ist so schwer, das Glück in uns selbst zu finden, nur leider ist es ganz unmöglich, es anderswo zu finden. <<


    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • Freundlich nickte der Mann dem jungen Begleiter der Halbelfe zu. Tári bemerkte den Fragenden Blick von Tamrin und wandte sich erst Perrams Frage zu. "Das Übliche, wir hätten gern ein paar Besorgungen bei Euch erledigt. Mein Begleiter ist neu in der Stadt und übt sich gerade in der Sprache.", erklärte sie kurz.
    "Natürlich, seht euch um.", sagte Perram mit einer einladenden Geste und zog sich hinter die Theke zurück.
    So wand Tári sich wieder Tamrin zu, zumindest mit ihrer Aufmerksamkeit. "Ihr seid dran."

  • "Er weiß Bescheid, ja?", fragte Tamrin vorsichthalber nach bevor er sich dem Ladeninhaber zuwand und ihm abermals freundlich zunickte. "Brot", sagte er, sorgfältig auf die Aussprache achtend. Aber sofort bedeutete Tamrin ihm mit einer Geste, dass er abwarten möge. Entwaffend lächelte er Tári an. "So geht es nicht.", gestand er ihr. "Sagt - was heißt 'bitte' auf Bereliarnai ?"

    .................


    >> Es ist so schwer, das Glück in uns selbst zu finden, nur leider ist es ganz unmöglich, es anderswo zu finden. <<


    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

    Einmal editiert, zuletzt von Tamrin ()

  • Hätte man Tillas Gemütszustand an diesem Tag beschreiben sollen, so wären einem nicht unbedingt positive Worte dafür eingefallen.
    Die dunkel gelockte Pfandleiherin war heute schlicht und ergreifend mit dem falschen Fuß aufgestanden.
    Schon am frühen Morgen hatte sie Bekanntheit mit einer übergroßen Spinne, eiskaltem Waschwasser und schimmeligen Brot machen müssen. Ganz davon zu schweigen, dass sie weder Käse, noch Honig daheim hatte.
    Die letzten Tage waren einfach zu arbeitssam gewesen. Tilla war jeden Morgen früh in die Pfandleihe gegangen um erst weit nach Anbruch der Nacht wieder herauszukommen. Bassam war krank, in einem der Adelshäuser stand ein großes Bankett an und sie hatte eine größere Menge Fässer mit eingelegten Gurken an den Mann bringen müssen. Kurzum - nichts lief gerade rund.


    Natürlich hätte die Pfandleiherin Vidd, den Gnom, bitten können, ihre Einkäufe zu erledigen, doch Tilla war froh, dass sie einen Grund hatte mal für 10 Minuten ihr Geschäft zu verlassen. So sehr sie es auch sonst liebte, hinter der Theke zu stehen, jetzt brauchte sie frische Luft.


    Wie immer war Tilla geradezu herausgeputzt. Der Acai wäre es niemals in den Sinn gekommen, ihr Äußeres zu vernachlässigen, nur weil die Zeiten derzeit etwas arbeitssamer waren. Sie trug ein bodenlanges, lindgrünes Kleid, mit langen Ärmeln und von aparter Schlichtheit - nur um diese Schlichtheit mit ihrer hochgesteckten Frisur und einem übergroßen Schultertuch aus weißer Spitzer zu durchbrechen.


    "Ich grüße euch, Meister Perram." Sprach die Acai-Tochter nur um gleich darauf zurückzuweichen. Der Laden war nicht groß und Tilla hatte nicht mit anderen Kunden gerechnet. So nickte sie dem Händler nur zu ohne ihre Bestellung aufzugeben und hielt sich weitesgehendst im Hintergrund, die beiden Fremden beobachtend.

  • Die Halbelfe nickte auf Tamrins Frage hin bestätigend.
    Perram, der alte Mann mit seinem grauen, kurzem Haar sah Tamrin freundlich entgegen. Er war alt und geduldig. Er verstand was der junge Mann von ihm wollte und auch seine Geste, so wartete er und sah den beiden fast vergnügt zu.
    Tári sah aus den Augenwinkeln zu Tamrin hinüber und lächelte, verständnisvoll?
    "Bitte heißt auf Belerianai bitte...", antwortete sie. Die Tür ging auf und hinter ihr grüßte eine weibliche Stimme. Sie versteifte sich etwas. Es ist noch genug Platz..., redete sie selbst gut zu. Sie wand sich leicht um und musterte die Frau kurz, welche so eben herein kam. Den direkten Blickkontakt mied sie auch hier. "Guten Tag.", grüßte sie weder freundlich noch unfreundlich und versuchte ihre Aufmerksamkeit wieder auf Tamrin und seinen Einkauf zu legen.

