Gemüsehandel "Frisch und knackig"

  • "Eine Dame mit Geheimnis." Bestätigte Brennan Maidas Feststellung und sein Blick sprach weiter "So wie ihr."


    Maidas weitere "Fragen" sorgten hingegen für ein Schmunzeln auf Brennans Lippen. Er sah einen Augenblick in die Ferne. Aus dieser Perspektive konnte man den Palast der Nacht nur noch erahnen. Doch Brennan brauchte ihn nicht zu sehen um die Macht Shirashais zu spüren.
    Und tatsächlich dienten seine Vögel der dunklen Göttin mehr, als es ein mancher Besitzer auch nur zu ahnen glaubte.
    Nicht mit jedem Tier stand der Händler noch in Kontakt, und doch waren viele von Ihnen seine Augen und Ohren in der gesamten Stadt. Lud sich ein Adeliger einen Priester der Eriadne ins Haus, so würde Brennan - manchmal auch erst Wochen später - davon erfahren. Einige wenige seiner Vögel hatten offensichtlich sogar den Blick dafür, bei wem es sich lohnte, Shirashai mehr in den Fokus zu rücken und tatsächlich konnte der Kult um die Schattengöttin zumindest ein Mitglied zählen, auf welches die Aufmerksamkeit erst durch einen bunten Vogel aus Shay'vinayar gerichtet wurde.


    Dennoch wäre es ein Unding, soetwas einem potentiellen Kunden auf die Nase zu binden. Egal wie hübsch und geheimnisvoll das Gegenüber auch sein mochte.


    "Man könnte den Anschein haben, nicht wahr? Schließlich richte ich sie ab und die meisten Vögel kennen zeit ihres Lebens nur mich und meine Angestellten. Doch auch diese Kontakte entfremden, je länger sie bei ihrem neuen Herrn sind." Brennan machte eine kurze Pause und sah erneut zur Cath'shyrr.
    Gehörte sie zu den Personen, die reich geheiratetet hatten oder einfach von Geburt an reich waren? Oder mußte auch sie einem Erwerb nachgehen?


    "Sie sind mein Lebensunterhalt. In Shay'vinayar ehren wir die Tiere sehr, doch wer in die Händlerzunft eintritt weiß schnell, dass man sein Herz nicht an sie hängen darf. Ein Bauer trauert ja auch nicht dem Pflänzchen hinterher, dass er monatelang gegossen und umpflegt hat, bis es die reife Frucht trägt."

  • Es war einerlei, ob Brennan die Wahrheit sagte oder flunkerte. Der Vogel, den Maida zu erwerben gedachte, würde dem Vogelhändler nichts über die Cath'shyrr zu berichten haben. Es war keine Brieftaube, die sie für eigene Botengänge benötigte. Das trällernde kleine Tierchen würde in einem Herrenhaus sitzen und aus seinem Käfig heraus beobachten, wo Geld, Geschmeide und wichtige Dokumente verwahrt wurden. Targos letzte Worte allerdings trafen sie bis ins Mark. Ihre Pupillen weiteten sich kurz, ehe sie sich wieder unter Kontrolle hatte. Hastig wandte Maida den Kopf und ließ die Augen ins Palastviertel hinein schweifen.


    "Wie Recht Ihr doch habt. Geschäftliches und Persönliches stets zu trennen, davon hängt das eigene Seelenheil ab. Niemals das Herz an sie hängen. Es könnte einen töten, würde man es zu häufig tun."


    Das Gesicht ihres ersten Förderers tauchte vor ihr auf und verblasste wieder. Sie hatte ihm den Tod gebracht, wie auch sich selbst. Ein bitteres Lächeln legte sich auf ihre ungeschminkten Lippen. Ihr Blick verlor sich.


    Ein Geräusch holte sie zurück in die Gegenwart. "Oh, verzeiht, worüber sprachen wir gerade?"

  • Brennan holte ein Taschentuch aus seinem Wams. Er hatte Niesen müssen und damit Maida offensichtlich aus einem Gedanken gerissen. Er entschuldigte sich höflich.


    "Ich denke über das Geschäftliche haben wir genug gesprochen. Wenn ihr mögt, zeige ich euch die Vogeldame und wir können mit dem Training beginnen, sobald ihr Zeit habt. Ansonsten.."


