Etwas verwundert legte der junge Mann die Stirn in Falten. Man bekam Geld von ihr ? Ihre folgenden Worte klärten es aber schon auf und er nickte bedächtig. So verhielt sich das also. Leute brachten Dinge hin – und diese Frau gab ihnen Geld dafür. Eigentlich gar nicht unlogisch, auch wenn er Pfand bislang eher im Zusammenhang mit einem gegebenen Wort benutzt hatte. Welches man einlösen musste. Und so ähnlich verhielt es sich dann wohl auch hier - nur dass die Sachen der Leute das Pfand waren, das ausgelöst werden musste. Nur für einen Sekundenbruchteil erstarrte sein Gesicht in völliger Ausdruckslosigkeit als sie davon sprach auch Seelen als Pfand zu nehmen. Doch ihr Gesicht verriet, dass sie es wohl nicht ernst meinte. Oder zumindest nicht wörtlich. Andererseits – so überlegte er – erforderte diese Art von Geschäftstätigkeit sicherlich einen strengen eisernen Willen. Denn Mitleid war wohl fehl am Platze, wenn man so sein Geld verdienen wollte, ohne selbst dabei zu verhungern. Und Hungern tat diese Frau jedenfalls nicht. Insofern war ihre Formulierung wohl – hoffentlich – im übertragenen Sinne gemeint. Tamrin fragte sich unwillkürlich, wie einsam sie sich manchmal wohl fühlen musste und sein Blick verweilte auf der Stelle, die Tilla Acai soeben verlassen hatte und zur Eingangstür getreten war.
Ihre Abschiedsworte ließen ihn wieder aufmerken. Kurz musterte er sie forschend, weil er sich ihr Angebot nicht erklären konnte. Welche Veranlassung mochte sie haben ? "Euer Angebot ist eine große Ehre, Lady Acai.", bekannte er ernst. "Ich versichere Euch, dass ich es niemals missbrauchen werde." Ehrerbietig neigte Tamrin abermals den Kopf vor Tilla Acai.