  • "Biitte ?" Tamrin wandte sich zu Tári hin, um in ihrem Gesicht nach der Bestätigung zu suchen, dass er es richtig gesagt hatte. Noch bevor sie antworten konnte, öffnete sich die Ladentür hinter der jungen Frau und eine weitere Kundin trat herein und grüßte. Tamrin musste kaum den Kopf drehen, um sie ansehen zu können. Eingehend betrachtete er sie. Im Gegensatz zu Tári sah man dieser Menschenfrau auf den ersten Blick an, dass sie wohlhabend sein musste. Tamrin war weit davon entfernt, etwas von Mode zu verstehen, aber dass dieses elegante hellgrüne Kleid, das durch seine Schlichtheit bestach, und die weiße Spitze, die die selbstbewusst gestrafften Schultern der Frau umschmeichelte, teuer gewesen sein mussten - das sah sogar er. Ihr glänzendes Haar war in einer kunstvollen Frisur arrangiert - nur ihr Gesicht wirkte ein klein wenig gereizt, fast nicht wahrnehmbar und Tamrin lächelte sie höflich an, als ihm bewusst wurde, dass sein Starren ziemlich fehl am Platze war. "Seid gegrüßt.", verneigte er sich ihr gegenüber leicht. Hoffentlich war sie nicht verärgert, wenn er länger brauchte.


    Er wandte sich wieder an den Ladeninhaber und zwinkerte ihm fröhlich zu. Erster Testlauf auch noch unter Zeugen, das konnte ja heiter werden, dachte er amüsiert. 'Biitte' .... biitte ..' stumm formten seine Lippen nochmal das neue Wort vor sich hin. "Brot, bitte.", erklärte er Perram dann mit ernsthafter Stimme und nur noch in seinen Augen leuchtete seine heimliche Freude darüber, dass es sich in seinen Ohren richtig anhörte.

    .................


    >> Es ist so schwer, das Glück in uns selbst zu finden, nur leider ist es ganz unmöglich, es anderswo zu finden. <<


    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • Tári sah keinen Grund Tamrin zu verbessern, denn auf Anhieb hatte er das Wort fast korrekt gesprochen. Sie betrachtete ihn kurz wie er die neue Kundschaft Perrams fast schon anstarrte. Irgendwann konnte sich der junge Mann doch endlich losreißen nachdem er perfekt gegrüßt hatte. Ein leises Lächeln umspielte die Lippen der Halbelfe.
    Perram nickte verständig. "Eins… zwei… drei…?", fragte er und unterstrich seine Frage jeweils mit der Anzahl der Finger. Denn wie er wusste übte sich der Begleiter von Tári in der Sprache. Auch hatte er es gerade mit sehr vergnügten Augen beobachtet.

  • Perram hatte ihn offensichtlich verstanden und aufmerksam betrachtete Tamrin dessen Gesten und lauschte den Worten. Kurz warf er seiner Begleiterin einen prüfenden Blick zu ......... schmal wie Handtuch ........und darüber konnte auch ihre Wald - Bekleidung nicht hinweg täuschen ......


    "Einse, bitte." erklärte er dem Ladeninhaber dann.

    .................


    >> Es ist so schwer, das Glück in uns selbst zu finden, nur leider ist es ganz unmöglich, es anderswo zu finden. <<


    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • Tilla rollte mit den Augen. Wo war sie hier denn gelandet? Nicht nur, dass ihr Morgen vom Chaos geprägt worden war, jetzt mußte sie auch noch warten, weil irgendein Jugendlicher meinte Fremdsprachen erlernen zu müssen. Nein, mit Tilla war heute nicht zu scherzen. Sie seufzte hörbar und sah sich im Laden um. Wenn Perram nicht den besten Honig der Stadt führen würde, hätte sie wohl auf dem Absatz wieder kehrt gemacht, aber so war sie bereit noch einen Moment zu warten. Einen kurzen..