    Brennan hob den Korb mit den Äpfeln auf den Schoß.


    "Könnte ich euch einen Apfel anbieten. Und ich habe euch einen Spaziergang angeboten. Was möchtet ihr sehen? Den Hafen, das Palastviertel, den Markt.. seht mich als euren Fremdenführer für den heutigen Tag."
    Brennans jungenhaftes Grinsen schlich sich wieder auf sein Gesicht. Es gab Unangenehmeres als den Tag mit einer hübschen Frau zu verbringen.
    Auch wenn es in seiner Nase schon wieder kribbelte.

  • Maida lächelte verhalten und sah großzügig über eine Unzulänglichkeit wie das Versprühen von Nasenflüssigkeit hinweg. Sie hätte Brennan erzählen können, dass Adelige den Trick anwandten, Niesreiz durch das Kitzeln des Gaumen mit der Zungenspitze zu unterdrücken, doch das wäre unhöflich gewesen.


    Maida suchte sich einen knackigen grünen Apfel aus, obwohl sie gerade keine Lust darauf verspürte, und wog ihn scheinbar prüfend in der Hand, während sie überlegte. Das Palastviertel reizte sie, war ihr jedoch bekannt. Am Hafen war sie nur sehr selten. Es interessierte sie, was ein Händler dort zu zeigen wusste.


    "Hm, der Hafen, man sagt, dort ginge es sehr hektisch zu, es stinke und sei voller lauter, schrecklicher Menschen. Verruchter Menschen. Ja, das wäre ein Abenteuer." Maida kicherte, wie es reiches verwöhntes Mädchen bei diesem Gedanken getan hätte. "Ein Abstecher würde mich durchaus reizen, ehe ich mir die bezaubernde Vogellady ansehe."

  • Ein Schmunzeln glitt über Brennans Züge. "Ihr erstaunt mich. Ich hätte erwartet eine Dame eures Formates entscheidet sich für das Palastviertel."
    Brennan biss in den Apfel. Nachdem er den Bissen runtergeschluckt hatte, fuhr er fort:
    "Aber das macht euch nicht minder interessant. Im Gegenteil."


    Ein verschwörerisches Funkeln war in den dunklen Augen aus Shay'vinayar zu erkennen.
    "Ich mag den Hafen. Sehr. Mit seiner Tristesse holt er das Dunkelste aus uns heraus. Das, was wir immer versuchten zu verstecken. Und doch haben wir in keiner Umgebung sonst die Möglichkeit derart zu strahlen." Brennans Lachen verstummte, als er Maida erneut in die Augen sah.


    "Allerdings.. meine Teuerste, ich gab mein Wort, euch nicht am ersten Tag zu verführen und ich weiß nicht, ob ich das einhalten könnte, wenn ihr am Hafen hervorscheint wie ein aufgehender Stern.." Brennans Stimme war leise geworden, eindringlich. Der Priester der Shirashai war in ihm erwacht.

  • Ein herzhaftes Lachen entrang sich Maidas Kehle. "Ah, ich wusste gleich, ich könne Euch mit meiner Wahl beeindrucken. Eure Einschätzung war durchaus korrekt. Das Palastviertel war meine erste Wahl, doch wann erhalte ich wohl je wieder Gelegenheit die übelste Gegend Nir'alenars zu besichtigen."


    Ihre Worte klangen, als hätte sie noch nie von den Katakomben und seinem Nachtmarkt gehört, dem der Hafen weder in seiner Unmoral noch Niedertracht je den Rang ablaufen könnte.


    Herzhaft biss sie in den Apfel. Etwas an Brennan veränderte sich. Sie konnte es spüren und zugleich in seinen Augen sehen. Andächtig kaute Maida auf dem Apfelstück als würde ihr die Veränderung nicht auffallen. Der Vogelhändler war nicht ganz so rechtschaffen, wie es auf den ersten Blick den Eindruck machte. Die Cath'shyrr kannte das. Der erste Eindruck trog nur zu oft. Ihr Interesse an Brennan Targo vervielfachte sich. Shirashai, spionierende Vögel... was gab es da wohl noch zu entdecken?


    Als sein Lachen verstummte und nun auch die Stimme dem Stimmungswechsel folgte und eindringlich wurde, schluckte Maida den letzten Bissen und schenkte Brennan einen verheißungsvollen Blick aus grünen Augen. Sie liebte Komplimente sehr.


