Während Morgaina vor sich hin sang und nicht mehr sonderlich auf die anderen der Gruppe achtete, behielt sie jedoch ohne es bewusst zu merken, sowohl die Gegend als auch das Wasserwesen im Auge, das hin und wieder so erkennen war. Da ihr bei dem Fußmarsch nun langsam wärmer und wärmer wurde, beschloss sie ihren Umhang abzulegen, ihn zusammenzurollen und im Beutel zu verstauen. Kaum war ihr dieser Gedanke durch den Kopf geschossen, setzte sie ihn auch schon in die Tat um. Noch immer formten sich die Worte zu ihren kleinen Lied und sie schwang sich nach wenigen Augenblicken den Beutel wieder über die Schulter.
Nun sah sie nach vorne und verstummte abrupt. Morgaina runzelte die Stirn. Gings da vorne etwa in die Tiefe? Nun, solange sich nur der Weg senkte, dass sie eben langsamer gehen musste, um nicht auszugleiten würde es ja nicht schwierig werden. Doch wenn womöglich wirklich und wahrhaftig zu Klettern war, würden das ihre Schuhe eventuell nicht überleben. Und Morgaina war kein Freund von Kletterpartien. Zumindest konnte sie sich an keine erinnern, die sie je unternommen hatte. Zwar war sie im Salzgebirge schon mal auf den einen oder anderen Hügel geklettert, aber das waren eben Hügel, keine wie auch immer geartete Abgründe.
Aber ehe Morgaina sich nicht mit eigenen Augen überzeugt hatte, wie dieser "Abgrund" beschaffen war, konnte sie sowieso nicht sagen, es gefiel ihr oder gefiel ihr nicht. Und davon, dass es ein gerader und normaler Weg war, den sie in den veranschlagten zwei Stunden gehen sollten, ehe sie die Priester treffen würden, war nicht versprochen worden.
Als Morgaina die Stelle erreicht hatte, an der schon die ersten begannen hinunter zu klettern, merkte sie, dass es nicht so steil war, wie sie erst befürchtet hatte. Es gab genug Büsche und junge Bäumchen, um sich an deren Stamm oder Astwerk fest zu halten, sollte die Kletterpartie zu einer Rutsch- und Stürzpartie werden.
Morgaina schob sich den Beutel weiter nach hinten auf den Rücken und setzte ihren Fuß zum ersten Schritt in die Tiefe. Neben ihr stürzte der Fluss mit jedes leisere Geräusch übertönenden Tosen in die Tiefe und die Sonne malte einen Regenbogen darüber. Kurz verhielt Morgaina im Schritt, um sich an diesem satt zu sehen, doch gleich darauf setzte sie ihre Kletterei fort.