  • Tári bemerkte den prüfenden Blick von Tamrin auf sich und fragte sich unwillkürlich was er wohl gerade dachte. Dennoch wartete sie geduldig bis ihr Begleiter auf den ersten Versuch hin gut die Anzahl nannte.
    Auch der Ladenbesitzer bemerkte den Blick des jungen Mannes auf die Halbelfe. Kaufte er etwa für sie beide ein? Perram packte wie gewünscht das Brot ein und sah den Kunden auffordernd an und unterstrich seine nicht lautgestellte Frage mit einer Geste.
    Tári vernahm während dessen das genervte Seufzen der später eingetretenen Kundschaft. Sie straffte sich etwas und wand sich halb um. Sie wollte weder sich noch Tamrin hetzen lassen. Aber verärgern wollte sie auch niemanden. "Ich denke bei uns wird es etwas länger dauern. Wenn Ihr es eilig habt, lassen wir Euch gern den Vortritt.", erklärte sie der Unbekannten eher kühl an.

  • Tamrin sah dem Ladeninhaber zu, wie das gewünschte Brot in raschelndes Papier einschlug und für ihn zur Seite legte und legte sich dabei seinerseits im Kopf bereits die nächsten Worte zurecht. Das entnervte Seufzen hinter ihm entging ihm deswegen. Er hörte, dass Tári mit der Dame zu sprechen begann und beliess seine Aufmerksamkeit bei dem Ladeninhaber, weil er die Worte ohnehin nicht verstand. Perram bedeutete ihm, fort zu fahren und Tamrin nickte. "Apfel eins .. eins - Birne eins .. eins" erklärte er und unterstrich die gewünschte Anzahl jeweils mit zwei Fingern.

    .................


    >> Es ist so schwer, das Glück in uns selbst zu finden, nur leider ist es ganz unmöglich, es anderswo zu finden. <<


    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • "Oh, das wäre geradezu fantastisch.." Antwortete Tilla mit unüberhörbaren Sarkasmus in der Stimme.
    Selbstbewußt ging sie einen Schritt vor und unterbrach Tamrin und Perram bei ihren Fingerspielen.


    "Perram.. alter Freund.." Tilla lächelte süßlich. "Wie geht es dir? Scheinbar kannst du dich über Kundschaft ja nicht beklagen." Sie warf den beiden Fremden einen kurzen Blick zu.
    "Und ich habe dich lange nicht mehr in meinem Geschäft gesehen."
    Perram war schon Kunde ihres Vaters gewesen. Mit ziemlicher Regelmäßigkeit kam er vorbei, verpfändete ein wenig Schmuck seiner Frau und löste ihn nach ein paar Wochen wieder aus. Tilla wußte nicht, wofür er das Geld brauchte. Ob er so Engpässe in seinem Laden überwand, dem Wein oder Glücksspiel zugeneigt war, Tilla wußte es nicht und in diesem Fall wollte sie es auch gar nicht wissen. Perram war im Großen und Ganzen ein ehrlicher Bursche.


    "Aber ich will euch nicht weiter stören. Einen Topf Honig möchte ich bitte und ein Stück von deinem guten Käse. Ich kann Vidd unmöglich noch viel länger alleine im Laden lassen. Der Gnom baut mir sonst noch alles auseinander." Keck zwinkerte sie dem Besitzer zu.


    Während Perram eilig nickte und einen der Honigtöpfe hervorkramte, drehte Tilla sich zu Tamrin um. "Zwei." Erklärte sie ihm knapp in der Sprache Beleriars . "Eins und Eins sind Zwei."

  • Hinter sich hörte Tamrin die unbekannte Frau eine Antwort an Tári richten. Besonders freundlich klang ihre Stimme nicht und bevor der Ladeninhaber die Chance hatte, auf Tamrin's holprige Äußerung seines Wunsches einzugehen, stand die Dunkelhaarige schon neben ihm und sprach Perram ihrerseits an. Ein merklicher Ruck ging durch den alten Mann, der sich nach einer kurzen Antwort eilfertig an einigen Töpfen zu schaffen machte. Angesichts seiner Reaktion drehte Tamrin den Kopf und musterte die unbekannte Frau intensiv mit leicht zusammen gekniffenen Augen, die ihrerseits dem Alten noch ein paar muntere Worte hinterher schickte. Auch aus der Nähe war ihr Gesicht makellos und es war endgültig klar, dass sie vielleicht nicht über Tári stand, aber über ihm ganz gewiss. Andererseits tätigte sie ihre Besorgungen selbst – dann sorgte sie vielleicht auch für ihren Wohlstand selbst, was wiederum verschiedene Möglichkeiten über ihre Person eröffnete, die Tamrin hier und jetzt aber nicht weiter verfolgte. Es war auch einerlei, ob sich Tári's Gespräch mit der Dame darum gedreht hatte, sie vorzulassen oder ob sie das einfach selbstverständlich von sich aus als ihr Recht angenommen und getan hatte – er hatte keinerlei Interesse daran, sie zu verärgern. Tamrin mochte hier ein Fremder sein, aber auch in seiner Heimat gab es Herrschende und solche, die beherrscht wurden, durch sämtliche Völker und Klassen hindurch. Auch wenn ihm diesbezüglich eine höchst ungewöhnliche Erziehung zuteil geworden war, würde er diese gesellschaftlichen Mechanismen niemals in Frage stellen. Und er erinnerte sich an den Hauch von Gereiztheit auf dem Gesicht der Dame, als sie den Laden betreten hatte.