    "In diesem nichtssagenden Aufzug?" Ihr Blick glitt über ihre schlichte Bekleidung. "Darauf lasse ich es gerne ankommen, Verehrtester", schnurrte sie mit einem Schmunzeln auf den vollen Lippen und senkte gleichfalls die Stimme. "Nun habt Ihr es geschafft mich ganz besonders neugierig zu machen. Auf den Hafen und auf Euch. Ich meine zu ahnen, dass Euch das, was sich hinter meinem Strahlen verbirgt, noch sehr viel mehr reizen würde."


    Wie zufällig streiften ihre Finger seinen Unterarm, ehe sie den Arm hob um eine kecke Haarsträhne von der Wange zu streichen.

  • "Dessen bin ich mir sicher." Schmunzelte Brennan. Bei noch einer anderen Sache war er sich nun sicher. Bis eben hatte immer noch die Möglichkeit bestanden, dass Maida nur eine junge Dame aus Adelskreisen war. Er hatte schon einige von ihnen kennengelernt. Manche waren hinter ihrer vornehmen Fassade abenteuerhungrig, andere frivol, aber sie alle hatten nicht das, was er nun in Maidas Augen hatte aufblitzen sehen.
    Nein, Maida war keine ahnungslose Frau. Sie wollte seinen Vogel tatsächlich nicht als einfaches Geschenk. Hinter dieser Dame verbarg sich mehr und Brennan merkte, dass es ihn schon jetzt reizte, herauszufinden was es war.


    Trotz des ständigen Niesreizes.


    "Dann lasst uns gehen.." Fest und gleichzeitig voller Zärtlichkeit nahm Brennan die Hand, die noch eben über Maidas Wange gefahren war in seine eigene und zog die Cath'Shyrr hoch.
    Seinen angebissenen Apfel hatte er auf der Bank liegen gelassen, der Korb stand daneben. Brennan würde beides hier lassen. Ihm stand nicht der Sinn danach, Äpfel durch Nir'alenar zu tragen. Er hatte Appetit auf etwas ganz anderes bekommen.


    "Also zum Hafen, meine Schöne." Sprach er leise und seine Lippen näherten sich Maidas, hielten jedoch kurz vor ihren an. Die dunklen Augen suchten ihren Blick, bevor er sich von selbigem wieder losriss und die Frau aus dem Katzenvolk in Richtung Hafenviertel hinter sich herzog.

  • Seine Hand war warm und weich. Wie die eines Herren mit Dienstpersonal. Keine Schwielen oder Narben zierten die anmutigen Finger. Maida ließ sich hochziehen und folgte geschmeidig seiner Führung. Brennan war ein ausgesprochen anziehender Mann, in vielerlei Hinsicht. Sie duldete seine Nähe, vermied es jedoch die Distanz zu unterschreiten. Kurz versank sie in seinen dunklen Augen, meinte bis in sein Innerstes zu schauen, das vielschichtige Tiefen versprach. Düsternis haftete ihm an, dem äußerlich so höflichen und wohlerzogenen Händler. Die Cath'shyrr spürte seinen unbeugsamen, starken Willen, die lodernde Leidenschaft für alles, dem er Bedeutung beimaß. Ein wahrlich faszinierender Mann. Gefährlich wohl für jeden, der ihn unterschätzte.


    Heiß fühlte Maida seinen Atem auf ihren Lippen und erschauerte. Was für ein aufregendes Spiel. Nur sie allein wusste, wie es enden würde. Egal, woran sich Brennan morgen früh erinnern würde, Maida würde als einzige die ganze Wahrheit kennen. Er hatte sich bereits abgewandt und konnte ihren prüfenden Griff an den Gürtel nicht mehr sehen. Alles dort, wo es sein sollte. Sie ging nie ohne aus dem Haus.


    Mit der freien Hand hob sie den Rockschoß ein wenig an, damit der Stoffsaum nicht zwischen Schuhe und Straße geriet und sie zum straucheln brachte. Maida lachte ausgelassen, als sie den Apfel achtlos fallen ließ und hinter ihm her eilte.


    "Nicht so hastig, Verehrtester, sonst heben wir noch ab und fliegen davon wie Eure Vögel."

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!