    Nach den Worten an Perram, wandte diese ihm ihr Gesicht zu. Nur ein Wort sagte sie und bevor Tamrin überlegen konnte, was sie wohl meinen mochte, fügte sie Worte hintendran, die er verstand. Sein Gesicht hellte sich auf und ein amüsiertes Lächeln ließ seine Mundwinkel zucken. "Zvei.", ahmte er das Wort nach. Hm – nicht ganz. "Eins unn Eins .. Zffei"Auch nicht ….. "Zwei ...Zwei." Ja, nickte er in Gedanken, klang gut. Bedauerlicherweise fehlte es ihm nun sogleich am nächsten Wort, um die Unbekannte vielleicht ein wenig versöhnlicher zu stimmen. Aber er nahm an, dass sie sein dankbares Lächeln und das verneigende Nicken, mit dem er sich die Hand auf die Brust legte und dann doch in Elfisch sprach und "Tamrin Farepoynt. Ich danke Euch!" sagte, trotzdem verstehen würde. Ganz bewusst trat er ein Stück hinter sie zurück und blinzelte Tári fröhlich zu. Noch ein neues Wort.

    .................


    >> Es ist so schwer, das Glück in uns selbst zu finden, nur leider ist es ganz unmöglich, es anderswo zu finden. <<


    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • Der Sarkasmus in der Stimme der Menschenfrau ließ Tári fast ihr Angebot bereuen. Mühevoll konnte sie geradeso ein Knurren unterdrücken aber ihre Lippe wanderte verächtlich nach oben. Ihre Miene wurde emotionslos. 'So sind wir sie schneller wieder los.',hallte es in ihren Gedanken.
    Von dem, für sie, seltsamen Gebaren wandte sie sich ab, nachdem sie die Frau von der Seite für einen Bruchteil gemustert hatte. Tári sah dem in die Jahre gekommenen Verkäufer zu, wie er eilig die Bestellung der Frau zusammentrug.
    Perrams Kundschaft hatte sich zu Tamrin umgedreht. Dieses und die Worte der Unbekannten bewirkten, dass Tári begann diese Situation kühl zu betrachten.
    Die Kälte legte sich als Tamrin versonnen begann sich an dem Wort 'zwei' zu versuchen. Nach wenigen Versuchen hatte er es korrekt ausgesprochen und ein dezentes Lächeln umspielte Táris Lippen. Jenes vertiefte sich mit den Worten welche er dann in Shar’ylai an die Unbekannte richtete. Es gefielt ihr wie der junge Mann auf die knappe Art der Frau reagierte. Er trat einen Schritt zurück und sie nahm sein Augenzwinkern, leicht verwirrt zur Kenntnis. Ihr wurde bewusst, dass sie seinen Blick länger als einen kurzen, flüchtigen Moment gesucht hatte. "Ihr lernt schnell.", sagte sie den Blick wieder von seinen Augen abgewandt.

  • Perram hatte den Honig mittlerweile herbeigeholt und hatte ein großes Messer in der Hand. Prüfend sah er Tilla an, als er es an den Käse ansetzte und die Brünette nickte nur einverständlich.


    "Ihr müßt mir nicht danken," antwortete Tilla in gebrochenem Elfisch. "Ihr solltet euch in diesem Viertel nur nicht zu offensichtlich als... Fremder ausgeben." Die Pfandleiherin brauchte einige Sekunden um die richtigen Worte zu finden. Sie sprach die Sprache der Elfen nur zu selten. "Es gibt hier viele Händler, die das gerne ausnutzen und schlußendlich landet ihr früher bei mir, als es uns beiden lieb ist."
    Spach sie, die Aufmerksamkeit jedoch wieder vollkommen auf Perram gerichtet.


    "Danke, guter Freund, das reicht. Seid so gut und legt mir noch zwei von euren Rauchenden und ein kleines Laib dunkles Brot bei. Bassam ist krank und wird sich über eine Stärkung freuen." Plapperte sie in bestem Belarisch und beachtete die beiden anderen Kunden gar nicht mehr.

  • Leise Verwirrung stand in Tári's Augen. In ihren Augen ….... Die kleine Frau Unnahbar hatte ihm tatsächlich in die Augen geblickt ! Eigentlich sogar ganz hübsche graue Augen, fand er. Er musste etwas an sich halten, um nicht offenherzig 'Vielleicht lernt Ihr dann auch endlich, dass Ihr Euch vor mir nicht fürchten müsst.' auf Ihr Lob zu antworten.


    Erstaunt wandte er den Kopf wieder zu der fremden Dame, denn von ihr klangen eindeutig elfische Worte zu ihm hin. Tamrin unterdrückte ein Schmunzeln. Sie konnte schlecht wissen, dass er Tári unter anderem deshalb nach dem Preis der Sachen gefragt hatte. Und Tári – er warf ihr einen raschen Blick zu – war kein Betrüger. Das hätte sie leichter haben und sich einfach bezahlen lassen können als darauf zu setzen, dass er ihr auch wirklich in diesen Laden hier folgen würde. "Ich danke Euch abermals - Für Euren guten Rat, verehrte Dame.", antworte er dennoch höflich, denn es WAR ein guter Rat und genau so gut hätte es ihr gleichgültig sein können. Interessanter fand er da schon ihre Andeutung zu ihrer …..... Tätigkeit. Tamrin war ein wenig irritiert. Was konnte man denn noch verkaufen, wenn man nichts mehr hatte ? Außer sich selbst. Nachdenklich starrte er den Rücken in dem edlen Kleid an. Ob sie wohl Sklavenhändlerin war ? Oder zumindest Frondienste vertrieb ? Man konnte es Tamrin's Eltern nun als Versäumnis anlasten oder als Fürsorge auslegen, dass ihr Sohn keinerlei Erfahrung mit Pfandleihen besaß. Beide hatten einfach niemals eine besucht. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass er nicht einer Stadt aufgewachsen war und sich in kleinen ärmlichen Dörfern solche Geschäfte nicht befanden. Und an der Akademie ? Bestimmt nicht öffentlich – allerhöchstens auf dunklen Kanälen von denen niemand wissen durfte. Aber trotz seiner Frohnatur war Tamrin kein Dummkopf. Bevor er die Dame beleidigte oder ihr falsche Annahmen unterstellte, fragte er vorsichtshalber nach. "Verzeiht bitte, darf ich fragen, welchen Geschäften Ihr nachgeht ?" Verschlossener als Tári konnte sie ohnehin kaum sein, sagte er sich innerlich schmunzelnd.

    .................


    >> Es ist so schwer, das Glück in uns selbst zu finden, nur leider ist es ganz unmöglich, es anderswo zu finden. <<


    Nicolas Chamfort, 1741 - 1794

  • Dankend legte Tilla Perram einige Münzen auf den Tresen und packte alle Speisen ein. Sie verabschiedete sich höflich von dem alten Mann und drehte sich wieder zu Tamrin um, der ihr eine Frage gestellt hatte. Sie lächelte wissend..
    "Geld. Ihr bekommt Geld von mir." Antwortete sie knapp und nickte dem jungen Mann zu. Manch einer mochte in seinem Alter schon einen Berg an Schulden angehäuft haben, jedoch sah er nicht wie einer dieser Tagediebe aus und Tilla würde es wenig wundern, wenn er von dem Begriff der Pfandleihe noch nie etwas gehört hätte.


    "Manch einer gibt mir dafür seine Waren, ein anderer den Schmuck der Ehefrau und wenn ihr Gerüchten glauben wollt, dann nehme ich von ganz armen Kreaturen sogar die Seele als Pfand." Sie schmunzelte und schritt an Tamrin vorbei.
    "Fragt nach Acai, wenn ihr irgendwann einmal Hilfe braucht." Ohne einen weiteren Gruß an Tamrin oder Tári öffnete Tilla die Tür.
    Sie lächelte. Sie mochte die Sprache der Elfen sehr gerne und genoss ihren Klang. Schade, dass sie schon lange keine elfischen Kunden gehabt hatte...

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!